Besucher der Ausstellung im Landesmuseum im Alten Schloss in Stuttgart, siehe -> Museumstipp: Im Glanz der Zaren – 5 starke Frauen müssen draußen warten.
Geöffnet – bei freiem Eintritt! – ist das Instrumentenmuseum im wenige Schritte entfernten „Fruchtkasten“.
Stuttgart ist zweigeteilt. Die einen entdecken ihre Liebe zum Konsum und verstopfen die Königsstraße; die anderen entdecken ihre Liebe zur Kultur und verstopfen das Landesmuseum.
Mit attraktiven Angeboten locken beide – sowohl die Geschäfte mit XXL-Rabatten für Geschenk-Gutschein-Einlöser als auch das Landesmuseum mit echtem Zarengold. Diese Ausstellung in Kombination mit Regenwetter ist derart attraktiv, dass Raumkapazitäten und Besucheranzahl in einem unausgewogenen Verhältnis stehen. Damit auch sämtliche Besucher mehr als einen kurzen Augenblick auf die fünf starken Frauen und ihre Preziosen erhaschen können, muss die Zahl limitiert werden. Es tritt das ein, wovon Museumsdirektoren normalerweise nur träumen – wegen Überfüllung (zeitweise) geschlossen. Warteten die Besucher am 2. Weihnachtsfeiertag noch bei Regen unter den Arkaden, so haben sie jetzt für die Übergangszeit ein (Zelt)Dach über dem Kopf. Dieser Service lässt die Vorfreude steigen.
Wir nutzten die Zeit für einen Besuch im nahegelegenen „Fruchtkasten“, in dem – passend zur Hauptausstellung – Musikinstrumente aus der Zarenzeit ausgestellt sind.
Unser heutiges Orchesterinstrumentarium von Geige bis Kontrafagott wird wohl vielen Besuchern bekannt sein, wie aber sah eine Klarinette zur Mozartzeit aus? Wir sehen ein Instrument, das sich um 1780 im berühmten Mannheimer Orchester etablierte, und von W.A. Mozart sehr geschätzt wurde. Wie mag ein Hackbrett klingen oder eine Glasharfe? Der kostenlose Audioguide liefert die jeweiligen Hörbeispiele zum Instrument.
Das 20. Jahrhundert mit seiner experimentellen Musik befindet sich in einer eigenen Etage, mit Raritäten, die selbst Fachleute ins Schwärmen bringen, wie zum Beispiel die „Gartenschlauch-Trompete“. Sie gehört zu den Musik- und Klanginstrumenten, die der Komponist Mauricio Kagel aus Alltagsgegenständen für eine seiner Kompositionen entwickelt hat. Von der spektakulären Uraufführung bei den Donaueschinger Musiktagen gibt es einen Film zu sehen – leider nur mit einem einzigen Kopfhörer.
Kagels ZWEI-MANN-ORCHESTER
DIE Sensation der Donaueschinger Musiktage 1973.
Cembali, Hammerklaviere, Clavicorde – der Bereich der Tasteninstrumente präsentiert sich mit ausgefallenen Objekten aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Einen besonderen Höhepunkt bildet ein Hammerflügel mit prunkvollen Jugenstil-Intarsien. Nicht wie üblich aus Holz, sondern aus Perlmutt. Wie silberne Kristalle schimmern die Mosaikblättchen, sobald sie vom Licht angestrahlt werden. Dieser außergewöhnliche Flügel wurde für die Weltausstellung 1900 in Paris gebaut. Optisch ein Augenschmaus – wie mag er klingen?
Es lohnt sich, im Fruchtkasten auf Entdeckungsreise zu gehen. Und alles bei freiem Eintritt – das nenne ich Service!
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