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In der Literatur – wie die Amerikaner ihr Lieblingsspiel zelebrieren

Buch, Film oder Theaterstück sind wie offene Fenster zur Welt: es gibt die Farben, Düfte, Gewohnheiten und auch die Lebensphilosophie eines Landes und seiner Bewohner wieder. Die Geschichte und die ambivalenten Emotionen des Spiels stellen eine wichtige Komponente der amerikanischen Kultur dar, die von vielen Autoren geschildert wird.

Die Geschichte
Beginnen wir zuerst mit einer kurzen Beschreibung der Geschichte. Schon im Jahre 1829 hat der englische Schauspieler Joseph Crowell darüber berichtet, in New Orleans ein Kartenspiel gespielt zu haben. Fast fünfzehn Jahre später, im 1843, erschien das Buch von Jonathan H. Green „An Exposure of the Arts and Miseries of Gambling“, in dem der Autor die von den Mississippi-Kanalschiffen bedingte Ausbreitung des Spiels von New Orleans in den Rest der Vereinigten Staaten beschreibt. Auf diesen Schiffen spielte man nämlich gerne zur Kurzweil. Während des US-amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) und selbstverständlich auch nachher, wurden dann viele Neuheiten und Spielvarianten eingeführt. Die modernen Turniere wurden nach dem Beginn von World Series 1970 immer beliebter und einige Jahre später erschienen auch die ersten Bücher über empfehlenswerte Strategien. In den 80er Jahren wurde das Spiel in der Populärkultur als eine gewöhnliche Freizeitgestaltung dargestellt. Es erschien beispielsweise auch in der Science-Fiction-Fernsehserie Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert und etwas später auch in The Simpsons. In den 90er Jahren breiteten sie sich immer weiter aus und im 1998 kam dann auch das erste Online Spiel. Diese Einführung hat im 21. Jahrhundert einen unerhörten Popularitätszuwachs zur Folge gehabt und die Anzahl an Räumen, dank denen man nun bequem auf dem Computer oder Handy spielen kann, wurde immer höher.
Es ist übrigens weiter erwähnenswert, dass es in Europa zum ersten mal erst im Jahre 1999 bekannt gemacht wurde (dies dank der britischen Fernsehserie „Late Night“).

In der Literatur
Zum ersten Mal erschien das Wort in einem Text von James Hildreth („Dragoon Campaigns“), man schrieb das Jahr 1836. Seitdem haben sich unheimlich viele Bücher mit dem beliebten Spiel beschäftigt, viele Schriftsteller haben es in ihren Werken erwähnt oder sogar zum Hauptthema gewählt. Wie wird es also in der amerikanischen Literatur dargestellt?

Im Jahre 1947 wurde in New York ein Drama in drei Akten von Tennessee Williams namens „Endstation Sehnsucht“ („A Streetcar Named Desire”) aufgeführt, das 1951 mit Marlon Brando in der Rolle des Stanley Kowalski verfilmt wurde. Williams, einer der berühmtesten Dramatiker des 20. Jahrhunderts, beschreibt in seinem Roman „Endstation Sehnsucht“ den Kontrast zwischen dem Untergang der Vorrechte der Südstaaten und dem Hervortreten der Industrialisierung des Nordens. Während die Hauptfigur Blanche die Unfähigkeit Probleme zu lösen und ein Leben aufzubauen symbolisiert, stellt der virile Spieler das Unvermögen dar, all das zu akzeptieren, was fremd und demnach „falsch“ ist.

Die einzigartige Weise, auf die es den wahren amerikanischen Charakter widerspiegelt, beschreibt unter Anderem auch John Lukas in seinem Buch „The American Character” (1963). Lukacs ist nämlich der Ansicht, dass dieses Speil der westlichen Lebensauffassung tatsächlich sehr Nahe kommt, weil hier der freie Wille über Schicksal- oder Gelegenheitsphilosophien siegt und weil die Spieler als freie Wesen betrachtet werden.

Nach David Mamet („The Things Teaches Us” – 1982) lernen wir beim Spielen uns selbst, also unsere wahre Persönlichkeit, kennen und je mehr wir spielen, desto mehr erfahren wir, sowie unsere Gegner, über uns selbst. Und James McManus („Cowboys Full“ – 2009) geht noch weiter und spricht darüber, dass es das amerikanische DNA stark durchflochten sind.

Es scheint also in der amerikanischen Kultur eine große Bedeutung zu haben, was auch John Updike in seinem Werk darstellt. Updike beschreibt in seinen Romanen und Erzählungen hervorragend die Befindlichkeiten des amerikanischen Mittelstandes. Seine im New Yorker veröffentlichte Erzählung „Night” (1987) sprich darüber, wie wichtig eben diese Nacht ist. Er spielte selbst gerne mit seinen Freunden, und diese Speil-Nächte waren für alle aus der Gruppe etwas extrem Wichtiges, alle wollten unbedingt dabei sein. Dabei spielten sie nur mit Fünf- oder Zehncentstück, das Zusammentreffen mit Freunden war nämlich viel wichtiger als Geld. Und die Hauptfigur seiner Erzählung verhält sich genauso. Es wird ihm kommuniziert, dass er an Krebs erkrankt ist und wie reagiert er? Entscheidet er sich vielleicht nach Hause zu seiner Frau zu gehen und ihr alles zu erzählen? Nein. Was macht er also? Er geht spielen… So wichtig ist eben dieses Kartenspiel für einen Amerikaner.

Kartenspieler: