Kategorie: Reisen

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  • ☛ 600 Jahre alte Brokatmäntel – frisch wie Moos im Frühling

    ☛ 600 Jahre alte Brokatmäntel – frisch wie Moos im Frühling

    St. Annen Museum in Lübeck zeigt 600 Jahre alte Gewänder. Mäntel aus Hoch/Tief-Brokat. Borten aus Seide(!), mit Silber- und Goldfäden bestickt. Umhänge, getragen zu hohen Kirchenfesten. Die kostbarsten Stoffe, die im Mittelalter entstehen können. Und alle sehen wie neu aus, fast wie neu. Ist das auf die Qualität zurückzuführen?304cb12809c74ff09c56368b4e70a082 Jein.

    Wer kann sich Seidenbrokat und Stickereien aus Gold- und Silberfäden leisten?

    600 Jahre alte Brokatmäntel aus schwarzem Seidenbrokat mit Stickerei-Borte
    Schwarzer Chormantel für einen traurigen Anlass
    mit Gold- und Silberfäden gesticktes Gabelkreuz

    Es sind die Kirchenfürsten der Marienkirche zu Danzig. Diese Kostbarkeiten zahlen die Kirchenfürsten vermutlich nicht aus der eigenen Schatulle. Die Umhänge werden von reichen Danziger Kaufleuten der Hanse gestiftet. Sie erhoffen sich damit, dem Gang zum Fegefeuer zu entgehen. Denn: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“

    Jahrhunderte Lagerung in der Kirchenmauer

    600 Jahre alte Brokatmäntel im St. Annen Museum in Lübeck
    Die Farben der Danziger Kirchenmäntel aus Hoch/Tief-Brokat wirken frisch
    wie Moos nach einem Regenguss im Frühling
    ©StAnnenMuseum

    Wer die kostbaren Talare eingemauert hat und warum, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Über Jahrhunderte bleiben die Mäntel verschollen. Niemand weiß von ihrer Existenz. Die prachtvollen Paramente werden bei Renovierungsarbeiten in der Danziger Marienkirche entdeckt – eingemauert in Hohlräume der dicken Kirchenmauer.
    Die Mäntel werden jahrzehntelang zwar nicht zu Gottesdiensten verwendet, aber als Kirchenschatz gehütet, gepflegt und ausgestellt.

    Der 2. Weltkrieg kommt immer näher an Danzig heran.

    600 Jahre alte Brokatmäntel - Detail aus der gestickten Borte
    Lächelnde Gesichter, Faltenwurf mit Licht und Schatten, Palast und Garten,
    alles gestickt mit feinen Goldfäden, Silberfäden und gefärbter Seide
    ©StAnnenMuseum

    Die Danziger packen zusammen, was sie schleppen können, und machen sich auf den Weg nach Westen. Fort von den russischen Eroberern, die als besonders brutal gelten. Und in dieser Notsituation schafft es ein Pastor der Marienkirche, die einzelnen Mitglieder seiner Gemeinde zu mobilisieren. Jede Familie bekommt einen Mantel in Obhut. Neben dem persönlichen Notgepäck bringen sie über 100 der kostbaren Gewänder in Sicherheit. Mensch bedenke, dass Privatautos oder Lastwagen noch kaum eine Rolle spielen. Die Flucht findet mit Schiffen, Viehwaggons, Pferdefuhrwerken oder zu Fuß statt. Die Bürde, die sich die Gemeindemitglieder mit den Gewändern auferlegt haben, lohnt sich. Ein großer Teil der Gemeinde findet sich in der Hansestadt Lübeck wieder. Der Danziger Pastor sammelt nach dem Krieg die wertvollen Mäntel ein und bewahrt sie in einer Lübecker Kirche auf. Noch heute existiert dort eine große Danziger Gemeinde, die diese Mäntel als Dauerleihgabe dem St. Annen Museum übergeben hat.

    Wer hat die Borten gestickt und die Brokate gewebt?

    600 Jahre alte Brokatmäntel: gesticktes oberes Gabelkreuz
    Gabelkreuz des schwarzen Chormantels.
    Die Stickerei zeigt die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind – bewacht von Engeln rechts und links
    ©StAnnenMuseum

    Borten mit christlichen Motiven zieren die Gewänder. Eine kunstvolle, feine Stickerei, gefertigt aus Goldfäden, dünnen silbernen Drähten und gefärbtem Seidengarn.

    600 Jahre alte Brokatmäntel: Detail aus der Stickerei - Maria mit Kind
    Ausschnitt aus dem gestickten Besatz:
    Lebendige Gesichter von Mutter und Kind mit einem strahlenden Heiligenschein
    ©StAnnenMuseum

    Aus meiner Erfahrung als Handwerkerin traue ich diese feine Arbeit keinem Mann zu. Es müssen junge Frauen sein, die schon genug Übung mit dem Material haben, deren Finger aber noch gelenkig sind. Bei den feuchten Klimaverhältnissen an der Ostsee ist es nur eine Frage der Zeit, wann sie Rheuma und/oder Arthrose ereilt.

    Die komplizierten Brokatstoffe dagegen sind eindeutige Männerarbeit, denn sie kosten Muskelkraft. Schon den Webstuhl einzurichten dauert seine Zeit. Für jede Farbe und jede Stoffhöhe werden die Fäden zu Gruppen zusammen gefaßt. „Ziehjungen“ sorgen dafür, dass sie nicht durcheinander geraten. Äußerste Konzentration der Weber ist die Voraussetzung, um die Brokat-Weberei mit derart kostbarem Material herzustellen. Fehler dürfen den Webern nicht unterlaufen – obwohl doch kleine Webfehler einen Stoff lebendig machen.

    Wer kennt die Vorgeschichte der eingemauerten Gewänder?

    Wann, wie und warum wurden diese Gewänder eingemauert? Wer kam auf diese geniale Idee?
    Keine weiß es, aber die Fantasie bekommt Flügel und fliegt zurück in die Reformationszeit, in der die Protestanten die Kirchen stürmen. Allen voran die Krawallmacher, die überall dabei sind, wo es scheppert. Die unter dem Deckmäntelchen religiösen Eifers ihrer Zerstörungswut freien Lauf lassen können. Sie reißen die vergoldeten Bilder von den Wänden und zerstören alles, was nach Prunk und Protz aussieht.

