♫ Norma in der Oper Stuttgart – Catherine Naglestad begeistert das Publikum

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Mit stehenden Ovationen endet die Wiederaufnahme der Inszenierung von Jossi Wieler und Sergio Morabito. Erstmals wird das Staatsorchester vom Dirigenten Ivan Anguélov geleitet. Mit sicherem Gespür versteht er es, die Partitur von Bellini zwischen Orchester und Sängern auszubalancieren. Das Orchester bietet den Sängern ein ideales Klangbett, auf dem sie ihre Belcanto-Künste ausleben können. Der Chor in der Einstudierung von Michael Alber ist wie immer in Hochform, sowohl szenisch als auch musikalisch gefordert.
♫ Norma in der Oper Stuttgart - Catherine Naglestad begeistert das Publikum | Kulturmagazin 8ung.infoBesonders Catherine Naglestad genießt es, dass der Dirigent ihr genügend Freiheiten lässt. Durch eine Landschaft von Gefühlen, von Wüste bis Sumpf, führt sie mit ihrer wandlungsfähigen Stimme – als Priesterin, als Liebende, als sich Opfernde, siehe -> Inhalt / Handlung: Norma von Vincenzo Bellini

Norma befindet sich in einer Zwickmühle. Als gallische Oberpriesterin bestimmt sie den genauen Zeitpunkt der Kriege gegen die römische Besatzungsmacht. Tut sie aber nicht, denn sie ist nicht nur mit Pollione (Rafael Rojas), dem Befehlshaber der römischen Armee, liiert, sondern hat mit ihm zusammen zwei Kinder. Davon weiß weder das Volk noch ihr Vater. Als Pollione nach Rom zurückberufen wird, will er aber nicht etwa Norma, sondern die Novizin Adalgisa mitnehmen. Norma hätte die Möglichkeit, sowohl Adalgisa als auch Pollione zu töten, geht aber zum Schluss selbst auf den Scheiterhaufen. Vorher nimmt sie ihrem Vater das Versprechen ab, sich um die beiden Kinder zu kümmern. Der selbstherrliche Pollione (Rafael Rojas beeindruckt mit starker Stimme, Mimik und Gestik) erkennt zu spät Normas Großherzigkeit. Lyrisch der Gesang von Norma und Adalgisa (Marina Prudenskaja), die beide in ihrer Erinnerung an Pollione singen, ohne zu ahnen, dass sie den gleichen Mann meinen.

Die Oper spielt – wie immer bei der Bühnenbildnerin Anna Viebrock – in einem schmuddeligen Ambiente. Sämtliche Szenen, sowohl im dichten gallischen Wald, Normas Privatgemächern als auch im Tempel spielen in einem herunter gekommenen Innenhof, umgeben von grauen Wänden. Vorn wird er mit einer Barriere abgeteilt, die nur wenige übertreten.
Die Frauen umhüllen sich mit Kleidern, die nicht von ihren inneren Werten ablenken. Vom akkurat gesteckten Dutt bis hin zu den bequemen Schuhen tragen diese grauen Mäuschen nichts, was irgendwie als „weibliche Reize“ ausgelegt werden könnte.
Die gallischen Krieger, die nur darauf warten, endlich in den Krieg zu ziehen, rüsten  sich in Anzüge wie Beamte der unteren Gehaltsklassen. Zum Zeichen ihrer Ungeduld schlagen sie mit den abgeschabten Aktentaschen gegen Bänke und Wände.
Wer ob dieser subattraktiven Umgebung lieber die Augen schließt, versäumt viel, denn die Sänger punkten ebenso als Darsteller. Marina Prudenskaja füllt ihre Rolle als übereifrige Lernpriesterin Adalgisa mit Inbrunst aus – schon wie sie auf Pollione wartet, sich mit einem Lippenstift verschönert und ihn dann doch wegwischt; wie sie die Knöpfe ihrer Kittelschürze schließt und den Rock immer wieder glatt streicht. Auch ist es eine Freude zu sehen, wie Adalgisa den Macho Pollione vermöbelt, als sie merkt, dass sie auf seine Masche hereinfiel.
Diese und ähnliche Bilder bleiben im Kopf.
Norma holt erst einen Koffer, dann Polliones Hemden, Anzüge, Kulturbeutel und die Pistole aus dem Schrank. Seine Hemden pfeffert sie in den Koffer und die Schuhe an seinen Kopf, als er ihr Verhältnis als Schande bezeichnet. Seine Pistole nimmt sie vorher aus dem Halfter, um später damit ihre Kinder zu töten – und es dann doch nicht schafft. Pollione, ganz in überheblicher Siegerpose, bringt Norma zur Weißglut. Sie verhandelt und möchte ihn an seiner verwundbarsten Stelle treffen, aber bei ihm prallt alles ab.
Flavio (Daniel Kluge) versucht ungeduldig, Pollione vom Fleck zu bewegen. Clotilde (Maria Tokarska) schleppt Normas ausgebüxten Sohn huckepack herein – er schläft schon. Vater Oroveso (Attila Jun) lässt den Spielball von Normas Kindern auf seinem Finger kreisen und wirft Norma einen bedeutsamen Blick zu – wortlos.

Inhalt / Handlung: Norma – Oper von Vincenzo Bellini
Norma in der Oper Stuttgart – Catherine Naglestad begeistert das Publikum

Foto: A. T. Schaefer

Norma, mit Musik von Vincenzo Bellini, Stuttgarter Staatsoper
Musikalische Leitung: Ivan Anguélov
Regie und Dramaturgie: Jossi Wieler, Sergio Morabito
Bühne und Kostüme: Anna Viebrock
Chor: Michael Alber, Johannes Knecht

Besetzung am Freitag, 09.12.2011, 19:00 Uhr
Pollione: Rafael Rojas
Oroveso: Attila Jun
Norma: Catherine Naglestad
Adalgisa: Marina Prudenskaja
Clotilde: Maria Tokarska
Flavio: Daniel Kluge

Norma – Oper von Vincenzo Bellini

  • Maestro: Ein Trickfilm mit Wald-Tieren, die einen Chor aus der Oper Norma überzeugend darstellen. Blaukehlchen als die stimmgewaltige Operndiva, Eichhörnchen als der selbstbewusste Maestro. Überzeugend mit Dirigierstab und entsprechenden Gesten – Karajan gespiegelt. Maestro: Opernchor der Waldtiere bei Vollmond | Trickfilm-Tipp
  • Besonders Catherine Naglestad genießt es, dass der Dirigent ihr genügend Freiheiten lässt. Durch eine Landschaft von Gefühlen, von Wüste bis Sumpf, führt sie mit ihrer wandlungsfähigen Stimme – als Priesterin, als Liebende, als sich Opfernde. ♫ Norma in der Oper Stuttgart – Catherine Naglestad begeistert das Publikum
  • Norma, die gallische Priesterin, liebt heimlich Pollione, den Feind ihres Volkes. Er ist der Vater ihrer beiden Kinder, von denen niemand etwas weiß. Pollione möchte […] ♫ Inhalt / Handlung: Norma – Oper von Vincenzo Bellini