Kategorie: Bühnenbild und Kostüme

Kritiken, Beiträge, Rezensionen über Bühnenbilder, Theaterkostüme

  • ♫ Bayreuth 2014: Lohengrin – Rattenchor als Resonanzboden

    ♫ Bayreuth 2014: Lohengrin – Rattenchor als Resonanzboden

    Was haben Holländer und Lohengrin94ac1bf86b6640f08d5575b72ff21e95 in diesem Jahr gemeinsam? In beiden Inszenierungen kann man ohne Gebrauchsanweisung sowohl der Geschichte als auch der Musik folgen. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht – die Musik steht in beiden Opern im Mittelpunkt.

    Richard Wagner als Garderobenständer
    v.l.n.r: Lohengrin, Elsa, Richard Wagner, Telramund, Ortrud

    Seit 2010 reift diese Inszenierung von Hans Neuenfels von Jahr zu Jahr. Immer wieder wechselten Sänger, die mit ihrer Persönlichkeit eine andere Interpretation in die Geschichte brachten, siehe Lohengrin 2011 – Was ist neu?. In diesem Jahr zeigt Edith Haller eine neue Charaktereigenschaft der Elsa. Ihre Stimme trägt weiter und ist kräftiger, jedoch steht sie Lohengrin eher zaghaft gegenüber. Sie ist schüchterner als Annette Dasch es die Jahre zuvor war, siehe umjubelter Klaus Florian Vogt . Lohengrin (souveräner Klaus Florian Vogt) hat sich noch nicht an die neue Elsa gewöhnt. Er tritt sehr energisch auf. Eindringlich herrscht er Elsa an: „Niiiiie sollst du mich befragen!“ Wie ein Berserker wirkt er neben der eingeschüchterten Elsa. Die sollte es sich wirklich überlegen, ob sie mit einem solchen unbekannten Namenlosen verheiratet sein will. Nun ja, er hat sie zwar vor Telramund (Thomas J. Mayer) und Ortrud (Petra Lang mit extra gellendem Lachen ) gerettet, aber liebenswürdig oder gar liebevoll ist was anderes.

    Heerrufer (Samuel Youn) mit tiefem Bass und deutlicher Aussprache bringt Ruhe hinein. Ebenso deutlich wie facettenreich singt Wilhelm Schwinghammer seinen König Heinrich. In der Darstellung wirkt er aufgesetzt mit fahrigen Bewegungen. Sollte er eine Ratte im Versuchslabor darstellen?

    Welche tragende Rolle spielt der Chor?

    Der großartige Chor (Leitung Eberhard Friedrich) bildet einen natürlichen Resonanzkörper für die Solisten. Wenn die Ratten in Schwarz, Weiß oder Gelb im Halbkreis um die Sänger herumstehen, lenken sie die Aufmerksamkeit auf die Solisten. Sobald das Licht ausgeht und die Ratten sich in den Hintergrund verziehen, leuchten ihre Augen rot in der Dämmerung. Sie können sich nur tippelnd bewegen, denn beim Rattenkostüm (Reinhard von der Thannen) sitzt der „Schritt“ an den Knöcheln. Genau so einen eingeschränkten Aktionsradius haben sie an den Armen. Dafür sind ihre Hände/Vordertatzen, mit denen sie sich ausgiebig kratzen, genau so verlängert wie ihre Füße/Hintertatzen. Sie rutschen auf dem Bühnenparkett hin und her, als hätten sie Rollen unter ihren Füßen. Niedlich sind die kleinen rosa Ratten, die mit dem erhobenen Sonnenschirm ihrer Gouvernante dirigiert werden.
    Sehr souverän dirigiert Andris Nelsons das bravouröse Festspielorchester.

    Bayreuther Festspiele 2014: Lohengrin von Richard Wagner
    Musikalische Leitung – Andris Nelsons, Regie – Hans Neuenfels, Bühnenbild – Reinhard von der Thannen, Kostüme – Reinhard von der Thannen, Licht – Franck Evin, Video – Björn Verloh, Dramaturgie und Regie-Mitarbeit – Henry Arnold, Chorleitung – Eberhard Friedrich
    Besetzung 2014
    Heinrich der Vogler – Wilhelm Schwinghammer, Lohengrin – Klaus Florian Vogt, Elsa von Brabant – Edith Haller, Friedrich von Telramund – Thomas J. Mayer, Ortrud – Petra Lang, Der Heerrufer des Königs – Samuel Youn, 1. Edler – Stefan Heibach, 2. Edler – Willem Van der Heyden, 3. Edler – Rainer Zaun, 4. Edler – Christian Tschelebiew

    Lohengrin:
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    Richard Wagner:
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  • ♫ Bayreuth 2014: Siegfried – Ablenkungsmanöver ernten Buhs

    ♫ Bayreuth 2014: Siegfried – Ablenkungsmanöver ernten Buhs

    Nach dem Rheingold und der Walküre folgt mit Siegfried die dritte Oper im Ring2dde88450fda4dc0b52f93ef9747e2d0 des Nibelungen im Bayreuther Festspielhaus. Regisseur Frank Castorf setzt alles daran, um von der Musik abzulenken. Das Festspielorchester unter der Leitung von Kirill Petrenko zeigt sich davon nicht betroffen. Die Sänger haben es teilweise schwerer.

    Zur Erinnerung: ♫ Inhalt / Handlung: Siegfried

    Siegfried vor dem Bayreuther Festspielhaus, Fanfaren, PublikumMime (Burkhard Ullrich) läuft zur Höchstform auf, sowohl sportlich als auch musikalisch. Angenehm fällt seine deutliche Aussprache auf. Ständig ist er in Bewegung. Sogar auf das Gerüst klettert er bis hinauf über die Köpfe der steinernen Diktatoren – immerhin fast an der Bühnendecke. Selbst die Kraxelei macht seine Stimme mit. Im Gespräch Alberich/Mime hätte es keine Vergrößerung auf der Leinwand gebraucht, denn seine Mimik ist bis in die letzte Reihe zu erkennen. Genau so seine pointierte Aussprache als Giftmischer: „Ich will dem Kind ja nur den Kopf appp—hau’n“. Siegfried (Lance Ryan) singt nach wie vor sehr laut – sein Hauptmerkmal. Sobald er die Stimme zurücknehmen muss, verfällt er eher in ein Sprechen. Der Wanderer (Wolfgang Koch) verfügt über einen gewaltigen Stimmumfang. Schade, dass sein Dialog mit Mime im großen Ablenkungsmanöver untergeht. Alberichs (Oleg Bryjak) raumfüllende, starke Stimme kommt glücklicherweise zusammen mit Wotan voll zur Geltung. Bewundernswert ist die Kondition des glitzernden Waldvögelchens (Mirella Hagen), deren Sopran so gut zu einem zarten Vogel passt. In dieser Inszenierung ist sie fast den ganzen zweiten Akt auf der Bühne. Singen allein kann schon kräftezehrend genug sein, aber mit einem 35-Kg-Kostüm noch mehr. Catherine Foster als Brünnhilde meistert mit intensiver Stimme ihr Aufwachen in trostloser Umgebung. Nadine Weissmann bleibt als Erda auf der Zeche sitzen. Ihr tiefer Alt geht unter die Haut.