    Die Priester sehen es mit Sorge. Zwar haben sie sich in der Kirche verrammelt, aber lange können sie nicht standhalten. In der Kirche befinden sich Baumeister aus dem Geheimbund der Freimaurer. Sie kennen als Architekten die baulichen Gegebenheiten, wissen, wo sich Hohlräume befinden. Die Idee, die Kostbarkeiten einzumauern, findet großen Anklang. Die Mauern werden aufgebrochen, die kostbaren Mäntel sorgfältig hineingelegt und die Löcher wieder verschlossen.

    Zeichen der Freimaurer

    Sind die Löcher zugemauert, werden sie mit Geheimzeichen versehen, die jedem Freimaurer geläufig sind. Nach dem Prinzip einer Schnitzeljagd werden sowohl innen wie außen Zeichen gesetzt, die auf das vorhergehende und nächste Versteck hinführen. Egal, ob am Anfang, Mitte oder Ende – die Zeichen weisen den Weg hin und zurück.
    Somit können die liturgischen Gewänder schnell hervorgeholt und die Messen in altem Prunk wieder gefeiert werden. Dass es über 500 Jahre dauern wird, damit rechnet zu diesem Zeitpunkt wohl keiner.

    Nicht nur Mörtel und Bauwerkzeuge werden in die Kirche gebracht.

    Wappen
    Der heilige Georg steigt aus dem Schild und besiegt einen Drachen,
    wie er hässlicher gefährlicher kaum sein kann.

    Die Baumeister kennen genau das weit verzweigte Tunnelsystem, das zu jeder Kirche gehört. Wie eine Krake streckt es seine Arme kilometerweit nach draußen zu Endpunkten, die keiner vermutet.
    Das teure Salz und die exotischen Gewürze werden zum Einmauern gebracht sowie Kostbarkeiten, die auf dem Seeweg der Hanse nach Danzig gekommen sind. Allen voran die Pfeffersäcke, die bare Münze wert sind. Zobelpelze aus St. Petersburg, Venezianisches Glas mit „Tausendblüten“-Muster, Brüsseler Spitzen sowie die goldenen Becher, besetzt mit Edelsteinen. Tafeln mit Intarsien aus Bernstein in unterschiedlichen Goldtönen, dem Gold der Ostsee. Jahrhunderte später geistern sie als „Bernsteinzimmer“ durch die Köpfe der Schatzsucher.
    Welche Kostbarkeiten eingemauert werden und welche im Tunnelsystem stecken bleiben, bleibt ein Geheimnis – noch!

    Mehr über Handwerkskunst

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  • ☛ Afrikanische Kunst im St. Annen Museum in Lübeck – meine Highlights

    ☛ Afrikanische Kunst im St. Annen Museum in Lübeck – meine Highlights

    Eine Schenkung mit über 3.500 wertvollen Stücken afrikanischer Kunst. Wer bekommt sowas? Das St. Annen Museum in Lübeck. Der Kunstmäzen Bernd Muhlack vermachte dem Museum seine Privatsammlung hochwertiger Exponate.8ca658b7cd2840f18f340ed08e0e9729
    „90% Depot, 10% Ausstellung“, wie Dr. Frühsorge sich ausdrückt. Da diese Ausstellungen immer wechseln, kommen mit der Zeit alle wertvollen Stücke ans Museumslicht.

    „Weiße“ mit roter Haut

    Afrikanische Kunst im St. Annen Museum in Lübeck – Dr. Frühsorge mit Skulptur eines französischen Polizisten
    Dr. Frühwert mit einer afrikanischen Holzskulptur, ein französischer Polizist

    Im Depot zeigt Dr. Frühsorge seine Paradestücke. Nicht nur afrikanische Masken stellen die Künstler her. Sie schnitzen auch die „Weißen“, die bei den Afrikanern rot gefärbt sind. Sollte die rote Haut etwa damit zusammenhängen, dass die „Weißen“ durch den Sonnenbrand krebsrot werden? Oder weil sie zu den Cholerikern gehören und dabei vor Zorn und schlechter Laune rot anlaufen?
    Die Skulpturen zeigen sie bei ihren typische Tätigkeiten. Hier fährt ein französischer Polizist in Uniform mit finsterem Gesicht auf einem Fahrrad.

    Göttin Malsomalso oder Olle Klöterbüchse?

    Afrikanische Kunst im St. Annen Museum in Lübeck – Olle Klöterbüchse oder Göttin Malsomalso
    Afrikanischer Gott Eshu

    Eine weibliche Figur mit einem riesigen Kopfschmuck, jedoch ohne Körper. Statt dessen hängen Schnüre vom Hals herab. Schnüre mit aufgefädelten Muscheln, Hölzern und allem, was Krach macht. Wie eine Stabpuppe am Stock wird sie hin- und hergeschüttelt. Dabei stellt die Figur eine Göttin dar, und zwar eine launenhafte – mal so, mal so. Früher wurde sie als Teufel bezeichnet, was sich als falsche Deutung herausstellte.
    Ob die Idee dazu vom Richtungwechseln und dem dazugehörigen Lärm kommt? Ist sie von allen guten Geistern verlassen?

    Mobbing auf afrikanisch

    Afrikanische Kunst im St. Annen Museum in Lübeck – mobbing auf afrikanisch
    Afrikanischer Sündenbock mit Nägeln und Metallkeilen

    Ein unglücklich aussehender Mensch steckt voller Nägel und Spitzen. Bei seinem Anblick hat wohl jede Mitleid. Nicht so die Nageleinschlagenden. Er steht für einen Tunichtgut, dem viele Menschen in seiner Umgebung etwas Böses wünschen, oder zumindest nichts Gutes.
    Dieser Bösewicht wird nicht in der Realität hingerichtet, sondern in Gedanken seiner Mitmenschen schwer verletzt. Jeder, der sich durch ihn in irgendeiner Weise geschädigt fühlt, darf einen Nagel einschlagen. Verbunden mit dem Wunsch, der nichts Gutes verheißt. Diesem Aufruf sind außerordentlich viele gefolgt, denn bei dieser Person sind sogar die Nägel schon ausgegangen. Die Beschwerdeführer greifen auf andere spitze Gegenstände zurück.
    Der Mensch, der hinter der Figur steht, kann sich über Mangel an Feinden nicht beklagen.

