Kategorie: Frau im Buch

Bücher von und über Frauen

  • ✒ Klassiker-Buchtipp: „Die Wildgans“ von Mori Ogai

    ✒ Klassiker-Buchtipp: „Die Wildgans“ von Mori Ogai

    Ein Buch „Die Wildgans“ von Mori Ogai aus der Reihe „Manesse Bibliothek der Weltliteratur“ vermittelt schon vom Äußeren das Gefühl, etwas Wertvolles in den Händen zu halten.

    Traditionelle Buchbinder- Handwerkskunst.

    Obwohl es kleinformatig ist und in die Handtasche oder Hosentasche passt, ist es kein Buch für die S-Bahn. 88d19ccf678a4747b1394cccc666a5f5cover Wildgans
    Ein in graues Leinen gebundenes Buch, auf der Vorderseite das Manesse-Emblem eingraviert, das die Leser nach jedem Aufschlagen in den Fingern spüren. In Goldprägung steht der Titel auf dem Buchrücken. Golden glänzt ebenfalls das praktische Lesebändchen. Gedruckt ist das Buch auf leicht ockergelb getöntem Papier – lesefreundlich.
    Schon die äußere Verpackung mit dem schlichten, glänzenden Schutzumschlag signalisiert, dass auch der Inhalt wertvoll sein muss.
    Manesse verlegt Werke der Weltliteratur, die teilweise noch mit der Feder geschrieben wurden. Diese Romane finden ihre Leser bis zum heutigen Tage.

    „Die Wildgans“ von Mori Ogai gehört in Japan zur beginnenden Moderne.

    Dabei wurde der Roman schon 1912 geschrieben. Die Handlung in Mori Ogais Roman spielt noch circa ein halbes Jahrhundert vorher – also in der „guten, alten Zeit“, als der Schriftsteller noch jung war. Es zeigt sich darin, dass er vieles ausführlich erklärt, was natürlich auch den heutigen Lesern zugute kommt. So erfahren die Leserinnen, welchen Stellenwert die Zweitfrauen früher hatten – nämlich einen sehr geringen. Sie erfahren auch etwas über das Leben der Studenten, aber dazu später. Außerdem erfahren sie, dass eine Frau erst kurz vor ihrer Hochzeit ihren zukünftigen Ehemann sieht. Vorher wurde alles mit der Heiratsvermittlerin besprochen, sowohl, was die finanzielle Seite angeht, als auch, was die Charaktereigenschaften des zukünftigen Ehemannes angeht. Natürlich kommen nur die guten Seiten ans Licht.

    Die Wahrheit über den Ehemann.

    Dass ihr Ehemann ein Wucherer ist, der von allen Berufen den unwürdigsten hat, erfährt Otama erst durch die abwertende Reaktion ihrer Umgebung. Ihr Ehemann hat ihr ein Haus eingerichtet, in dem er sie besucht, sooft es ihm passt. Leider kommt er allzu gern, denn seine Hauptfrau hat Wind von der Heirat bekommen und verjagt ihn durch ihre schlechte Laune und jammernde Vorwürfe.
    In der Zwischenzeit hat Otama, die schöne und junge Zweitfrau, sich in einen Studenten verliebt, der jeden Tag an ihrem Haus vorbeikommt. Er grüßt sie  ehrerbietig – im Gegensatz zu den Nachbarn. Der Student, ein junger Mann aus gutem Hause, lässt ebenfalls eine Liebe oder Zuneigung in sich aufkommen. Ebenso wie Otama verbringt er seine Zeit mit Tagträumen. Otama sieht ihre Chance gekommen, als sich ihr Ehemann für zwei Tage zu einer Geschäftsreise verabschiedet. Ihrem Dienstmädchen gibt sie frei, damit es seine Elten auf dem Lande besuchen darf.

    Dramatische Stunden am Schluss.

    Was in den folgenden Stunden passiert, schildert Mori Ogai derart ruhig und trotzdem dramatisch, dass die Leserin am Ende des Buches erst einmal ausatmet – mit den Gedanken in ferner Zeit und Welt.

    Gleich online bestellen:
    Die Wildgans von Mori Ogai
    Aus dem Japanischen von Fritz Vogelgsang
    Manesse Verlag
    ISBN-13: 978-3717522782

    Japan:

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  • ✒ Roman-Tipp: Elsa Ungeheuer von Astrid Rosenfeld

    ✒ Roman-Tipp: Elsa Ungeheuer von Astrid Rosenfeld

    In einem Dorfa310a2d525f94ec2b9b16078c32c642e in der Oberpfalz beginnt die Geschichte dreier Kinder. Karl und Lorenz haben gerade ihre Mutter verloren und Elsa tritt in ihr Leben.

    Ein Schmöker, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte.

    cover.elsa.ungeheuerElsa wird just zu dieser Zeit von ihrer Mutter, die mit ihrem neuen Freund auf eine Segeltour rund um die Welt geht, zu ihrem Vater abgeschoben. Dramatisch mit Höhen und Tiefen folgt die Fortsetzung zehn Jahre später.

