Kategorie: Buchtipps

Buchblog mit Lesetipps, Buchkritiken und Rezensionen.
Buchbesprechungen aus weiblicher Sicht – typisch weiblicher. Liebesromane, Frauenliteratur, spannende Bücher, Männer, Humor, Bücher mit Lokalkolorit. Gelesen und jeweils mit Worten und Fotos kritisch illustriert von drei begeisterten Bücherfreundinnen.
Gern besprechen wir Hörbücher.
Unsere Spezialität sind Bildbände, Sachbücher, Kochbücher, Gartenbücher, Bilderbücher

  • ✍ Hörbuchtipp: Babettes Fest von Tania Blixen, gelesen von Hannelore Hoger

    ✍ Hörbuchtipp: Babettes Fest von Tania Blixen, gelesen von Hannelore Hoger

    85190cc7bd4d43bfa5d2e2a935df3739Allem Weltlichen entsagen – alles, was Spaß macht, ist tabu. Diese Einstellung trifft auf pure Lebensfreude und Genuss – denn besonderen Spaß macht das, was dick macht.

    Babette und die beiden freudlosen Schwestern.

    cover.babettes.festUm die Zeit nach den Religionskriegen lebten zwei Schwestern in Norwegen, die Töchter eines Propstes, der einen strengen, protestantischen Orden gegründet hat. Seinen Mitgliedern war so gut wie alles versagt, was Freuden auf Erden versprach. Der Propst war längst tot, aber seine beiden Töchter taten Gutes in seinem Andenken. Früher hatte jede von ihnen einmal einen Verehrer, aber die Schwestern wiegelten sie ab und blieben Jungfrauen.

    Viel später schickte einer der Verehrer aus Frankreich einen Brief, sie möchten doch bitte die Überbringerin bei sich aufnehmen, denn sie werde in Frankreich wegen ihres Glaubens verfolgt. So kam Babette nach Norwegen, wo sie 14 Jahre lang den Haushalt der beiden Schwestern führte – bis zu dem Tag, an dem sie 10.000 Franc in der Lotterie gewann. Da äußerte Babette zum ersten mal seit ihrer Ankunft eine Bitte. Sie wollte anlässlich des 100. Geburtstag des Propstes ein Fest für die Gemeindemitglieder ausrichten und selbst kochen. Von jetzt an prallen Welten aufeinander. Es trudelten Kisten und Verschläge im Pfarrhaus ein. Keiner der norwegischen Glaubensbrüder und Glaubensschwestern hatte vorher je eine Schildkröte gesehen. Dass sie geschlachtet und gegessen werden sollte, kam einem Weltuntergang gleich.

    Babettes Fest veränderte die Einstellung der Menschen zueinander. Die sich vorher zankten, wurden friedlicher. Plötzlich sehen alle die schönen Seiten des Lebens. Nur an die Einzelheiten, die dazu führten, konnte sich hinterher keiner mehr erinnern. Alle Spuren sind verwischt. Als die Schwestern erfahren, dass mit dem Fest der ganze Gewinn von 10.000 Franc draufging, rufen sie entsetzt: „Jetzt bist du ja genau so arm wie vorher!“ Darauf erwidert Babette mit einem überlegenen Lächeln: „Ich habe ein Werk geschaffen, selbst wenn keine sichtbaren Spuren mehr vorhanden sind. Ich bin eine Künstlerin. Eine Künstlerin ist niemals arm.“

    Ein Klassiker in der Reihe „Starke Stimmen“ aus der Brigitte-Hörbuch-Edition.
    Tania Blixen schrieb die Erzählung in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Hannelore Hoger liest ruhig, aber mit zarten Facetten. Sie lässt den Zuhörern Zeit, die Figuren vor ihrem geistigen Auge entstehen zu lassen.

    Babettes Fest: Starke Stimmen.  BRIGITTE Hörbuch-Edition [Audio CD] | Tania Blixen (Autor) |  Hannelore Hoger (Sprecher) | Random House Audio Editionen (19. September 2011) | EUR 9,99

     

     

     

    Historischer Roman:
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    Babettes Fest: Starke Stimmen.

    BRIGITTE Hörbuch-Edition [Audio CD]
    Tania Blixen (Autor)
    Hannelore Hoger (Sprecher)
    Random House Audio Editionen (19. September 2011)
    EUR 9,99

  • ✍ Kochbuch / Kunstbuch: Die Kunst des Genießens

    ✍ Kochbuch / Kunstbuch: Die Kunst des Genießens

    Zu Tisch bei den alten0413a4ac723a4184b2d9fd900d79f40f Meistern. Gemälde aus mehreren Jahrhunderten zeigen Stillleben von Naturalien, bevor sie in die Küche wandern. Passend dazu Rezepte aus der Neuzeit – einfach, gleich zum Nachkochen.

    Schon immer reizte es Künstler, die einzelnen Früchte und Lebensmittel zu malen.

    cover "Die Kunst des Genießens"Sie werden malerisch angeordnet, bevor sie später zu einer köstlichen Mahlzeit verarbeitet werden. Sowohl von der Form als auch von der Farbe sind sie haargenau und sehr realistisch gemalt. Ein römisches Bodenmosaik zeigt genau verschiedene Fischarten. Das passende Rezept mit gefüllten Calamari kann bei der nächsten Grillparty Bewunderung hervorrufen. Es ist so einfach, dass sogar Ungeübte es nachkochen können.

