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♫ Inhalt / Handlung: Wozzeck – Oper mit Musik von Alban Berg

Wozzeck: Die Oper spielt an aufeinander folgenden Tagen zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Räumen – draußen wie drinnen. Häufiger Szenenwechsel in der Oper verführt Regisseure und Bühnenbildner zu fantasievollen Inszenierungen, siehe Videos.

Alban Berg komponierte die Oper in drei Akten nach dem Dramenfragment „Woyzeck“ von Georg Büchner.

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Erster Akt – Wozzeck bemüht sich, Geld für seine Familie zu verdienen

 Zimmer des Hauptmanns. Frühmorgens
Wozzeck rasiert den Hauptmann, der ihn zum langsamen Arbeiten mahnt. Ihm geht alles zu schnell. Außerdem stört ihn, dass Wozzeck zwar Frau und Kind hat, aber nicht verheiratet ist. Wozzeck gibt dafür finanzielle Gründe an, denn als armer Mann kann er sich keine Hochzeit leisten. Das rührt den Hauptmann so sehr, dass er sich sogar zu einem Trinkgeld herablässt.

Freies Feld. Spätnachmittags.
Wozzeck und sein Freund Andres arbeiten auf dem Feld. Wozzeck hört Stimmen, sieht Feuer und erleidet Todesängste. Andres erklärt es mit Wind und Tieren. Er singt lustige Lieder, schafft es aber nicht, Wozzeck zu beruhigen. Andres mag nicht zugeben, dass er ebenso viel Angst hat wie Wozzeck.

Mariens Stube. Abends.


Marie schaut auf die Soldaten, die vor ihrem Fenster vorbei marschieren. Besonders der schmucke Tambourmajor hat es ihr angetan. Das missfällt der Nachbarin. In deren Augen hat eine Frau mit einem Kind – aber ohne (Ehe)mann – keinen Anspruch darauf, von anderen Männern begehrt zu werden. Marie wendet sich ihrem Kind zu und singt ihm ein Schlaflied. Wozzeck kommt, erzählt ihr von seinen Erlebnissen im Feld und geht wieder fort, ohne das Kind angesehen zu haben. Marie hat das Gefühl, dass er Gespenster sieht und fürchtet sich vor ihm und vor der Zukunft.

Marie/Wozzeck, Act 1 Sc. 3 (Wiegenlied) mit Susanna Levonen NorrlandsOpera/SVT
Wozzeck

Studierstube des Doktors. Sonniger Nachmittag.
Der Doktor benutzt Wozzeck, um an ihm Experimente durchzuführen, die ihn die ihn in der Fachwelt unsterblich machen sollen. Er möchte in der Wissenschaft anerkannt werden. Wozzeck soll eine Zeit lang nur Bohnen essen, dann nur Schöpsenfleisch. Wozzeck wird nur deshalb so willig zum Versuchsobjekt, weil der Doktor ihn bezahlt. Für jedes Widernatürliche bekommt er eine Extraprämie. Als Wozzek dem Doktor von seine Ängsten, Stimmen und Feuer erzählt, gerät der Doktor außer sich vor Freude. Er entdeckt bei Wozzeck typische Symptome einer Geisteskrankheit.

Straße vor Mariens Tür. Abenddämmerung.
Marie bekommt Besuch vom Tambourmajor. Er ist genau das Gegenteil ihres farblosen Mannes, jung, sorglos, erotisch. Zwar wehrt sich Marie noch gegen die Annäherungsversuche des feurigen Liebhabers, dann aber sind ihre weiblichen Bedürfnisse größer als ihre Bedenken.

Zweiter Akt  – Marie und der Tambourmajor

Mariens Stube. Vormittag, Sonnenschein.
Marie bewundert immer wieder die glänzenden Ohrringe, die ihr der Tambourmajor geschenkt hat. Dabei schaut ihr das Kind zu, das immer wieder aufwacht. Das irritiert Marie. Sie bekämpft ihr schlechtes Gewissen, indem sie dem Kind Schauermärchen erzählt. Als Wozzeck kommt, kann sie die Ohrringe nicht schnell genug verstecken. Wozzeck bemerkt den Schmuck und schöpft Verdacht. Er verschwindet aber gleich wieder, nachdem er Marie wie gewohnt seinen Sold und die Extraprämie vom Doktor in die Hand gezählt hat. Marie bleibt mit schlechtem Gewissen zurück.

