Schlagwort: Michael König

  • ♫ Chowanschtschina von Modest Mussorgski  in der Hamburger Staatsoper

    ♫ Chowanschtschina von Modest Mussorgski in der Hamburger Staatsoper

    Wie die Zeit vergeht …

    28458e561b2749b289b72cc99f7b77afAufführung der Oper Chowanschtschina am 18. November 2010 mit Matti Salminen, der an diesem Tag sein 40jähriges Bühnenjubiläum an der Hamburger Staatsoper feiert.
    Schöne, dunkle Stimmen dominieren diese Opernaufführung. Als Mittelpunkt des Abends sei Matti Salminen genannt mit seinem schwarzen Bass, gepaart mit darstellerischen Talent. Meine Favoritin des Abends ist Elena Zaremba als Marfa mit ihrer warmen, tiefen Stimme. Ebenfalls volltönend und dunkel die Stimme von Tigran Martirossian als der Priester Dossifej.

    Inszenierung von Harry Kupfer, Bühnenbild von Hans Schavernoch, Kostüme von Reinhard Heinrich

    Das Bühnenbild der Oper Chowanschtschina von Hans Schavernoch wirkt wie ein Parkhaus von außen. Durch die Betonpfosten fällt der Blick bis zum Bühnenende. In jedem Akt ändert sich der Hintergrund. Hauptsächlich der Chor spielt hinter diesen Mauern. Dieser hervorragende Chor unter der Leitung von Christian Günther singt nicht nur, sondern belebt die Bühne, ohne von der Handlung abzulenken. Hier ist viel von der Personenführung zu spüren, für die die Inszenierungen Harry Kupfers bekannt sind.

    So richtig zeigt sich das Regietheater – mit der für Harry Kupfer typischen Personenführung – sonst fast nur noch bei Matti Salminen, der auch schon in der Premiere 1994 den Chowanskij sang und spielte. Wie er als Chowanskij am Tisch sitzt und sich eine Leckerei nach der anderen auftragen lässt, während das Volk draußen hungert und stirbt, das hat was. Abrupt teilt er die Tischplatte mit beiden Armen in der Mitte und fegt die Tischdekoration auf den Boden. Es poltern die Becher, die Metallschale trudelt geräuschvoll am Boden entlang, die die Speisen fliegen durch den Raum. Chowanskij, mehr breit als hoch, befiehlt, die Persermädchen zu bringen. Es folgt die Balletteinlage (Choreographie Roland Giertz ) der persischen Mädchen, die auf dem frei gewordenen Tisch tanzen. Der Kostümbildner Reinhard Heinrich schien für die Kostüme der Tänzerinnen einmal über die Reeperbahn geschlendert zu sein.

    Es kann sein, dass dieser Mix aus alten und neuen Kostümen  zur Popularität dieser Inszenierung beigetragen hat. Der Chor als Hintergrund kleidet sich in neutralen Farben von Grau bis Beige mit ländlich-russisch angehauchten Kostümen. Soldaten treten in stalinistischen Uniformen auf. Die Sänger/Solisten wirken in ihren prachtvollen Gewändern. Fürst Golizyn sitzt an einem modernen Managerschreibtisch im Riesenformat.

    Matti Salminens 40jähriges Bühnenjubiläum

    Matti Salminen glänzt am heutigen Tag als der Star des Abends. Fast auf den Tag genau, am 1. November 1970, stand er zum ersten Mal auf der Bühne der Hamburger Staatsoper. Man kann ihn getrost als Ausnahmeerscheinung bezeichnen, denn sowohl seine Stimme als auch seine Darstellungskraft haben sich über all die Jahre gehalten. Auf einem überdimensionalen Sessel in der Mitte der Bühne, umringt von den Darstellern der Oper, thront Matti Salminen, gekleidet als Fürst Chowanskij. Riesig und erhaben wirkt er mit seinem Fellmantel, über den noch einmal ein goldener Umhang geworfen ist.
    Simone Young, die auch die Vorstellung dirigierte, gratuliert ihm zu diesem Jubiläum. Als Dank umarmt er sie, dass den Zuschauern angst und bange wird, denn Matti Salminen ist mindestens zwei Kopf größer, bei einem dreifachen Körperumfang. Ein paar Schrecksekunden lang verschwindet die zierliche Simone Young in den Fängen eines Bären, kann sich aber ohne äußerlich sichtbare Quetschungen wieder befreien.
    Die nächste Vorstellung ist gerettet.

