Schlagwort: Vater

  • ☛ Filmtipp: Giovannis Insel – Kinder von Soldaten im Krieg

    ☛ Filmtipp: Giovannis Insel – Kinder von Soldaten im Krieg

    „Giovannis Insel“, ein Film, (leider) so aktuell wie eh und je. Das gilt für syrische, ukrainische, afghanische, vietnamesische Kinder genau so wie für alle übrigen Kinder, die in einen Krieg hineingezogen werden.
    Wann hören Kriege endlich auf??? Es gibt keine Gewinner, nur Verlierer!!!

    Die Geschichte spielt im Krieg von 19443357146a04ab439aa437c962e6fc2cf2 bis 1947 in Japan und Russland. Dieser Film setzt große Emotionen frei. Er zeigt bewegende Szenen, jedoch keine Schwarz-Weiß-Malerei, sondern ein buntes Bild, das beiden Seiten gerecht wird.

    Alltag auf einer japanischen Insel.

    trickfilm giovannis insel

    Gezeigt werden die Alltäglichkeiten, die Veränderungen, die Nöte, die Freuden, das Leid, glückliche und traurige Momente. Im Mittelpunkt stehen die Menschen.
    Erzählt wird aus der Sicht zweier japanischer Brüder, zeigt aber auch die  russischen Besatzer von ihrer menschlichen Seite, nämlich die Kinder der Soldaten, die es auf die Insel verschlagen hat.

    Zwei Brüder führen ein Leben, wie es wohl auf einer Insel üblich ist.

    Sie klettern auf die Felsen zu den Nestern der Papageientaucher und stehlen ihnen die Eier aus dem Nest, werfen sie unter Vogelgeschrei ins Wasser und tauchen danach. Eine typische Mutprobe unter Jungen. Vom Krieg haben sie wenig mitbekommen. Das ändert sich, als ihr Dorf von russischen Truppen besetzt wird. Gerade sind sie mit anderen Kindern in der Schule, als aus Militärautos Soldaten mit Maschinengewehren die Schule stürmen. Nur die junge Lehrerin behält die Nerven. Sie schreibt eine Formel an die Tafel. Als ein Soldat mit vorgehaltener Waffe die Klasse stürmt, herrscht sie ihn an, er solle den Unterricht nicht stören. Verdutzt hält er inne, bis der Kommandant kommt. Der reagiert anders als von den Zuschauern befürchtet. Er schreibt die Lösung an die Tafel und schickt den Soldaten hinaus.

    Das Leben der Jungen ändert sich.

    In der Schule werden fortan neben ihrer japanischen Klasse – nur durch eine Bretterwand getrennt – eine Klasse mit russischen Schulkindern unterrichtet. Sie stören sich gegenseitig mit ihren Hymnen, die beide Parteien so laut wie möglich singen. Eines Tages fangen die russischen Kinder mit ihrem Lied an, und die Japaner stimmen einer nach dem anderen ein. Nach einer Pause, in der sie selbst über ihren Eifer geschockt sind, stimmen die russischen Kinder die japanische Hymne an. Damit ist der Bann gebrochen.

    Neben Schmunzel-Episoden gibt es Momente, die ans Herz gehen.

    Der Vater wird vom russischen Militär abgeführt; an der Bevölkerung vorbei, auch an seinen Söhnen. Mit einem Boot wird er auf ein Schiff gebracht – blutrot von der Morgensonne angestrahlt.
    Zusammen mit der Lehrerin kommen die beiden Brüder auf ein Schiff, von dem sie meinen, dass es sie nach Japan bringt. Gelandet sind sie in Russland. Hier erfahren sie, dass ihr Vater noch lebt, allerdings in einem Lager hinter den Bergen. Bei Nacht und Schnee klettern sie auf einen Zug und verstecken sich auf ihrer Reise ins Ungewisse im offenen Zugwaggon zwischen Säcken. Immer wieder finden sie Hilfe, wenn sie gar nicht daran denken. Hier ist der Kleine schon krank, hält aber noch so lange durch, bis er seinen Vater sieht. Im russischen Lager wird das Neujahrsfest gefeiert.
    Das heißt, dass alle Soldaten betrunken sind und der Zaun zeitweise unbewacht. Auf der einen Seite des Stacheldrahts stehen die Kinder, auf der anderen Seite, mit einem Meter Niemandsland dazwischen, der Vater. Sie schaffen es, sich über die Distanz hinweg mit den Fingern zu berühren – wieder ein starker Moment.
    Sie erleben Freunde und Feinde sowohl unter Japanern als auch unter politischen Gegnern. Das macht den Film so sehenswert. Ein Hoch auf die Völkerverständigung.

    Manchmal hilft ein kleiner Talisman.

    Giovanni no Shima
    (Giovanni’s Island) (ab 12 Jahren)
    Japan 2014 | 102 Minuten
    Regie: Mizuho Nishikubo
    Deutschlandpremiere im Internationalen Trickfilmfestival in Stuttgart am 25.4.2014

    Giovannis Insel – kurzer Überblick im Video

    Giovannis Insel – Trailer (deutsch/german)

    Noch mehr Kinderfilme

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  • ☛ Filmtipp: Yuli – Krieger und Weltklasse Balletttänzer

    ☛ Filmtipp: Yuli – Krieger und Weltklasse Balletttänzer

    Carlos Acosta,407a0ef41dba4586afcbc3be31a126a2 genannt Yuli, hat sein Leben in einer Choreografie verarbeitet, aus der dieser Film entstand. Gezeigt wird ein Konflikt zwischen zwei starken Persönlichkeiten: Vater und Sohn.