Straße in der Stadt. Tag.
Der Hauptmann macht sich einen Spaß daraus, den Doktor aufzuhalten, der mal wieder zu einem Todeskandidaten gerufen wird. Der Doktor reagiert sauer. Er stellt dem Hauptmann auf Grund seines Aussehens eine Diagnose, die ihm in den nächsten vier Wochen bösartige Erkrankungen voraussagen. Jetzt vergeht dem Hauptmann der Spaß. Als Wozzeck kommt, haben beide ein anderes Opfer. Sie spielen auf Maries Untreue an. Langsam begreift Wozzeck den Zusammenhang mit den Ohrringen.

Straße vor Mariens Wohnungstür. Trüber Tag.
Wozzeck fragt Marie über den Tambourmajor aus. Marie antwortet nicht direkt, sondern verallgemeinert. Als Wozzeck mit erhobener Hand auf sie zugeht, sieht sie ihn mutig an: „Lieber ein Messer in den Leib, als eine Hand auf mich.“ Wozzek ist perplex – Marie nutzt diesen Überraschungseffekt  zum Abgang.

Wirtshausgarten. Spätabends.
Auf einem Fest tanzen Marie und der Tambourmajor, während Wozzeck abseits sitzt, die beiden anstarrt und sich betrinkt. Ebenfalls betrunken sind die Zecher um ihn herum, die immer tiefgründigere Gespräche führen wollen. Wozzeck sieht wieder Gespenster. Aus diesem Tief kann ihn auch sein Freund Andres nicht herauf holen. Lediglich der Narr versteht sich mit Wozzeck, dem er ein blutiges Ende voraussagt.

Wachstube in der Kaserne. Nachts.
Wozzeck liegt mit anderen Soldaten in der Kaserne im Schlafsaal. Immer wieder sieht er die vergangenen Bilder vor sich und dazwischen ein Messer und Blut. Der Tambourmajor kommt betrunken herein und prahlt damit, dass er mit einer Frau zusammen war für die „Zucht von Tambourmajors“. Er reizt Wozzek, bis der sich mit ihm prügelt. Nachdem er Wozzeck besiegt hat, geht er mit stolz erhobener Brust aus dem Schlafsaal. Wozzeck starrt vor sich hin.

Dritter Akt – Wozzecks Mord an Marie und die Folgen

Mariens Stube. Es ist Nacht.
Marie sitzt mit ihrem Kind in der Stube. Sie liest in der Bibel und schlägt die Stellen auf, in denen Jesus den Frauen vergibt. Ihr Kind weist sie abwechselnd ab und zieht es wieder zu sich heran. Sie leidet unter ihrem „Fehltritt“. Auch dass Wozzek sich tagelang nicht mehr blicken ließ, macht sie nervös.

Waldweg am Teich. Es dunkelt.
Wozzeck führt Marie zu einer Aussprache an den Teich. Marie wird es unheimlich, sie will nach Hause. Wozzeck holt ein Messer heraus und ersticht Marie.

Eine Schenke. Nacht.
Wozzeck findet im Wirtshaus einen Platz, an dem er sich volllaufen lässt. In diesem Zustand bändelt er mit Margret an, die aber sofort erkennt, dass Blut an seinen Händen und Armen haftet. Alle anderen sehen es auch – Wozzeck flieht.

Waldweg am Teich. Mondnacht.

Wozzeck kehrt zum Teich zurück, sucht und findet das Messer, mit dem er Marie erstochen hat. Er versucht, sich zu waschen, geht immer weiter in den Teich hinein, denn er sieht sich im Blut schwimmen. Der Doktor und der Hauptmann kommen vorbei und hören ein Rufen und Stöhnen. Der Doktor stellt lediglich lakonisch fest, dass anscheinend gerade ein Mensch stirbt. Da es sie nichts angeht, setzen sie ihren Spaziergang fort.

