Der jüdische Friedhof nahe Bad Rappenau gehört zu den gut erhaltenen, seltenen Zeitzeugen.
Besuch trotz Barrikaden (1. Teil). Was vermooste Grabsteine ausplaudern (2. Teil).
Ein kompetenter Fremdenführer wie Bernhard Göller ist auf alles vorbereitet, hat meist Plan B oder C in Bereitschaft.
Durch den mit einer Mauer umfassten jüdischen Friedhof führt ein Tor, zu dem der Reiseführer einen Schlüssel besitzt.
Heute nützt der Schlüssel nichts, denn in der Nacht stürmte es. Ein Baum fiel akkurat auf das Tor. So akkurat, dass seine Äste wie eine Krake alles umklammern. Sowas entwickelt sich zu einem Fest für die Besuchergruppe. Sofort finden sich die männlichen Teilnehmer ein, von denen jeder die ultimative Methode kennt. Trotzdem trifft MANN sich auf dem kleinsten Nenner.
Zwecklos!
Alle nachfolgenden Versuche des Gästeführers, die Bagage über die Mauer klettern zu lassen, schlagen fehl. Mit fadenscheinigen Ausreden:
„Die helle Hose wird bei dieser feuchten, vermoosten Mauer dreckig.“
„Die Mauer ist zu hoch, um drüber zu steigen.“
„Der Friedhof liegt tiefer als der Weg. Der Rückweg ist zu beschwerlich.“
Knieprobleme, Nekrose in der Hüfte…
Ein vorbeilaufender Jogger gibt den entscheidenden Tipp. Am gegenüber liegenden Ende des Areals wartet – hinter Büschen versteckt – ein kleines Tor. Laut Aussage des Läufers mittleren Alters schon immer.
Tatsächlich!
Da hat selbst der Fremdenführer, der auf dem Gelände jeden Stein kennt, noch etwas dazu gelernt. Vermutlich verbrachte er seine Lausbubenzeit an einem anderen Ort 😉
Jüdischer Friedhof für Geschichtsinteressierte.
Umzäunt von einer Mauer ruht der alte jüdische Friedhof nahe Bad Rappenau. Von 1598 bis 1937 zeugen die Grabsteine, also ein halbes Jahrtausend – allesamt verwittert und vermoost.
Mit Symbolen beschäftigt sich Bernhard Göller. In den eingehauenen Schriften der Steine liest er wie in einem offenen Buch. Die Jahreszahlen stehen in hebräisch da. Um so viele Informationen wie möglich über den Verstorbenen auf den Stein zu bekommen, arbeiteten die Nachkommen mit Abkürzungen. Das erinnert an die Abkürzungen in den Zeitungsanzeigen. Weil jede Zeile kostet, muss so viel Information wie möglich hineingepresst werden. (1-Zi-Wg m. Du Kü). Heute entziffert Bernd Göller die Schrift zusammen mit einigen Enthusiasten, die sich für Religion und Geschichte interessieren. Segnende Hände deuten auf das Grab eines Priesters hin.
Auf jüdischen Friedhöfen bringen Angehörige, die ihre Verstorbenen besuchen, keine Blumen mit. Sie legen Steine auf den Grabstein. Bei diesem vermoosten Grabstein scheint der letzte Besuch schon einige Zeit zurück zu liegen.
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Weiterführende Informationen erhalten Sie hier:
→ Bad Rappenau – Das Bad im Blütenmeer
Die Eindrücke von Bad Rappenau formten sich im Rahmen der Pressereise unter dem Motto „Gärten – Genuss – Lebensfreude“.
Herzlichen Dank für die fachkundigen Rundgänge und die hervorragende Organisation.