    Vom Vater zum Weltruhm geprügelt

    © 2021 ARD Degeto - Yuli, Film, fröhlicher Yuli/Carlos
    © 2021 ARD Degeto „Yuli“ erzählt die Geschichte des kubanischen Balletttänzers Carlos Acosta, der als erster schwarzer Romeo in die Geschichte des klassischen Balletts einging und als der beste Tänzer seiner Generation bezeichnet wurde.

    Yuli hat der Vater seinen neugeborenen Sohn Carlos genannt. Das heißt „Krieger“ in der Sprache des afrikanischen Stammes, dessen Angehörige einmal als Sklaven auf die Insel Kuba gekommen sind. Carlos Acostas ehrgeiziger Vater drängt seinen kleinen Sohn zur Ballettausbildung, obwohl dieser lieber auf den Straßen Havannas tanzt.

    Yuli leidet unter dem Ehrgeiz des Vaters

    © 2021 ARD Degeto - Yuli, Film, Carlos Acosta als Erwachsener
    © 2021 ARD Degeto Die Lebensgeschichte eines der besten Balletttänzer der Welt: Carlos Acosta, aufgewachsen in einem ärmlichen Viertel von Havanna


    Noch immer leidet der Vater – wie alle seine Vorfahren – unter dem Stigma der Sklaverei. Für seinen Sohn wünscht er sich eine kämpferische Persönlichkeit, die allen zeigt, was in seiner Rasse steckt. Die Anerkennung findet.

    Yuli entwickelt tatsächlich ein Talent für Tanz.

    © 2021 ARD Degeto - Yuli, Film, Carlos als Kind
    © 2021 ARD Degeto Carlos ist ein ungestümes, rebellisches Kind. Das meiste, was er vom Leben weiß, hat er auf den Straßen Havannas gelernt, wo er zum ungekrönten König der spontanen Breakdance-Wettbewerbe geworden ist.


    Yuli setzt sein Tanztalent in den Wettkämpfen auf den Straßen von Havanna ein und wird unbestrittener Sieger. Seinem Vater fällt dieses meisterhafte Können auch auf.
    Er möchte aber nicht, dass sein Sohn bei seinesgleichen Anerkennung findet, sondern bei der besseren Gesellschaft – also nicht Hiphop, sondern Ballett.
    Er meldet Yuli bei einer renommierten Ballettschule an, und zwar gegen den Willen seines Sohnes, der immer wieder versucht, der strengen Disziplin zu entkommen.

    © 2021 ARD Degeto - Yuli, Film, Ballettlehrerinnen und Eltern
    © 2021 ARD Degeto Zunächst wurde Carlos Acosta von seinem Vater zum Ballett gezwungen, doch schnell entdeckte er seine Leidenschaft für den Tanz und schaffte es bis zum Star des Royal Ballet in London.


    Sobald der Vater dahinter kommt, setzt es Schläge. Auch als Yuli wegen seiner Disziplinlosigkeit von der Ballettschule fliegt und auf ein Internat geschickt wird, prügelt ihn der Vater gegen seinen Willen dahin.


    Yuli leidet im Internat

    © 2021 ARD Degeto - Yuli, Film, Carlos als Kind in der Ballettschule
    © 2021 ARD Degeto Carlos Acosta wächst in Kuba auf. Er ist ein ungestümes, rebellisches Kind, das sich gegen die Forderungen seines Vaters wehrt.


    Auf dem Eliteinternat, das er wegen seines Tanztalentes besuchen darf, wird er gemobbt. Starkes Heimweh quält ihn, die Knute das Vaters hält ihn. Die Wende für ihn kommt, als er beim Vortanzen einen älteren Schüler ein Solo tanzen sieht – kraftvoll und perfekt. Von da an übt Yuli, meist in der Nacht, wenn die anderen schlafen, manchmal bei strömendem Regen.

    Yuli, der Spitzentänzer Carlos Costa

    © 2021 ARD Degeto - Yuli, Film, 2 Balletttänzer
    © 2021 ARD Degeto Carlos Acosta (li.), einer der besten Balletttänzer der Welt. Aufgewachsen in einem Armenviertel Havannas, schafft er es bis zum Star des Royal Ballet in London.

    Von jetzt an wird er zu Wettbewerben geschickt und gewinnt immer den ersten Preis, zum Stolz seines Vaters. Als er ein Angebot als Solotänzer im Royal Ballet in London erhält – eines der renommiertesten Companien der Welt – üben sowohl sein Vater als auch seine Ballettlehrerin so lange Druck auf ihn aus, bis er zusagt. Für seinen Vater geht damit ein Traum in Erfüllung.

    Yuli hat Erfolg, aber auch starkes Heimweh.

    © 2021 ARD Degeto - Yuli, Film, 3 Balletttänzer
    © 2021 ARD Degeto Carlos entwickelt sich zum herausragendsten Tänzer seiner Generation. Nach dem Gewinn der Goldmedaille beim renommierten Prix de Lausanne wird der 18-Jährige Principal Dancer beim English National Ballet: der Beginn einer einzigartigen Karriere.

    Yuli tanzt im grauen, verregneten London die Solopartien im königlichen Ballett. Er wird umjubelt als erster schwarzer Romeo, doch seine Gedanken sind immer im sonnigen Havanna bei seiner Familie. Erst als der Vater stirbt, kehrt Yuli nach Kuba zurück.

