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  • ♫ Gauthier Dance – 15 YEARS ALIVE – lebendig wie am 1. Tag

    ♫ Gauthier Dance – 15 YEARS ALIVE – lebendig wie am 1. Tag

    Eric Gauthiers Grundsatz war von Anfang an, unterhaltsames Ballett zu zeigen, aber mit den Spitzenchoreografen und Spitzentänzerinnen des zeitgenössischen Balletts.c707a639c95c43b9a4eb637c74b89827 Tanz als Lebensgefühl.

    15 Jahre Gauthier Dance, ein Grund zum Feiern unter dem Motto: 15 YEARS ALIVE

    Das heißt in der Übersetzung so viel wie: 15 Jahre, und wir leben noch.
    Es ist die Antwort für diejenigen, die der Kompanie im Höchstfalle 1 Spielzeit zum Überleben gaben. Eine Antwort für den Mitarbeiter im Stuttgarter Rathaus, der Gauthier am Anfang klar machte, dass Stuttgart keine zwei Tanzkompanien braucht und auch dafür kein Geld locker machen wird. Tja, wie sich die Zeiten ändern.

    Mit einem Paradebeispiel beginnt der Premierenabend

    Mauro Bigonzetti: Pression

    Zwei Tänzerinnen – Karlijn Dedroog und Izabela Szylinska – tanzen zu Franz Schuberts „Der Tod und das Mädchen“. Sie kommen herein, bewegen sich wie Hampelmänner. Erst stehen die Beine zur Seite abgewinkelt, der Körper unterhalb der Knie, um dann hochzuschnellen. Durch die Beleuchtung von Carlo Cerri vervielfachen sich ihre Beine durch Licht und Schatten – mindestens 8, wenn nicht gar 12 Beine bewegen sich. Stehen sie hintereinander, mit geknickten Knien, wirkt es wie eine riesige Spinne mit 8 bis 12 Beinen.

    Frage: Aus wie vielen Personen besteht dieser lebendige Gordische Knoten?

    Es sind tatsächlich nur die beiden Tänzer Andrew Cummings und Shawn Wu, die zur Musik von Helmut Lachemann tanzen. Eine Musik, die hauptsächlich aus Geräuschen besteht. Wer hätte gedacht, dass jemand danach tanzen kann. Musik und Bewegung sind eins.

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Probenfotos Mauro Bigonzetti: Pression Fotocredit: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Mauro Bigonzetti: Pression | Fotocredit: Jeanette Bak

    Nur schwer sind sie auseinander zu halten. Welches Bein und welcher Arm gehören zu wem?

    Bilder, die sich bewegen. Einer liegt auf dem Rücken, die Beine angewinkelt. Zwischen zwei Knien lugt ein Kopf hervor – irgendwie unproportional. Kein Wunder, denn Knie und Kopf gehören zu unterschiedlichen Personen. Die Arme des einen um die Waden des anderen geschlungen. Ein Kopffüßler für kurze Zeit – Antes lässt grüßen.
    Ständig verändern sich die Positionen der Tänzer. Ich wünsche mir mehr Zeit, um diese Bilder länger betrachten zu können.

    Tanztheater – mit dem Tanz Geschichten erzählen.

    Es beginnt mit Hofesh Shechter: „Return“ – jetzt wird’s makaber!

    Ein Tanzfilm, der im Leichenschauhaus spielt. Ein Liebender – Gaetano Signorelli – der seine tote Geliebte – Louiza Avraam – aus der Kühlbox holt. Er zieht sie an sich heran und tanzt mit der leblosen, schlaffen Frau. Erst sind seine Bewegungen zart und behutsam. Mit zunehmender Zeit geht er nicht mehr zimperlich mit ihr um. Er schleudert sie auf dem Boden entlang (uppps), hält sie im Arm, wirft ihre Arme und Beine, die schlaff herunter hängen, um seinen Körper.
    Sie entgleitet ihm, was ihm nicht sonderlich auffällt. Erst tanzt er allein, dann gesellen sich andere zu ihm. Fast ist es schon eine Erlösung (zumindest für die Zuschauer), wenn die Tote aufsteht und im Rhythmus mittanzt.
    Am Ende ist sie wieder allein, abgelegt an einer Säule.

    Von jetzt an wird es lustig

    Eric Gauthier: ABC – Ein Tänzer muss auch das Alphabet beherrschen.

    Aus dem Lautsprecher kommt die (englische) Ansage: „angry“, was Shori Yamamoto wütend aussehen lässt.

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Probenfotos Eric Gauthier: ABC Fotocredit: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Eric Gauthier: ABC | Fotocredit: Jeanette Bak

    So geht es weiter im Sekundentakt mit Pantomime, dazwischen typische Tanzhaltungen bei „P“ wie Pina Bausch, Elegien bei „O“ wie Onegin und Pirouetten bei „S“ wie Strawinski und Schwanensee. Aber auch „S“ wie surprise. Was für eine Überraschung, wenn auf einmal der gleiche Tänzer aus den Kulissen auf die Bühne kommt und vor lauter Verblüffung wieder dorthin verschwindet.

    Alejandro Cerrudo: PacoPepePluto – 3 Tänzern auf den Leib choreografiert

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Probenfotos Alejandro Cerrudo: PACOPEPEPLUTO Fotocredit: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Alejandro Cerrudo: PACOPEPEPLUTO | Fotocredit: Jeanette Bak

    Ein Fest für m/w/d, die auf knackig ausgestopfte Männerpopobacken stehen. Es tanzen zwar nicht Paco, Pepe und Pluto, sondern Giovanni Visone, Shawn Wu und Luca Pannacci, aber sie sind ebenso nackt wie die Tänzer der Uraufführung. 3 nackte Tänzer schwingen traumverloren ihre Soli zu Filmmusik, gesungen von Dean Martin. Zu jedem Lied tanzt ein muskulöser Gigolo – selbstvergessen ein paar kraftstrotzende Kunststückchen zeigend – an der imaginären Strandpromenade entlang. Natürlich die nicht vorhandenen Schönheiten im Auge behaltend. Die Gluckser im Zuschauerraum bleiben, wenn die drei beim Verbeugen mit den bloßen Händen ihre besten Teile schützen – mangels Feigenblatt.

    Wert legt Eric Gauthier auf die Weiterbildung der Berufsanfänger

    Dunja Jocic: Ayda – Choreografie speziell für die JUNIORS

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Bühnenfotos Dunja Jocic: Ayda Fotos: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Dunja Jocic: Ayda | Fotos: Jeanette Bak

    Vier Absolventinnen von Ballettakademien gehören mit zur Kompanie. Sie sind bei der Jubiläumsfeier mit einem eigens für sie von Dunja Jocic choreografiertem Stück vertreten. Ayda Frances Güneri, Angelo Minacori, Anrau Redorta Ortiz und Maria Sayrach Baro zeigen ihr Können mit Elementen des klassischen Tanzes als auch des Modern Dance. Besonders die Sprache der Hände fällt auf. Herausragend, schlicht und doch auffallend beeindrucken die schwarzen Kostüme von Ivana Vanic English.