    Chowanschtschina von Modest Mussorgski der Hamburger Staatsoper

    INSZENIERUNG: Harry Kupfer
    BÜHNENBILD: Hans Schavernoch
    KOSTÜME: Reinhard Heinrich
    CHOREOGRAFIE: Roland Giertz
    Es spielen die Philharmoniker Hamburg.
    Es singt der Chor der Hamburgischen Staatsoper

    Besetzung am 18. November 2010

    Musikalische Leitung: Simone Young
    Chor: Christian Günther
    Kinderchor: Jürgen Luhn
    Fürst Iwan Chowanskij: Matti Salminen
    Fürst Andrej Chowanskij: Michael König
    Fürst Wassilij Golizyn: Peter Galliard
    Schaklowitij: Lauri Vasar
    Dossifej: Tigran Martirossian
    Marfa: Elena Zaremba
    Ein Schreiber: Jürgen Sacher
    Emma: Katerina Tretyakova
    Kusjka: Dovlet Nurgeldiyev
    1. Strelez: Levente Páll
    Strechnjew / 2. Strelez: Dong-Hwan Lee

     

     

    Chowanschtschina:


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  • ♫ Der Fliegende Holländer in Bayreuth 2012 – Inszenierung, Bühne und Kostüme

    ♫ Der Fliegende Holländer in Bayreuth 2012 – Inszenierung, Bühne und Kostüme

    w.hollaender.bay

    Rückblick auf die erste Festspielzeit 2012 mit dieser Inszenierung: Wie kommt sie beim Publikum an?
    Die Hauptgespräche drehten sich um den „Holländer“ Samuel Youn, der kurzfristig für Evgeny Nikitin einsprang – buchstäblich über Nacht. So, wie die Sache in den Medien verbreitet wurde, konnte Samuel Youn nur verrissen oder hochgelobt werden. Glücklicherweise Letzteres; er hat es verdient.

    Der Fliegende Holländer 2012 – Inszenierung, Bühne, Kostüme, Musiker

    cbff176f0b3040eca0a6891cf6572480Mit einer neuen Inszenierung (Regie: Jan Philipp Gloger) der Oper „Der Fliegende Holländer“ von Richard Wagner starten die Bayreuther Festspiele 2012. Als unauslöschlicher Trojaner irrt der „Holländer“ durch das Datenmeer.

    Inszenierung, Bühne und Kostüme

    Bühnenhohes Gestänge, durch das Lichter flitzen wie durch eine Datenautobahn. (Bühnenbild: Christof Hetzer) Zahlentafeln rattern neue Ergebnisse, passend zum Einsatz des Orchesters. Der Holländer kommt als schädlicher Trojaner, getarnt als Geschäftsmann im dunklen Anzug. Rastlos hat er sich immer weiter fortgepflanzt, fremde Rechner infiziert und dabei gut verdient. Anscheinend hat er genug und möchte endlich unschädlich gemacht werden. Dalands Vertrauen erkauft er sich mit einem Rollkoffer voller Geld und Aktien.

    Die Spinnstube gleicht einer Verpackungshalle für Ventilatoren – passt gut zu der surrenden Melodie. Strahlend wie in einem Werbespot reichen sich die Packerinnen in ägyptischblauen Arbeitsanzügen (Kostüme von Karin Jud) die Ventilatoren zu, geben sie mit einem neckischen Knicks weiter an die nächste Packerin, die das Produkt verstaut. Eine weitere schließt das Versandpaket und reicht es der nächsten, die es links von der Bühne hinausträgt und rechts wieder als Ventilator der ersten Packerin reicht. Ein ewiges, emsiges Kommen und Gehen.