    Mehr Zeit und Arbeit macht die mit Kaninchen gefüllte Wirsingroulade.

    Ein Ölbild von James Peale, um 1820 – 1830, mit Wirsing, Rotkohl, Tomaten, Kürbis und anderen Feldfrüchten dient als Illustration. Fotografisch genau ist der Wirsingkopf in voller Breite abgebildet. Das betreffende Rezept gehört zu den klassischen Großfamilien-Gerichten, vorausgesetzt, die Küche ist noch der warme Bauch und Mittelpunkt des Hauses. Sobald die Farce vorbereitet und die Wirsingblätter gefüllt sind, kommen die Rouladen nach kurzem, scharfen Anbraten zusammen mit Weißwein in die Röhre. Dort bleibt die gusseiserne Form mindestens eine Stunde, je nach Temperatur. In dieser Zeit hat sich der Duft im ganzen Heim ausgebreitet. Den Essenstermin wird wohl kein Hausgenosse vergessen.

    Frederica Tozzi beweist eindeutig, dass gute Grundstoffe viel Eigengeschmack vorweisen.

    Sämtliche Rezepte kommen mit wenigen Zutaten aus, sind aber raffiniert in der geschmacklichen Zusammenstellung wie die echte französische Zwiebelsuppe. Ein Stillleben mit Zwiebeln von Paul Cézanne dient als Bebilderung für das Rezept.
    Der Lachs sieht auf dem Bild (Nikolaes Maes, 1655) beinahe nach einem Arme-Leute-Essen aus. Eine alte Frau spricht ein Dankgebet. Sie sitzt vor einem gedeckten Tisch mit einem Lachssteak auf dem Teller, daneben ein Brot. Das dazugehörige Rezept ist alles andere als sparsam. Es ist eher für Schlemmer gedacht. Wie die leckere Mandelmilchcreme, die in der Zubereitung auch nicht wesentlich mehr Zeit beansprucht wie ein Tütenpudding. Die Milch wird genauso abgemessen, das Mehl angerührt, das Ei geschlagen. Nur schmeckt die Creme deutlich besser. Das betreffende Bild zeigt die Madonna mit dem Kind und Milchsuppe, gemalt um 1515 von Gerhard David.

    Die Künstler lebten von 1450 (Hieronymus Bosch) bis 1906 (Paul Cezanne).

    Weitere Gemälde zeigen Metzger, Fischhändler, Hühnerverkäufer, Bilder von Küchen und Vorratskammern vermögender Adligen mit ihren Raritäten, elegante Tafeln mit weißen Tüchern gedeckt. Sie zeigen auch zwei Gassenjungen, die Melonen und Trauben essen.
    Als Kochbuch bietet es einen Mehrwert, nämlich die Kulturgeschichte des Essens. Speisen, genießen und Kunst sind miteinander verbunden.

    Dhier online kaufenie Kunst des Genießens: Zu Tisch mit den Alten Meisternir?t=umdieeckedenk 21&l=am2&o=3&a=3869640634

     

     

    Genussfest:

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  • ✍ Buchtipp Roman: Tamangur von Leta Semadeni

    ✍ Buchtipp Roman: Tamangur von Leta Semadeni

    Ein schmaler Band, doch welch ein Inhalt! Tamangur ist der Ort, zu dem sich der Großvater geschlichen hat. Tamangur ist ein Mittelding zwischen Walhall und Himmel. Wenn die Großmutter dem Kind davon erzählt, schaut sie immer nach oben. Beide trauern.

    Der ganze Roman entwickelt sich aus der Sicht eines Kindes.

    cover-tamangurDas Kind wird mit »es« bezeichnet, es ist namenlos – wahrscheinlich ist es ein Mädchen. Das Kind diktiert der Großmutter Briefe an den Großvater, welche diese auf einer alten Schreibmaschine schreibt. Sie werden sorgfältig übereinander gelegt, damit die Seele des Großvaters sie lesen kann, denn die Seele ist nicht mit nach Tamangur gegangen. Man sieht sie nicht, aber sowohl die Großmutter als auch das Kind spüren Sie.
    Seit dem Tod des Großvaters liegt das Kind neben der Großmutter im Bett. Es hat sich dorthin verkrochen; an dem Abend, als der Großvater gestorben ist. Seitdem vertreiben beide Nacht für Nacht mit Träumen den Schmerz über den Tod des Großvaters. Manchmal suchen Albträume sie heim. Da träumt das Kind davon, wie der kleine, blond gelockte Bruder in den Fluten des Flusses versinkt. Genau da, wo der Fluss den Berg umarmt. Meistens sind ihre Träume ganz normal, genauso unwirklich und skurril wie nächtliche Hirngespinste eben sind.

    Tamangur ist ein Mittelding zwischen Walhall und Himmel.