    Dauerbrenner seit 1995

    Itzik Galili: Das Sofa

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Bühnenfotos Itzik Galili: The Sofa Fotos: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Itzik Galili: The Sofa | Fotos: Jeanette Bak

    Ein Paar, das sich streitet. Er – Mark Sampson – möchte ihr an die Wäsche gehen, sie – Garazi Perez Oloriz – wehrt sich und haut ihn um. Mit Bauchklatschern auf das Sofa. Sie schlagen sich, bis beide mitsamt dem Sofa nach hinten umkippen.

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Bühnenfotos Itzik Galili: The Sofa Fotos: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Itzik Galili: The Sofa | Fotos: Jeanette Bak

    Das Sofa klappt zurück, aber statt der Frau sitzt an deren Stelle ein Mann – rote Samthose, knappes Shirt, hinten wie eine Corsage geschnürt – mit deutlich gleichgeschlechtlichen sexuellen Interessen. Er – Gaetano Signorelli – hat ein Auge auf den Mann geworfen, den er am Anfang noch bezirzt. Dann beginnt die gleiche Choreografie wie vorher zwischen Mann und Frau. Allerdings ist jetzt der schwule Hallodri der Zudringliche, während der genervte Hetero-Draufgänger zu entkommen versucht.
    Zum Piepen.

    Ein Stück für alle 16 Tänzerinnen der Ballettkompanie

    Ohad Naharin: Minus 16

    Es besteht aus mehreren Teilen. Mein Lieblingsaufzug ist der mit den Stühlen. Sie sitzen im Halbkreis und singen an bestimmten Stellen eines jüdischen Frage-und-Antwort-Rituals mit.

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Bühnenfotos Ohad Naharin: Minus 16 Fotos: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Ohad Naharin: Minus 16 | Fotos: Jeanette Bak

    Wie Dominosteine kippen sie auf ihren Stühlen zur Seite.
    Der letzte am rechten Rand pflatscht immer nach vorn und robbt sich wieder zurück – bis zum nächsten Mal. Ebenso regelmäßig springt ein Tänzer aus der Reihe auf den Stuhl, um sich gleich wieder hinzusetzen – Macht der Gewohnheit.

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Bühnenfotos Ohad Naharin: Minus 16 Fotos: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Ohad Naharin: Minus 16 | Fotos: Jeanette Bak

    Im Verlauf der Runden werfen sie Jacken, Hosen, Hemden, Schuhe in die Mitte. Zum Ende der Litanei stürzen sie sich auf die Kleidungsstücke, raffen sie zusammen und verschwinden. Bis auf einige, die weiter tanzen, bis nach und nach die übrigen Tänzer hinzukommen.

    Stuttgart – Hauptstadt des Tanzes

    Mit zwei international anerkannten Tanzkompanien – Stuttgarter Ballett und Gauthier Dance – kann sich Stuttgart „Hauptstadt des Tanzes“ nennen. Mehrere Preise, Ehrungen und Auszeichnungen begleiten beide Kompanien. Gauthier Dance erhielt zuletzt vom „Jahrbuch tanz“ die Auszeichnung „Glanzlicht des Jahres 2022“.

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart

    15 YEARS ALIVE
    Eine Produktion von Theaterhaus Stuttgart
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart feiert die ersten 15 Jahre

    Noch mehr über Gauthier Dance

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  • ♫ Ballett: 16x DER Sterbende Schwan – THE DYING SWANS

    ♫ Ballett: 16x DER Sterbende Schwan – THE DYING SWANS

    Von Ehrungen überhäuft –The Dying Swans Project.
    Der neuste Preis kommt aus Italien – der Premio Mario Pasi 2021 für die Förderung der Tanzkultur, vergeben von der führenden Fachzeitschrift Danza+Danza.

    Wer Eric Gauthier noch nicht live erlebt hat, wird es nach dem Film nachholen wollen. In einem 4-Minuten Video erzählt er, wie er in kürzester Zeit 64 Künstler zusammentrommelte, um mit ihnen ein gemeinsames Projekt zu erarbeiten: „Die sterbenden Schwäne“. Und das unter Corona-Bedingungen!
    3sat zeigt „The Dying Swans Project“ – Gauthier Dance“ – Was verbirgt sich dahinter?

    Der sterbende Schwan – The dying665022d755ec4fbfad3f2ef6675f7732 Swan – mit Musik von Camille Saint-Saëns dauert nur wenige Minuten. Er wurde als Paradestück für die russische Ballerina Anna Pawlowa geschaffen. Sie soll dieses kleine Stück 4.000 x aufgeführt haben.

    Sterbende Schönheit, nachgetanzt von sämtlichen Primaballerinen der Welt.

    Der sterbende Schwan - The Dying Swans Project - Bridget Breiner - Fotos: Jeanette Bak
    The Dying Swans Project – Bridget Breiner – Fotos: Jeanette Bak

    Richtig getanzt, ist es ein Wunder an Harmonie, Eleganz und Gefühlen. Elegant sackt sie am Schluss mit überkreuzten Händen zusammen. Sie hebt noch einmal den Kopf und lässt ihn dann grazil sinken.
    Eric Gauthier hatte diesen Anblick vor Augen, als er seinen Tänzern ankündigte, dass sie wegen des Lockdowns die nächsten drei Monate nicht vor Publikum tanzen können. 16 Köpfe sinken hinunter.

    Der sterbende Schwan … da kam Eric Gauthier eine Idee.

    Innerhalb kürzester Zeit trommelte er 8 Choreografinnen und 8 Choreografen zusammen, die für seine 16 Tänzer je ein Solostück choreografieren sollten. Hinzu kommen 16 Komponistinnen, die jeweils die Musik für einen Solotanz schreiben. Einzige Vorgabe: „Sterbender Schwan, exakt 3 Minuten Dauer“. Diese Solostücke werden gefilmt von 16 Filmemacherinnen, die jeweils ihre eigene Handschrift mit hinein bringen.

    Der sterbende Schwan - The Dying Swans Project - Eric Gauthier
    The Dying Swans Project – Eric Gauthier

    In Nullkommanix arbeiten 64 Kreative aus unterschiedlichen Berufen mit unterschiedlichen Einstellungen an einem Projekt – 16 Tänzerinnen, 16 Choreografinnen, 16 Komponistinnen, 16 Filmemacherinnen! Ganz abgesehen von der Mannschaft im Hintergrund, die Eric Gauthier in einem Film vorstellt.

    6 Stücke tanzen die Tänzerinnen live auf der Bühne des Theaterhauses, die übrigen werden in Filmen vorgestellt. Jeder Film ist ein Original, denn jede der 4 Künstlerinnen gibt dort ihren Blickwinkel mit hinein.

