Frei von gesellschaftlichen und familiären Zwängen findet eine Frau in Marokko ein selbstbestimmtes Leben – in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
„Ich werde dir deine Papiere zukommen lassen, mit dem, was das Gesetz vorsieht.“
So einfach war es Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts in Marokko für einen Mann, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Dieser Satz kommt Zahra immer wieder in den Sinn. Er verändert ihr Leben. Sie geht, nur mit den Kleidern, die sie gerade trägt. Sie nimmt einen Bus in ihren Heimatort, wo sie noch ein Zimmer im Hause ihres Vaters besitzt. Hier reflektiert sie ihr Leben.
Sie denkt zurück an ihre Kindheit, die sie im Hause ihres Großvaters verbringen durfte. Ihre Verwandtschaft lebt nicht mehr. Ihre Mutter, die ungeliebte Nebenfrau ihres Vaters, kannte sie nur vom Sehen. Ihre Großeltern gaben ihre Geborgenheit.
Dann folgte die Ehe, die auf traditionelle Art zustande kam. Ihr zukünftiger Mann sah sie einmal im Türrahmen stehen, und hielt bei ihren Großeltern um ihre Hand an. Sie kannte ihn nicht. Nach der Hochzeit zog sie ins Haus ihre Schwiegereltern. Von der Schwiegermutter wurde sie drangsaliert, weil auch nach einem Jahr keinen Nachwuchs kam. Ihre Situation besserte sich, als ihr Mann eine Arbeit als Französischlehrer in Casablanca bekam. Dort schloss er sich der Unabhängigkeitsbewegung gegen die Franzosen an. Seine Frau benutzt er für gefährliche Aufträge wie Brandstiftung. Oder Zahra musste Waffen über weite Strecken schmuggeln. Mit gefährlichem Gepäck stieg sie mehrmals in Busse um, musste an Soldaten vorbeigehen. Als ihr Mann im Gefängnis saß, besuchte sie ihn, holte ihn ab. Mit Ruqiya, einer Frau, dessen Mann ebenfalls im Gefängnis saß, organisierte sie Streiks und sammelte Geld für die Bewegung.
Ihr Mann und sie wurden sich immer fremder, sofern Sie je ein Paar waren. Nach dem Putsch nahm er einen Posten ein, den vorher ein Franzose innehatte. Sie zogen in sein feudales Haus ein. Ihr Mann nahm die gleichen Manieren an wie die Franzosen. Er aß mit der Gabel, während sie mit der Hand aß. In dieser Umgebung fühlte sie sich vollkommen deplatziert. Als sie mit den Angestellten sprach und sie behandelte wie ihresgleichen, kam das Aus.
Diese Erlebnisse sieht sie immer vor ihrem geistigen Auge, während sie sich mit ihrer Lebenssituation abfindet – abfinden muss.
Leila Abouzeid erzählt den Weg einer marokkanischen Frau um die Vierzig
Zahras Lebensweg reicht von der traditionellen Fremdbestimmtheit bis zu ihrer eigenen, privaten Unabhängigkeit. Am Ende hat sie zwar wenig Geld und auch keine sozial anerkannte Arbeit, aber sie ist mit sich im Reinen. Mit ihrem Leben ist sie zufrieden, denn sie kann jetzt selbst bestimmen, was sie machen möchte, wie sie leben will. Sie ist unabhängig geworden. Eine emanzipierte Frau, in Marokko in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
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Eine Verstossene geht ihren Weg von Leila Abouzeid, Verlag: Kinzelbach, (31. August 2005), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3927069795
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