    Der Großvater hatte viele lustige Ideen, die spannend für das Kind waren. »Du bringst ihr lauter Unsinn bei« schimpft die Großmutter. »Jemand muss das tun« sagte der Großvater »Du bringst ihr ja den Rest bei«.
    Wenn das Kind ihm einen Gegenstand brachte, dachte der alte Mann sich Geschichten aus, kleine Märchen. Langsam entwickelte es sich zu einem Spiel zwischen den beiden. Das Kind suchte nach seltsamen Dingen, damit der Großvater das nicht so einfach mit dem Erfinden hatte. Es brachte Großvaters Bartstoppeln, eine leere Fadenspule, eine Kette, über die der Großvater Geschichten formte. Manche Fantasien, die dem Kind gut gefielen, schrieb der Großvater auf.

    Tamangur: Auch die Großmutterkennt diesen Ort

    Die Großmutter hat viel erlebt in ihrer Jugend, denn sie ist in der Welt herumgekommen. An jedes Land hat sie bestimmte Erinnerungen. Diese Erlebnisse stahl ihr die Schneiderin mit den Krokodilsaugen. Sie hüpfen aus dem Kopf der Großmutter in den Kopf der Schneiderin hinein, die eines Tages diese Großmutter-Gedächtnisse so erzählt, als wären sie ihre eigenen.
    Manchmal bekommen sie Besuch von der Geschichten erzählenden Elsa. Sie fabuliert, dass sie sich vorkommt, als wäre ein Lift in ihr. Er hält im dritten Stock, sie möchte aussteigen. Doch bevor die Lifttüre aufgeht, meldet sich jemand und schon ist sie im fünften Stock. Der Lift fährt dauernd in ihr hoch und runter. Das nimmt ihre ganze Kraft in Anspruch. Diese Geschichten sind genauso seltsam wie Träume. Vielleicht sind es sogar Träume.

    Tamangur: Mitunter bringt Elsa ihren Freund Elvis mit.

    Er heißt nicht nur so, sondern trägt auch – wie Elvis Presley – einen weißen Anzug mit glitzernden Pailletten. Seine Hautfarbe ist schwarz, er singt gerne die Lieder von Elvis Presley mit einem Schmelz in der Stimme. Elsa und Elvis leben schon sehr lange zusammen. Mitunter verzieht er sich für eine Weile und kommt erst nach einiger Zeit zurück. In dieser Etappe ist Elsa untröstlich.
    Eigentlich ist Elsa Vegetarierin, aber sie macht bestimmte Ausnahmen. Wenn sie Lust auf gebratenes Fleisch oder Fisch hat, dann malt sie sich welche. Neben Braten und Würsten malt Elsa auch Bilder, auf denen nichts zu erkennen ist. Wenn sie sich glücklich fühlt, malt Elsa schwarze Bilder. Fühlt sie sich traurig, füllt sich ihre Leinwand gelb oder rot. Elsa ist zuständig für den Sternenstaub des Augenblicks.

    Tamangur: Wunderschön ist die bildreiche Sprache.

    Tamangur ist ein sehr ruhiger Roman, in dem nicht viel in der Realität passiert. Dieses Buch ist genau das Richtige für einen verregneten Sonntag Nachmittag. Und wenn sich am Ende die Großmutter nach Tamangur schleicht, ist es draußen schon dunkel. Im schwarzen Himmel haben sich die Sterne und der Mond eingebrannt. Wie Schmetterlinge schweben die Personen von einem Traum zum anderen.
    Diese poetische Sprache hallt lange nach.

    Gleich online bestellen: Tamangur: Roman von Leta Semadeni; Rotpunktverlag; ISBN-13: 978-3858696410

    Großvater:
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  • ✍ Sachbuchtipp: Bilderatlas der Sommer- und Herbstblumen

    ✍ Sachbuchtipp: Bilderatlas der Sommer- und Herbstblumen

    Ein Leporello mit Zeichnungen von heimischen Pflanzen, Blumen auf Äckern, im Garten, auf Schutt und Wegen. Nach Farbe geordnet unterstützen die Bilder das einfache Bestimmen.
    Durch die Wirkung der bezaubernden Illustrationen verführt der Bilderatlas zum Betrachten – ein Geschenkbuch für naturinteressierte Zeitgenossen.

    Farbige Zeichnungen

    Cover - Bildatlas der BlumenMit einem eleganten Schwung nach außen breitet sich die violette Blüte mit 5 Blütenblättern aus, dazwischen ein spitzes Blatt. Dahinter schwebt eine Knospe, deren fünf grüne Zwischenblätter sich wie Finger spreizen. Beide, sowohl Blatt- als auch Blütenstiele, wachsen einem Blattpaar aus der Mitte. Sämtliche grünen Teile sind behaart, so dass er schon beim bloßen Anblick kitzelt. Diese Blume stellt sich als Kornrade heraus, früher ein gefürchtetes Ackerunkraut, denn die Samen sind giftig.
    In sumpfigem Gelände, an Ufern oder im Wasser wächst der gewöhnliche Froschbiss. Seine dreiblättrige weiße Blüte entspringt ebenso wie die herzförmigen Blätter einem Mittelpunkt. Wie eine Taille teilt sich die Pflanze – in überirdische Stängel sowie unterirdische, besser gesagt, Unterwasserwurzeln.

    Sehr genau sind die einzelnen Pflanzenteile gezeichnet.

