Die Historienoper „Chowanschtschina“ dreht sich um die Fürsten Chowanski und beleuchtet einen bedeutsamen Abschnitt der russischen Geschichte, geprägt von Machtkämpfen, die diesmal unter dem Deckmantel der Religion ausgetragen werden. Diese Oper, mit dem russischen Titel „Хованщина“ (wörtlich übersetzt als „Die Sache Chowanskij“), wird durch eine tragische Liebesgeschichte bereichert, bleibt jedoch in erster Linie eine politische Oper in fünf Akten, komponiert von Modest Mussorgski und mit einem Libretto von Wladimir Stassow.
1.Akt – Fürst Chowanski, sein Sohn Andrei, dessen Exgeliebte Marja und Emma
Der Zarenthron ist kommissarisch besetzt mit Sofia, einer Schwester der beiden möglichen Nachfolger Iwan und Peter, die noch nicht volljährig sind. Derweil bekämpfen sich deren Familienclans mit schmutzigen Tricks, um Ihren Wunschkandidaten an die Macht zu bringen. Der Intrigant Schaklowiti verbreitet das Gerücht, dass Fürst Chowanski einen Anschlag auf den künftigen Zaren Peter plant. Chowanski gehört zu den herrschenden Strelitzen, die wegen ihrer Brutalität gefürchtet sind. Sein Sohn Andrei stellt lieber Emma, einem Mädchen aus der deutschen Vorstadt, nach, die aber nichts von ihm wissen will. Marfa, Andreis frühere Geliebte, kommt gerade noch rechtzeitig, um Emma vor Schlimmerem zu bewahren. Marfa gehört zu Gegenpartei, zu den konservativen Altgläubigen. Fürst Chowanski Senior hat ebenfalls ein Auge auf Emma geworfen. Kurzerhand lässt er sie von den rabiaten Strelitzen festnehmen, wogegen sein Sohn rebelliert. Den Streit zwischen Vater und Sohn schlichtet der Pope Dossifei. Er sagt voraus, dass der Konflikt zwischen Altgläubigen und Strelitzen – beide Parteien stellen die Anwärter auf den Zarenthron – bald zum Ausbruch kommt.
2.Akt – Verschwörung, Weissagung, Intrige
Fürst Chowanskij, Fürst Golizyn und Dossifei planen eine Verschwörung und heuern Marfa an, um ihnen die Zukunft vorauszusagen. Marfa prophezeit den baldigen Untergang. Diese unangenehme Vorhersage beantwortet Fürst Golizyn auf einfache Weise – er gibt den Befehl, sie heimlich zu ermorden. Der Intrigant Schaklowiti durchkreuzt die ganzen Pläne. Er erzählt ihnen, dass der Zar alles weiß und eine Untersuchung angeordnet hat.
3.Akt – Marfas Traum vom Verbrennen und Gefahr durch die feindliche Übermacht
Marfa liebt immer noch Andrei, was bei ihren Verbündeten als Entgleisung angesehen wird. Um mit ihm auf ewig zusammen sein zu können, träumt sie davon, gemeinsam mit Andrei als Fackel zu verbrennen. Soviel sei verraten: In Opern werden Träume wahr. Als das Gerücht verbreitet wird, dass die Leibgarde des Zaren in großer Übermacht naht, beschließt Fürst Chowanski, seine Strelitzen im Haus zu belassen und abzuwarten.
4.Akt – Fürst Chowanskis Tod
Fürst Iwan Chowanski verbarrikadiert sich im Haus. Der Intrigant Schaklowiti weiß ihn auf elegante Art herauszulocken. Er überbringt die angebliche Botschaft der Regentin Sofia, dass sie dringend seinen Rat brauche. Der so gebauchpinselte Chowanski überlebt das Verlassen seines Hauses nicht. Marfa berichtet Andrei vom Tod seines Vaters, was der aber für eine Finte hält. Erst als die Strelitzen zum Galgen geführt werden, sind sowohl er und auch der Pope sich einig, dass nur ein kollektiver Selbstmord sie vor den grausamen Quälereien der Gegner schützen kann.
5.Akt – Kollektiver Selbstmord der Altgläubigen
Die Strelitzen werden zwar im letzten Moment begnadigt, was aber bei den Altgläubigen nicht rechtzeitig ankommt. Sie verbrennen sich mit Dossifei, Marfa und Andrei, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in einer anderen Welt.
Die Fürsten Chowanski – Originaltitel: Хованщина – Chowanschtschina
Das Libretto verfasste Wladimir Stassow auf russisch, die Musik komponierte Modest Mussorgski. Die Uraufführung in der Fassung von Nikolai Rimski-Korsakow fand statt in St. Petersburg am 9. Februarjul./ 21. Februar 1886greg. Die Spieldauer beträgt circa 3 Stunden.
Ort und Zeit der Handlung: Moskau, 1682 (zu Zeiten des Moskauer Aufstands) Personen Fürst Iwan Chowanski, Anführer der Strelitzen, Bass Fürst Andrei Chowanski, sein Sohn, Tenor Fürst Wassili Golizyn, Tenor Schaklowiti, Bojar, Bariton Dossifei, Führer der Altgläubigen, Bass Marfa, Altgläubige, Alt Emma, ein Mädchen aus dem „Deutschen Stadtviertel“, Sopran Strelitzen Altgläubige
♫ Chowanschtschina in der Oper Stuttgart – Russisch mit Übertiteln
Chowanschtschina Stuttgart: Im Zeichen des russischen Bären.
Der rot angestrahlte russische (Eis)Bär nimmt die halbe Bühne ein. Auf ihm liegt eine Plattform wie ein überdimensionales Tablett – Fürst Golizyns Arbeitszimmer. Ein bisschen Museum, ein bisschen Mielkes Büro mit furnierten Möbeln, weißem Sofa, rotem Telefon. Matthias Klink als reformbemühter Fürst Golizyn steckt voller Selbstzweifel. Er redet sich ein, wie gut er ist und wie viel er für die Russen getan hat.
Mikhail Kazakov als Pope Dossifej lässt mit seinem kernigen Bass den Bühnenboden schwingen. Er strahlt die Selbstsicherheit eines Herrschers aus, der über den Dingen steht. Iwan Chowanskij, Askar Abdrazakov, ein Fürst durch und durch mit stimmgewaltigen Bass und der Überheblichkeit eines Überlegenen. Er wähnt starke Truppen hinter sich. Die drei Stimmen im Wettstreit und gegenseitigem Austausch auf dem Eisbären zu erleben, ist ein Genuss für sich – zum Zurücklehnen. Angenehm ist sowohl die russische Sprache und damit der originale musikalische Sprach-Rhythmus, wie ihn Mussorgskij vorgesehen hat, als auch die deutschen Übertitel.
Fürst Chowanskij kommt auf einer Gangway herangefahren wie auf einem Thron. Hinter ihm blasen Trompeter, ein paar Stufen tiefer stehen seine persönlichen Gesellschafterinnen wie Stewardessen, mit attraktivem goldenem Kopfputz und goldbestickten Kleidern. Sie singen ihm Volkslieder vor und sind um sein Wohlergehen besorgt. Böse verhält sich der Intrigant Schaklowityi, dem Ashley David Prewett mit gefährlich dunklem Bariton zu arglistigem Auftreten verhilft. Christianne Stotijn als Marfa begeistert mit ihrer tiefen Stimme. Laut Libretto ist sie immer noch in den enthemmten groben Andrej Chowanskij verliebt. Unverständlich, denn zu lebensecht verkörpert Mati Turi den unsympathischen Alkoholiker. Doch Marfa träumt bis zum Schluss von einem Zusammensein mit Andrej. Sobald sie sentimental wird, singt sie russische Weisen, die der Oper Lokalkolorit verleihen.
Chowanschtschina Stuttgart: Inszenierungen von Massenszenen gehören zu Andrea Moses‚ Stärken.
Die Bühne wimmelt vor Individualisten, egal, wie viele klangstarke Mitglieder des Chors, Extrachors und Kinderchors sich darauf befinden. In den großen Chorszenen erlebt das Publikum eine Rundumbeschallung, denn der Chor singt teilweise aus dem Zuschauerraum. Viel Rot verwendet der Bühnenbildner Christian Wiehle. Rot ist der Boden, auf dem im Hintergrund die Silhouette der Kirchen mit ihren Zwiebeltürmen steht, sofort zu erkennen als der Rote Platz in Moskau. Der Aufbruch in eine neue Zeit zeigt einen aufgeblasenen Plattenbau, der wie ein Ballon die Bühne beherrscht. Aus ihm schält sich die Silhouette der Kirchen heraus, bemalt mit einem Bild des Künstler Aleksandr Kosolapov. Es zeigt links ein Jesusbild – typisch in Stil der Ikonenmalerei – rechts die Logos von McDonalds und Coca Cola. Christen in Russland fühlten sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt. Es ist die Frage, warum diese Provokation ausgerechnet hier angebracht werden musste. Starke Bilder. Leider können die Chor-Kostüme nicht mithalten. Zu wenig unterscheiden sie sich, zumindest für diejenigen, die die russischen Geschichte nicht so gut kennen. Somit ist es schwer, der Handlung zu folgen. Irgendwie ähneln sie sich alle, ob Freund oder Feind – gewollt? Zum schnelleren Verständnis wäre eine deutliche Abgrenzung nach Farben besser. Wie in der guten, alte Zeit 😉
Chowanschtschina von Modest P. Mussorgskij in russischer Sprache mit deutschen Übertiteln in der Oper Stuttgart
Unter der Leitung von Simon Hewett spielte das Staatsorchester Stuttgart die Partitur in der Instrumentation von Dimitri Schostakowitsch. Das Schlussbild erklingt in der Orchesterfassung von Igor Strawinsky, da Modest Mussorgskij keine instrumentierte Fassung hinterlassen hat, sondern nur eine Reduktion als Klavierauszug. Die Orchesterfarben unterstützen die dramatische Handlung und heben die emotionale Ebene noch intensiver hervor. Dirigent und Orchester agieren sehr sensibel. Besonders die Holzbläser haben einen wichtigen Part und sehr heikle Passagen zu bewältigen.
Musikalische Leitung: Simon Hewett, Regie: Andrea Moses, Bühne und Kostüme: Christian Wiehle, Video: Niklas Ritter, Chor und Kinderchor: Johannes Knecht, Dramaturgie: Thomas Wieck, Moritz Lobeck
Besetzung am 10. Dezember 2014 Fürst Iwan Chowanskij: Askar Abdrazakov, Fürst Andrej Chowanskij: Mati Turi, Fürst Wassilij Golizyn: Matthias Klink, Schaklowityi: Ashley David Prewett, Dossifej: Mikhail Kazakov, Marfa: Christianne Stotijn, Ein Schreiber: Daniel Kluge, Emma: Rebecca von Lipinski, Warssonofjew: Eric Ander, Erster Strelitze: Matthias Nenner, Zweiter Strelitze: Tommaso Hahn, Kuska: Thomas Elwin, Susanna: Catriona Smith, Mit: Staatsopernchor Stuttgart, Kinderchor der Oper Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart, Statisterie der Oper Stuttgart
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Isolde, Prinzessin von Irland, wird von Tristan per Schiff nach Cornwall gebracht. Sie soll Tristans alten Onkel Marke heiraten, den König von Cornwall. Das ist für eine Prinzessin, die vorher mit einem tapferen Krieger verlobt war, schlimm genug. Schlimmer wiegt jedoch, dass ausgerechnet Tristan diese – für Isolde erniedrigende – Übergabe leitet.
Tristan und Isolde kennen sich von früher, und das kam so:
Isoldes Verlobter Morold wurde nach Cornwall geschickt, um das Land zu besiegen. Statt mit Schätzen beladen, kam allerdings nur sein blutiger Kopf zurück. Tristan hat Morold zwar besiegt, aber einen vergifteten Splitter seines Schwertes zurückbehalten, der ihn unheilbar krank werden ließ. Wohl wissend, dass nur Isolde das Gegengift besaß und ihn freiwillig nicht heilen würde, verkleidete er sich als Spielmann Tantris. Isolde fand den Splitter und wollte dem Mörder ihres Verlobten vollends den Garaus machen. Da erwachte Tristan und sah Isolde an. Beide verliebten sich in dem berühmten Augen-Blick ineinander, was Tristan das Leben rettete. Kaum gesund und zurück in Cornwall, schlug er seinem alten Onkel vor, Isolde zu heiraten, damit endlich Ruhe an der Front herrscht. König Marke lebte schon bei dem Gedanken auf, eine junge Frau um sich zu haben – typisch für die Wechseljahre des Mannes. Er selbst mochte die beschwerliche Reise in seinem Alter nicht unternehmen und schickte deshalb Tristan als Brautwerber. Ausgerechnet Tristan!
Erster Akt – Brangäne ärgert sich über Kurwenal
Isolde wird auf das Schiff verfrachtet, hat während der Überfahrt genügend Zeit zum Nachdenken und und ist sauer. Sie erzählt ihrer Vertrauten Brangäne von ihrem Großmut, den der undankbare Tristan ihr mit Verschachern vergilt. Brangäne soll sofort diesen Undankbaren herbefehlen. Die gute Brangäne macht sich auf den Weg zu Kurwenal, dem Vertrauten Tristans. Das artet zu einem Stellvertreterkrieg aus, denn Kurwenal verspottet Isolde überspitzt als Magd für den greisen König Marke. Brangäne kocht vor Wut.
Tristan und Isolde beschließen zu sterben
Als Tristan sich endlich schlechten Gewissens zu Isolde begibt, erzählen sie sich noch einmal die Vorgeschichte – jeder aus seiner Sicht. Damit geht fast der ganze Akt vorüber. Isolde verlangt von Tristan, dass er als Buße für ihre Schmach den Giftbecher trinkt. Tristan nimmt die Strafe an und trinkt aus dem Becher. Isolde sieht mit dem Tod des heimlich Geliebten in ihrem Leben keinen Sinn mehr und will auch sterben. Sie entreißt Tristan den halb vollen Becher und trinkt ihn vollends leer. Beide taumeln. Aber statt in der erwarteten Hölle sind sie im 7. Himmel gelandet. Die gute Brangäneverwechselte – entweder aus Unachtsamkeit oder aus Berechnung – den Todestrank mit dem Liebestrank. Und das genau zu dem Zeitpunkt, als sie in Cornwall ankommen.
Zweiter Akt – Tristan und Isolde im Liebesgeplänkel
Tristan und Isolde treffen sich heimlich im Garten und singen sich gegenseitig Liebeslieder vor – fast über den ganzen zweiten Akt. Am Ende werden sie von König Marke und seinen Vertrauten Melot überrascht. Beide bezichtigen Tristan des Treuebruchs, diesmal König Marke gegenüber. Das veranlasst Tristan zu einer Kurzschlusshandlung. Statt sich mit Melot zu duellieren, rennt er in dessen Schwert.
Dritter Akt – Tristans Monolog
Der schwer verwundete Tristan wird von Kurwenal auf seine Burg gebracht. In seinem Fieberwahn meint er, Isoldes Schiff zu sehen. Er erzählt der imaginären Isolde sein ganzes Leben. Danach stirbt er, und zwar in Isoldes Armen. Leider kam sie zu spät. Ebenfalls per Schiff kommen König Marke, Melot und Brangäne, die dem König gestand, dass sie den Liebestrank mit dem Todestrank verwechselte.
Isoldes Liebestod; das große Sterben
Marke kommt, um Tristan und Isolde miteinander zu vermählen – zu spät. In einem Monolog, das als „Isoldes Liebestod“ in die Musikgeschichte einging, stirbt auch Isolde. Melot und Kurneval haben noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen und bringen sich gegenseitig um. Zurück bleiben König Marke und Brangäne. Über deren weitere Zukunft ist nichts bekannt.
Tristan und Isolde, Oper der großen Dialoge in drei Aufzügen mit Musik und Libretto von Richard Wagner.
Als Vorlage diente dem Komponisten der Versroman Tristan (um 1210) von Gottfried von Straßburg. Die Uraufführung fand am 10. Juni 1865 im Hoftheater München statt.
Personen
Tristan (Tenor)
König Marke (Bass)
Isolde (Sopran)
Kurwenal (Bariton)
Melot (Tenor)
Brangäne (Sopran)
Hirt (Tenor)
Steuermann (Bariton)
Seemann (Tenor)
♫ Tristan und Isolde in Bayreuth 2009 – 2012: erst öde, dann Kult
Die Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner in der Inszenierung von Christoph Marthaler – Bayreuther Festspiele 2005 bis 2012 Bayreuther Festspiele 2009 – 4 Jahre nach der Premiere | Sänger, Dirigent, Orchester auf höchstem Niveau
Inszenierung für reine „Ohrenmenschen“
Tristan und Isolde: Bayreuther Festspielhaus im Sekundenschlaf
Der Lichtdesigner scheint ein Energiesparer zu sein. Die Bühne schummert die meiste Zeit im Neonröhrenlicht vor sich hin. Selten stehen die Sänger in vollem Scheinwerferlicht. Das ist schlecht für die Augen, aber gut für die Umwelt und den Sekundenschlaf. Es macht sich an den plötzlich hochschreckenden Köpfen quer durch die Reihen bemerkbar. Ohrenmenschen haben es gut. Sie schließen einfach die Augen und müssen nicht auf die ermüdende Inszenierung von „Tristan und Isolde“ schauen.