    Yuli findet seinen Weg

    Sein Leben hat Carlos Acosta, der königliche Balletttänzer, in einer Choreografie aufgearbeitet. Sie wird in diesem Film zwischen Yulis einzelnen Lebensabschnitten ausgearbeitet und getanzt.

    © 2021 ARD Degeto - Yuli, Film, Carlos und Vater Pedro Acosta
    © 2021 ARD Degeto Carlos Acosta mit seinem Vater Pedro. Pedro, Lkw-Fahrer und Enkel einer Sklavin, erkennt früh das außergewöhnliche Talent seines Sohnes. Er nennt ihn „„Yuli“, nach einem afrikanischen Kriegsgott.

    Gezeigt wird ein Konflikt zwischen zwei starken Persönlichkeiten: Vater und Sohn. Der Vater, der meint, mit Gewalt alles an seinen Ahnen wieder gut zu machen, was er selbst nicht geschafft hat. Der Sohn, der zwar ein großes Talent besitzt, aber nicht den Willen, es so einzusetzen, wie der Vater es wünscht. Er ist zugegebenermaßen einer der Besten geworden und hat international Erfolge gefeiert, aber seine Kindheit, Jugend und eigenen Wünsche sind auf der Strecke geblieben.
    Es spricht für seine Kämpfernatur, dass er einen Weg gefunden hat, auf dem er sowohl seine Ahnen als auch seine eigenen Vorstellungen zusammenbringen kann.
    Ein Sohn, der nicht am Ehrgeiz seines Vaters zugrunde gegangen ist, obwohl er die prügelnden Riemen sein Leben lang spürt.

    Yuli, Film von und mit Carlos Acosta

    Regie: Icíar Bollaín
    Autor: Carlos Acosta
    Genre: Spielfilm
    Land: Spanien, Kuba, Großbritannien
    Jahr: 2018
    Spielfilm 105 Minuten

    Arte.TV-Ausstrahlung
    Freitag, 8. Oktober 2021 um 13.45 Uhr
    Montag, 25. Oktober 2021 um 13.50 Uhr

    Mehr über Ballett

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  • ✍ Modernes Antiquariat: Die Krone der ErSchöpfung – Buchtipp für Frauen

    ✍ Modernes Antiquariat: Die Krone der ErSchöpfung – Buchtipp für Frauen

    Armer Mann, was nun?ad8e75b01757415aa217bf364ae43eba Überlebenskampf eines Familienvaters um die Vierzig zwischen Stammtisch, Selbstfindungsseminar, Imponiergehabe und Söhne vom Kindergarten abholen.

    Da staunt frau, was Männer in den Wechseljahren zu bieten haben

    Ercover.Boettcher Chris Erschoepfung 107924 ist einfach zum Knuddeln, der Mann um die Vierzig. Voller Selbstzweifel, fühlt sich alt und abgewrackt, versucht aber – ganz alter Kater – den jungen Frauen zu imponieren. Leider geht der Versuch in die Hose, vor dem Friseurladen seiner Angehimmelten einen Schnellstart im Jogginganzug hinzulegen. (mehr …)

  • ✍ Das Lied von der unsterblichen Liebe – Rachefeldzug einer Pubertierenden | Romantipp

    ✍ Das Lied von der unsterblichen Liebe – Rachefeldzug einer Pubertierenden | Romantipp

    Das Lied von der unsterblichen Liebe: In diesem Roman von Beatedd4963d9866c42e885584859dd0921ef Rygiert geht es um Liebe, nach der sich alle Beteiligten sehnen. Für eine scheint die Liebe vorbei zu sein.

    Die 14-jährige Cora verfolgt zielstrebig einen Plan.

    cover.lied-von-der unsterblichen-liebeSie will den Flammentod ihres Halbbruders rächen. Er starb im explodierenden Auto, während sie herausgeschleudert wurde und überlebte. Cora gibt ihrem Vater die Schuld an diesem Unglück. Seit dieser Zeit kleidet sie sich schwarz und schminkt sich wie eine japanische Comicfigur. Cora lernt Adrian kennen, der ihrem Äußeren sehr ähnelt. Er trägt ebenfalls schwarze Kleidung und das Gesicht weiß geschminkt. Er kann zeichnen, so wie sie es gern könnte. Und er macht alles, was sie will.

    Der Todestag von Coras Halbbruder soll der Höhepunkt in Coras Rachefeldzug sein.

    An diesem Tag wird Coras Vater, der berühmte Architekt HP Sternberg, sein größtes Projekt einweihen. Mit keinem Wort erwähnt er, dass sämtliche Gebäude auf den Entwürfen seiner Frau basieren. Selbst Ellen weiß das nicht so genau, denn HP hält sie klein und gibt ihr immer wieder zu verstehen, dass ihre „Krakeleien“ nur durch seine „Bereinigungen“ leben können. Ihre Tochter Cora gibt ihr die Mitschuld am Tod des Halbbruders, weil sie nichts gegen HPs Machenschaften unternommen hat. Ellen besteht nur aus Minderwertigkeitskomplexen.

    Valentin, der alte Seiltänzer, kontrolliert jeden Tag die hohen Gebäude nach Lebensmüden.

