Kategorie: Buch & Kunst

Kultur  Kunst – In dieser Kategorie finden Sie Buchtipps  und Rezensionen, Kritiken, Berichte – von Literatur bis Sachbuch, Darstellungen von unseren Lieblings-Bibliotheken und Filmkritiken.
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  • ✒ Roman-Tipp: Elsa Ungeheuer von Astrid Rosenfeld

    ✒ Roman-Tipp: Elsa Ungeheuer von Astrid Rosenfeld

    cover.elsa.ungeheuerIn einem Dorfa310a2d525f94ec2b9b16078c32c642e in der Oberpfalz beginnt die Geschichte dreier Kinder. Karl und Lorenz haben gerade ihre Mutter verloren und Elsa tritt in ihr Leben. Elsa wird just zu dieser Zeit von ihrer Mutter, die mit ihrem neuen Freund auf eine Segeltour rund um die Welt geht, zu ihrem Vater abgeschoben. Dramatisch mit Höhen und Tiefen folgt die Fortsetzung zehn Jahre später. Ein Schmöker, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte.

    Karl und Lorenz verarbeiten gerade den Freitod ihrer psychisch labilen Mutter. Sie werden von einer alten Haushälterin versorgt und von einem übrig gebliebenen Fremdenzimmergast liebevoll – auf seine Weise – erzogen. Seine Gutenacht-Geschichten erzählt er den gespannt zuhörenden Kindern aus seinem Leben, das hauptsächlich aus erotischen Abenteuern bestand. Bebannt lauschen alle drei Kinder seinen Geschichten, obwohl sie nichts davon verstehen. Jeder malt sich in seiner Fantasie ein anderes Abenteuer dazu aus. Der Vater trauert um seine verstorbene Frau. Er lässt sie vor seinem geistigen Auge mit Hilfe von Hochprozentigem auferstehen.

    Elsa wird zu dieser Zeit von ihrer Mutter zum Vater gebracht. Elsas Mutter verschwand vor zehn Jahren aus ihrem Dorf in der Oberpfalz. Sie folgte mit Elsa im Gepäck einem durchreisenden Schweizer Millionär, der wegen einer Panne drei Tage in dem Gasthof ihrer Eltern verbringen musste. Jetzt liefert sie Elsa bei deren Erzeuger ab, weil sie mit ihrem Freund eine Weltreise unternehmen möchte – ohne Elsa. Elsas Vater – der Dorfschuldirektor – lebt mit seinem Bruder zusammen, einem Sportlehrer am Gymnasium. Beide fühlen sich mit Elsas Erziehung überfordert. Elsa trägt die Designer-Party-Klamotten ihrer Mutter auf, in die sie von der Figur her – mangels Rundungen – noch nicht hineinpasst. Karl verliebt sich unsterblich in Elsa, wird aber von ihr nicht ernst genommen. Wegen seiner korpulenten Figur nennt sie ihn Fetti – außerdem ist er ein paar Jahre jünger als sie. Lorenz und Elsa prügeln sich ständig, obwohl ein geheimes Band zwischen ihnen zu bestehen scheint.
    Die LeserInnen begleiten diese drei Kinder für ein paar Jahre, bis Elsa und Lorenz fast 15 Jahre alt sind. Der erste Teil des Buches endet mit Elsas Aufbruch nach Amerika.

    Zehn Jahre später rutscht Karl nach einem Spitzenabitur in die Kokainsucht ab, gefolgt von Lorenz, der sich als Maler profiliert hat. Zu spät erkennt Lorenz, dass er einer exzentrischen Kunstsammlerin als kleiner Spielball herhalten musste. Sie brauchte ihn nur, um ihrem Depotverwalter eins auszuwischen.
    Und Elsa? Fettis Besuch in Amerika verläuft anders als gedacht.

    Astrid Rosenfeld versteht es, skurrile Typen und Situationen so darzustellen, dass sie den Lesern ganz natürlich vorkommen. Spannend wäre noch eine Fortsetzung – zehn Jahre später. Was wird aus Elsa, Karl und Lorenz?
    Elsa ungeheuer von Astrid Rosenfeld | EUR 21,90 | Diogenes (26. Februar 2013)

    Schmöker:
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  • ☼ Wetter am Karfreitag 2016 – reif fürs Museum

    ☼ Wetter am Karfreitag 2016 – reif fürs Museum

    Zwei Tage vor Ostern27b6c01c7f4143abac65f26be202f260 2016 – Karfreitag – und es regnet und stürmt. Noch ist die Wetterregel „Weihnachten im Klee, Ostern im Schnee“  nicht ganz eingetroffen, aber auf dem Wege. Das erschüttert niemanden, der sich darauf eingerichtet hat.

    Regenwetter ist Museumswetter!

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    In Stuttgart bietet sich die Staatsgalerie an. Auch bei Regenwetter leuchten die Pop-Farben. Die Pfützen verdoppeln die Glaswand mit ihren grünen Fensterrahmen. Wenn es nur nicht so feucht wäre und die nächste dunkle Wolke schon in Sichtweite …

    Kunst, überall Kunst!

    800 Jahre Kunstgeschichte – was ist an so einem Feiertag angesagt? Altdeutsche Altarmalerei von 1350 bis 1550 oder  Picassos Badende?
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    Die drei Herren zeigen unbeirrt in eine Richtung. Also folgen wir ihren Blicken, walzen uns die Rampe empor, nehmen eine Haarnadelkurve, öffnen eine grüne Feuerschutztür und schon sind wir da: internationale Gegenwartskunst.

    Nach dem Regen ist vor dem Regen.

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    Ruhe nach dem Sturm.  Zeit für den Heimweg, bevor die nächste Wolke sich über unseren Köpfen abregnet.

    Mit 6 Grad Celsius ist es am Karfreitag 2016 kälter als zu Weihnachten 2015 – da wurden 17 Grad Celsius gemessen. Es blühten die Rosen.


