Figaros Hochzeit oder Die Hochzeit des Figaro knüpft als Fortsetzung an den Barbier von Sevilla an. Figaro half damals dem Grafen Almaviva, seine Angebetete Rosina aus den Klauen ihres Mündels, Doktor Bartolo, zu befreien. Doktor Bartolo wollte einst Rosina heiraten, um an ihre Mitgift zu kommen. Durch Figaros List und Tücke, mit der er nicht nur den Doktor, sondern den Notar und weitere Personen hereinlegte, ging schließlich Graf Almaviva als Sieger hervor. Er heiratete seine Rosina, siehe -> Die Geschichte vom Barbier von Sevilla
Erster Akt – Graf und Gräfin Almaviva sind in die Jahre gekommen
Die Gräfin trauert ihrer vergangenen Schönheit nach, der Graf ersetzt diese durch jüngere Schönheiten. Aber auch er ist mit den Jahren bequemer geworden. Er wildert nicht mehr außerhalb, sondern bevorzugt junge Frauen innerhalb seines Schlosses. Für Susanna, die Braut seines Dieners Figaro, hat er sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Dem Hochzeitspaar stellt er eine Wohnung zur Verfügung – direkt neben seinen Gemächern.
Figaros Hochzeit
Figaro wird er mit irgendwelchen Aufträgen in der Gegend herumschicken, während er Susanna direkt nebenan in ihrer Wohnung heimsucht. Ein bequemes Bett hat er dem jungen Brautpaar auch schon spendiert. Susanna durchschaut seine Zielvorstellung sofort. Als sie es dem – in dieser Hinsicht naiven – Figaro verklickert, rast er vor Wut. Er wäre aber nicht der pfiffige Figaro, wenn er es zum offenen Bruch kommen lassen würde.
Dunkle Wolken brauen sich zusammen. Doktor Bartolo findet endlich eine Gelegenheit für seine Rache. Die Haushälterin Marcellina beauftragt ihn, bei Gericht durchzusetzen, dass Figaro sie heiraten soll. Er hat ihr einmal schriftlich das Heiratsversprechen gegeben, als Sicherung für ihr geliehenes Geld.
Cherubino, der Schürzenjäger-Azubi und Page im Dienst des Grafen, flüchtet sich zu Susanna. Der Graf hat ihn bei der Gräfin erwischt. Jetzt muss er sich verstecken. Als der Graf ihn entdeckt, ernennt er Cherubino zum Offizier und schickt ihn damit weit weg von der angenehmen Hofgesellschaft.
Zweiter Akt – Versteckspiel in den Gemächern der Gräfin
Als Zofe der Gräfin Almaviva weiht Susanna ihre Herrin sofort ein. Sie möchte Figaro heiraten und nicht von dem alten Grafen vergewaltigt werden. Der beruft sich auf das schon längst abgeschaffte „Recht der ersten Nacht“. Gräfin Almaviva allerdings will unbedingt ihren Mann zurück erobern. Ihrem Gatten war sie bisher treu, was sie auch (vergeblich) von ihrem Ehemann erwartet. Lediglich schwach wurde sie bei Cherubino, der auch prompt hereinplatzt und um ein Versteck bittet. Um seine Anwesenheit zu vertuschen, stecken sie ihn in Frauenkleider. Ausgerechnet hier kommt der Graf herein, den sofort die Eifersucht packt.
In diesen ergiebigem Kleidertausch und hinter-Sessel-und-Betten-Hervorlugen platzen Marcellina und Bartolo, die gegen Figaro Klage erheben wollen, bevor er heiratet. Das kommt dem Grafen gerade recht – die Heirat von Figaro und Susanna wird verschoben.
Dritter Akt – Figaro findet seine Eltern
Die Gräfin möchte ihren Grafen erneut verführen und befiehlt Susanna, sich mit ihm im Garten zu verabreden; in Susannas Namen hat sie ihm einen Brief geschrieben; in Susannas Kleidern will sie ihm zeigen, was in ihr steckt. Der Graf ist derart entzückt von Susannas Brief und Angebot, das er als Gerichtsherr eine kleine Schlappe wegsteckt. Figaro, das Findelkind, entpuppt sich in der Verhandlung als der uneheliche Sohn von Marcellina und Bartolo. Heiraten können Mutter und Sohn also nicht mehr. Jetzt aber steht die hinterhältige Drahtzieherin Marcellina auf der Seite der Frauen.