    Die meisten rettet er. Er kann auf den Zinnen entlanglaufen oder sich aus dem Fenster hängen lassen. Früher reiste er in der Welt umher, schwang sein Seil von einem Kirchturm zum nächsten und tanzte darauf von einer Spitze zur anderen. Jahrzehntelang war er der erklärte Liebling der Frauen. Das blieb nicht ohne Folgen. Allerdings weiß er genau nur von einem Sohn – Paul, der seine Leidenschaft als Ballonfahrer zum Beruf gemacht hat. Ihn sieht er auf der Beerdigung seiner ehemaligen Geliebten, Pauls Mutter.

    Coras Vater gehört zu den Männern, die ihre Liebschaften schnell wieder vergessen, ohne über die Folgen informiert zu sein.

    Diesen beiden potenten Männern wäre fast eine Dynastie zu verdanken. Die Nachkommen jedoch wissen nichts voneinander. Sobald sie sich begegnen – und sie verknüpfen sich ständig in diesem Roman – funkt es bei ihnen. Sie zeichnen sich durch ähnliche Talente aus, die im Allgemeinen selten vorkommen. Sie kennen keine Höhenangst und können wunderbar zeichnen. Wenn sie sich treffen, empfinden die Beteiligten sofort eine besondere Sympathie füreinander. Die Leser ahnen oder wissen es, während die Halbgeschwister einfach nur glücklich sind, weil sie einen Bruder oder eine Schwester im Geiste gefunden haben. Es könnte ein wunderbar harmonischer Clan sein, wenn …

    Das Lied von der unsterblichen Liebe: Im Roman treffen scheinbar Unbeteiligte aufeinander.

    Sie entpuppen sich hinterher als Halbgeschwister, Kinder oder Enkel. Spannend und unterhaltsam ist es, die Lebenswege zu verfolgen. Fortwährend entknüpfen und verknüpfen sie sich gegenseitig. Immer, wenn eine neue Person eingeführt wird, fragt sich die Leserin, in welchem Verwandtschaftsgrad sie wohl zu den anderen Beteiligten stehen mag.

    Das Lied von der unsterblichen Liebe: Roman Gebundene von Beate Rygiert | Droemer HC

     

    Sehnsucht:

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  • ☛ Internationales Trickfilmfestival Stuttgart: Uit Huis – Mutter-Vater-Sohn-Konflikt

    ☛ Internationales Trickfilmfestival Stuttgart: Uit Huis – Mutter-Vater-Sohn-Konflikt

    Uit Huis: Dieser kurze Trickfilm3357146a04ab439aa437c962e6fc2cf2 behandelt die schwierige Phase, in der sich ein Kind vom Elternhaus löst – lösen muss, und zwar anders als Harald, der sich seiner Mutter entledigt.

    Uit Huis, ein typischer Mutter-Vater-Sohn-Konflikt

    Filmcover: Uit HuisMutter und Sohn kommen gut miteinander aus. Sie streicht ihm das Brot und er isst es dankbar auf. Doch der Vater beschließt, dass der Junge alt genug ist, um das Haus zu verlassen. Er schenkt ihm einen Wanderstab mit gepacktem Bündel und schickt ihn in die weite Welt.

    Uit Huis – der Sohn kommt immer wieder.

    Ein Unwetter mit starkem Wind bläst den Jungen wieder zurück. Kaum bessert sich das Wetter, wird er vom Vater wieder vor die Tür gesetzt, um mit der Überschwemmung, die das Unwetter hinterließ, wieder mit einer Welle ins Haus gespült zu kommen. So geht es mit Nebel und anderen Naturkatastrophen. Er steht einfach wieder im Haus, zur Freude seine Mutter, zum Ärger des Vaters.
    Irgendwann ist die Mutter alt und stirbt. Nach ihrer Beerdigung kann sich der Sohn freudig vom Vater verabschieden, denn nichts treibt ihn wieder zurück.

    Fazit: Jedes Kind wird einmal selbstständig und erwachsen.

    Allerdings wird jetzt der Vater unruhig. Er wartet vergebens, schaut zur Tür und zum Fenster hinaus, wird immer unruhiger und traurig. Der Sohn kommt nicht zurück.
    War sein Drängen richtig?

    Uit Huis (Leaving Home)
    Niederlande 2013
    Regie: Joost Lieuwma

    Internationales Trickfilmfestival Stuttgart
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  • ♫ Operntipp Stuttgart: La Cenerentola – wenn schon Komödie, dann richtig!

    ♫ Operntipp Stuttgart: La Cenerentola – wenn schon Komödie, dann richtig!

    Neue Inszenierung von Andrea Moses in der Oper47346fa1016d42fd8eb2edffae433cd0 Stuttgart: La Cenerentola – Aschenputtel oder Der Triumph der Güte – komische Oper von Gioachino Rossini. Lustig fängt es schon im Vorspiel an. Pantomimisch stellen Prinz, Diener, Bote und Berater dar, warum ausgerechnet Cenerentola die Hauptrolle spielen wird. Der Prinz muss sich endlich vermählen und Kinder bekommen, sonst geht die Dynastie verloren. Erst weigert er sich, geht dann aber auf den Plan seines Beraters und des Aufsichtsrates ein. Prinz und Diener tauschen die Kleider – und die Rollen – damit der Prinz sich als Diener verkleidet die Kandidatinnen aus einer gewissen Distanz heraus anschauen kann. Siehe → Inhalt / Handlung: La Cenerentola

    22503_03_cenerentola_foto_schaefer

    Cenerentola (Diana Haller) und der Prinz Don Ramino (Bogdan Mihai) machen dem „schönen Gesang“ alle Ehre. Belcanto – Arien mit viel Szenenapplaus. Beide singen wie selbstverständlich und nebenbei die schwersten Koloraturen. Genau, geläufig, intensiv – einfach schön klingt Bogdan Mihais Gesang. Ausdrucksstark spielt Diana Haller die verliebte Cenerentola – und singt dabei mit lieblicher, kraftvoller Stimme.