    Der sterbende Schwan – meine Lieblinge

    Mir gefallen alle Choreografien ausgesprochen gut, manche aber noch besser. Die Umsetzung des sterbenden Schwans finde ich besonders gut gelungen in:

    Hochfliegen – himmelwärts

    Der sterbende Schwan - The Dying Swans Project - Nicki Liszta (c) Photo Jeanette Bak Press
    The Dying Swans Project – Nicki Liszta (c) Photo Jeanette Bak Press

    Eine Frau sitzt da in einem Pullover, dessen Ärmel weit über die Hände hinausgehen. Lange Schläuche in Weinrot hindern sie am Aufstehen. Sie tanzt im – coronabedingt – menschenleeren Stuttgarter Hafen. Dieser Schwan ist verletzt, versucht, sich aufzurappeln, sinkt immer wieder nach unten. Dann liegt der Kopf auf einer Schiene oder in einer Teerspalte. Die traurigen Augen der Tänzerin gehen ans Herz. Der Schluss ist aufbauend. Sie dreht sich um die eigene Achse und lässt die Armschlaufen mitschwingen. Es sieht nach einer wild gewordenen Windmühle oder Spirale aus, kurz vor dem Abheben. In Schönheit sterben.

    Fliegen – als letzte Wunschvorstellung? Ruhe finden durch Meditation

    The Dying Swans Project – Nicki Liszta : OBLONG BLUR
    Tanz: Louiza Avraam
    Choreographie, Bühne und Kostüme / Choreography, Stage and Costume design: Nicki Liszta und backsteinhaus produktion
    Komponist / Composer: Heiko Giering backsteinhaus produktion
    Videograf / Video artist: Christopher Bühler backsteinhaus produktion

    Der Schwan will nicht sterben

    Der sterbende Schwan - TheThe Dying Swans Project - Dominique Dumais (c) Photo Jeanette Bak Press
    The Dying Swans Project – Dominique Dumais (c) Photo Jeanette Bak Press

    In einem Betonsilo schaut er sich gehetzt und verzweifelt um, immer auf der Suche nach einer Lücke, durch die er entweichen kann. Er flattert hoch und landet unsanft. Sein Aufbäumen nützt nichts. Er ist gefangen und stirbt am Ende keinen schönen Tod, eher einen verzweifelten, müden, einsamen Tod.

    The Dying Swans Project – Dominique Dumais: Fallen Wings
    Tanz: Shori Yamamoto
    Choreographie, Bühne und Kostüme / Choreography, Stage and Costume design: Dominique Dumais
    Komponist / Composer: Julia Kent
    Videograf / Video artist: Anna Stradinger

    Der sterbende Schwan liegt quietschlebendig auf dem Rücken

    Der sterbende Schwan - The Dying Swans Project - Itzik Galili (c) Photo Jeanette Bak Press
    The Dying Swans Project – Itzik Galili (c) Photo Jeanette Bak Press

    Zu sehen ist lediglich ein Tutu, und das auch noch von der Unterseite – shocking!
    In der Mitte kommen erst die Zehen heraus, dann die Füße bis zu den Oberschenkeln. Und die haben den Rhythmus im Blut. Sie tanzen zur Musik, streicheln sich hinterher zur Belohnung die Waden. Alles sehr lustig und kurzweilig, denn es ist neu und überraschend, einfach ein Hingucker. Zum Glucksen! Nach dem Motto: „Was kommt als Nächstes?“
    Ein Schwan, der auf dem Rücken liegt, und sich dabei pudelwohl fühlt. Gestorben wird ein andermal.

    The Dying Swans Project – Itzik Galili: Emovere
    Tanz: Isabela Szylinska
    Choreographie, Bühne und Kostüme / Choreography, Stage and Costume design: Itzik Galili
    Komponist / Composer: Sigal Goldsobel
    Videograf / Video artist: Rainhardt Albrecht-Herz
    Video weltweit auf 3sat verfügbar bis 16.04.2022

    3sat zeigt „Swan Lakes – Gauthier Dance“ bis 16.04.2022


    Alle 16 Filme finden Sie auf dem Theaterhaus Stuttgart-YouTube-Kanal

    Mehr von Gauthier Dance

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  • ♫ Colours: Tanzakrobatik zu klassischer Live-Musik

    ♫ Colours: Tanzakrobatik zu klassischer Live-Musik

    Colours – International 1daebdcedb614441b969fa38954b3c11Dancefestival in Stuttgart, zeigt Musik und Tanz. Live auf der Bühne – gesungen, gespielt und getanzt von Musikern und Tänzern. Wohltuend! Wieder aktive Musiker auf der Bühne.

    Franz Schuberts Winterreise, gesungen von Tenor Hans Jörg Mammel.

    Circa: En Masse – © David Kelly
    Circa: En Masse – © David Kelly

    Die Winterreise handelt von Einsamkeit, Kälte, unerwiderter Liebe.
    Als wohnsitzloser Wanderer kommt Hans Jörg Mammel singend über die Bühne, füllt den Saal mit seiner kräftigen Stimme, besticht mit genauer Aussprache und Textverständlichkeit. Jedes Wort der einzelnen Lieder ist klar und deutlich zu verstehen.

    In einem Lied passen Inhalt und Tanz wunderbar zusammen.

    Circa: En Masse – © David Kelly
    Circa: En Masse – © David Kelly

    Ein aufgeblasener, durchsichtiger Plastikbunker – ohne sichtbare Fenster oder Tür – steht mitten auf der Bühne. Er ist gefüllt mit Tänzern, die herauszukommen versuchen. Erschöpft bewegen sie sich in Zeitlupe. Bei Versuchen, sich gegen die Wand zu drücken, werden sie im Fluge aufgehalten – immer kurz vor der Trennwand.

    Circa: En Masse – © David Kelly
    Circa: En Masse – © David Kelly

    Vereinzelt bilden sie Pyramiden, versuchen vergeblich, mit ausgestreckten Armen die Decke zu erreichen. Mit ihren Körpern erschaffen sie Treppen, über die ein Gefangener steigt und abstürzt. Vergebliche Mühe.
    Im Gegensatz zum Liedtext treten sie nicht in einer Schneewüste auf, sondern in einem schwül-heißen Raum, in dem der Erstickungstod droht. Hier können die Zuschauer an diesem Tropentag mühelos mitleiden.

    „Sacre du Printemps“ von Stravinski – Klavierduo Grau/Schumacher – Ensemble Circa.

    Im zweiten Teil zeigt das Ensemble Circa Akrobatik zur Ballettmusik „Sacre du printemps“ von Igor Strawinsky, gespielt vom Klavierduo Grau/Schumacher. Der Flügel steht hinten auf der Bühne, im Vordergrund die Tanzfläche. Die beiden Musiker sind die ganze Zeit gegenwärtig. Ihr voller Klang erfüllt den Raum.

    Circa-Tänzer zeigen Tanzakrobatik.