    Karl und Lorenz verarbeiten gerade den Freitod ihrer psychisch labilen Mutter. Sie werden von einer alten Haushälterin versorgt und von einem übrig gebliebenen Fremdenzimmergast liebevoll – auf seine Weise – erzogen. Seine Gutenacht-Geschichten erzählt er den gespannt zuhörenden Kindern aus seinem Leben, das hauptsächlich aus erotischen Abenteuern bestand. Bebannt lauschen alle drei Kinder seinen Geschichten, obwohl sie nichts davon verstehen. Jeder malt sich in seiner Fantasie ein anderes Abenteuer dazu aus. Der Vater trauert um seine verstorbene Frau. Er lässt sie vor seinem geistigen Auge mit Hilfe von Hochprozentigem auferstehen.

    Elsa wird zu dieser Zeit von ihrer Mutter zum Vater gebracht.

    Elsas Mutter verschwand vor zehn Jahren aus ihrem Dorf in der Oberpfalz. Sie folgte mit Elsa im Gepäck einem durchreisenden Schweizer Millionär, der wegen einer Panne drei Tage in dem Gasthof ihrer Eltern verbringen musste. Jetzt liefert sie Elsa bei deren Erzeuger ab, weil sie mit ihrem Freund eine Weltreise unternehmen möchte – ohne Elsa. Elsas Vater – der Dorfschuldirektor – lebt mit seinem Bruder zusammen, einem Sportlehrer am Gymnasium. Beide fühlen sich mit Elsas Erziehung überfordert. Elsa trägt die Designer-Party-Klamotten ihrer Mutter auf, in die sie von der Figur her – mangels Rundungen – noch nicht hineinpasst. Karl verliebt sich unsterblich in Elsa, wird aber von ihr nicht ernst genommen. Wegen seiner korpulenten Figur nennt sie ihn Fetti – außerdem ist er ein paar Jahre jünger als sie. Lorenz und Elsa prügeln sich ständig, obwohl ein geheimes Band zwischen ihnen zu bestehen scheint.
    Die LeserInnen begleiten diese drei Kinder für ein paar Jahre, bis Elsa und Lorenz fast 15 Jahre alt sind. Der erste Teil des Buches endet mit Elsas Aufbruch nach Amerika.

    Spitzenabitur und Kokain.

    Zehn Jahre später rutscht Karl nach einem Spitzenabitur in die Kokainsucht ab, gefolgt von Lorenz, der sich als Maler profiliert hat. Zu spät erkennt Lorenz, dass er einer exzentrischen Kunstsammlerin als kleiner Spielball herhalten musste. Sie brauchte ihn nur, um ihrem Depotverwalter eins auszuwischen.
    Und Elsa? Fettis Besuch in Amerika verläuft anders als gedacht.

    Astrid Rosenfeld versteht es, skurrile Typen und Situationen so darzustellen, dass sie den Lesern ganz natürlich vorkommen. Spannend wäre noch eine Fortsetzung – zehn Jahre später. Was wird aus Elsa, Karl und Lorenz?
    Elsa ungeheuer von Astrid RosenfeldDiogenes

    Schmöker:
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  • ✒ Roman-Tipp: Die Deutschlehrerin von Judith W. Taschler

    ✒ Roman-Tipp: Die Deutschlehrerin von Judith W. Taschler

    Sie ist9ca03c6df6cd487da1ec766f468cdef1 zutiefst verletzt, weil er vor 15 Jahren einfach verschwunden ist, ohne Erklärung, ohne vorhergehenden Streit, ohne Abschiedsbrief. Er tut so, als sei er nur kurz zum Zigarettenholen gegangen. Was wird bei diesem Zusammentreffen gegeneinander aufgerechnet?

    Sie treffen sich nach 15 Jahren wieder – Zufall?

    cover.deutschlehrerinAls Mathilda vor 15 Jahren an einem ganz normalen Arbeitstag aus der Schule zurückkam, sah sie seinen Schlüssel auf dem Flurkästchen liegen. Sie ging irritiert durch die Wohnung, die zur Hälfte ausgeräumt war. Sein Schreibtisch, sein Bild von der Wand, seine Kleider waren verschwunden. Seine Schreibmaschine samt Papier. Nicht einmal ein Abschiedsbrief war übrig geblieben. 15 Jahre haben sie sich nicht mehr gesehen; 15 Jahre lang hatten sie davor zusammen gelebt. Er ist inzwischen ein bekannter Jugendschriftsteller, der bei einem Schreibwerkstatt-Programm „Schüler/in trifft Autor/in“ für eine Schule ausgelost wird, an der sie als Deutschlehrerin unterrichtet.