    22518_08_cenerentola_foto_schaeferCatriona Smith gehört zu den Sängerinnen, die anscheinend jede Rolle ausfüllen können – ein wandelbares Allroundtalent. Als Clorinda wartet sie mit Tisbe (Kora Pavelic) immer noch auf einen Ehemann. Die beiden in die Jahre gekommenen Schwestern vertreiben sich die Langeweile mit Zoffen.
    Köstlich, wie sie sich an Diener Dandini ranschmeißen und er es aus vollen Zügen genießt. Als alternde Tochter aus gutem Hause reklamiert Clorinda alle Rechte für sich: „Nimm mich, denn ich bin die Ältere!“. Worauf Tisbe argumentiert, dass sie als die Jüngere später alt wird. Gut gelaunt verputzen sie ihre Tortenstücke, während das Publikum nach der Pause (langsam) die Plätze einnimmt. Auch die Musiker bekommen ein paar Häppchen ab.
    Dandini (André Morsch) fühlt sich in seiner Rolle als Prinz sichtlich wohler und wohler. Seine Rolle als Diener legt er auch in der Zeit seines Prinzendaseins nicht ab. Er schlüpft sofort wieder hinein, sobald seine Träume zusammenfallen.
    Adam Palka überzeugt als Alidoro durch seine frische Bassstimme. Mit Hoppsassa tanzenden Augenbrauen erfreut er Cenerentola und die Zuschauer.

    Fotos: A.T. Schaefer

    Jeder eine Extratype für sich stellen die 12 Aufsichtsräte – Herren des Chors (Chorleitung Christoph Heil) – dar. Köstlich sind die beiden „Damen“. Ein Lob den Maskenbildnern. Hier stimmt alles – von den rotlackierten Fingernägeln bis zur toupierten Maggy-Thatcher-Frisur. Die ältere, distinguierte, geht nur untergehakt in Begleitung eines Herrn. Dafür putzt sie ihm ausgiebig die Brillen, die er aus den verschiedenen Taschen holt. Die zweite, etwas jüngere Aufsichtsrätin, findet Gefallen an Don Magnifico (Andrea Concetti) und macht einen unterkühlten Flirtversuch – hat nichts genützt. Don Magnifico reagiert nicht. Er sieht sich schon in der Rolle des Prinzen-Schwiegervaters, der endlich von der Last mit den Töchtern befreit ist.

    22521_09_cenerentola_foto_schaeferEin raffiniertes Kleid (Kostüme Werner Pick) trägt Cenerentola auf dem Ball. Der geraffte Tüllrock wird immer länger und länger, bis er die riesige Drehscheibe unter ihren Füßen bedeckt. Langsam dreht sich die Scheibe. Alle bewundern die schöne Unbekannte.

    Gut gelaunt bis zum Schluss ist nicht nur das Publikum, denn die Sänger spielen noch beim Verbeugen weiter. Lebhafte Inszenierung – komische Momente – lautes Auflachen.

    Das Staatsorchester Stuttgart spielt sehr leicht und luftig, wobei der Dirigent José Luis Gomez an einigen Stellen das typisch Rossini’sche Crescendo mit Schwung auskostet.

     

    La Cenerentola (Aschenputtel oder Der Triumph der Güte) von Gioachino Rossini in der Oper Stuttgart

    Musikalische Leitung: José Luis Gomez
    Regie: Andrea Moses
    Bühne: Susanne Gschwender
    Kostüme: Werner Pick
    Licht: Reinhard Traub
    Chor: Christoph Heil
    Dramaturgie: Thomas Wieck, Moritz Lobeck

    Fotos: A.T. Schaefer

    Besetzung am 29. November 2013
    Angelina: Diana Haller
    Clorinda: Catriona Smith
    Tisbe: Kora Pavelic
    Don Magnifico: Andrea Concetti
    Don Ramiro: Bogdan Mihai
    Dandini: André Morsch
    Alidoro: Adam Palka
    Mit: Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart

    La Cenerentola:

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  • ✍ Klassik-Buchtipp: Götterdämmerung – Roman von Élémir Bourges

    ✍ Klassik-Buchtipp: Götterdämmerung – Roman von Élémir Bourges

    Goetterdaemmerung von Elemir BourgesAngeregt durch die Oper „Götterdämmerung“ von Richard Wagner schreibt Élémir Bourges einen Roman über die armen Reichen, die vom Unglück nur so verfolgt werden. Zwar horten sie unüberschaubare Schätze, aber ihr Lebensweg kennt nur eine Richtung – kreiselnd bergab!

    Die Handlung spielt am Ende des 19. Jahrhunderts in Paris, wohin der Herzog von Blankenburg fliehen muss. Sein Herzogtum wird von den Preußen eingenommen. Glücklicherweise hat er vorgesorgt. Seine Schatzkammer ließ er in Hunderte von Kisten packen und in einem Tross von Kutschen auf den Weg bringen. Ihm und seinen fünf Kindern – alle von unterschiedlichen Frauen, die weiter nicht in Erscheinung treten – bleibt das nackte Leben und eben dieser unendliche Reichtum an Gold und Edelsteinen.