    Circa: En Masse – © David Kelly
    Circa: En Masse – © David Kelly

    Mit bis zu drei Personen übereinander bilden sie Pyramiden, die immer wieder in sich zusammenfallen. Sie nehmen Anlauf, bleiben an einem Mittänzer kleben oder springen über ihn/sie hinweg.
    Dabei verfolgen sie ihren eigenen Rhythmus, der selten mit der Musik zusammenpasst. Sie sind viel zu beschäftigt, um auf die Musik zu hören. Ihre ganze Konzentration stecken sie in die nächste Nummer.

    Strawinski schrieb „Sacre du Printemps“ als Ballettmusik.

    Die Musik enthält viele Stellen, die Choreografen für ihre Schrittfolgen nutzen. Nach den Pausen setzen neue Schrittfolgen ein. Sowohl bei den Tönen als auch bei den Pausen sind Tanzensemble und Klavierduo eher zufällig zusammen. Beide Kunstformen laufen nebeneinander, ohne sich zu stören oder zu ergänzen.

    Die Zuschauer hatten die Wahl.

    Circa: En Masse – © David Kelly
    Circa: En Masse – © David Kelly

    Entweder sie verfolgten die Akrobatik im Vordergrund, oder sie hörten auf die fantastische Musikdarbietung. Beides zusammen war schlecht möglich.
    Ein gutes Beispiel für ein friedliches Nebeneinander zweier Darstellungsweisen.

    COLOURS INTERNATIONAL DANCE FESTIVAL in Stuttgart

    Ensemble Circa aus Brisbane/Australien

    1. Juli 2019 im Theaterhaus Stuttgart
      Choreographie // Choreography: Yaron Lifschitz & das circa Ensemble
      Musik // Music: Franz Schubert, Klara Lewis, Igor Strawinsky Performed by the Circa Ensemble
      Musiker*Innen // Musicians: Klavierduo Grau/Schumacher; Tenor: Hans Jörg Mammel
      Regie & Bühnendesgin // Direction & Stage Design: Yaron Lifschitz
      Lichtdesign // Lighting Design: Yaron Lifschitz & Richard Clarke
      Kostümdesign // Costume Design: Libby McDonnell
      Assistenz Kostümdesign // Assistant Costume Designer: Anna Handford
      Technische Leitung // Technical Director: Jason Organ
      Requisiten // Props: John Blake
      Produktion // Producer: Danielle Kellie

    Colours – Internationales Tanzfestival in Stuttgart

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  • ♫ Colours: Kontrastprogramm mit Xie Xin Dance Theatre

    ♫ Colours: Kontrastprogramm mit Xie Xin Dance Theatre

    Colours – Internationales 43b8f4ca5d5442f2928b2d74e6c52018Tanzfestival in Stuttgart, bietet mit dem chinesischen Beitrag ein Ballettprogramm der Gegensätze.
    Langsame, fließende Bewegungen kennzeichnen das Ballett Xie Xin Dance Theater.

    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi
    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi

    Ihre Kostüme sind ungewohnt – nicht hauteng, sondern bestehen aus weichen, fließenden Stoffen in mehreren Lagen übereinander. Sie tragen weite Hosen und Oberteile aus dünnem Chiffon. Die Webstoffe scheinen nach jeder Bewegung in der Luft stehen zu bleiben.

    Erdige Naturfarben von Braun bis Olivgrün

    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi
    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi

    Die Farben erinnern an Schilf, Baumrinde, Vögel, Flüsse, Schlamm, Dämmerung. Die Tänzer malen bewegliche Bilder der erwachenden oder versinkenden Natur.

    Wie auf dem Platz verwurzelt verharren sie an einer Stelle.

    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi
    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi

    Wie im Wind wiegen sie Arme und Oberkörper. Blüten entfalten sich und schließen sich wieder. Mal weht ein laues Lüftlein, mal stürmt es.
    Nur in Gedanken klingen dazu feine Zupfinstrumente und zarte Streichertöne, die diese flüsternden Gebärden begleiten. In der Realität genießen es nur die Schwerhörigen unter den Zuschauern. Lautstärke zerstört leider die meditative Stimmung.

    Anmutige Gesten, elegante Linien

    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi
    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi

    Bewegung und Gruppierung der Tänzer gleichen runden Wegen und geharkten Mustern in asiatischen Gärten. Dann sieht es wieder nach Wellen aus, die der Wind höher und niedriger an Land spült. In turbulenten Szenen tollen sie herum wie junge Welpen.

    Besinnliche Musik in voller Lautstärke.

    Begleitet, nein, gestört wird der Tanz von Tönen aus dem übersteuerten Lautsprecher. Ein entweder schwerhöriger oder discogeschädigter Tontechniker sitzt am Pult. Wieder ist der Ton viel zu laut eingestellt, schallt von allen Seiten auf die Zuschauer ein. Zarte Bewegungen werden erschlagen von Tönen, die wie Peitschenhiebe klingen.

    Doch einmal passen Lautstärke der Musik und Bewegung zueinander.

    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi
    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi

    Es dröhnt, hämmert, scheppert – Rauch strömt von der Seite ein. Dementsprechend aufgeregt reagieren die Tänzer. Sie flattern herum wie Jungvögel im Nest, die von einem Gewitter überrascht werden.

    Leider kehrt danach keine Ruhe ein, wie es in der Natur üblich ist.

    COLOURS INTERNATIONAL DANCE FESTIVAL in Stuttgart

    Colours – Internationales Tanzfestival in Stuttgart

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  • ♫ Colours: Hip-Hop Compagnie Käfig tanzt zu  Barockmusik

    ♫ Colours: Hip-Hop Compagnie Käfig tanzt zu Barockmusik

    Was passiert, wenn zwei Spitzenc2aeb175461d47828a3d5815cf5786b8ensembles zusammen kommen? Etwas ganz Einmaliges. 60 Minuten (fast) unbeschreibliche Glanzleistung von Tänzern und Musikern. Um es vorwegzunehmen: Fantastisch!!!

    Breakdance trifft barocke Kammermusik

    Mourad Merzouki und sein Tanzensemble Compagnie Käfig, das den Hip-Hop perfektioniert und das Kammermusikensemble Concert de l´Hostel Dieu, spezialisiert auf Barockmusik.

    Ballett Folia © Julie Cherki
    Ballett Folia © Julie Cherki

    Schon optisch beeindrucken sie, vollkommen eigenständig. Die Musiker kleiden sich in die rote Livree barocker Hofmusikanten, die zum Tanz aufspielen. Die Straßentänzer werfen sich in die Kluft der afroamerikanischen Jugendlichen der Anfangszeit in Manhattan – Wiege der Hip-Hop-Bewegung.

    Ein Ensemble ergänzt das andere.

    Beide harmonieren großartig miteinander. Szenen gehen ineinander über.
    Nur selten schaffen es die Zuschauer, rechtzeitig zu applaudieren. Dafür ist der Schlussapplaus umso enthusiastischer.