    Außerordentlich sehenswert sind die Bühnenbauten von Aleksandar Denić. Die Geschichte spielt in der schönen Kulisse eines tiefen Tales, deren in Felsen gehauenen Köpfe an die amerikanischen Präsidenten von Mount Rushmore erinnern. Die Köpfe allerdings gleichen den kommunistischen Diktatoren Stalin, Mao und Lenin mit ihrem Lehrmeister Marx. Mime und Siegfried leben in einem amerikanischen Alu-Campingwagen. Das Mobiliar besteht aus zusammenklappbaren Campingmöbeln und passendem Geschirr. Mit Gasflaschen wird das Schwert geschmiedet; kein Wunder, dass dabei ein Maschinengewehr herauskommt.

    Ablenkungsmanöver

    Richard-Wagner-Opernführer - aktuell mit den neusten Bayreuther Inszenierungen 2014
    NEU in der 4. Version des aktualisierten Ebook-Opernführers: Bayreuther Festspiele 2014 – Rezensionen von Holländer, Tannhäuser, Lohengrin und dem Ring des Nibelungen: Rheingold, Walküre, Siegfried, Götterdämmerung

    Frank Castorf inszenierte die Oper 2013 neu und hatte Gelegenheit, weiter an der Inszenierung zu arbeiten. Erstaunlich, mit welchem Eifer er von der Musik ablenkt. Zwar ruht die Video-Kamera über weite Strecken, dafür aber hält Frank Castorf seine zweite Wunderwaffe bereit -> einen in viele Rollen schlüpfenden Lakaien (Patric Seibert), der die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
    Eingeführt wird er in diese schrecklich nette Familie von Siegfried, der damit seinen Erzieher Mime erschrecken will. Siegfried und Mime sind sich in herzlicher Abneigung zugetan. Ihr Umgang ist von Gegenseitigem Ans-Schienbein-treten-wollen geprägt. Siegfried zieht den Bären/Waldschrat/Tippelbruder an einer langen Hundeleine hinter sich her. Die Leine bindet er am Wohnwagen fest, so dass dem Waldschrat ein genau bestimmter Aktionsradius bleibt. Diese Freiheit nutzt er, läuft ständig hin und her, trägt einen Stapel Bücher von A nach B, wo er sie geräuschvoll fallen lässt. Die durcheinander gepurzelten Bücher sammelt er auf – und schon beginnt das schöne Spiel von vorn.
    Im Grunde funktioniert dieses Ablenkungsmanöver mit einem ganz einfachen Trick: Alles, was sich bewegt – und es bewegt sich meistens der Waldschrat – wird hell ausgeleuchtet. Sowohl der Wohnwagen als auch der Platz davor strahlen im Sonnenschein. Die Strecken, auf denen sich die Sänger bewegen, werden nur knapp von den Scheinwerfern erfasst. Die Gesichter liegen meist im Schatten. Bewegungen und Licht signalisieren der Opernbesucherin, dass dort das eigentlich Entscheidende des Geschehens sein muss. Bevor sie ihren Irrtum bemerkt, sind die schönen Stellen in der Musik schon vorbei.
    Im zweiten Akt übernimmt das schillernde Waldvögelchen diese Rolle im Ablenkungsmanöver. Dieser Akt gilt als eine Glanznummer für Ostberliner Lokalpatrioten, spielt er doch auf dem Alexanderplatz. Eigentlich passt das Waldvögelchen mit seinem golden glitzernden Kostüm eher nach Las Vegas als in den Arbeiter-und-Bauern-Staats-Mief. Mit seiner – an goldenen Kielen aufgespitzten – Adlerfeder-Überbreite fasziniert es deutlich mehr als der Waldschrat. Und erst das Büschel Straußenfedern am verlängerten Rücken, das bei jedem Schritt wippt …
    Das Treffen Siegfried/Brünnhilde hat sich nicht wesentlich verändert – einschließlich der Buuuhrufe., siehe ->♫ Bayreuther Festspiele 2013: “Siegfried” – Orchester und Mime glänzen

    Bayreuther Festspiele 2014: Siegfried von Richard Wagner
    Musikalische Leitung – Kirill Petrenko, Regie – Frank Castorf, Bühnenbild – Aleksandar Denić, Kostüme – Adriana Braga Peretzki, Licht – Rainer Casper, Video – Andreas Deinert, Jens Crull
    Besetzung 2014
    Siegfried – Lance Ryan, Mime – Burkhard Ulrich, Der Wanderer – Wolfgang Koch, Alberich – Oleg Bryjak, Fafner – Sorin Coliban, Erda – Nadine Weissmann, Brünnhilde – Catherine Foster, Waldvogel – Mirella Hagen

     

    Siegfried:
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    Ring des Nibelungen:
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  • ♫ Bayreuth 2014: Walküre – verlangt Multitasking vom Publikum

    ♫ Bayreuth 2014: Walküre – verlangt Multitasking vom Publikum

    Nach dem Vorabend Rheingold aus dem Ring14ddf4c515fa48a2849c8a348cc39e08 des Nibelungen setzt Frank Castorf in der Walküre neue Akzente. Er teilt seine Liebe zum Film mit über Tausend Zuschauern des Bayreuther Festspielhauses. Musikalisch setzt sich das hohe Niveau des Rheingoldes fort.

    Wasser im Foyer des Bayreuther Festspielhauses
    Ein furioser Wolkenbruch kurz vor der Vorstellung stimmt mit Donner, Blitz und Hagel auf den Walkürenritt ein.

    Nach dem aberwitzig schnellen Beginn des ersten Aufzuges – stürmisch – lässt Kirill Petrenko auch den lyrischen Passagen genügend Freiraum, sich zu entfalten. Aufhorchen lässt das klang-intensive Violoncellosolo (Nikolas Traub)
    Die Bühnenaufbauten von Aleksandar Denić sind schon für sich sehenswert, siehe ♫ Der neue Ring – Musik, Bühne, Regie .
    Zur Erinnerung: ♫ Inhalt / Handlung: Walküre

    Hundings Hütte macht ihrem Namen alle Ehre. Sie besteht aus einem simplen Bretterverschlag mit einem Putengehege. Der Hausherr kommt von seiner Jagd, in der Hand einen Speer, auf dem ein Schrumpfkopf als Trophäe thront. Kwangchul Young mit seinem schwarzen Bass mimt Hunding brutal und böse.
    Während Hunding Siegmund ins Bockshorn jagt, bleibt Sieglinde (Anja Kampe) für die Zuschauer sichtbar auf einer großen Leinwand. Das Zubettgehen der Eheleute im Innersten des Hauses ist ebenfalls auf der Leinwand zu verfolgen. Hunding schläft ein und träumt von Nothung, dem Schwert, das Siegmund ganz selbstverständlich aus einem Hackklotz herauszieht. Sieglinde tanzt damit freudig herum, während Siegmund lieber in Deckung geht. Wie in jeder guten Beziehung ziehen sich Gegensätze an. Sieglinde ist die Aktive. Sie richtet ihm die Strohballen hin, besorgt ihm zu trinken, probiert das Schwert aus, zieht ihn in die Freiheit. Mit strahlend klarer Stimme, ausdrucksstark, agil und spielfreudig. Johan Botha als Siegmund punktet mit seiner schönen wandlungsfähigen Stimme, besonders in den lyrischen Szenen. Sage einer, er hätte darstellerisch nichts drauf! Den Erschöpften mimt er wie kein zweiter – lebensecht, wie er sich von einem Strohballen zum anderen plumpsen lässt. Sobald Siegmund vom Wonnemonat singt, läuft auf der übergroßen Leinwand ein Film ab. Eine Frau im Negligé löffelt genüsslich eine Torte in sich hinein, packt ein Kleid aus und passt es sich an, während sie telefoniert. Wozu??!