    Nachdem das Los auf den Schriftsteller und die Schule fällt, setzt der Mailverkehr ein zwischen den beiden. Xaver, der alles schon längst überwunden zu haben scheint – im Gegensatz zu Mathilda – möchte lieber von der Gegenwart als von der Vergangenheit sprechen. Mathilda aber will die Vergangenheit aufarbeiten. So erfahren die Leserinnen, welchen Schock sie zu verarbeiten hatte. 15 Jahre lang ermöglichte sie einem erfolglosen Schriftsteller ein finanziell sorgenfreies Leben. Sie las und begleitete kritisch seine Romane und machte Verbesserungsvorschläge. An seinem Durchbruch, einer Jugendbuch-Trilogie, war sie sogar maßgeblich als Coautorin beteiligt. Just in der Zeit, als Xaver kometenhaft in den Jugendbuch-Himmel aufstieg, verschwand er aus ihrem Leben. Aufgetaucht ist er in Publikumszeitschriften als Gatte einer reichen Hotelerbin. In einer TV-Promiserie wurde über ihr Leben auf einem Biobauernhof berichtet – rundum in freier Natur, zusammen mit ihrem Baby. Ein Baby, das sich Mathilda 15 Jahre lang sehnsüchtig von ihm gewünscht hat, sah sie im Fernsehen. Aber nicht mit ihr als Familie, sondern mit einer anderen Frau.
    Xaver möchte lieber von der Gegenwart reden, denn die Ehe ging schnell in die Brüche. Überschattet wurde sie, als der kleine Sohn entführt wurde und nie wieder auftauchte. Auch vermisste er den geistigen Austausch, wie er ihn von Mathilda kannte. Mit ihr besprach er seine Arbeiten, und sie dachten sich immer neue Geschichten aus. Mathilda war dabei meistens die Fantasievollere.
    Auch jetzt denkt sie sich Geschichten aus, die das Luftschlossgespenst von Xavers Rechtfertigungen durcheinander bringt. Sie kennt ihn zu gut, um nicht gleich an seiner Mimik und Gestik zu sehen, ob er die Wahrheit sagt oder nicht. Mit ihren Geschichten kitzelt sie ein grausiges Geheimnis aus ihm heraus.

    Judith W. Taschler lässt Mathilde ihre Geschichte in einem ruhigen Ton erzählen, bei dem den Leserinnen fast der Atem stockt. Richtig spannend wird es im letzten Drittel des Romans, um dann zum Schluss wieder abzusacken.
    Wer aber durchhält bis zum Schluss, sollte lieber Schnieftücher bereithalten. Traurig!

    Gleich online bestellen: Die Deutschlehrerin von Judith W. Taschler | Picus Verlag;

    Vergangenheit:

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  • ✍ Kurzgeschichten-Tipp: Früher war Weihnachten viel später

    ✍ Kurzgeschichten-Tipp: Früher war Weihnachten viel später

    cover: Früher war Weihnachten viel späterEinb847787230494e459cc4f4cb3d290be4 Buch voll hinterhältiger Weihnachtsgeschichten. Es soll Menschen geben, denen das Fest alles vergällt. Wie der polnischen Putzfrau, die extra eine Weihnachtsgans schlachtet, um sie ihrem (wie sie meint) einsamen Arbeitgeber und heimlichen Geliebten mitzubringen.
    Oder, die diesen Rummel nicht mögen wie Peter Ustinov. Er weicht nach Bangkok aus und erlebt, wie ihm und den anderen Gästen zu Ehren von den Einheimischen Weihnachtslieder vorgesungen werden. Es gibt aber auch Menschen, die Weihnachten so sehr mögen, dass sie damit ihre Umwelt im Sommer in Weihnachtsstimmung versetzen können – wie der alte Schauspieler, dem lediglich der Schnee fehlte. Zum Glück war das nicht sein Problem, sondern auf Versagen der Regie zurückzuführen.
    Wenn die einen feiern, bedeutet es für die andern meist Arbeit. Richtig anstrengend kann das für den Weihnachtsmann werden. Er hat mit seinen Ermahnungen die verpatzte Erziehungsarbeit der letzten 364 Tage nachzuholen. Meist bekommt er dafür ein Trinkgeld (von den Vätern). Nur einmal wollte eine Mutter noch zusätzlich Sex, was er dankend ablehnte, aber ihrem Mann eine gutaussehende Sekretärin wünschte. Nachdem er sich 14 x „Liebaguta Weihnaksmann, schaumirnich so böse an“ gehört hatte, war er nicht einmal mehr in der Lage, mit den anderen Weihnachtsmännern dieser Agentur anzustoßen.
    Richtig anstrengend kann Weihnachten aber auch für das Gewohnheitstier sein, das Georg Kreisler in Versform beschreibt. Wenn einer jeden Tag seinen Ablauf vom Aufstehen bis zum Schlafengehen klar nach der Uhr regelt, seine Wochentage genau unter seinen Vereinen und seiner Geliebten aufteilt, mehrmals im Jahr feste Termine in geraden und ungeraden Monaten wahrnimmt, für den kommt Weihnachten äußerst ungelegen, denn Weihnachten bringt den ganzen schönen Plan durcheinander.
    Zu Weihnachten brachte in den Fünfzigern gar eine Bemerkung eine ganze Siedlung im Ruhrgebiet in Aufruhr. Der blöden Erika entfuhr – weil sie nur prahlen wollte – dass ihr Onkel einen Fernseher besitzt. Das war in der Siedlung vollkommen neu. Als Vertrauensbruch wurde gewertet, dass er die Siedlung nicht teilhaben ließ – etwa durch Einladungen zu Weihnachten. Ein Siedler nach dem Anderen wurde unter einem Vorwand zu ihm geschickt. Als keiner mehr zurückkam – weil sie alle vor dem Fernseher saßen – setzte die Völkerwanderung ein. Das war zu viel für das kleine Wohnzimmer des Witwers, in dem sich alle vor dem Wunderapparat drängten. Nachdem die Wohnung mit dem umgekippten Weihnachtsbaum in Brand gesteckt und durch nachfolgende Löscharbeiten verwüstet wurde, zogen sie ab und kauften sich im Laufe der Jahre selbst so einen Kasten. Bloß der alte Witwer blieb bis ans Ende seines Lebens fernsehlos.