    Er lässt ein Palais ausbauen, bei dem er vor lauter Langeweile jeden Bauabschnitt selbst überwacht und an allem etwas auszusetzen hat. Verbesserungen ordnet er nach seinem Schönheitssinn, der sich durch einen Mangel an gutem Geschmack auszeichnet. Damit kann er den ästhetischen Parisern nicht so imponieren, wie er es gern hätte.

    Mit der neuen Bleibe dezimiert sich die Schatzkammer weder an Ausmaßen noch an Wert. Der Herzog selbst hat kein Verhältnis zum Reichtum. Seine Besucher führt er gern durch seine Schatzkammern, ohne zu bemerken, dass er damit Neid und begehrliche Wünsche weckt. Bald ist er von Intriganten umgeben, die es alle auf sein Geld abgesehen haben und versuchen, sich gegenseitig auszuschalten.

    Aber auch privat meidet ihn das Glück. Keine Frau hält es mit ihm aus. Sie nehmen die Schätze mit und lassen ihm dafür ein Kind da. Die jüngste und klügste Tochter stirbt noch im Kindesalter. Zwei weitere Kinder entbrennen in inzestuöser Liebe – woraufhin eines den Freitod wählt. Sein Lieblingssohn ist wegen seiner sadistischen Ausbrüche in ganz Paris gefürchtet. Der letzte Sohn fällt auf den Trick einer italienischen Sippe herein. Er muss ein Mädchen heiraten, mit allen (finanziellen) Pflichten, die sich danach für sie und die Brautfamilie ergeben.

    Geschrieben sind die einzelnen Kapitel wie in einem Fortsetzungsroman. Hätte es damals die Seifenopern im Vorabendprogramm schon gegeben, wäre Élémir Bourges der absolute Star dieses Genres. In jedem Kapitel passiert vieles, was für die Hauptpersonen in der Regel am Ende schlimm ausgeht. Oder sie planen eine Intrige, die nicht einschlägt wie gewünscht und vorhergesehen. Der Leserin bleibt am Ende eines Kapitels jeweils die Gewissheit – es kommt noch viiiel schlimmer.

    Götterdämmerung: Roman von Elémir Bourges | Manesse Verlag (25. März 2013) |    EUR 24,95

    Götterdämmerung:
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  • ♥ Michel Ocelot – Meister des romantischen Trickfilms

    ♥ Michel Ocelot – Meister des romantischen Trickfilms

    Hohes22ae1ae53f73498f803f86cabae45fe6 handwerkliches Können, romantische Erzählweise, überraschende Schlüsse zeichnen diese Trickfilme von Michel Ocelot aus.  Der Altmeister der poetischen Trickfilme erhielt schon 1983 den Cesar für den besten animierten Kurzfilm.

    Prince et Princesse – das Märchen vom Froschkönig in einer eigenwilligen Variation.

    Prinz und Prinzessin üben sich im Süßraspeln. Er wünscht sich dringend einen Kuss von ihr, weil er sonst sterben würde. Das kann die Prinzessin nicht verantworten, also küsst sie ihn – und siehe da, aus dem schönen Prinzen wird ein kleiner Frosch. Er möchte unbedingt noch einmal geküsst werden, um wieder in einen Prinzen zurückverwandelt zu werden. Beim nächsten Kuss jedoch wird aus der Prinzessin eine Schnecke. So geht es immer weiter. Die Tiere werden größer bis hin zu Rhinozeros, Giraffe und Walfisch, um dann wieder kleiner Formate bis hin zum Floh anzunehmen. Bei den letzten Küssen schlüpft der Prinz in die Gestalt der Prinzessin und sie in die Gestalt des Prinzen. Und dann?

    Michel Ocelot arbeitet mit schwarzem Scherenschnitt vor einer bunten Gartenkulisse. Fein ausgeschnitten, sehr detailliert und elegant wirken seine bezaubernden Silhouetten, sowohl der Tiere als auch von Prinz und Prinzessin.

    Les trois Inventeurs

    Genau umgekehrt, in Weiß vor einem dunklen Hintergrund, spielt die Geschichte, in der die Biedermeierfiguren aus weißem Papier ausgeschnitten sind. Röcke, Schirme, Hüte, Manschetten bestehen aus Pappe, wie sie von Konditoren als Unterlagen für Tortenböden genutzt werden. Sie ahmen die geklöppelten Spitzen um die früher so beliebten Taschentücher und Nachttischdeckchen nach. Filigran geschnitten ist selbst die Dampfmaschine mit ihren Spitzendeckchen-Rädern.

    Michel Ocelot Le Prince des Joyaux

    Der Edelsteinprinz – eine Geschichte aus 1001 Nacht – ist ebenfalls mit schwarzen Scherenschnitten entstanden.

    Opulenter, orientalischer Hintergrund, vorn die fein geschnittenen Konturen des Prinzen, der sich in eine Prinzessin verliebt und sie jeden Abend beobachtet – vom Baum gegenüber der Palastmauer.

    Der Schah liebt Edelsteine und möchte seine Tochter einem Mann geben, der als Mitgift viele Edelsteine mitbringt. Leider dezimiert sich sein Vorrat an Geschmeide, weil ein Adler im Sturzflug kommt, sich auf die glitzernden Klunker stürzt und sie hoch oben auf einem Felsen hortet.