    Richard-Wagner-Opernführer - aktuell mit den neusten Bayreuther Inszenierungen 2014
    NEU in der 4. Version des aktualisierten Ebook-Opernführers: Bayreuther Festspiele 2014 – Rezensionen von Holländer, Tannhäuser, Lohengrin und dem Ring des Nibelungen: Rheingold, Walküre, Siegfried, Götterdämmerung

    Diese Inszenierung ist insofern ausgesprochen zeitgemäß, da sie Multitasking vom Publikum verlangt. Multitasking heißt, verschiedene Dinge auf einmal zu erledigen – also telefonieren, Emails beantworten, Fingernägel lackieren; und das alles während des rückwärts Einparkens. In unserem Falle heißt das: Filme anschauen, Arbeiter an historischen Maschinen beobachten, dem Inhalt der Oper folgen, auf die Musik hören. Das können nur Frauen – aber leider nicht alle.
    Im großen Dialog von Fricka und Wotan, in dem Wotan (Wolfgang Koch) eine Niederlage einstecken muss und Fricka (Claudia Mahnke) triumphiert, passiert auf der Bühne so einiges. Die beiden treffen sich vor einer riesigen Scheune, in der Handwerker an historischen Maschinen arbeiten. Dazwischen wird Material angeliefert. Im Hintergrund läuft auf der Scheunenwand ein Film. Anscheinend handelt es sich um historischen Stummfilm, in dem aber in schwarz-weiß auch zwischendurch die handelnden Personen zu sehen sind. Damit geht der Dialog Wotan / Fricka im Film unter.
    Im Prinzip ist die Inszenierung gleich geblieben wie im vorigen Jahr, siehe ♫ Bayreuther Festspiele 2013: Walküre – Der wilde Osten
    Überhand nehmen die Filme. Beim Walkürenritt fällt die Entscheidung – entweder Kino oder Bühne – besonders schwer. Die Walküren treffen sich auf einer Plattform des Bohrturms. Vor dieser Plattform fällt eine Leintuch herunter, das einen Teil der Walküren verdeckt. Sie werden stattdessen gefilmt und sind groß auf der Leinwand zu sehen, leider nur selten diejenigen, die gerade singen oder die Handlung vorantreiben. Die muss jeder Zuschauer selbst suchen. Walküren im Großformat auf der Leinwand und lebendige Walküren liegen räumlich so dicht beieinander, dass eine Entscheidung – Film oder Sängerinnen – schwer fällt. Über all diesem hin und her ist der Walkürenritt vorbei, bevor man sich auf die Szene richtig einstellen kann.
    Im großen Vater-Tochter-Dialog von Brünnhilde (Catherine Foster) und Wotan herrscht eine erholsame Filmpause bis kurz vor Schluss. Es ist wunderschön, sich ganz auf die Musik konzentrieren zu können. Weniger störend als die Filmberieselung ist, dass Brünnhilde ständig herumläuft und alles mögliche im Haushalt erledigt.

     

    Bayreuther Festspiele 2014: Die Walküren von Richard Wagner
    Musikalische Leitung – Kirill Petrenko, Regie – Frank Castorf, Bühnenbild – Aleksandar Denić, Kostüme – Adriana Braga Peretzki, Licht – Rainer Casper, Video – Andreas Deinert, Jens Crull
    Besetzung 2014
    Siegmund – Johan Botha, Hunding – Kwangchul Youn, Wotan – Wolfgang Koch, Sieglinde – Anja Kampe, Brünnhilde – Catherine Foster, Fricka – Claudia Mahnke, Gerhilde – Allison Oakes, Ortlinde – Dara Hobbs, Waltraute – Claudia Mahnke, Schwertleite – Nadine Weissmann, Helmwige – Christiane Kohl, Siegrune – Julia Rutigliano, Grimgerde – Okka von der Damerau, Rossweisse – Alexandra Petersamer

     

    Walküre:
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    Ring des Nibelungen:
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  • ♫ Bayreuth 2014: Holländer – Auge sendet an Ohr

    ♫ Bayreuth 2014: Holländer – Auge sendet an Ohr

    Fanfaren auf dem Balkon des Bayreuther Festspielhauses

    Jan Philipp Gloger hat an seiner Holländercbff176f0b3040eca0a6891cf6572480-Inszenierung gearbeitet. Mit ein paar kleinen Tricks lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Musik aus dem Orchestergraben, gespielt vom Festspielorchester unter der Leitung von Christian Thielemann.

    Der Fliegende Holländer: Es beginnt im Dunkeln.

    Früher war es üblich, jetzt kommt es ab und an wieder – die Ouvertüre bei ausgeschalteten Lichtern und geschlossenem Vorhang. In dieser Holländer-Inszenierung kann sich das Publikum genussvoll zurücklehnen und in Ruhe auf die Oper vorbereiten; die einzelnen Motive hören, die hinterher in der Oper vorkommen, wie das Spinnstubenmotiv oder die Arie des Steuermanns. Es fällt leichter, auf die Musik zu achten, denn die Musik wird ohne visuelle Ablenkung spürbarer.

    Der Fliegende Holländer: Chor

    Eine große Rolle spielt dabei der Chor unter der Leitung von Eberhard Friedrich. Um ein besonderes musikalisches Motiv deutlicher zu machen, hält der Chor jeweils einige Sekunden in den Bewegungen inne – wie in einem kurzen Dornröschenschlaf. Dadurch wird die Aufmerksamkeit auf die Musik gelenkt. Selbst die Statisten in der „Spinnstube“ gehen schneller, langsamer oder bleiben kurz stehen, immer ausgehend vom Tempo der Musik.  
    Zur Erinnerung -> siehe ♫ Inhalt / Handlung: Der Fliegende Holländer

    Gut ausgearbeitete Charaktere

    Zum Vergleich siehe ♫ Der Fliegende Holländer in Bayreuth 2012 – Inszenierung, Bühne und Kostüme

