Schlagwort: Schicksal

  • ♫ Inhalt / Handlung: Carmen – Oper von Georges Bizet

    ♫ Inhalt / Handlung: Carmen – Oper von Georges Bizet

    Carmen, die emanzipierte Herzensbrecherin, liebt ihre Freiheit – einen Mann liebt sie so lange, bis der nächste kommt. Ihretwegen begeht ein Soldat Fahnenflucht. Das hat fatale Folgen für beide.

    Rezensionen und Fotos von Carmen-Inszenierungen und einem Stummfilm von 1918

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    Erster Akt: Micaela naht – Wachablösung – Carmens Auftritt – Don Josés Fehltritt

    Auf einem Platz in Sevilla schiebt das Militär Wache und langweilt sich. Sie vertreiben sich die Zeit damit, über die Leute zu lästern. Die vorsichtig spähende Micaela erregt ihre Aufmerksamkeit. Sie fragt nach einem Soldaten namens Don José, der aber erst mit der nächsten Wachablösung kommt. Das Angebot, so lange bei den Wachsoldaten zu bleiben und sich gegenseitig die Zeit zu vertreiben, lehnt Micaela dankend ab. Als die Wachablösung kommt, erkennt Don José an der Beschreibung Micaela, die seine Mutter als Waise zu sich nahm.
    Leutnant Zuniga fragt Don José über die attraktiven Frauen aus, die in der Zigarettenfabrik arbeiten. Don José jedoch interessieren diese Frauen nicht besonders. Als die Fabriksirene zum Pausenzeichen ertönt, versammeln sich die männlichen Einwohner von Sevilla und Umgebung vor dem Fabriktor, um … na was wohl?
    Die Frauen kennen das schon und lassen sie abblitzen.

    Carmen Hannover Staatsoper Photos by Sandra Then (3)
    Carmen sowohl als Opern als auch Ballett. Diese Inszenierung vereinigt beides.
    Carmen Hannover Staatsoper Photos by Sandra Then (3)

    Carmen fasst ihre Argumentation in der berühmten „Habanera“ zusammen. Diese Arie ist lang, der Inhalt vergleichsweise kurz. Carmen vergleicht die Liebe mit einem Vogel, der nur dann kommt, wenn es ihm beliebt. Wenn man ihn nicht beachtet, ist er plötzlich wieder da – keiner weiß, für wie lange. Diese Philosophie wendet sie gleich bei Don José an. Weil er so desinteressiert dasteht, reizt er sie besonders. Sie wirft ihm eine Blüte und einen verführerischen Blick zu.
    Micaela findet den allein gelassenen Don José. Gewissenhaft überbringt sie ihm einen Brief und als Zugabe einen Kuss seiner Mutter. Fernerhin liest sie ihm den Brief vor. Seine Mutter bittet ihn, zurück zu kommen und das liebste Mädchen zu heiraten, das sie kennt – Micaela.

    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt. © FWMS / ZDF
    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt.
    Oper Carmen als Stummfilm von 1918 © FWMS / ZDF

    Bevor Don José sich festlegen kann, bricht in der Fabrik eine Messerstecherei unter den Frauen aus. Als Täterin kommt nur Carmen infrage und wird zu Leutnant Zuniga gebracht. Im Verhör macht sie sich über die Soldaten lustig. Also wird José beauftragt, sie ins Gefängnis zu bringen. Mit diesem Trick gelingt es Carmen, näher an José heranzukommen. Sie hat schon an seinem Blick gemerkt, dass er sich in sie verliebt hat. Sie verspricht José Liebesfreuden in Lilla Pastias Schänke. José lässt sie fliehen und bekommt dafür einen Monat Arrest.

    Zweiter Akt: Escamillo tritt auf – José kommt aus dem Arrest zurück – Fahnenflucht

    In der Taverne des Lilla Pastia sitzen die Zigeunerinnen mit Zuniga und seinen Offizieren gemütlich zusammen, singen und tanzen. Hier erfährt Carmen von Zuniga, dass Don José nach einem Monat im Gefängnis wieder frei ist.

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    Statt Stierkampfarena ein Käfig, in dem der Kampf von zwei Wrestlern stattfindet, einer davon ist Escamillo.
    Erfurt Domstufen-Festspiele: Carmen – Autofriedhof auf der Domtreppe © Lutz Edelhoff

    Da betritt der Super-Stierkämpfer Escamillo die Schänke, sieht Carmen und versucht, ihr zu imponieren mit dem bekannten Lied: „Auf in den Kampf, Torero!“ Das hat bisher bei allen Frauen gewirkt. Carmen weist ihn zurück, ebenso wie die beiden Schmuggler, die zusammen mit drei Zigeunerinnen auf Diebeszug gehen wollen. Carmen hat sich in José verliebt und das geht vor. Als er endlich kommt, tanzt und singt sie nur für ihn.
    Beim Ton des Zapfenstreichs will José sich schleunigst auf den Weg machen, obwohl er gern geblieben wäre. Zu frisch ist die Erinnerung an den vergangenen Arrest. Carmen hat für ein derartiges Pflichtbewusstsein nur Hohn und Spott übrig. Als dann auch noch Josés Vorgesetzter Zuniga eintritt, entlädt sich Josés Will-und-kann-nicht-Zwiespältigkeit in Form eines Schlages gegen  Leutnant Zuniga. Damit ist Don José der Weg zur Kompanie zurück versperrt. Er muss mit den Zigeunern in die Berge ziehen.

    Dritter Akt: Karten sagen Carmen den Tod voraus – Escamillo findet CarmenJosé geht zu seiner Mutter

    Im Lager der Schmuggler ist der Alltag eingekehrt, in den sich José nicht einfinden kann. Ihn plagt das Heimweh nach seiner Mutter. Carmen hat mittlerweile das Interesse an ihm verloren und versucht, ihn zum Heimgehen zu bewegen.

