Kategorie: Tristan und Isolde

Kritik und Rezension über die Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner

  • ♫ Inhalt / Handlung: Tristan und Isolde, Oper von Richard Wagner

    ♫ Inhalt / Handlung: Tristan und Isolde, Oper von Richard Wagner

    Isolde, Prinzessin von Irland, wird von Tristan per Schiff nach Cornwall gebracht. Sie soll Tristans alten Onkel Marke heiraten, den König von Cornwall. Das ist für eine Prinzessin, die vorher mit einem tapferen Krieger verlobt war, schlimm genug. Schlimmer wiegt jedoch, dass ausgerechnet Tristan diese – für Isolde erniedrigende – Übergabe leitet.

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    Tristan und Isolde kennen sich von früher, und das kam so:

    Tristan und Isolde segeln auf einem Schiff in eine unbestimmte Zukunft

    Isoldes Verlobter Morold wurde nach Cornwall geschickt, um das Land zu besiegen. Statt mit Schätzen beladen, kam allerdings nur sein blutiger Kopf zurück. Tristan hat Morold zwar besiegt, aber einen vergifteten Splitter seines Schwertes zurückbehalten, der ihn unheilbar krank werden ließ. Wohl wissend, dass nur Isolde das Gegengift besaß und ihn freiwillig nicht heilen würde, verkleidete er sich als Spielmann Tantris. Isolde fand den Splitter und wollte dem Mörder ihres Verlobten vollends den Garaus machen. Da erwachte Tristan und sah Isolde an. Beide verliebten sich in dem berühmten Augen-Blick ineinander, was Tristan das Leben rettete. Kaum gesund und zurück in Cornwall, schlug er seinem alten Onkel vor, Isolde zu heiraten, damit endlich Ruhe an der Front herrscht. König Marke lebte schon bei dem Gedanken auf, eine junge Frau um sich zu haben – typisch für die Wechseljahre des Mannes. Er selbst mochte die beschwerliche Reise in seinem Alter nicht unternehmen und schickte deshalb Tristan als Brautwerber. Ausgerechnet Tristan!

    Erster Akt – Brangäne ärgert sich über Kurwenal

    Isolde wird auf das Schiff verfrachtet, hat während der Überfahrt genügend Zeit zum Nachdenken und und ist sauer. Sie erzählt ihrer Vertrauten Brangäne von ihrem Großmut, den der undankbare Tristan ihr mit Verschachern vergilt. Brangäne soll sofort diesen Undankbaren herbefehlen. Die gute Brangäne macht sich auf den Weg zu Kurwenal, dem Vertrauten Tristans. Das artet zu einem Stellvertreterkrieg aus, denn Kurwenal verspottet Isolde überspitzt als Magd für den greisen König Marke. Brangäne kocht vor Wut.

    Tristan und Isolde beschließen zu sterben

    Als Tristan sich endlich schlechten Gewissens zu Isolde begibt, erzählen sie sich noch einmal die Vorgeschichte – jeder aus seiner Sicht. Damit geht fast der ganze Akt vorüber. Isolde verlangt von Tristan, dass er als Buße für ihre Schmach den Giftbecher trinkt. Tristan nimmt die Strafe an und trinkt aus dem Becher. Isolde sieht mit dem Tod des heimlich Geliebten in ihrem Leben keinen Sinn mehr und will auch sterben. Sie entreißt Tristan den halb vollen Becher und trinkt ihn vollends leer. Beide taumeln. Aber statt in der erwarteten Hölle sind sie im 7. Himmel gelandet. Die gute Brangäneverwechselte – entweder aus Unachtsamkeit oder aus Berechnung – den Todestrank mit dem Liebestrank. Und das genau zu dem Zeitpunkt, als sie in Cornwall ankommen.

     Zweiter Akt – Tristan und Isolde im Liebesgeplänkel

    Tristan und Isolde treffen sich heimlich im Garten und singen sich gegenseitig Liebeslieder vor – fast über den ganzen zweiten Akt. Am Ende werden sie von König Marke und seinen Vertrauten Melot überrascht. Beide bezichtigen Tristan des Treuebruchs, diesmal König Marke gegenüber. Das veranlasst Tristan zu einer Kurzschlusshandlung. Statt sich mit Melot zu duellieren, rennt er in dessen Schwert.

    Dritter Akt – Tristans Monolog

    Der schwer verwundete Tristan wird von Kurwenal auf seine Burg gebracht. In seinem Fieberwahn meint er, Isoldes Schiff zu sehen. Er erzählt der imaginären Isolde sein ganzes Leben. Danach stirbt er, und zwar in Isoldes Armen. Leider kam sie zu spät. Ebenfalls per Schiff kommen König Marke, Melot und Brangäne, die dem König gestand, dass sie den Liebestrank mit dem Todestrank verwechselte.

    Isoldes Liebestod; das große Sterben

    Marke kommt, um Tristan und Isolde miteinander zu vermählen – zu spät. In einem Monolog, das als „Isoldes Liebestod“ in die Musikgeschichte einging, stirbt auch Isolde. Melot und Kurneval haben noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen und bringen sich gegenseitig um. Zurück bleiben König Marke und Brangäne. Über deren weitere Zukunft ist nichts bekannt.

    Tristan und Isolde, Oper der großen Dialoge in drei Aufzügen mit Musik und Libretto von Richard Wagner.

    Als Vorlage diente dem Komponisten der Versroman Tristan (um 1210) von Gottfried von Straßburg. Die Uraufführung fand am 10. Juni 1865 im Hoftheater München statt.

    • Personen
    • Tristan (Tenor)
    • König Marke (Bass)
    • Isolde (Sopran)
    • Kurwenal (Bariton)
    • Melot (Tenor)
    • Brangäne (Sopran)
    • Hirt (Tenor)
    • Steuermann (Bariton)
    • Seemann (Tenor)

    ♫ Tristan und Isolde in Bayreuth 2009 – 2012: erst öde, dann Kult

    Die Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner in der Inszenierung von Christoph Marthaler –  Bayreuther Festspiele  2005 bis 2012
    Bayreuther Festspiele 2009 – 4 Jahre nach der Premiere | Sänger, Dirigent, Orchester auf höchstem Niveau

    Inszenierung für reine „Ohrenmenschen“

    Sekundenschlaf - Tristan und Isolde
    Tristan und Isolde: Bayreuther Festspielhaus im Sekundenschlaf

    Der Lichtdesigner scheint ein Energiesparer zu sein. Die Bühne schummert die meiste Zeit im Neonröhrenlicht vor sich hin. Selten stehen die Sänger in vollem Scheinwerferlicht. Das ist schlecht für die Augen, aber gut für die Umwelt und den Sekundenschlaf. Es macht sich an den plötzlich hochschreckenden Köpfen quer durch die Reihen bemerkbar.
    Ohrenmenschen haben es gut. Sie schließen einfach die Augen und müssen nicht auf die ermüdende Inszenierung von „Tristan und Isolde“ schauen.

    Tristan und Isolde – Festspielorchester und Sänger

    Dafür genießen sie in vollen Zügen den stimmigen Klang des Bayreuther Festspielorchesters unter der Leitung von Peter Schneider, und die wohlklingenden Stimmen von Robert Dean Smith, Robert Holl, Irene Theorin, Jukka Rasilainen, Ralf Lukas, Michelle Breedt (die auch darstellerisches Talent zeigt), Clemens Bieber und Martin Snell.
    Sämtliche Sänger  kümmern sich kaum um ihre Mitstreiter auf der Bühne, sondern singen nach vorn, ihren Zuhörern entgegen. Auch König Marke singt seinen Ärger grollend ins Publikum. Robert Holls klangvoller Bass nimmt den ganzen Zuschauerraum ein. Robert Holl singt nicht nur melodiös und wohlklingend, sondern auch gut artikuliert. Seine Worte sind bis in die neunundzwanzigste Reihe zu verstehen.

    Sänger als Darsteller  

    Eine weitere Ausnahme bildet Michelle Breedt als Brangäne. Als einzige entwickelt sie darstellerische Fähigkeiten. Sie mahnt zum Aufbruch, zieht Isolde (Irene Theorin) die Handschuhe an, indem sie sich mit dem Rücken vor sie stellt, ihre schlaffe Hand von hinten schnappt und den Handschuh aufzieht. Mit ihr zusammen wird Isolde spielfreudiger. Jedoch harmoniert ihr virtuoser Sopran hervorragend mit Tristans (Robert Dean Smith) voluminöser Tenorstimme.
    Während der Schlussszene im 2. Akt, in der sich König Marke über Tristans Untreue beklagt, stehen Brangäne, Isolde, Marke, Tristan, Melot im Raum verteilt herum, ohne ersichtlich miteinander zu agieren. Es sieht fast so aus, als hätten sie keine Lust mehr.

    Optisch unergiebig, dafür ein musikalischer Glanzpunkt. (Wenn mir jetzt jemand erzählen will, dass das vom Regisseur  Christoph Marthaler so gewollt war, dann schrei’ ich!)


    Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock

    Bühnenbild und Kostüme der Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner – Bayreuther Festspiele  2005 bis 2011

    …wie immer bei Anna Viebrock – trist, trister, Tristesse.

    Ein großer Raum, fast ein Saal, vielleicht in einem schottischen Castle. Das Steuerrad deutet eher auf einen gediegenen Luxusdampfer hin. Zwischen braunen Wänden in typischer Nussbaumfurnier-Verkleidung stehen Tische mit Wirtshausstühlen herum, anscheinend nur, um immer wieder von Isolde umgestoßen und von Brangäne aufgehoben zu werden.

    Neben den Klappstühlen glucken einzelne Ohrensessel, die aussehen wie schon-öfters-bezogen-und-schon-wieder-fällig-zum-Beziehen. Natürlich mit dem Möbelstoff, wie er vor vierzig Jahren topaktuell war. Kein Wunder, denn die Bühnenbildnerin Anna Viebrock ist in dieser Zeit stehen geblieben. Sie bewegt sich weder vorwärts noch rückwärts.

    Das gilt auch für die Kostüme.

    Anna Viebrock scheint aus dieser Zeit ein Heft mit Burda-Schnitten zu besitzen, aus dem sie sämtliche Bühnenkleidung fertigt. Im ersten Akt, auf der Schiffsüberfahrt, sind es für Isolde und Brangäne „Kaminkleider“, die damals groß in Mode waren. Normalerweise endeten die Röcke unter dem Knie. Kaminkleider dagegen waren lang, aber nicht so elegant wie Abendkleider, sondern eher aus Wolle oder einem warmen Stoff, in den man sich einkuscheln konnte. Kurvenal hüllt sich in einen Schottenrock, ebenso wie Brangäne. Ihr Rock ist lang, sein Rock dagegen kurz.
    Im „Garten“ trägt Isolde (Irene Theorin) ein gelbes Kostüm mit einer großen Schleife unter der Brust – ganz Dame. Brangäne (Michelle Breedt) kleidet eine blaugrüne Jacke und Faltenrock – Zeichen für die gut angezogene Sekretärin. Tristan (Robert Dean Smith) tritt auf in der blauer Jacke seines Yachtclubs, mit passendem Abzeichen an der Brusttasche.

    Stereotype Ausstattung – Einheitsinterieur

    Während andere Bühnen- und Kostümbildner ihre Fantasie ankurbeln, sich durch Opernstoffe, Musik oder Schauplätze anregen lassen, stülpt Anna Viebrock ihre Schlimmer-Wohnen-Vision über jede Handlung, egal in welchem Jahrhundert, Jahrtausend, Land oder Milieu die Oper spielt. Dieses Einheitsinterieur hat zu allem zu passen.
    Ein Beispiel dafür, wie weit es jemand mit sparsamer Fantasie und einfallsarmen Wiederholungen bringen kann.

    Tristan und Isolde – Bayreuther Festspiele

    Musikalische Leitung Peter Schneider
    Regie Christoph Marthaler
    Szenische Leitung der Wiederaufnahme Anna-Sophie Mahler
    Bühnenbild Anna Viebrock
    Kostüme Anna Viebrock
    Chorleitung Eberhard Friedrich
    Dramaturgie Malte Ubenauf

    Besetzung 2009
    Tristan Robert Dean Smith
    Marke Robert Holl
    Isolde Irene Theorin
    Kurwenal Jukka Rasilainen
    Melot Ralf Lukas
    Brangäne Michelle Breedt
    Junger Seemann Clemens Bieber
    Ein Hirt Arnold Bezuyen
    Ein Steuermann Martin Snell


    ♫ Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle

    Direkt-Übertragung der Oper Tristan und Isolde, in der Inszenierung von Christoph Marthaler, aus dem Bayreuther Festspielhaus.
    In vollen Zügen genießen 30.000 Zuschauer den stimmigen Klang des Festspielorchesters unter der Leitung von Peter Schneider und die wohlklingenden Stimmen von Robert Dean Smith, Robert Holl, Irene Theorin, Jukka Rasilainen, Ralf Lukas, Michelle Breedt, Clemens Bieber und Martin Snell.

    Tristan und Isolde – Live aus dem Bayreuther Festspielhaus

    public viewing: Tristan und Isolde

    Vor Beginn der Vorstellung tritt ein junger Mann ans Mikrofon und klärt das Publikum auf, dass Christoph Marthaler einer der grössten Regisseure sei, die er kennt. Nun ja, er ist noch jung. Marthaler hat seinen Informationen nach die Oper als Kammerstück inszeniert. Wie denn das? Stand etwa das Konzept schon, bevor er die Ausdehnung der Bühne sah?

    Wie sieht die Inszenierung auf der Großleinwand aus?

    Eine langweilige Inszenierung lässt sich durch Technik nicht retten, aber die filmische Umsetzung hat der Aufführung gut getan. Normalerweise mag ich keine Bühnenstücke, die verfilmt werden. Besonders Opern und Ballette sehe und höre ich nur an ihrem Entstehungsort im Original. Im Theater kann ich selbst entscheiden, was ich mir genauer anschauen möchte – die Hauptpersonen, die Nebenrollen, die Bühne als Totale, die einzelnen Kostüme, meine Lieblingssänger oder die Statisten. Wird ein Bühnenstück verfilmt, entsteht bei mir der Eindruck, entscheidendes nicht gesehen zu haben.

    Liebesschwüre – Tristan und Isolde

    Bei dieser Tristan-Inszenierung ist es anders. Die Filmaufnahmen verbessern den Gesamteindruck deutlich. Hier sehe ich die Ausschnitte von einzelnen Personen, die mir dadurch fast einen Illusion vermitteln, miteinander zu kommunizieren. Besonders im zweiten Akt: Liebesduette und Liebesschwüre im Garten. Sobald Tristan (Robert Dean Smith) und Isolde (Irene Theorin) in Großaufnahmen gezeigt werden, entsteht die Illusion beim Zuschauer, dass die beiden sich ansehen und miteinander kommunizieren. Auf der Bühne im Festspielhaus singen sie nebeneinander her, ohne sich einen Blick zu gönnen. Sie stehen irgendwo auf der Bühne herum, singen und schauen ins Publikum.
    Optisch verbessert – akustisch kein Vergleich zum Original im Festspielhaus.


    Tristan und Isolde – umsonst und draußen

    Public viewing – Oper auf dem Bayreuther Volksfestplatz – Tristan und Isolde – direkt aus dem Festspielhaus auf die Riesenleinwand.

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    Sehr gut organisiert. 30.000 Zuschauer fasst der Bayreuther Volksfestplatz, ohne dass sich jemand vorkommen muss wie eine Sardine in der Büchse. Opern-Sympathisanten besetzen die aufgebauten Stuhlreihen vor der neunzig Quadratmeter großen Riesenleinwand und sehen Tristan und Isolde in Überlebensgröße. Hinten und an den Seiten bleibt genug Platz zum Aufstellen mitgebrachter Liegestühle samt Picknickkörben und Klapptischchen.

    Restaurant-Pavillons

    Sie umrunden den Platz wie die Wachtürme ein römisches Feldlager. Die Opernbesucher genießen kleine Mittagsgerichte wie Pilz mit Kloß, die obligatorische fränkische Bratwurst, Eis, Kaffee und Kuchen sowie Pizza und Döner für diejenigen, die kein kulinarisches Risiko eingehen möchten. Dazwischen Getränkepavillons mit Wasser, Sekt, Wein, Bier und Limo. Unter Schirmen sitzen die Opernfans – Bierbänke und Biertische festlich mit weißen Hussen umkleidet – und genießen sowohl das Essen und Trinken als auch die Musik.

    Public viewing – Bessere Technik

    Der Klang hat sich deutlich gebessert gegenüber der Vorjahr, als mich das Geschepper noch in die Flucht geschlagen hat. Aber Technik hin oder her – an den Ton eines lebendigen Orchesters in einem Raum von derart hervorragender Akustik wie das Bayreuther Festspielhaus kommt diese Übertragung lange nicht heran.
    Im Jahre 2011 hat sich die Tontechnik noch einmal verbessert, siehe -> Lohengrin und Ring für Kinder – Public Viewing der Bayreuther Festspiele 2011

    Public viewing – Festspiel-Flair

    Fünfzehn, zehn und fünf Minuten vor jedem Akt spielen Blechbläser vor der Leinwand ein paar Motive aus den folgenden Szenen, genau wie die Fanfaren auf dem Balkon des Festspielhauses. Hier hören die Besucher deutlich den Unterschied von Original und Lautsprecher. Dazwischen wird der Zuschauerraum im Festspielhaus eingeblendet. Die Leute nehmen Platz, das Licht geht aus, der Vorhang hebt sich. Kurzweilig, es einmal aus der Bühnenperspektive zu sehen und nicht umgekehrt.