Tristan und Isolde – Festspielorchester und Sänger
Dafür genießen sie in vollen Zügen den stimmigen Klang des Bayreuther Festspielorchesters unter der Leitung von Peter Schneider, und die wohlklingenden Stimmen von Robert Dean Smith, Robert Holl, Irene Theorin, Jukka Rasilainen, Ralf Lukas, Michelle Breedt (die auch darstellerisches Talent zeigt), Clemens Bieber und Martin Snell. Sämtliche Sänger kümmern sich kaum um ihre Mitstreiter auf der Bühne, sondern singen nach vorn, ihren Zuhörern entgegen. Auch König Marke singt seinen Ärger grollend ins Publikum. Robert Holls klangvoller Bass nimmt den ganzen Zuschauerraum ein. Robert Holl singt nicht nur melodiös und wohlklingend, sondern auch gut artikuliert. Seine Worte sind bis in die neunundzwanzigste Reihe zu verstehen.
Sänger als Darsteller
Eine weitere Ausnahme bildet Michelle Breedt als Brangäne. Als einzige entwickelt sie darstellerische Fähigkeiten. Sie mahnt zum Aufbruch, zieht Isolde (Irene Theorin) die Handschuhe an, indem sie sich mit dem Rücken vor sie stellt, ihre schlaffe Hand von hinten schnappt und den Handschuh aufzieht. Mit ihr zusammen wird Isolde spielfreudiger. Jedoch harmoniert ihr virtuoser Sopran hervorragend mit Tristans (Robert Dean Smith) voluminöser Tenorstimme. Während der Schlussszene im 2. Akt, in der sich König Marke über Tristans Untreue beklagt, stehen Brangäne, Isolde, Marke, Tristan, Melot im Raum verteilt herum, ohne ersichtlich miteinander zu agieren. Es sieht fast so aus, als hätten sie keine Lust mehr.
Optisch unergiebig, dafür ein musikalischer Glanzpunkt. (Wenn mir jetzt jemand erzählen will, dass das vom Regisseur Christoph Marthaler so gewollt war, dann schrei’ ich!)
Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock
Bühnenbild und Kostüme der Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner – Bayreuther Festspiele 2005 bis 2011
…wie immer bei Anna Viebrock – trist, trister, Tristesse.
Ein großer Raum, fast ein Saal, vielleicht in einem schottischen Castle. Das Steuerrad deutet eher auf einen gediegenen Luxusdampfer hin. Zwischen braunen Wänden in typischer Nussbaumfurnier-Verkleidung stehen Tische mit Wirtshausstühlen herum, anscheinend nur, um immer wieder von Isolde umgestoßen und von Brangäne aufgehoben zu werden.
Neben den Klappstühlen glucken einzelne Ohrensessel, die aussehen wie schon-öfters-bezogen-und-schon-wieder-fällig-zum-Beziehen. Natürlich mit dem Möbelstoff, wie er vor vierzig Jahren topaktuell war. Kein Wunder, denn die Bühnenbildnerin Anna Viebrock ist in dieser Zeit stehen geblieben. Sie bewegt sich weder vorwärts noch rückwärts.
Das gilt auch für die Kostüme.
Anna Viebrock scheint aus dieser Zeit ein Heft mit Burda-Schnitten zu besitzen, aus dem sie sämtliche Bühnenkleidung fertigt. Im ersten Akt, auf der Schiffsüberfahrt, sind es für Isolde und Brangäne „Kaminkleider“, die damals groß in Mode waren. Normalerweise endeten die Röcke unter dem Knie. Kaminkleider dagegen waren lang, aber nicht so elegant wie Abendkleider, sondern eher aus Wolle oder einem warmen Stoff, in den man sich einkuscheln konnte. Kurvenal hüllt sich in einen Schottenrock, ebenso wie Brangäne. Ihr Rock ist lang, sein Rock dagegen kurz. Im „Garten“ trägt Isolde (Irene Theorin) ein gelbes Kostüm mit einer großen Schleife unter der Brust – ganz Dame. Brangäne (Michelle Breedt) kleidet eine blaugrüne Jacke und Faltenrock – Zeichen für die gut angezogene Sekretärin. Tristan (Robert Dean Smith) tritt auf in der blauer Jacke seines Yachtclubs, mit passendem Abzeichen an der Brusttasche.
Stereotype Ausstattung – Einheitsinterieur
Während andere Bühnen- und Kostümbildner ihre Fantasie ankurbeln, sich durch Opernstoffe, Musik oder Schauplätze anregen lassen, stülpt Anna Viebrock ihre Schlimmer-Wohnen-Vision über jede Handlung, egal in welchem Jahrhundert, Jahrtausend, Land oder Milieu die Oper spielt. Dieses Einheitsinterieur hat zu allem zu passen. Ein Beispiel dafür, wie weit es jemand mit sparsamer Fantasie und einfallsarmen Wiederholungen bringen kann.
Musikalische Leitung Peter Schneider Regie Christoph Marthaler Szenische Leitung der Wiederaufnahme Anna-Sophie Mahler Bühnenbild Anna Viebrock Kostüme Anna Viebrock Chorleitung Eberhard Friedrich Dramaturgie Malte Ubenauf
Besetzung 2009 Tristan Robert Dean Smith Marke Robert Holl Isolde Irene Theorin Kurwenal Jukka Rasilainen Melot Ralf Lukas Brangäne Michelle Breedt Junger Seemann Clemens Bieber Ein Hirt Arnold Bezuyen Ein Steuermann Martin Snell
♫ Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle
Direkt-Übertragung der Oper Tristan und Isolde, in der Inszenierung von Christoph Marthaler, aus dem Bayreuther Festspielhaus. In vollen Zügen genießen 30.000 Zuschauer den stimmigen Klang des Festspielorchesters unter der Leitung von Peter Schneider und die wohlklingenden Stimmen von Robert Dean Smith, Robert Holl, Irene Theorin, Jukka Rasilainen, Ralf Lukas, Michelle Breedt, Clemens Bieber und Martin Snell.
Tristan und Isolde – Live aus dem Bayreuther Festspielhaus
Vor Beginn der Vorstellung tritt ein junger Mann ans Mikrofon und klärt das Publikum auf, dass Christoph Marthaler einer der grössten Regisseure sei, die er kennt. Nun ja, er ist noch jung. Marthaler hat seinen Informationen nach die Oper als Kammerstück inszeniert. Wie denn das? Stand etwa das Konzept schon, bevor er die Ausdehnung der Bühne sah?
Wie sieht die Inszenierung auf der Großleinwand aus?
Eine langweilige Inszenierung lässt sich durch Technik nicht retten, aber die filmische Umsetzung hat der Aufführung gut getan. Normalerweise mag ich keine Bühnenstücke, die verfilmt werden. Besonders Opern und Ballette sehe und höre ich nur an ihrem Entstehungsort im Original. Im Theater kann ich selbst entscheiden, was ich mir genauer anschauen möchte – die Hauptpersonen, die Nebenrollen, die Bühne als Totale, die einzelnen Kostüme, meine Lieblingssänger oder die Statisten. Wird ein Bühnenstück verfilmt, entsteht bei mir der Eindruck, entscheidendes nicht gesehen zu haben.
Liebesschwüre – Tristan und Isolde
Bei dieser Tristan-Inszenierung ist es anders. Die Filmaufnahmen verbessern den Gesamteindruck deutlich. Hier sehe ich die Ausschnitte von einzelnen Personen, die mir dadurch fast einen Illusion vermitteln, miteinander zu kommunizieren. Besonders im zweiten Akt: Liebesduette und Liebesschwüre im Garten. Sobald Tristan (Robert Dean Smith) und Isolde (Irene Theorin) in Großaufnahmen gezeigt werden, entsteht die Illusion beim Zuschauer, dass die beiden sich ansehen und miteinander kommunizieren. Auf der Bühne im Festspielhaus singen sie nebeneinander her, ohne sich einen Blick zu gönnen. Sie stehen irgendwo auf der Bühne herum, singen und schauen ins Publikum. Optisch verbessert – akustisch kein Vergleich zum Original im Festspielhaus.
Tristan und Isolde – umsonst und draußen
Public viewing – Oper auf dem Bayreuther Volksfestplatz – Tristan und Isolde – direkt aus dem Festspielhaus auf die Riesenleinwand.
Sehr gut organisiert. 30.000 Zuschauer fasst der Bayreuther Volksfestplatz, ohne dass sich jemand vorkommen muss wie eine Sardine in der Büchse. Opern-Sympathisanten besetzen die aufgebauten Stuhlreihen vor der neunzig Quadratmeter großen Riesenleinwand und sehen Tristan und Isolde in Überlebensgröße. Hinten und an den Seiten bleibt genug Platz zum Aufstellen mitgebrachter Liegestühle samt Picknickkörben und Klapptischchen.
Restaurant-Pavillons
Sie umrunden den Platz wie die Wachtürme ein römisches Feldlager. Die Opernbesucher genießen kleine Mittagsgerichte wie Pilz mit Kloß, die obligatorische fränkische Bratwurst, Eis, Kaffee und Kuchen sowie Pizza und Döner für diejenigen, die kein kulinarisches Risiko eingehen möchten. Dazwischen Getränkepavillons mit Wasser, Sekt, Wein, Bier und Limo. Unter Schirmen sitzen die Opernfans – Bierbänke und Biertische festlich mit weißen Hussen umkleidet – und genießen sowohl das Essen und Trinken als auch die Musik.
Public viewing – Bessere Technik
Der Klang hat sich deutlich gebessert gegenüber der Vorjahr, als mich das Geschepper noch in die Flucht geschlagen hat. Aber Technik hin oder her – an den Ton eines lebendigen Orchesters in einem Raum von derart hervorragender Akustik wie das Bayreuther Festspielhaus kommt diese Übertragung lange nicht heran. Im Jahre 2011 hat sich die Tontechnik noch einmal verbessert, siehe -> Lohengrin und Ring für Kinder – Public Viewing der Bayreuther Festspiele 2011
Public viewing – Festspiel-Flair
Fünfzehn, zehn und fünf Minuten vor jedem Akt spielen Blechbläser vor der Leinwand ein paar Motive aus den folgenden Szenen, genau wie die Fanfaren auf dem Balkon des Festspielhauses. Hier hören die Besucher deutlich den Unterschied von Original und Lautsprecher. Dazwischen wird der Zuschauerraum im Festspielhaus eingeblendet. Die Leute nehmen Platz, das Licht geht aus, der Vorhang hebt sich. Kurzweilig, es einmal aus der Bühnenperspektive zu sehen und nicht umgekehrt.
Insgesamt gelungens public viewing, diese neue Art von Oper-schauen
Es ist nicht zu vergleichen mit einem Besuch im Opernhaus, der ja eine gewisse Tradition aufweist wie festliche Kleidung u.s.w. Diese Art spricht ein anderes Publikum an. Ich ziehe das Festspielhaus vor, denn da höre ich den vollen Orchesterklang und die Originalstimmen. Bis jetzt kann keine Technik sie ersetzen.
Werkstatt Bayreuth:
In der von Wolfgang Wagner eingeführten “Werkstatt Bayreuth” nutzen die meisten Regisseure (außer Christoph Marthaler) die folgenden Spielzeiten, um ihre Inszenierung zu verändern. Wie ändert sich “Tristan und Isolde” in der Inszenierung von Christoph Marthaler mit Bühne und Kostüme von 2009, im Laufe der Jahre 2010, 2011/2012?
Tristan und Isolde in Bayreuth 2011 was ist neu?
Was hat sich in dieser Oper in den letzten Jahren geändert? Nix & Nuscht! Das Erfreuliche daran bleibt erhalten. Das hohe musikalische Bayreuth-Niveau der Sänger ist gleich geblieben. Ebenso das Festspielorchester unter der Leitung von Peter Schneider. Die Interaktion der Sänger untereinander ist gleich geblieben. Siehe-> Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle
Wie zum Beispiel Robert Dean Smith mit voller Stimme und der Beweglichkeit eines Oratoriensängers. Einmal hebt er den rechten Arm, nach langer Pause den linken Arm. Im Liebesduett steht er an der Rampe, ohne auch nur eine Blick auf seine geliebte und entbehrte Isolde (Irene Theorin) zu werfen. Nebeneinander ins Publikum blickend sitzen sie auf den Designerhockern im Garten, den Anna Viehbrock als leeren Raum – bis auf besagte Designerhocker – gestaltet hat. Kostüme und Bühnenbild sind gleich geblieben. Wahrscheinlich aus der Erkenntnis heraus, dass es hier nichts zu verbessern gibt. Siehe -> Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock Eines brachte mich zum Grübeln. Warum stieren alle Sänger und die paar Statisten so ausgiebig die Wände an? Warum schleichen sie tastend an den Mauern entlang? Begutachten sie das Wachstum der Schimmelpilze, die den Zuschauern ab der dritten Reihe verborgen bleiben? Hat es etwa einen tieferen Sinn? Wie die Rüstung aus Filz in Schlingensiefs Parsifal, die an Beuys erinnern soll? Folgen diese Bewegungen den Strukturen des Mauerputzes? Ein typisches Verhalten von Autisten – die Rücken zum Publikum sprechen dafür. Siehe -> Der Hungerkünstler von Georg Elterlein Um das herauszufinden, werden Festspielbesucher in den kommenden Jahren noch Gelegenheit haben. Es hat nichts damit zu tun, dass die Inszenierung so gut angenommen wurde und deshalb immer wieder gewünscht wird. Der Grund ist weitaus pragmatischer. In den nächsten Jahren spielen Opern mit großer Chorbesetzung – Tannhäuser, Parsifal, Holländer und 2013 eine Neuinszenierung des Ringes. Die Chorsänger brauchen dazwischen ihre Ruhezeiten – deshalb Tristan und Isolde. Also …dem hervorragenden Festspielchor zuliebe.
Tristan und Isolde, Oper mit Musik und Libretto von Richard Wagner Aufführung der 100. Bayreuther Festspiele 2011
Besetzung 2011: Tristan – Robert Dean Smith Marke – Robert Holl Isolde – Iréne Theorin Kurwenal – Jukka Rasilainen Melot – Ralf Lukas Brangäne – Michelle Breedt Junger Seemann – Clemens Bieber Ein Hirt – Arnold Bezuyen Ein Steuermann – Martin Snell
Tristan und Isolde in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 26. August
Als gutes Stimmungsbarometer für eine Vorstellung entpuppen sich Pausengespräche; das gilt nicht nur die aktiven, sondern auch die passiven – mittels langer Ohren.
Fazit: Diese Inszenierung ist Kult!!! Gelobt werden die „minimalistische Ausstattung“, „… endlich sind die Sänger gut zu hören“, „… müssen keinen Sport auf der Bühne treiben“, „… mit dieser Ausstattung geht es nur in eine Richtung, nämlich bergab“, „… deutlicher kann nicht gezeigt werden, dass Isolde als Königin ausgebootet ist“ … Mit anderen Worten: Die Oper Tristan und Isolde mutierte im verflixten 7. Jahr zur Kult-Inszenierung der Intellektuellen.
Auch 2012 ist in dieser Inszenierung alles beim Alten, nämlich ->trist –> trister —>Tristan
Die Beleuchtung ist nach wie vor zu dunkel, wie die einnickenden und aufschreckenden Köpfe rings herum beweisen. Michelle Breed singt und spielt wieder die lebenspraktische Brangäne. Mit ihrem Spiel bringt sie etwas Leben in die extrem statische Inszenierung. Sie verteidigt ihre Herrin gegen den spottenden Kurneval, sie hört Isolde zu und beruhigt sie. Sie räumt den Salon auf, kleidet Isolde ein, die nach ihrem Liebestrank nur apathisch lächelnd daneben steht.
Langsam begreife ich diese entschleunigte Inszenierung. Tristan und Isolde stehen unter Drogen – sie sind vollgetankt, nicht fähig, etwas füreinander zu empfinden. Also müssen sie sich auch nicht anschauen. Warum bin ich nicht ein paar Jahre früher drauf gekommen?
Ansonsten gilt 2012 gilt das Gleiche wie 2011:
Mein Fazit zur Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner in der Inszenierung von Christoph Marthaler – Bayreuther Festspiele 2005 bis 2012:
Selten so gelangweilt!