    Von der Aufmachung erinnern die Zeichnungen an die Schulbücher früherer Jahre. Alle Teile einer Pflanze lassen sich somit genau einordnen. Gedacht ist dieser Pflanzenführer zum Bestimmen vor Ort. Umblättern entfällt, denn die Bilder sind auf sogenannten »Tafeln« als Leporello angeordnet. Sie lassen sich wie eine Ziehharmonika ausbreiten.
    Größenangaben fehlen. Auf einer Tafel werden jeweils 4 Pflanzen vorgestellt, mit Blüten, Blättern, Stängeln. Anders als in der Natur werden die einzelnen Pflanzen auf den Bilderbögen ungefähr gleich groß abgebildet.
    So steht auf einer Tafel der Mauerpfeffer – ein Bodendecker – zusammen mit der Königskerze, die voll ausgewachsen schon Mannshöhe erreichen kann. Die kleine Herbstzeitlose in Krokushöhe wirkt auf dem Papierblatt weitaus mächtiger als der große Wiesenknopf.

    Wer außer dem Namen noch etwas mehr über die Pflanze erfahren möchte, schaut ins Begleitheft.

    Geordnet sind die einzelnen Pflanzen nach Farbe; dort werden sie unterteilt in feuchte und trockene Standorte, Wälder, Äcker, Gärten. »Giftig!« steht zum Glück bei den wirklich stark giftigen Pflanzen wie Eisenhut oder Fingerhut. Aber in der freien Natur oder in Gärten wachsen auch andere Pflanzen, die schwach giftig sind. Diese Information ist für Anfänger wichtig, besonders wenn sie mit Kindern in die freie Natur gehen. Schön wäre auch ein Hinweis wie »Alte Heilpflanze« (zum Beispiel Malve), »Würzpflanze«, »Gemüsepflanze«, »Färberpflanze«. Als Fingerzeig für Anfänger erweist sich »Geschützt« – also besser keinen Strauß pflücken.
    Die Schrift in diesem Begleitheft ist so klein, wie sie normalerweise bei Fußnoten verwendet wird. Für mich als Brillenträgerin ist diese extrem kleine Schrift einfach zu anstrengend für die Augen. Anscheinend gehen die Autoren davon aus, dass jeder, der sich für Botanik interessiert, mit der Lupe in die Natur geht. Kleine Anregung meinerseits: Mit einem Doppelblatt – also vier Seiten mehr – hätte auch die Schrift etwas größer sein können.

    Gleich online bestellen -> Bilder-Atlas der Sommer- und Herbstblumen – -: Heimische Pflanzen einfach nach Farbe erkennen

    Leporello

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  • ✍ Buchtipp: Mauersegler – Knaller im letzten Lebensabschnitt

    ✍ Buchtipp: Mauersegler – Knaller im letzten Lebensabschnitt

    Wenn fünfb38b3a2ff0b04e1cb0f89ba8e5b23851 Männer eine Senioren-WG gründen, kann es von den Tücken des Zusammenraufens bis zum allerletzten Ende turbulent zugehen.

    Sie kennen sich seit ihrer Kindheit, und das ist schon sehr lange her.

    cover.mauerseglerDamals waren sie der Schrecken der Schule, wenn nicht des ganzen Städtchens. Ihre beruflichen Wege trennten sich, aber sie fanden mindestens einmal im Jahr zusammen. Ihre Freundschaft überdauerte diverse Partnerschaften und Ehen. Jetzt gründen die fünf Freunde eine Wohngemeinschaft – vollkommen allein in einer komfortablen Villa am Chiemsee – gegenüber von Schloss Neuschwanstein. Sofern die Zahlungen pünktlich eintreffen, sind Kinder aus verschiedenen Ehen, diverse Ehefrauen und Lebensgefährtinnen ganz froh darüber.
    Die fünf Männer sind jedes für sich Originale, die mit der Zeit immer mehr Mödele entwickeln. Heinrich, der Lebensmitteltechnologe, der einst die Leberwurst ohne Leber erfunden hat, schwenkt total um. Im Supermarkt versucht er die Kunden auf den rechten Bioweg zu bringen. Wenn er randaliert, liefert ihn die Polizei in der WG ab. Wilhelm, der Jurist einer Versicherungsgesellschaft, brachte im Laufe seines Berufslebens verschiedene Versicherer um ihr Vermögen, dafür seiner Firma umso mehr. Jetzt haut er kostenlos arme Leute heraus, die von der Versicherung über den Tisch gezogen werden. Siegfried, der Intendant, der sein Leben lang in den Metropolen gern alle und jeden provozierte, führt mit Hingabe Regie im Laien-Bauerntheater. Carl, der Vielverheiratete und Öftervater, war Chefredakteur bei diversen schöngeistigen Magazinen, die alle irgendwann einmal pleite machten. Aus diesen Gründen verfügt er über wenig Geld und kaum Rente. Ernst, der Software-Unternehmer, verfügt dagegen über viel Geld, das er teilweise in die Villa samt komfortablen Umbau in seniorengerechte Wohnungen steckt. Er kann das Programmieren nicht lassen und baut ständig Vereinfachungen ins Haus, die das Leben so lange komplizieren, bis sie wieder deinstalliert sind.