    Carmen © Bregenzer Festspiele / Ralph Larmann
    Carmen auf der Seebühne Bregenz. Die Karten, die Carmen den Tod vorhersagen, spiegeln sich in Übergröße im Bodensee
    © Bregenzer Festspiele / Ralph Larmann

    Carmen, Mercédès und Frasquita vertreiben sich die Zeit mit Karten legen. Ihren Freundinnen verheißen sie Reichtum und Liebe. Für Carmen sagen die Karten immer nur den Tod voraus. Carmen nimmt es gelassen, denn sie weiß, dass die Karten nicht lügen. Es ist ihr Schicksal, das sie nicht ändern kann.
    Die Schmuggler kehren von einem Erkundungsgang zurück. Um die Waren über die Grenze zu bringen, müssen die Frauen mit ihren Verführungskünsten die Zöllner ablenken. Bei diesem in Schmugglerkreisen normalen Vorgang erwacht Josés Eifersucht erneut. Allein soll er die restlichen Waren bewachen, während die anderen sich auf den Weg in die Stadt machen.
    Da erscheint Micaela in der Felsenschlucht auf der Suche nach Don José. Sie redet sich ein, keine Angst zu haben. Als sie Escamillo bemerkt, versteckt sie sich.
    José trifft Escamillo, der ihm ganz naiv von seiner Liebe zu Carmen berichtet. Wieder dreht José durch, wird aber von Carmen daran gehindert, den Torero zu töten. Escamillo ist gefahrvolle Situationen gewöhnt. Er nimmt es nicht allzu tragisch, sondern lädt Carmen und die ganze Schmugglerbande zu seinem nächsten Stierkampf in die Arena von Sevilla ein. Josés drohende Warnungen stoßen bei Carmen auf taube Ohren.
    Vor dem allgemeinen Aufbruch wird Micaela in ihrem Versteck entdeckt. Micaela berichtet ihm, dass die Mutter im Sterben liegt. Obwohl José gerade jetzt auf Carmen aufpassen will, geht er notgedrungen mit Micaela mit, droht Carmen jedoch ein baldiges Wiedersehen an.

    Vierter Akt: Stierkampf in der Arena von Sevilla – José kehrt zurück – Carmens Tod

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen)
    © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    In Sevilla tritt Escamillo mit großem Gefolge, und Carmen an seiner Seite, vor der Stierkampf-Arena auf. Frasquitas warnt Carmen vor dem eifersüchtigen José, der sich in der Menge versteckt hält. Alle ziehen in die Arena ein, Carmen bleibt zurück.
    Als José aus seinem Versteck kommt, stellt Carmen klar, dass sie keine Angst vor ihm hat. José will ihr nichts tun, sondern spielt die ganze Klaviatur von betteln bis drohen ab, um sie zum Mitgehen in sein Dorf zu bewegen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was Carmen sich unter ihrer Zukunft vorstellt. Sie hat José längst abgelegt und sich in den feschen Torero verliebt. Um es ihm zu verdeutlichen, reißt sie sich den Ring, den er ihr geschenkt hat, vom Finger und schmeißt ihn vor seine Füße. Gleichzeitig setzt das Torerolied ein: „… denk daran, dass zwei schwarze Augen auf dir ruhen und die Liebe auf dich wartet.“

    Als aus der Arena der Sieg des Toreros erklingt, brennen Josés letzte Sicherungen durch. Er ersticht Carmen.
    Beim Anblick der Zuschauer, die gerade aus der Arena kommen, wirft er sich über Carmens Leiche. Er gesteht, dass er sie getötet hat und festgenommen werden möchte.


    Carmen – eine Oper in vier Akten mit Musik von Georges Bizet.

    Das Libretto schrieben Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der literarischen Vorlage: „Carmen“ von Prosper Mérimée. Die Oper spielt um ca. 1820 in Sevilla in Spanien in der Originalsprache französisch. Die Spieldauer beträgt fast 3 Stunden. Sie wurde am 3. März 1875 in der Opéra-Comique in Paris uraufgeführt.

    Personen und ihre Stimmen:
    Don José, Sergeant (Tenor); Escamillo, Torero (Bariton); : Dancairo, Schmuggler (Tenor oder Bariton); Remendado, Schmuggler (Tenor); Moralès, Sergeant (Bariton); Zuniga, Leutnant (Bass); Lillas Pastia, Schankwirt (Sprechrolle); ein Bergführer (Sprechrolle); Carmen, Zigeunerin (Mezzosopran); Micaela, Bauernmädchen (Sopran); Frasquita, Zigeunerin (Sopran); Mercédès, Zigeunerin (Sopran); Chor und Ballett: Soldaten, junge Männer, Zigarettenarbeiterinnen, Anhänger Escamillos, Zigeuner, Zigeunerinnen, Polizisten, Stierkämpfer; Gassenjungen (Kinderchor)


    ♫ Carmen aus der Wiener Staatsoper bis 20.03.2021 in 3sat

    „Carmen“: Premiere mit Anita Rachvelishvili aus der Wiener Staatsoper – 3sat präsentiert dieses Highlight am Samstag, 13. März 2021 um 20.15

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Anita Rachvelishvili (Carmen)
    © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Carmen aus der Wiener Staatsoper – Kostüme und Bühnenbild

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Erwin Schrott (Escamillo) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Erwin Schrott (Escamillo) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Die Oper Carmen spielt zeitlich in der Jugend des Regisseurs. Spanische Miliz, Arbeiterinnen in Kittelschürzen und ein opulent golden gekleideter Torero bestimmen Kostüme. Ein alter Straßenkreuzer als Statussymbol beherrscht das Bühnenbild.

