Schlagwort: Rückblende

  • ♫ „Quartett“ zwischen „Herzog Blaubarts Burg“ und „Erwartung“ – das dritte Rad am Tandem

    ♫ „Quartett“ zwischen „Herzog Blaubarts Burg“ und „Erwartung“ – das dritte Rad am Tandem

    blick werfen zur LampeRückblende: Zu elektronischer Musik habe ich immer noch keinen Zugang gefunden. Lärm und Krach bleiben Lärm und Krach. Wie angenehm klingen dagegen Musikinstrumente, selbst wenn sie laut spielen.

    Zwei Kurzopern bestimmen den Abend in der Staatsoper Stuttgart:a3e35969d8894b1ab9dc8cf3c4e09daa

    Herzog Blaubarts Burg von Béla Bartók und Erwartung von Arnold Schönberg. In der ersten Oper bringt der Frauenmörder Blaubart seine neue Gemahlin in eindeutiger Absicht auf seine Burg, wird aber von ihr ins Jenseits befördert.

    In der zweiten Oper irrt eine verwirrte Frau durch den Wald und sucht den Mann, den sie getötet hat.
    Mitten in diese beiden Opern, zwischen die eigentlich kein Stück Papier mehr passt, klemmt Thomas Bischoff einen Auszug aus dem Theaterstück „Quartett“ von Heiner Müller.
    Für diejenigen, die dieses Stück kennen, ist es vielleicht ein Wiedererkennen. Es kann sogar sein, dass besagter Ausschnitt den Höhepunkt des ganzen Stückes darstellt. Auf die übrigen Opernbesucher wirkt dieser Text befremdlich. Zum einen erwarten sie in der Oper Gesang und vollen Orchesterklang, zum anderen können 25 Minuten für eine Überbrückungspause endlos lang werden. Nach und nach lichten sich die Zuschauerreihen. Zum finalen Gekreische der beiden Schauspielerinnen Anke Hartwig und Catherine Janke setzt eine Völkerwanderung in Richtung Tür ein.

    Schlagzeug und Elektronik von und mit FM Einheit

    Neben diesem Sprechtheater erdröhnt die Hintergrundmusik von FM Einheit, ein in Punk/Rock/Pop oder sonstigen Kreisen geschätzter Schlagzeuger. Fast wäre auch ich zum Fan geworden, denn seine Komposition mit zwei Riesenspiralfedern, die er mit Händen, Hammer oder mit anderen Werkzeugen anschlägt, streift und zupft, klingen ungeheuer rhythmisch. Super ist auch die Bohrmaschine, die er souverän bedient wie die Gaskurbel einer Vespa. Von der Bohrspitze bis zum Schaft streift er an den unterschiedlichsten Stellen der Spiralfedern entlang, die danach noch schwingen oder gestoppt werden. Damit erzeugt er unter anderem Töne wie ein anfahrender Motorroller, der sich in verschiedene Kurven legt.
    Das hat was.
    Total daneben klingen die Hintergrundgeräusche aus den Lautsprechern, die er auf seinem Computer steuert. Krach, den man automatisch ausschaltet aus dem Gehirn, um sich auf Wesentliches konzentrieren zu können. Ein Gewummer, das an Großstadtlärm erinnert, an Baustellen, Autohupen, Ampelstopps. Wie anders wäre es doch, ein richtiges Schlagwerk-Instrumentarium mit Trommel, Tom Tom, Hi-Hat, Becken, Holzblock, Schellenkranz oder Drumsticks auf der Bühne zu erleben. Vielleicht nicht nur mit FM Einheit, falls es einer allein nicht stemmen kann, sondern noch anderen Perkussionisten – das Stuttgarter Staatsorchester hat da einiges zu bieten.
    Als Opernbesucherin erwarte ich Originalinstrumente und Originalstimmen, aber kein Mischpult, mit sich verquirlenden Strippen, auf der Bühne. Konserven kann ich überall haben!

    Herzog Blaubarts Burg:
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    Operntrilogie in der Stuttgarter Staatsoper:
    Herzog Blaubarts Burg von Bela Bartok
    Quartett von Heiner Müller
    Erwartung von Arnold Schönberg

    Musikalische Leitung Marc Piollet
    Regie Thomas Bischoff
    Bühne und Kostüme Uta Kala
    Licht Reinhard Traub
    Video Willy Neumann
    Dramaturgie Albrecht Puhlmann, Angela Beuerle

    Besetzung am 30. Mai 2010
    Herzog Blaubarts Burg
    Herzog Blaubart Tito You
    Judit Andrea Meláth

    Quartett
    Merteuil Anke Hartwig
    Valmont Catherine Janke
    Musiker FM Einheit

    Erwartung
    Eine Frau Elena Nebera

  • Schwabenblues – schöner wär‘ a Schwäbischblues

    Schwabenblues – schöner wär‘ a Schwäbischblues

    Da kommen auch nach Jahren noch die Emotionen hoch.