    Ernst programmiert das Todesengel-Programm.

    Irgendwann wird den Fünfen klar, dass sie nicht am Lebensende am Tropf hängen oder geistlos dahinsiechen möchten. Wie immer im Leben möchten sie die Kontrolle auch an ihrem Ende behalten. Jeder darf den Zeitpunkt seines Todes selbst bestimmen. Ernst programmiert das Todesengel-Programm. Jeder gibt ein, wer von den Freunden ihm seinen letzten Trunk verabreichen soll. Keiner darf es vom anderen wissen. Dummerweise trifft es in der Folge immer nur einen, der bald auch nicht mehr mag.
    Als Wilhelm zum Pflegefall wird, suchen sie sich im Internet eine Krankenschwester aus. Die Zeugnisse können sie nicht lesen, denn die Pflegerin kommt aus Kirgisien. Sie gehen rein nach der Optik. Dafür putzen sie das Haus und werfen sich in Schale, bevor sie zum Flughafen fahren, um Katarina abzuholen. Aber von der Frau auf dem Foto fehlt jede Spur. Dafür kommt eine mindestens doppelt so alte und doppelt so breite Frau auf sie zu, die sich als die erwartete Katarina vorstellt. Das Bild war von ihrer Nichte, die es für einen Modelwettbewerb anfertigen ließ.
    Katarina wird zur guten Seele der WG. Sobald ein Zimmer infolge des Todesengel-Programms frei wird, hat Katarina schon einen neuen Bewohner parat. Als einzige Überlebende schreibt sie am Ende das Schlusswort.

    Christof Poschenrieder lässt Bilder im Kopf entstehen.

    Durch die Kraft seiner Worte beschreibt er plastisch die Typen der Senioren-Villa. Vieles ist zum laut herausplatzen, obwohl die Bilder im Hinterkopf lediglich durch die eigene Fantasie hervorgerufen werden. Trotz des Humors kann es auch nachdenklich zugehen, denn von Alzheimer bis zum Schlaganfall sind sämtliche Krankheitsbilder genau beschrieben. Individuelle Zipperlein plagen alle fünf WG-Mitglieder.

    Gleich bestellen:

    Mauersegler von Christoph Poschenrieder, Verlag: Diogenes; (26. August 2015), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3257069340

     

    Elefanten können sehr alt werden, sind eitel und vergessen nichts – bis an ihr Lebensende.

     

    Humor:

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  • ✍ Pinocchio – Buchklassiker aus Italien | Bilderbuch-Tipp

    ✍ Pinocchio – Buchklassiker aus Italien | Bilderbuch-Tipp

    Pinocchio: Für schulmüde Kinder schrieb Carlo Collodi lehrreiche Geschichten. Sie sollten zeigen, was alles passieren kann, wenn Kinder die Schule schwänzen oder sich unartig verhalten. Außer dem erhobenen Zeigefinger steckt noch viel Fabulierkunst in diesem Märchen.

    Pinocchio: Kinder lieben die Geschichten – bis zum heutigen Tage.

    Pinocchio - Buchklassiker aus Italien | Bilderbuch-TippWer die Oper „Pinocchios Abenteuer“ mit Musik von Jonathan Dove im der Oper Stuttgart gehört und gesehen hat, wird mit den Figuren auch gleich Musik verbinden. In diesem Bilderbuch gibt es ein Wiedersehen mit sämtlichen Persönlichkeiten. Der Feuerfresser mit seinen schwarzen Bart, der gutmütig auf Pinocchio schaut. Die grüne Grille, die sich durch die Geschichte hüpft, platziert sich im Buch mal oben, mal links und mal rechts. Alles sind Bekannte bis hin zu der blauen Fee, die sich mütterlich um den kleinen Kerl sorgt. Nicht alle Geschöpfe sehen so lieb aus wie die gute Fee. Verschlagenen blicken die Marder, wenn sie mit ihren spitzen Zähnen und ebenso spitzen Mäulern dem armen Pinocchio gefährlich nahe kommen. Es fällt leicht, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.

    Pinocchio – das ganze Buch ist ein Gedicht

    Nicht nur die charmanten, liebenswerten Zeichnungen, die ganze Aufmachung des großformatigen Buches ist ein Gedicht. Die Geschichte steht nicht etwa nur da, um gelesen zu werden. Text und Illustration bilden eine Einheit. Obwohl der Feuerfresser anfangs groß und furchterregend aussieht, wird er doch im Laufe der Geschichte immer liebenswürdiger. Genau so steht es im Buch. Große Buchstaben drängen sich am Anfang der Seite dicht zusammen. Im Laufe der Geschichte werden die Buchstaben kleiner, der Abstand zwischen den Zeilen dafür umso größer. Die Schrift läuft wie ein Sturzbecher trichterförmig zusammen.
    In der Geschichte mit dem Richter hat die Schrift die Form eines Schlüsselloch, durch das wir ins Gericht schauen.
    Die Taube fliegt ihre Handlung im Text in einer Spirale. Hier muss das Buch mit gedreht werden, wenn man wissen möchte, wie die Geschichte weitergeht. Und wenn Pinocchio mit dem Hund ins Meer springt, stehen die Buchstaben dieses Ereignisses in Wellen da.