    Holztafeln zum Lesen lernen

    Afrikanische Kunst im St. Annen Museum in Lübeck – Holztafeln zum Lesen lernen
    Holztafeln zum Lesen lernen

    In sämtlichen afrikanischen Schulen schreiben Kinder aus der Bibel oder dem Koran ab. Dabei lernen sie die Heilige Schrift auswendig und das Schreiben gleich mit. Sobald sie einen Abschnitt aus dem Gedächtnis aufsagen können, wird das Brett gesäubert und das nächste Kapitel kommt dran. Praktisch!!!

    Masken mit Stickereien aus Glasperlen

    Afrikanische Kunst im St. Annen Museum in Lübeck – Masken mit Stickereien aus Glasperlen
    Masken mit Ornamenten aus Glasperlen

    Glasperlen stehen bei uns als andere Bezeichnung für wertlosen Firlefanz, den die Kolonialherren gegen wertvolle Edelmetalle eintauschten. Von wegen! Je kleiner die Perlen sind, umso hoch angesehener sind sie für die Maskenkünstler. Afrikanische Meister sehen darin kostbares, kreatives Material, mit dem sie Ornamente entwerfen oder Schlangen, Krokodile, Masken anfertigen.

    Bringt emanzipierte Frauen auf die Palme: Afrikanischer Chauvi-Stuhl

    Afrikanische Kunst im St. Annen Museum in Lübeck – Stuhl mit Chauvi
    Afrikanischer Häuptlingsstuhl

    Ein Mann nimmt einen Stuhlsitz mit seinen ausgebreiteten Beinen ein, dazwischen sein primäres Geschlechtsorgan. Seine Hände krallen besitzergreifend die Köpfe zweier Frauen, die knieend als Ständer für seine Armlehnen dienen. Weitere Frauen tragen – zusammen mit Elefanten – den Stuhlsitz.
    Laut Dr. Frühsorge haben solche Darstellungen nichts mit prickelndem Sex zu tun, sondern sollen das Wachsen symbolisieren.
    Mein Kommentar: „Kein Kommentar!“

    Afrikanische Masken – Depot als sakrales Endlager

    Dr. Frühwert bezeichnet die Sammlung als sakrales Endlager. So recht glauben die heutigen Afrikaner nicht mehr an die alten Religionen, aber mensch kann ja nicht wissen. Wegschmeißen mag keiner die rituellen Masken. Wer weiß, ob damit nicht der Zorn der jeweiligen Gottheit geweckt wird. Verkaufen ist eine gute Option. Das Geld kann eingetauscht werden in Dinge, die Spass machen.
    Die Heiligenfigur ist damit aus dem Blickfeld. Die Tanzmaske lebt in der Ferne weiter, ohne daheim Schaden anzurichten. Die Masken können zur Not aber auch wieder zurück gekauft werden. Diese Möglichkeit beschert den Verkäufern ein gutes Gewissen.

    Noch mehr über Afrika

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  • ☛ Camera Obscura: Lübecker Holstentor schlägt einen Purzelbaum

    ☛ Camera Obscura: Lübecker Holstentor schlägt einen Purzelbaum

    Die größte begehbare Kamera der Welt steht nicht im Guinnessbuch der Rekorde, sondern vom 21.5. bis 28.8.2022 in Lübeck vor dem Holstentor. Entworfen und gebaut hat sie der Lichtkünstler Martin Streit7bbc6b9f842849399f8621c3bfd1aed3.

    Camera Obscuravon außen mit dem Lübecker Holstentor
    Dr. Dagmar Täube und Martin Streit vor der Camera Obscura, im Hintergrund das Holstentor von Lübeck

    Sie besteht aus zwei übereinander gestapelten Schiffscontainern, dazwischen führt eine Treppe zur Fotoplattform. Hier steht das Holstentor im dunklen Raum direkt vor der Besucherin, und zwar auf dem Kopf.

    in der Camera Obscura: Lübecker Holstentor auf einer Containerwand
    In der begehbaren Camera Obscura – Bild am Ende des Containers

    Wie funktioniert eine Camera Obscura?

    … je dunkler der Raum ist, umso klarer wird das Bild auf dem Tisch. Bei geschlossener Tür erkennen die erstaunten Besucher das Schloss gegenüber. Für Fotografen mit heutigen Kameras ein Aha-Erlebnis…
    weiterlesen → Camera Obscura in Marburg

    Lichtkammer oder Dunkelkammer?

    Das Holstentor in Lübeck steht nicht nur auf dem Kopf, es dreht sich um die eigene Achse. Möglich wird das mit Hilfe von zwei Schiffscontainern und einem winzigen Loch von 1-Euro-Größe, das mit einer Blende ein paar Millimeter größer oder kleiner verstellt werden kann. Dadurch überträgt sich das Holstentor – von verschwommen bis relativ scharf – in eine „Dunkle Kammer“ (Camera obscura) .
    Das Loch in der Wand ist der Brennpunkt. Die Abstände zwischen Holstentor und Loch im Container sind genau berechnet. Ebenso die Abstände zur Leinwand, auf der das Bild wiedergegeben wird. Es wirkt wie von Impressionisten gemalt.

    Holstentor macht Yoga

    Camera Obscura: Lübecker Holstentor mit Zuschauer
    Zuschauer in der Camera Obscura vor dem Bild des Holstentors

    Das Holstentor steht mannsgroß vor der Containerwand. Huch – was ist denn da passiert? Es steht auf dem Kopf und verwechselt auch noch rechts mit links. Die Leute laufen an der Decke entlang. Wäre vor dem Bild nicht die Silhouette eines Mannes, der vor mir steht, käme ich ins Grübeln.
    Yoga-Praktizierende hätten keine Probleme. Mit einem Kopfstand wäre ihre Welt wieder im Lot.

    Camera Obscura zum Mitnehmen

    Martin Streit mit der Camera Obscura im Kleinformat
    Martin Streit mit seiner handlichen Version der Camera Obscura

    Martin Streit hat noch einmal eine Camera Obscura im Miniformat gebaut – die handliche Version. Vorn ein Loch, hinten eine Digitalkamera.