    Lauter hinterhältige Weihnachtsgeschichten, in Prosa und in Versform, sind in diesem Buch zusammengetragen. Neben den Gerne-Weihnachten-Feiernden gab es schon immer regelrechte Weihnachten-Verächter, wie Heinrich Heine (*1797) beweist. Zumindest regt dieses Buch zum Schmunzeln an, oder zum Nachdenken. Vielleicht ist es in der hektischen Zeit ein ruhender Pol zum Selbstlesen geeignet – besser noch, zum Vorlesen in Gesellschaft.

    Früher war Weihnachten viel später: Hinterhältige Weihnachtsgeschichten | Diogenes;

    Weihnachten:

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  • ✍ Buchtipp: Paare – Roman von Alison Lurie – kreuz und quer

    ✍ Buchtipp: Paare – Roman von Alison Lurie – kreuz und quer

    w.fuss1aWie wird man die eigene Ehefrau los, um für die Frau frei zu sein, die mit dem Mann verheiratet ist, der mit der eigenen Ehefrau ein Verhältnis hat?

    Jane nimmt, als Verwalterin eines Stipendiatenhauses, den riesigen Blumenstrauß für eine berühmte Schriftstellerin Delia Hull entgegen, die für ein Jahr in ihrem Haus logiert. Als sie an Delias Türe klopft, meint sie ein Stöhnen und Kichern im Zimmer zu hören, obwohl drinnen niemand auf ihr Anklopfen reagiert. Nach mehrmaligem Pochen tritt sie ein. Halb nackt und vollkommen ermattet liegt Delia auf dem Sofa, das extra wegen ihrer Migräneanfälle für sie aufgestellt wurde. Drum herum liegen verstreut Kleider, Hosen, Unterwäsche. Jane übersieht die braunen Herrensocken, die unter dem Vorhang hervor lugen – so lange, bis ihr Blick auf ein Kleidungsstück fällt, das sie eindeutig wiedererkennt. Mit einem Satz ist sie beim Fenster, reißt den Vorhang herunter und erblickt Alan, ihren kaum bekleideten Ehemann. In der gegenseitigen Schrecksekunde bricht Delia in einen Lachanfall aus. Eben noch leidend, kugelt sie sich wie nach einem guten Witz.

    Zwei Männer und zwei Frauen überdenken ihre Beziehung zueinander
    Jane ist wütend, aber nicht eifersüchtig, denn sie selbst fing mit Henry, Delias Ehemann, ein Verhältnis an. Davon ahnen die beiden nichts. Der Egomanin Delia wird das vollkommen egal sein. Sie braucht Henry nur noch als Sekretär für ihre Manuskripte – als Mann existiert er nicht mehr für sie. Henry kocht für sie, hält ihr den Rücken frei, erledigt den Haushalt. In Alan findet sie einen kreativen Bundesgenossen, nicht nur im Geiste. Sie regt ihn an zu neuen Ideen, die Jane nur mit Kopfschütteln verfolgt.
    Alan verkauft seine Werke über eine Galerie, die Delia ihm vermittelte, zu Preisen, über die er sich nur wundern kann. Er liebt Delia, weil er sich durch sie zu neuen, kreativen Höhenflügen aufschwingt. Seiner Frau Jane gegenüber hat Alan ein schlechtes Gewissen, denn ständig schikaniert er sie. Seit über einem Jahr kann er sich nur noch mit Schmerzen bewegen. Seine von Tag zu Tag schlechter werdende Laune lässt er an Jane aus. An ihr sieht er nur noch das Negative. Je länger die Krankheit anhält, umso widerlicher ist ihm Jane.
    Jane geht es ähnlich. Der sportliche, kreative Architekturprofessor, den sie sechzehn Jahre lang geliebt hat, verwandelte ich in einen aufgequollenen, schlecht gelaunten Stinkstiefel. Sie liebt Henry, der mit seiner berühmten Frau Delia ähnliche Probleme hat. Einst war er ein vielversprechender Lyriker. Jetzt kümmert er sich fast nur noch um seine Frau, die ihn und ihre Umwelt mit ihren Migräne-Attacken unter Kontrolle hält.

