Wo hat man als kunstinteressierter Besucher schon die Gelegenheit, im Museum – ganz legal – einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen? Im Kunstmuseum Stuttgart vom 18. März bis 18. Juni 2017.
Leni Hoffmann liebt Überraschungen.
Im dritten Stock öffnet sich die Schiebetür und die Besucher sehen einen Riesenraum mit … kahlen Wänden. Schnurstracks rennen sie gleich auf drei große, ovale Farbteppiche – hellgelb, rosa, hellblau – zu, die fast den ganzen Saal einnehmen. Diese Farbflecken üben eine magische Anziehungskraft aus. Das soll so sein, denn die weichen Teppiche wollen betreten werden. Ungewöhnlich ist das Material, das die meisten Kunstinteressierten lediglich aus dem Kindergarten oder vom 2. Schuljahr Sachkundeunterricht her kennen – Knetgummi. Hohe Absätze bleiben stecken. Schuhsohlen hinterlassen einen Abdruck oder treten den Belag breit. Am Ende der Ausstellung hat jeder Besucher seinen persönlichen Eindruck hinterlassen.
Künstlerin mit Humor und Augenzwinkern.
Leni Hoffmann arbeitet nicht im Atelier vor und stellt ihre Bilder und/oder Objekte aus, sondern konzipiert alles in dem Raum, in dem die Ausstellung stattfindet. Sie fragte sich, warum die Interessierten kommen. In den dritten Stock des voll verglasten Kunstmuseums kommen sie hauptsächlich wegen der freien Aussicht auf den Stuttgarter Kessel. Das fuchst die Künstlerin, die es lieber sähe, wenn die Besucher wegen ihrer Kunst erscheinen. Also klebt sie ein großes, quietschegelbes Rechteck auf die Säule vor der Glaswand. Bevor der Blick auf Schloss, Oper, Staatsgalerie fällt, sticht ihnen zuerst ihr Objekt ins Auge – geschafft 🙂
Der Ausstellungsraum wird von Luftschlitzen durchzogen. Als Gegenstück baut Lei Hoffmann aus Abdeckgittern eine Skulptur – hochkant aufgestellt. Einheitlich grau ist der Bodenbelag des Riesenraumes – bis auf eine abgetretene Stelle an einer Tür. Um diesen hellgrauen Fleck mauert sie aus Ytongsteinen ein halbrundes Rondell, wie zum Schutz.
Oder zum genaueren Hinsehen?
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