    Insgesamt gelungens public viewing, diese neue Art von Oper-schauen

    Es ist nicht zu vergleichen mit einem Besuch im Opernhaus, der ja eine gewisse Tradition aufweist wie festliche Kleidung u.s.w. Diese Art spricht ein anderes Publikum an. Ich ziehe das Festspielhaus vor, denn da höre ich den vollen Orchesterklang und die Originalstimmen. Bis jetzt kann keine Technik sie ersetzen.

    Werkstatt Bayreuth:

    In der von Wolfgang Wagner eingeführten “Werkstatt Bayreuth” nutzen die meisten Regisseure (außer Christoph Marthaler) die folgenden Spielzeiten, um ihre Inszenierung zu verändern. Wie ändert sich “Tristan und Isolde” in der Inszenierung von Christoph Marthaler mit  Bühne und Kostüme von 2009,  im Laufe der Jahre 2010, 2011/2012?



    Tristan und Isolde in Bayreuth 2011 was ist neu?

    Was hat sich in dieser Oper in den letzten Jahren geändert? Nix & Nuscht! Das Erfreuliche daran bleibt erhalten. Das hohe musikalische Bayreuth-Niveau der Sänger ist gleich geblieben. Ebenso das Festspielorchester unter der Leitung von Peter Schneider.
    Die Interaktion der Sänger untereinander ist gleich geblieben. Siehe-> Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle

    Wie zum Beispiel Robert Dean Smith mit voller Stimme und der Beweglichkeit eines Oratoriensängers. Einmal hebt er den rechten Arm, nach langer Pause den linken Arm. Im Liebesduett steht er an der Rampe, ohne auch nur eine Blick auf seine geliebte und entbehrte Isolde (Irene Theorin) zu werfen. Nebeneinander ins Publikum blickend sitzen sie auf den Designerhockern im Garten, den Anna Viehbrock als leeren Raum – bis auf besagte Designerhocker – gestaltet hat.
    Kostüme und Bühnenbild sind gleich geblieben. Wahrscheinlich aus der Erkenntnis heraus, dass es hier nichts zu verbessern gibt. Siehe  -> Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock
    Eines brachte mich zum Grübeln. Warum stieren alle Sänger und die paar Statisten so ausgiebig die Wände an? Warum schleichen sie tastend an den Mauern entlang? Begutachten sie das Wachstum der Schimmelpilze, die den Zuschauern ab der dritten Reihe verborgen bleiben? Hat es etwa einen tieferen Sinn? Wie die Rüstung aus Filz in Schlingensiefs Parsifal, die an Beuys erinnern soll? Folgen diese Bewegungen den Strukturen des Mauerputzes? Ein typisches Verhalten von Autisten – die Rücken zum Publikum sprechen dafür.
    Siehe -> Der Hungerkünstler von Georg Elterlein
    Um das herauszufinden, werden Festspielbesucher in den kommenden Jahren noch Gelegenheit haben. Es hat nichts damit zu tun, dass die Inszenierung so gut angenommen wurde und deshalb immer wieder gewünscht wird. Der Grund ist weitaus pragmatischer. In den nächsten Jahren spielen Opern mit großer Chorbesetzung – Tannhäuser, Parsifal, Holländer und 2013 eine Neuinszenierung des Ringes. Die Chorsänger brauchen dazwischen ihre Ruhezeiten – deshalb Tristan und Isolde.
    Also …dem hervorragenden Festspielchor zuliebe.


    Tristan und Isolde
    , Oper mit Musik und Libretto von Richard Wagner
    Aufführung der 100. Bayreuther Festspiele 2011

    Besetzung 2011:
    Tristan – Robert Dean Smith
    Marke – Robert Holl
    Isolde – Iréne Theorin
    Kurwenal – Jukka Rasilainen
    Melot – Ralf Lukas
    Brangäne – Michelle Breedt
    Junger Seemann – Clemens Bieber
    Ein Hirt – Arnold Bezuyen
    Ein Steuermann – Martin Snell


    Tristan und Isolde in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 26. August

    Als gutes Stimmungsbarometer für eine Vorstellung entpuppen sich  Pausengespräche;  das gilt nicht nur die aktiven, sondern auch die passiven – mittels langer Ohren.

    Fazit: Diese Inszenierung ist Kult!!!
    Gelobt werden die „minimalistische Ausstattung“, „… endlich sind die Sänger gut zu hören“, „… müssen keinen Sport auf der Bühne treiben“, „… mit dieser Ausstattung geht es nur in eine Richtung, nämlich bergab“, „… deutlicher kann nicht gezeigt werden, dass Isolde als Königin ausgebootet ist“ …
    Mit anderen Worten: Die Oper Tristan und Isolde mutierte im verflixten 7. Jahr zur Kult-Inszenierung der Intellektuellen.

    Auch 2012 ist in dieser Inszenierung alles beim Alten, nämlich ->trist –> trister —>Tristan

    Die Beleuchtung ist nach wie vor zu dunkel, wie die einnickenden und aufschreckenden Köpfe rings herum beweisen.
    Michelle Breed singt und spielt wieder die lebenspraktische Brangäne. Mit ihrem Spiel bringt sie etwas Leben in die extrem statische Inszenierung. Sie verteidigt ihre Herrin gegen den spottenden Kurneval, sie hört Isolde zu und beruhigt sie. Sie räumt den Salon auf, kleidet Isolde ein, die nach ihrem Liebestrank nur apathisch lächelnd daneben steht.

    Langsam begreife ich diese entschleunigte Inszenierung. Tristan und Isolde stehen unter Drogen – sie sind vollgetankt, nicht fähig, etwas füreinander zu empfinden. Also müssen sie sich auch nicht anschauen. Warum bin ich nicht ein paar Jahre früher drauf gekommen?

    Ansonsten gilt 2012 gilt das Gleiche wie 2011:

    Mein Fazit zur Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner in der Inszenierung von Christoph Marthaler – Bayreuther Festspiele 2005 bis 2012:

    Selten so gelangweilt!


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    Tristan und Isolde im Bayreuther Festspielhaus

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  • ♫ Tristan und Isolde – umsonst und draußen

    ♫ Tristan und Isolde – umsonst und draußen

    Public viewing – Oper auf dem Bayreuther
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    Volksfestplatz – Tristan und Isolde – direkt aus dem Festspielhaus auf die Riesenleinwand.

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    Sehr gut organisiert. 30.000 Zuschauer fasst der Bayreuther Volksfestplatz, ohne dass sich jemand vorkommen muss wie eine Sardine in der Büchse. Opern-Sympathisanten besetzen die aufgebauten Stuhlreihen vor der neunzig Quadratmeter großen Riesenleinwand und sehen Tristan und Isolde in Überlebensgröße. Hinten und an den Seiten bleibt genug Platz zum Aufstellen mitgebrachter Liegestühle samt Picknickkörben und Klapptischchen.

    Restaurant-Pavillons

    Sie umrunden den Platz wie die Wachtürme ein römisches Feldlager. Die Opernbesucher genießen kleine Mittagsgerichte wie Pilz mit Kloß, die obligatorische fränkische Bratwurst, Eis, Kaffee und Kuchen sowie Pizza und Döner für diejenigen, die kein kulinarisches Risiko eingehen möchten. Dazwischen Getränkepavillons mit Wasser, Sekt, Wein, Bier und Limo. Unter Schirmen sitzen die Opernfans – Bierbänke und Biertische festlich mit weißen Hussen umkleidet – und genießen sowohl das Essen und Trinken als auch die Musik.

    Bessere Technik

    Der Klang hat sich deutlich gebessert gegenüber der Vorjahr, als mich das Geschepper noch in die Flucht geschlagen hat. Aber Technik hin oder her – an den Ton eines lebendigen Orchesters in einem Raum von derart hervorragender Akustik wie das Bayreuther Festspielhaus kommt diese Übertragung lange nicht heran.
    Im Jahre 2011 hat sich die Tontechnik noch einmal verbessert, siehe -> Lohengrin und Ring für Kinder – Public Viewing der Bayreuther Festspiele 2011

    Festspiel-Flair

    Fünfzehn, zehn und fünf Minuten vor jedem Akt spielen Blechbläser vor der Leinwand ein paar Motive aus den folgenden Szenen, genau wie die Fanfaren auf dem Balkon des Festspielhauses. Hier hören die Besucher deutlich den Unterschied von Original und Lautsprecher. Dazwischen wird der Zuschauerraum im Festspielhaus eingeblendet. Die Leute nehmen Platz, das Licht geht aus, der Vorhang hebt sich. Kurzweilig, es einmal aus der Bühnenperspektive zu sehen und nicht umgekehrt.

    Insgesamt gelungen, diese neue Art von Oper-schauen

    Es ist nicht zu vergleichen mit einem Besuch im Opernhaus, der ja eine gewisse Tradition aufweist wie festliche Kleidung u.s.w. Diese Art spricht ein anderes Publikum an. Ich ziehe das Festspielhaus vor, denn da höre ich den vollen Orchesterklang und die Originalstimmen. Bis jetzt kann keine Technik sie ersetzen.