Vor Mariens Haustür. Heller Morgen. Sonnenschein. 
Der Sohn von Wozzeck und Marie spielt mit Kindern auf der Straße. Andere Kinder kommen hinzu und erzählen ihm, dass seine Mutter tot am Teich liegt. Die neugierigen Kinder rennen fort, um sich die Leiche anzuschauen. Wozzecks Sohn bleibt allein zurück.

Wozzeck von Alban Berg

Das Libretto entstand nach dem Dramenfragment „Woyzeck“ von Georg Büchner. Ein historischer Stoff, denn die Handlung spielt in einer Garnisonsstadt um 1820, also hundert Jahre, bevor Alban Berg die Oper komponierte. Die Uraufführung fand am 14. Dezember 1925 in Berlin unter Erich Kleiber statt.

Personen und ihre Stimmen:
Wozzeck, Bariton
Marie, Sopran
Mariens Knabe, Knabensopran
Hauptmann, Tenor
Doktor, Bass
Tambourmajor, Tenor
Andres, Tenor
Margret, Alt
1. Handwerksbursche, Bass
2. Handwerksbursche, Bariton
Narr, Tenor
Ein Soldat, Bariton
Soldaten, Burschen, Mägde, Dirnen, Kinder



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♫ Oper Stuttgart: „Wozzek“ von Alban Berg – Drama im Schützenhaus

Beeindruckend sind in dieser Opernaufführung die Hauptdarsteller, die nicht nur hervorragend singen, sondern auch als Schauspieler brillieren. Sie verleihen ihren Rollen die Charaktere, siehe -> ♫ Inhalt / Handlung: Wozzeck – Oper mit Musik von Alban Berg

Wozzek

Allen voran Claudio Otelli als Wozzek, der Putzlumpen für alle und jeden. Er bemüht sich, Marie und seinem Sohn ein treusorgender Mann und Vater zu sein. Um an Geld zu kommen, mit dem er seine Familie versorgen kann, nimmt er einiges auf sich. Er lässt sich vom Hauptmann hin und her jagen und verspotten. Er lässt fragwürdige Experimente vom Doktor durchführen, obwohl er selbst merkt, dass er seiner Gesundheit schadet. Er legt sich mit dem Tambourmajor an und unterliegt. Er ersticht Marie in seinem Wahn, dreht durch, tanzt mit dem Narr. Er steigert sich immer mehr in den Wahnsinn hinein, bis er sich schließlich ertränkt – in der Regentonne neben dem Müllcontainer, in dem er Marie entsorgt hat.

Marie

Frances Pappas agiert als die ideale Besetzung für seine Fast-Ehefrau Marie. Nicht nur von ihrer Stimme her, sondern auch von ihrem Alter erweist sie sich als glaubwürdig. Sie wandelt sich von der liebenden Mutter zur reuevollen Ehebrecherin. Sie leidet, wenn Wozzek kommt, wirres Zeug redet und nicht einmal seinen Sohn beachtet. Deshalb fühlt sie sich geschmeichelt, dass ausgerechnet der von Frauen umschwärmte Tambourmajor sie auswählt. Zwar stößt sie die grobschlächtige Art seiner Werbung ab, aber sie fühlt sich jung, attraktiv, sexuellen Reizen aufgeschlossen und möchte geliebt werden. Ihren „Fehltritt“ bereut sie, ist fahrig und nervös ihrem Sohn gegenüber, aber ihre Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung ihrer weiblichen Reize ist stärker als die Solidarität gegenüber Wozzek, dem Verlierer. Der Zwiespalt, in dem sie sich befindet, existiert greifbar für die Zuschauer.

Hauptmann

Gerhard Siegel als Hauptmann ist kein Phlegma, im Gegenteil – er ist ein Choleriker. Wie ein Rumpelstilzchen springt er herum, regt sich auf, dass alles so schnell geht. Er verkörpert den perfekten Hypochonder, wenn der Doktor ihm aufzählt, was ihm alles in den nächsten vier Wochen an Krankheiten widerfahren wird.

