Im zweiten Teil des Ballettabends erlebt das Publikum ein „Postulat für die Liebe zum Tanz“. Altmeister Maurice Béjart choreographierte 1978 dieses autobiographisch inspirierte Handlungsballett.
Bevor die Musik einsetzt, zeigen Bims Freunde einer nach dem anderen ihr Können und legen es ihm als Mitgift in die Wiege. Der Schüler Bim wird in Madames (Marcia Haydeé) Obhut zu einem Tänzer hochgepäppelt. Sie erzieht ihn und seine Freunde zu Balletttänzern. Dabei geht sie mit eiserner Disziplin vor. Ihre Hauptaussagen lauten: „Arbeiten, Arbeiten, Arbeiten“. Damit macht sie alles zunichte, was Spaß macht. Kaum hat Bim (Alexander Zaitsev) sich mit einem jungen Mädchen (Elisabeth Mason) vergnügt, fährt Madame dazwischen und korrigiert die Haltung.
Selbst wenn der Rhythmus der Madame in die Beine fährt und sie eine flotte Charleston-Sohle aufs Parkett legen lässt: Sobald sie ihren Übermut bemerkt, setzt sie ihr strenges Gesicht auf, streicht ihren Rock glatt und verkündet ihr Allheilmittel gegen jegliche Versuchung: Arbeiten! Arbeiten! Arbeiten!
Glücklicherweise kommt Offenbach (Filip Barankiewitz) dazwischen und korrigiert. Jaques Offenbach tanzt – aber wie! Voller sprühender Lebenslust. Er befindet sich mehr in der Luft als auf dem Boden.
Die sechs Freunde (Alexander Jones, Roland Havlica, Jesse Fraser, Damiano Pettenella, Özkan Ayik, Roman Novitzky,) vollführen jeweils Solo-Kunststücke, so lange Madame ihnen den Tanz nicht madig macht. An ihrem Anflug von Muttergefühlen merkt nicht nur Bim, sondern auch das Publikum: Sie meint es ja nur gut! Am Schluss gibt sie kurz vor ihrem Tod das Zepter an Bim weiter. Der findet nach einigen Anläufen seinen eigenen Stil. Am Ende siegt die Lust am Tanzen.
Sowohl Bühne als auch Kostüme von Thierry Bosquet kann man ohne Umschweife als opulent und pompös bezeichnen, im Gegensatz zum ersten Stück des Abends, The Lady and the fool. Das ägyptisch angehauchte Jugendstil-Bühnenbild erinnert an Aida, Sphinx und goldene Salon-Atmosphäre. Bim erträumt sich die Personen und Melodien, die in Madames Fantasie nicht vorkommen – von der Antike über die Husaren bis zur klassischen Ballerina. Damen in bodenlangen Kleidern walzen/schweben füßelos über die Bühne. Offenbach mischt die Gesellschaft auf, wenn es zu langweilig wird. Kunterbunte Kostüme – mit verschiedenfarbigen Strümpfen wie bei Pippi Langstrumpf – bilden den Abschluss, passend zu schmissigen Melodien von Jacques Offenbach. Da geht dem Corps de ballett der Gaul durch. Irgendwann sieht man sie nur noch fliegen.
Nach dieser turbulenten Lektion haben die Zuschauer gelernt: Tanz besteht zur Hälfte aus Inspiration, Übermut, Freude an der Bewegung; zum gleichen Teil aus Arbeiten! Arbeiten! Arbeiten!
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Gaîté Parisienne in der Stuttgarter Staatsoper
CHOREOGRAPHIE | Maurice Béjart
BÜHNENBILD UND KOSTÜME | Thierry Bosquet
BELEUCHTUNG | John van der Heyden
Besetzung am 25. April 2012
BIM | Alexander Zaitsev
MADAME | Marcia Haydée
OFFENBACH | Filip Barankiewicz