     

    Wetter im März:

     

    Unsere persönlichen Empfehlungen für Veilchenliebhaber – zum Essen, Trinken, für die Schönheit, zum Entspannen, für Garten, Haushalt, als Ohrschmuck…

     

    Wetter 2016:

  • ✍ Fotobuch-Tipp: Geschichte der Fotografie

    ✍ Fotobuch-Tipp: Geschichte der Fotografie

    Tom Ang gibt in acht Kapiteln dieses Buches einen umfassenden Überblick über die Geschichte194447bac4b14db0811c427c4212229c der Fotografie, von 1826 bis ins digitale Zeitalter.
    cover: Geschichte der FotografieEine feine Dame springt elegant über eine Pfütze hinweg. Den Schirm hält sie hoch, den Blick nach vorn gerichtet, so schwebt sie in der Luft. Das Titelbild zeigt diesen Meisterschuss mit der Kamera – einen eingefangenen Moment aus dem Jahre 1957. Eins von 1500 Bildern.
    Tom Ang zeigt, wie die fortschreitende Technik die Fotografie beeinflusst. Mit acht Stunden Belichtungszeit verewigte ein Franzose schon 1826 den Blick aus seinem Arbeitszimmer – etwas verschwommen. Den Durchbruch brachte Daguerre mit der Erfindung der Kamera, wie sie in Zukunft weiterentwickelt werden sollte. In Studios entstehen Familienbilder, die später farbig ausgemalt werden und damit mehr Details enthalten als die gemalten Porträts. Mindestens fünf Minuten müssen die Modelle still sitzen bleiben.

    Naturfotografie

    Schon in der Anfangszeit treibt es die Fotografen hinaus in die freie Natur. Sie bilden das Meer ab mitsamt den Wellen und Wolken. Mit ihren riesigen Kameras erkunden sie die Welt. Sie besteigen sogar den Mont Blanc, um die Bergsteiger zu fotografieren. Von oben herab nehmen sie Bilder aus einem Fesselballon auf.
    Die Mikroskopfotografie zeigt erstmals 1965 einen Fötus im menschlichen Mutterleib – vorher unvorstellbar. Makro-Fotografie ab 1970 ermöglicht es, kleinste Lebewesen, wie die winzige Florfliege, zu erkennen. Mit ihren blauen Flügeln und grünem Körper entpuppt sie sich als eine Schönheit. Wer hätte gedacht, dass der Kopf einer Motte so viele Schuppen enthält, dazwischen ihre Facettenaugen und ein spiralenförmiger Rüssel? Die Zeit der wasserfesten Kameras öffnet den Blick für die Unterwasserwelt.
    Ende des letzten Jahrtausends nehmen die Naturfotografen ihre Bilder in tropischen Ländern aus dem Flugzeug oder dem Kastenwagen auf. Nicht nur Tiere, auch die Einheimischen wurde wurden fotografiert. Die neue Digitaltechnik ermöglicht eine andere Tierfotografie. Ein Eisbär, der auf eine Eisscholle rettet oder der Riesensprung eines Gnus über den Rest der Herde. Ameisen erscheinen riesengroß.

    Porträtfotografie

    Neue Berufsbilder kristallisieren sich schon in der Anfangszeit heraus, wie ein Studio für Visitenkarten-Portraits. Auch die Polizei entdeckt die Fotografie und fertigt Bilder für Steckbriefe.
    Mit der Erfindung der Kleinbildkamera folgt die große Revolution. Sie ermöglichte es auch Laien, sofort und überall Bilder zu schießen – Schnappschüsse, hier und jetzt. Als dann noch der Farbfilm dazu kommt, wird die Kamera zum Archivar für Familie und Zeitgeschichte.
    Nach den Kriegen und der Phase des Wiederaufbaus werden einzelne Stars groß durch Promi-Fotografen und deren Bilder, die in sämtlichen Magazinen erschienen: Brigitte Bardot, die Beatles, Marilyn Monroe profitieren davon. Dann geht es auch in die unmittelbare Umgebung der Fotografen. Fotos werden veröffentlicht unter den Namen Streetfotografie oder Straßenfotografie. Besonders gern wird gezeigt, was vorher als hässlich oder eben privat galt. Privatsphäre zu verletzen als gilt als ein MUSS.

    Eingefrorene Bewegung

    Ab 1880 gibt es Kameras mit kurzen Verschlusszeiten. So konnte die berühmte Serie des galoppierenden Reiters oder des fliegenden Stabhochspringers entstehen. Diese Bilder frieren erstmals die Bewegung ein.
    Die Technik macht Fortschritte. Es wurde 1970 möglich, den Durchschuss eines Apfels im Bild festzuhalten – für das menschliche Auge bisher unsichtbar.
    In weite Entfernungen zeigen die extremen Teleobjektive. Sie ermöglichen es den Fotografen, aus großer Entfernung unbemerkt die Leute zu beobachten, oder ein Fußballspiel zu verfolgen, als wären Sie mitten im Spielfeld. Selbst der Mond kommt mit diesen Objektiven näher an die Erde heran.

    Künstlerfotografie

    Immer mehr Künstler nutzen Fotos für Skizzen. Ab 1920 entdecken Künstler die Mittel der Fotografie für Bildmontage, wie ein Riesenauge in einer Wand.
    In den 50er Jahren findet die Modefotografie einen künstlerischen Ansatz. Modelle werden in Szene gesetzt in Schlössern, vor einer Moschee oder als Pfützenspringerin, siehe oben.

    Fotoreportagen

    Erste Fotoreporter decken Missstände auf wie Kinderarbeit, oder zeigen die Enge und Not auf den Auswandererschiffen. Mit dem Ersten Weltkrieg beginnt ab 1914 die erste Kriegsberichterstattung. Es werden durchaus nicht nur die Helden gezeigt. Ein total ausgebombter Bahnhof, verwundete Soldaten auf der Bahre. In Mexiko klettert ein Pressefotograf gar auf einen Baum und schießt das Bild einer Hinrichtung hinter Gefängnismauern.
    Fotografen mit sozialer Ader zeigten die widrigen Lebensumstände der armen Bevölkerung. Um die Welt gingen 1936/37 Momentaufnahmen wie der explodierende Zeppelin oder der vom Schuss getroffene Kämpfer im Spanienkrieg sowie das Bild einer sorgenvoll blickenden Wanderarbeiterin, während ihre beiden Kinder sich über ihre Schultern nach hinten abwenden. Ironie der Geschichte: Das Getty-Museum bezahlte 244.500 US-Dollar für einen Abzug dieses Fotos, während die Frau keinen Penny dafür bekam.

