Schlagwort: Anton Tschechow

  • ❢  Rückblick: Großes Erlebnis in kleinem Theater

    ❢ Rückblick: Großes Erlebnis in kleinem Theater

    Erinnerung an eine anspruchsvolle Inszenierung im Kunstkeller in Würzburg am 4. Februar 2011 „Diese0cda36cdf09f434e9a3157fa763a80b6 Fahrgäste!“ von Anton Tschechow. Wieviel mag nach dem Corona-Lockdown von diesem Theater noch übrig geblieben sein?

    Kleines Theater in Würzburg: Tschechow-Abend

    Dieses Privattheater trägt den verwirrenden Namen Kunstkeller. Nicht abwärts ins Feuchtdunkle, sondern ein paar Stufen hoch geht es in den ehemaligen Laden, in dem eine kleine Bühne Platz findet. Der Zuschauerraum besteht aus drei Stuhlreihen à fünf Stühle. So intim lässt sich Kunst vortrefflich genießen.

    Kurze Einakter und Erzählungen von Anton Tschechow

    Kleines Theater: Pianist, KlavierspielerLilia Petrichev setzt sie fantasievoll auf der Bühne des Würzburger Kunstkellers  in Szene.
    Der Pianist begibt sich zum Klavier, ohne das Publikum zu beachten, krempelt die Ärmel hoch, schüttelt die Hände aus, lässt die Hände fast auf die Tasten fallen und stoppt einige Zentimeter davor. Er verstellt seinen Klavierhocker, schüttelt die Hände aus, lässt sie von oben auf die Klaviertasten fallen – fast – um noch einmal den Klavierhocker zu verstellen. Nach einigen Wiederholungen improvisiert er gekonnt einige Dreiklänge die Tonleiter hoch und runter, auf einem leicht verstimmten Klavier, das sich für anspruchsvolle Konzerte nur begrenzt eignet.
    Genau diesen Rolle-rückwärts-Typ – mit sehr viel Enthusiasmus starten und dann im unteren Mittelmaß versinken – verkörpert Moritz Erbach so perfekt, dass es schon fast weh tut.

    Kleines Theater: 1 SchauspielerIn – diverse Rollen

    Eben noch Pianist, setzt er sich mit einem fürchterlichen Hustenanfall zu den „Fahrgästen“. Er scheint an Schwindsucht erkrankt zu sein – mindestens. Danach rennt er in der „Tragödie wider Willen“ als viel beschäftigter Ehemann, den seine Frau mit allem möglichen beauftragt, völlig gestresst um den Tisch herum. Ein Getriebener, dessen Ende als logische Folgerung nicht überrascht – zumindest im Nachhinein. Als „Pianist“ zieht er alle Register.

    Den Rahmen um die fünf Einakter von Anton Tschechow bildet das Stück „Die Fahrgäste“

    Ein Fahrgast (Alexander Bauer) nach der anderen (Lisa Labisch) betreten sie den Waggon, setzen sich nebeneinander und werfen sich schmachtende Blicke zu. Kaum kommt eine andere (Katharina Kerner), schon giften die beiden Rivalinnen sich mit stechenden Blicken an, nur unterbrochen von dem Kondukteur (Dimitri Nedrenco). Diese Spielfreude setzt sich fort im „Jubiläum“ mit einem völlig entnervten Schreiber (Moritz Erbach) und einem sentimentalen Bankdirektor (Alexander Bauer), der sich zum Nervenbündel verwandelt. Gegen eine aufdringliche Bittstellerin (Lisa Labisch), die ihm mit allen weiblichen Reizen das vielfache der ursprünglichen anvisierten Summe abluchst, sind sie nicht gewachsen. Ganz abgesehen von der mitteilungsbedürftigen Bankdirektors-Gattin (Katharina Kerner), die ohne Punkt und Komma ganze Romane erzählt – so schnell und dabei so deutlich wie bewundernswert. Ebenso neutral und ausgesprochen textsicher erzählt sie als Berichterstatterin die Geschichte von „Er und Sie“. Sie (Lisa Labisch) lächelt wie eine Sphinx, als ob sie die Menschen um sie herum nichts angehen. Sie spielt die Diva, die über den Dingen steht. Er (Alexander Bauer) holt das depressiv bis ausweglose aus der Figur heraus. Im „Schwanengesang“ geht er genau den umgekehrten Weg. Je mehr der alte Schauspieler in seinen Rollen aufgeht, umso mehr fallen die alkoholbedingten Artikulationsschwierigkeiten von ihm ab. Vollkommene Dunkelheit herrscht für einige Minuten im „Schwanengesang“, bis der alte Schauspieler eine Kerze gefunden hat. In der Zwischenzeit haben die Zuschauer – in diesem Fall Zuhörer seines Monologs – einen großen Teil seines Lebens erfahren.

