Umlagert ist „Der Kuss“ von Gustav Klimt – wahrscheinlich das meist fotografierte Werk im Schloss Belvedere, vielleicht sogar in ganz Wien. Golden glänzt er in einem Raum voller Augenzeugen, gezückten Digitalkameras und auf die Szene gerichteten Smartphones.
Im Schloss Belvedere drängeln sich Besucher um das Liebespaar.
Breit genug ist das Bild, das einer Vielzahl von Zuschauern in einem Umkreis von fünf Metern Platz verschafft. Mit Kameras bewaffnet drängen sie sich in das Einzugsgebiet, um einen freien Blick auf das Gemälde von Gustav Klimt zu erhaschen. Hier herrscht ein Hauen und Stechen um den besten Freiraum für ein tipptoppes Kuss-Foto, ein Selfie, ein Gruppenselfie, ein …
Wer selbst mit abgebildet sein will, hält das Smartphone möglichst weit weg oder benutzt einen Haltestiel. Dabei ist es egal, ob die Kamera die nächste Besucherin kratzt, die einfach nur am Gemälde Gefallen findet.
Golden glänzen Umhang und Kleid, golden glänzen die Sternschnuppen im Hintergrund, golden glänzen die die Mittelpunkte der Blumen auf der grünen Wiese. Es gibt viel zu schauen an Details. Der Kuss findet in einer ziemlich unnatürlichen Haltung statt, die selbst schwer ineinander Verliebte nicht lange aushalten können.
Anders sieht es bei der Phantasie anregenden Dame aus.
„Judith“ glänzt um ein paar Nuancen erotischer, ebenfalls golden. Je nach Höflichkeitsgrad stehen die Zuschauer in der Reihe, bis sie einen Blick – oder zwei oder drei – auf die Dame im Zustand der Trance werfen dürfen.
Der „Kuss“ ist ein MUSS
Zumindest gehört es bei Kunstliebhabern asiatischen Ursprungs in ihr Sightseeingprogramm.
Der Vorläufer des „Kusses“ in einem anderen Raum bleibt vollkommen unbeachtet – keine Schlangen vor dem Bild, keine Selbstbildnisse, keine glänzenden Augen.
„Der Kuss“ für Blinde und Sehbehinderte.

Menschen mit weniger gutem Augenlicht kommen im Alleingang in den Genuss des Kusses.

Sie streichen über beide Gesichter, fühlen die Ornamente des Umhangs, ertasten die Blumenwiese.
Was ist sinnlicher?
Belvedere Museum Wien – Kunstgalerie und Weltkulturerbe
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