    Fotografie der Zukunft?

    Mit dem digitalen Zeitalter beginnt eine neue Ära. Jeder kann zum Reporter werden. Die Fotos können sofort veröffentlicht und überall hin geschickt werden, auf jeden Computer. In den sozialen Medien kann jeder sehen, wie die Umwelt zerstört wird von schmelzendem Eis des Nordpols bis hin zu den kilometerlangen und hohen Lagern abgefahrener Autoreifen in Afrika.

    Tom Ang sieht die Kamera allgegenwärtig. Jeder dokumentiert Dinge, die ihm wichtig erscheinen und macht sie sofort in allen möglichen Medien öffentlich – vom selbst gekochten Mittagessen bis zum Familiennachwuchs oder privaten Treffen mit Freunden.
    Mit fortschreitender Technik werden sich immer neue Möglichkeiten auftun, danach nochmal neue, und neue u.s.w.

    Gleich bestellen:

    Die Geschichte der Fotografie: In über 1500 Bildern von Tom Ang, Verlag: Dorling Kindersley (25. August 2015), ISBN-10: 3831028281

     

    Fotograf:

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  • Stummfilm „Die Puppe“ von Ernst Lubitsch mit Livemusik

    Stummfilm „Die Puppe“ von Ernst Lubitsch mit Livemusik

    Ernst593c9764b3814260b7f5bf8adeee3915 Lubitschs Komödie handelt von einer lebensgroßen Aufziehpuppe, die sogar sprechen und tanzen kann. Wegen eines Unfalls muss sie durch ihr lebendiges Modell ersetzt werden.
    Der einstündige Film „Die Puppe“ von Ernst Lubitsch ist 1919 entstanden, also vor fast 100 Jahren. Karl Koch komponierte die Filmmusik, die er mit seinem Struggle-Orchester am 9. November 2015 im Fruchtkasten in Stuttgart aufführt, zusammen mit dem Trickfilm „Cinderella“ von Lotte Reiniger. Die Einstimmungsmusik zu diesem Film erinnert an Berliner Gassenhauer.

    Verwicklungen verleihen dieser Salon-Komödie von Ernst Lubitsch den besonderen Charme.

    Filmplatkat zum Stummfilm Puppe Ein Baron fürchtet, dass sein Geschlecht ausstirbt. Also muss sein Neffe heiraten. Per Dekret wird eine Jungfrau gesucht. Es melden sich gleich 40. Der Neffe will aber nicht heiraten, denn dieses Muttersöhnchen hat einfach Angst vor Frauen. Er läuft vor ihnen weg und landet in einem Männerkloster, dessen Mönche sich dem Hunger verschrieben haben, aber umso mehr prassen. Derweil setzt der Onkel eine Anzeige in die Zeitung, dass sein Neffe 300.000 Franc Mitgift bekommt, sofern er heiratet. Das Lesen auch die Mönche, die den jungen Mann zu ihrem Wohlergehen und zu seinem Glück überreden. Ganz einfach: Er soll eine lebensechte Puppe heiraten und ihnen die Mitgift geben.
    Zusammen mit einem kecken Lehrling betreibt der Spielzeugmacher sein Geschäft. Sein Wunderwerk von Puppe kann sogar sprechen und tanzen – wenn sie aufgezogen ist. Ganz nach dem Vorbild seiner Tochter Ossi, die keine große Lust hat, Modell zu stehen.
    Während der Meister dem jungen Adligen die Puppe schmackhaft macht, spielen draußen die Musiker auf – so wie drinnen das Struggle-Orchester – und die Leute auf der Straße tanzen. Genau das macht der Lehrling auch mit der Puppe, die aber hinfällt und die Arme abbricht. Ossi erklärt sich bereit, so lange vor dem Kunden die Puppe zu spielen, bis der Lehrling die Arme angeklebt hat. Dem Hochzeitsanwärter gefällt die lebende Puppe – Ossi! – so gut, dass er sie kauft und sofort mitnehmen will. Für einen Austausch bleibt also keine Zeit.
    Im Schloss wird die Hochzeit gefeiert. Der glückliche Bräutigam ist vollkommen zufrieden, weil seine Braut still neben ihm sitzt. Als er sie kurz allein lässt, wird sie zum Tanz aufgefordert. Sie macht es bravourös, zur Begeisterung der Hochzeitsgäste – und zu ihrer eigenen Begeisterung.
    Danach geht es ab ins Kloster, wo die Mönche sie nicht hinein lassen wollen. Da sie aber nur eine Puppe ist, wird sie in die Ecke gestellt, wo sie sofort zu tanzen anfängt. Ein dutzend Mönche tanzen begeistert mit, bis der Prior die Mönche wegschickt und selbst ’ne flotte Sohle aufs Parkett legt.
    In seiner Zelle merkt endlich auch der junge Mann, dass er eine Frau aus Fleisch und Blut geheiratet hat. Und es tut nicht weh – im Gegenteil. Die Flitterwöchner fliehen über die Klostermauer.
    Soweit das Gerippe des Inhalts.

    Unverkennbarer Lubitsch Touch

    Was den Film mit seinem  allerdings ausmacht, sind die einzelnen Szenen voller Leichtigkeit.
    40 Jungfrauen rennen hinter dem armen Mann her durch die Kulisse, bestehend aus zwei Treppen und einer Haus-Attrappe. Sie rennen die Treppe hoch, durch das Haus hindurch, in einer Acht auf die andere Treppe zu, hinunter und über den Platz. Wenn die Spitze mit dem Hochzeiter auf einer Stelle angekommen ist, ist das Ende der Schlange gerade durch. Das Schlusslicht bilden der Onkel und dessen Diener, der ihm nach jedem Durchlauf einen Löffel Medizin verabreicht. Mindestens fünfmal erfolgt die Prozedur. Die Musik rennt in diesem Film antreibend mit. Sie lässt die Beine trippeln, die Jungfrauen jauchzen und Onkel und Diener japsen. Am Ende angekommen, macht sie mit den abgeschlafften Herren eine Pause, lässt sie geräuschvoll die Medizin schlucken, und schon beginnt die Jagd fröhlich von vorn.
    Der Baron liegt im Sterben, denn die Weigerung seines Neffen, nicht zu heiraten, haut ihn um. Die Verwandten kommen an seinem Bett zusammen und liegen sich schnell in den Haaren, weil sie sich schon um den Nachlass streiten. Dabei wird das Orchester – als Abbild der trauernden/lauernden Verwandtschaft – lauter und lauter. Das Durcheinander der Verwandtschaft wird durch eine Kakophonie gekrönt. Jedes Instrument spielt seine eigene Melodie, bis der Sterbende wieder zum Leben erwacht. Sein fröhlicher Hüpfer aus dem Bett wird mit einem aufbauenden Ständchen begleitet.
    Nach Slapstick-Manier liefern sich Meister und Lehrling eine Verfolgungsjagd. Um den Meister fernzuhalten, schmeißt der Lehrling einzelne Teller eines ganzen Stapels vor dessen Füße, haargenau im Schlagzeugrhythmus – das scheppert
    Die Musik von Karl Koch unterstreicht lachen und weinen, macht Gedanken und Taten hörbar. Wenn Ossi bockt, kommt die Tröte zum Einsatz.