    Ballett Folia c) Julie Cherkie
    Ballett Folia © Julie Cherki

    Manchmal vermischen sie sich Musiker und Tänzer. Ein Riesenballon auf der Seite entpuppt sich als eine Muschel für den Lautenspieler. Die Sopranistin Heather Newhouse schreitet mit einer Schnellsprecharie singend über die Bühne, umwirbelt von Tänzern.

    60 Minuten voller Höhepunkte – solistisch sowie als Ensemble.

    Tänzerinnen staksen auf Spitze über die Bühne, meistern Pirouetten exakt zur Musik und zeigen ganz nebenbei, dass in ihnen Künstler mit einer klassischen Ausbildung stecken.
    Soli der Breakdancer erinnern an Akrobatik. Sie wirbeln ihren Körper über die eigene Schulter, fliegen durch die Luft, drehen sich im Handstand um ihren Arm oder Ellenbogen und bleiben – fast aus der Bewegung heraus – wie eingefroren stehen.

    Sie lieben Luft.

    Ballett Folia © Julie Cherki
    Ballett Folia © Julie Cherki

    Geteilt ist die Aufmerksamkeit zwischen Tanzensemble und der Sopranistin Heather Newhouse, die mit ihrer angenehm vollen Stimme die Blicke auf sich zieht. Aus einem Ballon wächst sie heraus, lässt einen Baldachin wie ein Barockkleid nach unten fallen. Mit ihrem Gesang gibt sie den Rhythmus vor. Die Solotänzerin vollführt Akrobatik auf einer aufblasbareren Scheibe – getragen, gebeugt und gedreht vom Ensemble.

    Immerfort in der Mitte eines Lichtkegels schwebt ein großer Ballon, obwohl er nur für wenige Augenblicke von einer Person gehalten wird, mal von zweien. Schon hält ihn eine dritte Person, die sich aus Tanzenden an den Rändern des Scheinwerferkegels löst. Am Ende des schnellen Tarantella-Tanzliedes sticht jemand in den Ballon. Mit einem Knall platzt er. Die Tänzer sind verschwunden, bevor die Gummistücke auf dem Boden gelandet sind. Weiter geht’s zur nächsten Szene.

    Derwischtanz als Schlusspunkt.

    Ballett Folia © Julie Cherki
    Ballett Folia © Julie Cherki

    Ein Tänzer dreht sich um die eigene Achse, genau nach Art der Derwische.
    Sein Rock beschreibt Bögen wie eine aufgeblühte Blume. Er kreist und kreist und kreist, ohne dass ihm schwindelig wird.

    Schwindelig wird es lediglich den Zuschauern.

    COLOURS INTERNATIONAL DANCE FESTIVAL in Stuttgart

    Deutschland-Premiere im Rahmen des internationalen Tanzfestivals 2019 im Theaterhaus Stuttgart

    Mourad Merzouki: Folia (Bron/France)

    Künstlerische Leitung & Choreographie // Artistic Direction & Choreography: Mourad Merzouki

    Assistenz // Assistant: Marjorie Hannoteaux

    Musik // Music: Franck-Emmanuel Comte – Le Concert de l’Hostel Dieu & Grégoire Durrande

    Bühnenbild // Stage Design: Benjamin Lebreton assisted by Quentin Lugnier & Caroline Oriot (painting), Mathieu Laville, Elvis Dagier & Rémi Mangevaud (locksmith), Guillaume Ponroy (carpentry)

    Lichtdesign // Lighting Design: Yoann Tivoli

    Kostüme Musiker*Innen // Costumes Musicians: Pascale Robin assisted by Pauline Yaoua Zurini

    Kostüme Tänzer*Innen // Costumes Dancers: Nadine Chabannier

    Tänzer*Innen // Dancers: Nedeleg Bardouil, Salena Baudoux, Kader Belmoktar, David Bernardo, Marion Blanchot, Sabri Colin, Joseph Gebrael, Sofiane Felouki, Pauline Journe, Mélanie Lomoff, Nassim Maadi, Anthony Mezence, Manon Payet, Kevin Pilette & Yui Sugano

    Musiker*Innen // Musicians: David Bruley, Franck-Emmanuel Comte, Reynier Guerrero, Nicolas Janot, Nicolas Muzy, Heather Newhouse (soprano), Florian Verhaegen & Aude Walker-Viry

    Uraufführung // World Premiere: June, 1st 2018 at the Festival des Nuits de Fourvière, Lyon

    Dauer // Duration: ca. 60 Minuten ohne Pause // approx. 60 minutes with no intermission

    Colours – Internationales Tanzfestival in Stuttgart

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  • Ballett Gauthier Dance: „Deuces“ – 2 in der Mehrzahl

    Ballett Gauthier Dance: „Deuces“ – 2 in der Mehrzahl

    Die Idee zu diesem Projekt kam Eric8bbe320e8ef54c45aeb864761c0d2677 Gauthier an einem Ballett-Galaabend in der Oper. Ein Pas de deux folgte dem anderen, und nach der Pause wieder von vorn. So etwas wollte er einmal realisieren. Natürlich mit den Mitteln des Modern Dance und damit weitaus faszinierender.

    Je zwei Tänzer sollten es sein, aber bunt gemixt.

    Mal 2 Frauen, mal 2 Männer, mal gemischt. Eingeladen hat Eric Gauthier männliche Choreografen. Aus Gleichheitsgründen, denn in der letzten Produktion agierten ausschließlich Damen.
    Und da hervorragende Choreografen nicht 2 Wochen Zeit erübrigen können, um in Stuttgart mit den Tänzern ihre Stücke einzuüben, reisten die Tänzer zu den Choreografen. Sie fuhren nach Portugal, Italien, Holland …
    Herausgekommen ist ein abwechslungsreiches Programm, das die Klammer „Duo = 2 Personen“ zusammen hält.

    Deep Down – Mauro Bigonzetti

    Deep Down - Mauro Bigonzetti
    (c) Regina Brocke


    Deep Down von Mauro Bigonzetti erinnert am meisten an Pas de deux. Sie tanzen als Paar zusammen, jedoch nicht zu klassischer Musik. Ihr Klangkörper besteht aus Wasserrauschen, mal lauter, mal leise, mal wie ein Sog.

    Scratch – Rui Horta

    Scratch - Rui Horta
    (c) Regina Brocke


    Sie hängen am langen Kabeln, der aus ihren schwarzen Anzügen zu einem
    Lautsprecher führt. Daraus kommt ein Knacken wie aus alten Volksempfängern. Genau so abgehackt sind ihre Bewegungen. Sie tanzen allein, kommen nur ab und an zusammen. Obwohl sich ihre Kabeln bisweilen verheddern, finden sie immer wieder auseinander und zusammen. Mit steigender Lautstärke geraten sie bei Knackgeräuschen fast in Ekstase – fast.

