„Vorbildliches Design“: Im Auftrag von König und Gewerbeverein kaufen vor 125 Jahren Fachleute alles auf, was sie für gutes Design, Handwerk, Technik halten.
Sie laden Handwerker, Fabrikanten und andere Produzenten ein, sich diese exemplarischen Stücke genau anzuschauen. Als Vorbilder dienen nicht nur heimische Produkte, sondern auch Werkstücke, die sie von den berühmten Weltausstellungen mitbrachten. Sie sollen als Vorbilder für guten Geschmack und zukunftsweisende Formen dienen.
Urheberrecht und Kreativität
Geistiges Eigentum war zu der Zeit kein Thema. Wahrscheinlich hätten sie sich vor Lachen gekugelt. Wer kann schon einen Geist besitzen. Die Gedanken sind frei.
Somit waren die Schwaben die heißesten Anwärter für den Plagiarus, dem Negativpreis für Produktkopien.
Oder auch nicht!
Sie haben sich zwar alles genau angesehen, vielleicht auch vermessen oder gezeichnet, aber dann entwickelten sie dieses Anschauungsmaterial weiter. Aus Letzteren sind Kunsthandwerker, Tüftler und Ingenieure hervorgegangen, für die das Schwabenland bis heute berühmt ist.
Vorbildliches Design: Geschmacksbildung fängt an beim Kinderspielzeug.
Diese Spielzeuge befinden sich hinter Glas. Interessierte Handwerker wie Schreiner und Drechsler können sie nicht in die Hand nehmen und von allen Seiten betrachten. Dann wären sie bald „ausgeliebt“ wie jedes normale Spielzeug in einer Familie. Als Neuigkeit kommt das mechanische Spielzeug hinzu, eine Anregung für Feinmechaniker, Kupferschmiede und Blechner. Alle sind darauf angewiesen, ein Stück möglichst genau zu zeichnen, mitsamt den ungefähren Maßen. Vielleicht ist das auch ein Glück, denn so verändert sich von Gestalter zu Gestalter die Sicht auf die Werke, je nach Arbeitsschwerpunkt und Kundenwünschen.
Musterbücher zum Umblättern und Anfassen
Diesem zerfledderten Musterbuch sieht mensch an, dass es fleißig genutzt wird – umgeblättert, befühlt, verglichen. Die Seiten werden von Webern, Färbern, Stofffabrikanten umgeblättert, die Stoffe befühlt. So lernen die schwäbischen Handwerker neue Techniken kennen und entwickelten sie weiter. Mit anderen Worten – einfach für eigene Ideen genutzt, mal mit weniger, mal mit mehr Fantasie. Je teurer und kostbarer das Material, umso kreativer muss der Designer sein.
Somit kommen die Schwaben weg vom Traditionellen hin zum Innovativen – die Geburtsstunde des schwäbischen Cleverle!!!
Ganz nebenbei: So war es schon immer, auch und besonders in der Musik.
Bach hat nicht nur ganze Partiturseiten von Vivaldi abgeschrieben, sondern eigene Werke mit unterschiedlichen Texten vielfach zweitverwertet. Wagner hat sich in den Meistersingern von Bach anregen lassen und Bruckner hat Zitate von Wagner als „Hommage“ in seine 3. Sinfonie hineingenommen. Rossini dagegen liebt es kommodiger. Er kopiert vorzugsweise sich selbst; aus Zeitgründen – angeblich.
Kunsthandwerk damals und heute
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Dienstag bis Samstag 10-18 Uhr
GeschmacksSache Vorbildliches Design um 1900
Kabinettausstellung im Alten Schloss in Stuttgart | Landesmuseum
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