    Instrumentenmuseum Fruchtkasten in Stuttgart, 09.11.2015
    Stummfilme mit Livemusik von Karl Koch und dem Struggle Orchester
    Karl Koch: Komposition und Schlagzeug
    Christof Schmidt: Posaune
    Barbara Klobe: Klavier
    Lothar Sonntag: Stabspiele
    Tobias Ringle: Tuba
    Benjamin Engel: Klarinette, Saxophon, Flöte

     

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    Puppe:

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  • ✍ Foto-Buchtipp: Shades of nature – Wildtiere in Schwarz-Weiß

    ✍ Foto-Buchtipp: Shades of nature – Wildtiere in Schwarz-Weiß

    Nur in Schwarz12ea212016b24674a8b2fd020b3ddce6 und Weiß sind die Bilder dieses Buches gehalten. Heinrich van den Berg fotografierte sie in der freien Natur der afrikanischen Steppe.

    Schwarz-Weiß-Bilder erfordern eine andere Art des Sehens.

    cover shades of natureWährend normalerweise der Hintergrund hell aussieht, kann es auf den Fotos durchaus dunkel sein. Ein blauer Himmel bildet den anthrazitfarbenen Hintergrund, während die Giraffen vorne hell strahlen. Selbst die hellen Wolken am Himmel geben dem Bild etwas Bedrohliches. Das muss aber nicht sein – im Gegenteil.
    Die Nase eines Löwen über zwei Seiten dieses großformatigen Buches sieht weich und lieb aus, die Haare samtig. Die Unterschrift lautet: „Löwen lieben den Geruch von Wasserbetten und Warzenschwein. Sie sind verzaubert vom Duft der Weibchen. Aber der süßeste Duft für Löwen ist der moschusartige Geruch der Panik.“
    Sämtliche Bilder werden von poetischen Bildunterschriften begleitet. Vier Fellstrukturen nebeneinander in dem Buch zeigen ganz unterschiedliche Streifen. Die Unterschrift: „Die Gene hängen Tagträumen nach und gähnen. Zwischen Nickerchen und Plauderei stricken Sie Pullover für die Enkel.“ Die hier ausgewählten Arten sind das Steppenzebra, das Nilkrokodil, die Giraffe und der Bongo – so steht es in den Erklärungen am Ende des Buches.
    Überhaupt werden Muster durch die fehlende Farbe deutlicher sichtbar.
    Zum Beispiel in der Wüste, in der kleine Sanddünen zu sehen sind. Quer dazu hat eine Schlange eine Spur gezeichnet. Es sieht aus wie eine Leiter, in der sie sich hochgeschlängelt hat. Und tatsächlich folgt das Auge von unten nach oben diesen Spuren so lange, bis sie das Ende der Schlange, nämlich die Schlange selbst, entdeckt hat.

    Poetische Texte

    Ohne störenden Hintergrund wirken die verzahnten Hörner der Impalaböcke wie ein Reißverschluss. Dabei wollten sie nur ihre Kräfte messen. Die Hornspitzen stehen so weit vom Kopf ab, dass sie dem anderen nicht weh tun können. Dieses Kräftemessen wird erst richtig ernst, wenn es um die Gunst der Weibchen geht: „Ein Impalamännchen besitzt den Schlüssel zum Herzen der Weibchen in der Herde. Mit dem Schlüssel werden alle anderen Männchen ausgeschlossen.“
    Auf den höchsten Punkt hat es ein Pavian geschafft, der auf einem Termitenhügel sitzt. An seinem Schwanz zieht ein kleiner Pavian, der ihm diesen Platz streitig macht. Dazu steht geschrieben: „Auf dem Thron riskiert man nicht nur, den Blick zu verlieren. Schon vieles, gar ein Leben oder Schwanz, musste allein für das Gefühl der Autorität geopfert werden.“
    Um seinen ausgestreckten Schwanz muss das Gürteltier nicht fürchten. Gleich über zwei Seiten des Buches wetzt es wie ein fliegender Tannenzapfen, so schnell die kurzen Beinchen es tragen. In der Unterschrift sehen wir, welche Parallelen es zu Menschen gibt: „Stell dir vor, jeden Tag einen Panzer zu tragen, um dich vor dem Feind zu schützen. Stell dir vor, jeden Tag Anzug und Krawatte zu tragen, um sich vor der Unzulänglichkeit zu schützen.“
    Genügend Schutz bietet der hoch aufgerichtete Rumpf des behaarten Skorpions, der über die Seiten krabbelt. Der Schwanz besteht aus verschiedenen Segmenten. Die obersten sind ganz dunkel. Am Ende des behaarten Segmentes sitzt ein gefährlicher Stachel. Gefährlich können wir ihn wahrscheinlich nur einordnen, weil wir um das tödliche Gift wissen. Als poetische Anmerkung: „Ein Fragezeichen krabbelt zwischen unseren Füßen. Wir möchten die Antwort gar nicht wissen, weil gegen Wissen kein Heilmittel bekannt ist.“
    Pure Lebensfreude verbreiten die Nilpferde, die einfach ihre Nasenlöcher verschließen und mit angehaltener Luft unter Wasser bleiben können. Wenn sie nach langer Zeit wieder an die Oberfläche kommen, drücken sie erst einmal ihre Luft heraus. Diese mittlere Explosion erzeugt eine Wasserfontäne, die vor einem dunkelblauen Himmel wie ein Feuerwerk wirkt.

    Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Beziehung, Motivation, Emotion, Kenntnis

    Heinrich van den Berg teilt die Schattierungen der Natur in die Elemente des Lebens ein. Durch die Reduzierung auf Schwarz und Weiß werden verschiedene Formen erst sichtbar. Nachdenklich bis träumerisch stimmen die poetischen Texte auf die Bilder ein. Ein Fotobuch, das immer wieder neue Details zeigt, je öfter man es in die Hand nimmt.

    Gleich bestellen:

    Shades of Nature von Heinrich van den Berg, White Star Verlag (14. Oktober 2015), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 8863122687

     

     

    Löwe:

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  • ♀ Frauenlesenacht 2015 in Kirchheim unter Teck

    ♀ Frauenlesenacht 2015 in Kirchheim unter Teck

    Im Terminkalender der Kirchheimerinnen behält die Frauenlesenachtb653b94535974ddc9a987478c03305c2 im Herbst ihren festen Platz. Schon vor Beginn füllt sich die Bücherei, denn genau so wichtig wie der Blick auf fremde Kulturen ist der Kontakt untereinander.

    Nach 15 Jahren Lesenacht haben sich bestimmte Traditionen herauskristallisiert.

    Wie in jedem Jahr bilden Künstlerinnen den Auftakt. In diesem Jahr Pasion Flamenca. Feurige Blicke senden die Tänzerinnen den Zuschauerinnen, die es mit Beifall quittieren.

    Flamenco-Tänzerinnen

    In dieser Gruppe ist Flamenco ein generationsübergreifender Tanz – von der Vorschule bis zum Rentenalter.

    Kleine Flamenco-Tänzerinnen warten auf ihren Auftritt

    Von Jung bis Alt steppen sie mit den Absätzen, stampfen kurz auf und lassen sich von der Musik zu Begeisterungsrufen hinreißen – samt Publikum.

    Frauen aus Kamerun, Kolumbien, Brasilien und der Osttürkei.

    Vier Frauen geben einen Einblick in ihre Kultur.

    Frauenlesenacht in der Kirchheimer Bibliothek

    Die Journalistin aus Kolumbien dekoriert ihre Leseecke mit feinem Kunsthandwerk aus ihrer Heimat. Ausgesucht als Autor hat sie sich den Nobelpreisträger Gabriel García Márquez, der gern über Familien schreibt. Familienleben ist ein wesentlicher Bestandteil der kolumbianischen Kultur. Noch heute – hier in Deutschland – kommen ihre Geschwister mit Kindern und Enkeln sonntags bei der 82-jährigen Mutter zusammen.

    In Kamerun bestimmt allein der Vater die Geschicke der Familie bis ins kleinste Detail. Diese Autorität des Vaters war für die Marketing-Fachfrau aus Kamerun mit ein Grund, die Flucht zu ergreifen. Sie gehört zu einer Generation, die selbst über ihr Leben entscheiden will. Als sie sich gegen die Beschneidung ausgesprochen hat, wird sie verfolgt. Ihre Mehrsprachigkeit hilft ihr weiter, denn in Kamerun ist sowohl Englisch als auch Französisch die Amtssprache. Momentan lernt sie den Beruf der Altenpflegerin.

    Keine Probleme mit der Berufswahl hat die Jesidin aus Ostkurdistan. Sie studiert an der Universität in Tübingen Philosophie. Ihr Deutsch ist so perfekt, wie es nur bei jemandem sein kann, der hier aufgewachsen ist. Sie engagiert sich in ihrer Freizeit in einem Projekt für Frauen aus Krisengebieten. Es sind Frauen, die sexueller Gewalt ausgesetzt waren und hier ein neues Leben beginnen. Diese bestärkt sie im Lernen und in ihrer Eigenständigkeit auf dem Wege zur Emanzipation. Sie dolmetscht die Sprache und vermittelt zwischen den Kulturen.

    Völlige Übereinstimmung herrscht zwischen der brasilianischen und der deutschen Kultur – Tanzen, speziell Salsa,  und Fußball. Damit lockt die Fotografin aus Brasilien besonders die jungen Frauen an.

     

    Traditionell endet die Frauenlesenacht mit einer Gutenachtgeschichte.

    Wegen des kommenden Halloweentages liest die Bibliotheksleiterin Ingrid Gaus eine Geschichte mit makabrem Ausgang vor. Und wie in jedem Jahr freuen sich die Kirchheimerinnen auf das nächste Jahr, denn nach der Lesenacht ist vor der Lesenacht.

     

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    Frauenlesenacht:
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  • ✍ Frauen-Buchtipp: Eine Verstossene geht ihren Weg

    ✍ Frauen-Buchtipp: Eine Verstossene geht ihren Weg

    Frei von gesellschaftlichenf9e8acdd7abd437ebe5114895be1249d und familiären Zwängen findet eine Frau in Marokko ein selbstbestimmtes Leben – in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