    Der Holländer (Samuel Youn) wirkt wie ein gelangweilter Manager, dem keine Prämie gut genug ist. Das Kaffeeservice schmeißt er ebenso auf den Boden wie die Frau mit ihrem eindeutigen Sexangebot. Während Senta und der Holländer sich gegenseitig ihre ernsten Absichten versichern, stehen sie sich im Kreis der Rundbühne mit einigen Metern Abstand gegenüber. In einer langsamen Drehung werden beide von Scheinwerfern aus verschiedenen Richtungen angestrahlt. Sie werfen dadurch unterschiedlich große Schatten an die Wände, die sich manchmal überlappen wie Zwerg und Riese.
    Senta (Ricarda Merbeth) zeigt in diesem Jahr ebenfalls mehr Profil. Sie verteidigt ihr Traumbild derart energisch, dass die übrigen Spinnstuben/Arbeiterinnen erschreckt vor ihrer Wahnvorstellung zurückweichen. Sie zweifeln zu Recht an ihrem Geisteszustand. Dann sind sie aber auch derart gefangen von Sentas Illusion, dass sie sich um Sentas aufblasbarer Holländerpuppe scharen und die Figur begeistert streicheln. Selbst die strenge Frau Mary (Christa Mayer) löst ihren Dutt und schaut mit verklärtem Blick dem imaginären Holländer entgegen. Das wiederum macht Senta eifersüchtig.
    Daland (Kwangchul Youn) macht sich sich vergeblich mit weit ausladenden Bewegungen bei Senta bemerkbar; sie hat nur Augen für den Holländer.
    Erik (Tomislav Mužek) weckt als gestandenes Mannsbild trotz seines Aussehens Mutterinstinkte. Als Hausmeister läuft er hinter seiner Senta her, um sie für sich zu gewinnen – vergeblich. Wunderschön zart kann er singen, wenn er um Senta wirbt, aber auch laut und erschrocken über Sentas Verbohrtheit. Dabei fördert er aus den Tiefen seines Hausmeisterkittels statt des Mitbringsels erst einmal eine Fugenspritze. Als er seinen Irrtum bemerkt, kramt er aus der anderen Tasche ein paar zerrupfte Schießbuden-Plastikblumen.
    Benjamin Bruns stellt den Steuermann als Jungmanager der untersten Führungsebene dar. Wenn er die Reichtümer des Holländers zählt, zweigt er für sich ganz selbstverständlich ein paar Scheinchen ab. Übereifrig setzt er einen Vertrag auf, den er vom Holländer unterschreiben lässt. Nach dessen Unterschrift verschwindet er mit einem Luftsprung. Nach Sentas und Holländers Tod hält er Daland von weiteren Handlungen ab, um erst einmal ein Foto mit dem Handy zu schießen, das er ihm stolz zeigt.
    Siehe Zauberflöte in der Oper Stuttgart – Ana Durlovski als brillante Königin der Nacht

    Farben von Grau bis Schwarz bringen Ruhe hinein

    Die Vertretertypen sind in Businessgrau gekleidet, ebenso wie Daland und der Steuermann. Lediglich in der Farbhelligkeit unterscheiden sie sich. Zum Betriebsfest erscheinen die Damen aufgebrezelt in Cocktailkleidern in unterschiedlichen Silbertönen. Wenn Senta mit ihrer schwarzen, aufblasbaren Puppe hantiert – die den Holländer darstellen soll – triefen an den Seitenwänden schwarze Tintenstreifen herab.
    Weitere kleine Details bringen die Handlung voran, lenken aber nicht vom Inhalt ab.


    Bayreuther Festspiele 2014Der fliegende Holländer von Richard Wagner
    Musikalische Leitung – Christian Thielemann, Regie – Jan Philipp Gloger, Bühnenbild – Christof Hetzer, Kostüme – Karin Jud, Licht – Urs Schönebaum, Video – Martin Eidenberger, Dramaturgie – Sophie Becker, Chorleitung – Eberhard Friedrich
    Besetzung 2014
    Daland – Kwangchul Youn, Senta – Ricarda Merbeth, Erik – Tomislav Mužek, Mary – Christa Mayer, Der Steuermann – Benjamin Bruns, Der Holländer – Samuel Youn

    Der Fliegende Holländer:

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    Richard Wagner:

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  • ♫ Bayreuth 2014: Tannhäuser – Käfigfahrstuhl steckt fest

    ♫ Bayreuth 2014: Tannhäuser – Käfigfahrstuhl steckt fest

    Mit der Oper cb360555e58342a59fd635a533dd6270Tannhäuser in der Inszenierung von Sebastian Baumgarten beginnen die Bayreuther Festspiele 2014. Am Anfang ist noch alles so, wie es sein soll. Liebhaber dieser Oper hören die Ouvertüre bei offener Szene.

    w.bayreuth.festspiele 049aaDas traute Heim der Venus, ein Käfig voller Primaten und überdimensionaler Spermien, saugt sich aus dem Boden, siehe ♫ Bühne und Kostüme im „Tannhäuser“ in Bayreuth: Biogasanlage und Venus im Goldkleid . Dann knallt es, mit einem fürchterlichen Krach bleibt der Käfig stecken. Ein technischer Defekt, den die Bühnentechniker nicht so schnell reparieren können. Die Vorstellung wird unterbrochen. Nach einer Stunde geht es ohne funktionierenden Käfigfahrstuhl weiter. Nicht nur mit der Hydraulik, auch mit der Beleuchtung scheint etwas nicht ganz in Ordnung zu sein. Alles in Rot eingetaucht – Himbeerlollirot. Wer eine Sonnenbrille dabei hat, ist echt im Vorteil.
    Dem musikalischen Genuss tut das keinen Abbruch. Das Orchester unter der Leitung von Axel Kober klingt ebenso rund wie der Chor (Leitung Eberhard Friedrich), der am Schluss noch einen Extraapplaus bekommt. Michelle Breedt als Venus punktet ebenso als Sängerin wie als Schauspielerin. Mit Tannhäuser (Torsten Kerl) liegt sie im Clinch, muss ihn aber gehen lassen. Trotzdem kommen sie nicht voneinander los. Beide bilden ein eingespieltes Team, siehe ♫ Inhalt / Handlung: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg .

    Richard-Wagner-Opernführer - aktuell mit den neusten Bayreuther Inszenierungen 2014
    NEU in der 4. Version des aktualisierten Ebook-Opernführers: Bayreuther Festspiele 2014 – Rezensionen von Holländer, Tannhäuser, Lohengrin und dem Ring des Nibelungen: Rheingold, Walküre, Siegfried, Götterdämmerung

    Die Wartburg-Biogasanlage wirkt wie ein Stützpunkt einer dubiosen Sekte. Die Insassen beten den Alkoholator an, danach umarmen sie sich ausgiebig immer wieder gegenseitig. Oder sie kommen als Putzkolonne, mit Eimern und Lappen bewaffnet. Alles, was ihnen unter die Bürsten kommt, wird gewienert – auch wenn es ihre Mitmenschen sind. Elisabeth (Camilla Nylund) führt im Gehen einen esoterischen Tanz auf. Durch ihr Verhalten hinterlässt auch sie einen geistesgestörten Eindruck.
    Der neue Wolfram (Markus Eiche) kümmert sich zwar um seine Elisabeth, leidet aber nicht so mit ihr wie Michael Nagy in den vorigen Jahren. Höflich hält er ihr die Tür zum Gasbehälter auf, in dem sie ihren Freitod sucht. Danach tanzt er mit ihrer Nebenbuhlerin, der Venus. In dieser Szene ist die Bühne ganz in Grün getaucht – Farbe der Hoffnung? Sein Lied an den Abendstern fällt deshalb nicht romantisch oder gar sehnsuchtsvoll aus, sondern kraftvoll aufbauend und zukunftsweisend, fast befreit. Katja Stuber könnte mit ihrer hellen Stimme hervorragend den Hirtenjungen darstellen. Statt dessen torkelt sie als betrunkener Landjunker über die Bühne.