    Lediglich Senta thront auf einem Berg Kartons inmitten großflächiger Pappkulissen, wie sie in Computerspielen vorkommen. Von Pappe sind das blutige Schiff und das blutige Playmobil-Männchen. Obwohl der Holländer keine Ähnlichkeit mit ihrem Spielmännchen aufweist, erkennt Senta ihn sofort als ihren Traummann.

    Erik kommt als Techniker daher und möchte seine Senta von ihrem kindischen Spiel abbringen. Er liebt sie trotz ihrer Spielsucht. Statt Matrosen feiern Jungmanager ihre Produktionsziele mit Sekt, den die Assistentinnen Ihnen servieren. Derartig siegesgelaunt provozieren sie die Mannschaft des Holländers und stecken gleich eine Niederlage ein. Das Heer der aufgewachten Geistertrojaner brennt ihre Flagge ab, unterwandert sie und verbreitet Angst und Schrecken.

    Als der Holländer in den Spielkulissen zu verschwinden droht, erklimmt Senta den Berg aufgestapelter Pappkartons. Gemeinsam setzen sie ihrem Leben ein blutiges Ende, mit einer Blutlache wie im virtuellen Spiel. Die Manager nehmen es sportlich, denn schon erwächst daraus eine neue Idee. Nach der „Erlösung“ geht der Vorhang noch einmal auf und die Packerinnen reichen sich gegenseitig ein neues Produkt zu: Senta und Holländer, eng umschlungenen als Kitschfiguren in Gartenzwergmanier.

    Frisch, jung und neu ist die Idee zu dieser Inszenierung, und total passend.

    Hervorragend singen und spielen die Sänger des Festspielchors unter der Leitung von Eberhard Friedrich. Sie bringen Bewegung ins Spiel, während die Hauptdarsteller sich in dieser szenisch unterbordenden Inszenierung von Jan Philipp Gloger in vornehmer Zurückhaltung üben. Dafür sind sie musikalisch auf (Bayreuth)Niveau.

    Samuel Youn besticht als Holländer mit seiner klaren, deutlichen Aussprache. Adrianne Pieczonka als Senta verkörpert mit ihrem kräftigem, dramatischen Sopran eine Frau, die sich gegen ihre Umwelt durchsetzen kann. Franz-Josef Selig gestaltet seine Rolle als Daland mit sonorer, fülliger Stimme. Benjamin Bruns‚ helle, reine Stimme klingt fast verträumt – ist er doch als Steuermann gerade aufgewacht und schon wieder müde. Christa Mayer verleiht der Abteilungsleiterin Frau Mary eine dunkle, zur Rolle passende Stimme. Michael König gibt mit seiner Stimme dem Verlierer Erik die nötige Dramatik.

    Das hervorragende Bayreuther Festspielorchester unter dem energischen Dirigat von Christian Thielemann klingt äußerst präzise und erfrischend.


     Der Fliegende Holländer – „Romantische Oper in drei Aufzügen“ mit Musik und Libretto von Richard WagnerBayreuther Festspiele

    Besetzung 2012
    Musikalische Leitung – Christian Thielemann
    Regie – Jan Philipp Gloger
    Bühnenbild – Christof Hetzer
    Kostüme – Karin Jud
    Licht – Urs Schönebaum
    Video – Martin Eidenberger
    Dramaturgie – Sophie Becker
    Chorleitung – Eberhard Friedrich

    Holländer – Samuel Youn
    Senta – Adrianne Pieczonka
    Daland – Franz-Josef Selig
    Erik – Michael König
    Frau Mary – Christa Mayer
    Steuermann – Benjamin Bruns

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