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☛ Wie man ein Teeservice töpfert – Handwerkskunst!

Handwerkskunst Schritt für Schritt:☛ Wie man ein Teeservice töpfert - Handwerkskunst! | Kulturmagazin 8ung.info Scheinbar mühelos dreht die Keramikerin eine bauchige Teekanne. Sämtliche Arbeitsschritte, die vorher und danach nötig sind, zeigt Susanne Altzweig im empfehlenswerten Video HANDWERKSKUNST!
Bewegungen und Griffe der einzelnen Arbeitsschritte von Handwerkern sind mit denen der Sportler, Tänzer oder Musiker vergleichbar. Ebenso wie diese heißt es üben, üben, üben, bis es nach außen ganz leicht aussieht.

Handwerkskunst braucht Zeit

Für das passende Teegeschirr braucht die Keramikerin sechs Tage, ohne die beiden Brände, die ebenfalls zwei Tage zum Abkühlen benötigen.
Gerade hier wird deutlich, ob eine Handwerkerin „den Dreh‘ raushat“.

Handwerkskunst! 
(c) SWR Keramikerin zentriert den Ton
Handwerkskunst! (c) SWR Keramikerin zentriert den Ton

Ist der Tonklumpen einmal auf der Drehscheibe, liegt alles in ihrer Hand. Sie hat lediglich die Möglichkeit, die Drehgeschwindigkeit einzustellen. Sofern der Ton genügend vorbereitet wurde, gelingt es schnell, den Batzen zu zentrieren. Nur wenn er genau in der Scheibenmitte läuft, kann es weitergehen.
Aus dem Klumpen entsteht – scheinbar leicht wie von selbst – das Gefäß, das langsam einen dicken Bauch bekommt.
Für die Teekanne dreht die Keramikerin eine oben offene Pyramide, die später die Tülle wird. Hinzu kommen Teller und Tassen. Jetzt heißt es warten, bis der Ton fest genug zum weiter verarbeiten ist.

SWR Fernsehen HANDWERKSKUNST!, "Wie man ein Kaffeeservice töpfert". Keramikerin Susanne Altzweig. © SWR
SWR Fernsehen HANDWERKSKUNST!, „Wie man ein Kaffeeservice töpfert“. Keramikerin Susanne Altzweig. © SWR

Dann erst kann die Unterseite mit einer Drahtschlinge abgedreht werden. Dadurch erhalten die Werkstücke einen Fuß.
Für die Tülle wird die Pyramide angepasst, bis sie die richtige Neigung zum Gießen einnimmt, und dann schräg abgeschnitten. Vorher wird ein Loch in die Teekanne geschnitten, sonst läuft kein Tee heraus.
Angeklebt wird die Tülle mit einem Biokleber – einfach Ton mit Wasser vermanschen – das hält.

Gezogener Henkel an Teekanne und Tasse

SWR Fernsehen HANDWERKSKUNST!, "Wie man ein Kaffeeservice töpfert". Keramikerin Susanne Altzweig in der Werkstatt. © SWR
SWR Fernsehen HANDWERKSKUNST!, „Wie man ein Kaffeeservice töpfert“. Keramikerin Susanne Altzweig in der Werkstatt. © SWR

Viel Übung erfordert der Henkel. Mit einer Hand wird die Kanne gehalten, mit der anderen wird eine Tonrolle mit Hilfe von Tonschlicker oben an der Kanne festgeklebt. Die Keramikerin zieht diesen Tonstrang mit nassen Fingern immer dünner und länger, bis ein Band entsteht. Mit einem Schwung setzt sie ihn unten ans Gefäß, dass er die Form eines Ohres annimmt. Im gebrannten Zustand hält dieser Henkel eine Teekanne mit Inhalt aus. Puh, geschafft – aber nur halb.

Glasur und farbenfreudige Malerei

Noch fehlt die Dekoration, die jede Töpferin individuell gestaltet. Susanne Altzweig hat die traditionelle Engobetechnik für sich weiter entwickelt.
Sie nutzt den Tonschlicker nicht nur zum Kleben, sondern auch zum Dekorieren. Mit Farbpigmenten vermischt, trägt sie mit Schwämmen den farbigen Ton auf das fertige Geschirr auf. Unter ihren Händen entstehen bunte Blumen auf einer grünen Wiese – auf jedem Gefäß ein anderer Wiesenausschnitt.

Brand im Brennofen – erst Schrühbrand, dann Glattbrand

SWR Fernsehen HANDWERKSKUNST!, "Wie man ein Kaffeeservice töpfert". Kaffeekanne nach dem ersten Brand. © SWR
SWR Fernsehen HANDWERKSKUNST!, „Wie man ein Kaffeeservice töpfert“. Kaffeekanne nach dem ersten Brand. © SWR

Sobald nach ein paar Tagen die Gefäße trocken sind, werden sie im Brennofen eingebaut und bei 900 Grad Celsius vorgebrannt. Der Ton ist zwar hart, aber noch nicht fest genug für den täglichen Gebrauch. Ungefähr so wie Ziegel.
Die Gefäße werden glasiert und noch einmal im Ofen eingebaut. Die Glasur besteht aus einer fein gemahlenen Steinmasse, die so weit mit Wasser verdünnt ist, dass sie über die Keramik gegossen werden kann.
Die Erden schmelzen bei einer Temperatur von 1200 Grad Celsius zu Glas und verbinden sich mit den Tongefäßen. Deshalb ist es wichtig, den Ofen ganz vorsichtig einzubauen, denn sobald die Gefäße sich berühren, kleben sie zusammen.
Sobald der Ofen abgekühlt ist, kommt der große Moment: Susanne Altzweig öffnet die Ofentür und erblickt ihr farbenfreudiges, glänzendes Teegeschirr.

SWR Fernsehen HANDWERKSKUNST!, "Wie man ein Kaffeeservice töpfert". Das Kaffeeservice ist fertig. © SWR
SWR Fernsehen HANDWERKSKUNST!, „Wie man ein Kaffeeservice töpfert“. Das Kaffeeservice ist fertig. © SWR

Sie kann den Lohn ihres Könnens mit Händen greifen – ein unvergleichliches Gefühl, das jeden Handwerker immer wieder beim Anblick eines gelungenen Werkstücks überkommt.

Handwerkskunst – Keramikkunst!

Video in der Mediathek
Wer sich diese Arbeitsschritte noch einmal im Video anschauen möchte, besucht einfach die Mediathek → Wie man ein Kaffeeservice töpfert


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