Dieser Film hinterlässt glänzende Augen bei Opern-Enthusiasten, die gern live dabei sind. Opernbesucher kennen ihr Opernhaus vom Eingang bis zur Bühne, selten Backstage. Sie genießen die spezielle Atmosphäre, ihre Lieblingsopern, ihre Lieblingsstars. Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Wie sieht es hinter der Bühne eines großen Opernhauses aus?
Erst wird die Eintrittskarte gelöst.
Welche Plätze sind noch frei und zu welchem Preis? Der Kartenverkäufer berät und zeigt die freien Plätze auf dem Plan. Je nach Sicht auf die Bühne sind sie nach Farben geordnet und nach Preis gestaffelt.
Operndirektor Herr Meyer informiert sich bei der Tageskasse über die aktuelle Auslastung. Er vergißt auch nicht, darauf hinzuweisen, dass ja alle Karten bis zum letzten Platz verkauft werden müssen.
Ein Programmheft zur Einführung und späteren Erinnerung.
Informationen rund um die Oper und die spezielle Inszenierung sind auch für alte Hasen interessant. Welche freudige Überraschung – oder Enttäuschung – bringt die heutige Besetzung?
Backstage – der Bühneneingang von innen.
Wahre Opernenthusiasten kennen den Bühneneingang von außen, wenn sie auf ihre Lieblingssänger oder Balletttänzerinnen warten. Nach innen geht es am Pförtner vorbei. Er kennt jeden Mitarbeiter im Haus, die Probenpläne und erklärt den Weg zu den Werkstätten oder Garderoben.
Er achtet darauf, dass keine unbefugten Besucher eindringen. So kommt es schon mal vor, dass jemand behauptet, einen Termin bei dem Herrn Intendanten zu haben. Ein Anruf bei der Sekretärin klärt auf, dass der Name vollkommen unbekannt und auch kein Termin angesagt ist. Pech gehabt!
Backstage – im Probenraum ist immer Hochbetrieb.
Lange, bevor eine Oper auf die Bühne kommt, wird geprobt, geprobt, geprobt!
Der Korrepetitor vertritt für diese Probe das Orchester, um den Sängern eine musikalische Stütze zu geben. Mit dabei sind auch der Dirigent der Produktion, der musikalisch mit den Sängern arbeitet. Die Hauptarbeit auf der Probebühne ist aber für das Regieteam reserviert. Sie erarbeiten minutiös – zusammen mit der Dramaturgie – die Inszenierung der Oper. Erst wenn die genauen Bewegungsabläufe mit den Sängern festgelegt sind, kommt das Orchester dazu.
Backstage – Kostüme fallen sofort ins Auge
Die Kostüme werden mit dem Regieteam zusammen entwickelt. So wird der Inhalt der Oper optisch transportiert.
Selbst wenn die Aufführung schon lange zurückliegt, haben die Besucher noch immer die Sänger in ihren Kostümen vor ihrem inneren Auge. Je ausgefallener, umso länger bleibt der Eindruck haften.
Backstage – Kostüme mit eingebauter Bewegungsfreiheit.
Eine Sängerin muss sich auf der Bühne frei bewegen können, ohne Angst vor einer platzenden Naht! Das könnte zu unfreiwilliger Komik führen.
Für die Hauptdarsteller entstehen gleich aussehende Kostüme, jedoch in verschiedenen Größen, Längen, Weiten. Je nach Abendbesetzung werden die Kostüme leicht angepasst – vor jeder Vorstellung!
Backstage – Hauptsitz der Lockenköpfe.
Wie machen die Diven das bloß? Sie treten mit perfekt eingerollten Löckchen auf. Dem verwirrten Greis stehen die Haare verstrubbelt nach allen Seiten unter der spiegelblanken Glatze hervor.
Die hauseigenen Werkstätten haben außer dem Malsaal und der Schreinerei natürlich auch Schuhmacher und Perückenmacher beschäftigt. Diese sind hochspezialisiert, um Kostümierungen aus verschiedenen Jahrhunderten zu verwirklichen.
