Weibliche Wasserwesen kurbeln schon seit Urzeiten die Fantasie von Männern an. Seefahrer sehnten sich auf langen Fahrten nach fraulicher Gesellschaft. Einsamkeit kann die Fantasie beflügeln.
Nixen, Nymphen, Neptuns Nichten und die Seeleute.
Was in der Wüste als Fata Morgana durchgeht, ist auf See eine Nixe, die auftaucht, den Seemann betört und falsche Versprechungen macht. Durch Gesang sowie schönes Aussehen bezirzt sie ihn, bevor sie wieder verschwindet. Da ihr Unterleib aus einem Fischschwanz besteht, verlaufen sexuelle Fantasien ins Leere. Zur Strafe für die entgangenen Freuden werden diesen Nixen schlimme Plagen an den Fischleib gewünscht. Bei Hans Christian Andersen erleidet die kleine Meerjungfrau bei jedem Schritt Schmerzen, als würde sie mit einem Messer durchstochen. Ihr Ausflug in die Menschenwelt hat nichts genützt, denn der Prinz ihrer Begierde wendet sich einer anderen zu.
Passierte ein Unglück, das sich keiner erklären kann – an oder im Wasser – sind im Zweifelsfalle die Nixen daran schuld. Sie ziehen den armen Mann ins Wasser, wo er unweigerlich ertrinkt. Bekanntestes Beispiel dafür ist wohl die Loreley, die den braven Schiffer derart betört, dass er mit verklärt glänzenden Augen die Felsen und Strudeln des Rheins übersieht. Wie schön – auch für die Hinterbliebenen – dass man auf jemandem die Schuld abladen kann.
Die einzige Frau, Arezu Weitholz, geboren 1968, sieht die Meerjungfrau aus weiblicher Sicht. Sie tut ihr leid. Denn wenn sie Füße hätte, könnte sie alle möglichen Designer-Schuhe tragen. Stattdessen hat sie nur einen doofen Schwanz!
Holzschnitzer illustrieren die Geschichten und Gedichte rund um Nixen, Nymphen, Neptuns Nichten.
Klaus Raasch raffiniertes Vexierbild zeigt Meereswellen in den Farben graublau. Am Rand ein Ufer, dass sich bei genauem Hinsehen als ein Frauenkopf entpuppt. Der gleiche Silhouette tritt in den Meereswellen in Erscheinung. Die Negativform bildet eine Landzunge, die ins Meer hineinragt.
Vor einem nachtblauen Hintergrund tragen Soner Buluts Nixen die Farbe von verwaschenem gelb; sie schauen freundlich und hilfsbereit, halten liebevoll einen Ertrunkenen im Arm – Happy End in der Tiefe.
Meerjungfrauen gehören nicht etwa in die Märchenwelt, sie sind durchaus aktuell – zumindest genau so verführerisch wie ihre Vorgängerinnen.
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