    Pinocchio: Zum 130. Geburtstag des Klassikers wurde 2011 ein Wettbewerb veranstaltet.

    Manuela Adriani gehört zu den Gewinnern. Ihre Illustrationen sind so fein und sensibel, dass ich dieses Bilderbuch nicht nur für Kinder empfohlen mag, im Gegenteil – Erwachsene haben an diesen Zeichnungen genau so viel Freude, können träumen und die Erinnerung an ihre persönliche Geschichte vom Schulschwänzer Pinocchio auffrischen.

    Pinocchio von Manuela Adreani, White Star Verlag Sprache: Deutsch, ISBN-10: 8863122016

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  • ✍ Buchtipp Künstlerinnen: Was ich liebe, gibt mir Kraft

    ✍ Buchtipp Künstlerinnen: Was ich liebe, gibt mir Kraft

    Biografien von zehn großen Künstlerinnen. Bühnenstars aus Oper und Theater erzählen aus ihrem Berufsleben.

    Sie prägten das österreichische Kulturleben.

    Cover: Was ich liebe, gibt mir KraftSie spielten am Burgtheater oder sangen in der Wiener Staatsoper – die Schauspielerinnen Senta Berger, Ernie Magold, Elisabeth Orth, Christine Obermeier, Elfriede Ott, Erika Pluhar, Bibiana Zeller, sowie die Sängerinnen Renate Holm, Christa Ludwig und Hilde Zadek. Christine Dobretsberger interviewte die Künstlerinnen zu ihrem beruflichen Werdegang. Ihr Privatleben spielt kaum eine Rolle. Es ist somit ein Buch, dass sich hauptsächlich an Insider wendet. Theaterfreunde und Opernfreunde erwarten weder Enthüllungen noch Sensationen, sondern möchten die Lebensläufe der Künstlerinnen aus deren eigener Sicht erfahren.

    „Dieses Buch ist mit Liebe gemacht. Das waren meine Gedanken nach der Beendigung der Lektüre. Die Fragen von Christine Dobretsberger sind äußerst klug und sensibel, so dass sich die Persönlichkeit der zehn interviewten Künstlerinnen sehr intensiv entfalten kann.“
    Diese Zeilen schrieb mir der Komponist Xaver Paul Thoma, nachdem er dieses Buch mit Genuss gelesen hatte.

    In ihrem Lebenslauf finden sich Gemeinsamkeiten, obwohl ihre Karriere jeweils individuell verlief.

    Alle zeichnen sich aus durch eine solide Ausbildung, ebenso durch Fleiß und Disziplin während ihrer gesamten künstlerischen Tätigkeit. Über solche Eigenschaften verfügen wahrscheinlich auch noch andere Künstlerinnen, die nicht diesen rasanten Aufstieg hatten und sich jahrelang in Spitzenpositionen halten konnten. Zu allen Künstlerinnen kam in bestimmten Situationen das Glück des Zufalls. Sie waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort und redeten mit den richtigen Leuten. In jeder Biographie finden sich solche Wendepunkte.

    Renate Holm finanzierte ihr Gesangsstudium mit ihrer Arbeit als Zahnarzthelferin.

    1951 gewann sie einen Gesangswettbewerb im Rundfunksender RIAS Berlin. Es folgte eine Blitzkarriere als Schlagerstar. Sie nahm Schauspielunterricht, spielte in einem Film und wurde als Operettenstar entdeckt. Das brachte ihr einen Vertrag in der Wiener Volkssoper ein. Von da aus war es nur ein „kurzer“ Weg zur Wiener Staatsoper. Dieser Karriereweg ist gepflastert mit Schauspielunterricht und Gesangsunterricht bei verschiedenen Lehrern, und das immer während ihrer Tätigkeit im Ensemble.

    Ebenso durchtränkt von Glück und Zufall erscheint die Karriere von Hilde Zadek.

    Sie verdiente sich als ausgebildete Säuglingsschwester und Verkäuferin ihr Gesangsstudium, das sie nach fünf Jahren mit Auszeichnung abschloss. In Zürich setzte sie ihr Gesangsstudium fort und lernte durch Zufall den damaligen Direktor der Wiener Staatsoper kennen, der sie zum Vorsingen nach Wien einlud. Dort kam sie zu einem Zeitpunkt an, als die Titelpartie der Aide neu besetzt werden musste. Sie lernt diese Rolle in fünf Tagen, brillierte dann in der Premiere – ohne eine szenische Probe. Am Tag darauf unterzeichnete sie den Vertrag als Solistin der Wiener Staatsoper, die 25 Jahre lang ihre künstlerische Heimat bleiben sollte. Da spielte viel Glück und Zufall mit, aber auch Können und Disziplin. Nur jemand, der sich mit dem Erarbeiten von Rollen auskennt, wird diesen Gewaltakt verstehen können. Eine Rolle auswendig lernen. Sowohl Text als auch Musik. In fünf Tagen. Das hat nichts mehr mit Glück zu tun. Das ist gewaltiges Können.

    Die unaufgeregte Art von Christine Dobretsberger, die auf Sensationen verzichtet, macht aus diesem Buch ein wirkliches Zeitzeugnis für die Leistungen großer Künstlerinnen.