    Inhalt / Handlung: Tristan und Isolde von Richard Wagner
    Tristan und Isolde in Bayreuth 2009: Sänger, Dirigent, Orchester auf höchstem Niveau
    Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle
    Tristan und Isolde – umsonst und draußen
    Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock
    Tristan und Isolde in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 26. August

    Public Viewing:

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  • ♫ Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle

    ♫ Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle

    Direkt-Übertragung der Oper Tristanc616476b3b614824bd4e3f931d4a735e und Isolde, in der Inszenierung von Christoph Marthaler, aus dem Bayreuther Festspielhaus.
    In vollen Zügen genießen 30.000 Zuschauer den stimmigen Klang des Festspielorchesters unter der Leitung von Peter Schneider und die wohlklingenden Stimmen von Robert Dean Smith, Robert Holl, Irene Theorin, Jukka Rasilainen, Ralf Lukas, Michelle Breedt, Clemens Bieber und Martin Snell.

    Tristan und Isolde – Live aus dem Bayreuther Festspielhaus

    public viewing: Tristan und Isolde

    Vor Beginn der Vorstellung tritt ein junger Mann ans Mikrofon und klärt das Publikum auf, dass Christoph Marthaler einer der grössten Regisseure sei, die er kennt. Nun ja, er ist noch jung. Marthaler hat seinen Informationen nach die Oper als Kammerstück inszeniert. Wie denn das? Stand etwa das Konzept schon, bevor er die Ausdehnung der Bühne sah?

    Wie sieht die Inszenierung auf der Großleinwand aus?

    Eine langweilige Inszenierung lässt sich durch Technik nicht retten, aber die filmische Umsetzung hat der Aufführung gut getan. Normalerweise mag ich keine Bühnenstücke, die verfilmt werden. Besonders Opern und Ballette sehe und höre ich nur an ihrem Entstehungsort im Original. Im Theater kann ich selbst entscheiden, was ich mir genauer anschauen möchte – die Hauptpersonen, die Nebenrollen, die Bühne als Totale, die einzelnen Kostüme, meine Lieblingssänger oder die Statisten. Wird ein Bühnenstück verfilmt, entsteht bei mir der Eindruck, entscheidendes nicht gesehen zu haben.

    Liebesschwüre – Tristan und Isolde

    Bei dieser Tristan-Inszenierung ist es anders. Die Filmaufnahmen verbessern den Gesamteindruck deutlich. Hier sehe ich die Ausschnitte von einzelnen Personen, die mir dadurch fast einen Illusion vermitteln, miteinander zu kommunizieren. Besonders im zweiten Akt: Liebesduette und Liebesschwüre im Garten. Sobald Tristan (Robert Dean Smith) und Isolde (Irene Theorin) in Großaufnahmen gezeigt werden, entsteht die Illusion beim Zuschauer, dass die beiden sich ansehen und miteinander kommunizieren. Auf der Bühne im Festspielhaus singen sie nebeneinander her, ohne sich einen Blick zu gönnen. Sie stehen irgendwo auf der Bühne herum, singen und schauen ins Publikum.
    Optisch verbessert – akustisch kein Vergleich zum Original im Festspielhaus.

    Tristan und Isolde – umsonst und draußen

    Public viewing – Oper auf dem Bayreuther Volksfestplatz – Tristan und Isolde – direkt aus dem Festspielhaus auf die Riesenleinwand.

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    Sehr gut organisiert. 30.000 Zuschauer fasst der Bayreuther Volksfestplatz, ohne dass sich jemand vorkommen muss wie eine Sardine in der Büchse. Opern-Sympathisanten besetzen die aufgebauten Stuhlreihen vor der neunzig Quadratmeter großen Riesenleinwand und sehen Tristan und Isolde in Überlebensgröße. Hinten und an den Seiten bleibt genug Platz zum Aufstellen mitgebrachter Liegestühle samt Picknickkörben und Klapptischchen.

    Restaurant-Pavillons

    Sie umrunden den Platz wie die Wachtürme ein römisches Feldlager. Die Opernbesucher genießen kleine Mittagsgerichte wie Pilz mit Kloß, die obligatorische fränkische Bratwurst, Eis, Kaffee und Kuchen sowie Pizza und Döner für diejenigen, die kein kulinarisches Risiko eingehen möchten. Dazwischen Getränkepavillons mit Wasser, Sekt, Wein, Bier und Limo. Unter Schirmen sitzen die Opernfans – Bierbänke und Biertische festlich mit weißen Hussen umkleidet – und genießen sowohl das Essen und Trinken als auch die Musik.

    Public viewing – Bessere Technik

    Der Klang hat sich deutlich gebessert gegenüber der Vorjahr, als mich das Geschepper noch in die Flucht geschlagen hat. Aber Technik hin oder her – an den Ton eines lebendigen Orchesters in einem Raum von derart hervorragender Akustik wie das Bayreuther Festspielhaus kommt diese Übertragung lange nicht heran.
    Im Jahre 2011 hat sich die Tontechnik noch einmal verbessert, siehe -> Lohengrin und Ring für Kinder – Public Viewing der Bayreuther Festspiele 2011

    Public viewing – Festspiel-Flair

    Fünfzehn, zehn und fünf Minuten vor jedem Akt spielen Blechbläser vor der Leinwand ein paar Motive aus den folgenden Szenen, genau wie die Fanfaren auf dem Balkon des Festspielhauses. Hier hören die Besucher deutlich den Unterschied von Original und Lautsprecher. Dazwischen wird der Zuschauerraum im Festspielhaus eingeblendet. Die Leute nehmen Platz, das Licht geht aus, der Vorhang hebt sich. Kurzweilig, es einmal aus der Bühnenperspektive zu sehen und nicht umgekehrt.

    Insgesamt gelungens public viewing, diese neue Art von Oper-schauen

    Es ist nicht zu vergleichen mit einem Besuch im Opernhaus, der ja eine gewisse Tradition aufweist wie festliche Kleidung u.s.w. Diese Art spricht ein anderes Publikum an. Ich ziehe das Festspielhaus vor, denn da höre ich den vollen Orchesterklang und die Originalstimmen. Bis jetzt kann keine Technik sie ersetzen.

    Werkstatt Bayreuth:

    In der von Wolfgang Wagner eingeführten “Werkstatt Bayreuth” nutzen die meisten Regisseure (außer Christoph Marthaler) die folgenden Spielzeiten, um ihre Inszenierung zu verändern. Wie ändert sich “Tristan und Isolde” in der Inszenierung von Christoph Marthaler mit  Bühne und Kostüme von 2009,  im Laufe der Jahre 2010, 2011/2012?

    Tristan und Isolde:  

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  • ♫ Tristan und Isolde in Bayreuth 2009 – 2012: erst öde, dann Kult

    ♫ Tristan und Isolde in Bayreuth 2009 – 2012: erst öde, dann Kult

    Die Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner in der Inszenierung von Christoph Marthaler –  Bayreuther Festspiele  2005 bis 2012

     

    Bayreutherc616476b3b614824bd4e3f931d4a735e Festspiele 2009 – 4 Jahre nach der Premiere | Sänger, Dirigent, Orchester auf höchstem Niveau

    Inszenierung für reine „Ohrenmenschen“

    Sekundenschlaf - Tristan und Isolde
    Tristan und Isolde: Bayreuther Festspielhaus im Sekundenschlaf

    Der Lichtdesigner scheint ein Energiesparer zu sein. Die Bühne schummert die meiste Zeit im Neonröhrenlicht vor sich hin. Selten stehen die Sänger in vollem Scheinwerferlicht. Das ist schlecht für die Augen, aber gut für die Umwelt und den Sekundenschlaf. Es macht sich an den plötzlich hochschreckenden Köpfen quer durch die Reihen bemerkbar.
    Ohrenmenschen haben es gut. Sie schließen einfach die Augen und müssen nicht auf die ermüdende Inszenierung von „Tristan und Isolde“ schauen.

    Tristan und Isolde – Festspielorchester und Sänger

    Dafür genießen sie in vollen Zügen den stimmigen Klang des Bayreuther Festspielorchesters unter der Leitung von Peter Schneider, und die wohlklingenden Stimmen von Robert Dean Smith, Robert Holl, Irene Theorin, Jukka Rasilainen, Ralf Lukas, Michelle Breedt (die auch darstellerisches Talent zeigt), Clemens Bieber und Martin Snell.
    Sämtliche Sänger  kümmern sich kaum um ihre Mitstreiter auf der Bühne, sondern singen nach vorn, ihren Zuhörern entgegen. Auch König Marke singt seinen Ärger grollend ins Publikum. Robert Holls klangvoller Bass nimmt den ganzen Zuschauerraum ein. Robert Holl singt nicht nur melodiös und wohlklingend, sondern auch gut artikuliert. Seine Worte sind bis in die neunundzwanzigste Reihe zu verstehen.

