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☛ Naturfilm: Der wilde Wald – Urwald in Deutschland

Der Bayerische☛ Naturfilm: Der wilde Wald - Urwald in Deutschland | Kulturmagazin 8ung.info Wald: Das größte europäische Waldgebiet gilt als Arche Noah für fast ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten. Bewohnt wird er von einem Menschenschlag, die sich die „Woidler“ nennen. Sie lieben ihnen „Woid“, hegen und pflegen ihn seit Generationen, vorausschauend für die Kinder und Kindeskinder.

Bayerischer Wald: Seit über 500 Jahren wird hier Glas geblasen.

Der wilde Wald: unberührte Natur (c) Lisa Eder Film
Der wilde Wald: unberührte Natur (c) Lisa Eder Film

Die Gegend ist reich an Quarz und Kalkspat, die Rohstoffe des Glases. Um den Glashafen auf eine Temperatur von 1200 Grad Celsius zu bringen – damit die Rohstoffe zu Glas schmelzen – benötigen sie viel Heizmaterial. Das ist im „Woid“ reichlich vorhanden.

Der wilde Wald: Pilze im Wald (c) Lisa Eder Film
Der wilde Wald: Pilze im Wald (c) Lisa Eder Film

Und jetzt kommt’s: Damit diese beiden Grundvoraussetzungen – Quarz und Holz – noch für die nächsten Generationen vorhanden sind, darf kein Raubbau betrieben werden. Das ist vielleicht der größte Verdienst der Waldler – vergleichbar mit der aktuellen Generation, die sich für Nachhaltigkeit einsetzt – dass auch nach 500 Jahren noch so ein großes, zusammenhängendes Waldgebiet besteht!
Auch wenn heute die Glasöfen mit Öl, Gas oder elektrisch befeuert werden, um diesen Schmelzpunkt zu erreichen. Die Hege und Pflege des Waldes liegt den Waldlern immer noch im Blut.

Bayerischer Wald: Naturpark und/mit/gegen Waldler

Als vor 50 Jahren der Nationalpark Bayerischer Wald entstand – der erste seiner Art in Deutschland – waren die Waldler angetan davon. Damit wurde ihnen ein Teil ihrer Pflege abgenommen. Nach einem heftigen Sturm kam die Wende.

Der wilde Wald: Protest (c) Lisa Eder Film
Der wilde Wald: Protest (c) Lisa Eder Film

Der Orkan hatte Schneisen in den Wald geschlagen. Bäume standen ohne Blätter und Nadeln da, sofern sie noch standen.
Es war nicht die erste Naturkatastrophe, die über den Wald hereinbrach. Für die Waldler war sofort klar: Hier muss möglichst schnell das Totholz entfernt werden, weil sich sonst der Borkenkäfer ausbreitet und auf den gesunden Baumbestand übergeht.

Im Naturschutzzentrum dachte man anders

Hier wollte man die Heilung der Natur überlassen, um zu schauen, wie schnell sich die Natur selbst erneuert.

Der wilde Wald: Protestmarsch (c) Lisa Eder Film
Der wilde Wald: Protestmarsch (c) Lisa Eder Film

Das war zu viel für die Waldler. Sie fürchteten, dass die Borkenkäfer auf ihre Bäume übergehen. Und siehe da, der Wald erholte sich von allein schneller als gedacht. Sogar schneller, als der umliegende Wald in der Umgebung. Damit hat kaum ein Waldler gerechnet – und vielleicht die Wissenschaftler auch nicht. Sie haben es gehofft. Rein theoretisch müsste es möglich sein.

Die Ruhe nach dem Sturm

Der wilde Wald: abgestorbene Bäume (c) Lisa Eder Film
Der wilde Wald: abgestorbene Bäume (c) Lisa Eder Film

Zwar sieht er nicht ganz so gepflegt aus wie der Wald in der Umgebung. Die vertrockneten Baumstämme ragen immer noch wie Besenstiele nach oben. Wie ausrangierte Weihnachtsbäume zu Ostern. Das Unterholz gedeiht prächtig. Die schnell wachsenden Bäume erreichen schon eine passable Höhe, die langsam wachsenden Bäume lassen sich Zeit. Sie bieten einer vielfältigen Tierwelt Schutz und Lebensmöglichkeit. Angesiedelt und gut eingelebt haben sich die großen Tiere wie Elche, Wölfe, Luchse.

Bayerischer Wald: Seltene Ambrosiakäfer leben hier

Der wilde Wald: Ambrosiakäfer im Riesenformat (c) Lisa Eder Film
Der wilde Wald: Ambrosiakäfer im Riesenformat (c) Lisa Eder Film

Zu den seltenen Winzlingen, die woanders vom Aussterben bedroht sind, gehört der winzig kleine Ambrosiakäfer. Er hat die Größe eines Strecknadelkopfes und lebt unter der Rinde von Bäumen. Obwohl er zur Gattung der Borkenkäfer gehört, schadet er den Bäumen nicht.
Die Ambrosiakäfer fressen sich nicht durch die Borken, sondern nutzen sie als Schutzzone für ihre Landwirtschaft. Sie legen Pilzgärten an, die sie hegen und pflegen. Die Larven werden damit gefüttert. Zieht ein Volk um, nehmen sie ihre Pilzkultur entweder mit oder legen neue Gärten an.

Natur pur in der Arche Noah

Der wilde Wald: Wanderer (c) Lisa Eder Film
Der wilde Wald: Wanderer (c) Lisa Eder Film

Der Naturpark Bayerischer Wald betätigt sich als Arche Noah für fast ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten. Die natürlichen Waldstrukturen bleiben erhalten, soweit es geht. Wenn ein Baum gefällt werden muss, weil er eine Gefahr für Wanderer darstellt oder auf eine Straße fallen könnte, wird er gefällt. Der Baum wird dann aber nicht gewinnbringend verwertet, sondern bleibt im Wald liegen. Damit bietet er anderen Lebewesen eine Lebensgrundlage. Pilze und Insekten sind die ersten Bewohner. Das Leben beginnt von vorn im abgestorbenen Baum.

Der wilde Wald – Preis der Jugendjury beim NaturVision Filmfestival in Ludwigsburg

Deutschland 2021 – 88 min – Regie: Lisa Eder – Sprache: Deutsch – Untertitel: Deutsch

Mitten im dichtbesiedelten Europa darf sich die Natur ihren Lebensraum zurückerobern. Im Nationalpark Bayerischer Wald wächst aus den einstigen Wirtschaftswäldern ein Urwald heran, ein Refugium der Artenvielfalt, in das der Mensch nicht eingreift. „Natur Natur sein lassen“- Diese Vision sorgte vor über 50 Jahren für massiven Widerstand. Heute kommen Menschen aus aller Welt hierher, um von diesem Wald zu lernen und zu erleben, dass es eine Koexistenz von Mensch und wilder Natur gibt.

Buch: Lisa Eder
Kamera: Tobias Corts, Heiko Knauer, Dietmar Nill, Robin Jähne
Schnitt: Georg Michael Fischer
Sounddesign: Tomas Bastian
Ton: Marcus Kirchhoff, Kai Ziarkowski, Berthold Kröker
Musik: Sebastian Fillenberg
Produktion: Lisa Eder Film, Passau
Redaktion: Ute Hoffarth, SWR; Sabine Brantus, ARTE

Geo Verfügbarkeit: DACH


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