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✍ Fotobuch-Tipp: Geschichte der Fotografie

Tom Ang gibt in acht Kapiteln dieses Buches einen umfassenden Überblick über die Geschichte✍ Fotobuch-Tipp: Geschichte der Fotografie | Kulturmagazin 8ung.info der Fotografie, von 1826 bis ins digitale Zeitalter.
cover: Geschichte der FotografieEine feine Dame springt elegant über eine Pfütze hinweg. Den Schirm hält sie hoch, den Blick nach vorn gerichtet, so schwebt sie in der Luft. Das Titelbild zeigt diesen Meisterschuss mit der Kamera – einen eingefangenen Moment aus dem Jahre 1957. Eins von 1500 Bildern.
Tom Ang zeigt, wie die fortschreitende Technik die Fotografie beeinflusst. Mit acht Stunden Belichtungszeit verewigte ein Franzose schon 1826 den Blick aus seinem Arbeitszimmer – etwas verschwommen. Den Durchbruch brachte Daguerre mit der Erfindung der Kamera, wie sie in Zukunft weiterentwickelt werden sollte. In Studios entstehen Familienbilder, die später farbig ausgemalt werden und damit mehr Details enthalten als die gemalten Porträts. Mindestens fünf Minuten müssen die Modelle still sitzen bleiben.

Naturfotografie

Schon in der Anfangszeit treibt es die Fotografen hinaus in die freie Natur. Sie bilden das Meer ab mitsamt den Wellen und Wolken. Mit ihren riesigen Kameras erkunden sie die Welt. Sie besteigen sogar den Mont Blanc, um die Bergsteiger zu fotografieren. Von oben herab nehmen sie Bilder aus einem Fesselballon auf.
Die Mikroskopfotografie zeigt erstmals 1965 einen Fötus im menschlichen Mutterleib – vorher unvorstellbar. Makro-Fotografie ab 1970 ermöglicht es, kleinste Lebewesen, wie die winzige Florfliege, zu erkennen. Mit ihren blauen Flügeln und grünem Körper entpuppt sie sich als eine Schönheit. Wer hätte gedacht, dass der Kopf einer Motte so viele Schuppen enthält, dazwischen ihre Facettenaugen und ein spiralenförmiger Rüssel? Die Zeit der wasserfesten Kameras öffnet den Blick für die Unterwasserwelt.
Ende des letzten Jahrtausends nehmen die Naturfotografen ihre Bilder in tropischen Ländern aus dem Flugzeug oder dem Kastenwagen auf. Nicht nur Tiere, auch die Einheimischen wurde wurden fotografiert. Die neue Digitaltechnik ermöglicht eine andere Tierfotografie. Ein Eisbär, der auf eine Eisscholle rettet oder der Riesensprung eines Gnus über den Rest der Herde. Ameisen erscheinen riesengroß.

Porträtfotografie

Neue Berufsbilder kristallisieren sich schon in der Anfangszeit heraus, wie ein Studio für Visitenkarten-Portraits. Auch die Polizei entdeckt die Fotografie und fertigt Bilder für Steckbriefe.
Mit der Erfindung der Kleinbildkamera folgt die große Revolution. Sie ermöglichte es auch Laien, sofort und überall Bilder zu schießen – Schnappschüsse, hier und jetzt. Als dann noch der Farbfilm dazu kommt, wird die Kamera zum Archivar für Familie und Zeitgeschichte.
Nach den Kriegen und der Phase des Wiederaufbaus werden einzelne Stars groß durch Promi-Fotografen und deren Bilder, die in sämtlichen Magazinen erschienen: Brigitte Bardot, die Beatles, Marilyn Monroe profitieren davon. Dann geht es auch in die unmittelbare Umgebung der Fotografen. Fotos werden veröffentlicht unter den Namen Streetfotografie oder Straßenfotografie. Besonders gern wird gezeigt, was vorher als hässlich oder eben privat galt. Privatsphäre zu verletzen als gilt als ein MUSS.

Eingefrorene Bewegung

Ab 1880 gibt es Kameras mit kurzen Verschlusszeiten. So konnte die berühmte Serie des galoppierenden Reiters oder des fliegenden Stabhochspringers entstehen. Diese Bilder frieren erstmals die Bewegung ein.
Die Technik macht Fortschritte. Es wurde 1970 möglich, den Durchschuss eines Apfels im Bild festzuhalten – für das menschliche Auge bisher unsichtbar.
In weite Entfernungen zeigen die extremen Teleobjektive. Sie ermöglichen es den Fotografen, aus großer Entfernung unbemerkt die Leute zu beobachten, oder ein Fußballspiel zu verfolgen, als wären Sie mitten im Spielfeld. Selbst der Mond kommt mit diesen Objektiven näher an die Erde heran.

Künstlerfotografie

Immer mehr Künstler nutzen Fotos für Skizzen. Ab 1920 entdecken Künstler die Mittel der Fotografie für Bildmontage, wie ein Riesenauge in einer Wand.
In den 50er Jahren findet die Modefotografie einen künstlerischen Ansatz. Modelle werden in Szene gesetzt in Schlössern, vor einer Moschee oder als Pfützenspringerin, siehe oben.

Fotoreportagen

Erste Fotoreporter decken Missstände auf wie Kinderarbeit, oder zeigen die Enge und Not auf den Auswandererschiffen. Mit dem Ersten Weltkrieg beginnt ab 1914 die erste Kriegsberichterstattung. Es werden durchaus nicht nur die Helden gezeigt. Ein total ausgebombter Bahnhof, verwundete Soldaten auf der Bahre. In Mexiko klettert ein Pressefotograf gar auf einen Baum und schießt das Bild einer Hinrichtung hinter Gefängnismauern.
Fotografen mit sozialer Ader zeigten die widrigen Lebensumstände der armen Bevölkerung. Um die Welt gingen 1936/37 Momentaufnahmen wie der explodierende Zeppelin oder der vom Schuss getroffene Kämpfer im Spanienkrieg sowie das Bild einer sorgenvoll blickenden Wanderarbeiterin, während ihre beiden Kinder sich über ihre Schultern nach hinten abwenden. Ironie der Geschichte: Das Getty-Museum bezahlte 244.500 US-Dollar für einen Abzug dieses Fotos, während die Frau keinen Penny dafür bekam.

Fotografie der Zukunft?

Mit dem digitalen Zeitalter beginnt eine neue Ära. Jeder kann zum Reporter werden. Die Fotos können sofort veröffentlicht und überall hin geschickt werden, auf jeden Computer. In den sozialen Medien kann jeder sehen, wie die Umwelt zerstört wird von schmelzendem Eis des Nordpols bis hin zu den kilometerlangen und hohen Lagern abgefahrener Autoreifen in Afrika.

Tom Ang sieht die Kamera allgegenwärtig. Jeder dokumentiert Dinge, die ihm wichtig erscheinen und macht sie sofort in allen möglichen Medien öffentlich – vom selbst gekochten Mittagessen bis zum Familiennachwuchs oder privaten Treffen mit Freunden.
Mit fortschreitender Technik werden sich immer neue Möglichkeiten auftun, danach nochmal neue, und neue u.s.w.

Gleich bestellen:

Die Geschichte der Fotografie: In über 1500 Bildern von Tom Ang, Verlag: Dorling Kindersley (25. August 2015), ISBN-10: 3831028281

 

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