    Leider hat Sebastian Baumgarten es nicht geschafft, dem Bayreuther Publikum seine Sichtweise der Oper Tannhäuser  zu vermitteln, wie die kräftigen Buuuhs nach der Vorstellung zeigen.

    Bayreuther Festspiele 2014: Tannhäuser von Richard Wagner
    Musikalische Leitung – Axel Kober, Regie – Sebastian Baumgarten, Bühnenbild – Joep van Lieshout, Kostüme – Nina von Mechow, Licht – Franck Evin, Video – Christopher Kondek, Dramaturgie – Carl Hegemann, Chorleitung – Eberhard Friedrich
    Besetzung 2014
    Landgraf Hermann – Kwangchul Youn, Tannhäuser – Torsten Kerl, Wolfram von Eschenbach – Markus Eiche, Walther von der Vogelweide – Lothar Odinius, Biterolf – Thomas Jesatko, Heinrich der Schreiber – Stefan Heibach, Reinmar von Zweter – Rainer Zaun, Elisabeth – Camilla Nylund, Venus – Michelle Breedt, Ein junger Hirt – Katja Stuber

    Tannhäuser:
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    Richard Wagner:
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  • ♫ Bayreuther Festspiele: Der neue Ring – Musik, Bühne, Regie

    ♫ Bayreuther Festspiele: Der neue Ring – Musik, Bühne, Regie

    Drei Künstler – Kirill Petrenko, Aleksandar Denić, Frank Castorf – prägen bei den Bayreuther565ae6d3159c43b8b9c22b9c33819a29 Richard-Wagner-Festspielen 2013 den neuen „Ring des Nibelungen“, bestehend aus den Opern Rheingold, Walküre, Siegfried und Götterdämmerung.

    w.ring

    Kirill Petrenkos Dirigat zeichnet sich durch eine sehr genaue und durchdachte Lesart der Partitur aus.  Er legt großen Wert auf rhythmische Transparenz, die sich auch auf die Durchhörbarkeit im Klang der Partitur auswirkt. Kirill Petrenko hat eine Leichtigkeit in den Orchesterklang gebracht, die die Handlung in immerwährendem Fluss und Spannung hält. Auch nach der Götterdämmerung bleibt das hervorragende und frenetisch gefeierte Festspielorchester unter Kirill Petrenko lange im Ohr.

    Bühnenarchitektur von Aleksandar Denić

    Die Oper „Rheingold“ spielt an der Route 66 im „Golden Motel“, das seine besten Jahre schon hinter sich hat. Über dem Motel, das mit der Drehbühne mal den geschwungenen Swimmingpool, die Terrasse oder die Tankstelle anzeigt, hängt eine Leinwand. Dort wird gezeigt, was sich im Inneren des Motels oder auf der Rückseite abspielt. Die Geschichte spielt sowohl drinnen wie draußen. Im Inneren des Motels sind Kameras angebracht. Somit ist den Zuschauern klar, was gleichzeitig passiert.
    In der Walküre zeigt das fantastische Bühnenbild von Aleksandar Denić ein hölzernes Fort mit einem Wachtturm – solide Zimmermannsarbeit, innen wie außen – laut Eigenangabe ein Ölbohrturm in Aserbaidschan. Siegfrieds Zuhause ist ein Campingwagen mitten in einer Felsenschlucht mit überdimensionalen Köpfen, geformt wie in Mount Rushmore. Aber nicht die amerikanischen Präsidenten, sondern Marx, Lenin, Stalin und Mao blicken ins Tal. Die Götterdämmerung besteht aus vier Ansichten: verhüllter Reichstag (Christo), der sich später als die New Yorker Börse entpuppt, Hinterhof mit Gemüselager und Kiosk “Döner Box”, “Plaste & Elaste” Fabrikfassade, Industriegebäude mit hohem, metallenen Treppenhaus.

    Eines zeichnet sämtliche Bühnenbilder von Aleksandar Denić aus: sie sind sowohl sängerfreundlich (tragende Akkustik) als auch publikumsfreundlich (gut einsehbar).

    Regie Frank Castorf

    Früher war es üblich, dass sich die Opernbesucher im Opernführer über die Handlung und die Musik informierten. Heute müssen sie sich noch in die Gedankenwelt des Regisseurs hineinversetzen, um überhaupt den Faden zu behalten. Inszeniert Frank Castorf, langt nicht einmal das. Von Vorteil sind auch Kenntnisse über seine eigene Biografie im Besonderen und die Geschichte des Kommunismus im Allgemeinen. Oder anders herum: Frank Castorf inszeniert nicht den Ring – oder Zauberflöte, Aida, Carmen, … – sondern sich selbst und sein großes Thema.

    Weil Frank Castorf eine Szene aus einem russischen Propagandafilm – ein Kinderwagen steht auf einer hohen Treppe und setzt sich samt Baby nach unten in Bewegung – dermaßen imponierte, kommt Brünnhilde am Anfang ihres Rachefeldzuges, bei dem laut Richard Wagner keiner überlebt, mit einem Kinderwagen die Treppe heruntergepoltert. Aus diesem Wagen fliegen Steine, oder Kartoffeln, oder deformierte Äpfel der Freia, oder …, auf die Stufen und poltern nach unten.
    Weil Stalin 1902(!) als Arbeiter in der Öl-Hochburg Baku gejobbt hat, wird klar, warum die kommunistischen Größen Marx, Lenin, Stalin und Mao statt der amerikanischen Präsidenten in Stein gehauen sind.

    Auf solche und ähnliche Gedankenverbindungen muss eine Opernbesucherin kommen – bei fortlaufender Aufführung. Diese Inszenierung eignet sich als Leckerbissen für Umdieeckedenker.

    Ring des Nibelungen:
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  • ♫ Bayreuther Festspiele 2013: Tannhäuser – berührende  Inszenierung

    ♫ Bayreuther Festspiele 2013: Tannhäuser – berührende Inszenierung

    Im Tannhäuser67d9bd6bd5394f86af8666fe3766bf2b 2013 in der Inszenierung von Sebastian Baumgarten beeindruckt die darstellerische Leistung der Sänger, die nicht nur präzise singen, sondern die Handlung auch durch ihr Minenspiel vorantreiben. Das gilt sowohl für den Chor – Leitung Eberhard Friedrich – als auch für die Solisten.

    w.tannhaeuserZur Erinnerung: ♫ Inhalt / Handlung: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg

    Der entnervte und unglücklich liebende Wolfram von Eschenbach – Michael Nagy – sieht krank aus. Seine innere Anspannung ist nicht nur in der Musik zu hören, sondern auch an seinen Seitenblicken und Handbewegungen zu sehen. Camilla Nylund zeigt als Elisabeth, die vor lauter unerfüllter Liebessehnsucht verrückt geworden ist, ihre Wandlung von der Schwärmerin bis hin zur letzten Konsequenz – ihren Freitod. Michelle Breedt, großartig von Stimme sowie Darstellung, gibt der hochschwangeren Venus eine verruchte Femme fatale, der es nichts ausmacht, nicht in den illustren Kreis aufgenommen zu werden. Sie weiß, dass Tannhäuser nur sie liebt, auch wenn er mit jedem Rockzipfel schäkert. Tannhäuser – Torsten Kerl – zeigt Elisabeth, dass sie ihm wert und teuer ist, dass er aber fest mit Venus verbunden ist und bleiben will.