    Sänger als Darsteller  

    Eine weitere Ausnahme bildet Michelle Breedt als Brangäne. Als einzige entwickelt sie darstellerische Fähigkeiten. Sie mahnt zum Aufbruch, zieht Isolde (Irene Theorin) die Handschuhe an, indem sie sich mit dem Rücken vor sie stellt, ihre schlaffe Hand von hinten schnappt und den Handschuh aufzieht. Mit ihr zusammen wird Isolde spielfreudiger. Jedoch harmoniert ihr virtuoser Sopran hervorragend mit Tristans (Robert Dean Smith) voluminöser Tenorstimme.
    Während der Schlussszene im 2. Akt, in der sich König Marke über Tristans Untreue beklagt, stehen Brangäne, Isolde, Marke, Tristan, Melot im Raum verteilt herum, ohne ersichtlich miteinander zu agieren. Es sieht fast so aus, als hätten sie keine Lust mehr.

    Optisch unergiebig, dafür ein musikalischer Glanzpunkt. (Wenn mir jetzt jemand erzählen will, dass das vom Regisseur  Christoph Marthaler so gewollt war, dann schrei’ ich!)

    Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock

    Bühnenbild und Kostüme der Oper “Tristan und Isolde” von Richard WagnerBayreuther Festspiele  2005 bis 2011

    …wie immer bei Anna Viebrock – trist, trister, Tristesse.

    Ein großer Raum, fast ein Saal, vielleicht in einem schottischen Castle. Das Steuerrad deutet eher auf einen gediegenen Luxusdampfer hin. Zwischen braunen Wänden in typischer Nussbaumfurnier-Verkleidung stehen Tische mit Wirtshausstühlen herum, anscheinend nur, um immer wieder von Isolde umgestoßen und von Brangäne aufgehoben zu werden.

    Neben den Klappstühlen glucken einzelne Ohrensessel, die aussehen wie schon-öfters-bezogen-und-schon-wieder-fällig-zum-Beziehen. Natürlich mit dem Möbelstoff, wie er vor vierzig Jahren topaktuell war. Kein Wunder, denn die Bühnenbildnerin Anna Viebrock ist in dieser Zeit stehen geblieben. Sie bewegt sich weder vorwärts noch rückwärts.

    Das gilt auch für die Kostüme.

    Anna Viebrock scheint aus dieser Zeit ein Heft mit Burda-Schnitten zu besitzen, aus dem sie sämtliche Bühnenkleidung fertigt. Im ersten Akt, auf der Schiffsüberfahrt, sind es für Isolde und Brangäne „Kaminkleider“, die damals groß in Mode waren. Normalerweise endeten die Röcke unter dem Knie. Kaminkleider dagegen waren lang, aber nicht so elegant wie Abendkleider, sondern eher aus Wolle oder einem warmen Stoff, in den man sich einkuscheln konnte. Kurvenal hüllt sich in einen Schottenrock, ebenso wie Brangäne. Ihr Rock ist lang, sein Rock dagegen kurz.
    Im „Garten“ trägt Isolde (Irene Theorin) ein gelbes Kostüm mit einer großen Schleife unter der Brust – ganz Dame. Brangäne (Michelle Breedt) kleidet eine blaugrüne Jacke und Faltenrock – Zeichen für die gut angezogene Sekretärin. Tristan (Robert Dean Smith) tritt auf in der blauer Jacke seines Yachtclubs, mit passendem Abzeichen an der Brusttasche.

    Stereotype Ausstattung – Einheitsinterieur

    Während andere Bühnen- und Kostümbildner ihre Fantasie ankurbeln, sich durch Opernstoffe, Musik oder Schauplätze anregen lassen, stülpt Anna Viebrock ihre Schlimmer-Wohnen-Vision über jede Handlung, egal in welchem Jahrhundert, Jahrtausend, Land oder Milieu die Oper spielt. Dieses Einheitsinterieur hat zu allem zu passen.
    Ein Beispiel dafür, wie weit es jemand mit sparsamer Fantasie und einfallsarmen Wiederholungen bringen kann.

    Tristan und IsoldeBayreuther Festspiele

    Musikalische Leitung Peter Schneider
    Regie Christoph Marthaler
    Szenische Leitung der Wiederaufnahme Anna-Sophie Mahler
    Bühnenbild Anna Viebrock
    Kostüme Anna Viebrock
    Chorleitung Eberhard Friedrich
    Dramaturgie Malte Ubenauf

    Besetzung 2009
    Tristan Robert Dean Smith
    Marke Robert Holl
    Isolde Irene Theorin
    Kurwenal Jukka Rasilainen
    Melot Ralf Lukas
    Brangäne Michelle Breedt
    Junger Seemann Clemens Bieber
    Ein Hirt Arnold Bezuyen
    Ein Steuermann Martin Snell

    Direkt-Übertragung der Oper Tristan und Isolde aus dem Bayreuther Festspielhaus 2010.

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    In vollen Zügen genießen 30.000 Zuschauer den stimmigen Klang des Festspielorchesters unter der Leitung von Peter Schneider und die wohlklingenden Stimmen von Robert Dean Smith, Robert Holl, Irene Theorin, Jukka Rasilainen, Ralf Lukas, Michelle Breedt, Clemens Bieber und Martin Snell. … siehe ♫ Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle

    Tristan und Isolde in Bayreuth 2011 was ist neu?

    Was hat sich in dieser Oper in den letzten Jahren geändert? Nix & Nuscht! Das Erfreuliche daran bleibt erhalten. Das hohe musikalische Bayreuth-Niveau der Sänger ist gleich geblieben. Ebenso das Festspielorchester unter der Leitung von Peter Schneider.
    Die Interaktion der Sänger untereinander ist gleich geblieben. Siehe-> Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle

    Wie zum Beispiel Robert Dean Smith mit voller Stimme und der Beweglichkeit eines Oratoriensängers. Einmal hebt er den rechten Arm, nach langer Pause den linken Arm. Im Liebesduett steht er an der Rampe, ohne auch nur eine Blick auf seine geliebte und entbehrte Isolde (Irene Theorin) zu werfen. Nebeneinander ins Publikum blickend sitzen sie auf den Designerhockern im Garten, den Anna Viehbrock als leeren Raum – bis auf besagte Designerhocker – gestaltet hat.
    Kostüme und Bühnenbild sind gleich geblieben. Wahrscheinlich aus der Erkenntnis heraus, dass es hier nichts zu verbessern gibt. Siehe  -> Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock
    Eines brachte mich zum Grübeln. Warum stieren alle Sänger und die paar Statisten so ausgiebig die Wände an? Warum schleichen sie tastend an den Mauern entlang? Begutachten sie das Wachstum der Schimmelpilze, die den Zuschauern ab der dritten Reihe verborgen bleiben? Hat es etwa einen tieferen Sinn? Wie die Rüstung aus Filz in Schlingensiefs Parsifal, die an Beuys erinnern soll? Folgen diese Bewegungen den Strukturen des Mauerputzes? Ein typisches Verhalten von Autisten – die Rücken zum Publikum sprechen dafür.
    Siehe -> Der Hungerkünstler von Georg Elterlein
    Um das herauszufinden, werden Festspielbesucher in den kommenden Jahren noch Gelegenheit haben. Es hat nichts damit zu tun, dass die Inszenierung so gut angenommen wurde und deshalb immer wieder gewünscht wird. Der Grund ist weitaus pragmatischer. In den nächsten Jahren spielen Opern mit großer Chorbesetzung – Tannhäuser, Parsifal, Holländer und 2013 eine Neuinszenierung des Ringes. Die Chorsänger brauchen dazwischen ihre Ruhezeiten – deshalb Tristan und Isolde.
    Also …dem hervorragenden Festspielchor zuliebe.


    Tristan und Isolde
    , Oper mit Musik und Libretto von Richard Wagner
    Aufführung der 100. Bayreuther Festspiele 2011

    Besetzung 2011:
    Tristan – Robert Dean Smith
    Marke – Robert Holl
    Isolde – Iréne Theorin
    Kurwenal – Jukka Rasilainen
    Melot – Ralf Lukas
    Brangäne – Michelle Breedt
    Junger Seemann – Clemens Bieber
    Ein Hirt – Arnold Bezuyen
    Ein Steuermann – Martin Snell

    Tristan und Isolde in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 26. August

    Als gutes Stimmungsbarometer für eine Vorstellung entpuppen sich  Pausengespräche;  das gilt nicht nur die aktiven, sondern auch die passiven – mittels langer Ohren.