    „Ich werde dir deine Papiere zukommen lassen, mit dem, was das Gesetz vorsieht.“

    cover.verstosseneSo einfach war es Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts in Marokko für einen Mann, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Dieser Satz kommt Zahra immer wieder in den Sinn. Er verändert ihr Leben. Sie geht, nur mit den Kleidern, die sie gerade trägt. Sie nimmt einen Bus in ihren Heimatort, wo sie noch ein Zimmer im Hause ihres Vaters besitzt. Hier reflektiert sie ihr Leben.
    Sie denkt zurück an ihre Kindheit, die sie im Hause ihres Großvaters verbringen durfte. Ihre Verwandtschaft lebt nicht mehr. Ihre Mutter, die ungeliebte Nebenfrau ihres Vaters, kannte sie nur vom Sehen. Ihre Großeltern gaben ihre Geborgenheit.
    Dann folgte die Ehe, die auf traditionelle Art zustande kam. Ihr zukünftiger Mann sah sie einmal im Türrahmen stehen, und hielt bei ihren Großeltern um ihre Hand an. Sie kannte ihn nicht. Nach der Hochzeit zog sie ins Haus ihre Schwiegereltern. Von der Schwiegermutter wurde sie drangsaliert, weil auch nach einem Jahr keinen Nachwuchs kam. Ihre Situation besserte sich, als ihr Mann eine Arbeit als Französischlehrer in Casablanca bekam. Dort schloss er sich der Unabhängigkeitsbewegung gegen die Franzosen an. Seine Frau benutzt er für gefährliche Aufträge wie Brandstiftung. Oder Zahra musste Waffen über weite Strecken schmuggeln. Mit gefährlichem Gepäck stieg sie mehrmals in Busse um, musste an Soldaten vorbeigehen. Als ihr Mann im Gefängnis saß, besuchte sie ihn, holte ihn ab. Mit Ruqiya, einer Frau, dessen Mann ebenfalls im Gefängnis saß, organisierte sie Streiks und sammelte Geld für die Bewegung.
    Ihr Mann und sie wurden sich immer fremder, sofern Sie je ein Paar waren. Nach dem Putsch nahm er einen Posten ein, den vorher ein Franzose innehatte. Sie zogen in sein feudales Haus ein. Ihr Mann nahm die gleichen Manieren an wie die Franzosen. Er aß mit der Gabel, während sie mit der Hand aß. In dieser Umgebung fühlte sie sich vollkommen deplatziert. Als sie mit den Angestellten sprach und sie behandelte wie ihresgleichen, kam das Aus.
    Diese Erlebnisse sieht sie immer vor ihrem geistigen Auge, während sie sich mit ihrer Lebenssituation abfindet – abfinden muss.

    Leila Abouzeid erzählt den Weg einer marokkanischen Frau um die Vierzig

    Zahras Lebensweg reicht von der traditionellen Fremdbestimmtheit bis zu ihrer eigenen, privaten Unabhängigkeit. Am Ende hat sie zwar wenig Geld und auch keine sozial anerkannte Arbeit, aber sie ist mit sich im Reinen. Mit ihrem Leben ist sie zufrieden, denn sie kann jetzt selbst bestimmen, was sie machen möchte, wie sie leben will. Sie ist unabhängig geworden. Eine emanzipierte Frau, in Marokko in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

    Gleich bestellen:

    Eine Verstossene geht ihren Weg von Leila Abouzeid, Verlag: Kinzelbach, (31. August 2005), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3927069795

    Ehemann – Ehefrau:

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  • ✿ Gartenbuch-Tipp: Kunst Garten Kunst

    ✿ Gartenbuch-Tipp: Kunst Garten Kunst

    Cordula Hamann zeigt in ihrem Fotobuch sowohl Kunst mit den Pflanzen des Gartens als auch Kunst, die im Garten steht – im Freien statt in der Galerie.

    Kunst mit Büschen und Rasen

    cover Kunst Garten KunstKunst im Gelände. Hier bildet der Boden eine Skulptur mit Terrassen in geometrischer Gestalt. Der Gartenboden formt Höhen und Tiefen, er senkt sich und er hebt sich. Die einzelnen mit Rasen bepflanzten Teile wirken wie herausgeschnitten und aufgesetzt. Sehr akkurat – Landart im besten Sinne.
    Geschnittene Buchsbäume und Eiben inspirieren seit Jahrhunderten die Gartenkünstler immer wieder aufs Neue. Normalerweise wird so geschnitten, dass die Pflanzen in der Mitte rund und kompakt sind. In einem Falle wird es genau umgekehrt gemacht. Die Mitte ist hohl, der Rand ist wuchtig. Das Ergebnis zeigt eine riesengroße, grüne Schale, die mitten im Garten steht. Sie besteht aus Eiben, die dicht an dicht beieinander gepflanzt, und danach so beschnitten wurden, dass eine Hohlform entsteht. Formschnitt einmal anders.
    Zusammengepflanzte Eiben können auch große Skulpturen erzeugen. Ihre geometrischen Formen erinnern an überdimensionale Stühle und Bänke. Zu einem Ensemble zusammengestellt, wirken sie wie ein Zimmer mit Einrichtung. Ein Gesicht besteht aus mehreren nebeneinander liegenden Eiben. Mit buschigen Augenbrauen und knuddeliger Nase schaut es den Betrachter an.

    Kunst aus Weidengeflecht

    Mit Weidenruten geflochten bewegen sich in einem Garten keine Körbe, sondern lebensgroße Personen. Eine erhebt sich gerade von einem Gestänge, auf dem sie sitzt. Eine läuft geschwind durch den Garten mit einem Kleid aus langen, schlanken Zweigen. Die geflochtenen Weidengerten wirken sich auf die Geschwindigkeit aus. Sie wirbeln herum, als wären sie vom Winde verweht. Sogar die Haare stehen noch ungekämmt zu Berge. Diese lebensgroßen Figuren wirken sehr lebendig.
    Ein anderer Garten schmückt sich mit Fundstücken aus Naturmaterialien, die so arrangiert sind, dass sie zur Kunst werden. Wer den Blick dafür hat, entdeckt sie überall – ein Ball aus Weidengeflecht, ein Mobile aus weißen Muscheln, an einer Schnur herabhängend zwischen weißen Stauden. Alte Dachziegel sind so gestapelt, dass sie einen Turm bilden, gekrönt mit Keramikkugeln. Farbige Flaschen, umgekehrt auf einen Stock gesteckt, erinnern an die Gartenkugeln frühere Zeiten. Kunst ist eine Frage des Sehens.

    Natur aus anderem Material

    Dieser japanisch angehauchte Garten enthält Keramiken, die an Gingkoblätter erinnern oder an Fächer mit Pilzlamellen. Überdimensionale Samenformen, wie eine riesengroße, natürlich aussehende Mohnkapsel liegen auf dem Boden. Alles sieht lebensecht aus, aber die Dimensionen stimmen nicht. Es ist entweder größer oder kleiner.
    Ebenfalls natürlich, aber doch unwirklich wirkt ein Garten voll bunter Mosaiken, mal Dämonen, mal Drachen. Ein Fantasietier aus Stein liegt auf dem Boden. Das Tier hat sowohl Flügel als auch Hörner. Es sieht ähnlich aus wie eine Kuh, hat auch ein paar Locken und könnte auch mehr als vier Beine haben.