    Venus wird von den Edlen in Elisabeths Hofstaat – Günther Groissböck, Lothar Odinius, Thomas Jesatko, Stefan Heibach, Martin Snell – nicht anerkannt, was ihr aber nicht viel ausmacht. Tannhäuser dagegen wird lediglich hofiert, weil Elisabeth noch immer in ihn verliebt ist. Langsam aber muss auch Elisabeth erkennen, dass er zwar liebenswürdig zu allen weiblichen Wesen ist, aber nur Augen und Herz für die Venus übrig hat. Sie registriert die Vertrautheit des Paares Venus und Tannhäuser, die aus zwei verschiedenen Welten kommen. Zum Eklat kommt es im Sängerwettstreit, als Tannhäuser sein Lied singt, das eigentlich zu Ehren der Elisabeth erklingen soll. Dabei tanzen Tannhäuser und Venus ungeniert, sich verliebt in die Augen schauend – wie zu einem Liebeslied, das er nur für Venus allein singt. Die hochschwangere Venus legt sogar einen erotischen Solotanz aufs Parkett, während sie stolz ihren Bauch streichelt. Die Umstehenden sind peinlich geschockt. Anscheinend wissen die Beiden nicht, dass Elisabeth immer auf Tannhäuser gewartet hat. Die Konsequenz daraus zieht Elisabeth radikal. Sie legt ihren Schmuck ab und weist Wolfram an, sie in den Gaskessel zu stecken. Erst weigert Wolfram sich, ist aber sichtlich am Ende seiner Kräfte. Selbst als Elisabeth doch noch herauskommen möchte, hält er die Tür geschlossen. In seinem traurigen Abschiedslied vom „holden Abendstern“ tanzt er im Traum mit der Venus.

    Diese Inszenierung berührt, obwohl oder weil sie nicht den gängigen Interpretationen entspricht.

    Bayreuther Festspiele 2013
    Tannhäuser – Oper von Richard Wagner

    Besetzung 2013

    Musikalische Leitung: Axel Kober
    Regie: Sebastian Baumgarten
    Bühnenbild: Joep van Lieshout
    Kostüme: Nina von Mechow
    Licht: Franck Evin
    Video: Christopher Kondek
    Dramaturgie: Carl Hegemann
    Chorleitung: Eberhard Friedrich

    Landgraf Hermann: Günther Groissböck
    Tannhäuser: Torsten Kerl
    Wolfram von Eschenbach: Michael Nagy
    Walther von der Vogelweide: Lothar Odinius
    Biterolf: Thomas Jesatko
    Heinrich der Schreiber: Stefan Heibach
    Reinmar von Zweter: Martin Snell
    Elisabeth, Nichte des Landgrafen: Camilla Nylund
    Venus: Michelle Breedt
    Ein junger Hirt: Katja Stuber

    Tannhäuser:
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    Richard Wagner:
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  • ♫ Bayreuther Festspiele 2013: Götterdämmerung – böser Hagen, guter Hagen

    ♫ Bayreuther Festspiele 2013: Götterdämmerung – böser Hagen, guter Hagen

    w.bayreuth.goetter19.6.13 119Auch nach der Götterdämmerung3d89cf4de2124307854ec3baf5eab8ea bleibt das hervorragende und frenetisch gefeierte Festspielorchester unter Kirill Petrenko lange im Ohr. Kirill Petrenko hat sehr genau die originale Wagner-Partitur studiert und versucht, jede Note hörbar zu machen. Das macht sich sogar bei den drei Stierhörnern bemerkbar, die schon Richard Wagner hinter der Bühne einsetzte. Hier nimmt Kirill Petrenko das Festspielorchester zurück, damit das Publikum das Motiv der Kampfhörner deutlich wahrnimmt, wenn die „Mannen“ sich versammeln. Auch Hundings Ankunft in der Walküre wird mit den Stierhörnern angekündigt.

    Aleksandar Denić schuf ein großartiges Bühnenbild mit vier Ansichten:

    • Verhüllter Reichstag (Christo), der sich später als die New Yorker Börse entpuppt
    • Hinterhof mit Gemüselager und Kiosk „Döner Box“
    • „Plaste & Elaste“ Fabrikfassade
    • Industriegebäude mit hohem, metallenen Treppenhaus

    Davor steht die obligatorische alte amerikanische Rolling-Home-Blechbüchse aus Rheingold, Walküre und Siegfried, daneben eine noch ältere, aber gepflegte Isetta. Gekleidet sind die Damen in lange, mit Pailletten besetzten Abendkleidern, oder, wie Brünnhilde, in einem durchgehend goldenen Paillettenkleid. Eines haben sie gemeinsam – sie passen nicht zueinander. Die Kostüme passen nicht zum Bühnenbild; das Bühnenbild passt nicht zur Oper; die Inszenierung passt nicht zur Opernhandlung; die gespielte Handlung passt nicht zur Musik.

    Zur Erinnerung: Inhalt / Handlung: Götterdämmerung – Oper von Richard Wagner

    Alles beliebig? Alle(s) bis auf einen – Hagen!

    Perfekt verkörpert Attila Yun mit seiner schwarzen Stimme, dem grimmigen Blick und dem massigen Auftreten den Bösewicht. Wie ein Krieger wirkt er im schwarzen Mantel, schwarzen Unterhemd, gehalten von schwarzen Lederhosenträgern, die hohen Stiefel über den Reithosen. Aggressiv und bedrohlich wirkt der aufgestellte Irokesenschnitt auf der kahlgeschorenen Glatze. Hagen ist in dieser Götterdämmerung die unangefochtene Hauptfigur bis zum Schluss. Neben den Rheintöchtern – Mirella Hagen, Julia Rutigliano, Okka von der Damerau – ist er der einzige Überlebende, der noch unten im Hinterhof Richtung Feuerstelle schleicht. Währenddessen liegt er oben auf der Leinwand in einem Schlauchboot, das er mit seiner massigen Figur vollkommen ausfüllt. Zum Abschied winkend hebt er noch einmal die Hand, während die Rheintöchter das Boot aufs Wasser (Röhrensee?) hinaus schubsen.

    Aber auch die Brünnhilde – Catherine Foster – ist nicht so ohne! Brünnhilde ist genau der Typ Kriegerin, wie ihn sich Wagner vielleicht vorgestellt hat. Wenn sie als betrogene Ehefrau die Treppe herunterwalzt, stellt sich ihr keiner in den Weg. Wenn sie nach dem etwas unglücklich verlaufenden Gespräch mit ihrer Schwester Waltraute – Claudia Mahnke – den Wohnwagen halb auseinander nimmt und selbst noch die Einrichtungsgegenstände in die Ecken pfettert, kommt der cholerische Göttervater durch. Wenn sie Gutrune – Allison Oakes – gegenübersteht, die ihre Ehe mit Siegfried verteidigen möchte, bleibt Gutrune nur noch die Flucht in die Menschenmenge.