    Fazit: Diese Inszenierung ist Kult!!!
    Gelobt werden die „minimalistische Ausstattung“, „… endlich sind die Sänger gut zu hören“, „… müssen keinen Sport auf der Bühne treiben“, „… mit dieser Ausstattung geht es nur in eine Richtung, nämlich bergab“, „… deutlicher kann nicht gezeigt werden, dass Isolde als Königin ausgebootet ist“ …
    Mit anderen Worten: Die Oper Tristan und Isolde mutierte im verflixten 7. Jahr zur Kult-Inszenierung der Intellektuellen.

    Auch 2012 ist in dieser Inszenierung alles beim Alten, nämlich ->trist –> trister —>Tristan

    Die Beleuchtung ist nach wie vor zu dunkel, wie die einnickenden und aufschreckenden Köpfe rings herum beweisen.
    Michelle Breed singt und spielt wieder die lebenspraktische Brangäne. Mit ihrem Spiel bringt sie etwas Leben in die extrem statische Inszenierung. Sie verteidigt ihre Herrin gegen den spottenden Kurneval, sie hört Isolde zu und beruhigt sie. Sie räumt den Salon auf, kleidet Isolde ein, die nach ihrem Liebestrank nur apathisch lächelnd daneben steht.

    Langsam begreife ich diese entschleunigte Inszenierung. Tristan und Isolde stehen unter Drogen – sie sind vollgetankt, nicht fähig, etwas füreinander zu empfinden. Also müssen sie sich auch nicht anschauen. Warum bin ich nicht ein paar Jahre früher drauf gekommen?

    Ansonsten gilt 2012 gilt das Gleiche wie 2011:

    Mein Fazit zur Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner in der Inszenierung von Christoph Marthaler – Bayreuther Festspiele 2005 bis 2012:

    Selten so gelangweilt!

    Tristan und Isolde:

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  • ♫ Bayreuther Festspiele 2017: Tristan und Isolde – (unfreiwillig) komisch

    ♫ Bayreuther Festspiele 2017: Tristan und Isolde – (unfreiwillig) komisch

    Tristan und Isolde 2017: Neben aller Tragik dieser Liebesgeschichte gibt es Momente (unfreiwilliger) Komik, die das Drama abmildern.

    Tristan und Isolde fassen sich an den Händen wie Kinder zum Ringelreihen, halten an einer Seite in den Händen den Gift(becher)flachmann, gießen ihn gemeinsam mit Schwung in die ausgehöhlten Hände der anderen Seite und …
    Sie umarmen sich, ohne vorher von dem köstlichen Liebestrank gekostet zu haben. Dieses Liebesgift ist derart intensiv, dass es durch die Kleider hindurchgeht und von der Haut aufgenommen wird. Es wirkt sogar so stark, dass Tristan Kurwenal aus dem Geschehen hinauskatapultiert. Dabei wollte er nur seinen Herrn vor dem Zusammensein mit Isolde retten.
    Das schafft auch Brangäne nicht, die sich todesmutig zwischen Tristan und Isolde drängt. Mit ausgestreckten Armen hält sie die Liebestollen auseinander, die ebenfalls ihre Arme ausstrecken, mit denen sie das Hindernis Brangäne überspringen wollen. Mit sechs hellen Händen auf einer waagerechten dunklen Armlinie ergibt sich ein Dreikampf, der mehr an einen Schreittanz wie Sirtaki oder einen schwingenden Ländler erinnert.

    Im „Garten“ stehen Tristan und Isolde in einem aufrechten Käfig, mit dessen Stäben sie sich gegenseitig piksen und hinterher Bluts(brüder)(liebhaber)(eheverhinder)schaft zelebrieren.

    Winnetou III (?)

    Varianten, die  bei aller Tragik unfreiwillige Komik aufkommen lassen.


    Umbesetzungen machen einen Hauptteil dieser Bayreuther8c9562f395b04aa0b27ecdbf0bb22c88 Festspiele 2016 aus.

    Claudia Mahnke als Brangäne ersetzt die erkrankte Christa Mayer in der überarbeiteten Inszenierung „Tristan und Isolde“ von Katherina Wagner.
    Polizei und Besucher in BayreuthMit einem Extra-Applaus wird Claudia Mahnke vom Publikum bedacht. Ebenfalls groß gefeiert werden die übrigen Sänger Stephen Gould als Tristan, Georg Zeppenfeld als Marke, Petra Lang als Isolde, Iain Paterson als Kurwenal, Raimund Nolte als Melot, und Christian Thielemann für sein Dirigat. Kräftig ausgebuht wird das Regieteam.

    Geschichte von Tristan und Isolde neu interpretiert.

    Wie auch in ihren vorigen Inszenierungen hat Katharina Wagner viel geändert.
    Das ist im Grunde genommen eine gute Sache, denn das zeigt die Kreativität dieser Regisseurin. Ihre Interpretation der Geschichte stimmt immer noch mit ihrem Konzept von 2015 überein, siehe Oper als Dreiecksgeschichte um Tristan – Isolde – Marke
    Im vorigen Jahr wurde ihr vorgeworfen, dass sie auf die Regiesprache von Wieland Wagner zurückgreift. Leider tritt sie in diesem Jahr noch einen Schritt weiter rückwärts. Es sieht fast so aus, als ob sie in eine Zeit zurückschwenkt, die unter „Verkehrspolizisten-Sänger-Zeit“ bekannt ist. Die Sänger schmettern ihre Arie, greifen sich an die Brust und heben dabei einen Arm, genauso wie Polizisten in der Vor-Ampelzeit den Verkehr regelten. In dieser Tristan-Aufführung zeigen die Sänger eine derartige Gestik, die teilweise weder zum Text noch zur Musik passt. Sie bewegen sich deutlich weniger, siehe Treppen verbinden und reißen ab
    Miteinander Kommunizieren war gestern. Dafür stehen sie mehr an der Rampe, um von dort aus direkt ins Publikum zu singen – aber so schnell mag sich das inzwischen vom Regietheater verwöhnte Bayreuther Festspielpublikum nicht umstellen.

    Überarbeitung ohne Ecken und Kanten – wie abgelutscht

    Im zweiten Akt verhalten sich Kurwenal und Brangäne ruhig. Ihre Ausbruchsversuche geben sie nach kurzem Bemühen auf. Tristan und Isolde treffen sich zwar immer noch in ihrer Laube, aber alles mit Blick zum Publikum, siehe Verlies mit Suchscheinwerfern
    Im dritten Aufzug (meinem Lieblingsakt im vorigen Jahr) fehlt die Kontur, siehe Makabrer Liebestod
    Die blauen Isolden in den blauen Dreiecken, die Tristan im Fieberwahn sieht, tauchen auf und gehen wieder, ohne einen Eindruck zu hinterlassen. Im letzten Jahr standen sie plötzlich wie angeknipst irgendwo auf der Bühne. Die diesjährige Überarbeitung wirkt nicht greifbar, ohne Ecken und Kanten – wie abgelutscht. Sogar König Marke hat seine Bösartigkeit verloren. Unwirsch zieht er Isolde mit sich – ohne seinen Besitzanspruch zu betonen.
    Im Gegensatz zu 2015 bleiben kaum Bilder hängen. Da aber Katharina Wagner zu den Kreativen gehört, wird sie wahrscheinlich auch im Jahr 2017 wieder etwas ändern.

    Ich bin gespannt!


    Mit der Tristan-Aufführung endet die Premierenwoche.

    Im Festspielhaus sitzt, zusammen mit ihrem Ehemann, Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im vorigen Jahr sahen beide ebenfalls diese Inszenierung der Oper Tristan und Isolde. Ob sie mit gebuht haben oder ob es ihnen gefallen hat, ist nicht bekannt.

    Bayreuther Festspiele 2016: Tristan und Isolde mit Musik von Richard Wagner

    Musikalische Leitung – Christian Thielemann, Regie – Katharina Wagner,
    Bühne – Frank Philipp Schlößmann – Matthias Lippert, Kostüm – Thomas Kaiser, Dramaturgie – Daniel Weber, Licht – Reinhard Traub, Chorleitung – Eberhard Friedrich
    Besetzung 2016
    Tristan -Stephen Gould, Marke – Georg Zeppenfeld, Isolde – Petra Lang, Kurwenal – Iain Paterson, Melot – Raimund Nolte, Brangäne – Claudia Mahnke, Ein Hirt – Tansel Akzeybek, Ein Steuermann – Kay Stiefermann, Junger Seemann – Tansel Akzeybek

     

     

    Tristan und Isolde:
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  • ♫ Bayreuther Festspiele 2015: Tristan und Isolde – Dreiecksbeziehung

    ♫ Bayreuther Festspiele 2015: Tristan und Isolde – Dreiecksbeziehung

    Mit einer Neuinszenierung der Oper Tristan3430e5861d0c4ef5a2f281c9aa40671f und Isolde in einer Inszenierung von Katharina Wagner beginnen die Richard-Wagner-Festspiele.
    Blick aus dem Festspielhaus in BayruthVon der Wirkung seiner Musik auf die Psyche der Zuhörer war Richard Wagner fest überzeugt: „Nur eine mittelmäßige Aufführung kann mich retten. Die Leute würden bei der Musik verrückt werden“. O-Ton Richard Wagner über seine Oper Tristan und Isolde.
    Mittelmäßig ist das Bayreuther Festspielorchester unter der Leitung von Christian Thielemann durchaus nicht, im Gegenteil! Sein intensives Dirigat verleiht dem Orchester einen glühenden Klang. Allem Anschein nach ist auch niemand verrückt geworden – zumindest nicht wegen dieser Neuinszenierung.