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Carmen, die emanzipierte Herzensbrecherin, liebt ihre Freiheit – einen Mann liebt sie so lange, bis der nächste kommt. Ihretwegen begeht ein Soldat Fahnenflucht. Das hat fatale Folgen für beide.
Rezensionen und Fotos von Carmen-Inszenierungen und einem Stummfilm von 1918
Erster Akt: Micaela naht – Wachablösung – Carmens Auftritt – Don Josés Fehltritt
Auf einem Platz in Sevilla schiebt das Militär Wache und langweilt sich. Sie vertreiben sich die Zeit damit, über die Leute zu lästern. Die vorsichtig spähende Micaela erregt ihre Aufmerksamkeit. Sie fragt nach einem Soldaten namens Don José, der aber erst mit der nächsten Wachablösung kommt. Das Angebot, so lange bei den Wachsoldaten zu bleiben und sich gegenseitig die Zeit zu vertreiben, lehnt Micaela dankend ab. Als die Wachablösung kommt, erkennt Don José an der Beschreibung Micaela, die seine Mutter als Waise zu sich nahm. Leutnant Zuniga fragt Don José über die attraktiven Frauen aus, die in der Zigarettenfabrik arbeiten. Don José jedoch interessieren diese Frauen nicht besonders. Als die Fabriksirene zum Pausenzeichen ertönt, versammeln sich die männlichen Einwohner von Sevilla und Umgebung vor dem Fabriktor, um … na was wohl? Die Frauen kennen das schon und lassen sie abblitzen.
Carmen fasst ihre Argumentation in der berühmten „Habanera“ zusammen. Diese Arie ist lang, der Inhalt vergleichsweise kurz. Carmen vergleicht die Liebe mit einem Vogel, der nur dann kommt, wenn es ihm beliebt. Wenn man ihn nicht beachtet, ist er plötzlich wieder da – keiner weiß, für wie lange. Diese Philosophie wendet sie gleich bei Don José an. Weil er so desinteressiert dasteht, reizt er sie besonders. Sie wirft ihm eine Blüte und einen verführerischen Blick zu. Micaela findet den allein gelassenen Don José. Gewissenhaft überbringt sie ihm einen Brief und als Zugabe einen Kuss seiner Mutter. Fernerhin liest sie ihm den Brief vor. Seine Mutter bittet ihn, zurück zu kommen und das liebste Mädchen zu heiraten, das sie kennt – Micaela.
Bevor Don José sich festlegen kann, bricht in der Fabrik eine Messerstecherei unter den Frauen aus. Als Täterin kommt nur Carmen infrage und wird zu Leutnant Zuniga gebracht. Im Verhör macht sie sich über die Soldaten lustig. Also wird José beauftragt, sie ins Gefängnis zu bringen. Mit diesem Trick gelingt es Carmen, näher an José heranzukommen. Sie hat schon an seinem Blick gemerkt, dass er sich in sie verliebt hat. Sie verspricht José Liebesfreuden in Lilla Pastias Schänke. José lässt sie fliehen und bekommt dafür einen Monat Arrest.
Zweiter Akt: Escamillo tritt auf – José kommt aus dem Arrest zurück – Fahnenflucht
In der Taverne des Lilla Pastia sitzen die Zigeunerinnen mit Zuniga und seinen Offizieren gemütlich zusammen, singen und tanzen. Hier erfährt Carmen von Zuniga, dass Don José nach einem Monat im Gefängnis wieder frei ist.
Da betritt der Super-Stierkämpfer Escamillo die Schänke, sieht Carmen und versucht, ihr zu imponieren mit dem bekannten Lied: „Auf in den Kampf, Torero!“ Das hat bisher bei allen Frauen gewirkt. Carmen weist ihn zurück, ebenso wie die beiden Schmuggler, die zusammen mit drei Zigeunerinnen auf Diebeszug gehen wollen. Carmen hat sich in José verliebt und das geht vor. Als er endlich kommt, tanzt und singt sie nur für ihn. Beim Ton des Zapfenstreichs will José sich schleunigst auf den Weg machen, obwohl er gern geblieben wäre. Zu frisch ist die Erinnerung an den vergangenen Arrest. Carmen hat für ein derartiges Pflichtbewusstsein nur Hohn und Spott übrig. Als dann auch noch Josés Vorgesetzter Zuniga eintritt, entlädt sich Josés Will-und-kann-nicht-Zwiespältigkeit in Form eines Schlages gegen Leutnant Zuniga. Damit ist Don José der Weg zur Kompanie zurück versperrt. Er muss mit den Zigeunern in die Berge ziehen.
Dritter Akt: Karten sagen Carmen den Tod voraus – Escamillo findet Carmen – José geht zu seiner Mutter
Im Lager der Schmuggler ist der Alltag eingekehrt, in den sich José nicht einfinden kann. Ihn plagt das Heimweh nach seiner Mutter. Carmen hat mittlerweile das Interesse an ihm verloren und versucht, ihn zum Heimgehen zu bewegen.
Carmen, Mercédès und Frasquitavertreiben sich die Zeit mit Karten legen. Ihren Freundinnen verheißen sie Reichtum und Liebe. Für Carmen sagen die Karten immer nur den Tod voraus. Carmen nimmt es gelassen, denn sie weiß, dass die Karten nicht lügen. Es ist ihr Schicksal, das sie nicht ändern kann. Die Schmuggler kehren von einem Erkundungsgang zurück. Um die Waren über die Grenze zu bringen, müssen die Frauen mit ihren Verführungskünsten die Zöllner ablenken. Bei diesem in Schmugglerkreisen normalen Vorgang erwacht Josés Eifersucht erneut. Allein soll er die restlichen Waren bewachen, während die anderen sich auf den Weg in die Stadt machen. Da erscheint Micaela in der Felsenschlucht auf der Suche nach Don José. Sie redet sich ein, keine Angst zu haben. Als sie Escamillo bemerkt, versteckt sie sich. José trifft Escamillo, der ihm ganz naiv von seiner Liebe zu Carmen berichtet. Wieder dreht José durch, wird aber von Carmen daran gehindert, den Torero zu töten. Escamillo ist gefahrvolle Situationen gewöhnt. Er nimmt es nicht allzu tragisch, sondern lädt Carmen und die ganze Schmugglerbande zu seinem nächsten Stierkampf in die Arena von Sevilla ein. Josés drohende Warnungen stoßen bei Carmen auf taube Ohren. Vor dem allgemeinen Aufbruch wird Micaela in ihrem Versteck entdeckt. Micaela berichtet ihm, dass die Mutter im Sterben liegt. Obwohl José gerade jetzt auf Carmen aufpassen will, geht er notgedrungen mit Micaela mit, droht Carmen jedoch ein baldiges Wiedersehen an.
Vierter Akt: Stierkampf in der Arena von Sevilla – José kehrt zurück – Carmens Tod
In Sevilla tritt Escamillo mit großem Gefolge, und Carmen an seiner Seite, vor der Stierkampf-Arena auf. Frasquitas warnt Carmen vor dem eifersüchtigen José, der sich in der Menge versteckt hält. Alle ziehen in die Arena ein, Carmen bleibt zurück. Als José aus seinem Versteck kommt, stellt Carmen klar, dass sie keine Angst vor ihm hat. José will ihr nichts tun, sondern spielt die ganze Klaviatur von betteln bis drohen ab, um sie zum Mitgehen in sein Dorf zu bewegen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was Carmen sich unter ihrer Zukunft vorstellt. Sie hat José längst abgelegt und sich in den feschen Torero verliebt. Um es ihm zu verdeutlichen, reißt sie sich den Ring, den er ihr geschenkt hat, vom Finger und schmeißt ihn vor seine Füße. Gleichzeitig setzt das Torerolied ein: „… denk daran, dass zwei schwarze Augen auf dir ruhen und die Liebe auf dich wartet.“
Als aus der Arena der Sieg des Toreros erklingt, brennen Josés letzte Sicherungen durch. Er ersticht Carmen. Beim Anblick der Zuschauer, die gerade aus der Arena kommen, wirft er sich über Carmens Leiche. Er gesteht, dass er sie getötet hat und festgenommen werden möchte.
Carmen – eine Oper in vier Akten mit Musik von Georges Bizet.
Das Libretto schrieben Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der literarischen Vorlage: „Carmen“ von Prosper Mérimée. Die Oper spielt um ca. 1820 in Sevilla in Spanien in der Originalsprache französisch. Die Spieldauer beträgt fast 3 Stunden. Sie wurde am 3. März 1875 in der Opéra-Comique in Paris uraufgeführt.
Personen und ihre Stimmen: Don José, Sergeant (Tenor); Escamillo, Torero (Bariton); : Dancairo, Schmuggler (Tenor oder Bariton); Remendado, Schmuggler (Tenor); Moralès, Sergeant (Bariton); Zuniga, Leutnant (Bass); Lillas Pastia, Schankwirt (Sprechrolle); ein Bergführer (Sprechrolle); Carmen, Zigeunerin (Mezzosopran); Micaela, Bauernmädchen (Sopran); Frasquita, Zigeunerin (Sopran); Mercédès, Zigeunerin (Sopran); Chor und Ballett: Soldaten, junge Männer, Zigarettenarbeiterinnen, Anhänger Escamillos, Zigeuner, Zigeunerinnen, Polizisten, Stierkämpfer; Gassenjungen (Kinderchor)
♫ Carmen aus der Wiener Staatsoper bis 20.03.2021 in 3sat
„Carmen“: Premiere mit Anita Rachvelishvili aus der Wiener Staatsoper – 3sat präsentiert dieses Highlight am Samstag, 13. März 2021 um 20.15
Die Oper Carmen spielt zeitlich in der Jugend des Regisseurs. Spanische Miliz, Arbeiterinnen in Kittelschürzen und ein opulent golden gekleideter Torero bestimmen Kostüme. Ein alter Straßenkreuzer als Statussymbol beherrscht das Bühnenbild.
Carmen aus der Wiener Staatsoper – drastische Bilder prägen die Inszenierung
Andrés Orozco-Estrada debütiert bei der Aufzeichnung vom 21. Februar 2021. Ein Highlight aus der Wiener Staatsoper: 3sat präsentiert am Samstag, 13. März 2021, 20.15 Uhr, Calixto Bieitos die Premiere von Georges Bizets „Carmen“ in deutscher Erstausstrahlung. Unter der musikalischen Leitung von Andrés Orozco-Estrada singen unter anderen Anita Rachvelishvili (Carmen), Piotr Beczala (Don José), Erwin Schrott (Escamillo) und Olga Kulchynska (Micaëla). Bei der Aufzeichnung am 21. Februar 2021 gab der kolumbianische Dirigent sein Debüt an der Wiener Staatsoper. Es sang und spielte der Chor und das Orchester des bedeutenden Opernhauses. Bizets „Carmen“ nach der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée zählt zu den meistgespielten Stücken der Operngeschichte. Doch ihre Pariser Uraufführung im Jahr 1875 war kein großer Erfolg. Erst die Wiener Bearbeitung machte aus dieser Opéra comique auf ein Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy ein Evergreen.
Die Aufzeichnung am 21. Februar 2021 fand ohne Publikum statt.
Carmen von George Bizet – aus der Wiener Staatsoper 2021 Sendetermin Carmen in 3sat vom 13. März 2021 bis 20.03.2021 in der 3sat-Mediathek
♫ Oper Carmen als Stummfilm von 1918
Carmen, ein Opernfilm ohne Gesang mit abgewandelter Bühnenmusik von Bizet. Carmen / Pola Negri feierte damit ihren Durchbruch als Femme fatale. Bis zum heutigen Tag ist ihr Name noch bekannt und gilt als Ersatzwort für eine wechselwarme Schönheit.
Genau genommen sollte dieser Film nicht Carmen heißen, sondern José. Er handelt von dem spanischen Kavalleristen Don José, einem allseits beliebten und von seiner Verlobten geliebten Muster-Mannsbild.
Zum Sergeanten befördert, muss José sich deshalb in Sevilla einfinden – der großen Stadt mit ihren verruchten Kneipen; voller glutäugiger Schönheiten, die über ihren Fächer hinausschauen und nichts anbrennen lassen. Damen mit Schmalzlocken, die später als „Herrenwinker“ in die Geschichte eingehen werden.
José, der in die Fänge einer Frau von zweifelhaftem Charakter gerät – einer Femme fatale. Einer männerverschlingenden Vertreterin des schönen Geschlechts, die unschuldige, naive Männer ins Verderben zieht.
Es wuselt nur so vor Banditen und ganzen Armeen von Gendarmen. Massen von Statisten, die immer wieder durch die Tore getrieben werden. Blaskapellen tragen fantasievolle Uniformen, Männer als stolze Spanier in Festtagstracht.
Das kann nicht gut gehen. Schnell wird klar, dass Carmen ihre – einerseits erhoffte, andererseits bedauerte – Strafe erhält. Die Zuschauerinnen können aufatmen.
Wie mag so eine Filmvorführung im Jahre 1918 abgelaufen sein?
Die Filmszenen laufen genau stimmig zur Musik ab. Wahrscheinlich spielte bei den Aufführungen im Filmtheater ein Orchester im Vordergrund, während auf der großen Leinwand der Film lief. Da die Filmspulen per Hand gekurbelt wurden, nicht ganz gleichmäßig. Der Dirigent musste sich also auf die Schauspieler und die Geschichte einstellen. Wie in einer richtigen Oper, in der der Dirigent die Sänger begleitet. In kleinen Filmtheatern wurde das Orchester durch den Filmpianisten ersetzt. Vielleicht wurde die Habanera vom Publikum mitgesungen.
Carmen – Stummfilm von 1918
Arte.TV -> Stummfilme Verfügbar vom 26/09/2021 bis 26/10/2021
Überraschen Sie Opernliebhaber mit diesem idealen Opernführer als Geschenk. Der Opernführer „Aida bis Zauberflöte“ bietet eine Zusammenfassung von 55 Opern, die im Kulturmagazin 8ung.info zu finden sind. Ob großformatig mit gut lesbarer Schrift, als handliches Taschenbuch oder praktisches Ebook – dieser Wegweiser ist der perfekte Begleiter für Ihren nächsten Opernbesuch.
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Die nordische Sage um Siegfried den Drachentöter, Walküren und Nibelungen setzt Richard Wagner mit Musik in eine Oper um.
Die Vorgeschichte der Oper:
Nach Siegmunds Tod schnappt sich Brünnhilde geistesgegenwärtig die schwangere Sieglinde und das zerbrochene Schwert Nothung. Vor den cholerischen Ausbrüchen ihres gemeinsamen Vaters Wotan versteckt sie Frau und Schwertstücke im Fafnerwald, siehe ♫ Inhalt / Handlung: Walküre Hier findet der Zwerg Mime sie bei Siegfrieds Geburt – die Sieglinde nicht überlebt – und nimmt sowohl Siegfried als auch das Schwert Nothung mit in seine Höhle. Nicht ganz uneigennützig, denn Mime hat die Niederlage gegen seinen Bruder Alberich nicht vergessen, der ihn zwang, aus dem geraubten Gold sowohl eine Tarnkappe als auch einen Ring zu schmieden. Mit dem Ring machte sich Alberich die Welt untertan – und seinen Bruder Mime gleich mit. Durch einen simplen Trick ging beides an die Götter, die mit dem ganzen Schatz wiederum die Riesen bezahlen mussten. Aus Angst, ihn wieder zu verlieren, verwandelte sich der Riese Fafner in einen Drachen und hockt sich auf den Schatz, siehe -> ♫ Inhalt / Handlung: Rheingold Mime hofft, mit dem Schwert Nothung Alberich zu besiegen, und wer weiß, wozu Siegfried ihm dabei von Nutzen sein kann.
Erster Aufzug – Mime als überforderter Erzieher; Wotans Ratespiel; Siegfried schmiedet Nothung neu
Bisher hat es Mime trotz seines Könnens als Schmied nicht geschafft, das Schwert Nothung zu reparieren. Sobald Siegfried es in die Finger bekommt, bricht es entzwei. Siegfried hat vor nichts Respekt. Er steckt mitten in der Vollpubertät und ärgert Mime, wo es nur geht. Seit Siegfried die Geschichte seiner Eltern aus Mime herausgequetscht hat, tickt die Zeituhr. Beide können sich gegenseitig nicht leiden und warten darauf, den anderen für immer los zu werden.