    Martin Streit vor der Camera Obscura, Lübecker Holstentor
    Martin Streit vor der großen Camera Obscura, bereit zu einem Schnappschuss aus der Hüfte mit der Miniversion der Kamera

    Stellen Sie sich vor, sie schießen einen Schnappschuss aus der Hüfte. Das Loch in der Box halten Sie auf das Motiv und drücken auf den Fernauslöser der Digitalkamera. Dabei muss die Fotobox lichtdicht abgeschlossen sein, damit ein Bild erzeugt werden kann. Was dabei herauskommt, muss nicht unbedingt das sein, was Sie vor Augen hatten.

    Schönheit des Lübecker Sackbahnhofs

    Mit der Fotobox kann der Fotograf auf ein Motiv halten. Ob er es aber wirklich trifft, ist reine Glücksache. Das Bild, das die Kamera aufnimmt, ist es auch. Verschwommen, nebelig, mit einem eigentümlichen Reiz.

    Bild mit der kleinen Camera Obscura: Gleise im Lübecker Hauptbahnhof
    Ausstellung im St. Annen Museum: Lübecker Hauptbahnhof, mit der kleinen Camera Obscura fotografiert

    Lübecker Bahnhof im Nebel. Ich werde regelrecht in das Bild hineingezogen, sehe es vor meinem inneren Auge und kann es genau beschreiben. Strahlend hell die Ausfahrt, dunkle Gleise rechts und links führen in den Nebel hinein. Oberlichter wie eine Tüte voller Strahlen. Liefe vorn nicht ein Fahrgast im Nebel durchs Bild, wäre alles symmetrisch.
    Ein Zug kommt auf mich zu. Undeutlich, aber sehr realistisch löst er sich aus einem grauen Nebel heraus. Das zumindest hätte ich schwören können, bevor ich mir mein selbst geschossenes Foto angeschaut habe.
    Es muss wohl ein Geisterzug gewesen sein – na sowas!

    Mehr aus dem Museumsblog

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  • ☛ Triptychon in Lübeck: Heiligenbilder – echt menschlich

    ☛ Triptychon in Lübeck: Heiligenbilder – echt menschlich

    St. Annen Museum in Lübeck: Triptychon heißt das dreiflügelige Bild hinter dem Altar, das die Leiden Christi zeigt. Und zwar so, dass es auch diejenigen verstehen, die mit der Sprache Schwierigkeiten habenf669631b811e4dfdb1c3efdde3d96e93.

    Prachtvoller Triptychon mit den 12 Stationen des Kreuzweges

    Triptychon in Lübeck im St. Annen Museum: Dr. Dagmat Täube vor dem  Altarbild mit den 12 Stationen des Kreuzweges

    Ein besonders prachtvoller, geschnitzter Triptychon stellt die 12 Stationen des Kreuzweges dar. Durch Frau Dr. Täubes Erklärungen wird er lebendig. Hätte sie es nicht verraten, wäre wohl kaum jemand darauf gekommen, dass das 11. und 12. Bild in der Reihenfolge vertauscht ist.

    Triptychon in Lübeck im St. Annen Museum: Detail - Jesus am Kreuzweg will aussteigen

    Teilweise wirken die Darstellungen recht menschlich. Christus möchte am liebsten aussteigen, als die Soldaten mit Speeren und Dolchen hinter ihm her sind. Ein Bein hat er schon draußen. Aber wie jede weiß, die im Konfirmandenunterricht oder in der Vorbereitung zur heiligen Kommunion aufgepasst hat, packt er es nicht. Die Geschichte verläuft anders. Er wird ans Kreuz gebracht.

    Triptychon: Der Weg von der Party-Queen zur Büßerin und Beterin

    Triptychon in Lübeck im St. Annen Museum: Dr. Dagmat Täube vor dem Altarbild mit der Heiligen mit den langen Haaren

    Nicht nur der Leidensweg Christi, auch die Läuterung – derjenigen, die später heilig gesprochen werden – sind im Triptychon verewigt. Bis zum Boden reichen die goldenen Haare einer Frau, die sich für längere Zeit in die Wüste zurückgezogen hat. Ihre Locken bedecken den ganzen Körper. Lediglich die Knie sind aufgescheuert vom Knien und Beten. Engel umschwirren sie.

    Triptychon in Lübeck im St. Annen Museum: Detail aus dem Altarbild, die Heilige vor ihrer Läuterung

    Das war nicht immer so. Vorher führte sie ein ausschweifendes Leben in Saus und Braus, von einem Fest zum anderen. Diese Umkehr ist den Stiftern ein Triptychon wert.

    Triptychon und edle Spender

    So ein Triptychon ist aufwändig und teuer. Malerei oder Schnitzerei sind häufig mit echtem Blattgold dekoriert. Das stellt etwas dar. Für die reichen Kaufleute der Hanse ist die Stiftung eines Altarbildes einerseits eine Opfergabe. Sie erhoffen sich, durch diese Spende am Fegefeuer vorbei zu schlittern. Denn selbst einem ehrbaren Kaufmann kann im Laufe seines Lebens auch mal ein Ausrutscher passieren – wenn ein Geschäft gar zu günstig auf dem Wege liegt. Andererseits ist es eine Werbemaßnahme.

    Triptychon in Lübeck im St. Annen Museum: Detail - Familie mit Kindern, Steckenpferd, Hähnchenkeule, Trinkgefäss, Weintraube

    An der Prachtentfaltung des Bildes können Kirchgänger den Reichtum des Stifters ersehen. Denn wer das Bild bestellt, wird dabei abgebildet, und zwar mit der ganzen Familie. Kleidung aus Goldbrokat, die Kinder mit Steckenpferd oder beim Abknabbern einer Hähnchenkeule oder der Trunk aus einem orientalischen Gefäß. Die Weintraube wie ein Zepter in der Hand des Hausherrn – eine im Mittelalter wohl seltene Frucht.

    Triptychon in Lübeck im St. Annen Museum: Detail - Familie mit Mops

    Hunde spielen eine große Rolle. Der – von chinesischen Prinzessinnen geliebte – Mops als Schoßhündchen muss mit aufs Bild. Er macht sogar brav Männchen.