Vierter Akt – im Garten herrscht reges Treiben hinter allen Büschen
Der Graf wartet auf Susanna, die im Gewand der Gräfin kommt, während die Gräfin in Susannas Kleidern erscheint. Der eifersüchtige Figaro traut seiner Susanna nicht so ganz und aktiviert Bartolo und Marcellina, damit sie mit anhören und sehen können, was der Graf mit ihr macht. Nach Versteckspielen hinter Büschen und Bäumen, Verkleidungen der bisherigen Haupt- sowie Nebenpersonen, Verfolgungsjagden, Zank und Streit aller Beteiligten und Vertragen Derselben heiraten Figaro und Susanna.
…nur Graf Almaviva steht am Ende blamiert da.
„Figaros Hochzeit“ oder „Die Hochzeit des Figaro“ (Le nozze di Figaro) mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Die Oper erlebte die Uraufführung am 1. Mai 1786 im Wiener Burgtheater. Das Libretto schrieb Lorenzo da Ponte nach der literarischen Vorlage „La Folle Journée ou le Mariage de Figaro“ von Beaumarchais. Die Oper spielt im Schloss des Grafen Almaviva, Aguasfrescas bei Sevilla, um 1780 – also in der Gegenwart. Die 3 1/2 Stunden lange Oper war eine Provokation gegen den herrschenden Adel und hätte Mozart Kopf und Kragen kosten können. Zwar ist am Ende eine Komödie über die Zustände in adligen Kreisen entstanden, aber nicht alle Adligen konnten darüber lachen.
Personen:
Graf Almaviva (Bariton)
Gräfin Almaviva (Rosina) (Sopran)
Figaro, Kammerdiener (Bassbariton)
Susanna, Mündel und Kammerzofe der Gräfin, Figaros Verlobte (Sopran)
Cherubino, Page des Grafen und Barbarinas Verlobter (Mezzosopran)
Marcellina, Beschließerin im gräflichen Schloss (Mezzosopran)
Bartolo, Arzt aus Sevilla (Bass)
Basilio, Musikmeister der Gräfin (Tenor)
Don Curzio, Richter (Tenor)
Antonio, Gärtner und Susannas Onkel, zugleich Vater Barbarinas (Bass)
Barbarina, Tochter des Antonio (Sopran)
Zwei Frauen
Chor der Landleute (Chor)
Hochzeit des Figaro: Videos, Berichte, Opernführer von Inszenierungen
Diese Oper wird bis zum heutigen Tage in sämtlichen Opernhäusern aufgeführt. Die unterschiedlichen Inszenierungen reichen von traditionell in Rokoko-Kostümen bis hin zu modernen Straßenkleidungen.
Es ist gut möglich, die gleiche Musik zu hören, aber jeweils eine andere Geschichte zu erleben. Mal ist der Graf Almaviva ein Adliger, er kann aber auch in einem anderen Zusammenhang ein Gangsterboss sein. Mal ist die Aufführung komisch, mal sozialkritisch oder auch turbulent. Es lohnt sich, diese Oper öfters zu sehen, denn sie kann mit jeder neuen Inszenierung überraschen.
Um Ihnen einen Eindruck davon zu geben, wie vielfältig die Inszenierungen sein können, zeigen wir Ihnen einige Beispiele: Videos, Berichte und Opernführer von verschiedenen Inszenierungen. So können Sie die Vielseitigkeit und Kreativität dieser Oper hautnah erleben.
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Video: Le nozze di Figaro von Wolfgang Amadeus Mozart
Video von der ganzen Opernaufzeichnung aus der Opera Ballet Vlaanderen
Online bis 08.03.2024
Video-Trailer: Opera Ballet Vlaanderen spielt Le nozze di Figaro von Mozart
Le nozze di Figaro. Eine zutiefst menschliche Komödie auf dem Höhepunkt von Mozarts Schaffen.
Eine äußerst turbulente Inszenierung.
Opera Ballet Vlaanderen
Le nozze di Figaro von Wolfgang Amadeus Mozart
Streamed in OperaVision am 08.09.2023 um 19:00 MEZ
Online bis 08.03.2024 um 12:00 MEZ
Aufnahme vom 27.06.2023
Gesungen auf Italienisch
Oper Stuttgart: Figaros Hochzeit von Wolfgang Amadeus Mozart
Repertoire-Vorstellung mit den Sänger/Darstellern der Oper Stuttgart – einer der Höhepunkte der Spielzeit.