    Mitwirkende am 4. Februar 2011:

    Alexander Bauer
    Moritz Erbach
    Katharina Kerner
    Lisa Labisch
    Dimitri Nedrenco

    Regie: Lilia Petrichev
    Johann Braumandl (Technische Leitung)
    Jessica Klör (Regieassistenz, Soufflage)
    Wladimir Petrichev (Bühnenbild, Plakat)

    Publikum:

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  • ✍ Inhalt / Handlung: „Diese Fahrgäste!“ von Anton Tschechow

    ✍ Inhalt / Handlung: „Diese Fahrgäste!“ von Anton Tschechow

    0cda36cdf09f434e9a3157fa763a80b6Einakter und Erzählungen von Kleinbürgern und Großbürgern bis hin zu kleinen und großen Künstlern – Figuren und Charaktere von Anton Tschechow:

    Männer und ModelleisenbahnDiese Fahrgäste!
    Das Jubiläum
    Tragödie wider Willen
    Er und Sie
    Schwanengesang
    Pianist


    Diese Fahrgäste!

    In einem Eisenbahnabteil fragt der Kondukteur nach den Fahrkarten. Er weckt einen schlafenden Fahrgast, bekommt aber einen Schwall von Beschimpfungen ab, warum er ihn wegen solch einer Lappalie aufwecke. Der Kondukteur beruft sich auf seine Pflicht, die Fahrkarten zu kontrollieren. Der Fahrgast ist anderer Meinung und mit ihm allmählich die anderen Fahrgäste. Der Kondukteur hat einen schwierigen Stand und kommt fast vom Kontrolleur in die Rolle des Beschuldigten.

    Das Jubiläum

    Keine Ruhe findet ein griesgrämiger Angestellter, der seinem Chef für die Jubiläumsfeier eine Rede schreiben soll, aber nichts zusammen bekommt, weil er dauernd gestört wird. Er versucht, sich zu konzentrieren, während sein Chef mitteilungsbedürftig die Anfänge seiner Bank vor seinem geistigen Auge Revue passieren lässt. In diese beschauliche Zweisamkeit platzt die Frau Bankdirektor, die ohne Punkt und Komma von ihren Erlebnissen der Bahnfahrt und dem vergangenen Familienbesuch erzählt. Als wenn diese Frau nicht schon genug der Plagen wäre, kommt auch noch eine andere Frau. Sie fordert von dem Bankdirektor Geld, das ihr Mann nicht bekommen hat, als er aus der Armee entlassen wurde. Es nützt nichts, ihr zu erklären, dass sie an der falschen Adresse ist – sie lässt nicht locker. Wer wird siegen?

    Tragödie wider Willen

    Ein viel beschäftigter Ehemann, den seine Frau mit allem möglichen beauftragt, rennt völlig gestresst durch die Gegend. Von einem zum anderen Handwerker, Geschäftsmann, Behörde hat er zu gehen, um ihre Aufträge zu erledigen. Er kann nicht mehr und möchte sich die Kugel geben.
    Als derjenige, den er für diesen Zweck um eine Pistole bittet, ihn wiederum beauftragt, einer Bekannten die Nähmaschine von der Reparatur zu holen und bei der Gelegenheit noch den Vogelbauer mitzunehmen, dreht er durch.

    Er und Sie

    Dieses Ehepaar – sie eine gefeierte Sängerin, er, ein Kassierer ihrer Gagen, der ansonsten ständig betrunken ist – sieht  sich selten an; sie sprechen kaum miteinander. In Gesellschaft setzen sie sich weit voneinander weg. Dann kommen beide zu Wort. Der Mann berichtet, warum er seine Frau hasst, aber dennoch liebt. Sie berichtet, warum sie ihn geheiratet hat, ihn hasst und dennoch liebt.
    Eine eingespielte, aber verfahrene Ehe, an deren Verlauf keiner schuld ist und doch beide beteiligt sind.

    Schwanengesang

    Ein alter Schauspieler schläft betrunken in der Garderobe ein und wähnt sich beim Aufwachen allein im Theater. In einem Monolog lässt er sein Leben theatralisch an sich vorbei ziehen. Später gesellt sich ein Kulissenschieber hinzu, der unter der Garderobe schläft, weil er keine Wohnung hat. Der alte Schauspieler spielt noch einmal seine großen Rollen durch, mit dem Theaterdiener als Stichwortgeber.

    Pianist

    Der Pianist, der auf Festen zum Tanz aufspielt, erzählt lachend sein Erlebnis. Er hatte sich beim Fest kurz eingespielt, da setzte sich ein junges Mädchen zu ihm und plapperte auf ihn ein. Sie hörte erst auf, als eine Gouvernante ihr etwas ins Ohr flüsterte. Es muss derart peinlich gewesen sein, weil sie rot wurde, aufsprang und wegrannte.
    Später erfuhr er, dass sie ihn als einen Gast, nicht als den Tanzpianisten angesehen hatte. Bitter kam ihm hoch, dass er nach Moskau gekommen war, um in den großen Konzertsälen zu spielen – jetzt erkennt er, dass man ihn wegen seiner (Nicht)Kunst flieht. Das Lachen bleibt ihm im Hals stecken.

    Bahnhof:
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