    Triptychon in Lübeck im St. Annen Museum: Detail - Heilige Familie mit Dackel

    Der deutsche Dackel, auch bekannt unter dem Namen Wadenbeißer, verbeißt sich hier lediglich in den sorgfältig drapierten goldenen Umhang des Kindes.

    Triptychon: Auferstehung wie im Comic

    Triptychon in Lübeck im St. Annen Museum: Bild-Flügel - Auferstehung wie im Comic

    Der gemalte, dreiflügelige Altar ist mein ausgesprochener Liebling.
    Ein Felsengrab vor dem Hintergrund von Burgen und Bergen, die den Lübeckern zwar fremd, aber doch irgendwie bekannt vorkommen. Die in Tücher gewickelte Leiche wird unten in die Grabkammer getragen und schwebt als heiliger Geist aus dem Loch in der oberen Etage wieder raus.
    Auferstehung im Bild, ohne Worte – wie im heutigen Comic.

    Mehr aus dem Museumsblog

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  • ♀ Füssen: Hinter einer starken Frau steht ein starker Mann

    ♀ Füssen: Hinter einer starken Frau steht ein starker Mann

    Miriam Berraissoul, die Theaterfachfrau und Shakespeare-Liebhaberin, engagiert sich für lokale Kultur. Sie veranstaltet Konzerte und Theateraufführungen mit Laienschauspielern und Musikern aus Füssen und Umgebung, verstärkt durch professionelle Schauspieler und Musiker. Dazu schreibt sie die Stücke auf die Künstler um, die ihr für die jeweilige Aufführung zur Verfügung stehen.

    „Fiassar Osterspiel“ neu entdeckt und aufgeführt

    Füssen: vor dem Theater Bravure Miriam Dunja Berraissoul

    Das Fiassar Osterspiel wurde von Richard Hartmann, dem 1. Vorsitzenden des hiesigen Trachtenvereins „D’Neuschwanstoaner Stamm Füssen“ ausgegraben. Miriam Dunja Berraissoul wurde mit der Inszenierung beauftragt.
    Benediktinermönche des Füssener Klosters St. Mang führten das Spiel aus dem Jahre 1435 bis zur Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts regelmäßig in der damaligen Klosterkirche und heutigen katholischen Stadtpfarrkirche St. Mang auf. Diese Tradition haben die Osterspielaufführungen 2022 wieder aufleben lassen.
    Drei Osterspielaufführungen 2022 fanden alle in der St. Mang Kirche statt, also am historischen Originalschauplatz.
    Die Kirche war jeweils bis auf den letzten Platz besetzt – proppevoll!

    Theater Bravure in der Remise – klein aber fein

    Füssen: Theater Bravure Bühnenbild

    Für eine ausgebildete Theaterfrau liegt eine eigene Bühne nahe, selbst wenn sie noch so klein und improvisiert ist. Das macht sie zusammen mit ihrem Mann John Arthur Westerdoll, Berufsmusiker mit dem Instrument Geige. Mit ihm zusammen übernimmt sie ein denkmalgeschütztes Haus, das sie mit viel Liebe zum Detail renovieren. Dabei werfen sie sich gegenseitig die Ideen zu.
    Erst veranstalten sie Lesungen, dann kleine Aufführungen, denn Miriam Berraissoul liebt Shakespeare.

    Füssen: Theater Bravure

    Sie schreibt die Stücke den spielenden Künstlern, die ihr zur Verfügung stehen, auf die Figur. Aus kleinen Aufführungen wird kleines Theater. In der Ecke der Remise wird eine Bühne aufgebaut, mit Vorhang, Kulissen, Requisiten.

    Füssen: Theater Bravure Miriam Dunja Berraissoul

    Das Zimmer nebenan ist der Überaum oder Theaterkantine oder Künstlergarderobe oder …

    Waldbibliothek als Gesamtkunstwerk

    Füssen: Theater Bravure John Arthur Westerdoll

    Kultur liegt dem Ehepaar am Herzen. John Arthur Westerdoll baut mitten im Wald eine Hütte zu einer Waldbibliothek um. Früher fanden darin die Waldarbeiter bei Regen, Hagel und Gewitter Schutz. Jetzt beherbergt die Hütte eine Bibliothek der geretteten Bücher. Nämlich solche Exemplare, die sonst geschreddert werden – Büchernachlässe, die keine Erben finden; ausgemusterte Exemplare aus Büchereien. Vielleicht kommen auch bald Bücher-Spenden hinzu, wie es in 24-Stunden-Bibliotheken zu beobachten ist.
    Die Idee ist, die in einem Naturschutzgebiet befindliche Bibliothek 1x im Monat zu öffnen – für Jedefrau und Jedermann. Mit dabei sind Künstler, die aus diesen Büchern vorlesen, ein Musikstück spielen, ein Theaterstück aufführen. Und, wie es sich für Genießer gehört, werden auch Essen & Trinken dabei sein. Kultur als Gesamtkunstwerk!
    Die Idee steht, einmal wurde sie verwirklicht. Leider bremsen die Auflagen noch einiges aus.

    Theater Bravure

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  • Lindau am Bodensee bei Regenwetter – mal was anderes

    Lindau am Bodensee bei Regenwetter – mal was anderes

    Die Insel von Lindau punktet mit ihrem Hafen, ihren engen Gassen, ihrer überdimensional breiten Maximilianstraße, ihren Fachwerkhäusern, ihren originellen Läden. Selbst bei Schietwetter ist es reizvoll, durch die Gassen zu schweifen, die Segelyachten im Hafen beim Ein- und Ausfahren zu beobachten und die Möwen zu zählen.

    Cafés gibt es am Hafen von Lindau zur Genüge – für jeden Geschmack etwas

    Leuchtturm spiegelt sich im Glas
    Leuchtturm von Lindau im Spiegelbild

    Aber selbst geschlossene Gaststätten faszinieren, sofern sie über große Glasscheiben verfügen. Potz blitz, das Spiegelbild des Wahrzeichens von Lindau überrascht. Der Leuchtturm – umgeben von Ästen, Stühlen, Fensterrahmen – ergibt ein Fotomotiv der besonderen Art.

