Museum der Alltagskultur: Manche Erfindungen, wie die Kochkiste, müssen ruhen, bis sie in anderen Epochen zu neuem Leben erweckt werden. Eine große Holzkiste, gefüllt mit Heu. Mittendrin passgenaue Löcher für Kochtöpfe.
Je größer die Kiste, umso mehr Heu enthält sie und umso länger speichert sie die Wärme.
Ein Topf mit Kartoffeln wird zum Kochen gebracht und danach sofort in blubberndem Zustand in die Kochkiste gestellt. Oben und an den Seiten dient Heu als Isolationsschicht, je mehr, umso länger hält die Kiste die Wärme. Auf den Topf kommt eine Heumatte, Kistendeckel drauf und schon simmert das Gemüse nach. Es kann nicht anbrennen, gart von allen Seiten gleichmäßig durch bis auf den Kern. Der Herd muss nicht weiter befeuert werden. Die Köchin kann sich weiteren Aufgaben widmen, ohne sich weiter um das Essen kümmern zu müssen. Verspäten sich die Essensgäste, ist die Mahlzeit immer noch bissfest. So kann das Essen über längere Zeit warm gehalten werden. Eine geniale Erfindung, die sowohl Zeit und Energie spart.
Ähnliches praktizieren heute Sterneköche, wenn sie einen Braten bei niedrigen Temperaturen von 60 bis 80 Grad mehrere Stunden im Ofen belassen.
Ideal wäre eine Kochkiste in der heutigen Zeit für berufstätige Eltern
Sie kochen das Mittagessen an und lassen es weiter garen. In der Zwischenzeit holen sie die Kinder vom Sportplatz oder von der Kita ab. Wer kleine Kinder hat, weiß aus eigener Erfahrung, wie ewig lang selbst der kürzeste Weg sein kann.
Eine Erleichterung ist die Kochkiste für Freiberufler, die vor einem Termin das Essen Ankochen und weiter garen lassen. Selbst wenn eine Besprechung sich ewig hinzieht, muss keine Berufstätige vor Erschöpfung die Tiefkühlpizza in die Mikro schieben. Das Essen ist soweit gar. Es fehlt nur noch der letzte Schliff.
Wer elektrisch kocht, praktiziert es längst
Die Äpfel werden kurz aufgekocht und der Strom abgestellt. Die Wärme bleibt und kocht die Äpfel zu Mus, ohne anzubrennen. Sofern der Deckel auf dem Topf bleibt, ist nach dem Erkalten Apfelmus im Topf. Pfannkuchen oder Gemüse …
Ich werfe meinen Kochkiste-auf-dem-Herd-Ball in die Arena
Jetzt kommt meine – theoretische – Erfindung. Sie existiert bis jetzt nur in meinem Kopf. Sie wird nicht patentiert, ist also „Open source“. Jede kann sie weiterentwickeln, verändern. Ich bin schon gespannt auf das nächste Update.
Wie wäre es, wenn über den Topf eine Haube gestülpt wird als Kochkisteneffekt? So etwas Ähnliches wie früher die Kaffeekannenhaube. Die Isolationsschicht muss weder aus Heu noch aus Kunststoffmatten bestehen.
Jetzt sind Sie dran. Bitte verbessern Sie meine Idee.
Bauen sie einen Topfüberwurf. Experimentieren Sie mit Materialien, die die Wärme lange speichern. Bauen sie einen platzsparenden Kochtopfmantel, der zusammengelegt selbst in die kleinste Küche passt, aber sofort zur Hand ist wie ein Topflappen. Wer hat in den heutigen Wohnungen schon Platz für eine Kochkiste?
Sie können im Tüftelraum schneiden, kleben, bauen. Hier finden Sie die Ausrüstung, mit der Sie eine Erfindung entwickeln können.
In einem separaten Themenraum stehen genügend Materialien für die alten, traditionellen Handarbeitstechniken bereit.
Garne und Anleitungen zum Stricken, Knüpfen, Weben, Häkeln.
Sollte Ihnen eine Kochkiste mit einer Strickliesel gelingen – Respekt!
Damit sind Sie für mich die Nummer 1.
Auf einen Blick
Was? Geht doch! Erfindungen, die die Welt (nicht) braucht
Wann? 23. September 2022 bis 11. Februar 2024
Wo? Museum der Alltagskultur – Schloss Waldenbuch, Kirchgasse 3, 71111 Waldenbuch
landesmuseum-stuttgart.de und museum-der-alltagskultur.de
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