Während Mime seine Sisyphusarbeit des Schwertschmiedens fortsetzt, bekommt er Besuch von Wotan in Gestalt des Wanderers, der ihm ein Ratespiel aufzwingt, das Mime prompt verliert. Er weiß nämlich nicht, wer das Schwert Nothung zusammenschweißen wird. Dabei ist es so einfach: Nur wer keine Angst hat, schmiedet Nothung neu, und durch ebendiesen „Furchtlosen“ wird Mime seinen Kopf verlieren. Mimes Verdacht fällt sofort auf Siegfried, dem er umgehend das Fürchten beibringen muss. Vorher soll Siegfried sein Schwert gefälligst selbst schmieden, mit dem er mit dem Drachen Fafner kämpfen soll. Dabei wird ihm die Angst von allein kommen. Siegfried packt tatsächlich die Schwertstücke zusammen in einen Tiegel, schmilzt sie und schmiedet ein neues Schwert daraus, während Mime einen Gifttrank braut. Dauer des ersten Aufzugs: 1 Stunde 20 Minuten
Zweiter Aufzug – Siegfried ersticht Fafner; Siegfried versteht die Vogelsprache; Siegfried nimmt Helm und Ring
Alberich lauert vor Fafners Höhle auf eine Gelegenheit, um irgendwie wieder an Ring und Tarnkappe zu kommen. Wotan der Wanderer kündigt ihm Siegfrieds und Mimes Kommen an. Beide verstecken sich in der Hoffnung, durch die Fehler der anderen zu profitieren. Mime führt Siegfried zur „Neidhöhle“ und verzieht sich vorsichtshalber, während Siegfried sich auf sein „Fürchten“ freut, das er bisher noch nicht kannte. Aus lauter Langeweile bastelt er sich ein Horn, auf dem er nach einigen vergeblichen Ansätzen den berühmten Siegfriedruf bläst – dem Vorzeigesolo aller Hornisten. Damit lockt er Fafner aus der Höhle, den er nach kurzem Kampf mit seinem neu geschmiedeten Schwert niedersticht. Durch ein Bad im Drachenblut kann Siegfried plötzlich die Sprache des Waldvögelchens verstehen. Es rät ihm, Tarnhelm und Ring an sich zu nehmen – sehr zum Verdruss der Lauernden. Außer der Vogelsprache versteht Siegfried Mimes Gedanken, die etwas ganz anderes sagen als sein Mund. So versucht Mime, ihm mit strahlendem Lächeln sein Giftgebräu anzudrehen, während er von „Kopf abschlagen“ singt. Siegfried quittiert es mit einem Hieb seines Schwertes Nothung. Wieder allein, sehnt er sich nach einem Ansprechpartner. Auch hier weiß das Waldvögelchen Rat. Es zeigt ihm den Weg zum Walkürenfelsen, auf dem eine Person liegt, die dem gehören soll, der sie aufweckt. Dauer des zweiten Aufzugs: 1 Stunde 15 Minuten
Dritter Aufzug – Erda warnt Wotan; Wotan verliert seinen Speer; Siegfried erobert Brünnhilde
Blick auf die Patchworkfamilie: Wotan und Urmutter Erda sind die Eltern von Brünnhilde. Siegfried ist der Sohn von Wotans Kindern Siegmund und Sieglinde – also Wotans Enkel. Somit ist Brünnhilde die Tante von Siegfried. Wotan meint bar jeder Logik, mit diesem neuen Geschlecht, das die beiden gründen sollen, den Fluch des Ringes zu brechen und den Untergang der Götter zu stoppen. Erda sieht die Götterdämmerung voraus und ist gegen die Verbindung.
Wotan hat auch bei Siegfried kein Glück, denn der weiß nichts von seinem Großvater. Siegfried diskutiert nicht lange, sondern schlägt sich mit seinem unbesiegbaren Schwert Wotans heiligen Speer kaputt. Damit ist der Weg frei zum Walkürenfelsen.
Hier zeigt sich, dass Siegfried noch einiges in der Schule des Lebens nachzuholen hat. Was Mime, Drache & Co nicht geschafft haben, befällt Siegfried beim Anblick der im Feuerreif schlafenden Brünnhilde. Eine Frau hat er vorher noch nie gesehen und kann sie auch nicht einordnen. Er stellt nach einigen Mutmaßungen und Fehlinterpretationen fest, dass dort wohl kein Pferd liegt. Diese Feststellung führt beim Publikum, je nach Erscheinungsbild der Brünnhilde, zum Schmunzeln bis hin zu Lachkrämpfen. Doch die Natur siegt, sowohl bei dem jungfräu/männlichen Siegfried als auch bei der ausgeschlafenen Brünnhilde. Dauer des dritten Aufzugs: 1 Stunde 20 Minuten
Bei Aufführungen in Bayreuth ist zwischen den Akten eine Pause von 1 Stunde.
♫ Oper „Siegfried“ Longborough Festival Opera – Die ganze Opernaufführung widmet sich der Natur
Perfekt inszeniert in der echten, urwüchsigen Umgebung. Der renommierte Wagner-Dirigent Anthony Negus dirigiert eine Besetzung mit den führenden Wagner-Sänger:innen Großbritanniens.
Longborough Festival Opera – Informationen und Einblicke von Dirigent Anthony Negus
„Die Walküre, die zweite Oper in Richard Wagners Ring, endet auf einem Berg, wo Wotan, der Herrscher der Götter, seine schlafende Tochter Brünnhilde mit einem schützenden Feuerring und den Worten umgibt: „Wer meines Speeres/ Spitze fürchtet,/ durchschreite das Feuer nie‟.
„In dieser Oper‟, sagt Dirigent Anthony Negus, „gibt es immer Vorgriffe und Rückblicke – im Prinzip in der ganzen Partitur von Siegfried. Das Vorspiel beginnt mit einem sehr tiefen Paukenwirbel, der wie ein Rückgriff auf die Welt des Rheingolds wirkt‟. Diejenigen, die das Rheingold, die erste Oper in Wagners vierteiliger mythologischer Saga, kennen, werden sich an den grollenden Beginn erinnern: ein tiefes Es in den Kontrabässen, das sich anfühlt, als käme es aus der Mitte der Erde. Und die Rheingold-Bezüge hören damit noch nicht auf.
„Dann hören wir ein seltsames Motiv – eine Art schilfiges Stöhnen – in den Fagotten, das wir bereits in Szene 3 im Rheingold gehört haben. Das ganze Vorspiel wirkt wie eine Rekapitulation der Rheingold-Nibelungenmusik‟, erklärt Anthony und bezieht sich dabei auf die Alben, deren Handlungen die Ereignisse der gesamten Sage auslösen.
In seinem ursprünglichen Kontext kündigt das erdige, stimmungsvolle Fagottthema die Beschreibung der schrecklichen Verbrechen an, die Mimes Bruder Alberich auf der Suche nach der Macht des Rings begangen hat. Jetzt, viele Jahre später in Siegfried, denkt Mime immer noch an den Ring, und seine Gedanken kreisen um das Schwert, das er neu schmieden muss, wenn er das gestohlene Juwel an sich bringen will. „Es ist ein sehr seltsamer Anfang‟, sagt Anthony, „aber dieses Motiv des Grübelns wird in der Oper sehr wichtig und allgegenwärtig‟.
19. August 2022 um 19:00 Uhr Longborough Festival Opera
Malcolm Riversin partnership with The Mastersingers
Künstlerischer Beratung
Isabel Murphy
Orchestrierung
Alfons Abbass version provided by MDS Hire & Copyright
Überraschen Sie Opernliebhaber mit diesem idealen Opernführer als Geschenk. Der Opernführer „Aida bis Zauberflöte“ bietet eine Zusammenfassung von 55 Opern, die im Kulturmagazin 8ung.info zu finden sind. Ob großformatig mit gut lesbarer Schrift, als handliches Taschenbuch oder praktisches Ebook – dieser Wegweiser ist der perfekte Begleiter für Ihren nächsten Opernbesuch.
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La Boheme, Oper mit Musik von Giacomo Puccini. Die Oper spielt im Winter um 1830 in Paris und handelt von (Lebens)Künstlern.Ein Maler, ein Musiker, ein Philosoph und ein Dichter, der sich verliebt – was zur tränenträchtigsten Sterbeszene der Operngeschichte führt. In vier Bildern werden ihre Höhen und Tiefen, ihre Freuden und Leiden dargestellt.
1. Bild – eiskalte Mansarde mit großen Atelierfenstern
La Boheme: Der Maler Marcello und der Dichter Rodolfo frieren, denn Heizmaterial ist keines vorhanden; also machen sie mit Rodolfos Roman-Manuskript ein Feuer. Colline, der Philosoph, kommt hinzu und hilft mit, die letzten Kapitel zu verheizen. Schaunard, der Musiker und letzter im Freundesquartett, bringt etwas zu spät Holz, Wein und Köstlichkeiten zum Essen, die er von einem reichen Engländer als Lohn bekam.
Die Miete zahlt der Hausherr
Mitten in den Festschmaus platzt der HausbesitzerBenoît und fordert seine Miete. Die vier bitten ihn herein, geben ihm zu trinken und schmeicheln ihm mit seiner Ausstrahlung auf Frauen. Der Hausherr erzählt freiwillig von seinen Seitensprüngen, worauf sie ihn empört rausschmeißen. Mit der Drohung, es seiner Frau zu verraten, hinterlassen sie einen bedröbbelten Schwadroneur und sparen dabei die Miete.
Marcello, Colline und Schaunard gehen mit dem unerwarteten Geldsegen ins Lokal, während Rodolfo zurückbleibt, um noch einen Artikel zu Ende zu schreiben. Gestört wird er dabei von Mimi. Die einsame Blumenstickerin sucht Kontakt und fragt bei Rodolfo an, ob ihr jemand die Kerze wieder anzünden könne – die sie kurz vor seiner Wohnungstür ausgeblasen hat 😉 Es folgt ein Liebesgeplänkel mit bekannten Arien „Wie eiskalt ist das Händchen“…
Mimi und Rodolpho tun einiges, um beieinander zu bleiben.
Mimi lässt ihren Schlüssel fallen, Rodolfo findet ihn in der Dunkelheit nicht, weil auch er (un)absichtlich seine Kerze ausbläst. So bleibt ihnen nichts weiter übrig, als sich schnell ineinander zu verlieben und die Mansarde miteinander zu teilen.
2. Bild – Weihnachtsfeier der Freunde im Café
Später gehen sie durch die Gassen von Paris zum Feiern ins Lokal. Diese Zwischenszenen des Pariser La Boheme werden mit viel Musik, Kinderchor, Chor, Spielzeugverkäufer und Lokalkolorit ausgefüllt. Im Café wird Mimi den Freunden vorgestellt. Später erscheint die schöne Musetta mit ihrem betagten, aber steinreichen Liebhaber, dem Staatsrat Alcindoro. Marcello beachtet sie nicht, was sie anstachelt, ein Lied auf ihre Unwiderstehlichkeit zu singen. Damit singt sich Musetta wieder in Marcellos Herz. Ihren alten Liebhaber schickt Musetta los, um ihren Schuh reparieren zu lassen. Ehe er zurückkommt, machen sich Rodolfo, Mimi, Marcello, Schaunard, Colline und Musetta aus dem Staub. Dem greisen Liebhaber Alcindoro hinterlassen sie die Rechnung für ihr Gelage.
3. Bild – Mimi sucht und findet Rudolfo im Haus auf dem Lande
Mimi sucht Rodolfo, der sie am Morgen verlassen hat. Sie findet ihn bei Marcello, der für eine Wirtschaft eine Hausfassade bemalt und für diese Zeit mit Musetta in dem Haus auf dem Lande wohnt. Wieder große Chorszenen mit Landleuten, Soldaten, Zollwachen, Bäuerinnen. Hier zeigen Regisseure und Ausstatter ihr Bestes. Mimi klagt Marcel unter Hustenanfällen ihr Leid, denn Rodolfo hat sich als sehr eifersüchtig erwiesen. Jetzt, wo sie ihn gefunden hat, will sie zwar sofort wieder gehen, versteckt sich aber und belauscht heimlich die Auseinandersetzung der beiden Freunde.
Mimi erfährt den wahren Grund
Rodolfo liebt zwar Mimi immer noch, möchte sich aber von ihr trennen, damit sie sich einen reichen Mann suchen kann. Wegen Mimis Krankheit fühlt er sich schuldig, denn in seiner Mansarde ist es bitterkalt. Wie immer fehlt es an Heizmaterial.
Mimi und Rudolfo versöhnen sich; Musetta und Marcello zanken sich
Als Mimi hört, dass er sie vor lauter Sorge um ihre Gesundheit verlassen hat, kommt sie aus ihrem Versteck hervor. Zu Beginn des langen Versöhnungsduettes von Mimi und Rodolfo bemerkt Marcello, dass seine Musetta mit den anderen Männern im Haus turtelt. Während Mimi und Rodolfo auf einer Seite der Bühne von Blumen und Vögeln singen, fliegen gleichzeitig auf der anderen Seite der Bühne bei Musetta und Marcello die Fetzen. Die Zuschauer bekommen Bruchstücke davon mit: „Lilien und Rosen“ … „Kneipenschildermaler“ … „Vöglein zwitschern“ … „Schlange du“ …“dir gehör‘ ich fürs Leben“ … „Ich bin doch nicht mit dir verheiratet“ …
4. Bild – Marcello, Rodolfo, Schaunard, Colline – wie immer ohne Geld
Marcello, der Maler, und Rodolfo, der Poet, sitzen zusammen im Atelier. Ihnen geht die Arbeit nicht von der Hand, denn beide leiden an Liebeskummer. Musetta und Mimi haben sie seit Monaten nicht gesehen. Als der Musiker Schaunard und der Philosoph Colline dann auch noch mit einem einzigen Salzhering für das gemeinsame Abendessen erscheinen, albern sie herum, statt in Jammer über ihre Armut zu zerfließen. Sie äffen die feinen Damen beim Tanz nach und duellieren sich wie die feinen Herren – mit Schürhaken und Kohlenschaufel.
Mimis große Sterbeszene
In den ausgelassenen Trubel platzt Musetta. Sie kündigt Mimi an, die vor Schwäche nicht die Treppe hochkommt. Mimi hat ihren Grafen verlassen, obwohl es ihr immer schlechter ging. Als Letztes möchte sie Rodolfo wiedersehen. Es folgt eine der wohl ergreifendsten und längsten Sterbeszenen der Operngeschichte, für die Taschentücher bereit liegen sollten. Aufwühlende Musik kombiniert mit zu Herzen gehenden Bildern. Musetta versetzt ihre Ohrringe, um einen Muff für Mimis kalte Händchen zu besorgen, Marcello kauft ihr Medizin, Colline bringt seinen geliebten Mantel – dessen Taschen schon so viele Philosophenbücher beherbergten – ins Pfandleihhaus und Schaunard geht vor die Tür, damit die Liebenden allein sein können. Trotz der letzten Fürsorge der Freunde stirbt Mimi. Wenn da am Ende noch ein Auge trocken bleibt, ist mit der Inszenierung etwas schief gelaufen.
Insgesamt ist „La Boheme“ eine Oper, die sowohl musikalisch als auch emotional beeindruckt. Sie erzählt eine Geschichte von Liebe, Freundschaft und Verlust und hinterlässt beim Publikum einen bleibenden Eindruck. Das Libretto schrieben Giuseppe Giacosa und Luigi Illica, nach dem Roman (erschienen 1851) „Scènes de la vie de Bohème“ von Henri Murger. Das Schauspiel „La vie de Bohème“ von Henri Murger und Theodore Barrière wurde 1849 uraufgeführt. Die Uraufführung der Oper fand am 1. Februar 1896 in Turin (Teatro Regio) unter Arturo Toscanini statt. Die deutsche Erstaufführung am Deutschen Opernhaus in Berlin dirigierte Ignatz Waghalter. Die Oper spielt im Winter um 1830 herum in Paris. Die Spieldauer beträgt circa 1 Stunde 50 Minuten.
Überraschen Sie Opernliebhaber mit diesem idealen Opernführer als Geschenk. Der Opernführer „Aida bis Zauberflöte“ bietet eine Zusammenfassung von 55 Opern, die im Kulturmagazin 8ung.info zu finden sind. Ob großformatig mit gut lesbarer Schrift, als handliches Taschenbuch oder praktisches Ebook – dieser Wegweiser ist der perfekte Begleiter für Ihren nächsten Opernbesuch.
Die Oper La Boheme gehört zum Repertoire und steht fast in jeder Spielzeit auf dem Spielplan der meisten Opernhäuser. Manche Inszenierungen sind derart beliebt, dass sie jahrelang immer wieder gespielt werden – allerdings mit wechselnden Besetzungen.
La Boheme Oper Stuttgart – Weihnachten vor der Markthalle
Vieles ist neu und ungewohnt in der Inszenierung von „La Boheme“ in der Oper Stuttgart.
La Boheme in der Oper Stuttgart: Mimi und Rodolfo bilden ein schönes Paar.