    Oper als Dreiecksgeschichte um Tristan – Isolde – Marke

    Insgesamt macht es Katharina Wagner dem Publikum leicht, sich voll auf die Musik zu konzentrierender und dabei der Handlung der Oper zu folgen, siehe ♫ Inhalt / Handlung: Tristan und Isolde von Richard Wagner
    Sie erzählt die Verbindung von Tristan, Isolde und König Marke. Dafür wählt sie die Dreiecksform, die sich durch alle drei Akte zieht. Die Szenen wirken ruhig. Sie lassen der Musik breiten Raum, um sich zu entfalten. Dabei ist es keine statische Inszenierung, denn Bewegung ist genug da – bis hin zu den überall auftauchenden Isolden im dritten Akt.

    Treppen verbinden und reißen ab

    Ein Gestänge zieht sich über die ganze Bühne. Die Metallpfeiler werden mit Stegen und Treppen verbunden, auf denen sich Tristan und Isolde bewegen. Brangäne und Kurwenal versuchen, Tristan und Isolde voneinander fern zu halten. Mal kommen die beiden zusammen, mal saust eine Brücke hoch oder runter wie ein Fahrstuhl, geisterhaft klappen die Treppen nach unten und versperren den Weg. Etwas (zu) viel Unruhe kommt mit Brangäne hinein, die wie ein aufgescheuchtes Huhn durch den ersten Akt tippelt. Ihr weiter Glockenrock schwingt bei jedem ihrer kleinen Schritte vorwärts, rückwärts, seitwärts und wieder von vorn.
    Stephen Gould gestaltet seine Rolle deutlich artikuliert. Es wird wohl wenige Sänger geben, die ihre Kräfte so einteilen können, um im dritten Akt über eine derartige Farbpalette zu verfügen. Das starke Flattern in Evelyn Herlitzius Stimme lässt auf eine Überbeanspruchung schließen. Brangänes Stimme hat von der Hektik ihrer Bewegungen nicht allzu viel abbekommen. Christa Mayer singt ihre Partie mit dunkel gefärbter, in sich ruhenden Stimme. Für Iain Paterson als Kurwenal hätte man sich eine bessere Textverständlichkeit gewünscht.

    Verlies mit Suchscheinwerfern

    Im zweiten Akt übernimmt Kurwenal den Part der zur Schau gestellten Bewegung. Statt im Garten treffen sich Tristan und Isolde im Verlies, das von König Markes Wächtern mit Scheinwerfern ausgeleuchtet wird (Bühnenbild Frank Philipp Schlößmann und Matthias Lippert). Für die Zuschauer ist es angenehm, denn sie können den Handlungsstrang am Licht (Reinhard Traub) erkennen. In diesem Verlies stehen auf dem Boden Reihen von metallenen Ringen, die Fahrradständern gleichen. An den Wänden lehnen sie hochkant. Über diese Ring-Leitern versucht Kurwenal vergeblich zu entkommen. Obwohl er ständig von Scheinwerfern beleuchtet wird, wirkten seine Fluchtversuche weniger störend als Brangänes unruhigem Getippel im ersten Akt.

    Makabrer Liebestod

    Ein beeindruckender dritter Akt. Langsam öffnet sich der Vorhang. Graue Nebelnacht, leere Bühne. Am äußersten Rand sind schließlich rote Grablichter zu erkennen. Dahinter sitzen Kurwenal, Melot, Steuermann und der Hirte, die auf einen leblosen Körper starren – Tristan. Statt zu sterben, rappelt sich Tristan noch einmal auf und beginnt, die ganze Geschichte mit Isolde aufzuarbeiten. In jedem Traumbild erscheint sie ihm aus dem Nebel irgendwo auf der dunklen Bühne. Sie steht in einer beleuchteten blauen dreieckigen Pyramide, genau in der Farbe ihres nachtblauen Kleides. Mal winkt sie ihm aus der Ferne zu. Mal geht er zu ihr, berührt sie sogar. Entweder Sie bricht zusammen wie ein Kleiderständer, nur noch den Mantel hinterlassend, oder sie nimmt ihren Kopf ab. Jede Isolde im Traumbild reagiert anders. Es ist spannend, die Handlung zu verfolgen.
    Isoldes Liebestod nimmt makabre Züge an. Isolde richtet Tristan auf seinem Totenbett auf, setzt sich neben den zusammengesackten Körper, nimmt Abschied. Das wird König Marke eindeutig zu bunt. Er packt Isolde grob am Arm und zerrt sie hinaus.
    König Marke (Georg Zeppenfeld, überzeugend in seiner Rolle, mit großer Textverständlichkeit) ist in dieser Inszenierung kein tattriger Greis, sondern ein schlecht gelaunter Despot im heiratsfähigen Alter. Isolde betrachtet er als sein Eigentum, an dem Tristan sich vergriffen hat. Deutlich zeigt sich sein Besitzanspruch in der Schlussszene.

     

    Drei Parteien – drei Farben

    An den Farben ihrer Kleidung (Thomas Kaiser) ist die Zugehörigkeit der Protagonisten leicht zu erkennen. Die vielleicht bei Tage leuchtenden Farben wirken silbrig wie vom Mondschein angestrahlt. Tristan und Isolde tragen Kleider in einem Graublau wie die Kriegsmarine. Kurwenal und Brangäne in Olivgrün mit einem erdigen Unterton. König Marke und sein Gefolge kleiden sich in Sonnenblumengelb, allerdings mit Graustich. In sämtlichen Szenen sind die Personen gut auseinander zu halten.
    Katharina Wagner findet Bilder für die innere Handlung. Eine verständliche Inszenierung, die das Publikum begeistert aufnimmt.

     

    Für einen Besuch der Bayreuther Festspiele empfehlen wir Ihnen:

     

    Bayreuther Festspiele: Tristan und Isolde

    Besetzung 2015: Musikalische Leitung – Christian Thielemann, Regie – Katharina Wagner, Bühne – Frank Philipp Schlößmann und Matthias Lippert, Kostüm – Thomas Kaiser, Dramaturgie- Daniel Weber, Licht – Reinhard Traub, Chorleitung – Eberhard Friedrich

    Tristan – Stephen Gould, Marke – Georg Zeppenfeld, Isolde – Evelyn Herlitzius, Kurwenal – Iain Paterson, Melot – Raimund Nolte, Brangäne – Christa Mayer, Ein Hirt – Tansel Akzeybek, Ein Steuermann – Kay Stiefermann, Junger Seemann – Tansel Akzeybek

     

    Tristan und Isolde:
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  • ♫ Tristan und Isolde in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 26. August

    ♫ Tristan und Isolde in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 26. August

    Als gutes c616476b3b614824bd4e3f931d4a735eStimmungsbarometer für eine Vorstellung entpuppen sich  Pausengespräche;  das gilt nicht nur die aktiven, sondern auch die passiven – mittels langer Ohren.

    w.tristanFazit: Diese Inszenierung ist Kult!!!
    Gelobt werden die „minimalistische Ausstattung“, „… endlich sind die Sänger gut zu hören“, „… müssen keinen Sport auf der Bühne treiben“, „… mit dieser Ausstattung geht es nur in eine Richtung, nämlich bergab“, „… deutlicher kann nicht gezeigt werden, dass Isolde als Königin ausgebootet ist“ …
    Mit anderen Worten: Tristan und Isolde mutierte im verflixten 7. Jahr zur Kult-Inszenierung der Intellektuellen.

    Auch 2012 ist in dieser Inszenierung alles beim Alten, nämlich ->trist –> trister —>Tristan

    Die Beleuchtung ist nach wie vor zu dunkel, wie die einnickenden und aufschreckenden Köpfe rings herum beweisen.
    Michelle Breed singt und spielt wieder die lebenspraktische Brangäne. Mit ihrem Spiel bringt sie etwas Leben in die extrem statische Inszenierung. Sie verteidigt ihre Herrin gegen den spottenden Kurneval, sie hört Isolde zu und beruhigt sie. Sie räumt den Salon auf, kleidet Isolde ein, die nach ihrem Liebestrank nur apathisch lächelnd daneben steht.

    Langsam begreife ich diese entschleunigte Inszenierung. Tristan und Isolde stehen unter Drogen – sie sind vollgetankt, nicht fähig, etwas füreinander zu empfinden. Also müssen sie sich auch nicht anschauen. Warum bin ich nicht ein paar Jahre früher drauf gekommen?