    Gleich online bestellen: „Was ich liebe, gibt mir Kraft“: Bühnenstars aus Oper und Theater erzählen

     

    Unsere persönlichen Empfehlungen für Freundinnen des Theaters und der Oper

     

    Frau im Buch:
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  • ✍ GAD verleiht Silbermedaille: Das vegetarische Kochbuch

    ✍ GAD verleiht Silbermedaille: Das vegetarische Kochbuch

    Beim 50. Literarischen Wettbewerb der Gastronomischen Akademie Deutschlands gewinnt „Das vegetarische Kochbuch“ eine Silbermedaille – herzlichen Glückwunsch!

    Barbara Bonisolli präsentiert ein Kochbuch, dass sich an Gartenbesitzer und Marktbesucher richtet. Eingeteilt ist es in die Ernte und Reife im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter.

    Ernten und Konservieren

    cover.vegetar.kochbuchEinen großen Wert legt sie auf das Konservieren der Gartenfrüchte, denn zu sämtlichen Jahreszeiten fallen im Garten so viele Früchte an, die in der kurzen Zeit kaum jemand essen kann oder mag. Wer mag schon täglich weiße Johannisbeeren essen? Als Gelee schmeckt es das ganze Jahr über bis zur nächsten Ernte hervorragend. Gartenbesitzer haben es einfach. Genau zum richtigen Zeitpunkt können sie ihre Träuble bei Vollreife pflücken. Tomaten oder Zitronen gehören ebenfalls zu den Saisonfrüchten und Gemüsen. In vielen ihrer Rezepte verwendet die Autorin selbst eingekochtes Tomatenmark oder eingelegte Salzzitronen.

    Und wie es sich für eine Foodfotografin gehört, sind sämtliche Rezepte Gerichte lecker dekoriert ins rechte Licht gerückt – teilweise so inszeniert, dass kaum jemand ans Essen denkt.

    Nicht nur das Essen selbst, die Bilddokumentation fängt schon bei den Gartenarbeiten an.

    Die Leser verfolgen die ersten Pflanzarbeiten im Frühjahr bis hinein in die Erntezeit des Herbstes. Bilder, die Barbara Bonisolli mit Gummistiefeln und Schubkarre zeigen, wie Sie den Honig aus den Waben Schleuder oder strahlend eine Kiste voll Eingekochtem in ihrer Vorratskammer stellt – Stolz wie jede Gärtner-Köchin. Spätestens hier merken die Leser, dass dieses Buch aus der Praxis entstanden ist.

    Kochen für Familie und Gäste

    Sehr persönlich beschreibt sie ihre kulinarischen Vorlieben und die ihrer drei Kinder und der Gäste. Ihre Rezepte sind genauso apart wie teilweise ungewöhnlich. Wie die Zubereitung vom Rhabarberkompott, das im Backofen mit Holundersirup und roten Früchten – für die Farbe – vor sich hingart. Ein sommerliches Basilikumsorbet hört sich zumindest interessant an. Es wird aus Limetten, Weißwein und immerhin ein bis zwei Bund Basilikum hergestellt. Ungewöhnlich, das reizt zum Probieren.
    Wer Kartoffelpuffer liebt und die Abwechslung sucht, kann im Herbst Farbe bekennen. Rote-Bete-Puffer in purpurrot oder Kürbispuffer in orange. Auf einen violetten Flammkuchen dürfen sich Nicht-Traditionalisten freuen. Er besteht nicht etwa aus violetten Kartoffeln, sondern ist ein ganz normaler Flammkuchen, allerdings mit Rotkohl und Feigen.

    Aus der Praxis für die Praxis

    Dieses Buch, mit leicht biographischen Einschlag, vereinigt alles mögliche einer begeisterten Gärtnerin, kreativen Köchin und professionellen Foodfotografin. Es ist Fotobuch, Rezeptbuch, Gartenbuch und Lesebuch in einem Band.

    Das vegetarische Kochbuch
    von Barbara Bonisolli Verlag: Callwey  ISBN-10: 3766721836

     

     

    Hinter diesem Link finden Sie unsere empfehlenswerten Kochbücher

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  • ✍ Roman von Yadé Kara: Café Cyprus – ein Türke in London

    ✍ Roman von Yadé Kara: Café Cyprus – ein Türke in London

    f4364a74fa59448886c5a731282df9ccDer junge Türke Hasan kommt nach London, um die Sprache zu lernen. Sowohl in Istanbul als auch in Berlin hat er jeweils ein Studium angefangen, es aber nicht zu Ende gebracht. Wird er es hier schaffen?

    w.cafe.leer.aussen (4)Die Schriftstellerin Yadé Kara erzählt aus der Perspektive eines jungen Mannes, und das merkt man und frau sofort. Hasan, ihr Ich-Erzähler, vereinigt die weiblichen Seiten in seiner Person. Er ist sensibel, schüchtern und in seiner Berufswahl alles andere als strebsam. Anrührend ist die Liebesgeschichte.  Sein Hoffen und Sehnen, seine Höhen und Tiefen, sein banges Warten auf einen Blick von ihr, sein nie-mehr-sehen-wollen lassen die Leserinnen mit ihm hoffen. Hannah hingegen, seine große Liebe, stellt ihren Beruf und ihre Karriere über alles. Diese Eigenschaft wird sonst eher den Männern zugeschrieben.