Atalla Ayans strahlender Tenor erntet zwischendurch immer wieder Szenenbeifall. Zusammen, mit Pumeza Matshikiza als Mimi, sind beide stark in den lyrischen Szenen. Hingebungsvoll singen sie das Liebesduett, in dem sie sich gegenseitig vorstellen. André Morsch’s optimistische Stimme passt zu Schaunard, dem Musiker. Er versorgt die Freunde gut gelaunt mit Essen, Rotwein und frischem Geld, auf das die drei ausgemergelten Künstler sich sofort stürzen. Ronan Collett, der problembehaftete Marcello, lässt durch seine Stimmfärbung emotional privaten und beruflichen Frust heraus. Adam Palkas Bass bringt als ewig schlecht gelaunter Philosoph Colline mit tiefer Stimme eine Prise Pessimismus in die Gesellschaft. Musetta (Yuko Kakuta) wird durch die Regie kühl und schrill interpretiert. Hauswirt Benoît (Mark Munkittrick) düpiert durch sein Verhalten nicht nur das Künstlerquartett.
La Boheme – so ist das Künstlerleben!
Im Gegensatz zur Leichtigkeit Musik, die zu den jungen, beweglichen Sängern passt, zeigt Andrea Moses die negativen Seiten des Künstlerlebens. Sie verlegt die Oper in die Jetztzeit. Eine Hälfte der Bühne zeigt das unwohnliche Männer-Domizil mit zeitgemäßen Werkzeugen wie Laptop, Mischpult, Kameras, mit denen sie sich filmen. Die andere Hälfte ist mit übereinander gestapelten Fernsehern vollgestopft, die ständig ihre gefilmten bunten Videos senden. Marcello bearbeitet sein Bild auf der Staffelei mit dem Beil, während Rodolfo lustlos auf seinem Laptop herumhackt. Verheizt werden die Gedichte, die der Drucker ausspuckt – keine Originalmanuskripte. Nicht das Sorgenfreie verkörpern diese Künstler – eher die kreative Krise.
La Boheme: Zarte Musik – knallbuntes Bühnenbild
Begeisterung kommt bei den Lokalpatrioten auf, wenn im zweiten Akt statt im Pariser Quartier Latin das Café Momus gegenüber der Stuttgarter Markthalle platziert ist. Die Weihnachtsfeier findet stilecht auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt statt, dessen Weihnachtsbaum der Stern eines weltweit operierenden Autokonzerns mit Hauptsitz in Untertürkheim krönt. Wie aus einem Comic entsprungen wirken die Kostüme von Anna Eiermann. Passend zum Bühnenbild mit den Graffitis von Stefan Strumbel.
Mimi sucht und findet Rodolfo im Rotlichtviertel. Marcello lässt Graffiti-Elemente an der Fassade anbringen, Musetta geht anschaffen. Prostituierte werden von ihren Zuhältern vom bemalten Blech-Container zum Schaufenster gescheucht, in dem schon Musetta einen Tanz vollführt. Die „Milchmädchen“ schieben einen Abfallbehälter vom Supermarkt heran, aus dem sie Paletten mit Lebensmitteln hervorholen und verteilen.
La Boheme Oper Stuttgart: Taschentücher bleiben trocken!
Mimi wird oft gefilmt, was nervt und ablenkt. Ruhiger sind die Videos in Mimis Sterbeszene, siehe-> Mimis große Sterbeszene Auf einer riesigen Leinwand im Hintergrund bleibt der Film mitten in der Bewegung stehen. Wenn sie sich mit Rodolfo versöhnt, lächelt sie von der Rückwand. Wenn sie für immer die Augen schließt, verharrt das friedliche Bild groß auf der Leinwand, bis der Vorhang fällt. Es war die erste La-Boheme-Inszenierung, bei der meine vorsorglich bereitgelegten Taschentücher trocken blieben. Auf der Bühne war einfach zu viel Gewusel.
Musikalische Leitung: Simon Hewett, Regie: Andrea Moses, Bühne: Stefan Strumbel, Co-Bühnenbildnerin: Susanne Gschwender, Kostüme: Anna Eiermann, Licht: Reinhard Traub, Chor und Kinderchor: Christoph Heil, Dramaturgie: Thomas Wieck, Moritz Lobeck
Fotos: A.T. Schaefer
Besetzung am 4. Juni 2014: Rodolfo: Atalla Ayan, Schaunard: André Morsch, Marcello: Ronan Collett, Colline: Adam Palka, Benoît: Mark Munkittrick, Mimì: Pumeza Matshikiza, Musetta: Yuko Kakuta, Mit: Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart
La Boheme im Pfalztheater: Betonwand öffnet sich zum nachtblauen Meeresblick
Eine Neuinterpretation der Oper La Boheme von Giacomo Puccini bringt das Pfalztheater Kaiserslautern. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie viel Kreativität mit jeder neuen Inszenierung freigesetzt wird. Selbst bei diesem oft gespielten Stück variieren Bühne (Thomas Dörfler), Kostüme (Heiko Mönnich) und Inszenierung (Thomas Wünsch). Sie zaubern eine Stimmung fremdartigen Künstlerlebens. Ein Industrie-Wendeltreppe – bevorzugter Aufgang und Abgang der Sänger – führt hinunter ins Untergeschoss einer großen Halle. Hier leben die vier Freunde. Rodolfo (Pedro Velázquez Díaz) der Dichter, wirkt noch am bürgerlichsten in seinem Anzug, die Krawatte immer offen herunter hängend. Marcello (Gukhoe Song), der eifersüchtige Maler und Schaunard (Daniel Böhm), der immer gut gelaunte Musiker kommen eher als Bohemiens daher. Und der griesgrämige Philosoph Colline (Alexis Wagner) sieht in seiner schwarzen Kluft mit den Springerstiefeln aus, als gehöre er zu den Grufties, die den Platz direkt vor dem Theater bevölkern. Mimi (Adelheid Fink) kleidet sich straßenköterfarben unauffällig, während Musette (Arlette Meißner) in rotem Abendkleid und weißem Hosenanzug schillerndes Flair hineinbringt.
Betonmauern brechen auf und geben den Blick aufs Meer frei
In der Liebesszene von Rodolfo und Mimi teilt sich die Betonmauer und gibt den Blick aufs dunkelblaue Meer frei – am Horizont ein nachtblauer Himmel. Beide gehen Hand in Hand ins immer heller werdende Blaue, während sie sich klar mit ihren dunklen Silhouetten vor der beginnenden Tageshelle abgrenzen. In Mimis Sterbeszene beherrscht die Bühne ein riesiges Loch in der Wand. Die Steine liegen dazwischen auf einem Haufen, darauf thront der Mond als Riesenkugel. Im Laufe von Mimis Krankheit öffnen sich die Mauern und lassen den Blick frei auf das dunkelblaue Meer mit einem nachtblauen Horizont, der immer dunkler wird. Adelheit Fink als Mimi agiert sowohl mit Stimme als auch Darstellung stark überzeichnet. während Pedro Velázquez Díaz (Rodolfo), Arlette Meißner (Musetta), Gukhoe Song (Marcello), Daniel Böhm (Schaunard) und Alexis Wagner (Colline) sich stimmlich eher zurückhalten, darstellerisch aber gut in Form sind. Das gut aufgelegte Pfalzorchester spielt unter dem Dirigat von Till Hass.
La Bohème – Oper von Giacomo Puccini im Pfalztheater Kaiserslautern
Till Hass (Musikalische Leitung) Thomas Wünsch (Inszenierung) Thomas Dörfler (Bühne) Heiko Mönnich (Kostüme) Ulrich Nolte (Choreinstudierung)
Besetzung am 19. März 2011 Adelheid Fink (Mimi) Pedro Velázquez Díaz (Rodolfo) Arlette Meißner (Musetta) Gukhoe Song (Marcello) Daniel Böhm (Schaunard) Alexis Wagner (Colline) Shin Nishino (Parpignol) Frank Gersthofer (Benoît/Alcindor) Hubertus Bohrer (Sergeant)
La Boheme mit grossen Opernstars im Kino
La Bohème von Giacomo Puccini – Film von Robert Dornhelm mit Anna Netrebko und Rolando Villazón
Wer sich wegen Anna Netrebko und Rolando Villazón den Film anschaut, kommt voll auf seine Kosten. Anna Netrebko verleiht Mimi durch ihren melodischen Sopran eine gewisse Zartheit, obwohl es mit ihrem Äusseren kollidiert. Sie sieht mit ihrer toupierten Frisur (Maske: Hannelore Uhrmacher, Adolf Uhrmacher), dem extratiefen Dekolletee und den rot, röter, am Rötesten geschminkten Lippen – farblich passend zum roten Samtkleid (Kostüm: Uli Fessler) – ungefähr so aus wie Liz Taylor im Kleopatra-Film. Kein Wunder, dass die Frau so friert und schliesslich an Schwindsucht stirbt! Rolando Villazon als Rodolfo brilliert sowohl als grossartiger Sänger als auch imponierender Darsteller. So, wie er die Mimi anschmachtet und sich um ihre Krankheit besorgt zeigt, fliegen ihm alle Frauenherzen zu. Sein Rodolfo verkörpert die selbstlose Liebe eines armen Poeten, der seine Mimi liebt und nur das Beste für sie möchte, selbst wenn sie ihn dafür verlassen wird.
Musik und Orchester:
Alle, die diese Oper wegen der Musik lieben, hören das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der musikalischen Leitung von Bertrand de Billy mit hervorragenden Sängern. Die musikalische Einspielung stammt aus der Aufzeichnung der konzertanten Aufführung von „La Bohème” im April 2007 in der Münchener Philharmonie am Gasteig. Deshalb werden einige Darsteller im Film durch Sänger dieser Aufzeichnung ersetzt.
Typen:
Durch den Film wirbelt der lebenslustige Musiker Schaunard (Adrian Eröd), der von heute auf morgen lebt und immer Glück zu haben glaubt (Gesang: Stéphane Degout). Der bullige und griesgrämige Colline (Vitalij Kowaljow) verkörpert mit seiner Figur und seinem Bass den schwerfälligen Philosophen. Als er nach Schaunards unverhofftem Geldsegen sogar zum Friseur gehen kann, entlockt er seinem zivilisierten Spiegelbild so etwas wie ein zaghaftes Lächeln. Leider lässt seine Wirkung trotz der Frisur bei Frauen zu wünschen übrig. Sie laufen vor seinen Plattheiten davon. Stürmisch zeigen sich Marcel (George von Bergen), der eifersüchtige Maler (Gesang: Boaz Daniel) – der seine Musetta liebt, aber es auf keinen Fall zeigen will – und die verführerische Musetta (Nicole Cabell) mit ihrem starken Sopran und der erotischen Ausstrahlung. Wenn Marcel im Café so tut, als sähe er sie nicht, bringt er Musetta zum Rasen. Erheiternd die Szenen, wie er sich abwendet und schmollt. Auf sein theatralisches: „Bindet mich fest!“ springen die Freunde auf, binden ihn mit einem Schal an den Stuhl und tanzen um ihn herum. Diese burlesken Eifersuchts- und Versöhnungsszenen von Musetta und Marcel sind mit der Musik zusammen so selbstverständlich, dass man es sich gar nicht mehr anders vorstellen kann.
Bühnenbild und Kostüme im Film „La Boheme“ – Arme Künstler im idyllischen Paris
Ein Atelier mit riesigen Dachflächenfenstern gibt den Blick frei über die Dächer von Paris – sofern die Scheiben von den Eisblumen befreit werden. In der spärlich möblierten Mansarde mit vielen an die Wände gelehnten Bildern steht als Mobiliar ein Tisch zum Schreiben der Romane, vier Stühle, an denen die Freunde ihr gemeinsames Mahl einnehmen und eine vollkommen zerschlissene Ottomane (auf der Mimi am Ende stirbt). Die Kulissen erinnern stark an Bühnenbilder (Ausstattung: Florian Reichmann).
Der Blick in den Innenhof und die Gassen mit ihren Kopfsteinpflastern bezaubert. Wie von Puccini vorgeschrieben, laufen dort geschäftig die Studenten, Näherinnen, Bürger, Hausierer, Soldaten, Spielzeugverkäufer hin und her und singen oder bewegen sich im Takt der Zwischenmusik. Gehalten sind die Kostüme genau in der 1830er Mode (Kostüm: Uli Fessler).
Ausstattung im Film „La Boheme“
Diejenigen, die romantische Opern mit einer opulenten Ausstattung lieben, erleben eine Aufführung, die sich eng an die Regieanweisungen des Originals von Henri Murger hält, mit einem leichten Disney-Touch.
Film oder Opernbühne?
Gedreht wurde nur im Studio, und zwar mit den Mitteln des Films. Für das Kinopublikum bleibt das Gefühl von Bühne, erlebt aber nicht vom Zuschauerraum aus wie im Theater, sondern mitten drin aus verschiedenen Positionen – mit vielen Nahaufnahmen, manchmal sogar von oben herab – und es schneit und schneit und schneit…
Opernneulinge
Empfehlen kann ich diesen Film auch denjenigen, die einmal in eine Oper hineinschnuppern möchten, ohne sich der Prozedur eines Opernbesuchs unterziehen zu müssen. Sie finden hier einen eleganten Einstieg und vielleicht auch Lust auf mehr. Kurze Untertitel tragen viel zum Verständnis bei, ohne vom Geschehen abzulenken. Es ist, als ob in einer fremden Sprache gesprochen wird – in diesem Falle italienisch.
Fazit:
Alles in Allem ist dieser Film ein Opernerlebnis der besonderen Art, wobei es immer auf die Klangqualität des Kinos ankommt. In dieser Hinsicht hatte ich Glück. Dafür hörte ich überdeutlich das Popcorntütengeknister und die Kommentare der „Opernkenner“.
Produktion: MR-Film, Unitel Produzenten: Kurt J. Mrkwicka, Jan Mojto Key Executive Producer: Andreas Kamm Executive Producer: Catharina Mojto Co-Executive Producer: Oliver Auspitz Produktionsleitung: Christian Wolf Regie und Drehbuch: Robert Dornhelm DOP: Walter Kindler Camera Operator: Stephan Mussil, Stefan Biebl Oberbeleuchter: Kurt Jancik Ton: Thomas Schmidt-Gentner Kostüme: Ulli Fessler Maske: Hannelore Uhrmacher, Adolf Uhrmacher Szenenbild: Florian Reichmann Schnitt: Ingrid Koller
Darsteller: Anna Netrebko, Rolando Villazón, Nicole Cabell, George von Bergen, Adrian Eröd, Vitalij Kowaljow, Tiziano Bracci, Ernst-Dieter Suttheimer, Ioan Holender, Konrad Huber, Mario Steller, Nick von der Nahmer, Bertrand de Billy
Drehzeit: Februar 2008 Drehort: Wien
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Wozzeck: Die Oper spielt an aufeinander folgenden Tagen zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Räumen – draußen wie drinnen. Häufiger Szenenwechsel in der Oper verführt Regisseure und Bühnenbildner zu fantasievollen Inszenierungen, siehe Videos.
Alban Berg komponierte die Oper in drei Akten nach dem Dramenfragment „Woyzeck“ von Georg Büchner.
Erster Akt – Wozzeck bemüht sich, Geld für seine Familie zu verdienen
Zimmer des Hauptmanns. Frühmorgens Wozzeck rasiert den Hauptmann, der ihn zum langsamen Arbeiten mahnt. Ihm geht alles zu schnell. Außerdem stört ihn, dass Wozzeck zwar Frau und Kind hat, aber nicht verheiratet ist. Wozzeck gibt dafür finanzielle Gründe an, denn als armer Mann kann er sich keine Hochzeit leisten. Das rührt den Hauptmann so sehr, dass er sich sogar zu einem Trinkgeld herablässt.
Freies Feld. Spätnachmittags. Wozzeck und sein Freund Andres arbeiten auf dem Feld. Wozzeck hört Stimmen, sieht Feuer und erleidet Todesängste. Andres erklärt es mit Wind und Tieren. Er singt lustige Lieder, schafft es aber nicht, Wozzeck zu beruhigen. Andres mag nicht zugeben, dass er ebenso viel Angst hat wie Wozzeck.
Mariens Stube. Abends.
Marie schaut auf die Soldaten, die vor ihrem Fenster vorbei marschieren. Besonders der schmucke Tambourmajor hat es ihr angetan. Das missfällt der Nachbarin. In deren Augen hat eine Frau mit einem Kind – aber ohne (Ehe)mann – keinen Anspruch darauf, von anderen Männern begehrt zu werden. Marie wendet sich ihrem Kind zu und singt ihm ein Schlaflied. Wozzeck kommt, erzählt ihr von seinen Erlebnissen im Feld und geht wieder fort, ohne das Kind angesehen zu haben. Marie hat das Gefühl, dass er Gespenster sieht und fürchtet sich vor ihm und vor der Zukunft.