    Der junge Verliebte fällt auf einen gerissenen, hässlichen alten Mann herein, der ihm zeigen will, wie er die Edelsteine des Adlers an sich bringen kann. Er lässt sich vom Alten in ein Stierfell einwickeln, wird vom Adler als Beute gepackt und in seinen Horst geflogen. Von hier aus wirft der junge Mann einige Edelsteine herunter. Der gerissene Alte verschwindet damit, bietet sie dem Schah an und möchte dafür seine Tochter heiraten. Doch damit hat er die Rechnung ohne die kluge Prinzessin gemacht. Wie es sich gehört, wird der Bösewicht ausgeschaltet. Durch Zufall und List der Prinzessin kommt der junge, schöne Liebhaber an die Preziosen des Adlerhorstes. Diener bringen sie in Säcken zum Thron des Schahs, streuen die Juwelen auf den Stufen aus, die zum Thron führen. Alles funkelt, dahinter orientalischer Prunk, dazwischen die dunklen Silhouetten. Nur die Hüte von Schah, Prinz und Prinzessin funkeln durch die fein gesetzten Edelsteine im Abendschein.

    Kuss:

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  • ♀ Schicksals-Roman: „ohnegrund“ von Schulamit Meixner – wenn der Partner verschwindet

    ♀ Schicksals-Roman: „ohnegrund“ von Schulamit Meixner – wenn der Partner verschwindet

    cover.ohnegrund4906c6f62878436999bf6e7abbde096fEine Geschichte, die viele Menschen bewegt, die plötzlich allein dastehen. Die gemeinsame Zeit war die glücklichste in ihrem Leben. Leider erkennen es die Zurückgebliebenen erst im Nachhinein.

    Februar 2009 – Amy lebt mit ihrer kleinen Tochter Sharona in London im Haus ihrer Eltern, nachdem die sich einen Zweitvilla in Long Island kauften. Als weltberühmtes Künstlerehepaar sehen sie mehr Vorteile für sich auf dem Amerikanischen Kunstmarkt.

    Sharona sitzt viel vor dem Computer und sucht nach israelischen Kriegsereignissen von 2002, als sie selbst zwei Jahre alt war. Sie sucht nach ihrem Vater, den sie nur von einem Foto her kennt. Sie glaubt, dass er damals nicht vom Militär zurückgekommen ist wie die anderen Väter in ihrer früheren Nachbarschaft. Sie träumt sich in Situationen hinein, die sie als eine starke Comicfigur darstellt, die ihren Vater aus einer gefährlichen Situation rettet.

    Auch Amy denkt oft an die Zeit vor 2002 zurück – bevor Nimrod verschwand.
    Als Kind lebte sie das Jahr über in Elite-Internaten. In den vier Wochen ihrer Ferien waren entweder Vater oder Mutter weg, um eine Ausstellung zu eröffnen oder den Salzburger Sommerkurs zu leiten. Nach zwei Wochen mit einem Elternteil wurde Amy ins Flugzeug nach Wien gesetzt, um ihre restlichen Ferien bei den Großeltern zu verbringen.
    Nach ihrer Internatszeit wusste Amy nicht, was sie studieren sollte. Also räumte sie ihr Zimmer im Haus ihrer Eltern um, strich die Wände, suchte neue Vorhänge und Möbel aus. Ihr Vater, der zu diesem Zeitpunkt in seinem Atelier arbeitete, entschied daraufhin, dass sie Innenarchitektur studieren sollte. Sofort stellte er ihre Mappe zusammen, meldete sie bei einem befreundeten Professor in Jerusalem an und setzte Amy ins Flugzeug. Er beauftragte einen entfernten Verwandten, Amy bei sich aufzunehmen und dafür zu sorgen, dass sie pünktlich zum vereinbarten Termin zu dem Professor in die Hochschule geht. Der Verwandte war aber verhindert und konnte Amy nicht vom Flughafen abholen.

    So fand Nimrod die introvertierte, hin- und hergeschobene, unselbstständige Amy und verliebte sich unsterblich in sie. Nimrod, der Psychologiestudent, der gern für möglichst viele Gäste kocht, sich um Menschen in Not kümmert und Amy hilft, zu sich selbst zu finden und ihr eigenes ICH zu entdecken.

    Amy denkt oft zurück an diese Zeit, die – bis zu Nimrods Verschwinden – ihre glücklichste war. Was wäre gewesen, wenn sie sich anders verhalten hätte? Die ewige Frage der Zurückgebliebenen.

    „ohnegrund“: Roman von Schulamit Meixner | Picus Verlag 2012 | EUR 19,90

    Schicksal:
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  • ♫ Oper Stuttgart: „Wozzek“ von Alban Berg – Drama im Schützenhaus

    ♫ Oper Stuttgart: „Wozzek“ von Alban Berg – Drama im Schützenhaus

    Beeindruckend sind in dieser Opern44a020575f4448659dd58580d6e448ecaufführung die Hauptdarsteller, die nicht nur hervorragend singen, sondern auch als Schauspieler brillieren. Sie verleihen ihren Rollen die Charaktere, siehe -> ♫ Inhalt / Handlung: Wozzeck – Oper mit Musik von Alban Berg

    Allen voran Claudio Otelli als Wozzek, der Putzlumpen für alle und jeden. Er bemüht sich, Marie und seinem Sohn ein treusorgender Mann und Vater zu sein. Um an Geld zu kommen, mit dem er seine Familie versorgen kann, nimmt er einiges auf sich. Er lässt sich vom Hauptmann hin und her jagen und verspotten. Er lässt fragwürdige Experimente vom Doktor durchführen, obwohl er selbst merkt, dass er seiner Gesundheit schadet. Er legt sich mit dem Tambourmajor an und unterliegt. Er ersticht Marie in seinem Wahn, dreht durch, tanzt mit dem Narr. Er steigert sich immer mehr in den Wahnsinn hinein, bis er sich schließlich ertränkt – in der Regentonne neben dem Müllcontainer, in dem er Marie entsorgt hat.