Graf und Gräfin Almaviva treten in Rokoko-Kostümen auf. Der Graf (Shigeo Ishino mit baritonalem Schmelz ) wirkt edel, selbst wenn er im Nachthemd nach Susanna sucht und sich im Bad verstecken muss – ausgerechnet neben seinem Rivalen Cherubino. Die Gräfin (Catriona Smith, mit variabler Sopranstimme) ist in ihrem vornehmen, weit ausladendem Kleid sofort als Adlige zu erkennen. Catriona Smith verkörpert überzeugend diese Rolle. Selbst wenn sie mit Susanna die Kleider tauscht, behält sie ihre vornehme Haltung.
Regie, Bühne und Kostüme
Bei diesem Verwirrspiel, in dem jeder sich irgendwo versteckt, in die Kleider des anderen schlüpft oder an verschiedenen Stellen kurz auf der Bühne erscheint, behalten die Zuschauer dennoch den Durchblick, siehe -> Geschichte von Figaros Hochzeit
Nicht nur die Übertitel tragen zum Verständnis bei, sondern Regie, Bühne und Kostüme – bei Nigel Lowery ist alles aus einem Guss. Gut unterscheiden kann das Publikum die einzelnen Personen in ihren individuellen Masken und Kostümen.
Ein paar schräge Typen bevölkern die Bühne.
Figaro (André Morsch) verfolgt Susanna und den Grafen im Hausmeisterkittel. André Morsch gibt mit seinem Bariton den Gegenpart zum Grafen. Beide sind ebenbürtig, sowohl was die Stimme als auch die Darstellung anbelangt. Susanna (Pumeza Matshikiza) tritt privat mit einem karierten Miniröckchen auf, im Dienst als Stubenmädchen mit weißer Schürze. Pumeza Matshikiza, seit dieser Spielzeit Ensemblemitglied der Oper Stuttgart, hat sich schon längst in die Herzen des Opernpublikums gesungen. Bartolo (Karl-Friedrich Dürr) wurde zu einem Carabinieri umfunktioniert. Helene Schneidermann singt jetzt glücklicherweise wieder vermehrt in Stuttgart. Ihre Marcellina bekommt als Erkennungszeichen eine dicke Brille und gefärbte lange Haare verpasst, die als Zeichen ihres Alters am Scheitel grau auswachsen.
Als Antonio ist Mark Munkittrick mit seinem unverkennbaren Bass gleich heraus zu hören. Ihn ausfindig zu machen ist etwas schwieriger, denn statt der gewohnt schlaksigen Gestalt bewegt sich eine Obelix-Figur über die Bühne. Der kleine Schwerenöter Cherubino wird – vom Äußeren her – seine besten Chancen bei absolutem Männermangel haben. Diana Haller, mit ihrem Mezzosopran häufig in einer Hosenrolle zu hören, verkörpert auch ihn souverän. Basilio (Heinz Göhrig) schleicht herum mit pechschwarzen, fettigen Haaren, einem weinroten Jackett und Hosen, die über den Knöcheln enden. Heinz Göhrig, der wandlungsfähige Sänger/Darsteller, schlüpft in viele Rollen hinein – perfekt. Den Richter Curzio singt Roberto Ortiz. Barbarina (Yun-Jeong Lee) zwitschert mit ihrem hohen Sopran, während sie in ihrem seidenen Kleidchen über die Bühne trippelt.
Das Bühnenbild spielt mit der offenen Verwandlung.
Die Zimmer sind fast leer, bis auf wenige Requisiten. Sobald die Handlung in den gräflichen Gemächern spielt, schweift der Blick aus dem Fenster in den Schlossgarten. In der Dienerwohnung fällt der Blick in einen Hinterhof.
Hochzeit (Le nozze di Figaro) von Wolfgang Amadeus Mozart in der Oper Stuttgart
Musikalische Leitung: Uwe Sandner, Regie, Bühne und Kostüme: Nigel Lowery, Licht: Pat Collins, Chor: Johannes Knecht, Dramaturgie: Juliane Votteler
Besetzung am 5. Dezember 2012:
Graf: Shigeo Ishino, Gräfin: Catriona Smith, Susanna: Pumeza Matshikiza, Figaro: André Morsch, Cherubino: Diana Haller, Marcellina: Helene Schneiderman, Bartolo: Karl-Friedrich Dürr, Basilio: Heinz Göhrig, Curzio: Roberto Ortiz, Barbarina: Yun-Jeong Lee, Antonio: Mark Munkittrick
Figaros Hochzeit ist nicht nur ein musikalisches Meisterwerk, sondern auch eine zeitlose Geschichte über Macht, Liebe und Intrigen. Lassen Sie sich von der Musik und den Inszenierungen verzaubern und tauchen Sie ein in die Welt von Figaro und seinen turbulenten Hochzeitsvorbereitungen.
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