    Paare kreuzen sich
    Zwei Männer und zwei Frauen überbieten sich in dem verzweifelten Bemühen, den eigenen Ehepartner loszuwerden, ohne das Gesicht zu verlieren; keinen finanziellen Ausgleich bei der Trennung zahlen zu müssen und trotzdem bei ihren Mitmenschen gut dazustehen.

    Paare, von Alison Lurie (Autor), Renate Orth-Guttmann (Übersetzer), Preis: EUR 9,90 |  Diogenes;  (20. Mai 2010)

    Paare:

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  • ♀ Alle meine Schwestern – historischer Roman von Judith Lennox

    ♀ Alle meine Schwestern – historischer Roman von Judith Lennox

    w.maedchen.tanzAbwechslungsreiche93eca341403454a83f87a21c7bee5c8 beginnt das von Liebesleid und Liebesfreud geprägte Leben der vier Schwestern in England, von 1909 bis 1917, dem Umbruch im ersten Weltkrieg.

    Marianne, die Zweitälteste, ist zwar nicht so schön wie Iris, ihre ältere Schwester, trotzdem heiratet sie zuerst. Das verstößt gegen die Regel. Um sie wirbt ein begehrter Junggeselle – reich, unabhängig, ohne Familie. Diese Liebesheirat, im viktorianischen England um 1909 ungewöhnlich, soll nicht einmal ein Jahr währen. Für Marianne, danach eine Witwe von 23 Jahren, bricht eine Welt zusammen. Sie sehnt sich nach einem Kind, das sie in ihrer kurzen Ehe leider nicht bekam.
    Als ein reicher Plantagenbesitzer aus Ceylon, der in London eine Familiensache regelt, um ihre Hand anhält, sagt sie sofort zu. Obwohl sie ihn kaum kennt, folgt sie ihm nach Ceylon auf seine Plantage. Beide haben damit bekommen, was sie wollten. Marianne bekommt ein Kind von ihm, Lucas ihr Vermögen. Glücklich werden beide nicht in dieser Beziehung, denn Lucas entpuppt sich als aggressiver Psychopath. Marianne bleibt nur noch ein Ausweg…

    Die schöne Iris – älteste Schwester der Familie Maclise

    Iris gilt allgemein als die schönste, charmanteste Salondame. Ihr laufen die Männer hinterher. Viele Heiratsanträge hat sie schon abgelehnt, weil ihr keiner gut genug schien für ein ganzes Eheleben. Als sie sich ernsthaft in einen jungen Mann verliebt, meint sie leichtes Spiel zu haben. Fast im Scherz fragt sie ihn, ob er ihr einen Heiratsantrag machen wollte. Dass Ash freundlich ablehnt, hat sie tief getroffen. Damit hat sie, die alle Männer um den kleinen Finger wickeln kann, nicht gerechnet. Aus Angst, dass ihre „gute Zeit“ um ist, lernt sie einen Beruf. Viel Auswahl bleibt ihr nicht in ihrer Stellung als Fabrikantentochter. Sie entscheidet sich für den Beruf einer Krankenschwester, was im ersten Weltkrieg, der auch England in Mitleidenschaft gezogen hat, zu gefährlichen Einsätzen führen wird.
    Ash bedauert seine Ablehnung zutiefst. Als sie sich zufällig in London wieder treffen, versucht er, Iris seine Liebe zu gestehen. Erst will Iris sich keine Blöße geben, dann kommt Ash eine junge Frau dazwischen. So geht es einige Male hin und her, bis 1917 (Ende des Buches) der erste Weltkrieg seine Wunden schlägt.

    Eva,die Malerin – zweitjüngste Schwester

    Eva galt immer als die künstlerisch begabte. Sie bekommt Malunterricht bei einer Lehrerin, die sie als Feministin in die Frauenbewegung einführt. Eva kann den Ideen viel abgewinnen und erreicht durch ihr neues Selbstbewusstsein, dass ihr Vater einem Kunststudium zustimmt. Sie darf sogar in London studieren. Hier lernt sie einen Maler kennen, der ausdauernd um sie wirbt. Nachdem sie ihr ganzes Herzblut in diese Beziehung investiert, wendet er sich einer anderen zu, die er ebenso ausdauernd umwirbt.

    Eva kehrt bei Ausbruch des ersten Weltkriegs nach Hause zurück und arbeitet als rechte Hand ihres Vaters in der Fabrik, die sie bald auch allein leiten muss. Durch die erzwungenen „Meldungen von Freiwilligen zum Militär“ ist auch ihre große Liebe, die sie in ihrem heimatlichen Umkreis wiederfindet, gefährdet.

