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✍ Buch: Ein Diktator zum Dessert – 2 Buchkritiken, 1 Meinung

Interessant sind verschiedene Meinungen über ein Buch. Mit der Rezension von Christiane Wilms über „Ein Diktator zum Dessert“ bin ich einer Meinung. Sie schrieb mir dazu: „Über dieses Buch werden (und müssen) wir Frauen wohl alle eine ähnliche Meinung haben!! Dass heute noch so etwas geschrieben wird, wundert mich immer wieder.“

“Ein Diktator zum Dessert” – Fazit von Christiane Wilms:

Das Prinzip “Geschichte im Eine-Person-Schnelldurchlauf” erinnert mich stark an den “Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand”, diesmal aus Sicht einer Frau und weniger augenzwinkernd. Trotzdem wirkt der Roman nicht so bedrückend auf mich, wie ich es von der Schilderung eines Jahrhunderts der Genozide erwartet hatte, ich bleibe als Leserin innerlich auf Distanz.
Die Hauptfigur Rose ist seltsam flach gezeichnet: machen ihr die traumatischen Erlebnisse zu sehr zu schaffen, geht sie hin und tötet ihre früheren Peiniger und gut ist es, sie hat es auf diese ihre Weise verarbeitet.
Rache als Allheilmittel, diese Maxime lässt Franz-Olivier Giesbert seine Heldin propagieren – zu deutlich für meinen Geschmack…

MeineLeselampe.de “Ein Diktator zum Dessert” – Franz-Olivier Giesbert

Buchtipp: Ein Diktator zum Dessert – wer vernascht wen?

Die 105-jährige Rose schreibt ihre Memoiren, die fast hundert Jahre umfassen. Damit sind die großen politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts abgedeckt, an denen Rose fleißig mitgemischt hat.

Roses Erinnerung beginnt mit dem Armenienkrieg 1914

Buchcover: Ein Diktator zum Dessert

Als einzige ihrer Familie überlebt sie den Krieg als Vollwaise. Sie streift das Gaunermillieu im Marseille der Zwanziger Jahre, beschäftigt sich sehr lange mit dem Dritten Reich, sowohl in Frankreich als auch in Deutschland. Dort weilt sie in der Höhle des Löwen – als Himmlers heimliche Geliebte. Sie gebiert sogar ein Kind in einer Lebensborn-Anstalt – alles, was geht, macht sie mit.
Rose ist eine begnadete Köchin, und das verschafft ihr Anerkennung und Respekt in sämtlichen sozialen Klassen. In Amerika eröffnet sie ein Hamburger-Restaurant. Es ist unter ihrem Niveau, aber sie muss überleben. In Maos China bekocht sie einen Botschafter. Mit den Größen ihrer Zeit steht sie auf Augenhöhe, wie zum Beispiel Jean Paul Sartre und Simone de Beauviar.

Franz-Olivier Giesbert verbindet seine Lieblingsthemen Politik und Geschichte mit den erotischen Fantasien alter Männer.

Als politischer Journalist recherchiert Franz-Olivier Giesbert die Schauplätze, die die Welt im letzten Jahrhundert bewegten. Dort lässt er seine Rose agieren. Er schreibt aus der Perspektive einer Frau – das geht selten gut. Dieses Buch bildet keine Ausnahme.
Männern, besonders fortgeschrittenen Alters, macht die Sicht auf das andere Geschlecht sicherlich Spaß. Frauen lesen einzelne Passagen wohl nur mit der Faust in der Tasche. Allzu geil kommt seine 105-jährige Rose daher. Die sexuellen Eskapaden erscheinen ziemlich unglaubwürdig, zumindest aus weiblicher Sicht. Wahrscheinlich wäre sie als siebenjährige Sexsklavin schon längst verblutet, zumindest nicht in der Lage, die erotischen Abenteuer der kommenden 98 Jahre auszuhalten. Spaß gemacht haben diese Prozeduren wahrscheinlich nur dem Autor. Ein siebenjähriges Kind würde wohl nichts weiter als Schmerzen und Ekel verspüren. An Geschichte orientierte alte Männer werden diesen Roman mit Genuss und verschwiegenem Spaßfaktor lesen.

Diese Erlebnisse einer einzelnen Person über die Geschichte eines ganzen Jahrhunderts scheint ein neues Genre zu werden. Mit dem „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ begann der große Aufschwung. Leider kommen nur wenige an das Original heran – das ist originell.

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Ein Diktator zum Dessert: Roman von Franz-Olivier Giesbert | carl’s books| ISBN-10: 3570585387


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