Marie/Wozzeck, Act 1 Sc. 3 (Wiegenlied) mit Susanna Levonen NorrlandsOpera/SVT
Studierstube des Doktors. Sonniger Nachmittag. Der Doktor benutzt Wozzeck, um an ihm Experimente durchzuführen, die ihn die ihn in der Fachwelt unsterblich machen sollen. Er möchte in der Wissenschaft anerkannt werden. Wozzeck soll eine Zeit lang nur Bohnen essen, dann nur Schöpsenfleisch. Wozzeck wird nur deshalb so willig zum Versuchsobjekt, weil der Doktor ihn bezahlt. Für jedes Widernatürliche bekommt er eine Extraprämie. Als Wozzek dem Doktor von seine Ängsten, Stimmen und Feuer erzählt, gerät der Doktor außer sich vor Freude. Er entdeckt bei Wozzeck typische Symptome einer Geisteskrankheit.
Straße vor Mariens Tür. Abenddämmerung. Marie bekommt Besuch vom Tambourmajor. Er ist genau das Gegenteil ihres farblosen Mannes, jung, sorglos, erotisch. Zwar wehrt sich Marie noch gegen die Annäherungsversuche des feurigen Liebhabers, dann aber sind ihre weiblichen Bedürfnisse größer als ihre Bedenken.
Zweiter Akt – Marie und der Tambourmajor
Mariens Stube. Vormittag, Sonnenschein. Marie bewundert immer wieder die glänzenden Ohrringe, die ihr der Tambourmajor geschenkt hat. Dabei schaut ihr das Kind zu, das immer wieder aufwacht. Das irritiert Marie. Sie bekämpft ihr schlechtes Gewissen, indem sie dem Kind Schauermärchen erzählt. Als Wozzeck kommt, kann sie die Ohrringe nicht schnell genug verstecken. Wozzeck bemerkt den Schmuck und schöpft Verdacht. Er verschwindet aber gleich wieder, nachdem er Marie wie gewohnt seinen Sold und die Extraprämie vom Doktor in die Hand gezählt hat. Marie bleibt mit schlechtem Gewissen zurück.
Straße in der Stadt. Tag. Der Hauptmann macht sich einen Spaß daraus, den Doktor aufzuhalten, der mal wieder zu einem Todeskandidaten gerufen wird. Der Doktor reagiert sauer. Er stellt dem Hauptmann auf Grund seines Aussehens eine Diagnose, die ihm in den nächsten vier Wochen bösartige Erkrankungen voraussagen. Jetzt vergeht dem Hauptmann der Spaß. Als Wozzeck kommt, haben beide ein anderes Opfer. Sie spielen auf Maries Untreue an. Langsam begreift Wozzeck den Zusammenhang mit den Ohrringen.
Straße vor Mariens Wohnungstür. Trüber Tag. Wozzeck fragt Marie über den Tambourmajor aus. Marie antwortet nicht direkt, sondern verallgemeinert. Als Wozzeck mit erhobener Hand auf sie zugeht, sieht sie ihn mutig an: „Lieber ein Messer in den Leib, als eine Hand auf mich.“ Wozzek ist perplex – Marie nutzt diesen Überraschungseffekt zum Abgang.
Wirtshausgarten. Spätabends. Auf einem Fest tanzen Marie und der Tambourmajor, während Wozzeck abseits sitzt, die beiden anstarrt und sich betrinkt. Ebenfalls betrunken sind die Zecher um ihn herum, die immer tiefgründigere Gespräche führen wollen. Wozzeck sieht wieder Gespenster. Aus diesem Tief kann ihn auch sein Freund Andres nicht herauf holen. Lediglich der Narr versteht sich mit Wozzeck, dem er ein blutiges Ende voraussagt.
Wachstube in der Kaserne. Nachts. Wozzeck liegt mit anderen Soldaten in der Kaserne im Schlafsaal. Immer wieder sieht er die vergangenen Bilder vor sich und dazwischen ein Messer und Blut. Der Tambourmajor kommt betrunken herein und prahlt damit, dass er mit einer Frau zusammen war für die „Zucht von Tambourmajors“. Er reizt Wozzek, bis der sich mit ihm prügelt. Nachdem er Wozzeck besiegt hat, geht er mit stolz erhobener Brust aus dem Schlafsaal. Wozzeck starrt vor sich hin.
Dritter Akt – Wozzecks Mord an Marie und die Folgen
Mariens Stube. Es ist Nacht. Marie sitzt mit ihrem Kind in der Stube. Sie liest in der Bibel und schlägt die Stellen auf, in denen Jesus den Frauen vergibt. Ihr Kind weist sie abwechselnd ab und zieht es wieder zu sich heran. Sie leidet unter ihrem „Fehltritt“. Auch dass Wozzek sich tagelang nicht mehr blicken ließ, macht sie nervös.
Waldweg am Teich. Es dunkelt. Wozzeck führt Marie zu einer Aussprache an den Teich. Marie wird es unheimlich, sie will nach Hause. Wozzeck holt ein Messer heraus und ersticht Marie.
Eine Schenke. Nacht. Wozzeck findet im Wirtshaus einen Platz, an dem er sich volllaufen lässt. In diesem Zustand bändelt er mit Margret an, die aber sofort erkennt, dass Blut an seinen Händen und Armen haftet. Alle anderen sehen es auch – Wozzeck flieht.
Waldweg am Teich. Mondnacht.
Wozzeck kehrt zum Teich zurück, sucht und findet das Messer, mit dem er Marie erstochen hat. Er versucht, sich zu waschen, geht immer weiter in den Teich hinein, denn er sieht sich im Blut schwimmen. Der Doktor und der Hauptmann kommen vorbei und hören ein Rufen und Stöhnen. Der Doktor stellt lediglich lakonisch fest, dass anscheinend gerade ein Mensch stirbt. Da es sie nichts angeht, setzen sie ihren Spaziergang fort.
Vor Mariens Haustür. Heller Morgen. Sonnenschein. Der Sohn von Wozzeck und Marie spielt mit Kindern auf der Straße. Andere Kinder kommen hinzu und erzählen ihm, dass seine Mutter tot am Teich liegt. Die neugierigen Kinder rennen fort, um sich die Leiche anzuschauen. Wozzecks Sohn bleibt allein zurück.
Das Libretto entstand nach dem Dramenfragment „Woyzeck“ von Georg Büchner. Ein historischer Stoff, denn die Handlung spielt in einer Garnisonsstadt um 1820, also hundert Jahre, bevor Alban Berg die Oper komponierte. Die Uraufführung fand am 14. Dezember 1925 in Berlin unter Erich Kleiber statt.
Personen und ihre Stimmen: Wozzeck, Bariton Marie, Sopran Mariens Knabe, Knabensopran Hauptmann, Tenor Doktor, Bass Tambourmajor, Tenor Andres, Tenor Margret, Alt 1. Handwerksbursche, Bass 2. Handwerksbursche, Bariton Narr, Tenor Ein Soldat, Bariton Soldaten, Burschen, Mägde, Dirnen, Kinder
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♫ Oper Stuttgart: „Wozzek“ von Alban Berg – Drama im Schützenhaus
Beeindruckend sind in dieser Opernaufführung die Hauptdarsteller, die nicht nur hervorragend singen, sondern auch als Schauspieler brillieren. Sie verleihen ihren Rollen die Charaktere, siehe -> ♫ Inhalt / Handlung: Wozzeck – Oper mit Musik von Alban Berg
Wozzek
Allen voran Claudio Otelli als Wozzek, der Putzlumpen für alle und jeden. Er bemüht sich, Marie und seinem Sohn ein treusorgender Mann und Vater zu sein. Um an Geld zu kommen, mit dem er seine Familie versorgen kann, nimmt er einiges auf sich. Er lässt sich vom Hauptmann hin und her jagen und verspotten. Er lässt fragwürdige Experimente vom Doktor durchführen, obwohl er selbst merkt, dass er seiner Gesundheit schadet. Er legt sich mit dem Tambourmajor an und unterliegt. Er ersticht Marie in seinem Wahn, dreht durch, tanzt mit dem Narr. Er steigert sich immer mehr in den Wahnsinn hinein, bis er sich schließlich ertränkt – in der Regentonne neben dem Müllcontainer, in dem er Marie entsorgt hat.
Marie
Frances Pappas agiert als die ideale Besetzung für seine Fast-Ehefrau Marie. Nicht nur von ihrer Stimme her, sondern auch von ihrem Alter erweist sie sich als glaubwürdig. Sie wandelt sich von der liebenden Mutter zur reuevollen Ehebrecherin. Sie leidet, wenn Wozzek kommt, wirres Zeug redet und nicht einmal seinen Sohn beachtet. Deshalb fühlt sie sich geschmeichelt, dass ausgerechnet der von Frauen umschwärmte Tambourmajor sie auswählt. Zwar stößt sie die grobschlächtige Art seiner Werbung ab, aber sie fühlt sich jung, attraktiv, sexuellen Reizen aufgeschlossen und möchte geliebt werden. Ihren „Fehltritt“ bereut sie, ist fahrig und nervös ihrem Sohn gegenüber, aber ihre Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung ihrer weiblichen Reize ist stärker als die Solidarität gegenüber Wozzek, dem Verlierer. Der Zwiespalt, in dem sie sich befindet, existiert greifbar für die Zuschauer.
Hauptmann
Gerhard Siegel als Hauptmann ist kein Phlegma, im Gegenteil – er ist ein Choleriker. Wie ein Rumpelstilzchen springt er herum, regt sich auf, dass alles so schnell geht. Er verkörpert den perfekten Hypochonder, wenn der Doktor ihm aufzählt, was ihm alles in den nächsten vier Wochen an Krankheiten widerfahren wird.
Narr als Todesengel
Beeindruckend wie immer der Sänger-Darsteller Heinz Görig – der Narr als Todesengel. Als Transvestit mit langem, schwarzen Kleid und schwarzer Schleppe treibt er sich in Wozzeks Nähe herum. Er beobachtet ihn genau, steckt ihm das Messer zu, mit dem Wozzek Marie ermordet. Wozzeks vom Wahnsinn gezeichneter Auftritt nach dem Mord an Marie begleitet der Narr als Spiegelbild. Später legt er auf der menschenleeren Bühne einen Freudentanz hin, ganz in sich versunken.
Der Doktor
Der stimmgewaltige Roland Bracht besticht als größenwahnsinniger Doktor, der seine Experimente durchzieht, um einmal berühmt zu werden. Seine Versuchsreihen führt er wissenschaftlich durch als Gott in Weiß, dokumentiert alles und bezahlt Wozzek, um später gut dazustehen.
Tambourmajor
Daniel Brenna als Tambourmajor gehört mit einer immensen Bierwampe zu den Kerlen, die in gewissen Kreisen als „gestandene Mannsbilder“ gut ankommen. Er verkörpert den brutalen Frauenheld, der jedes ihm über den Weg laufende weibliche Wesen demütiget. Sein Triumph Wozzek gegenüber gehört zu seinen gepflegten Männlichkeitsritualen.
Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme
Wozzek ist vom Inhalt her ein derbes Stück – von Andrea Moses derb inszeniert. Es spielt nicht in einer Kaserne vor 200 Jahren, sondern in einem Schützenhaus der Jetztzeit, in dem schießbegeisterte Männer ihren Heldenmut pflegen. Die Kette, die dem Hauptmann über die stolz geschwellte Brust hängt, betont seine wichtige Funktion. Wahrscheinlich war er einmal Schützenkönig. Wozzek versklavt sich als Hausmeister, vom Gewehr putzen bis zum Spind säubern. Marie jobbt hinter dem Ausschank.
Als Drehbühne funktioniert das Bühnenbild von Christian Wiehle – Schützenhaus innen mit Schießstand; Einbauküche mit Ausschank; außen ein steriler Klinkerbau mit Kunststofffenstern und Baumarkt-Haustür. Hinter dem Haus ein Müllcontainer, in dem Wozzek Marie hineinschmeißt – die Beine schauen oben heraus. Er selbst ertränkt sich blubbernd in der Regentonne daneben – ordentlich, keinen Dreck hinterlassend.
Musikalische Leitung: Michael Schønwandt Regie: Andrea Moses Bühne und Kostüme: Christian Wiehle Licht: Reinhard Traub Chor: Johannes Knecht Dramaturgie: Thomas Wieck
Fotos A.T. Schaefer
Besetzung am 17.05.2012 Wozzeck: Claudio Otelli Tambourmajor: Daniel Brenna Andres: Gergely Németi Hauptmann: Gerhard Siegel Doktor: Roland Bracht 1. Handwerksbursche: Mark Munkittrick 2. Handwerksbursche: Kai Preußker Narr: Heinz Göhrig Marie: Frances Pappas Margret: Tina Hörhold Maries Knabe: Jan-Christof Tomerl Mit: Kinderchor der Oper Stuttgart, Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart
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Katja Kabanova wird von Ehemann und Geliebtem allein gelassenen. Sie geht lieber in die Wolga, als ihrer Schwiegermutter zu gehorchen. Inhalt der Oper; Inszenierung an der Stuttgarter Staatsoper.
Erster Akt – Katja verliebt sich in Boris; ihr Mann verreist und lässt sie mit der Schwiegermutter allein.
Nur kurz kann der Lehrer Kudrjáš die Ruhe am Ufer der Wolga genießen, bevor er den tyrannischen Kaufmann Dikoj erleben darf, der seinen Neffen Boris vor sich hertreibt und genervt verschwindet. Die beiden exerzieren eine Art Überlebenstraining, das mit Boris‚ Volljährigkeit endet – oder auch nicht!
Verhält sich Boris gegenüber seinem Onkel Dikoj gehorsam, erhält er das Erbe seiner Großmutter. Verweigert er den Gehorsam, erbt sein Onkel Dikoj. Kaum tritt Ruhe ein, nahen die Kaufmannswitwe Kabaniča, mit ihrem Sohn Tichon und dessen Frau Katja, in die Boris heimlich verliebt ist.
Tichon liebt ebenfalls seine Frau Katja.
Das ist wiederum der bisherigen Alleinherrscherin Kabaniča ein Dorn im Auge, denn sie fühlt sich zur Zweitfrau degradiert. Zum Abkühlen befiehlt sie Tichon eine zweiwöchige Reise auf den Markt und bekrittelt alles an Katja, was ihr gerade so einfällt – und das ist eine ganze Menge. Katja vertraut daheim Warwara ihr ungutes Bauchgefühl an, sich die Liebe zu einem anderen Mann einzubilden.
Katjas Mann verreist und lässt sie mit der Schwiegermutter allein.
Als sich Tichon von ihr verabschiedet, bedrängt sie ihn, ihr ein Versprechen abzunehmen. Sie, Katja, soll ihm, Tichon, schwören, dass sie, Katja, in seiner Abwesenheit keinen anderen Mann anschaut. Statt dessen plappert das Muttersöhnchen brav alles nach, was die Kabaniča ihm vorsagt, was zusammengefasst als „der Schwiegermutter bedingungslos gehorchen“ abgekürzt werden kann. Von „keinen anderen Mann anschauen“ hat er nichts gesagt – was für den Ausgang der Oper von Bedeutung sein soll.
Zweiter Akt – Warwara und Katja treffen sich heimlich mit ihren Geliebten
Warwara kümmert sich nicht um die Meinung und Verbote ihrer Pflegemutter Kabaniča, streicht ihr Honig um den Bart und macht, was sie will. Sie will Spaß haben und findet Mittel und Wege. Ganz einfach umgeht sie die geschlossene Gartentür des Landsitzes, das von der Kabaniča immer verriegelt gehalten wird. Sie besitzt einen Nachschlüssel. Mit dem Lehrer Kudrjáš trifft sie sich, während die Mägde Glaša und Fekluša Schmiere stehen. Erst ziert sich Katja, dann macht sie es mit Boris genau so.
Dritter Akt – Katja Kabanowas Ehebruch und Tod in der Wolga
Auch Katjas Ehemann Tichon kehrt einmal von seiner Reise zurück; das normale Leben geht weiter. Während eines heftigen Gewitters treffen sie sich in einem Unterstand: Kudrjáš, sein Freund Kuligin, Dikoj, Kabaniča, Tichon, Katja, Boris und andere (Chor). Auf taube Ohren stößt Kuligin, der das Gewitter mit Elektrizität erklären will. Ein Gewitter wird hier als Strafe Gottes angesehen. Genau so sieht es Katja, die ob der Heftigkeit von Donner und Blitz ihr Techtelmechtel mit Boris eingesteht. Auf Ehebruch – wohlgemerkt, wenn es sich um die Frau handelt – steht die Todesstrafe.