    Die kleine Schwester Clemency – das Nesthäckchen

    Clemency, die jüngste, gilt als die Schwester mit den wenigsten äußeren Reizen. Sie wird erst gar nicht in die Gesellschaft eingeführt, denn sie muss ihrer kränkelnden Mutter Gesellschaft leisten. Alle sehen es als selbstverständlich an, dass sie dafür ihre geliebte Schule verlässt. Es bleibt ihr keine Zeit für ein Privatleben, denn sie führt den Haushalt, pflegt ihre Mutter und die alte Großtante, hält Verbindung zwischen den Familienmitgliedern. Aber auch sie verliebt sich – natürlich unglücklich – in einen verheirateten Pianisten. Als dessen Frau stirbt, erkennt sie, dass er weder sie noch irgend jemand anderen lieben kann – nur sich selbst.
    Dass ausgerechnet die dicke, hässliche Clemency die Liebe ihres Lebens findet, könnte man als ausgleichende Gerechtigkeit bezeichnen. Leider findet diese Beziehung um 1917 keinerlei gesellschaftliche Anerkennung.

    Fazit: Ein Schmöker zum Träumen und mitleiden

    Judith Lennox schreibt über die Wechselwirkungen zwischen den Schwestern in der allgemeinen gesellschaftlichen und politischen Umbruchsituation. Der Roman ist hervorragend recherchiert und spannend geschrieben – unbedingt empfehlenswert.

    Alle meine Schwestern von Judith Lennox (Autor), Mechtild Sandberg (Übersetzer), Broschiert: 592 Seiten , Verlag: Piper

    Schwestern:

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  • ✒ Buchtipp: „Delfinarium“ von Michael Weins

    ✒ Buchtipp: „Delfinarium“ von Michael Weins

    Es 632c4092ae0d47959cc42b7ca439c808fängt an mit einem Missverständnis und geht so weiter. Wer ist die Frau, die sich nicht erinnern kann? Sind es zwei Frauen, vielleicht Zwillinge?
    Daniel stellt sich mit „Martin“ vor, worauf sein künftiger Arbeitgeber sich als Henry vorstellt und ihm das Du anbietet. Martin ist Daniels Familienname. Mit genau solchen Irrtümern geht es weiter. Gesucht wurde eine Begleitperson für den Zoo. Daniel hatte sich eine alte Frau vorgestellt, die er – eventuell im Rollstuhl – von einem Gehege zum anderen begleiten muss.

    Im Delfinarium lebt die psychisch kranke Frau auf

    Susann, die fremde Frau, mit der er in den Zoo gehen soll, ist jung und vollkommen apathisch. Bei der Geburt ihres Kindes vor einem halben Jahr lag sie für sieben Minuten im Koma; seitdem spricht sie nicht und starrt nur noch teilnahmslos vor sich hin. Aber kaum sind sie im Zoo, wird aus der ehemals energielosen Frau eine Schnellläuferin, die mit staksigen Schritten auf ein Ziel zustrebt. Nicht etwa, wie er es sich gewünscht hat, zu seinen Lieblingstieren, den Giraffen. Sie möchte nur ins Delfinarium, sonst nichts. Aufmerksam verfolgt sie die Trainingsstunde mit den Kunststücken. Als es zu Ende ist, schaut sie ihn mit einem verklärt lächelndem Gesicht an und haucht: „Schön“.

    Ist der Ehemann der richtige oder gibt es noch einen anderen?

    Etwas verquickt sind die Verhältnisse. Susanns Mann, ein Koch, der gern und viel Bier trinkt, heuert Daniel an, damit er mit ihr in den Zoo geht und eventuell etwas über sie herausfindet, was er nicht weiß. Das passiert schon beim zweiten Zoobesuch. Als Daniel seine Blase entleeren muss – im Gebüsch – bemerkt er einen Mann, der auf Susann einredet. Sie sieht ihm gerade ins Gesicht, reagiert aber nicht weiter. Dieser Mann behauptet, mit Susann, die er Marie nennt, verheiratet zu sein. Intuitiv erzählt er Henry nichts davon; der hat außerdem noch andere Probleme. Seine Schwester in Karlsruhe kommt ins Gefängnis, da sie anscheinend Drogen geschmuggelt hat. Er bittet Daniel, in seinem Haus zu übernachten und auf Susann aufzupassen.

    Kaum ist er mit Susann allein, erscheint wieder der Mann aus dem Zoo, der seine Frau mitnehmen will. Sein Weg führt nach Mecklenburg. Hier entdeckt Daniel die Frau neu, aber nicht als Susann, sondern als Marie. Weder Susann noch Marie reden. Ist es ein und dieselbe Frau, die sich nicht erinnern kann? Sind es zwei Frauen, vielleicht Zwillinge oder Doppelgängerinnen?
    Daniel will will es herausfinden.