    Lindau am Bodensee bei Regenwetter

    Hafen in Lindau am Bodensee
    Hafeneinfahrt von Lindau mit Leuchtturm

    Die Zeiten außerhalb der Saison sind für mich die angenehmsten. Ich liebe es, herumzustreifen, zu fotografieren, die Architektur der Häuser auf mich wirken zu lassen. Wenn ich nach dem Weg frage, erwische ich dabei häufig Einheimische. Als Mehrwert kommt dabei ein kleiner Plausch heraus. Außerdem erfahre ich Dinge, die nicht in jedem Reiseführer stehen. Es begeistert mich, den Stolz der Insulaner auf ihre Heimat zu erleben.

    Noch mehr von und mit Wasser

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  • Vorschau: Museum der Alltagskultur „Meine kleinen Schätze“

    Vorschau: Museum der Alltagskultur „Meine kleinen Schätze“

    Kleine Schätze, die für Einwanderer eine große Bedeutung haben. Sie zeigen die alte Heimat und die neue Heimat. Start der Schausammlung im Museum der Alltagskultur – Schloss Waldenbuch am 29. Mai 20223c2d874eb479458991e34dd8b276ddaf.

    Migration interessiert mich, denn damit habe ich eigene Erfahrungen.

    Als ich 1969 von Schleswig-Holstein auf die schwäbische Alb kam, musste ich erst einmal eine Fremdsprache lernen: schwäbisch.
    Ich übte fleißig nach dem Gehör und brachte die gelernten Vokabeln sofort in Gespräche ein. Ich kam mir schon fast perfekt vor, bis mich eine Älblerin verzweifelt bat: „Ja, kännet Se net Hochdeitsch schwätze, I koo ihr sächsisch so schwär verstau“. Die Verständigung verlief also nur einseitig.

    Einwanderung: 3 neue Sprachen und auch noch Schrift!

    Cem Özdemir mit Mantel und Schneiderschere
    „Meine kleinen Schätze“, Präsentation im Museum der Alltagskultur:
    Cem Özdemir mit dem Wintermantel seines Vaters und der Schneiderschere seiner Mutter
    Foto aus der digitalen Ausstellung des Kooperationspartners SWR2 „Meine kleinen Schätze“
    © Pressestelle des SWR, Foto: Cem Özdemir

    Migranten aus ferneren Ländern müssen sogar drei Sprachen lernen – Schwäbisch, Hochdeutsch, Beamtendeutsch. Teilweise kommt noch eine neue Schrift hinzu, sowohl als Schreibschrift als auch als Druckschrift. Hut ab vor allen Menschen, die diese Hürde nehmen oder schon genommen haben.
    Trotz alledem bleibt für viele das Heimweh nach der gewohnten Umgebung, der Muttersprache, den Sitten und Gebräuchen.

    Alte Heimat – neue Heimat

    Muhterem Aras mit Brot und Honig
    „Meine kleinen Schätze“, Präsentation im Museum der Alltagskultur:
    Muhterem Aras mit Vollkornbrot uns Wabenhonig
    Foto aus der digitalen Ausstellung des Kooperationspartners SWR2 „Meine kleinen Schätze“
    © Pressestelle des SWR, Foto: Lena Lux

    Für Muhterem Aras steht der Wabenhonig mit seinem Duft und Geschmack für die alte Heimat. Für die neue Heimat steht für sie die unendliche Vielfalt der Brotkultur, besonders das Vollkornbrot.
    Hunger nach Kultur – Mirzeta Haug fasst es so zusammen: Das Buch meiner Kindheit und das Buch meiner Kinder. Für die alte Heimat stehen die Bücher der Kindheit. Für die neue Heimat stehen die Bücher, die sie ihren Kindern vorliest.

    Gleich vormerken – 29. Mai 2022!

    Vorstellung der Ausstellung „Meine Kleinen Schätze – Geschichten von Migration“ im Museum der Alltagskultur im Schloss Waldenbuch am 29. Mai 2022.

    In Kooperation mit Anna Koktsidou, SWR Beauftragte für Vielfalt und Integration, und dem SWR2, siehe Diese Menschen erzählen ihre „Geschichten von Migration“

    Museum der Alltagskultur – Schloss Waldenbuch, Kirchgasse 3, 71111 Waldenbuch

    Mehr über Migranten

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  • ☛ Museum: „In Voller Blüte“ im Mauritshuis Den Haag

    ☛ Museum: „In Voller Blüte“ im Mauritshuis Den Haag

    Blumenmalerei von 1600 – 1725 mit Schwerpunkt Malerinnen im Mauritshuis in den Haag. Kostbarkeiten der Zeit: Tulpen, chinesische Vasen, Pfirsiche, Schmetterlinge, Raupen 8099fbf516f54040838441a4f37db5f8

    In voller Blüte – Kostbarkeiten

    Jan Brueghel der Ältere - Blumen in einer Wan-Li Vase, c. 1610-1615 (c)'Mauritshuis, The Hague'
    Jan Brueghel der Ältere – Blumen in einer Wan-Li Vase, c. 1610-1615
    (c)’Mauritshuis, The Hague‘

    Auf diesem Bild hat Jan Brueghel der Ältere alles zusammengestellt, was kostbar war. Tulpen und Rosen zählten zu den edelsten Blumen, die sich nur der begüterte Adel leisten konnte. Getoppt wurde das Arrangement, das in Wirklichkeit nie zur gleichen Zeit geblüht hat und damit zusammen in einer Vase stand, von der chinesischen Steinzeugvase. Die Holländer – als Seefahrernation – brachten fremdartige Kostbarkeiten mit nach Hause. Zum einen war das Material des harten Steinzeugs in Europa zu dieser Zeit nicht so bekannt. Zum anderen gehörten Drachen nicht ins Repertoire der heimischen Töpfer.

    In voller Blüte – hohe Zeit der Malerinnen

    Maria van Oosterwyck Flowers in an Ornamental Vase(c)'Mauritshuis, The Hague'
    Maria van Oosterwyck Blumen in einer Ornament-Vase, circa 1670 – 1675
    (c)’Mauritshuis, The Hague‘

    Für viele Malerinnen war diese Zeit eine wahre Blütezeit, in der sie selbst aufblühten. Mit einem sicheren Blick für Schönheit spielten sie bald in der ersten Reihe der bekannten Blumenmalerei. Maria Sibylla Merian war wohl die bis in unsrer Zeit berühmteste. Sie malte nicht nur die Blumen in verschiedenen Stadien von der Knospe bis zum Verwelken. Auch als Wissenschaftlerin und Naturforscherin ist sie bis heute anerkannt. Zusammen mit ihrer Tochter erforschte sie den Lebenslauf von den Riesenschmetterlingen in Sumatra – von der Puppe bis zur Raupe.

