Wer einmal eine Reise im Luxusdampfer auf der Donau machen möchte, wird es sich nach dieser Lektüre bestimmt überlegen. Dabei ist es vollkommen egal, ob als Passagier oder als Besatzungsmitglied – alle bekommen ihr Fett weg.
Städtebeschreibungen von Passau bis Budapest.
Für Passagiere, die von Regensburg über Passau, Linz, Wien, Bratislawa, Budapest bis ins Donaudelta reisen, hält Martin Roy Städtebeschreibungen bereit. Seine Liebe gilt der Donau und ihren Besonderheiten. Von Haus aus ist Martin mit Leib und Seele Übersetzer von klassischer Literatur. Er übersetzte Dante vom Italienischen ins Slowakische, war besessen von der Idee, diese göttlichen Verse in seine Sprache zu übertragen. Monatelang arbeitete er daran, aber es dauerte lange, bis er einen Verlag dafür fand. Für das Werk bekam er einen Anerkennungs-Preis, aber kein Geld. Wieder am Hungertuch nagend, nahm er den Job als Reiseleiter einer amerikanischen Luxus-Flussschiffe an, die reiche Amerikaner – hauptsächlich Senioren – über die Flüsse dieser Welt schippern und ihnen regionale Besonderheiten zeigen. Martin stellt es sich vor als eine Reise auf der Donau, von Regensburg bis ins Donaudelta, mit Stopp in den Metropolen.
Hart ist der Job eines Reisebegleiters.
Wer jemals davon träumte, in irgendeiner Funktion über die Donau zu schippern, sein Geld zu verdienen und Land und Leute rechts und links der Donau kennen zu lernen, wird vielleicht umdenken. Zumindest ist dieser Job nur etwas für Personen mit einer starken Leber. Der überwiegende Teil der Besatzung – vom Kapitän bis zum Tellerwäscher – trinkt und kifft in Mengen, die für den Jahresbedarf eines normalen Menschen ausreichen würden. Es geht sogar so weit, dass der Barpianist, wenn er in aus einem Beinahe-Koma geweckt wird, sich sofort ans Klavier setzt und amerikanische Schlager spielt.
Selbst 20 Jahre nach dem Fall der Mauer gehört Martin Roy (und die Besatzung) zu den sozialistisch geprägten Arbeitnehmern, für die Dienstleistung ein Fremdwort ist. Er betrachtet sich als Schauspieler, der seinen eingeübten Text und seine Verhaltensweisen wie ein improvisierender Schmierenkomödiant aus der Schublade zieht.
Autobiographisch geprägter Roman.
Michal Hvorecky ist sowohl Übersetzer und schipperte als Tour Manager über die Donau. Eher eine Milieustudie als ein Krimi ist dieser Roman, obwohl zwei(einhalb) Leichen darin vorkommen. Am Ende werden die Morde auch aufgeklärt. Dazwischen spielen sich dramatische Szenen ab.
Tod auf der Donau | Michal Hvorecky (Autor), Michael Stavaric (Übersetzer) | Verlag: Tropen Bei Klett-Cotta