Lindenmuseum in Stuttgart: Von Liebe und Krieg handelt die Ausstellung. Tamilisch, eine Sprache, bei der Dr. Muthukumaraswamy ins Schwärmen gerät.

Für Dr. Muthukumaraswamy ist es einfach, denn diese poetische Sprache ist seine Muttersprache – außerdem ist er selbst ein Poet.
Für uns ist tamilisch schwer zu verstehen. Die Lautmalereien sagen uns nicht viel. Umso mehr die Kunst, in der heutige Tamilen sich ausdrücken.
Die Ausstellung steht unter dem Motto „Liebe und Krieg“.
Tamilische Geschichte(n): Schwerpunkt Liebe

Foto: Dominik Drasdow
Das Liebesgedicht „Ich hatte einen Traum, oh mein Freund“, von A. Selvaraj neu interpretiert. Mit Rosengirlanden bedeckt, strahlend.
Tamilische Geschichte(n): Schwerpunkt Krieg – leider allgegenwärtig

Ganz Abstrakt malt P. Pakkiyarajah die tamilische Dichtkunst. Lautmalerei im wahrsten Sinne das Wortes. Krieg ist leider allgegenwärtig. Immer wieder verschwinden junge Männer. Die Angehörigen erhalten keine Antwort auf ihre Fragen.
Offiziell verschwindet hier niemand. Also verschwindet auch bald das Verschwinden aus den Köpfen der Menschen – so die Hoffnung der Regierenden.
Das Boot, mein Lieblingsstück dieser Ausstellung

Foto: Dominik Drasdow
In dieser Skulptur ist vieles vereint. Sie ist modern und traditionell zugleich. Bildet die Liebe zur See ab und die Angst vor den Gefahren des Wassers. Die See ist Lebensgrundlage der Fischer und Seeleute, die Menschen, Tiere und Waren transportieren. Die Schlange zeugt davon, dass die Seeungeheuer überall lauern. Dagegen hilft einerseits ein Schutzgott, andererseits ein Beil. Letzteres kann sich auch bei Eroberungen als nützlich erweisen.
Als Material verwendet der Bildhauer Shankar Nandagopal weggeworfene Metallteile, die er versilbert und mit Emaille bemalt. Damit steht er in der Tradition seiner Vorgänger, die auch das verarbeiteten, was sie in der Umgebung vorfanden.
Poesie im Bild: Blinder Dichter und Schmetterlinge

C. Douglas denkt an die Dichter, die durch ihre lautmalerischen Verse weiterleben, ohne sie aufschreiben zu können. Ihre Gedichte flattern herum wie Schmetterlinge, von einer Blume zur anderen. Sie sind nicht greifbar, aber bleiben im Gedächtnis.
Tamilische Volkskunst

Foto Dominik Drasdow
Bis zum heutigen Tag fertigen Mitglieder einer besonderen Kaste Schutzgötter aus Ton. Sie werden gebrannt und mit kräftigen Farben bemalt. Sie bewachen ein Haus oder auch mal ein ganzes Dorf. Sind sie vor Ort aufgestellt, malt einer der Künstler den Tieren in einer Zeremonie die Augen an. Somit sind sie aktiv und bewachen Haus und Hof ihrer Umgebung.
Tamilische Geschichte(n)

Tamilisch wurde übergreifend im Süden Indiens und in Sri Lanka gesprochen, bevor sie von der offiziellen Sprache abgelöst wurde. Seit einiger Zeit lebt sie wieder auf. Tamilen sind über den ganzen Erdball verstreut. Auch in Deutschland gibt es eine große Gemeinde mit eigener Sprache und eigener Schrift. Ihre überlieferte sowie zeitgenössische Kunst zeugt vom Selbstbewusstsein ihrer Kultur.
Ausstellung im Linden-Museum Stuttgart
8. Oktober 2022 bis 7. Mai 2023
Ausstellung im Linden-Museum Stuttgart: „Von Liebe und Krieg: Tamilische Geschichte(n) aus Indien und der Welt“.
Die Große Sonderausstellung des Landes Baden-Württemberg zeigt die Geschichte und Gegenwart tamilischer Kultur.