In einer Zeit um 2049 durchspielen Jugendliche ein Tribunal, wie es 1949 bei den Nürnberger Prozessen mit den Kriegsverbrechern stattfand. Diese peinliche Entgleisung möchte ich einmal so stehen lassen.
Die Umwelt ist zerstört, und die künftige Generation sucht nach Schuldigen.
Sie klagen an, was die vorigen Generationen ihrer Meinung nach falsch gemacht haben, aber sie machen keine Anstalten, das Ruder rumzureißen.
Dieses Buch ist dystopisch im wahrsten Sinne des Wortes. Die Vorstellung, dass in 30 Jahren keine Veränderung in Sicht ist – bis auf den ½ Meter gestiegenen Meeresspiegel, lässt mich frösteln. Derartige anklagende Lahmgesäße sind nicht nur der Untergang von Kiel und Hamburg, sondern auch der Untergang des Abendlandes.
Schlimm und fantasielos ist, dass sich seit Erscheinen des Buches 2021 nicht viel Zukunftsträchtiges getan hat. Anscheinend wurde aus „Fridays for Future“ ein „Black Friday“.
Ich gehöre zu einer Generation, der die Zeit vor 30 Jahren – also 1990 – noch gut in Erinnerung ist.
Falls eine junge Frau in 30 Jahren, also in der Zeit, in der die Geschichte spielt, mit einem alten Handy hantiert, das vibriert, muss sie wohl auch noch die entsprechende Technik mit hinüber gerettet haben. Mit den alten Handys von 1992 kann wohl keiner mehr telefonieren. Vor 30 Jahren kamen die ersten Handys auf. Die waren so groß wie ein Ziegelstein und genau so schwer. Wer damit angeben wollte, dem fielen nach den ersten Telefonaten die Arme ab. Statt schnurlosem Telefon würde ich schnurloses Beamen erwarten. Für die Zeit des „Beam-nats“ steht die entsprechende Person neben mir.
Es wird nach Kriterien wie jung, weiblich, regional (aus)sortiert – meine Güte, Mädels, was habt ihr 30 Jahre lang gemacht??? Sollte das, was Alice Schwarzer in den 1980er Jahren für euch erkämpft hat, wieder untergegangen sein? Oder liegt es daran, dass das Buch von einem jungen Mann geschrieben wurde, der diesen Entwicklungszustand gern wieder herstellen möchte?
Eine Person spricht nur englisch, und das in 30 Jahren! Da wäre wohl eher chinesisch angebracht oder Swahili…
Vorwärts in die Vergangenheit
Was habe ich erwartet? Etwas Neues zumindest – Zukunftsweisendes. Vielleicht kommt das ja noch. Da ich auf Seite 52 des Buches die Segel gestrichen habe (bei Wasser, das mir bis zu Halse stand), kann sich die Abwärtsspirale noch weiter drehen. Vielleicht kommt sie irgendwo nach 200 Jahren rückwärts an den Punkt, wo die Anfänge des Umweltdesasters liegen. Die zukünftige Generation wird schon die Schuldigen finden.
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Glashauseffekt – Ein Zukunftsroman
von Alexander Sperling
Hardcover – 9783948819002
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