    Carmen aus der Wiener Staatsoper – drastische Bilder prägen die Inszenierung

    Wie immer inszeniert Calixto Bieito sehr realistisch, besser gesagt ziemlich drastisch, siehe „Parsifal“ – die Oper mit den Dehnungsfugen

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Vergewaltigungen gehören bei Calixto Bieito anscheinend zur Inszenierung, gemacht für Liebhaber krasser, frauenfeindlicher Szenen. Nun ja – wer’s mag.

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Erwin Schrott (Escamillo) und Chor der Wiener Staatsoper © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Erwin Schrott (Escamillo) und Chor der Wiener Staatsoper © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Die Musik bleibt, und mit ihr die schönen Stimmen und das exzellente Orchester der Wiener Staatsoper.

    Carmen in 3sat – Information der Wiener Staatsoper

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Andrés Orozco-Estrada debütiert bei der Aufzeichnung vom 21. Februar 2021.
    Ein Highlight aus der Wiener Staatsoper: 3sat präsentiert am Samstag, 13. März 2021, 20.15 Uhr, Calixto Bieitos die Premiere von Georges Bizets „Carmen“ in deutscher Erstausstrahlung.
    Unter der musikalischen Leitung von Andrés Orozco-Estrada singen unter anderen Anita Rachvelishvili (Carmen), Piotr Beczala (Don José), Erwin Schrott (Escamillo) und Olga Kulchynska (Micaëla). Bei der Aufzeichnung am 21. Februar 2021 gab der kolumbianische Dirigent sein Debüt an der Wiener Staatsoper. Es sang und spielte der Chor und das Orchester des bedeutenden Opernhauses.
    Bizets „Carmen“ nach der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée zählt zu den meistgespielten Stücken der Operngeschichte. Doch ihre Pariser Uraufführung im Jahr 1875 war kein großer Erfolg. Erst die Wiener Bearbeitung machte aus dieser Opéra comique auf ein Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy ein Evergreen.

    Die Aufzeichnung am 21. Februar 2021 fand ohne Publikum statt.

    Carmen von George Bizet – aus der Wiener Staatsoper 2021
    Sendetermin Carmen in 3sat
    vom 13. März 2021 bis 20.03.2021 in der 3sat-Mediathek


    ♫ Oper Carmen als Stummfilm von 1918

    Carmen, ein Opernfilm ohne Gesang mit abgewandelter Bühnenmusik von Bizet. Carmen / Pola Negri feierte damit ihren Durchbruch als Femme fatale. Bis zum heutigen Tag ist ihr Name noch bekannt und gilt als Ersatzwort für eine wechselwarme Schönheit.

    Carmen und/oder José

    Don José (Harry Liedtke) wird nach Sevilla versetzt und nimmt Abschied von seiner Braut Dolores (Grete Diercks, rechts); links seine Mutter (Sophie Pagay) © FWMS / ZDF
    Don José (Harry Liedtke) wird nach Sevilla versetzt und nimmt Abschied von seiner Braut Dolores (Grete Diercks, rechts); links seine Mutter (Sophie Pagay) © FWMS / ZDF

    Genau genommen sollte dieser Film nicht Carmen heißen, sondern José. Er handelt von dem spanischen Kavalleristen Don José, einem allseits beliebten und von seiner Verlobten geliebten Muster-Mannsbild.

    Sevilla, groß und verrucht!

    Die Arbeiterinnen der Tabakfabrik winken vorbeiziehenden Soldaten zu; in der Mitte Pola Negri (Carmen) © FWMS / ZDF
    Die Arbeiterinnen der Tabakfabrik winken vorbeiziehenden Soldaten zu; in der Mitte Pola Negri (Carmen) © FWMS / ZDF

    Zum Sergeanten befördert, muss José sich deshalb in Sevilla einfinden – der großen Stadt mit ihren verruchten Kneipen; voller glutäugiger Schönheiten, die über ihren Fächer hinausschauen und nichts anbrennen lassen. Damen mit Schmalzlocken, die später als „Herrenwinker“ in die Geschichte eingehen werden.

    Carmen – die Verführung naht

    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt. © FWMS / ZDF
    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt. © FWMS / ZDF

    José, der in die Fänge einer Frau von zweifelhaftem Charakter gerät – einer Femme fatale. Einer männerverschlingenden Vertreterin des schönen Geschlechts, die unschuldige, naive Männer ins Verderben zieht.

    Von Frauen gehasst, bei Männern beliebt

    Pola Negri als Carmen mit unverkennbarer Locke der Verführerin © FWMS / ZDF
    Pola Negri als Carmen mit unverkennbarer Locke der Verführerin © FWMS / ZDF

    … und dabei will sie nur spielen!

    Spanien, ein Land voller glutäugiger Schönheiten

    Carmen (Pola Negri) tanzt auf Bestellung und gegen Bezahlung; man kann ja nicht immer nur auf krummen Wegen zu Geld kommen © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri) tanzt auf Bestellung und gegen Bezahlung; man kann ja nicht immer nur auf krummen Wegen zu Geld kommen © FWMS / ZDF

    Pola Negris temperamentvoller Tanz auf dem Tisch kann sich sehen lassen.

    Carmen, die Böse

    Carmen (Pola Negri, MItte) hat viele Begabungen, die sie zu Geld machen kann. © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri, MItte) hat viele Begabungen, die sie zu Geld machen kann. © FWMS / ZDF

    Carmen wird im Film berechnend und kaltblütig dargestellt, wahrscheinlich als Abschreckung für Söhne und Ehemänner.