    Honigsaft – Barak Marschall

    Honigsaft - Barak Marshall
    (c) Regina Brocke


    Eine Frau und ein Mann, offensichtlich ein Paar. Sie sitzen nebeneinander und streiten lauthals. Das setzt sich in Bewegung fort.
    In rasender Geschwindigkeit tanzen sie einen Ländler. Das geht für ein paar Takte gut und gleichmäßig. Dann kommen sie aus dem gemeinsamen Takt. Er oder Sie tritt daneben und beide entwickeln ein ebenso rasantes Eigenleben. Jeder tanzt für sich allein, bis sie sich wieder auf der Bank treffen und sich angiften. So geht es munter in verschiedenen Variationen. Am Schluss siegt die Frau, die ihren Partner mit einem gezielten Schlag außer Gefecht setzt.

    Prima – Richard Siegal

    Prima - Richard Siegal
    (c) Regina Brocke

    Swing, Dixieland, Benny Goodman: Sing, Sing, Sing – genau wie in Tanzfilmen. Sie wirbeln über die Bühne genau wie die Tanzfiguren der 50er Jahre, allerdings mit Spitzenschuhen – eine wundervolle Kombination, einfach atemberaubend.

    Julia – Nacho Duato

    Julia - Nacho Duato
    (c) Regina Brocke


    2 Tänzerinnen gestalten Bilder über Bilder, die im Gedächtnis bleiben. Sie stehen dicht hintereinander, mit dem Gesicht zum Zuschauer. Rechte Hand der Vorderen greift an den Kopf der Hinteren, linke Hand der Hinteren greift an den Kopf der vorderen Tänzerin. Man sieht 1 Person, die sich an den Kopf greift. Neigen sie den Kopf nach außen, so entsteht 1 Person mit 2 Köpfen.
    Und schon klickt mein innerer Bildspeicher, der dieses Bild jederzeit abrufen kann.

    .

    The Heart – Marco Goecke

    The Heart - Marco Goecke
    (c) Regina Brocke


    Marco Goeckes Solostücke sind schon schwer zu ertragen. Sie zeichnen sich aus durch epileptisches Zucken, hektische Bewegungen von Menschen, die sich im psychischen Ausnahmezustand befinden.
    Wenn aber 2 Personen synchron trippeln, von der Bühne herunterspringen, wieder hochhopsen, sich schütteln, Arme und Beine bewegen wie durch Stromschläge ausgepeitscht, dann fragt sich die unbedarfte Zuschauerin, wo hier die Grenze ist.
    Choreograf Goecke äußerte sich im Vorspann mit dem Satz: „Man sagt ja, Drei ist einer zu viel. Meiner Erfahrung nach würde ich sagen: Zwei ist einer zu viel.“
    Dem ist nicht hinzuzufügen.

    Ballettkompanie Gauthier Dance: „Deuces“, Theaterhaus Stuttgart, 17. März 2019

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  • ♫ Ballett: Grande Dames bei Gauthier Dance

    ♫ Ballett: Grande Dames bei Gauthier Dance

    Theaterhaus Stuttgart: Zwei Ballett-Uraufführungen von Frauen, zwei von Männern choreografiert, jedoch von großen Choreografinnen2b83939fb9e846728ca5939544c4f138 inspiriert. Das Verhältnis steht also 4 Frauen : 2 Männern.

    • Helena Waldmann lässt die Pferde tanzen → We love horses
    • Virginie Brunelle thematisiert Beziehungsprobleme nach dem Rhythmus des Herzschlags → Beating
    • Marco Goecke zeigt die Qual eines verklemmten Mannes vor einer Beziehung, die noch in den Startlöchern wartet → Infant Spirit
    • Eric Gauthier und Andonis Foniadakis stellen die Tänzer unter Hochspannung → Electric Life

    We love horses: Getanzte Sozialkritik für UmdieEckeDenker.

    „Wir lieben Pferde“ betitelt die Tanzregisseurin Helena Waldmann ihre originelle Sozialkritik. Wir lieben Dressur, wäre der treffendere Titel. In diesem Stück geht es um Abrichtung, mit Peitsche und allem pipapo.
    Ausgestattet wie Zirkuspferde strecken die Tänzer ihre umgeschnallten prallen Hinterbacken gern dem Publikum entgegen. Den Kopf ziert eine lange Fasanenfeder, die bei jeder Bewegung zittert. Sie galoppieren auf der Stelle, dass die Gesäßhälften nur so wackeln.

    Dazwischen kommen einige Runden Dressur. Pferde preschen auf Befehl vor und zurück, drehen sich eifrig um die eigene Achse, sogar mit einem oben stehenden akrobatischen Reiter. In der Halbzeit wird gewechselt. Die Pferde werden zu Reitern und befehlen die einzelnen Kunststücke. Ross und Reiter werden brutal korrigiert vom Kontrollpferd, das mit einem langen Stock die Haltung reguliert. Die Peitsche des Oberpferdes schwebt über allem.
    Helena Waldmann betrachtet es als Gleichnis für unser Bestreben, sich sämtlichen Gesetzen zu unterwerfen. Wir lieben es, uns von anderen herumkommandieren zu lassen. Wir lieben es, andere an die Kandare zu nehmen. Wir lehnen uns nicht gegen die Peitsche auf, die uns zu weiteren Taten anspornt. Getanztes politisches Statement zum Thema Verordnungen und Gesetze.

    Beating: Virginie Brunelle thematisiert Beziehungsprobleme, getanzt nach dem Rhythmus des Herzschlags.

    Einseitige Kontaktaufnahme über die Bühnenbreite. Einer macht sich bemerkbar, der andere ignoriert ihn, obwohl er lacht und lockt. Er schlägt Purzelbäume, zeigt ein Gorilla-ähnliches Imponiergehabe, fuchtelt mit den Armen, dreht sich wie wild, umarmt mehrmals seinen Angebeteten und rutscht jedesmal erschöpft auf den Boden. Der andere scheint ihn nicht zu bemerken.

    Zwei Menschen nähern sich einander. Frauen schmeißen sich an Männer, Männer schmeißen sich an Frauen, Paare kommen zusammen und trennen sich abrupt, dass nur noch fliegende Beine zu sehen sind. Ein Annäherungsversuch folgt dem anderen. Sie kommen und trennen sich im Rhythmus des Herzschlags.

    Infant Spirit: Solostück von Marco Goecke, inspiriert von Pina Bausch.

    Verzweiflung bis Selbstzweifel sind die großen Themen der legendären Choreografin Pina Bausch. Marco Goecke schickt einen übernervösen Tänzer auf die Bühne, der sich in Goecke-Manier selbst unter Druck setzt. Er zittert an den Fingern, an den Armen und Beinen. Er umarmt sich und tanzt wirbelnd über die Bühne. Fast am Schluss lässt er die Augen sprechen, dass man Angst bekommt, das Weiße fällt heraus. Im letzten Takt wird seine Nervosität aufgelöst. Er holt eine Blume heraus und steckt sie sich ans Revers – glückselig lächelnd. Es ist also nichts weiter als ein ganz normales Verliebtsein. Er wartet auf das erste Rendezvous und spielt sämtliche Möglichkeiten durch – von inniger Umarmung bis zum Abgewiesen werden.