    Dieses Theaterstück erzählt vom Aufstieg und Fall der Familiendynastie Hohner, und zwar in reinstem Schwäbisch. Volkstheater einmal anders.

    Mei Feld ischt d’Weltedf4079480224cd9bc7904f54d18edad | Theater Lindenhof

    Da sitzen sie an einem Konferenztisch – die Manager einer Weltfirma. Korrekt gekleidet mit Businessanzug und Krawatte, auch die beiden Damen. Trübe, ratlose Gesichter. Am Tischende steht Matthias Hohner…

    Lebensgroße Puppen als Zweimannkapelle

    Hans, das Cleverle unter den Hohner-Söhnen, übernimmt in Amerika den Verkauf von Mundorgeln und anderen Musikinstrumenten, mit unkonventionellen Methoden. Er finanziert eine Radiosendung, wenn mindestens achtmal in der Stunde der Name Hohner genannt wird.
    Er fördert die Gründung von Akkordeon-Orchestern, bis er die Zahl 4000 erreicht hat. Je kreativer Hans Hohner in Amerika agiert, umso konservativer und rückwärtsgewandter werden seine Brüder in Trossingen. Sie berufen sich immer öfter auf ihren Vater, obwohl sie zu seinen Lebzeiten häufig anderer Meinung waren. Im Dritten Reich entwickeln sie eine spezielle Mundharmonika für die Front und die vom Heimweh geplagten Soldaten.

    Der langsame Untergang

    Die dritte Hohner-Generation sieht nach dem Krieg hilflos – und ideenlos –  mit an, wie der Umsatz immer weiter zurück geht. Der Untergang ist nicht mehr aufzuhalten. Die Firma, einst von Weltformat, geht bankrott. Die Arbeiter und Manager halten zu Hohner. Sie suchen nach Ideen, aber es fällt ihnen nichts ein. Sie sitzen da, mit trüben und ratlosen Gesichtern – wie am Anfang der Geschichte. Und tatsächlich beginnt es auch wieder mit dem alten/jungen Matthias Hohner. Zurück zu den Wurzeln – ist doch ein positiver Ausklang.

    Gemeinsame Vergangenheitsbewältigung auf schwäbisch.

    Dialekt erzeugt Emotionen. Die Geschichte der unermüdlichen Schwaben, die sich nicht unterkriegen lassen; die alles können – außer Hochdeutsch. Wären die Bluestexte auch in Schwäbisch gewesen, könnte ich diese Aufführung als mit  „voll ins Herz getroffen“  bezeichnen. So blieb es leider nur eine halbe Sache.
    Der Blues wäre, auf Schwäbisch gesungen, viel schöner, gefühlvoller, aussagekräftiger, treffender.
    Das weiß sogar ich als Neig’schmeckte.

    Siehe ->    Da sitzen sie an einem Konferenztisch – die Manager einer Weltfirma. Korrekt gekleidet mit Businessanzug und Krawatte, auch die beiden Damen. Trübe, ratlose Gesichter. Am Tischende steht Matthias Hohner…

    Schwabenblues – Mei Feld ischt d’Welt |

    Er ist schon fast ein Klassiker, der Schwabenblues von Felix Huby und Jürgen Popig. Anlässlich des Festivals „Theater der Welt 2005“ in Stuttgart uraufgeführt vom Theater Lindenhof, findet diese Inszenierung als Gastspiel immer wieder neue Zuschauer. Musik und Songtexte schreibt, spielt auf dem Akkordeon und singt Erik Gedeon.

    Besetzung am 18. Mai 2010 im Schauspielhaus Stuttgart:
    Sabine Bräuning, Stefan Hallmayer, Bernhard Hurm, Wolfram Karrer, Anne-Julia Koller, Oliver Moumouris, Reinhold Ohngemach, Berhold Biesinger, Gerd Plankenhorn

     

    Lieben Sie Dialekt?

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  • ♫ “Il mondo della luna”: Sicher in den Koloraturen – angenehme Stimmen – komödiantisches Talent

    ♫ “Il mondo della luna”: Sicher in den Koloraturen – angenehme Stimmen – komödiantisches Talent

    Selten wird diese Haydn-Oper gespielt. Deshalb lohnt sich ein Blick zurück ins Theater Ulm.

    „Die Welt auf dem Monde“ Musik von Joseph Haydne2e3b3682ed045fa849172b8ff4e17d7

    Hund auf einer Nuss

    In einem geringelten Strampelanzug wacht der reiche Kaufmann Buonafede (Tomasz Kaluzny) auf und wähnt sich auf dem Mond. Von Hostessen umsorgt und mit einem blauen Mülltüten-Overall eingekleidet, wird er zum Mondkaiser (Hans-Günther Dotzauer) vorgelassen. Der ist kein Geringerer als der Diener von Leandro (Ileana Mateescu), der um Buonafedes Tochter Clarissa (Arantza Ezenarro) wirbt und sie am Ende ehelicht. Kein Wunder, denn stilecht von Hut bis goldener Hose profiliert er sich als Michael Jackson, inklusive Moonwalk und anschließendem Griff in den Schritt.