    Enge Altstadtgassen und einsame Gebirge

    Die Schmugglerbande unter Beschuss. Carmen (Pola Negri) muss einiges aushalten. © FWMS / ZDF
    Die Schmugglerbande unter Beschuss. Carmen (Pola Negri) muss einiges aushalten. © FWMS / ZDF

    Es wuselt nur so vor Banditen und ganzen Armeen von Gendarmen. Massen von Statisten, die immer wieder durch die Tore getrieben werden. Blaskapellen tragen fantasievolle Uniformen, Männer als stolze Spanier in Festtagstracht.

    Stolze Spanier in malerischen Kostümen

    Endlich ein Torero (Leopold von Ledebur). Der hat im Beuteschema von Carmen (Pola Negri) noch gefehlt. © FWMS / ZDF
    Endlich ein Torero (Leopold von Ledebur). Der hat im Beuteschema von Carmen (Pola Negri) noch gefehlt. © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri) wähnt sich durch ihre neue Liaison mit dem Torero als Dame der besseren Gesellschaft, Don José (Harry Liedkte) hat das Nachsehen. Gleich sticht er zu. © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri) wähnt sich durch ihre neue Liaison mit dem Torero als Dame der besseren Gesellschaft, Don José (Harry Liedkte) hat das Nachsehen. Gleich sticht er zu. © FWMS / ZDF

    Das kann nicht gut gehen. Schnell wird klar, dass Carmen ihre – einerseits erhoffte, andererseits bedauerte – Strafe erhält. Die Zuschauerinnen können aufatmen.

    Wie mag so eine Filmvorführung im Jahre 1918 abgelaufen sein?

    Die Filmszenen laufen genau stimmig zur Musik ab. Wahrscheinlich spielte bei den Aufführungen im Filmtheater ein Orchester im Vordergrund, während auf der großen Leinwand der Film lief. Da die Filmspulen per Hand gekurbelt wurden, nicht ganz gleichmäßig. Der Dirigent musste sich also auf die Schauspieler und die Geschichte einstellen. Wie in einer richtigen Oper, in der der Dirigent die Sänger begleitet. In kleinen Filmtheatern wurde das Orchester durch den Filmpianisten ersetzt. Vielleicht wurde die Habanera vom Publikum mitgesungen.

    Carmen – Stummfilm von 1918

    Arte.TV -> Stummfilme
    Verfügbar vom 26/09/2021 bis 26/10/2021


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  • ♫ Inhalt/Handlung: Schicksal – Oper von Leoš Janáček in Brno

    ♫ Inhalt/Handlung: Schicksal – Oper von Leoš Janáček in Brno

    Wollten Sie schon immer Janáceks Oper Schicksal in der Originalsprache hören? Am 27.11.2021 um 19 Uhr haben Sie die Gelegenheit, „Schicksal“ LIVE aus dem National Theatre Brno zu erleben – in tschechischer Sprache mit Untertiteln. Die Inszenierung von Robert Carsens – siehe Fotos – ist übrigens „International Opera Award Gewinner 2019“.

    Schicksal: In einem eleganten Kurort517dd1a185914c7db750f26d48227dd7 wird eine junge Frau von Verehrern belagert, aber sie möchte nur ihren Exliebhaber und Vater ihres Kindes treffen, den Komponisten Živný.

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Der Komponist auf der verzweifelten Suche nach dem letzten Akt.
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Sie versöhnen sich, heiraten und ziehen zusammen – mit Kind und Schwiegermutter. Nach dem Unfalltod seiner Frau versucht Živný, eine Oper über Ihre Liebesbeziehung zur Uraufführung zu bringen – ihm fehlt jedoch der letzte Akt.

    Schicksal mit Vorgeschichte  

    Janáček lernte in einem Kurort eine junge Frau kennen, die von ihrem Liebhaber, einem Komponisten, mit einem Kind allein gelassen wurde – damals eine Schande. Er setzt sich für diese Frau ein, indem er ihr eine Oper widmet, die ihre Ehre wiederherstellen soll. Das Libretto verfasst er selbst.

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Damenchor im Kurort
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Die Geschichte spielt in eben diesem Kurort mit viel Lokalkolorit. Neben der Kurkapelle verewigt er auch den Damenchor und die Kurgäste – besonders die Herren, die Jagd auf die attraktiven Damen machen.

    Erster Akt – In einem vornehmen Kurort

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Mila und ihre Verehrer
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Die attraktive Míla  kann sich vor Kurbegleitern kaum retten. Von Ferne entdeckt sie ihren Exliebhaber Živný. Sie lenkt ihre Begleiter in seine Richtung. Živný kann ihr nicht ausweichen, und so kommt es zu einer Aussprache zwischen den beiden. Živný steht noch immer unter dem Eindruck seines Verliebtseins. Míla erzählt ihm, dass sie ihren Mann seinetwegen verließ. Später wurde sie weit weg von Prag geschickt, um die „peinliche Krankheit“ zu überstehen – sie gebar eine Sohn. In Živný erwacht Verantwortung für Frau und Kind.
    Inzwischen sucht Mílas Mutter nach ihrer Tochter, denn anscheinend hat sie Wind von Živnýs Anwesenheit bekommen.


    Janáček ließ die Oper ruhen

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Familienleben
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Janáček kommt nach längerer Zeit wieder zum Komponieren. Inzwischen hat sich auch in seinem Leben einiges geändert. Er spinnt den Stoff weiter zu einem zermürbenden Alltagskrieg. Živný, Míla und der Sohn leben zusammen mit Mílas Mutter, die inzwischen wahnsinnig geworden ist. Živný schreibt eine Oper über ihre Liebe, kommt aber auch hier nicht über das erste Verliebtsein hinaus. Anscheinend hört bei ihm (und Janáček) die Welt nach diesem Urknall-Erlebnis auf.