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  • ✍ Kulturführertipp: Walküre in Detmold von Ralph Bollmann

    ✍ Kulturführertipp: Walküre in Detmold von Ralph Bollmann

    cover.walkueref8400235c8a2434bbb65a75261c4f5ff84 Opernhäuser existieren in Deutschland – fast so viel wie auf dem Rest der Welt. Ralph Bollmann hat sie alle besucht – nicht nur die Häuser, sondern jeweils mindestens eine Vorstellung. Seine Operntour weitete sich aus zu einer Entdeckungsreise durch die deutsche Provinz.

    In Neustrelitz hat es ihn gepackt, als er 1997 –  mehr aus Neugierde denn aus Vorfreude auf einen Operngenuss – einen „Fidelio“ besuchte. Die Inszenierung überzeugte ihn. Oper gehört zur aufwändigsten aller Bühnenkünste. In jeder Aufführung spielt ein Orchester; Chor und Solisten singen ohne technische Verstärker. Auf einen Solisten auf der Bühne kommen 100 plus/minus x Beschäftigte im Hintergrund. In allen Opernhäusern, egal, wie klein oder groß sie sein mögen, sitzt ein Opernorchester – ob wie in Lüneburg mit 29 Musikern, oder in der Dresdner Staatskapelle mit seinen 146 Musikern.

    Niemals kritisiert Ralph Bollmann eine Aufführung in Grund und Boden. Allerdings sind seine Vorlieben schon zu erkennen, nämlich bei den experimentellen und politischen Inszenierungen. Sobald eine Inszenierung gut umgesetzt ist wie in Meiningen oder Frankfurt/Oder, beschreibt er diese Vorstellungen fast enthusiastisch.

    Zahlreiche Sänger, Dirigenten und Regisseure der großen Staatsopern fingen mit festen Engagements in kleinen Häusern an, denn die kleinen Häuser sind die Talentschmieden für die großen. Einige Namen lassen ihn immer wieder aufhorchen, wenn sie in größeren Häusern angekommen sind.

    Ralph Bollmann beschreibt Details. So erfahren die Leserinnen,

    • dass Oper noch zelebriert wird, und dazu gehört nun einmal eine besondere festliche Kleidung. Während in den großen Staatstheatern kaum noch große „Operngarderobe“ angelegt wird, ist es in kleineren Stadttheatern Pflicht.
    • Dass das Opernhaus in Meiningen in Dimension und Stil fast an die Stuttgarter Staatsoper heranreicht.
    • Dass es in Nordhausen nur ein einziges Taxi gibt – in einer Stadt mit 40.000 Einwohnern.
    • Dass der Mannheimer Opernneubau von 1957 alle übrigen Bauten in den Schatten stellt. Nichts lenkt ab von der Kunst – im Zuschauerraum Klappstühle aus Stahlrohr, nackter Estrich – aber ein begeistertes Opernpublikum
    • Dass es in Brandenburg einmal fünf Musiktheater mit eigenem Ensemble gab – heute existiert nur noch eines in Cottbus.
    • Dass Sachsen-Anhalt mittlerweile die Hälfte seiner Musiktheater geschlossen hat.
    • Dass er die letzte Vorstellung des Staatstheaters Frankfurt/Oder sah mit einem beeindruckenden „Rigoletto“
    • Dass der Ballettdirektor des Oldenburger Staatstheaters ein ehemaliger Mitbewohner seines Kreuzberger Hauses war – damals freier Choreograph.
    • Dass die Oper in Schwerin eigene Abwehrstrategien entwickelt, um sich die Zuschauer vom Haus zu halten, aber das trotzdem erschienene Publikum im Parkett zusammenlegt, selbst wenn einige Karten für die Ränge besitzen.
    • Dass ihn ein Orchester mit 46 Musikern in dem Freiberger Opernhaus angenehm überrascht – bei dem Repertoirestück „Faust“ von Charles Gounod.

    Ein Kulturführer durch Deutschland der besonderen Art.
    Besonders beschäftigt Ralph Bollmann sich mit der Geschichte des jeweiligen Opernhauses. Die Leserinnen erfahren die Größe des Hauses, die Zahl der Sitzplätze, die Mitarbeiterzahl und die Besetzung des Opernorchesters. Als Historiker und Politikredakteur sind Ralph Bollmann die Geschichte der jeweiligen Stadt und die aktuellen politischen Ereignisse wichtig– meist wichtiger als die besuchte Vorstellung. Einen großen Abschnitt widmet er der Kulturpolitik der jeweiligen Stadt oder Region. Dieses Buch ist eine Beschreibung von 81 Städten, die eines gemeinsam haben – ein Opernhaus.

    Walküre in Detmold: Eine Entdeckungsreise durch die deutsche Provinz von Ralph Bollmann |Klett-Cotta (November 2011) | EUR 19,95

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    Walküre in Detmold:

    Eine Entdeckungsreise durch die deutsche Provinz
    von Ralph Bollmann
    Klett-Cotta (November 2011)
    EUR 19,95