1846 schrieb Theodor Storm dieses Märchen für seinen ältesten Sohn. Seitdem hörten unzählige Kinder diese Gutenacht-Geschichte und lesen sie ihren Kindern oder Enkeln vor – als Mutter oder Großvater. Dieses Märchen verführt zum Einschlafen.
Der kleine Häwelmann möchte immer in seinem Bettchen herum gefahren werden.
Häwelmann will mehr von der Welt entdecken, als ihm in seinem Alter möglich ist. Seine Mutter fährt ihn im Bettchen hin und her, bis sie selbst einschläft. Als die Mutter eingeschlafen ist, hebt er sein Beinchen empor, steckt darauf sein Nachthemd als Segel, pustet hinein, segelt davon und erlebt in diesem Segelbett allerhand Abenteuer. Der gute Mond leuchtet ihm geduldig bei seiner Reise durch die Stadt, den Wald. Alle Tiere und Menschen schlafen. Als der kleine Häwelmann vor lauter Übermut sie Sterne auseinander fegt, wird es auch dem guten Mond zu viel. Er schaltet sein Licht aus.
Nun irrt Häwelmann im Dunkeln umher, bis die Sonne scheint. Die meint es nicht so gut mit ihm wie der Mond. Sie schmeißt ihn ins Meer. Und dann?
Dann atmen die Kinder auf, denn der Schluss geht gut aus. Sie können beruhigt einschlafen, falls sie es bis zum Ende ausgehalten haben.
Tatjana Hauptmann illustriert die Geschichte kindgerecht mit Buntstiften.
Auch die Pastellfarben wirken beruhigend. Einzelne kraftvolle Striche sind noch zu sehen. Mond, Tiere und Sterne schauen mit individuellen Gesichtsausdrücken, wie sie Kinder im ersten Vorlesealter lieben. Selbst nach wiederholtem Vorlesen – mehr, mehr, mehr – zuhören, und selber nachschlagen finden die Kinder noch Details.
Norddeutsche Erzählung, süddeutsche Illustration
Diejenigen Vorleser, die diese Geschichte aus ihrer Kindheit kennen und ihre eigenen Bilder im Kopf aufgebaut haben, könnten etwas vermissen.
Vom Holsteinischen Umfeld ist wenig übrig geblieben. Zwar schläft die Mutter im Alkoven und in einem Zimmer steht eine Fliesenwand hinter dem eisernen Bollerofen – wo aber bleibt die allgegenwärtige See? Husum, die graue Stadt am Meer, könnte irgendwo in Bayern stehen. Wo sind die typischen Fischerkaten geblieben?
Im Bilderbuch sieht das Bauernhaus eher nach Schwarzwaldhaus aus. Ein „Haubarg“ in der Marsch duckt sich dagegen unter seinem Strohdach, um nicht vom Sturm weg gepustet zu werden. Und erst der Wald… Im Norden neigen sich die Bäume zu der Seite, in die sie der ewige Wind geweht hat.
Vielleicht gibt es für die Nostalgiker irgendwann einmal eine norddeutsche Version.
Der kleine Häwelmann: Ein Märchen von Theodor Storm (Autor) | Tatjana Hauptmann (Illustrator)
Illustration:
- Skurrile Kreaturen beim ITFS Stuttgart: Künstler malen live „Kopf – Bauch – Beine“. Fotos und Videos zeigen den kreativen Prozess voller Fantasie.
- Trickfilmfestival Stuttgart 2025 – Zeichnen nach lebenden Modellen: „Drei Minuten, drei Modelle, unendliche Kreativität – entdecken Sie, wie Künstler:innen beim ITFS 2025 lebendige Posen in Kunst verwandelten.“
- Diese Erzählung reizte unzählige Wissenschaftler zu Interpretationen, Analysen, Charakterisierungen; sie wurde verfilmt, als Comic und Bilderbuch gezeichnet und als Theaterstück gespielt. „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.“
- Bilderbuch von Torben Kuhlmann, die Geschichte bis zum Raumfahrt-Pionier Armstrong. Wieder ist eine wissbegierige Maus voller Entdeckungsfreude die Hauptfigur – Jahrzehnte nach der Luftfahrtpionierin Lindbergh. Eines Tages beschließt sie, die Theorie in die Praxis umzusetzen.
- Bilderbuch von Torben Kuhlmann, in denen er die Geschichte der Flugzeuganfänge anschaulich erzählt. Hauptfigur ist eine Maus, die sich in Bibliotheken durch Bücher liest. Eines Tages beschließt sie, die Theorie in die Praxis umzusetzen.