    Zweiter Akt – Familie in beengten Verhältnissen (nach vier Jahren)

    Auf engem Raum leben Míla, Živný und der Sohn zusammen. Živný spielt Míla seine Oper auf dem Klavier vor, wobei er farbig die Zeit seiner aufkeimenden Liebe in Musik fasst. Míla sieht die Anfangszeit etwas anders, denn sie hat gesellschaftlich sehr darunter gelitten. Živný kann keinen Schluss komponieren, weil ihn sowohl das Kind nervt als auch die Schwiegermutter sich ständig von ihm verfolgt fühlt.

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Mila im Kampf mit ihrer Mutter
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Wieder einmal beschimpft sie ihn, schmeißt ihre Geldkassette den Balkon hinunter – damit er nichts abbekommt – und stürzt sich hinterher. Míla versucht, ihre Mutter zu halten, und fällt ebenfalls in die Tiefe. Živný holt den leblosen Körper seiner geliebten Frau und beklagt sein (eigenes) Schicksal.

    Janáček nimmt nach einer Auszeit erneut die Arbeit an dieser Oper auf.

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Der Komponist arbeitet weiter an der Oper
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Er möchte sie zu Ende bringen, aber es fällt ihm kein Schluss ein. Er hat seinen Freund und Schriftsteller Max Brod gebeten, das Libretto zu überarbeiten. Der sieht sich außerstande, dieser wirren Handlung eine Form zu geben. Also komponiert Janáček die Oper, die plötzlich endet, über den fehlenden Schluss. Er lässt den Komponisten einfach sterben.

    Dritter Akt – Die Oper soll endlich uraufgeführt werden (nach fünfzehn Jahren)

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Studenten proben die Oper
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Studenten üben in der Aula den letzten Akt der Oper, die keinen Schluss vorweist. Živný, inzwischen Professor am Konservatorium, kommt hinzu und gerät ins Schwärmen. Ihm fallen sämtliche Begebenheiten seiner Liebe wieder ein. Doubek, hier ebenfalls Musikstudent, erinnert sich anhand der Erzählungen seines Vaters an Begebenheiten, die kurz vor dem Tode seiner Mutter passierten. Živný wird von den Erinnerungen überwältigt. Als die Studenten das „Gewitter“ üben, hört er Míla weinen und fällt ohnmächtig zu Boden. Er wacht kurz auf und bestimmt, der letzte Akt sei „in Gottes Händen“ und werde „auch dort bleiben“. Živný stirbt in den Armen seines Sohnes Doubek.

    Osud / Schicksal aus dem National Theatre Brno

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – Man sieht sich immer zweimal im Leben
    wird auf OperaVision am 27. November 2021
    LIVE aus dem National Theatre Brünn (Brno) gestreamt.
    In tschechischer Sprache. Die Live-Aufführung wird mit englischen Untertiteln gesendet.

    Verfügbar auf OperaVision von
    27.11.2021 um 19:00 MEZ
    bis
    28.05.2022 um 12:00 MEZ


    Schicksal (Osud) – Musik und Libretto von Leoš Janáček, komponiert von 1903-1907.

    Die konzertante Uraufführung war eine Rundfunkübertragung am 18. September 1934 von Radio Brno. Szenisch wurde die Oper am 25. Oktober 1958 in Brünn uraufgeführt. Einen Tag später, am 26. Oktober 1958, war die deutsche Erstaufführung im Württembergischen Staatstheater Stuttgart.

    Oper Stuttgart | Foto: A.T.Schaefer
    „Schicksal“ von Leoš Janáček – Oper ohne Ende
    Oper Stuttgart | Foto: A.T.Schaefer

    Die Handlung spielt in einem slowakischen Kurort am Anfang des 20. Jahrhunderts mit folgenden Personen:
    Živný, Komponist (Tenor)
    Míla Válková, seine Geliebte (Sopran)
    Milas Mutter (Mezzosopran)
    Zwei Gattinnen von Stadträten (Sopran)
    Eine alte Frau (Alt)
    Die Majorfrau (Sopran)
    Frau Součková (Sopran)
    Konečný und Lhoský (Bariton)
    Dr. Suda, Arzt (Tenor)
    Pacovská, ein junges Mädchen (Sopran)
    Fräulein Stuhlá, eine Lehrerin (Alt)
    Verva, ein Dirigent (Bariton)
    Zwei Wirte (Tenor, Baß)
    Kosinská, eine Sängerin (Sopran)
    Doubek, fünfjährig [1. Akt] und neunjährig [2. Akt] Knabensopran, als Student Tenor
    Kur- und Sommergäste, Studenten, junge Leute, Musiker, Volk



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    Leoš Janáček:

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  • Trickfilm-Tipp: Leonids Geschichte von Rainer Ludwigs

    Trickfilm-Tipp: Leonids Geschichte von Rainer Ludwigs

    Ein Film über einen Mann und seine Familiedef5883715294ad58169554647955944 in der Nähe von Tschernobyl – wie der Super-GAU ihr Leben verändert. Gesehen auf dem internationalen Trickfilmfestival in Stuttgart 2012.

    Ltrickfilm.leonideonid wuchs in einem kleinen Ort nahe Tschernobyl auf. Er wurde nicht Fischer wie seine Vorfahren, sondern Polizeisoldat. In dieser Funktion wurde er nach Sibirien versetzt, wo er seine spätere Frau und ihren kleinen Sohn kennenlernte. Leonid plagt in Sibirien das Heimweh, jedoch alle Versetzungsgesuche schlugen fehl. Endlich, im Jahre 1986, darf die kleine Familie ausreisen. Sie leben in dem Haus von Leonids Eltern mit der ganzen Groß-Familie zusammen. Ihr sehnlichster Wunsch geht in Erfüllung – Leonids Frau wird schwanger.

