Cordula Hamann zeigt in ihrem Fotobuch sowohl Kunst mit den Pflanzen des Gartens als auch Kunst, die im Garten steht – im Freien statt in der Galerie.
Kunst mit Büschen und Rasen
Kunst im Gelände. Hier bildet der Boden eine Skulptur mit Terrassen in geometrischer Gestalt. Der Gartenboden formt Höhen und Tiefen, er senkt sich und er hebt sich. Die einzelnen mit Rasen bepflanzten Teile wirken wie herausgeschnitten und aufgesetzt. Sehr akkurat – Landart im besten Sinne.
Geschnittene Buchsbäume und Eiben inspirieren seit Jahrhunderten die Gartenkünstler immer wieder aufs Neue. Normalerweise wird so geschnitten, dass die Pflanzen in der Mitte rund und kompakt sind. In einem Falle wird es genau umgekehrt gemacht. Die Mitte ist hohl, der Rand ist wuchtig. Das Ergebnis zeigt eine riesengroße, grüne Schale, die mitten im Garten steht. Sie besteht aus Eiben, die dicht an dicht beieinander gepflanzt, und danach so beschnitten wurden, dass eine Hohlform entsteht. Formschnitt einmal anders.
Zusammengepflanzte Eiben können auch große Skulpturen erzeugen. Ihre geometrischen Formen erinnern an überdimensionale Stühle und Bänke. Zu einem Ensemble zusammengestellt, wirken sie wie ein Zimmer mit Einrichtung. Ein Gesicht besteht aus mehreren nebeneinander liegenden Eiben. Mit buschigen Augenbrauen und knuddeliger Nase schaut es den Betrachter an.
Kunst aus Weidengeflecht
Mit Weidenruten geflochten bewegen sich in einem Garten keine Körbe, sondern lebensgroße Personen. Eine erhebt sich gerade von einem Gestänge, auf dem sie sitzt. Eine läuft geschwind durch den Garten mit einem Kleid aus langen, schlanken Zweigen. Die geflochtenen Weidengerten wirken sich auf die Geschwindigkeit aus. Sie wirbeln herum, als wären sie vom Winde verweht. Sogar die Haare stehen noch ungekämmt zu Berge. Diese lebensgroßen Figuren wirken sehr lebendig.
Ein anderer Garten schmückt sich mit Fundstücken aus Naturmaterialien, die so arrangiert sind, dass sie zur Kunst werden. Wer den Blick dafür hat, entdeckt sie überall – ein Ball aus Weidengeflecht, ein Mobile aus weißen Muscheln, an einer Schnur herabhängend zwischen weißen Stauden. Alte Dachziegel sind so gestapelt, dass sie einen Turm bilden, gekrönt mit Keramikkugeln. Farbige Flaschen, umgekehrt auf einen Stock gesteckt, erinnern an die Gartenkugeln frühere Zeiten. Kunst ist eine Frage des Sehens.
Natur aus anderem Material
Dieser japanisch angehauchte Garten enthält Keramiken, die an Gingkoblätter erinnern oder an Fächer mit Pilzlamellen. Überdimensionale Samenformen, wie eine riesengroße, natürlich aussehende Mohnkapsel liegen auf dem Boden. Alles sieht lebensecht aus, aber die Dimensionen stimmen nicht. Es ist entweder größer oder kleiner.
Ebenfalls natürlich, aber doch unwirklich wirkt ein Garten voll bunter Mosaiken, mal Dämonen, mal Drachen. Ein Fantasietier aus Stein liegt auf dem Boden. Das Tier hat sowohl Flügel als auch Hörner. Es sieht ähnlich aus wie eine Kuh, hat auch ein paar Locken und könnte auch mehr als vier Beine haben.
Holzkunst
Gruppen mit menschlichen Figuren oder Tiere werden in diesem Garten mit Baumstämmen ohne Rinde gestaltet. Man sieht sehr genau die Struktur des Holzes, mit kleinen Astlöchern, in verschiedenen Holzarten und Farben. Die Oberfläche scheint nicht mit Feilen oder Hobeln bearbeitet worden zu sein. Eine Gruppe von abstrakten Figuren bildet den Ältestenrat. Ihre Roben reichen bis an den Erdboden.
Glaskunst
Glas wird häufig in Gärten verwendet, meist als Kugeln. Glasplastiken sind eher ungewöhnlich. So wie eine menschliche Figur, die mit einem Kopfsprung in den Boden gerammt ist. Ab dem Oberkörper ist sie mit zappelnden Beinen zu sehen. Bei Sonnenschein leuchtet sie kobaltblau. In einem Teich ragen gläserne Speerspitzen aus dem Wasser heraus, die sich in der Wasseroberfläche spiegeln. Die Sonne bringt auch hier die transparenten Glasstäbe zum Leuchten. Wie Eiszapfen wirken sie, obwohl die Vegetation drumherum aussieht wie im Sommer.
Metallkunst
Nicht sonderlich organisch wirkt Metall, so weit das Auge reicht. Rostrote Stahlplastiken, viel Grün, wenig bunte Blumen. Der Garten bildet einen Hintergrund für die aus der Zeit gefallen Skulpturen.
Lustig ist noch eine vergoldete Schwimmerin, die einen Bauchklatscher in den Teich macht. In ihrem vorigen Leben war sie eine Schaufensterpuppe.
Über 20 Gärten sind in diesem Buch vertreten.
Cordula Hamann hat sie alle besucht und beschreibt sie ganz individuell. Die aussagekräftigen Fotos zeigen Gärten von streng geometrisch bis verspielt, von farbenfreudig bunt bis einfarbig grün. Einige Gärten sind für das Publikum geöffnet.
Gleich online bestellen:
KunstGartenKunst von Cordula Hamann, Deutsche Verlags-Anstalt (28. September 2015), ISBN-10: 3421039682
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