    Ansonsten gilt 2012 gilt das Gleiche wie 2011:

    Was hat sich in dieser Oper .in den letzten Jahren geändert? Nix & Nuscht! Das Erfreuliche daran bleibt erhalten. Das hohe musikalische Bayreuth-Niveau der Sänger ist gleich geblieben. Ebenso das Festspielorchester unter der Leitung von Peter Schneider. Siehe-> Tristan und Isolde: Sänger, Dirigent, Orchester auf höchstem Niveau
    Die Interaktion der Sänger untereinander ist gleich geblieben. Siehe-> Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle

    Wie zum Beispiel Robert Dean Smith mit voller Stimme und der Beweglichkeit eines Oratoriensängers. Einmal hebt er den rechten Arm, nach langer Pause den linken Arm. Im Liebesduett steht er an der Rampe, ohne auch nur eine Blick auf seine geliebte und entbehrte Isolde (Irene Theorin) zu werfen. Nebeneinander ins Publikum blickend sitzen sie auf den Designerhockern im Garten, den Anna Viehbrock als leeren Raum – bis auf besagte Designerhocker – gestaltet hat.
    Kostüme und Bühnenbild sind gleich geblieben. Wahrscheinlich aus der Erkenntnis heraus, dass es hier nichts zu verbessern gibt. Siehe  -> Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock
    Eines brachte mich zum Grübeln. Warum stieren alle Sänger und die paar Statisten so ausgiebig die Wände an? Warum schleichen sie tastend an den Mauern entlang? Begutachten sie das Wachstum der Schimmelpilze, die den Zuschauern ab der dritten Reihe verborgen bleiben? Hat es etwa einen tieferen Sinn? Wie die Rüstung aus Filz in Schlingensiefs Parsifal, die an Beuys erinnern soll? Folgen diese Bewegungen den Strukturen des Mauerputzes? Ein typisches Verhalten von Autisten – die Rücken zum Publikum sprechen dafür.
    Siehe -> Der Hungerkünstler von Georg Elterlein
    Um das herauszufinden, werden Festspielbesucher in den kommenden Jahren noch Gelegenheit haben. Es hat nichts damit zu tun, dass die Inszenierung so gut angenommen wurde und deshalb immer wieder gewünscht wird. Der Grund ist weitaus pragmatischer. In den nächsten Jahren spielen Opern mit großer Chorbesetzung – Tannhäuser, Parsifal, Holländer und 2013 eine Neuinszenierung des Ringes. Die Chorsänger brauchen dazwischen ihre Ruhezeiten – deshalb Tristan und Isolde.
    Also …dem hervorragenden Festspielchor zuliebe.

    Inhalt / Handlung: Tristan und Isolde von Richard Wagner
    Tristan und Isolde in Bayreuth 2009: Sänger, Dirigent, Orchester auf höchstem Niveau
    Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle
    Tristan und Isolde – umsonst und draußen
    Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock
    Tristan und Isolde in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 26. August


    Tristan und Isolde
    , Oper mit Musik und Libretto von Richard Wagner
    Aufführung der 100. Bayreuther Festspiele 2011

    Besetzung 2011:
    Musikalische Leitung – Peter Schneider
    Regie – Christoph Marthaler
    Szenische Leitung der Wiederaufnahme – Anna-Sophie Mahler
    Bühnenbild – Anna Viebrock
    Kostüme – Anna Viebrock
    Chorleitung – Eberhard Friedrich
    Dramaturgie – Malte Ubenauf

    Tristan – Robert Dean Smith
    Marke – Robert Holl
    Isolde – Iréne Theorin
    Kurwenal – Jukka Rasilainen
    Melot – Ralf Lukas
    Brangäne – Michelle Breedt
    Junger Seemann – Clemens Bieber
    Ein Hirt – Arnold Bezuyen
    Ein Steuermann – Martin Snell

    Werkstatt Bayreuth:

    In der von Wolfgang Wagner eingeführten “Werkstatt Bayreuth” nutzen die meisten Regisseure (außer Christoph Marthaler) die folgenden Spielzeiten, um ihre Inszenierung zu verändern. Wie ändert sich “Tristan und Isolde” in der Inszenierung von Christoph Marthaler mit  Bühne und Kostüme von 2009,  im Laufe der Jahre 2010 und  2011/2012?

    Tristan und Isolde:
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    Tristan und Isolde
    , Oper mit Musik und Libretto von Richard Wagner
    Aufführung der 100. Bayreuther Festspiele 2011

    Besetzung 2011:
    Musikalische Leitung – Peter Schneider
    Regie – Christoph Marthaler
    Szenische Leitung der Wiederaufnahme – Anna-Sophie Mahler
    Bühnenbild – Anna Viebrock
    Kostüme – Anna Viebrock
    Chorleitung – Eberhard Friedrich
    Dramaturgie – Malte Ubenauf

    Tristan – Robert Dean Smith
    Marke – Robert Holl
    Isolde – Iréne Theorin
    Kurwenal – Jukka Rasilainen
    Melot – Ralf Lukas
    Brangäne – Michelle Breedt
    Junger Seemann – Clemens Bieber
    Ein Hirt – Arnold Bezuyen
    Ein Steuermann – Martin Snell

  • ♫ Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock

    Bühnenbild und Kostüme der Oper “Tristan und Isoldec616476b3b614824bd4e3f931d4a735e von Richard WagnerBayreuther Festspiele  2005 bis 2011

    …wie immer bei Anna Viebrock – trist, trister, Tristesse.

    w.026festspielhaus

    Ein großer Raum, fast ein Saal, vielleicht in einem schottischen Castle. Das Steuerrad deutet eher auf einen gediegenen Luxusdampfer hin. Zwischen braunen Wänden in typischer Nussbaumfurnier-Verkleidung stehen Tische mit Wirtshausstühlen herum, anscheinend nur, um immer wieder von Isolde umgestoßen und von Brangäne aufgehoben zu werden.

    Neben den Klappstühlen glucken einzelne Ohrensessel, die aussehen wie schon-öfters-bezogen-und-schon-wieder-fällig-zum-Beziehen. Natürlich mit dem Möbelstoff, wie er vor vierzig Jahren topaktuell war. Kein Wunder, denn die Bühnenbildnerin Anna Viebrock ist in dieser Zeit stehen geblieben. Sie bewegt sich weder vorwärts noch rückwärts.

    Das gilt auch für die Kostüme.

    Anna Viebrock scheint aus dieser Zeit ein Heft mit Burda-Schnitten zu besitzen, aus dem sie sämtliche Bühnenkleidung fertigt. Im ersten Akt, auf der Schiffsüberfahrt, sind es für Isolde und Brangäne „Kaminkleider“, die damals groß in Mode waren. Normalerweise endeten die Röcke unter dem Knie. Kaminkleider dagegen waren lang, aber nicht so elegant wie Abendkleider, sondern eher aus Wolle oder einem warmen Stoff, in den man sich einkuscheln konnte. Kurvenal hüllt sich in einen Schottenrock, ebenso wie Brangäne. Ihr Rock ist lang, sein Rock dagegen kurz.
    Im „Garten“ trägt Isolde () ein gelbes Kostüm mit einer großen Schleife unter der Brust – ganz Dame. Brangäne () kleidet eine blaugrüne Jacke und Faltenrock – Zeichen für die gut angezogene Sekretärin. Tristan (Robert Dean Smith) tritt auf in der blauer Jacke seines Yachtclubs, mit passendem Abzeichen an der Brusttasche.

    Während andere Bühnen- und Kostümbildner ihre Fantasie ankurbeln, sich durch Opernstoffe, Musik oder Schauplätze anregen lassen, stülpt Anna Viebrock ihre Schlimmer-Wohnen-Vision über jede Handlung, egal in welchem Jahrhundert, Jahrtausend, Land oder Milieu die Oper spielt. Dieses Einheitsinterieur hat zu allem zu passen.
    Ein Beispiel dafür, wie weit es jemand mit sparsamer Fantasie und einfallsarmen Wiederholungen bringen kann.

    Tristan und Isolde:

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  • ♫ Wagneropern in Bayreuth 2011 – geburtenstarke Jahrgänge

    ♫ Wagneropern in Bayreuth 2011 – geburtenstarke Jahrgänge

    w..kind .mutter1292889f38dc40ccaca0c3455882f6ebGleich in drei Operninszenierungen der Bayreuther Festspiele erleben die Zuschauer auf der Bühne eine Geburt. Alle Kinder werden bei alleinerziehenden Müttern aufwachsen, wie es dem Zeitgeist entspricht.

    Geburt im Parsifal in der Inszenierung von Stefan Herheim.
    Seit 2008 wird auf der Bühne der kleine Parsifal geboren – unter Schmerzen. Die Wehen der werdenden Mutter werden per Live-Video an die hintere Bühnenwand projiziert. Siehe –Parsifals Zeitenfahrt von der Villa Wahnfried zum Plenarsaal des Deutschen Bundestages

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