    Michael Weins‘ Erzählweise zeichnet sich aus durch trockenen Humor

    Er zeigt das Leben durch die Brille eines bummelnden Spätzünders, bei dem manches anders läuft, als er sich es vorstellt. Das Buch ist gespickt mit viel Lokalkolorit, oft unwirklich. Das alles findet statt zwischen Buxtehude im Alten Land und Rerik an der mecklenburgischen Ostseeküste, dem Ort von „Sansibar oder der letzte Grund“ von Alfred Andersch. Vieles scheint sich auf der Traumebene abzuspielen, wird dann aber doch Wirklichkeit – oder auch nicht?

    Delfinarium von Michael Weins , Mairisch Verlag;

    Depression:

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  • ♀ Buchtipp: Die Frau in der hinteren Reihe – Roman von Françoise Dorner

    ♀ Buchtipp: Die Frau in der hinteren Reihe – Roman von Françoise Dorner

    w.gesicht.mund 005Immer hat sich Nina nach Liebe, Partnerschaft und Familie gesehnt und nie bekommen. Nicht von ihrer allein erziehenden Mutter, die nur an sich denkt; nicht von den Nonnen im Klosterinternat; ein bisschen von ihrer einzigen Freundin Giselle. Als Roger sie fragt: „Willst du dein Leben mit mir teilen?“ sagt sie sofort zu. Gleich nach der Hochzeit merkt sie, dass damit etwas ganz anderes gemeint war.
    Sie durfte fortan die Arbeit mit ihm teilen, und zwar fünfzehn Stunden lang von morgens fünf Uhr bis abends um acht Uhr, sechs Tage in der Woche. Alle drei Stunden wechselten sie sich ab in Rogers Kiosk. In den Zeiten dazwischen erledigt Nina die Wäsche, kocht und kauft ein, während Roger die Kiosk-freie Zeit im Bistro verbringt.

    Als Roger den freien Tag nicht mehr mit ihr vor dem Fernseher verbringen mag, sondern allein weggeht, schleicht sie ihm nach und stellt fest, dass er sich nicht – wie vermutet – mit einer anderen Frau trifft, sondern ins Kino geht und sich Kriegsfilme anschaut. Eines Tages umhüllt sie sich mit einer Wolke billigem Orchideenparfums und verkleidet sie sich mit einer wallenden Perücke, karminrotem Lippenstift, Highheels, Strümpfen mit Naht, wie sie es in den Männermagazinen im Kiosk gesehen hat. Im Kino setzt sie sich eine Reihe hinter ihn und bandelt mit ihm an. Mit hoher Stimme und chinesischem Akzent beschwört sie ihn, sie ja nicht anzuschauen. Sie schmusen miteinander, was sie besonders erotisiert,  und ihn für sie begehrlich macht. Bevor das Licht angeht, ist sie verschwunden.

    Wie sie es sich gewünscht hat, sieht ihr Mann sie mit neuen Augen – aber nicht positiv. Je öfter diese Kinonachmittage stattfinden, umso mehr mäkelt er an ihr herum. Sie findet keine Gelegenheit, ihn aufzuklären, deshalb lässt sie einen Kinotermin verstreichen. Die Woche drauf geht sie aber wieder hin, denn Roger lief herum wie ein Tiger im Käfig, aufs Äußerste gereizt…

    Françoise Dorner erzählt die trostlose Geschichte einer Frau, die auf der Suche nach Liebe grundsätzlich am falschen Platz und zur unrechten Zeit genau das verkehrte macht. Was immer sie anpackt, es geht schief. Der Mann, den sie begehrt, möchte nichts von ihr wissen. Die Männer, die sie begehren, übersieht sie. Tja – traurig!

    Die Frau in der hinteren Reihe von Françoise Dorner (Autor), Christel Gersch (Übersetzer) Verlag: Diogenes; Originaltitel: La fille du rang derrière

    Parfümduft:

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  • ✍ Romantipp: Der Geliebte der Mutter von Urs Widmer

    ✍ Romantipp: Der Geliebte der Mutter von Urs Widmer

    cover.geliebte.mutterEin 306daa7303eb4724ab3627b35ea8c172Sohn berichtet über die Stationen im Leben seiner Mutter. Von Anfang an, als sie noch ein kleines Mädchen war in einem reichen Elternhaus, bis zu ihrer Beerdigung, bei der sie fast verarmt war.
    Durch die ganze Erzählung zieht sich die Beziehung zu einem Mann, dem größten Dirigenten seiner Zeit. Sie hat ihn verehrt, seit sie ihn als junges Mädchen im Konzert gesehen hat. Damals gründete er sein Orchester mit Musikern, deren Gage er nicht zahlen konnte. Später sollte ihn dieses Orchester reich und berühmt machen.