    Eines Morgens fliegen unzählige Hubschrauber über ihr Haus hinweg. Militärkonvois fahren in Richtung Atomkraftwerk, das alle Anwohner in der Umgebung bisher als eine normale Fabrik ansahen. Die Kinder werden normal zur Schule geschickt und kehren freudig zurück – schulfrei, weil die Atomfabrik in die Luft flog. Sie machen sich auf den Weg, um den Zustrom von Militärfahrzeugen am Atomkraftwerk zu beobachten.
    Erst wird innerhalb von drei Tagen eine 50.000-Einwohner-Stadt evakuiert. Leonids Familie steht in dem atomar verseuchten Staub am Straßenrand und winkt den Leuten in den Bussen zum Abschied nach. Als sie selbst drankommen, nehmen sie nur Papiere für drei Tage und das Nötigste mit. Die Großmutter stellt den Hühnern noch eine große Wanne Korn hin – ausreichend für drei Tage. Diese Zeit bis hin zu Fast-Abtreibung und der chronischen Strahlenkrankheit Leonids erleben die Zuschauer in gezeichneten Bildern, geschildert in einem ruhigen Erzählton.

    Die kolorierten Bleistiftzeichnungen erwecken den Eindruck, als ob der Erzähler sie aus der Erinnerung zeichnet. Am Schluss des Films sehen die Zuschauer viele Fotos von der ganzen Familie in dem letzten Vierteljahrhundert seit der Explosion.
    Das Einzelschicksal einer Familie steht stellvertretend für das Ausmaß der Atom-Katastrophe. Der Film ist eine leise, aber umso eindringlichere Warnung vor dieser Technologie.

    Leonids Geschichte (Leonids Story) von Rainer Ludwigs | Ukraine 2011

     

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    Krankheit:

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  • ♀ Schicksals-Roman: „ohnegrund“ von Schulamit Meixner – wenn der Partner verschwindet

    ♀ Schicksals-Roman: „ohnegrund“ von Schulamit Meixner – wenn der Partner verschwindet

    cover.ohnegrund4906c6f62878436999bf6e7abbde096fEine Geschichte, die viele Menschen bewegt, die plötzlich allein dastehen. Die gemeinsame Zeit war die glücklichste in ihrem Leben. Leider erkennen es die Zurückgebliebenen erst im Nachhinein.

    Februar 2009 – Amy lebt mit ihrer kleinen Tochter Sharona in London im Haus ihrer Eltern, nachdem die sich einen Zweitvilla in Long Island kauften. Als weltberühmtes Künstlerehepaar sehen sie mehr Vorteile für sich auf dem Amerikanischen Kunstmarkt.

    Sharona sitzt viel vor dem Computer und sucht nach israelischen Kriegsereignissen von 2002, als sie selbst zwei Jahre alt war. Sie sucht nach ihrem Vater, den sie nur von einem Foto her kennt. Sie glaubt, dass er damals nicht vom Militär zurückgekommen ist wie die anderen Väter in ihrer früheren Nachbarschaft. Sie träumt sich in Situationen hinein, die sie als eine starke Comicfigur darstellt, die ihren Vater aus einer gefährlichen Situation rettet.

    Auch Amy denkt oft an die Zeit vor 2002 zurück – bevor Nimrod verschwand.
    Als Kind lebte sie das Jahr über in Elite-Internaten. In den vier Wochen ihrer Ferien waren entweder Vater oder Mutter weg, um eine Ausstellung zu eröffnen oder den Salzburger Sommerkurs zu leiten. Nach zwei Wochen mit einem Elternteil wurde Amy ins Flugzeug nach Wien gesetzt, um ihre restlichen Ferien bei den Großeltern zu verbringen.
    Nach ihrer Internatszeit wusste Amy nicht, was sie studieren sollte. Also räumte sie ihr Zimmer im Haus ihrer Eltern um, strich die Wände, suchte neue Vorhänge und Möbel aus. Ihr Vater, der zu diesem Zeitpunkt in seinem Atelier arbeitete, entschied daraufhin, dass sie Innenarchitektur studieren sollte. Sofort stellte er ihre Mappe zusammen, meldete sie bei einem befreundeten Professor in Jerusalem an und setzte Amy ins Flugzeug. Er beauftragte einen entfernten Verwandten, Amy bei sich aufzunehmen und dafür zu sorgen, dass sie pünktlich zum vereinbarten Termin zu dem Professor in die Hochschule geht. Der Verwandte war aber verhindert und konnte Amy nicht vom Flughafen abholen.

    So fand Nimrod die introvertierte, hin- und hergeschobene, unselbstständige Amy und verliebte sich unsterblich in sie. Nimrod, der Psychologiestudent, der gern für möglichst viele Gäste kocht, sich um Menschen in Not kümmert und Amy hilft, zu sich selbst zu finden und ihr eigenes ICH zu entdecken.

    Amy denkt oft zurück an diese Zeit, die – bis zu Nimrods Verschwinden – ihre glücklichste war. Was wäre gewesen, wenn sie sich anders verhalten hätte? Die ewige Frage der Zurückgebliebenen.