    In voller Blüte – einschließlich Obst, Schmetterling und Raupe

    Ambrosius Bosschaert der Ältere - Vase mit Blumen am Fenster, 1618 (c)'Mauritshuis, The Hague'
    Ambrosius Bosschaert der Ältere – Vase mit Blumen am Fenster, 1618
    Dieses bunte Bukett aus dreißig Blumensorten ist ein Meisterwerk von Ambrosius Bosschaert. Präzise setzte er die Blumen ins Bild, dass sie einzeln gut zu erkennen sind. So bietet das Gemälde einen Überblick über die schönsten Blüten, die Bosschaert kannte – darunter auch Tulpen, die zu jener Zeit in Holland noch selten waren.
    Bosschaert komponierte sein Bukett aus einzelnen Studien im Verlauf eines Jahres. So konnte er Blumen zu einem Strauß zusammenstellen, die in Wirklichkeit nicht gleichzeitig blühen.
    (c)’Mauritshuis, The Hague‘

    Nicht nur Blumen fürs Auge, sondern auch Früchte für den Genuss. Weintrauben, wohin das Auge reicht, dazu Pfirsiche, Aprikosen, Quitten, Maronen. Holland war zu dieser Zeit das Schlaraffenland auf Erden.

    In voller Blüte – kleine Raupe ganz groß

    Ambrosius Bosschaert der Ältere - Detail aus Vase mit Blumen am Fenster, 1618 (c)'Mauritshuis, The Hague'
    Ambrosius Bosschaert der Ältere – Detail aus Vase mit Blumen am Fenster, 1618
    (c)’Mauritshuis, The Hague‘

    Tiere runden das Arrangement ab. Auf zahlreichen Gemälden sind Eidechsen und Käfer, Bienen, Hummeln unterschiedlicher Größe und Farbe dargestellt. Schmetterlinge gehören genau so auf das Bild wie die kleine Raupe Nimmersatt, die sich an die kostbaren Trauben heranmacht.

    Das Mauritshuis: Das schönste Museum in Den Haag

    Mauritshuis, Außenansicht, Foto Ivo Hoekstra, Quelle Mauritshuis Den Haag
    Außenansicht des Mauritshuis in Den Haag, Foto (c) Ivo Hoekstra, Quelle Mauritshuis Den Haag

    Die Ausstellung „In Voller Blüte“ ist geöffnet vom 10. Februar – 6. Juni 2022. Sie zeigt die schönsten Blumenstillleben aus der Zeit von 1600 bis 1725, die sowohl aus der eigenen Sammlung des Museums als auch aus internationalen Leihgaben stammen. Besonderes Augenmerk wird auf die in diesem Genre tätigen Malerinnen gelegt.

    Mehr über Blumenmalerinnen

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  • ♥ Herzkino im ZDF: Ein Sommer in der Bretagne

    ♥ Herzkino im ZDF: Ein Sommer in der Bretagne

    Wie in jedem Herzfilm suchen sich zwei unterschiedliche Menschen nicht, aber sie finden sich. In der Bretagne trifft eine Tierärztin auf einen einheimischen Fischerd4f5d964a31e4ec88fbe89b3439d920d.

    Ein Sommer in der Bretagne – Tierärztin und Fischer ziehen an einem Strang

    Herzfilm im ZDF: Yves (Karim Chérif), bretonischer Fischer, und Britta (Kristin Suckow)
    Yves (Karim Chérif), bretonischer Fischer, und Britta (Kristin Suckow) wollen dasselbe Haus. Britta für eine Tierarztpraxis, Yves für Ferienapartments. Wird Yves Britta unfair ausstechen?
    (C) ZDF

    Sie ist Tierärztin mit genügend Kleingeld in der Hinterhand, er ist ein Fischer und finanziell sehr klamm, da weder er noch sein Vater von der Fischerei leben können. Für sie muss ein 2. Standbein her. Der Fischer Yves hat sich sein Nachbarhaus ausgeguckt, das meistbietend versteigert werden soll. Hier möchte er Ferienwohnungen einrichten.

    Ein Sommer in der Bretagne: Tierärztin Britta
    Tierärztin Britta (Kristin Suckow) und der bretonische Fischer Yves wollen dasselbe Haus. Britta für eine Tierarztpraxis, Yves für Ferienapartments. Wird Yves Britta unfair ausstechen?
    (C) ZDF

    Die glücklich frisch getrennte Tierärztin Britta möchte unbekümmert von vorn anfangen und verliebt sich in eben dieses Haus. Wie Britta und Yves sich näher kommen und auseinanderdriften, um sich am Ende doch zu finden, erzählt dieser Film 1 ½ Stunden lang.
    Wegen der Geschichte lohnt es nur bedingt, sich den Film anzuschauen. Die ewig strahlende Britta und der ewig miesepetrige Yves nerven auf die Dauer.

    Ein Sommer in der Bretagne - filmszene
    Britta (Kristin Suckow, r.) fühlt sich so wohl in der Bretagne, dass sie hier eine neue Existenz aufbauen will. Ihre neue Freundin, Nanette (Brigitte Zeh, l.), findet das großartig.
    (C) ZDF

    Richtig spannend ist dabei eine Nebenhandlung. Eine Frau blamiert ihren verheirateten Liebhaber. Der erklärte nach einer gemeinsamen Nacht, dass er den Tag nicht, wie geplant, mit ihr verbringen werde. Er wird mit seiner Ehefrau zu einer Hochzeitsfeier gehen, auf der sie ebenfalls eingeladen ist.

    Ein Sommer in der Bretagne: Ehemann, Geliebte, Ehefrau
    Eine bretonische Hochzeit – die würde Nanette (Brigitte Zeh, M.) auch gerne feiern. Aber ihr Freund Xavier (Nicolas Jacques, l.) will seine Ehe mit Marianne (Alexandra Cholton, r.) nicht aufgeben.
    (C) ZDF

    Super, diese Begegnung. Kurz und knapp die Ansage, in der sie nur andeutet, aber so, dass die Ehefrau sehr gut versteht. Die Blicke der drei, ein sanftes Streicheln, am Schluss der offene Mund und ein Abgang, in dem nur die Zuschauerin das nervöse Flackern in den Augen sieht.