Narr als Todesengel

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Beeindruckend wie immer der Sänger-Darsteller Heinz Görig – der Narr als Todesengel. Als Transvestit mit langem, schwarzen Kleid und schwarzer Schleppe treibt er sich in Wozzeks Nähe herum. Er beobachtet ihn genau, steckt ihm das Messer zu, mit dem Wozzek Marie ermordet. Wozzeks vom Wahnsinn gezeichneter Auftritt nach dem Mord an Marie begleitet der Narr als Spiegelbild. Später legt er auf der menschenleeren Bühne einen Freudentanz hin, ganz in sich versunken.

Der Doktor

Der stimmgewaltige Roland Bracht besticht als größenwahnsinniger  Doktor, der seine Experimente durchzieht, um einmal berühmt zu werden. Seine Versuchsreihen führt er wissenschaftlich durch als Gott in Weiß, dokumentiert alles und bezahlt Wozzek, um später gut dazustehen.

Tambourmajor

Daniel Brenna als Tambourmajor gehört mit einer immensen Bierwampe zu den Kerlen, die in gewissen Kreisen als „gestandene Mannsbilder“ gut ankommen. Er verkörpert den brutalen Frauenheld, der jedes ihm über den Weg laufende weibliche Wesen demütiget. Sein Triumph Wozzek gegenüber gehört zu seinen gepflegten Männlichkeitsritualen.

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Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme

Wozzek ist vom Inhalt her ein derbes Stück – von Andrea Moses derb inszeniert. Es spielt nicht in einer Kaserne vor 200 Jahren, sondern in einem Schützenhaus der Jetztzeit, in dem schießbegeisterte Männer ihren Heldenmut pflegen. Die Kette, die dem Hauptmann über die stolz geschwellte Brust hängt, betont seine wichtige Funktion. Wahrscheinlich war er einmal Schützenkönig. Wozzek versklavt sich als Hausmeister, vom Gewehr putzen bis zum Spind säubern. Marie jobbt hinter dem Ausschank.

Als Drehbühne funktioniert das Bühnenbild von Christian Wiehle – Schützenhaus innen mit Schießstand; Einbauküche mit Ausschank; außen ein steriler Klinkerbau mit Kunststofffenstern und Baumarkt-Haustür. Hinter dem Haus ein Müllcontainer, in dem Wozzek Marie hineinschmeißt – die Beine schauen oben heraus. Er selbst ertränkt sich blubbernd in der Regentonne daneben – ordentlich, keinen Dreck hinterlassend.

Wozzek von Alban Berg an der Oper Stuttgart

Musikalische Leitung: Michael Schønwandt
Regie: Andrea Moses
Bühne und Kostüme: Christian Wiehle
Licht: Reinhard Traub
Chor: Johannes Knecht
Dramaturgie: Thomas Wieck

Fotos A.T. Schaefer

Besetzung am 17.05.2012
Wozzeck: Claudio Otelli
Tambourmajor: Daniel Brenna
Andres: Gergely Németi
Hauptmann: Gerhard Siegel
Doktor: Roland Bracht
1. Handwerksbursche: Mark Munkittrick
2. Handwerksbursche: Kai Preußker
Narr: Heinz Göhrig
Marie: Frances Pappas
Margret: Tina Hörhold
Maries Knabe: Jan-Christof Tomerl
Mit: Kinderchor der Oper Stuttgart, Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart

Wozzeck:

  • Die Oper spielt an aufeinander folgenden Tagen zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Räumen – draußen wie drinnen. Inhalt, Häufiger Szenenwechsel in der Oper verführt Regisseure und Bühnenbildner zu fantasievollen Inszenierungen. Video und Rezension Inszenierung. ♫ Inhalt / Handlung: Wozzeck – Oper mit Musik von Alban Berg
  • Beeindruckend sind in dieser Opernaufführung die Hauptdarsteller, die nicht nur hervorragend singen, sondern auch als Schauspieler brillieren. Sie verleihen ihren Rollen die Charaktere, siehe -> ♫ Inhalt / Handlung: Wozzeck – Oper mit Musik von Alban Berg Allen voran Claudio Otelli als Wozzek, der Putzlumpen für alle und jeden. Er bemüht sich, Marie und seinem […]