    Electric Life – die mit den Leuchtstangen tanzen.

    Überlaute elektronische Musik mit ständig unter Strom stehenden Tänzern widmen Eric Gauthier und Andonis Foniadakis der kanadischen Tänzerin Louise Lecavalier.
    Bis heute wirkt der Eindruck nach, den sie bei dem jungen Ballettschüler Eric Gauthier hinterlassen hat. Louise Lecavalier revolutionierte den Tanz, statt elegant auf Spitzen, begeistert sie mit kräftigen Sprüngen. Besonders hat dem jungen Ballettschüler gefallen, dass sie Männer stemmen kann. Sie dreht sich nicht senkrecht, sondern waagerecht.

    Der Tanz auf der Theaterhaus-Bühne passt zum Beat. Elektrisiertes Leben – wild, aufgestachelt, mit fliegenden Haaren, ekstatisch. Abgehackte Bewegungen, laute Musik, Wirbel auf der Bühne.
    Sie tanzen mit den Leuchtstangen, bilden Formationen. Gitter lösen sich zu Sternen auf. Wenn die Leuchtstangen flackern, zittern die Tänzer. Discotanz in Reinkultur. Discotanz, von dem normale Discobesucher nur träumen.

    Beat in voller Lautstärke bestimmt den akustischen Teil das Abends.

    Für Beat-Rock-oder-wie-immer-es-heißen-mag-Banausen klingt jedes Musikstück gleich – nämlich geräuschvoll. Wer Ballett liebt, aber nicht die wummernden Bässe, hat mit Ohrenschützern mehr von der exzellenten Aufführung.

     

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  • ♫ Ballett-Tipp: The Gift mit Eric Gauthier – Gabe oder was?

    ♫ Ballett-Tipp: The Gift mit Eric Gauthier – Gabe oder was?

    Eric Gauthier tanzt, singt, erzählt über eine Stunde lang solo auf der Bühne – vom Kameramann einmal abgesehen. Itzik Galili schneidert ihm die Choreographie nach Maß. Die einzelnen Nummern gehen ineinander über. Sie rollen herum wie die Giftfässerchen, die dem Stück den Namen geben.

    Gleich am Anfang tanzt er sich aus der ersten Zuschauerreihe auf die Bühne vor.

    Für die Zuschauer ist er von hinten zu sehen.

    Bühnenfoto The gift Fotos: Regina Brocke

    Super ist die Idee mit der Kamera, die – im Gegensatz zu anderen Inszenierung – überhaupt nicht stört. Im Gegenteil. Ein Kameramann filmt ihn von vorn. Genau so ist er auf der Leinwand zu sehen, die ein Drittel der Bühne einnimmt. In Wirklichkeit auf dem Boden ist er von hinten, auf der Leinwand von vorn zu sehen. Die Bewegungen verlaufen jeweils spiegelverkehrt. Breitet er die Arme nach rechts aus, sind sie auf der Leinwand nach links zu sehen.

    Abwechslungsreich wird es, wenn er im rechten Winkel gefilmt wird.

    Bühnenfoto1 Ballett "The gift" mit Eric Gauthier Fotos: Regina Brocke

    Quer über die Bühne verläuft ein Lichtband, auf dem er tanzt, während die Kamera an einem Ende auf einer Stelle platziert ist. Oben – auf der Leinwand – tanzt Eric Gauthier sich in die Nähe oder in die Ferne, unten – auf der Bühne – von einem Bühnenrand zum anderen.
    Durch die doppelt gemoppelten Bewegungen entsteht ein Gefühl von mehreren Tänzern, die ständig auf der gesamten Bühne von A nach B kommen und gehen.

    Einmal den Prinzen im Dornröschen tanzen.

    Er genießt es sichtbar, zu tanzen und dabei das Publikum mit Anekdoten aus seinem Leben zu unterhalten. Dabei lässt er sein ganzes Berufsleben Revue passieren – als Sänger einer Band; als Moderator und als Animateur, der die Leute für den Tanz begeistert; als klassischer Ballettänzer.
    Einige Rollen hat er sich als Tänzer im Ballett Stuttgart immer gewünscht, durfte sie jedoch nie auf der Bühne spielen. Das holt er jetzt – wo er sein eigener Herr ist – nach.

    Bühnenfoto2 Ballett "The gift" mit Eric Gauthier Fotos: Regina Brocke
    Der Prinz im Dornröschen gehört zu seinen Traumrollen. Schon allein der Gedanke an das Drumherum bringt ihn ins Schwärmen. Weiß gekleidet, mit Glitzer an den Ärmeln, eine gestylte Frisur, das gespannte Publikum. Natürlich lässt der Prinz es warten, um die Spannung zu erhöhen.
    Nach geziemender Frist hinter der Bühne erfolgt ein klassischer Tanz – endlich auf der Bühne und vor Publikum, das begeistert applaudiert.
    Er beherrscht ihn noch, den klassischen Tanz.

    Beschwingt vom Applaus des Publikums macht er sich auf dem Weg in die Garderobe, gefolgt von der Kamera.
    Kaum angekommen, schwärmt er beglückt seinem Spiegelbild vor, wie super er doch auftritt und wie schön er sein Publikum unterhalten hat.
    Sein Spiegelbild lässt sich von seiner Selbstbeweihräucherung nicht beeindrucken: „Nichts von dem, was du erreichen wolltest, hast du geschafft.“ Es folgt eine Moralpredigt, die ihn auf den Boden zurückbringt. Das nagt am Selbstbewußtsein des Künstlers.
    Sein Publikum sieht das erwartungsgemäß anders und applaudiert im Stehen.
    Eric Gauthier weiß sein Publikum zu unterhalten.

    Ob es, wie angekündigt, seine Abschiedsvorstellung ist, weiß keiner so recht – vielleicht eine vorläufige Testversion.


     

    Eric Gauthier: The Gift

    Ein Solotanzstück getanzt von Eric Gauthier
    Uraufführung 21.03.18
    Choreographie: Itzik Galili

     


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  • ❢ Demnächst auf 8ung.info: The Gift – Abschiedsballett

    ❢ Demnächst auf 8ung.info: The Gift – Abschiedsballett

    „The Gift“ heißt die Abschiedsvorstellung des Tänzers Eric Gauthier. Der Tänzer Eric Gauthier geht von der Bühne ab. Von seinen verschiedenen Tätigkeiten gibt er eines ab. Er bleibt als Intendant von „Gauthier Dance“.

    Die frei werdende Zeit möchte er mit seiner Familie und seinen drei Kindern verbringen. Eine weise Entscheidung, die jeder Familienmensch versteht. Viele Eltern bemerken erst im Rückblick, wie schnell die Zeit mit den Kindern vergeht. Und leider lässt sich die verstrichene Zeit nicht mehr zurückdrehen.

    „The gift = Geschenk“ oder einfach das Gift?

