Eine rasante Jagd nach der Formel für Glück, Erfolg, Vorsprung vor den Konkurrenten – wer hat sie versteckt? Alle vermuten sie bei IHM, aber ER hat sie verloren und ist selbst auf der Suche.
Goethe, den ER so nennt, weil er schon zu Lebzeiten als Klassiker gilt, ruft bei IHM an. Er fragt vorsichtig nach, ob ER für ihn einen Schreibkurs in der Lausitz übernehmen könne, da er in China eine hohe Auszeichnung entgegennehmen muss. Den Kurs hat er ausgearbeitet und die Kursteilnehmer sind schon eingespielt. ER lässt sich überreden, erfährt danach von Goethes Assistentin, dass ER ausgesucht wurde, weil Goethe IHN für zu unbegabt hält, um mit seinen Aufzeichnungen etwas anfangen zu können. Goethe besitzt von diesem Manuskript nur ein einziges Exemplar und hat Angst, dass die Chinesen seine Schreiberfolge kopieren könnten. Bei IHM werden sie es nicht vermuten. So kommt ER in den Besitz der Goethe-Formel.
Der Kurs umfasst vier Teilnehmer, die sich von Herzen nicht leiden können.
Alle sind hinter Goethes „Erfolgs-Formel“ her. Schwamm, der Kritiker, hat es noch nicht einmal geschafft, seinen ersten – den alles entscheidenden – Satz zu schreiben. Dafür kritisiert er aber die anderen Schriftsteller in Grund und Boden. Er kritisierte auch das Erstlingswerk des Erzählers, der seitdem „an etwas Größerem arbeitet“. Hedwig (Courts-Mahler), die sämtliche Bahnhofsbuchhandlungen mit ihren 600-Seiten-Schmökern überflutet, möchte endlich tiefgreifende Literatur schreiben. Weiter nehmen am Kurs Fräulein Rottenmeier – die Naturlyrikerin – teil, deren Ehemann Hermann eher nebenher läuft.
Alle vier sind der Meinung, dass ER (der Erzähler) die „Goethe-Formel“ des Meisters mit sich herumträgt. ER allerdings stellt mit Schrecken fest, dass der Koffer, in dem sich Goethes Manuskript befand, leer ist.
Jetzt jagen sie zu Fünft hinter der Formel her, jeder aus anderen egoistischen Gründen. Hedwig setzt nicht nur ihre langen, wohlgeformten Beine ein, sondern auch andere Körperteile. Fräulein Rottenmeier nimmt IHN morgens um fünf Uhr ins Boot und entschuldigt sich mitten auf dem See, dass sie sich in IHN verliebt hat – kein Fliehen ist möglich. Als ER das Manuskript nicht freiwillig herausrückt, fleht sie IHN an, ER möge es doch ihrem schwulen Ehemann geben, damit der endlich seine Ruhe findet. Hermann fängt plötzlich an zu schreiben, was die anderen misstrauisch werden lässt. Hedwig versprüht ihre Reize – vergebens, aus besagten Gründen. Und so weiter. Jeder jagt jeden.
John von Düffel – Meister der Bandwurmsätze.
Ein wahrhaft ausschweifender Erzählstil, wie er heute kaum noch anzutreffen ist. Eben das sticht heraus. In Zeiten, in denen alles kurz und knapp beschrieben werden soll, nur mit den nötigsten Adjektiven, nie mehr als zwei Kommata in einem Satz, geht John von Düffel seinen eigenen Weg. Seine Sätze umfassen einen Abschnitt, der mindestens eine halbe Seite, manchmal auch eine Seite oder länger sein kann – und auf den ersten 200 Seiten wird es selten langweilig. So rasant, wie der Roman in der ersten Zeit beginnt, so zäh und nicht enden wollend windet er sich im letzten Fünftel. Wie ein Wurm ohne Ende. Da hilft nur querlesen.
Goethe ruft an | John von Düffel | 320 Seiten | Dumont Buchverlag
Erfolg:
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