Charlotte Retzloff, ihres Zeichens Köchin bei Wilhelm IV und seiner Gemahlin Cecilie, plaudert über ihre geliebten und verehrten Herrschaften – frisch von der Leber weg in perfektem berlinerisch.
Selbstbewußt führt sie durch ihre modern eingerichtete Küche, in der sie erlesene Speisen zubereitet.

Zwar hat es etwas gedauert, bis sie sich an die neumodischen Früchte und Gemüse – wie Feigen oder Artischocken – gewöhnt hatte. Wilhelm IV, der reiselustige König, brachte sie aus Italien mit. Mittlerweile bauen die Gärtner die Früchte im Schlossgarten an. Ebenso die Weintrauben, die an den Terrassen von Schloss Sanssoucis Wänden vortrefflich gedeihen. Zwischen den Weinstöcken stehen kleine Gewächshäuser, in denen bis zum heutigen Tage die Feigen wachsen.
Stolz zeigt die Köchin die technischen Errungenschaften.

Im Wandkamin ist ein Spieß eingelassen für die Spanferkel, Lämmer, Rehe und was sonst noch so rumgedreht werden muss, damit es gar, kross und braun wird. Für die kleinen Vögel steht eine Ausbuchtung im Herd zur Verfügung, in die die Spieße hineingesteckt und gedreht werden. Das Rezept für Wacholderdrosseln liefert sie gleich mit. Diese Vögel halten sich gut, selbst wenn mal mehr oder weniger Gäste kommen. Sie lassen sich wieder aufwärmen, wenn einige Gäste aus dem Plaudern nicht herauskommen wie der Humboldt, der den König mit seinen Geschichten von fernen Ländern und den dort beheimateten Wilden unterhält.
Probleme bereiten ihr die Herrschaften, die bereits vier Jahre verheiratet sind.

Noch ist kein Thronfolger in Sicht. Glücklicherweise kennt sie sich mit den Kräutern aus, und würzt kräftig ihre Speisen mit Petersilie. Denn dieses Kraut stärkt die Manneskraft.
Vollstes Einvernehmen zeigt sie mit Wilhelm Vier. Er ist nun mal ein Schöngeist, der sich um gutes Essen, erlesene Weine, kunstvolle Gemälde, arkadisch angelegte Gärten, illustre Gäste kümmert. Bei so einem Herrn kann sie ihr Können unter Beweis stellen. Es liefe alles so harmonisch, wenn ihm doch die Bettina von Arnim nicht so auf die Nerven gehen würde. Immerfort erzählt sie was von Armen und Hungernden. Ist doch verständlich, dass er sie nicht mehr empfangen möchte. Bei diesen unschönen Themen!
Wenn sie nicht als Köchin die Besucher durch Küche, Weinkeller – mit anschließender Taschenkontrolle – Schloss und Küchengarten führt, tritt Astrid Heiland-Vondruska als Märchenerzählerin und Theater-Schauspielerin auf.
Die Figur Charlotte Retzloff entwickelte sie zusammen mit der Historikerin der Stiftung Preußischer Schlösser. Herausgekommen ist ein kurzweiliger Rundgang mit Einblick in das höfische Leben, geführt von einem gestandenen Weibsbild mit schlagfertiger Berliner Schnauze.
Mehr zum Thema Potsdam:
- ☛ Potsdam Musikfestspiele Sanssouci 2018: Europa
Musiker aus 30 Ländern spielen 35 Konzerte in 3 Wochen. „Europa“ heißt das Motto des diesjährigen Musikfestivals in Potsdam, und die Stadt feiert mit. Ganz Potsdam wird drei Wochen lang – 8. bis 24. J … - ☛ Potsdam: Hotel am Großen Waisenhaus
Eine lange Tradition hat dieses Gebäude hinter sich. Gebaut wurde es zwar auch als Herberge, aber zu anderen Zwecken. Friedrich, der Soldatenkönig, baute Potsdam zur Garnisonsstadt aus. Demzufolge sch … - ☛ Potsdam: Goldener Saal in Sanssouci
Goldener Saal on Sanssouci: „Kieken Se da nich hin, sonst wern Se blind!“ Warnt Charlotte Retzloff, die resolute wie lebenserfahrene Köchin von Sanssouci, die Museumsbesucher. (Aus Sorge um die Gesund … - ☛ Potsdam zu Fuß, mit dem Rad, auf dem Wasser
Touren für Architektur-Liebhaber. Wer mag schöne Häuser gucken? Häuser, die viel über ihre Bewohner Aussagen. Eine Vielfalt der Architekturstile. Altstadt Potsdam zu Fuß erkunden Alter Markt mit reprä … - ☛ Potsdam: Schlaraffenland für Gourmets
Als Paradies für Feinschmecker erweist sich Potsdam. Es beginnt mit dem Frühstück in Bäckerei, Café oder Hotel. Danach in fernen Küchen schwelgen oder Speisen mit frischen regionalen Produkten genieße … - ☛ Potsdam: Die Köchin von Sanssouci
Charlotte Retzloff, ihres Zeichens Köchin bei Wilhelm IV und seiner Gemahlin Cecilie, plaudert über ihre geliebten und verehrten Herrschaften – frisch von der Leber weg in perfektem berlinerisch. Selb … - ☛ Potsdam: Barberini-Museum und Filmstadt Babelsberg
Verblüffende Parallelen in Potsdam. Ein Film von Muck Van Empel und ein Gemälde von Max Beckmann – erlebt im Filmfestival „Sehsüchte“ und im Barberini-Museum. Max Beckmann war entzückt von der Welt de … - ❢ Demnächst auf 8ung.info: Potsdam – 3 Tage Kultur pur!
Ein volles Programm bietet diese Pressereise nach Potsdam. Besonders freue ich mich auf die Museen. Im Museum Barberini blicken wir hinter die Kulissen des Neubaus – nach der Ausstellung. Im Schloss S …