    Ein Sommer in der Bretagne – lohnt sich das Anschauen???

    filmszene: Ein Sommer in der Bretagne
    Britta (Kristin Suckow, l.) ist eigentlich Tierärztin. Aber das kümmert die bretonischen Fischer (Errol Friedhelm Karakoc-Preussner, André Jung, Arnaud Dulery, Pierre Diridollou) wenig. Hauptsache, sie kann ihnen pragmatisch und schnell helfen!
    (C) ZDF

    Für die Geliebte-Ehefrau-Ehemann-Szene lohnt es sich, den Film anzuschauen. Ebenso für die Landschaftsaufnahmen und die Fahrt mit dem Kutter auf hoher See. Die kleinen Gassen des Städtchens und der Hafen mit seinen Booten und Fischern – einfach schön.

    „Ein Sommer in der Bretagne“ am Sonntag, 23. Januar 2022, 20.15 Uhr, im ZDF.
    In der ZDFmediathek ist das „Herzkino“-Melodram mit Kristin Suckow, Karim Chérif, André Jung und Brigitte Zeh in den Hauptrollen noch einige Zeit verfügbar.

    Darsteller

    Britta – Kristin Suckow
    Yves – Karim Chérif
    Emanuel – André Jung
    Nanette – Brigitte Zeh
    Jens – Eric Klotzsch
    Nina – Katharina Heyer
    George – François Smesny
    Florent – Nicolas Garin
    und andere –

    Stab

    Regie – Britta Keils
    Autor – Birgit Maiwald, Antje Huhs
    Kamera – Florian Licht
    Schnitt – Günter Heinzel
    Musik – Ulrich Reuter

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  • Impfen in der Semperoper – Selbstschutz & Kulturschutz

    Impfen in der Semperoper – Selbstschutz & Kulturschutz

    Für alle Opernliebhaber rund um die Semperoper Dresden: Halten Sie sich unbedingt Freitag, den 10. Dezember frei. Mit einem Schlag stillen Sie Ihren Hunger nach Kultur und erhalten dabei Ihre Erst-, Zweit-, oder Booster-Impfung.

    Musiker erfinden sich immer wieder neu.

    (c) Semperoper Dresden
    Opernpause – in diesem Falle mit absehbarem Ende
    (c) Semperoper Dresden

    Zu Telemanns Zeiten gab es Tafelmusik. Da haben Künstler die Festessen begleitet. Heute gibt es Kulturschutzmusik. Da begleiten Musiker die Impfaktionen mit musikalischen Leckerbissen – Sängerinnen und Musikerinnen hautnah! Nach zwei Jahren mit Corona wissen wir, dass auch der beste DVD-Player nicht die Live-Oper ersetzen kann.

    Am Samstag erleben Theater/Schauspielfans ihre Künstlerinnen in einem speziellen Impfprogramm.

    Informationen der Semperoper:

    Am 3. Adventswochenende laden die Sächsischen Staatstheater im Rahmen von »Impfen schützt auch die Kultur« zur Corona-Schutzimpfung ein. Die Impfaktion in der Semperoper am Freitag wird von einem künstlerischen Programm begleitet.   

    Dresden, 6. Dezember 2021. Am kommenden Wochenende laden die Sächsischen Staatstheater im Rahmen der Kampagne »Impfen schützt auch die Kultur« dazu ein, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Künstlerinnen und Künstler von Semperoper und Sächsischer Staatskapelle unterstützen die Impfaktion mit musikalischen Beiträgen.

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    Allen Impfwilligen steht das Angebot in der Semperoper am Freitag, 10. Dezember 2021, von 15 bis 19 Uhr, und im Staatsschauspiel Dresden am Samstag, 11. Dezember 2021, von 10.30 bis 16 Uhr offen. Für die Erst-, Zweit- und Booster-Impfungen durch Dr. Woong Rohrer-Park und sein Praxisteam stellt die Guten Tag Apotheke Altmarkt Galerie Dosen des Impfstoffes Moderna zur Verfügung. Alle Personen, die das Angebot zur Impfung mit kulturellem Programm nutzen möchten, werden gebeten, sich mit den ausgefüllten Unterlagen, Krankenversicherungskarte sowie ihrem Impf- und Personalausweis einzufinden. Der erforderliche Anamnesebogen und das Aufklärungsblatt stehen auf semperoper.de/impfaktion und staatschausspiel-dresden.de/impfaktion zum Download zur Verfügung.

    »Mit dieser Aktion tragen die Sächsischen Staatstheater mit ihren Möglichkeiten dazu bei, ein deutliches Zeichen für die Corona-Schutzimpfung zu setzen«, so der Intendant der Semperoper, Peter Theiler. »Erst wenn möglichst viele Menschen sich solidarisch zeigen und geimpft sind, können wir zum regulären Spielbetrieb zurückkehren.« Der Intendant des Staatsschauspiels Dresden, Joachim Klement ergänzt: »Wir sind allen Beteiligten der Aktion dankbar, dass es uns gelungen ist, Impfwilligen kurzfristig hier bei uns einen schnellen und unkomplizierten Zugang zur Corona-Schutzimpfung zu ermöglichen. Wir hoffen, dass sowohl die Semperoper als auch das Staatsschauspiel durch ihre zentrale Lage am kommenden Einkaufswochenende viele Kurzentschlossene anziehen, von unserem Impfangebot Gebrauch zu machen.«

    Termine der Impfaktion »Impfen schützt auch die Kultur«

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    Impfaktion der Sächsischen Staatstheater im Rahmen von »Impfen schützt auch die Kultur«

    Freitag, 10. Dezember 2021, 15 bis 19 Uhr in der Semperoper (zwingerseitiger Eingang)

    Samstag, 11. Dezember 2021, 10.30 bis 16 Uhr im Staatsschauspiel Dresden, Schauspielhaus am Postplatz, Eingang unter den Arkaden Ostra-Allee  

    Weitere Informationen unter semperoper.de/impfaktion und staatsschauspiel-dresden.de/home/impfaktion/


    Mehr von der Semperoper

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