Seit dem Morgen ist es schwül bei konstant 30 Grad – bis in die Abendstunden. Dabei strahlt die Sonne nicht wirklich, denn sie verbirgt sich hinter einer Dunstglocke. Trotz des manchmal böigen Windes lässt der Himmel kaum ein Blau sehen.
Den heutigen Tag nutze ich zur Gierschernte – nur die zarten Knospen mit wenigen Blättern. Schon beim bloßen Wort „Giersch“ werden einige zusammenzucken. Dabei ist er doch der treuste Freund der Gärtnerin. Auch wenn alle sie verlassen, der Giersch bleibt das ganze Gärtnerleben an ihrer Seite, geht mit ihr durch dick und dünn. Es soll Gärtner geben, die ihn wegen dieser bedingungslosen Ergebenheit als „mein Fußpilz“ titulieren, aber das halte ich für ein Gerücht.
Mein Tipp: nicht ärgern – genießen!
Heute kommt er zum Mittagessen auf den Tisch als grüne Gierschsauce (statt roter Tomatensauce) zu Spaghetti. Auf den Giersch setze einen Klecks Schmand drauf, während die übrigen Familienmitglieder Parmesankäse bevorzugen. Ich mag kein Parmesan. Für mich schmeckt er wie schonmalgegessen. Mit Schmand kommt das eigenwillige Aroma viel besser zur Geltung.