    Frances Pappas agiert als die ideale Besetzung für seine Fast-Ehefrau Marie. Nicht nur von ihrer Stimme her, sondern auch von ihrem Alter erweist sie sich als glaubwürdig. Sie wandelt sich von der liebenden Mutter zur reuevollen Ehebrecherin. Sie leidet, wenn Wozzek kommt, wirres Zeug redet und nicht einmal seinen Sohn beachtet. Deshalb fühlt sie sich geschmeichelt, dass ausgerechnet der von Frauen umschwärmte Tambourmajor sie auswählt. Zwar stößt sie die grobschlächtige Art seiner Werbung ab, aber sie fühlt sich jung, attraktiv, sexuellen Reizen aufgeschlossen und möchte geliebt werden. Ihren „Fehltritt“ bereut sie, ist fahrig und nervös ihrem Sohn gegenüber, aber ihre Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung ihrer weiblichen Reize ist stärker als die Solidarität gegenüber Wozzek, dem Verlierer. Der Zwiespalt, in dem sie sich befindet, existiert greifbar für die Zuschauer.

    Gerhard Siegel als Hauptmann ist kein Phlegma, im Gegenteil – er ist ein Choleriker. Wie ein Rumpelstilzchen springt er herum, regt sich auf, dass alles so schnell geht. Er verkörpert den perfekten Hypochonder, wenn der Doktor ihm aufzählt, was ihm alles in den nächsten vier Wochen an Krankheiten widerfahren wird.

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    Beeindruckend wie immer der Sänger-Darsteller Heinz Görig – der Narr als Todesengel. Als Transvestit mit langem, schwarzen Kleid und schwarzer Schleppe treibt er sich in Wozzeks Nähe herum. Er beobachtet ihn genau, steckt ihm das Messer zu, mit dem Wozzek Marie ermordet. Wozzeks vom Wahnsinn gezeichneter Auftritt nach dem Mord an Marie begleitet der Narr als Spiegelbild. Später legt er auf der menschenleeren Bühne einen Freudentanz hin, ganz in sich versunken.

    Der stimmgewaltige Roland Bracht besticht als größenwahnsinniger  Doktor, der seine Experimente durchzieht, um einmal berühmt zu werden. Seine Versuchsreihen führt er wissenschaftlich durch als Gott in Weiß, dokumentiert alles und bezahlt Wozzek, um später gut dazustehen.

    Daniel Brenna als Tambourmajor gehört mit einer immensen Bierwampe zu den Kerlen, die in gewissen Kreisen als „gestandene Mannsbilder“ gut ankommen. Er verkörpert den brutalen Frauenheld, der jedes ihm über den Weg laufende weibliche Wesen demütiget. Sein Triumph Wozzek gegenüber gehört zu seinen gepflegten Männlichkeitsritualen.

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    Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme

    Wozzek ist vom Inhalt her ein derbes Stück – von Andrea Moses derb inszeniert. Es spielt nicht in einer Kaserne vor 200 Jahren, sondern in einem Schützenhaus der Jetztzeit, in dem schießbegeisterte Männer ihren Heldenmut pflegen. Die Kette, die dem Hauptmann über die stolz geschwellte Brust hängt, betont seine wichtige Funktion. Wahrscheinlich war er einmal Schützenkönig. Wozzek versklavt sich als Hausmeister, vom Gewehr putzen bis zum Spind säubern. Marie jobbt hinter dem Ausschank.

    Als Drehbühne funktioniert das Bühnenbild von Christian Wiehle – Schützenhaus innen mit Schießstand; Einbauküche mit Ausschank; außen ein steriler Klinkerbau mit Kunststofffenstern und Baumarkt-Haustür. Hinter dem Haus ein Müllcontainer, in dem Wozzek Marie hineinschmeißt – die Beine schauen oben heraus. Er selbst ertränkt sich blubbernd in der Regentonne daneben – ordentlich, keinen Dreck hinterlassend.

    Wozzek von Alban Berg an der Oper Stuttgart

    Musikalische Leitung: Michael Schønwandt
    Regie: Andrea Moses
    Bühne und Kostüme: Christian Wiehle
    Licht: Reinhard Traub
    Chor: Johannes Knecht
    Dramaturgie: Thomas Wieck

    Fotos A.T. Schaefer

    Besetzung am 17.05.2012
    Wozzeck: Claudio Otelli
    Tambourmajor: Daniel Brenna
    Andres: Gergely Németi
    Hauptmann: Gerhard Siegel
    Doktor: Roland Bracht
    1. Handwerksbursche: Mark Munkittrick
    2. Handwerksbursche: Kai Preußker
    Narr: Heinz Göhrig
    Marie: Frances Pappas
    Margret: Tina Hörhold
    Maries Knabe: Jan-Christof Tomerl
    Mit: Kinderchor der Oper Stuttgart, Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart

     Alban Berg:

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