     

    Beim Anblick der Probenfotos ist nicht genau klar, ob die englische oder die deutsche Fassung von „Gift“ gemeint ist.

     

    Und was sagt die Presseeinladung dazu?

    „… für Itzik Galili und Eric Gauthier beginnt nun der Endspurt. Und schon jetzt lässt sich sagen: Die gemeinsame Probenzeit seit vergangenem Herbst hat The Gift zu einem selten eindringlichen Solo gemacht. Im Laufe dieser (Selbst-)Erkundung haben sich die beiden vielen Fragen gestellt: Was bedeutet es für einen Künstler auf der Bühne zu stehen und nicht nur seine Werke sprechen zu lassen? Wie formt dieses öffentliche Ich den Charakter und umgekehrt? Und wie wird der Abschied von seinem alten Leben Gauthier verändern? Die Antworten darauf sind sehr persönlich ausgefallen. Gauthier und Galili sind entsprechend gespannt auf die Begegnung mit dem Publikum …“

    Wie sind gespannt!

     

    Demnächst auf 8ung.info:

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  • ♫ Ballett-Tipp: Rosa Stunde mit Bullshit im Theaterhaus Stuttgart

    ♫ Ballett-Tipp: Rosa Stunde mit Bullshit im Theaterhaus Stuttgart

    Um was geht’s in dem Ballett? „Die Bühne ist rosa, die Kostüme sind rosa, die Frauen sind Männer und die Männer sind Frauen und das Stück heißt Bullshit.“
    Mit diesen Worten brachte der Choreograph46e61ea7f5034092a00b5f26a5f0622e Nadav Zelner sein erstes abendfüllendes Stück auf den Punkt. Besser geht’s nicht! Eric Gauthier, der dieses Ballett für „Gauthier Dance“ in Auftrag geben wollte, brauchte einige Tage Bedenkzeit, bevor er zusagte.

    Kurze Szenen, rasantes Tempo, witzige Einfälle.

    Nadav Zelner produzierte bisher kurze Videoclips von drei Minuten Länge, die er auf Youtube hochlädt. Was Tausende von Abonnenten auf Ihre Rechner laden, können jeweils 400 Ballettbegeisterte live im Theaterhaus Stuttgart erleben, denn Nadav Zelner ist sich treu geblieben. Sein einstündiges Ballett unterteilt sich in kurze Szenen, die in rasantem Tempo über die Bühne gehen. Ausgesprochen abwechslungsreich, denn die Übergänge sind fließend.

    Mal ist die ganze Kompanie auf der Bühne, mal Solisten, mal nur Tänzerinnen oder Tänzer, mal gemischt – pro Szene mindestens ein lustiger Einfall. Zum Glucksen, wenn die Tänzer dem Publikum ihre rosa Fußsohlen entgegen strecken. Oder wenn ein Menschenhaufen – einem gordischen Knoten gleich – im Takt die Köpfe mit den schwarzen Pomadefrisuren hebt.

    Von Afrika inspiriert mit original afrikanischer Musik.

    Schlaginstrumente bestimmen die Musik. Gleich zu Beginn ein Kreistanz, wie er bei Stammesfesten üblich sein könnte. Hier kommt die ganze Bandbreite zusammen. Wildes Durcheinander mit Affengebärden, rhythmisches Stampfen eines traditionellen Tanzes, Elemente von Modern Dance bis hin zum klassischen Ballett. In rasantem Tempo geht fließend alles ineinander über. Sie torkeln durch den Fahnenwald der Bühne, stehen einige Sekunden später in einer akkuraten Formation wie im Schwanensee und lassen rosa gefärbte Hände und Finger im Takt der Musik tanzen.

    Choreographie, Musik, Tänzer, Kostüme, Bühne, Licht – hier kommt zusammen, was theoretisch nicht zusammen gehört.

    Auf den ersten Blick betrachtet, sehen alle Kostüme (Maor Zabar) gleich aus, nämlich ein ärmelloses Oberteil und eine kurze Hose.

    Gut bis in die letzte Reihe zu sehen ist der offene Hosenschlitz mit einem daraus hängenden männlichem Geschlechtsmerkmal, vom Kostümbildner „Schamschutz“ genannt. Passend, wenn mit dem rosa Behälter der Titel „Bullshit“ gemeint sein sollte. Diese ordinäre Betonung der Männlichkeit wird abgemildert durch die Farbe Rosa, die allgemein als weiblich gilt. Weiterhin fällt auf, dass jede Tänzerin und jeder Tänzer ganz individuell gekleidet ist. Die Hosen sind unterschiedlich lang, die Oberteile mal mit Rüschen, verknotet, bemalt…
    Die Bühne (Netta Dror) besteht aus dicht an dicht hängenden Stoffstreifen in unterschiedlichen Längen, Breiten und Rosatönen. Sie verändern den Raum durch sanftes Herumwehen oder wirbeln durcheinander. Durch farbiges Licht (Avi Yona Bueno) wirken sie blass, altrosa, lachsrosa, pink, lila bis hin zu violett. Das gilt auch für die Kostüme. Rosa hält als Klammer alles zusammen – selbst die afrikanische Musik passt sich an – insgesamt fast ein Gesamtkunstwerk. Ein Wermutstropfen bleibt die kopfschmerzfördernde Lautstärke der Musik, die von oben, unten, vorn und hinten auf die Zuschauer niederdröhnt. Wie formvollendet wäre es, hier ein afrikanisches Ensemble am Bühnenrand zu hören und zu sehen – meinetwegen in Rosa.

    Eine Stunde Ballett – 15 Minuten Beifall.

    Nach dem letzten Schritt tost der Beifall, teils mit Füßetrappeln. Irgendwann steht das Publikum applaudierend da und zeigt Tänzern, Choreographen, Bühnenbildnerin und Lichtdesigner ohne Worte, dass es ihnen gefallen hat.
    Sollte Beifall wirklich das Brot des Künstlers sein, sind die Akteure satt geworden.

     

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: BULLSHIT

    Uraufführung 20.02.2018

    Choreograph: Nadav Zelner
    Licht: Avi Yona Bueno
    Bühnenbild: Netta Dror
    Kostüme: Maor Zabar
    Musik: Soweto Gospel Choir, Samite of Uganda, John Powell, Yared Negu, Ayub Ogada, Miriam Makeba u.a.
    Künstlerische Koordination Bühne und Kostüme: Gudrun Schretzmeier
    Technische Produktionsleitung: Mario Daszenies
    Produktionsleitung: Alexandra Brenk
    Tanz: Garazi Perez Oloriz, Anna Süheyla Harms, Rosario Guerra, Anneleen Dedroog, Sandra Bourdais, Maurus Gauthier, Luke Prunty, Alessio Marchini, David Rodríguez, Alessandra La Bella, Nora Brown, Francesca Ciaffoni, Jonathan dos Santos, Réginald Lefebvre, Barbara Melo Freire, Theophilus Veselý
    Eine Produktion von Theaterhaus Stuttgart



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