    Holzkunst

    Gruppen mit menschlichen Figuren oder Tiere werden in diesem Garten mit Baumstämmen ohne Rinde gestaltet. Man sieht sehr genau die Struktur des Holzes, mit kleinen Astlöchern, in verschiedenen Holzarten und Farben. Die Oberfläche scheint nicht mit Feilen oder Hobeln bearbeitet worden zu sein. Eine Gruppe von abstrakten Figuren bildet den Ältestenrat. Ihre Roben reichen bis an den Erdboden.

    Glaskunst

    Glas wird häufig in Gärten verwendet, meist als Kugeln. Glasplastiken sind eher ungewöhnlich. So wie eine menschliche Figur, die mit einem Kopfsprung in den Boden gerammt ist. Ab dem Oberkörper ist sie mit zappelnden Beinen zu sehen. Bei Sonnenschein leuchtet sie kobaltblau. In einem Teich ragen gläserne Speerspitzen aus dem Wasser heraus, die sich in der Wasseroberfläche spiegeln. Die Sonne bringt auch hier die transparenten Glasstäbe zum Leuchten. Wie Eiszapfen wirken sie, obwohl die Vegetation drumherum aussieht wie im Sommer.

    Metallkunst

    Nicht sonderlich organisch wirkt Metall, so weit das Auge reicht. Rostrote Stahlplastiken, viel Grün, wenig bunte Blumen. Der Garten bildet einen Hintergrund für die aus der Zeit gefallen Skulpturen.
    Lustig ist noch eine vergoldete Schwimmerin, die einen Bauchklatscher in den Teich macht. In ihrem vorigen Leben war sie eine Schaufensterpuppe.

    Über 20 Gärten sind in diesem Buch vertreten.

    Cordula Hamann hat sie alle besucht und beschreibt sie ganz individuell. Die aussagekräftigen Fotos zeigen Gärten von streng geometrisch bis verspielt, von farbenfreudig bunt bis einfarbig grün. Einige Gärten sind für das Publikum geöffnet.

    Gleich online bestellen:

    KunstGartenKunst  von Cordula Hamann, Deutsche Verlags-Anstalt (28. September 2015), ISBN-10: 3421039682

    Gartenliebhaber:
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  • ☛ Frankfurter Buchmesse 2015 – Selfpublisher und Auffallendes

    ☛ Frankfurter Buchmesse 2015 – Selfpublisher und Auffallendes

    Auffallen ist Alles! Entweder fallenfb5b2b8350094ab7aca3717014b6b570 Verlage durch ein besonderes Buch auf oder durch eine besondere Darstellung.
    Selfpublisher präsentieren sich in einem eigenen Hallenbereich.

    Auffallen durch ein Endlosbuch.

    w.buchmesse15 (19)aHatje Cantz punktet mit einem meterlangen Kunstdruck in der Mitte des großformatigen Buches „Roma Rotunda“ von Jakob Straub. Vier Personen sind nötig, um dieses Wunder an Leporello halbwegs zu zeigen. Es benötigt etwas Platz. Im Privatgebrauch langt selten ein ausgezogener Esstisch. Besser wäre ein langer Flur.
    Überhaupt werden die Bücher in ihren Aufmachungen immer interessanter. In der Halle 4.1 präsentieren Kunstverlage ihre Kostbarkeiten. Dort zeigt der Verband „Buchkunst International“ in einer Ausstellung exemplarisch schöne Bücher aus der ganzen Welt, pro Land drei Bücher. Vertreten sind sowohl Bildbände, Kinderbücher als auch ganz normale Romane, die von der Aufmachung her besonders stilvoll aussehen.
    Einige davon werden im Laufe der nächsten Zeit ausführlich in den Buchtipps von 8ung.info vorgestellt.


    Viel Raum für Selfpublisher.

    Warum die Selbstverleger sich diesen Namen angetan haben, bleibt offen. So wie es aussieht, sind es hauptsächlich deutsche Autoren. Öffentlichkeit finden sie in einem eigenständigen Bereich, der Selfpublishing-Area in der Halle 3.0. Ihre gedruckten Bücher stellen sie an verschiedenen Stellen aus, unter anderem am Stand des Selfpublisher-Verbandes. In diesem neu gegründeten Zusammenschluss vernetzen sich freie Autoren und tauschen untereinander Erfahrungen aus. Der Verband setzt sich für ihre Belange ein, zum Beispiel für eine kostengünstigere ISBN, die ein Buch heute braucht, um überhaupt im Katalog für den Buchhandel zu erscheinen. Eine Ausstellung von Büchern der Klein- und Kleinstverlage kann sich sehen lassen, ist übersichtlich sortiert in verschiedene Schwerpunkte von Sachbuch und Belletristik. Einige der Autoren sind anwesend und stellen ihre Bücher vor.
    Überhaupt geht es an dieser Selfpublishing-Area rege zu. An zwei verschiedenen Stellen werden Fachvorträge gehalten. Einmal eine moderierte Expertenrunde, bestehend aus Fachleuten der Anbieter. Parallel dazu erzählen „Alte Hasen“ aus ihrem Erfahrungsschatz den Autoren, was sie unternehmen können, um mit ihren Büchern besser auffindbar zu sein – im weiten Netz und bei Konkurrenz von X-Millionen anderen Büchern.

    Um die Gunst der unabhängigen Autoren buhlen mittlerweile mehrere Anbieter.