Katjas Tod in der Wolga
Bevor sie gelyncht wird, flieht sie lieber nach draußen Richtung Wolga. Hier findet sie Boris. Er möchte sich jedoch nur, mit Krokodilstränen im Auge und einer sehnsuchtsvollen Arie auf den Lippen, von ihr verabschieden. Nach Katjas Ehebruch-Geständnis hat ihn sein Onkel Dikoj ins äußerste Sibirien verbannt. Boris entscheidet sich klar für Geld statt für Liebe und bringt damit zwei Menschen den Tod. Katja kann diese Entscheidung emotional nicht verkraften und geht in die Wolga. Tichon bricht über der gefundenen Leiche zusammen – gibt aber vorher die Schuld dafür an seine Mutter Kabaniča weiter. So hat er ihr wenigstens einmal in seinem Leben widersprochen.
Von 1919 bis 1921 arbeitete Janáček an der Komposition. Die Uraufführung fand am 23. November 1921 imNationaltheater Brünn statt, die deutsche Erstaufführung am 8. Dezember 1922 im Opernhaus Köln. Schon damals galt der Opernstoff als sozialkritisch. Sie spielt in einem Dorf an der Wolga in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Max Brod übersetzte den Operntext ins Deutsche. Häufig wird in Tschechisch gesungen, mit deutschen Übertiteln, denn die Sprachmelodie ist darauf ausgerichtet.
Personen Sawjol Prokofjewitsch Dikoj, ein Kaufmann (Bass) Boris Grigorjewitsch, sein Neffe (Tenor) Marfa Ignatjewna Kabanová (die „Kabaniča“), eine reiche Kaufmannswitwe (Alt) Tichon lwanytsch Kabanow, ihr Sohn (Tenor) Katja, seine Frau (Sopran) Váňa Kudrjáš, Lehrer, Chemiker, Mechaniker (Tenor) Warwara, Pflegetochter der Kabaniča (Mezzosopran) Kuligin, Freund des Kudrjáš (Bariton) Glaša, Fekluša, Dienerinnen bei der Kabaniča (Mezzosopran) Eine Frau aus dem Volk (Alt) Bürger (Chor)
Katja Kabanova mit Musik von Leoš Janáček in der Stuttgarter Staatsoper
Durch die ganze Oper ziehen sich rhythmische Sprachmelodien, häufig als Sprechgesang, der sich aus dem Tschechischen ergibt. Die Melodien bewegen sich oft auf einer Tonhöhe – so wie es gesprochen wird. Janáček entfernt sich hier von dem gewohnten Gesang klassischer Arien. Die kleinste seelische Regung spiegelt sich sofort in der (Orchester)Musik wieder. Selbst wenn noch nichts zu sehen ist, bereitet Janáček durch die Klangfarben das Kommende vor.
Spitzenleistung in allen Partien
Hervorragend setzt es das Orchester der Stuttgarter Staatsoper unter der Leitung von Michael Schønwandt um.
Die ausführlichen deutschen Übertitel sind einerseits wunderbar, da sie viel zum Verständnis beitragen. Andererseits sind die Augen ständig abgelenkt vom Bühnengeschehen.
Hervorragende Sänger und Sängerinnen, gleichzeitig überzeugende Darstellerinnen
In dieser Inszenierung von Jossi Wieler und Sergio Morabito dreht sich alles um Unterdrückung und Erlösung. Dikoj (Johann Tilli mit kräftigem Bass) und Kabanicha (Leandra Overmann macht ihr Manko „Reibeisen-Stimme“ mit ihrer Darstellungskraft wieder wett) tyrannisieren ihre Umgebung, sehnen sich aber nach Zuneigung. Boris und Katja müssen besonders unter ihnen leiden und wagen nicht, sich ihre Liebe einzugestehen – angenehme Stimmen, besonders (Katja) Mary Mills und (Boris) Pavel Černoch, der wunderschön weiche, lyrische Tenor. Tichon (Torsten Hofmann) versucht es sowohl seiner Mutter Kabanicha als auch seiner Frau Katja recht zu machen, scheitert aber daran. Kudrjasch (Matthias Klink) und Warwara (Tina Hörhold) finden heimlich ihren eigenen Weg. Beide überzeugen durch Stimme und Darstellung. Heinz Göhrig als Kuligin und Motti Kastón als ein Passant zeigen auch in kleinen Partien ihr großes Können. GlaschaDiana Haller und FekluschaPinelopi Argyropoulou punkten mit Stimme, huschen als Mägde über die Bühne und trampeln lautstark, um Katja und Warwara zur Heimkehr zu bewegen. Beide sind Mitglieder des neu gegründeten Opernstudios, das junge Sänger fördert.
Drastische Szenen – warum eigentlich?
Reduziert wird diese Sehnsucht nach privatem Glück und Herzenswärme auf eine Reihe von Kopulationsszenen, die sich durch die ganze Oper ziehen. Erst wälzen sich Tichon und Katja auf dem Boden, dann lässt die Kabanová den betrunkenen Dikoj unter ihren Rock kriechen. Auf einer Gerüst treiben es Warwara und Kudrjáš, während sich Katja und Boris ihre Liebe eingestehen, die schließlich auch breitbeinig endet. Kurz bevor Katja ins Wasser geht, wird sie noch schnell vergewaltigt.
Derart drastische Darstellungen waren bisher bei Wieler/Morabito in der Form nicht üblich. Nun ja – wer’s mag. Wie hätten – in einer Atmosphäre von Unterdrückung, Gewalt, Eifersucht – bange, liebevolle oder aufkeimende Gesten der Zärtlichkeit gewirkt.
Ausstattung Katja Kabanova – Bühne und Kostüme: Quer über die Bühne verläuft der Zaun
Die Bühne gestaltet Bert Neumann, die Kostüme Nina von Mechow Ein langer Zaun, mittendrin ein Tor, verläuft quer über die Bühne. Kudrjasch (Matthias Klink) springt darüber hinweg. Boris (Pavel Černoch) wird von seinem Onkel Dikoj (Johann Tilli) nach außen geprügelt. Warwara (Tina Hörhold) besorgt sich einen Schlüssel für das Tor. Katja (Mary Mills) hat es geschafft, nach draußen zu kommen, findet aber nicht mehr zurück. Dieser Zaun trennt, sperrt ein und schützt die Holzvilla reicher Kaufleute. Das Zimmer auf der linken Bühnenseite sieht aus wie eine überdimensionale Buchstütze. Senkrecht steht in Lebensgröße das gemalte Bild einer Wohnküche, wie sie wohl in einer russischen Datscha üblich war. Die Teppiche auf dem Bild verlängern sich real auf dem Boden. Vor dem großen Bild steht eine lange, grüne Bank, auf der sich Katja und Warwara unterhalten. Hier spielt sich das häusliche Leben ab; hier wird gearbeitet; hier beklagt sich Katja bei Warwara, dass sie in dieser Umgebung verkümmert.
Katja Kobanova Kostüme – nicht ganz alt, nicht ganz neu – Stilmix in jeder Richtung
Je traditioneller sie in ihren Gedanken verhaftet sind, umso althergebrachter die Kleidung. Der Despot Dikoj (Johann Tilli ) trägt den russischen Kosakenkittel. Die Kabanová kleidet sich mit einem weiten, langen Rock, über Kopf und Schultern ein großblumiges Dreieckstuch mit Fransen. Leandra Overmann mit ihrer röhrenden Stimme, gepaart mit Mimik und Gestik, verkörpert glaubhaft das Böse an sich. Für derartige Rollen scheint sie qualifiziert zu sein. Katja versucht, sich anzupassen und steckt auch in einem typischen Stilmix. Warwara gibt sich modern in T-Shirt, Jeans und hohen Schuhen. Zum Rendezvous mit Kudrjasch trägt sie ein rotes Kleid – die Farbe von Liebe, Glut und Aktivität. Warwara hält nichts von Konventionen, ebenso wenig wie Kudrjasch, der in zeitlosem Anzug mit dunklem Hemd herumläuft, das er ab und an öffnet. Er springt sportlich über den Zaun und macht auf einem Blumenkübel davor Handstand.
Musikalische Leitung Michael Schønwandt Regie und Dramaturgie Jossi Wieler und Sergio Morabito Bühne Bert Neumann Kostüme Nina von Mechow Licht Lothar Baumgarte Chor Johannes Knecht
Besetzung am 6. Mai 2010 Dikoj Johann Tilli Boris Pavel Černoch Kabanicha Leandra Overmann Tichon Torsten Hofmann Katja Mary Mills Kudrjasch Matthias Klink Warwara Tina Hörhold Kuligin Heinz Göhrig Glascha Diana Haller Fekluscha Pinelopi Argyropoulou Ein Passant Motti Kastón
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Diese Erzählung reizte unzählige Wissenschaftler zu Interpretationen, Analysen, Charakterisierungen; sie wurde verfilmt, als Comic und Bilderbuch gezeichnet und als Theaterstück gespielt. „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.“ Franz Kafka beginnt seine Erzählung „Die Verwandlung“ mit diesem berühmten Anfangs-Satz, der 2007 den zweiten Platz im Wikipedia-Wettbewerb „Der schönste erste Satz“ gewann.
Die Verwandlung:
Gregor kann einfach nicht mehr. Als Vertreter reiste er durch die Lande, um seine Eltern und die Schwester zu ernähren. Seit der Geschäftsaufgabe seines Vaters unterhält er die Familie allein. Zum Schrecken seiner Eltern und der Schwester kann er sich nicht mehr bewegen. Am Vormittag kommt der Prokurist seiner Firma vorbei und verlangt, dass Gregor sofort seine Arbeit aufnimmt. Die Mutter versucht ihm verzweifelt zu erklären, dass Gregor sich nicht wohl fühlt. Sobald es ihm wieder besser geht, wird er die Arbeit wieder aufnehmen. Der Prokurist möchte sich selbst von Gregors Zustand überzeugen. Als er ihn derart verwandelt in der Käfergestalt sieht, ergreift er die Flucht.
Die Folgen der Verwandlung.
Die Arbeit ist Gregor los und damit die Familie ihren Ernährer. Jetzt müssen sie zusehen, wo das Geld herkommt. Sie vermieteten Zimmer ihrer Wohnung an drei Herren, die es aber eher auf die Tochter des Hauses abgesehen haben. Als diese peniblen Untermieter einmal Gregor zu Gesicht bekommen, verlassen sie das Haus. In einem unhygienischen, von Ungeziefern verseuchtem Haus können sie nicht wohnen. Plötzlich zeigt sich, dass der Vater noch Vermögenswerte aus dem Bankrott gerettet hat. Die Schmuckstücke der Damen bringen ebenfalls Geld. Die Schwester findet eine Arbeit als Verkäuferin mit Chancen für einen beruflichen Aufstieg. Die Eltern verdienen ebenfalls etwas dazu.
Gregors Geschmack wandelt sich.
Er hat keinen Appetit mehr auf Milch und Kuchen, sondern lebt von dem, was vorher weg geschmissen wurde. Seine Schwester versorgt ihn. Was er nicht isst, wandert in den Abfall. Vater, Mutter und Schwester machen ebenfalls eine Veränderung durch – vorher waren sie phlegmatisch, jetzt leben sie auf. Nach einer Übergangszeit ist die Familie nicht mehr auf Gregors Verdienst angewiesen. Je mehr sie sich emanzipieren, umso mehr vernachlässigen sie Gregor. Sein Zimmer wird nicht mehr gereinigt, er bekommt kaum noch Essen und verhungert. Als Gregor tot ist, feiert die Familie es als einen Befreiungsschlag. Sie schmieden Pläne für eine unbeschwerte Zukunft.
Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ von 1912, erschien 1916 in der Reihe Der jüngste Tag, Verlag Kurt Wolff in Leipzig.
Illustriertes Buch: „Die Verwandlung“ von Franz Kafka
Ein gebundenes Buch mit blauem Leinenrücken, auf dem Cover eine Bleistiftzeichnung von Tatjana Hauptmann – das Grau-Weiß passt zum Inhalt. Franz Kafka erzählt darin die berühmte Geschichte von Gregor Samsa, der sich in einen Käfer verwandelt.
Nicht nur Gregors Verwandlung in einen Käfer, sondern die (Ver)wandlung der Familie dokumentiert Tatjana Hauptmann mit ihren Bleistiftzeichnungen.
Sie schlüpft dabei sowohl in die Rolle der Leser, wenn sie die Schwester von hinten zeichnet, wie sie vor der Tür zu Gregors Zimmer steht; wie sie vorsichtig, leise, die Tür öffnet. Aus Gregors Sicht zeichnet sie einen Ausschnitt auf dem Fußboden. Dem gedrechselten Holzbein und den Deckel nach zu urteilen, sitzt er unter dem Kanapee. Gregors Blick fällt auf die Füße seiner Schwester, die noch nicht ganz auf den Boden reichen. Gregor hört die Gespräche bei Tisch, erfährt, dass noch mehr Geld vorhanden ist. Dass seine Arbeit also nicht (über)lebensnotwendig für die Familie ist.
Ein anderer Blickwinkel kommt von oben, wo Gregor sich auf ein Bild an der Wand zurückgezogen hat.
Mutter und Schwester schauen zu ihm hinauf. Sie beschließen, das Zimmer auszuräumen, damit Gregor mehr Platz zum Laufen bekommt. In Wahrheit wollen sie die Möbel selbst nutzen. Gregor selbst ist nicht zu sehen, dafür aber der Sessel mit der Decke, in die er sich hinein verkriecht. Von hier aus hört er alles, was seine Familie über ihn redet, ohne selbst gesehen zu werden. Gregor sieht seine Schwester von hinten, Geige spielend, vor sich das Notenpult. Beäugt wird sie von drei kritischen Herrn, die sich in der Wohnung eingenistet haben, um ein bisschen Geld in die Familienkasse zu spülen. Gregor starrt auf die Bedienerin – ihre Augen vor Angst weit aufgerissen – mit dem Kochlöffel als Waffe in der erhobenen Hand. Sie ist es auch, die ihm schließlich den Garaus macht, nachdem keiner aus der Familie bemerkt, dass Gregor sich langsam zu Tode hungert. Sie verkündet es den noch schlafenden Eltern, die im Bett hochschrecken, mit vor Angst weit aufgerissenen Augen. Die ständige Anspannung ist ihnen anzusehen.
Heiterkeit strahlt das letzte Bild aus. Familie Samsa im Treppenhaus – ausgehfertig und beschwingt. Die Damen mit Hüten und Pompadour, der Vater einmal nicht grimmig schauend. Sie genießen den Start in ein unbeschwertes Leben.
Dieses wertvolle Geschenkbuch enthält die vollständige Erzählung von Franz Kafka. Tatjana Hauptmann begleitet die Leser, macht sie aufmerksam auf Details. Sie illustriert nicht nur, sie zeigt die Gefühle, die diese Geschichte auslöst. Sie sieht die Welt aus Gregor Samsas Sicht, aber sie hat auch Mitleid mit der Familie. Ganz zum Schluss, wenn die Leserin meint, das Buch sei fertig, schaut sie, wie aus einer Ritze, das Gesicht eines Käfers an.
Dauerbrenner in Stuttgart: „Vorher/Nachher“ mit Lokstoff – Theater im öffentlichen Raum
Vollmond scheint auf den Hoppenlau-Friedhof in der Stuttgarter Innenstadt. Ein rotes Grablicht beleuchtet ein Kreuz, davor etwas Sargähnliches. Verzweifelt ruft es in die Nacht: „Herr Prokurist. Ich fühle mich schon weitaus wohler als heute morgen. Sobald es mir besser geht, werde ich das Bett verlassen und zur Arbeit erscheinen.“ Unter Stöhnen versucht eine Person immer wieder, sich aus dem Sarg zu befreien, aber es gelingt nicht. Mehr als den Kopf kann sie nicht heben.
„Vorher/Nachher“ mit Lokstoff – Theater im öffentlichen Raum. Dreiergruppe vor dem Mercedes-Benz-Museum.
Ein seltsames Gespann steht vor dem – mit einer nächtlichen Notbeleuchtung als Gerippe zu erkennenden – Mercedes-Benz-Museum. Sechs schwarz-weiß gestreifte Hosenbeine schauen unter einem überbreiten Oberteil heraus. Wie ein Käfer trappeln die Beine mal in die eine, mal in die andere Richtung. In dem breiten Jackett stecken rechts ein Arm, links ein Arm und dazwischen drei Männerköpfe mit steifen Zylindern. Im Zickzack trippelt die Zwangs-Genossenschaft den leicht ansteigenden Weg zum Museum hoch – kleiner und kleiner werdend.
Ein voll besetzter, doppelter Gelenkbus kommt von seiner Fahrtroute ab, durchquert ein Gittertor und fährt am vorbei winkenden Pförtner in ein umzäuntes Areal. Langsam bahnt er sich seinen Weg auf diesem großflächigen Busparkplatz, fährt zielgenau in eine überdimensionierte Waschstraße hinein. Der Busfahrer hält, stellt den Motor ab, verlässt den Bus und schließt die Tür fest zu. Geräusche von fließendem Wasser sind zu hören, dazwischen spitze, ängstliche Frauenschreie, wie die einer Ertrinkenden. Die Waschanlage setzt sich in Bewegung. Kolossale Flaschenbürsten quirlen an den Busfenstern entlang – einmal hin, einmal zurück. Unter lautem Getöse reinigt eine waagerechte Bürste die Heckscheibe. Der Motor springt an, der Bus setzt sich wie von Geisterhand in Bewegung.