    Der Doktor aus Bologna (Alexander Schröder) in seiner Karnevalsprinzen-Uniform imponiert mit Hochstapelei. Flaminia (Edith Lorans) ist alles recht, denn sie möchte so schnell wie möglich heiraten, um unabhängig zu sein. Das klappt ihrer Meinung nach am besten, je mehr ein Mann sich selbst beschäftigen kann. Die pragmatische Lisetta (Gillian Crichton) zeigt ihrem Mondkaiser schon vorher, wo es lang geht, bevor er sie zur Mondkaiserin krönen darf.

    Igor Folwill inszeniert diese Oper „Il mondo della luna“ als Komödie, in der es viel zu Lachen gibt, nicht nur in dieser Traumszene. Diese Situationskomik zu beschreiben reicht nicht, man muss es einfach gesehen haben. In dieser „Opera Seria“, in der ein Lied dem anderen folgt, darf nicht nur nach jeder Arie geklatscht werden, es ist auch ausdrücklich erwünscht. Grund für Applaus gibt es genug. Die Sänger sind alle gut drauf, sicher in den Koloraturen, haben angenehme Stimmen und komödiantisches Talent. Als Pennäler-Quintett glänzt der Herrenchor des Theaters Ulm.

    Am Anfang der Mond-Szene spielen die Bläser – Flöten, Fagotte, Hörner – von den Seitenteilen der Bühne. Michael Weiger führt das Philharmonische Orchester der Stadt Ulm mit leichter Hand.

    Angela C. Schuetts (Kostüme) und Christian Kleins (Bühne) fantasievolle Ausstattung bieten den Augenmenschen einiges. Den Mondkaiser ziert eine goldene Gardine, aufgehängt an einer Vorhangstange, die zu beiden Seiten über die Schulter hinaushängt. Als Diener trägt er einen Hausmeisterkittel. Die beiden Schwestern kleiden sich in der Mond-Szene in Badeanzüge, wie direkt aus dem Badekarren eines Seebades entstiegen.
    Christian Klein gestaltet die Bühne im ersten Akt als Sternwarte mit einem langen Fernrohr, das auf eine riesige Mondscheibe an der hinteren Bühnenwand zeigt. Den „Mondgarten“ verlegt er auf ein Tonnengewölbe, von dem die Darsteller herunterrutschen, wenn sie ihre Arie gesungen haben und an Seilen wieder hoch klettern, sobald sie wieder dran sind.

    Die Welt auf dem Monde / Il mondo della luna

    Komische Oper in italienischer Sprache
    Musik von Joseph Haydn
    Libretto von Carlo Goldoni
    Theater Ulm

    Musikalische Leitung Michael Weiger
    Inszenierung Igor Folwill
    Bühne Christian Klein
    Kostüme Angela C. Schuett
    Besetzung am 30.4.2010
    Alexander Schröder (Ecclitico)
    Ileana Mateescu a.G. (Ernesto)
    Tomasz Kaluzny (Bonafede)
    Arantza Ezenarro (Clarice)
    Edith Lorans (Flaminia)
    Gillian Crichton (Lisetta)
    Hans-Günther Dotzauer (Cecco)
    Herrenchor des Theaters Ulm
    Philharmonisches Orchester der Stadt Ulm

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  • Unterm hohen Himmel: Parzival

    Unterm hohen Himmel: Parzival

    Ein Familienstück von Katrin Lange61396b76b0ea9e319c482727770db4 im Schauspielhaus Stuttgart

    w.ritterParzival (Jan Krauter) möchte wissen, was hinter den Bergen steckt, woher die Vögel kommen, wohin die Wolken ziehen.
    Zwei behelmte Ritter (Boris Koneczny, Markus Lerch), einer davon mit echtem Schmerbauch, und eine Ritterin (Nadja Stübiger ) kommen vorbei auf der Suche nach einem Königssohn, nämlich ihm (das wissen aber nur die Zuschauer). Blechtüren als Schilde, an den Hüften aufgeblasene Rettungsringe wie bei Schwimmneulingen, Stiefel unter Boxershorts. Ritterin Kundry trägt nicht nur ein Röckchen wie ein römischer Gladiator; sie kann auch hervorragend knutschen.
    Die Ritter imponieren dem tumben Tor. Er möchte so sein, wie sie sich in ihrem gerappten Werbespot (Musik: Michel Baur) darstellen: „Einer für alle; alle für einen“

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