    Gunther – Alejandro Marco-Buhrmester – bringt mit seiner Ausstrahlung etwas Eleganz in diese heruntergekommenen Umgebung. Für den lauten Siegfried – Lance Ryan – hätte die heutige Zeit ein passendes Utensil. Er könnte fortwährend am Handy herumspielen und damit seine Langeweile bekunden. Eine fortlaufende Geschichte, die an die Götterdämmerung erinnert, ist zwar zu erkennen, wird aber ständig durch irgendwelche nebensächlichen Szenen gestört. Das mag zwar für wiederkehrend Besucher ganz lustig sein, für Erstbesucher störend.

    Inhalt / Handlung: Götterdämmerung – Oper von Richard Wagner
    Götterdämmerung in der Oper Stuttgart – Pläsier mal vier
    Bayreuther Festspiele 2013: Götterdämmerung – böser Hagen, guter Hagen 

    Nicht die Musik oder der Operninhalt wird in dieser Inszenierung von Frank Castorf wiedergegeben, in der die Beliebigkeit bestimmter Bühnenbilder hochkommt. Alles wird in irgendein Konzept gepresst, das dieser oder einer anderen Oper aufgestülpt wird. Diese Ausstattung könnte genau so für Falstaff oder La Boheme übernommen werden, das wäre genau so unpassend.

    Beliebigkeit – ist das der neue Trend?

     

     

    Bayreuther Festspiele 2013
    3. Abend im Ring des Nibelungen:
    Götterdämmerung – Oper von Richard Wagner

     

    cover.8ung.wagnerBesetzung 2013
    Musikalische Leitung: Kirill Petrenko
    Regie: Frank Castorf
    Bühnenbild: Aleksandar Denić
    Kostüme: Adriana Braga Peretzki
    Licht: Rainer Casper
    Video: Andreas Deinert
    Jens Crull
    Chorleitung: Eberhard Friedrich

    Siegfried: Lance Ryan
    Gunther: Alejandro Marco-Buhrmester
    Alberich: Martin Winkler
    Hagen: Attila Jun
    Brünnhilde: Catherine Foster
    Gutrune: Allison Oakes
    Waltraute: Claudia Mahnke
    1. Norn: Okka von der Damerau
    2. Norn: Claudia Mahnke
    3. Norn: Christiane Kohl
    Woglinde: Mirella Hagen
    Wellgunde: Julia Rutigliano
    Floßhilde: Okka von der Damerau

     

    cover.8ung.bayreuthRing des Nibelungen:     Fehler: A feed could not be found at `https://www.8ung.info/tag/ring-des-nibelungen/feed/`; the status code is `403` and content-type is `text/html; charset=iso-8859-1`

     

  • ♫ Bayreuther Festspiele 2013:  „Siegfried“ – Orchester und Mime glänzen

    ♫ Bayreuther Festspiele 2013: „Siegfried“ – Orchester und Mime glänzen

    Nach dem3df10398aa5f4de3a409cc1707799139 Rheingold und der Walküre kommt im Ring des Nibelungen „Siegfried“ als dritte Oper. Das Festspielorchester unter der Leitung von Kirill Petrenko steigert sich noch nach der glanzvollen „Walküre“. Kirill Petrenko hat im ersten Akt eine Leichtigkeit in den Orchesterklang gebracht, die die Handlung in immerwährendem Fluss und Spannung hält.

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    Siegfriedsa6ea7703b7da4fdd906e46dd97bf4491 Zuhause ist in dieser Inszenierung von Frank Castorf  im Bühnenbild von Aleksandar Denić ein Campingwagen mitten in einer Felsenschlucht. Schroff ragen die grauen Felsen in die Höhe. Oben sind sie zu überdimensionalen Köpfen geformt wie in  Mount Rushmore. Aber nicht die amerikanischen Präsidenten, sondern Marx, Lenin, Stalin und Mao beherrschen das Tal, eingerahmt zwischen Treppen und Gerüsten.

    Mime – Burkhard Ulrich, spielfreudig, deutlich artikulierend, beherrscht diese Oper mit seiner Stimme – hält vor dem Wohnwagen auf einer Campingliege seinen Monolog. Siegfried – Lance Ryan – kommt mit dem „Bären“ an einer langen Leine – ein Waldschrat, der fortan mit ihnen das Leben teilt, stumm, aber (zu) sehr präsent. Der Wanderer – Wolfgang Koch – treibt Mime mit seinen Fragen in die Felsenhöhe; nämlich auf Maos Kopf.
    Das Schmieden des Schwertes erweist sich als schwierig. Mime studiert diverse Bücher und schnippelt allerhand in den Kochtopf – vom Waldschrat assistiert. Derweil biegt Siegfried sämtliche Schwerter um, die er in die Finger bekommt, bis sich endlich ein Erfolg einstellt. Nach abwechslungsreichen Ansätzen verwandelt sich das Schwert Nothung in ein Maschinengewehr.

    Der zweite Akt spielt in Berlin Alexanderplatz. Optisch am interessantesten ist das Waldvögelchen, das mit seiner Anwesenheit den ganzen zweiten Akt dominiert – Mirella Hagen, die nicht nur schön singt, sondern auch tanzt. Adriana Braga Peretzki zeigt mit ihren Kostümen einen Hang zu Glanz und Glitter. Zum Waldvögelchen passt es hervorragend. Ein langes Revuetänzerinnen-Kleid mit geschlitztem Rock; golden und silberner Kopfputz wie ein Kronenkranich; weit ausladende Flügel. Sie beginnen am Rücken mit einem glänzenden Geflecht, an den Außenrändern lange, glitzernde Kiele, in denen Adlerfedern von Schwertlänge stecken. Bei jedem Schritt schwingen diese Federn mit. (Beim Applaus jedoch erweist sich das Kostüm  als zu sperrig, um damit durch den Vorhang zu schlüpfen.) Was nur findet so ein schillernder Vogel an dem miesepetrigen Siegfried, der sehr laut singt und schlecht gelaunt durch die Welt geht?
    Viele Tode sterben die Helden; bei Wagner meist durch den Speer oder das Schwert. Fafner stirbt im Kugelhagel von Siegfrieds Kalaschnikow – passend zum Alexanderplatz.

    Im dritten Akt entfernt sich Frank Castorf von Richard Wagners Vorlage. Zwar wacht Brünnhilde – Catherine Foster – auf, aber nicht im Feuerreif, sondern unter einer zerknüllten Textilplane, mitten auf dem Alexanderplatz. Siegfried weiß mit ihr nicht viel anzufangen und füttert lieber ein vorbei kriechendes Krokodil. In das zweite Krokodil schlüpft das flügellose Waldvögelchen, das am Schluss von Siegfried aus dem Krokodilsmaul gezogen wird.
    Sinn oder Unsinn???