„Wie würden Sie das nennen?“
„Kafkaesk!“
„Geeenau!“
„Die Verwandlung“ von Franz Kafka wird hier gespielt – und wir sind mittendrin. Hier erzählen Kathrin Hildebrand/Barbara von Münchhausen, Andrea Léonetti, Wilhelm Schneck, Sebastian Schäfer und Jürgen Kärcher in wechselnden Rollen die Geschichte des Gregor Samsa.
„Vorher/Nachher“ mit Lokstoff – Theater im öffentlichen Raum. Schauspielerin auf dem Gelände des Gaisburger Heizkraftwerkes
„Lokstoff, das Theater im öffentlichen Raum“ bietet seinem Publikum etwas ganz Besonderes. Dieses Theater verfügt über kein eigenes Haus. Wie der Name schon sagt, wird der öffentliche Raum bespielt. In diesem Falle, für „Vorher/Nachher“ – nach der „Verwandlung“ von Franz Kafka – ist es ein Linienbus, der vereinzelte Haltestellen anfährt, aber auch von der Route abkommt und in Gegenden landet, die sonst nicht geöffnet sind. Rechts und links sitzt bequem das Publikum, der Mittelgang dient als Bühne. Oder die Bühne ist draußen vor dem Bus, der im Dunkeln durch das Gelände des Gaisburger Heizkraftwerkes fährt. Unmittelbar stoppt er vor einer hell erleuchteten Lagerhalle. Auf der metallenen Außentreppe steht eine Geigerin, ganz versunken in ihr Spiel. An anderen Haltestellen, die normalerweise gut frequentiert sind, wie zum Beispiel am Ostendplatz, sind die Schauspieler gut von zufälligen Passanten zu unterscheiden. Die Kostümbildnerin Maria Martìnez Pena kleidete sie mit verschwenderischen Mustern und derart gewagten Farbkombinationen, dass eine Verwechslung kaum möglich ist.
Seit 2007 fährt und fährt und fährt dieser Bus durch Stuttgart, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Auch am 9. März 2012 war diese Vorstellung ausverkauft.
Noch mehr Theaterstücke:
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Ariadne auf Naxos – als Uraufführung ein Flop, anschließend mit Vorspiel ein Top. Darin geht es um den Sieg der Künstler über die Kulturbanausen. „Ariadne“ startet damit ihren Siegeszug, der bis zum heutigen Tage anhält.
Vorspiel – wie Künstler mit ihrer Kreativität das Unmögliche möglich machen.
Ein reicher, aber nicht sonderlich musischer Gastgeber möchte seine Gäste mit einer von ihm in Auftrag gegebenen Oper unterhalten. Danach kommt ein volkstümliches Luststück, damit die Leute was zum Lachen haben. Aufgeregt treffen die Künstler der Tragödie und der Komödie auf der Probebühne ein. Als der Musiklehrer erfährt, dass nach dem Trauerstück von der unglücklichen Ariadne die Gaukler lärmen sollen – vertreten durch Zerbinetta mit ihrem Gefolge – versucht er, es dem jungen Komponisten schonend beizubringen. Aber es kommt noch schlimmer, denn der Haushofmeister teilt ihnen mit, dass die beiden Veranstaltungen nicht nacheinander, sondern gleichzeitig auf der Bühne stattfinden sollen, damit pünktlich um neun Uhr das Feuerwerk beginnen kann. Wie sie es machen, ist ihnen überlassen.
Ernste Musik neben leichter Muse – geht doch!
Der Komponist möchte sein dramatisches Erstlingswerk nicht neben Komödianten aufführen lassen. Der Tenor spekuliert darauf, dass damit die Arie der Diva gekürzt wird. Sogleich empört sich die Primadonna, dass sie auf keinen Fall neben der Zerbinetta auf der Bühne stehen wird. Zerbinetta wittert die Chance, mit ihrer Truppe groß auftreten zu können, da sie das publikumswirksamere Programm vorweisen kann. Der Musiklehrer redet jedem Beteiligten ein, dass seine Bedingungen erfüllt werden auf Kosten der anderen. Alle begeben sich zufrieden auf die Bühne. Nur der Komponist steht am Rande und klagt dem Musiklehrer und der Welt seinen Schmerz: „Ich durfte es nicht erlauben! Du durftest mir nicht erlauben, es zu erlauben! Wer hieß dich mich zerren, mich! in diese Welt hinein? Lass mich erfrieren, verhungern, versteinen in der meinigen!“
Oper – Ariadne auf Naxos
Einsam am Strand
Als Ariadne von ihrem Geliebten Theseus verlassen wird, verzieht sie sich vor Gram in eine Höhle auf der wüsten Insel Naxos. Ihre drei treuen Nymphen Najade, Dryade und Echo bleiben in ihrer Nähe, um sie bei jeder Gelegenheit zu bedauern. Das veranlasst Ariadne immer aufs Neue, sich untröstlich in den Schmerz ihres Lebens hineinzusteigern und sehnsüchtig auf den Todesboten zu warten.
Zerbinetta & Co
In dieses eingespielte Ritual platzen Zerbinetta und ihre vier Begleiter Harlekin, Brighella, Scaramuccio und Truffaldin, um Ariadne aufzuheitern, was sich als vergebene Liebesmüh herausstellt, denn Ariadne will leiden. Nicht einmal Harlekin, der immer Glück bei den Frauen hat, schafft es. Jetzt wird es Zerbinetta doch zu bunt. Sie schickt die Männer weg und nimmt sich Ariadne vor – mit einer eindrucksvollen Koloraturarie. Sie gibt ihr zu verstehen, dass sie sich gefälligst nicht so anstellen soll. Verlassen zu werden gehört schließlich zum Frausein, denn treulos sind alle Männer. Sie lassen die Frauen auf wüsten Inseln zurück, auf denen Zerbinetta auch schon mehrmals gewohnt hat. Ihr Credo: „Ich habe nicht gelernt, die Männer zu verfluchen. Kam der neue Gott gegangen, hingegeben war ich stumm.“ Ariadne ist für derartige Tröstungen nicht empfänglich und verzieht sich in ihre Höhle. Zurück bleiben Zerbinetta und ihre vier Männer, die ihr mit Gesang und Tanz den Hof machen, bis Zerbinetta sich für einen entscheidet.
Ariadne auf Naxos – einsam und langweilig
Die Nymphen entdecken auf dem Meer einen Ankömmling, den sie gleich als Bacchus identifizieren. Er ist den Fängen der Zauberin Circe entkommen, die gut aussehende Seefahrer auf ihre Insel lockt, um sie festlich zu bewirten und sich dabei gut zu unterhalten. Sobald sie ihrer überdrüssig ist, verwandelt sie sie in Schweine. Nun ist Bacchus wieder erschöpft auf einer Insel gestrandet. Als er die schöne Ariadne erblickt, meint er Circe in einer anderen Gestalt vor sich zu haben und ergibt sich seinem Schicksal, nun doch verwandelt zu werden. Ariadne sieht in ihm den lang ersehnten Todesboten, der ihr zu diesem Zeitpunkt jedoch ungelegen kommt.
Ariadne und Bacchus enden unterm Baldachin
Nachdem die gegenseitigen Missverständnisse aufgeklärt sind, sehen sich beide in neuem Licht. Bacchus lässt sich von Ariadne gern verzaubern und verliebt sich in sie. Ebenso verliebt sich Ariadne in ihn und ist bereit, ihm überall hin zu folgen – selbst wenn es das Totenreich sein sollte. Ein Baldachin senkt sich langsam von oben über beide, während sie noch innig ihre gegenseitigen Liebesschwüre singen. Zerbinetta tritt aus der Kulisse und wiederholt leicht spöttisch ihr Rondo: „Kommt der neue Gott gegangen, hingegeben sind wir stumm!“
Richard Strauss komponierte die Oper als Auftragswerk zur Eröffnung des „Kleinen Hauses“ der neu erbauten Königlichen Oper in Stuttgart am 25. Oktober 1912. Bestellt wurde sie zur Einweihung des königlichen Musiktheaters, das der Musik liebende König Wilhelm II zum größten Teil aus seiner Privatschatulle finanzierte. Die Uraufführung findet am 25. Oktober 1912 am „Kleinen Haus“ des Hoftheaters in Stuttgart statt. Gekoppelt wird sie mit Hugo von Hofmannsthals Bearbeitung von Molières Komödie „Der Bürger als Edelmann“. Beim Publikum kommt diese Kombination nicht so gut an. Deshalb entschließen sich Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal zu einer Überarbeitung. In dieser neuen Fassung – mit Vorspiel – wird die Oper am 4. Oktober 1916 erfolgreich an der Hofoper in Wien uraufgeführt. Die Regie führt Max Reinhardt.
Vorspiel Der Haushofmeister (Sprechrolle) Der Musiklehrer (Bariton) Der Komponist (Mezzosopran) Primadonna – Ariadne (Sopran) Der Tenor – Bacchus (Tenor) Der Offizier (Tenor) Der Tanzmeister (Tenor) Der Perückenmacher (Bariton) Lakai (Bass) Personen aus der Commedia dell’arte Zerbinetta (Sopran) Harlekin (Bariton) Scaramuccio (Tenor) Truffaldin (Bass) Brighella (Tenor) Die Oper Ariadne (Sopran) Bacchus (Tenor) Najade (Sopran) Dryade (Alt) Echo (Sopran) Personen aus dem Vorspiel: Zerbinetta, Harlekin, Scaramuccio, Truffaldin, Brighella
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„Der Fliegende Holländer“ muss wegen eines Fluches als UnToter so lange über die Meere segeln, bis eine liebende Frau seinetwegen in den Tod geht.
Erster Aufzug – Daland verspricht dem Fliegenden Holländer seine Tochter Senta.
Wegen heftiger See muss der norwegische Kaufmann Daland mit dem Schiff kurz vor seinem Heimathafen in der Bucht von Sandwike Schutz suchen. Die Mannschaft begibt sich zur Ruhe. Ebenso der Steuermann, der Wache halten sollte. Von allen unbemerkt ankert ein Schiff mit schwarzem Masten und roten Segeln neben ihnen. Der Kapitän geht an Land und beklagt ausgiebig sein Schicksal. Es ist der Fliegende Holländer auf der Suche nach einer Frau, die für ihn in den Tod geht. Bisher fand er sie nicht, kein Wunder, denn welche Frau macht das schon freiwillig und bei vollem Verstand?
Der Fliegende Holländer – seine Geschichte
Da helfen auch die sagenhaften Schätze nichts, die sich im Laufe der Jahrhunderte angehäufelt haben. Außerdem kann er nur alle sieben Jahre für eine bestimmte Zeit auf Brautschau gehen. Der Holländer gehört nämlich zu den untoten Zeitenwanderern, die es einst mit dem Teufel aufnehmen wollten. Er hatte beim Satan geschworen, dass er ein Kap umsegeln wird, auch wenn es eine Ewigkeit dauern würde. Genau das macht er jetzt und ist immer noch nicht zufrieden, sondern will jetzt endlich sterben. Sterben kann er aber nur, wenn eine Frau aus reiner Liebe für ihn in den Tod geht. Er hat keine Chance, aber er nutzt sie alle sieben Jahre.
Daland verschachert seine Tochter
„Der Fliegende Holländer“ – (c) Klaipėda State Music Theatre Litauen Die Zuschauer sitzen mitten in der Paul Willy Lindenau Werft in Klaipeda – direkt an der Ostsee -> weiterlesen
Daland entdeckt das fremde Schiff und fängt mit dem Kapitän ein Gespräch an. Der Holländer wittert Frauenduft und bittet Daland ohne große Umschweife um die Hand seiner Tochter. Der treu sorgende Vater ist nach einem Blick in die Schatztruhe vollkommen überzeugt, dass dieser finstere Unbekannte genau der richtige Ehemann für seine Tochter Senta ist. Der Sturm hat sich gelegt und beide segeln in Richtung Dalands Heimathafen.
Zweiter Aufzug – Spinnstube
In der Spinnstube warten die fleißigen Mütter, Frauen, Schwestern und Bräute auf die Ankunft der Seeleute. Alle spinnen fleißig, lediglich Senta nutzt ihre Sonderstellung als Kapitänstochter und schaut nur auf das Porträt des Holländers. Von den Spinnerinnen wird sie deswegen aufgezogen. Also bittet sie Frau Mary, ihr zum wiederholten Male die Geschichte vom Holländer zu erzählen. An der entscheidenden Stelle besteht sie darauf, die Erlöserin des Holländers zu sein. Das treue Weib bis in den Tod.
Erik schwant Böses
Zu diesem Zeitpunkt kommt Erik herein, um die Ankunft von Dalands Schiff zu melden. Er liebt Senta trotz oder wegen ihres exzentrischen Spleens. Nachdem die Frauen zum Hafen gelaufen sind, um endlich ihre Männer zu sehen, redet Erik Senta noch einmal ins Gewissen. Sie soll ihren Vater dazu bewegen, einer Heirat mit ihm zuzustimmen. Außerdem hatte er einen Traum, in dem Senta und ein unheimlicher Seemann eine Rolle spielen. Für Senta ist es das Zeichen, dass ihr Lebens/Todestraum endlich in Erfüllung geht.
Senta und der Fliegende Holländer verlieben sich auf den ersten Blick
Daland und der Holländer treten ein, und schon ist es um Senta und Holländer geschehen. Daland zieht mit den Schätzen ab, die er für seine Überzeugungsarbeit zu brauchen meinte. Senta und der Holländer sind fasziniert voneinander. Beide wissen, um was es geht. Senta ist bereit zu sterben; der Holländer warnt sie trotzdem noch einmal vor diesem Opfer. Daland kommt nach dieser Aussprache der Liebenden zurück. Er bittet sie zum Wiedersehensfest, um die Verlobung bekannt zu geben.
Dritter Aufzug – Das Geisterschiff erwacht
Die Seeleute laden ihre Kollegen vom Geisterschiff zum Fest. Als diese endlich die Einladung annehmen, fliehen die normal Sterblichen entsetzt in sämtliche Richtungen.
Erik besteht auf Sentas Treueschwur
Probe zu „Der fliegende Holländer“ in einer Inszenierung von Dmitri Tcherniakov. Eric Cutler als Erik. (c) Bayreuther Festspiele. Eric Cutler spielt den Erik als einen herrischen Gewaltmenschen, der sich nicht die Butter (Senta) vom Brot nehmen lässt -> weiterlesen
Erik passt die übrig gebliebene Senta ab und macht ihr Vorwürfe. Nicht dem Holländer, sondern ihm hätte sie viel früher die Treue geschworen. Senta will sich nicht an diese Jugendsünde erinnern. Der Holländer hat das Gespräch belauscht und fühlt sich von Senta betrogen. Ohne weitere Diskussionen wendet er sich ab und sticht sofort mit seinem Geisterschiff in See.
Der Fliegende Holländer und Senta erreichen ihr Traumziel
Bayreuther Festspiele: Holländer 2013 Neu ist der Voodoo-Tod von Senta und dem Holländer. Senta sticht sich mit einem Schwert ins Herz, und im gleichen Augenblick trifft es den Holländer -> weiterlesen
Senta sieht sich um ihre Opferrolle betrogen. Sie erklimmt einen Felsen, von dem aus sie dem Holländer hinterherstürzt. Der Holländer darf endlich sterben. Sentas Schicksal dagegen ändert sich von Regisseur zu Regisseur in jeder Inszenierung.
Angeregt wurde Richard Wagner auf einer Überfahrt nach London bei stürmischer See. Die Geschichte spielt vor der norwegischen Küste um 1650. Sie geht auf die Sage um den niederländischen Kapitäns Bernard Fokke zurück, der wegen eines Fluches dazu verdammt ist, in alle Ewigkeit um die Weltmeere zu segeln.
Die Uraufführung fand am 2. Januar 1843 in Dresden im Königlich Sächsisches Hoftheater statt. Die Spieldauer beträgt „nur“ ca. 2 1/2 Stunden. Deshalb wird diese „Kurzoper“ bei den Bayreuther Festspielen immer an einem Stück ohne Pause gespielt.
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Personen Daland, ein norwegischer Seefahrer (Bass) Senta, seine Tochter (Sopran) Erik, Sentas Verehrer (Tenor) Mary, Sentas Amme (Alt) Steuermann Dalands (Tenor) Holländer (Bariton) Matrosen des Norwegers. Die Mannschaft des Fliegenden Holländers. Mädchen (Chor)
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