    Inzwischen nehmen nicht nur Leser, sondern auch große Verlage die Indies (Unabhängigen) ernst. Sie alle verfügen über Wissen, Können und Knowhow, die ein Selfpublisher ihrer Meinung nach unbedingt braucht.
    Schreibsoftware ist für einen Autor sehr wichtig, besonders wenn sie praktische Funktionen enthält wie Papyrus. Mit der Duden-Funktion wird eventuell das Korrektorat gespart, aber es fehlt noch das Lektorat. Hier bieten über 700 freie Lektoren des Lektorenverbandes ihre Erfahrung an. Und das Cover gestalten professionelle Grafiker besser als die meisten Autoren.
    Zu den zahlenmäßig größten Anbietern zählen Dienstleister, welche die Bücher in die stationären und Onlinebuchhandlungen bringen. Viele Autoren fangen mit einem E-Book an, weil das in den meisten Fällen umsonst ist – mit einigen Ausnahmen. Ein gedrucktes Buch erscheint vollkommen kostenfrei bei Kindle. Für Autoren, die nur auf Amazon und sonst keinem anderen Online-Buchshop veröffentlichen, winken finanzielle Vorteile. Sie werden an der Onlineausleihe beteiligt und können auch einen der (finanziell) attraktiven Preise gewinnen. Je mehr ihr Buch verkauft oder ausgeliehen wird, umso höher steigt ihre Beteiligung.
    Für einen geringen Preis – als Basisangebot, das nach oben hin ausbaufähig ist – wirbt BOD mit kostenlosen ISBNs, Exemplaren für die Deutsche Nationalbibliothek, Rezensionsexemplaren und einem engen Netz von stationären Buchhändlern – durchaus ein Mehrwert.
    Bevor das erhoffte, große Geld kommt – das einige Autoren schon verdient haben sollen – ist erst einmal finanzieller Einsatz gefragt. Verschiedene Plattformen werden von großen Publikumsverlagen unterhalten. Sobald ein Titel gut läuft, kümmern sich die hauseigenen Lektoren um das Buch. Ein Mehrwert sowohl für Autoren als auch Verlage. Sie sehen, welche Bücher Erfolg beim Publikum haben und ersparen sich dadurch manchen Fehldruck.
    Die Fortsetzung kann also spannend werden, wenn diejenigen, die wissen, wie man Geld verdient, das Ruder in die Hand nehmen. Hoffentlich gehen die Selfpublisher dabei nicht unter.


    w.buchmesse15 (10)aAuffallen durch originelle Präsentation.

    Auch Kleinstverlage können die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nur einen einzigen Titel – Hochzeitsratgeber von 1950 – hat dieser Verlag im Programm. Dabei gehört dieser Stand zum meist fotografierten dieser Buchmesse. Undergroundmarketing zahlt sich aus – Kreativität zählt manchmal mehr als ein Riesenbudget.

    Frankfurter Buchmesse, die fünfte Jahreszeit der Autoren, Verlage, Buchhändler und Leser.

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  • ♥ Michel Ocelot – Meister des romantischen Trickfilms

    ♥ Michel Ocelot – Meister des romantischen Trickfilms

    Hohes22ae1ae53f73498f803f86cabae45fe6 handwerkliches Können, romantische Erzählweise, überraschende Schlüsse zeichnen diese Trickfilme von Michel Ocelot aus.  Der Altmeister der poetischen Trickfilme erhielt schon 1983 den Cesar für den besten animierten Kurzfilm.

    Prince et Princesse – das Märchen vom Froschkönig in einer eigenwilligen Variation.

    Film: Prinz und Prinzessin

    Prinz und Prinzessin üben sich im Süßraspeln. Er wünscht sich dringend einen Kuss von ihr, weil er sonst sterben würde. Das kann die Prinzessin nicht verantworten, also küsst sie ihn – und siehe da, aus dem schönen Prinzen wird ein kleiner Frosch. Er möchte unbedingt noch einmal geküsst werden, um wieder in einen Prinzen zurückverwandelt zu werden. Beim nächsten Kuss jedoch wird aus der Prinzessin eine Schnecke. So geht es immer weiter. Die Tiere werden größer bis hin zu Rhinozeros, Giraffe und Walfisch, um dann wieder kleiner Formate bis hin zum Floh anzunehmen. Bei den letzten Küssen schlüpft der Prinz in die Gestalt der Prinzessin und sie in die Gestalt des Prinzen. Und dann?

    Michel Ocelot arbeitet mit schwarzem Scherenschnitt vor einer bunten Gartenkulisse. Fein ausgeschnitten, sehr detailliert und elegant wirken seine bezaubernden Silhouetten, sowohl der Tiere als auch von Prinz und Prinzessin.

    Les trois Inventeurs

    ocelot.LTC 3 Inventeurs locomotive lg

    Genau umgekehrt, in Weiß vor einem dunklen Hintergrund, spielt die Geschichte, in der die Biedermeierfiguren aus weißem Papier ausgeschnitten sind. Röcke, Schirme, Hüte, Manschetten bestehen aus Pappe, wie sie von Konditoren als Unterlagen für Tortenböden genutzt werden. Sie ahmen die geklöppelten Spitzen um die früher so beliebten Taschentücher und Nachttischdeckchen nach. Filigran geschnitten ist selbst die Dampfmaschine mit ihren Spitzendeckchen-Rädern.

    Der Edelsteinprinz

    Diese Geschichte aus 1001 Nacht  ist ebenfalls mit schwarzen Scherenschnitten entstanden.

    1001 Nacht als Zeichentrickfilm

    Opulenter, orientalischer Hintergrund, vorn die fein geschnittenen Konturen des Prinzen, der sich in eine Prinzessin verliebt und sie jeden Abend beobachtet – vom Baum gegenüber der Palastmauer.

    Der Schah liebt Edelsteine und möchte seine Tochter einem Mann geben, der als Mitgift viele Edelsteine mitbringt. Leider dezimiert sich sein Vorrat an Geschmeide, weil ein Adler im Sturzflug kommt, sich auf die glitzernden Klunker stürzt und sie hoch oben auf einem Felsen hortet.

    Der junge Verliebte fällt auf einen gerissenen, hässlichen alten Mann herein, der ihm zeigen will, wie er die Edelsteine des Adlers an sich bringen kann. Er lässt sich vom Alten in ein Stierfell einwickeln, wird vom Adler als Beute gepackt und in seinen Horst geflogen. Von hier aus wirft der junge Mann einige Edelsteine herunter. Der gerissene Alte verschwindet damit, bietet sie dem Schah an und möchte dafür seine Tochter heiraten. Doch damit hat er die Rechnung ohne die kluge Prinzessin gemacht. Wie es sich gehört, wird der Bösewicht ausgeschaltet. Durch Zufall und List der Prinzessin kommt der junge, schöne Liebhaber an die Preziosen des Adlerhorstes. Diener bringen sie in Säcken zum Thron des Schahs, streuen die Juwelen auf den Stufen aus, die zum Thron führen. Alles funkelt, dahinter orientalischer Prunk, dazwischen die dunklen Silhouetten. Nur die Hüte von Schah, Prinz und Prinzessin funkeln durch die fein gesetzten Edelsteine im Abendschein.

    Kuss:

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