    Er hat die Mutter gebraucht, verbraucht, missbraucht. Erst war sie seine Sekretärin und managte sein Orchester – natürlich umsonst. Als ihr Vater starb, stand sie mittellos da. Er überließ ihr sein Zimmer, da er sich jetzt eine Wohnung leisten konnte. Als Gegenlohn tauchte er in der Wohnung auf und vergewaltigte er sie, wann immer es ihn überkam. Als sie ihm sagte, dass sie schwanger war, fragte er sie, ob sie sich wirklich mit einem Kind ihr Leben vermasseln wolle. Er vermittelte ihr einen Termin beim Arzt, ohne sich weiter um sie zu kümmern.

    Als er eine reiche Frau heiratete, sagte er ihr den Termin nebenbei im Vorübergehen drei Tage vor der Hochzeit. Sie war nicht eingeladen. Als sie selbst heiratete, wohnte sie mit ihrem Mann am See gegenüber seiner Villa. In Selbstmordgedanken ging sie – mit dem Blick zu seinem Anwesen – mehrere Male ins Wasser, später mit ihrem Kind, dem Erzähler, auf dem Arm. Der von der Mutter heiß Geliebte beachtete sie nicht weiter, schickte ihr aber jedes Jahr Blumen mit einem Kärtchen, beschrieben mit violetter Tinte. Bis zu ihrem 61. Geburtstag traf der Blumengruß in schöner Regelmäßigkeit ein, dann war Schluss. Als in den folgenden Jahren keine Blumen mehr kamen, stürzte es die Mutter wieder in starke Depressionen – jahrelang, bis an ihr Lebensende.

    Ganz am Schluss, auf den letzten sechs Seiten, merkt die Leserin, dass dieses nur die Vorgeschichte für die eigentliche Geschichte ist. Als die Mutter schon beerdigt ist, stellt er, der Sohn, den Geliebten seiner Mutter zur Rede. Das Ergebnis ist sowohl für ihn als auch für die Leser verblüffend.
    Verblüffend für die Leserin ist auch, wie Fiktion und reale Biografie von Paul Sacher – immerhin in der Schweiz ein bekannter Dirigent und Mäzen – miteinander vermischt werden.

    Der Geliebte der Mutter von Urs Widmer | Diogenes; (25. September 2012) | EUR 10,00

     

     

    Mehr über Söhne:

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  • ♀ Frauenroman-Tipp: Sophie fährt in die Berge

    ♀ Frauenroman-Tipp: Sophie fährt in die Berge

    cover.sohieRainer066ea50d42374fc8bb5921a7640c7558 Moritz schreibt einen Zeitlupenroman über eine von ihrem Ehemann verlassene Frau, die sich im Urlaub wieder verliebt. In der Rückschau versucht sie, sich über ihre Gefühle klar zu werden.

    Die Berliner Kunsthistorikerin Sophie fährt allein nach Tirol in ein Hotel, in dem sie vor einigen Jahren zusammen mit ihrer Freundin Urlaub gemacht hat. Alle können sich noch an sie erinnern, der Shuttle-Taxi-Fahrer, die Bedienung und der Wirt, der „junge Gruber“. Er wird nur so genannt, weil er einst das Hotel vom „alten Gruber“ übernommen hat, den freilich nur noch die ältesten Stammgäste kennen. Wer einmal hier war, kommt immer wieder in dieses Familienhotel. Sophie wird an einen Tisch gesetzt mit lauter skurrilen Persönlichkeiten, deren Charakter die Leserinnen im Laufe des Buches ausgiebig kennenlernen werden.

    Gleichzeitig erfahren die Leserinnen mehr und mehr über Sophie in der Gegenwart. Allein verbringt sie Silvester in Berlin. Ihr Sohn studiert in Amerika; ihr Mann, dem sie keine Träne nachtrauert, verließ sie und wohnt jetzt im Ostteil von Berlin – möglichst weit weg von ihr. Sophie überdenkt ihre Situation, die zu ihrem Urlaub in den Bergen führte.

    In dem kleinen, auf impressionistische Maler spezialisierten Museum, fühlt sie sich unterfordert. Ihre Gedanken sind in den Bergen bei dem Mann, den sie ausgerechnet in einer kleinen Dorfkirche kennengelernt hat. Beide saßen zufällig hintereinander in den Kirchenbänken und erzählten sich in kurzer zeit ihre Lebensgeschichten. Danach trafen sie sich noch einige Male an verschiedenen Orten, kamen sich näher. Kurz vor Sophies Urlaubsende war der Mann fort.

    Die beiden Stränge – Gegenwart und Urlaubserinnerung – werden nebeneinander erzählt. Am Ende treffen sie zusammen.

    Ein ruhiges Buch ohne Sensationen, ohne action, ohne Sexszenen und trotzdem mit einer inneren Spannung. Ein Buch für den Herbst, wenn innere Ruhe einkehrt, es draußen dunkler wird, mehr Zeit zum Nachdenken bleibt.

    Sophie fährt in die Berge von Rainer Moritz |  Piper (20. August 2012) | EUR 18,99

    Berlin:

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