    Inhalt / Handlung: Siegfried – Oper von Richard Wagner
    Siegfried – Bayreuther Festspiele 2010
    Bayreuther Festspiele 2013: “Siegfried” – Orchester und Mime glänzen

    Bayreuther Festspiele 2013
    2. Abend im Ring des Nibelungen:
    Siegfried – Oper von Richard Wagner

    Besetzung 2013
    Musikalische Leitung: Kirill Petrenko
    Regie: Frank Castorf
    Bühnenbild: Aleksandar Denić
    Kostüme: Adriana Braga Peretzki
    Licht: Rainer Casper
    Video: Andreas Deinert
    Jens Crull

    Siegfried: Lance Ryan
    Mime: Burkhard Ulrich
    Der Wanderer: Wolfgang Koch
    Alberich: Martin Winkler
    Fafner: Sorin Coliban
    Erda: Nadine Weissmann
    Brünnhilde: Catherine Foster
    Waldvogel: Mirella Hagen

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    cover.8ung.bayreuthSiegfried:
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  • ♫ Bayreuther Festspiele 2013: Walküre – Der wilde Osten

    ♫ Bayreuther Festspiele 2013: Walküre – Der wilde Osten

    Die Walküre d21d6c6b6e57453a91aaff99984716f22013 spielt diesmal im Wilden Osten. Das fantastische Bühnenbild von Aleksandar Denić zeigt ein hölzernes Fort mit einem Wachturm – solide Zimmermannsarbeit, innen wie außen. Durch die Drehbühne wirkt das Gebäude sowohl stabil als auch transparent; sowohl sängerfreundlich (tragende Akustik) als auch publikumsfreundlich (gut einsehbar).

    Zur Erinnerung: ♫ Inhalt / Handlung: Walküre – Oper von Richard Wagner

    Was gibt's Neues im Bayreuther Festspielhaus?
    Was gibt’s Neues im Bayreuther Festspielhaus?

    Siegmund – Johan Botha – torkelt auf eine Farm. Sieglinde – Anja Kampe – füttert in einem Verschlag im Hof die Truthühner, und zwar echte, die ab und an gurrende Laute von sich geben. Romantisch. Hunding – Franz-Josef Selig – tritt herrisch auf, schubst Sieglinde von einer Ecke in die andere. Alle drei Sänger werden bejubelt, besonders Johan Botha.
    Auf einer Leinwand ist auch hier – wie im Rheingold – zu sehen, was sich im Inneren des Hauses abspielt. Mit zittrigen Fingern holt Sieglinde aus ihrem Ausschnitt ein Fläschchen und mixt dem herrischen Ekelpaket Hunding Gift in den Schlaftrunk. Bevor er sie aufs Bett ziehen kann, achtet sie darauf, dass er alles austrinkt. Sichtlich angewidert lässt sie sich von Hunding noch betatschen und strahlt, als er endlich einschläft. Seinen Kampf mit dem Schlaf können sie Zuschauer über die Leinwand verfolgen, sofern sie nicht lieber Johan Botha und Anja Kampe singen hören und sehen. In dieser Szene dreht sich die Bühne etwas. Sieglinde und Siegmund befinden sich vor einer typisch amerikanischen Walmdachscheune. Siegmund zieht das Schwert Nothung aus einem Klotz, auf dem sonst Holz gehackt wird. Sieglinde ergreift Nothung und wirbelt vor Freude damit herum, dass Siegmund lieber etwas Platz macht.

    Die großen Dialoge im zweiten Akt spielen vor der geöffneten Scheune, in der Arbeiter an historischen Maschinen werkeln. Optisch wird es nie langweilig, denn die unterschiedlichen Personen agieren auf verschiedenen Ebenen. Fricka – Claudia Mahnke – kommt in einem Aufzug wie eine Haremsdame und putzt den bärtigen Wotan – Wolfgang Koch – herunter; Wotan lässt seinen Frust im Monolog zum Publikum hinaus, während Brünnhilde – Catherine Foster – den Vorplatz aufräumt; Siegmund und die erschöpfte Sieglinde rasten zwischen Holzschuppen; im Turm bereitet Brünnhilde Siegmund auf seinen bevorstehenden Tod vor.
    Siegmund und Hunding sterben in der Scheune zwischen Maschinen und Strohballen. Für die Zuschauer ist ihr Kampf schwer einsehbar, allerdings bekommen sie alles auf der Leinwand mit.
    Auf der Rückseite der Farm spielt der Walkürenritt, erwartet von vielen Opernbesuchern. Treppen führen auf verschiedene Ebenen, auf eine Plattform und weiter hinauf zum Turm. Gleich zu Beginn rennen die Helden Richtung Turm, brechen plötzlich zusammen und bleiben – über die Treppen verteilt – tot liegen, mit offenen Augen und Mündern. Die Walküren – Allison Oakes, Dara Hobbs, Claudia Mahnke, Nadine Weissmann, Christiane Kohl, Julia Rutigliano, Geneviève King, Alexandra Petersamer – steigen ungerührt um sie herum. Gekleidet sind sie wie Frauen aus amerikanischen Westernfilmen, von Siedlerinnen mit Kopftüchern bis hin zur eleganten Ausgehgarderobe des 19. Jahrhunderts, mit Hut und Samtcape. Mit dieser Garderobe wird der Fortlauf der Geschichte verdeutlicht. Nach jeder Etappe, die Brünnhilde erzählt, legen die Walküren ein Kleidungsstück ab; erst den Hut, dann den Mantel und so weiter. Am Schluss, als sie die entsetzliche Strafe für Brünnhilde erfahren – ein Leben als gemeines Hausweib, als Eigentum eines Mannes – laufen sie entsetzt auseinander. Hier tragen sie nur noch Korsagen. Zwar spielt sich alles auf der Plattform und vieles auf den Treppen ab, aber die Zuschauer sind über die Leinwand über das Seelenleben der einzelnen Walküren bestens informiert. Jede Sängerin spielt sehr engagiert, besonders, wenn die Kamera sie verfolgt.
    Die letzte Schlüsselszene dieser Oper – der Feuerreif – findet auf zwei Ebenen statt. Brünnhilde legt sich widerwillig zum Schlafen in die Scheune, gut sichtbar auf der Leinwand. Über einem runden Holzschuppen, der einem überdimensionalen halben (Öl)Fass ähnelt, zündet Wotan mit einem Stab (und Loges Hilfe) einen Feuerreifen an. Unten auf der Bühne lodert das Feuer, während Brünnhilde oben auf der Leinwand versucht, einzuschlafen.

    Fantastische Sänger mit schauspielerischen Qualitäten, geschärft von Frank Castorf, sehr transparent gespielte Musik unter der Leitung von Kirill Petrenko, eine dreidimensionale Bühnenarchitektur von Aleksandar Denić, fantasievolle Kostüme von Adriana Braga Peretzki – eine runde Inszenierung.

     

     

    Bayreuther Festspiele 2013
    1. Abend im Ring des Nibelungen: Die Walküre – Oper von Richard Wagner
    cover.8ung.wagnerBesetzung 2013
    Musikalische Leitung: Kirill Petrenko
    Regie: Frank Castorf
    Bühnenbild: Aleksandar Denić
    Kostüme: Adriana Braga Peretzki
    Licht: Rainer Casper
    Video: Andreas Deinert, Jens Crull

    Siegmund: Johan Botha
    Hunding: Franz-Josef Selig
    Wotan: Wolfgang Koch
    Sieglinde: Anja Kampe
    Brünnhilde: Catherine Foster
    Fricka: Claudia Mahnke
    Gerhilde: Allison Oakes
    Ortlinde: Dara Hobbs
    Waltraute: Claudia Mahnke
    Schwertleite: Nadine Weissmann
    Helmwige: Christiane Kohl
    Siegrune: Julia Rutigliano
    Grimgerde: Geneviève King
    Rossweisse: Alexandra Petersamer

     

    Walküre:
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    Ring des Nibelungen:
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