Backstage – der letzte Schliff.
Dafür ist die Maske zuständig. Die Perücke mit dem Zopf muss perfekt sitzen, ebenso die roten Bäckchen und die übermüdeten Augenränder, die bis in die letzte Reihe im obersten Rang sichtbar sind und wirken müssen. So kann aus einem jungen Mann einmal ein alter, gebrechlicher Greis entstehen – wenn es sein muss, auch umgekehrt.
Backstage – Bühnenbilder auf der Rolle.
Wer Prospekte nur aus seinem Briefkasten kennt – in der praktischen Größe für den Papierkorb – wird sich wundern. Bühnenprospekte umfassen 20 Meter oder mehr, je nach Bühnenbreite. Auf ihnen ist der ganze Bühnenhintergrund aufgemalt. Damit der Wald, die Gassen der Fachwerkstadt oder der Palast faltenfrei ihre Illusion verbreiten, werden die jeweiligen Leinwände zu jeder Vorstellung hervorgeholt, abgerollt und danach aufgerollt und ins Depot gebracht.
Backstage – der Palast rollt heran.
Wie schön, dass niemand von den Zuschauern sieht, dass die eleganten Räume auf der Rückseite aus zusammengefügten Latten und Pressspan bestehen. Sie müssen stabil, leicht und doch transportabel sein. Ein Bühnenarbeiter bringt Kraft mit. Gemeinsam schieben sie in schwerer körperlicher Arbeit die großen Teile vom Depot auf die Bühne. Zum Umbau gehört Schnelligkeit, damit die Vorstellung weiter läuft.
Die Säulen und übergroßen Türen, die seidenen Tapeten, der Fensterblick in den Park – alles Illusion, wie wir es vom Theater erhoffen. Was hinter den Kulissen liegt, ist der Fantasie überlassen.
Backstage – die Bühne steht.
Jetzt kann es bald losgehen. Der Inspizient forscht nach, ob sich alle erforderlichen Sänger im Haus befinden.
Die Bühnentechniker prüfen die Lichtmaschinerie, die Drehbühne und sonstige beweglichen Teile. Hebt und senkt sich die Bühne – möglichst zur richtigen Zeit? Für Licht, Akustik und Bühnenbild sind verschiedene Abteilungen verantwortlich, die exakt zusammen arbeiten. In unserer Zeit nutzen diese Fachleute den Computer zur genauen Steuerung. Lediglich zur Unterstützung – die Hauptarbeit liegt immer noch bei den künstlerischen Menschen.
Backstage – der Souffleur sitzt im Kasten.
Sobald die Vorstellung beginnt, ist der Souffleur gefragt. Er gibt mit den richtigen Stichworten den Sängern die Sicherheit bei kurzfristigen Textaussetzern.
Jetzt kann die Opernaufführung beginnen.
„Backstage Wiener Staatsoper“ – ein Film zum Verlieben
„Die Wiener Staatsoper genießt nicht nur einen exzellenten Ruf, sie hat auch – in Corona-freien Zeiten – eine konstante Auslastung von 99 Prozent. Regisseur Stephanus Domanig begibt sich bei 3sat am Samstag, 6. Februar 2021, 21.45 Uhr, in seinem Dokumentarfilm „Backstage Wiener Staatsoper“ (Österreich 2019; deutsche Erstausstrahlung) hinter die Kulissen und porträtiert die vielfältige, aber weitgehend unsichtbare Arbeitswelt, die es Sängerinnen und Sänger, Dirigentinnen und Dirigenten sowie Musikerinnen und Musikern erst ermöglicht, ihr Publikum zu begeistern.“
Noch mehr Werkstätten:
- Lebenswerk eines leidenschaftlichen Sammlers – Kupfer für die Küche, Landwirtschaft, Barbiere, Schnapsbrennerei, Bäcker, Chocolatiers, zum Jagen … Handwerkskunst aus Kupferblech zum täglichen Gebrauch. Buchtipp: „Altes Kupfer“ von Hand geschmiedet – 2850 Bilder
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