    „ohnegrund“: Roman von Schulamit Meixner | Picus Verlag 2012 | EUR 19,90

    Schicksal:
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  • ♫ Oper Stuttgart:  „Schicksal“  von Leoš Janáček – Oper ohne Ende

    ♫ Oper Stuttgart: „Schicksal“ von Leoš Janáček – Oper ohne Ende

    Janáček 517dd1a185914c7db750f26d48227dd7schrieb eine Oper über eine Frau, die von ihrem Liebhaber verlassen wurde. Jossi Wieler und Sergio Morabito stellen diesen Liebhaber in den Mittelpunkt – nicht so sehr als Mann, sondern als egozentrischen, suchenden Künstler in einer immer währenden Schaffenskrise.

    Siehe: ♫ Inhalt / Handlung: Schicksal – Oper von Leoš Janáček

    w.8959 stg schick hand ohp mg 9531In einem eleganten Kurbad wird Míla (bezaubernd: Rebecca von Lipinsky), eine schöne junge Frau, von drei Verehrern belagert. Der sportliche Dr. Suda (Heinz Göhrig) ist ihr dicht auf den Fersen. Konečný (Michael Ebbecke) schafft es gerade noch, ihr zu folgen. Lhotský (Karl Friedrich Dürr) bekommt fast einen Herzkasper – aber was tut ein Kurschatten nicht alles für seine Kursonne. Míla jedoch hat nur Augen für den Einen, der sie ablehnt.

    Bühnenbildner Bert Neumann installierte zwei Laufbänder, auf dem die Kurgäste entweder mit Laufrichtung, und damit schnell über die Bühne gehen. Oder sie gehen gegen die Laufrichtung, ganz langsam auf der Stelle, grüßen nach allen Seiten, wie es im Kurpark üblich ist.
    Nina von Mechow entwarf stilvolle Kostüme der Jahrhundertwende, mit großen, breitkrempigen Hüten. Eher die Bademode für ein elegantes Ostseebad.

    Vier Jahre später lebt die Familie in einer Einzimmerwohnung.

    Auf der einen Seite steht ein Klavier, auf dem Živný (John Graham-Hall singt mit ausdrucksvoller Stimme) versucht, die passende Musik für seine Oper zu finden. Míla liegt scheinbar entspannt auf einem Chaiselongue und liest ein Buch. Živný sucht den Schluss für die Oper, die ihre gegenseitige Liebe zum Inhalt hat. Sohn Doubek sitzt in einem vergitterten Laufstall. Selbst er gibt sich Mühe, so leise wie möglich zu sein, um den Vater nicht zu stören. Aus einem Regal holt er sich einen Comic und liest zusammengekauert in seinem Gittergehege. Vorn steht ein Wäscheständer. In einer solchen Umgebung ist geistig, kreative Arbeit unmöglich.

    w.8975 stg schick hand gp mg 0070

    Dann kommt noch die Mutter (emotional Rosalind Plowright) mit wirrem Blick und aufgelösten Haaren. Míla bemüht sich pflichtbewusst um ihre Mutter, während sich Živný entnervt auf das Sofa legt, sich das Buch vor die Nase hält. Ab und an schaut er über den Buchrand, ob und wann die Szene endlich vorbei ist. Es sieht nach Wiederholung aus.
    Als sich erst seine Schwiegermutter – die ihre Geldkassette über den Balkon schmeißt und hinterher springt – dann die ihr helfen wollende Ehefrau über den Balkon in den Tod stürzen, wendet sich Živný ab und legt zerstreut die Wäsche zusammen – typisch für eine Ersatzhandlung eines unter Hochspannung stehenden Menschen.


    Zehn Jahre sind inzwischen vergangen.

    Der Chor der Studenten tritt im dritten Akt mit schwarzen, engen Hosen und Pullis auf, alle mit einer gelben Partitur vor der Nase. In einem Saal studieren sie den Schluss seiner abrupt endenden Oper ein. Živný wirkt deutlich gealtert. Sein Sohn ist zu einem hochaufgeschossenen Halbwüchsigen ohne erkennbares Selbstbewusstsein herangewachsen. Živný redet mit Doubek nur im Befehlston, betrachtet ihn als Klotz am Bein und Wurzel allen Übels.
    Während Živný den Studenten seine Geschichte erzählt, befiehlt er seinem Sohn, ihm Wasser zu bringen. Als der mit einem Glas wiederkommt, trägt er das Kleid und den Hut seiner Mutter. Živný sinkt ohnmächtig zu Boden, als er seine Frau zu sehen glaubt, erhebt sich aber und bestimmt: „Den Schluss weiß Gott allein“ – Basta.

    Schicksal (Osud)  von Leoš Janáček in der Oper Stuttgart

    Die Inszenierung besticht mit sehr gut herausgearbeiteten Charakteren der ideal besetzten Sänger. Das Stuttgarter Staatsorchester unter der Leitung von Sylvain Cambreling spielt die hochkomplexen Partituren sehr klangschön und erstaunlich durchsichtig, so dass die schwierige Balance zwischen Bühne und dem Orchester inklusive Bühnenmusik immer gewahrt bleibt. Das gilt für beide Opern dieses Abends, sowohl für Schicksal, als auch für -> ♫  „Die glückliche Hand“ von Arnold Schönberg – Gefühlter Stummfilm

     

    Schicksal:

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  • Romantipp: „Fast genial“ von Benedict Wells

    Romantipp: „Fast genial“ von Benedict Wells

    Buchkritik: 728e3be8036b4be596c269d90f3761a8Ein Roman, der Leseratten mitnimmt – zum einen psychisch, zum anderen quer durch Amerika. Ein Beitrag zum Thema vererbte Intelligenz.

    cover.fast.genialFrancis hat in seinem 18-jährigen Leben schon gute Zeiten gesehen, bevor er mit seiner psychisch labilen Mutter in einem Trailerpark landet. Ihretwegen erträgt er die Situation, obwohl sie ihn während ihrer Schübe beschimpft und angreift. Körperlich ist Francis ein Riese, seelisch ein Lamm.
    In einem Abschiedsbrief, den seine Mutter vor ihren letzten Selbstmordversuch schrieb, erfährt er, dass er ein Retortenkind ist. Seine Mutter nahm einst an einem Programm zur „Züchtung“ von Genies teil. Sein Vater, von dem sie nur Bruchstücke weiß, hatte einen überdurchschnittlichen IQ. Obwohl Francis sich vorher mit seinem vaterlosen Dasein abgefunden hat, wird er immer neugieriger. Schließlich fährt er sich mit einem Freund von der Ostküste Amerikas nach Kalifornien. Mit von der Partie ist eine junge Frau, die Francis in der psychiatrischen Klinik bei seiner Mutter kennen gelernt hat. Diese Dreierkonstellation sorgt für Spannungen, die sich pünktlich entladen.
    Francis beobachtet im Laufe der Reise Männer im entsprechenden Alter, die er sich als Vater erträumt. Mal sind sie gut aussehend, mal hässlich, mal mit Familie, mal sportlich, mal sympathisch, mal unsympathisch. Er malt sich aus, wie er seinem Vater gegenüber tritt, wie er von ihm aufgenommen wird oder auch nicht. Als er ihn schließlich gefunden hat, ist es weitaus schlimmer, als er es sich je auszudenken vermochte. Wenn er vorher noch überlegte, welche Eigenschaft er wohl von seinem leiblichen Vater geerbt haben mochte, kreisen jetzt seine ganzen Gedanken darum, nicht so zu sein wie er. Er bemerkt plötzlich an sich Eigenschaften, die ihn mit seinem leiblichen Vater in Verbindung bringen. Er verstrickt sich immer weiter in seine Selbstbeobachtungen. Je mehr er sich bemüht, alles „väterliche“ aus seinem Leben zu verbannen, umso mehr erkennen die Leser die Parallelen, die zwischen den beiden Leben verlaufen.

    Benecict Wells beschreibt die Situation eines jungen Mannes, der auf sich allein gestellt ist.
    Er sucht nach seinen Wurzeln. Seine Mutter kann ihm keinen Halt geben. Seine Freunde sind in dem gleichen suchenden Alter, leben aber, im Gegensatz zu ihm, noch in geordneten Verhältnissen. Sein leiblicher Vater entzieht ihm den Boden unter den Füßen. Die Leser sehen ihn immer weiter und weiter in den dunklen Tunnel laufen. Für außenstehende Beobachter ein schwer zu ertragendes Schicksal.

    Fast genial von Benedict Wells | Diogenes Verlag 2011 |    EUR 19,90

     

    Für Leser von Buchkritiken, Romanrezensionen und  Hörbuchtipps – unsere persönlichen Empfehlungen

     

     

    Amerika:
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  • ☛ Trickfilm: Leonids Geschichte – Tschernobyl lebt

    ☛ Trickfilm: Leonids Geschichte – Tschernobyl lebt

    Ein Film über einen Mann und seine Familiedef5883715294ad58169554647955944 in der Nähe von Tschernobyl – wie der Super-GAU ihr Leben verändert.

    Leonid wuchs in einem kleinen Ort nahe Tschernobyl auf.

    trickfilm.leonidEr wurde nicht Fischer wie seine Vorfahren, sondern Polizeisoldat. In dieser Funktion wurde er nach Sibirien versetzt, wo er seine spätere Frau und ihren kleinen Sohn kennenlernte. Leonid plagt in Sibirien das Heimweh, jedoch alle Versetzungsgesuche schlugen fehl. Endlich, im Jahre 1986, darf die kleine Familie ausreisen. Sie leben in dem Haus von Leonids Eltern mit der ganzen Groß-Familie zusammen. Ihr sehnlichster Wunsch geht in Erfüllung – Leonids Frau wird schwanger.

    Eines Morgens fliegen unzählige Hubschrauber über ihr Haus hinweg.

    Militärkonvois fahren in Richtung Atomkraftwerk, das alle Anwohner in der Umgebung bisher als eine normale Fabrik ansahen. Die Kinder werden normal zur Schule geschickt und kehren freudig zurück – schulfrei, weil die Atomfabrik in die Luft flog. Sie machen sich auf den Weg, um den Zustrom von Militärfahrzeugen am Atomkraftwerk zu beobachten.
    Erst wird innerhalb von drei Tagen eine 50.000-Einwohner-Stadt evakuiert. Leonids Familie steht in dem atomar verseuchten Staub am Straßenrand und winkt den Leuten in den Bussen zum Abschied nach. Als sie selbst drankommen, nehmen sie nur Papiere für drei Tage und das Nötigste mit. Die Großmutter stellt den Hühnern noch eine große Wanne Korn hin – ausreichend für drei Tage. Diese Zeit bis hin zu Fast-Abtreibung und der chronischen Strahlenkrankheit Leonids erleben die Zuschauer in gezeichneten Bildern, geschildert in einem ruhigen Erzählton.

    Berührender Film

    Die kolorierten Bleistiftzeichnungen erwecken den Eindruck, als ob der Erzähler sie aus der Erinnerung zeichnet. Am Schluss des Films sehen die Zuschauer viele Fotos von der ganzen Familie in dem letzten Vierteljahrhundert seit der Explosion.
    Das Einzelschicksal einer Familie steht stellvertretend für das Ausmaß der Atom-Katastrophe. Der Film ist eine leise, aber umso eindringlichere Warnung vor dieser Technologie.

    Leonids Geschichte (Leonids Story) von Rainer Ludwigs | Ukraine 2011

     

     

     

     

    Krankheit:

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