Nabucco: Freiheitswille und Sieg eines unterdrückten Volkes offenbart sich im „Gefangenenchor“ – fast eine italienische Nationalhymne. So sah sich Italien damals gern. Mit dieser Geschichte aus dem alten Testament sprach die Oper von Giuseppe Verdi verschiedene Kreise an.
Nabucco: Krieger, Liebesgeschichte und gerechte Strafe
Gegnerische Krieger bieten genügend Stoff für Freunde opulenter Kostümopern. Der Sieg der Hebräer – mit göttlicher Hilfe – über die falschgläubigen Babylonier sowie eine Missionierung zum wahren Glauben freut die Kirchgänger. Für Romantiker wird alles verbunden mit einer Liebesgeschichte, die gut ausgeht. Im Mittelpunkt steht die Treue eines Mannes, gefolgt vom Opferwillen der Geliebten. Zum Wohlgefallen der Gerechten folgt die Strafe auf dem Fuße, sowohl für größenwahnsinnige Despoten als auch für die Möchtegernkönigin.
Erster Teil – Liebe zwischen allen Fronten
Im Tempel drängeln sich Hebräer und Leviten, während draußen König Nabucco ihre Stadt einnimmt. Der Hohepriester Zaccaria stärkt die Kampfmoral der aufgebenden Truppe. Hält er doch Nabuccos Tochter Fenena als Geisel in seiner Gewalt. Daraufhin stürzen sie sich wieder ins Kampfgetümmel. Zaccaria bestimmt Ismaele als Fenenas Wächter – ausgerechnet. Zwischen beiden funkt es schon, seit Ismaele als Spion von den Babyloniern in den Kerker geworfen wurde. Fenena verliebte sich in ihn und befreite ihn heimlich. Ihr Mut und seine Verliebtheit stacheln Ismaele an, mit ihr das Weite zu suchen, was auch fast gelingt.
Abigaille oder Fenena – wer gewinnt?
Abigaille, Fenenas gleichermaßen frustrierte wie raffinierte ältere Schwester, versperrt ihnen den Weg. Mit ihrem Heer von verkleideten Hebräern drang sie unbehelligt bis in den Tempel vor. Sie erkennt sofort die Lage. Ihrem heimlichen Schwarm Ismaele verspricht sie die Freiheit seines Volkes, sofern er ihre Liebe erwidern würde. Nach einem kurzen Blick zwischen beiden Frauen lehnt Ismaele dankend ab. Wegen dieser Verzögerung spitzen sich die Ereignisse zu. Nabucco erreicht den Tempel. Zaccaria schnappt sich geistesgegenwärtig Fenena, reflexartig entreißt Ismaele sie ihm und übergibt sie Nabucco. Nabuco dankt ihm das in keinster Weise. Stattdessen gibt er Jerusalem an seine Soldaten frei.
Zweiter Teil – Nabuccos Töchter
Macht und Ohnmacht werden neu sortiert.
Nabucco bekam vor seiner blaublütigen Tochter Fenena eine ältere Tochter, Abigaille, ein Kind von einer Sklavin. Obwohl er mit Fenena eine Thronfolgerin hat, fährt er vorsichtshalber zweigleisig. Abigaille wird in dem Glauben erzogen, die Erstgeborene und damit seine Nachfolgerin zu sein. Jedoch dokumentiert er Abigailles wahre Abstammung. Dieses Dokument findet Abigaille. Jetzt wird ihr klar, warum Nabucco nicht sie, sondern Fenena als seine Stellvertreterin einsetzt. Abigailles Machterhaltungstrieb punktet mit einer kurzen Reaktionszeit. Sie plant, Fenena zu töten und sich selbst zu inthronisieren.
Die Reaktion der Hebräer auf Nabuccos Mord-&-Plünder-Befehl fallen – je nach Regisseur – für Ismaele mehr oder weniger unfreundlich aus. Aus Liebe zu ihm springt die gegnerische Königstochter Fenena über ihren eigenen Schatten und nimmt den Glauben der Hebräer an. Dieser Liebesbeweis begeistert die Hebräer, im Gegensatz zu den Babyloniern.
Nabucco trifft der Blitz
Deshalb zeigt sich der Hohepriester des Baal Abigaille gegenüber kooperationsbereit. Er erklärt Nabucco für tot. Als Fenena im Palast auftaucht, reißt Abigaille ihr die Krone vom Kopf und hätte sich fast selbst gekrönt, wenn nicht Nabucco in die Szene hineingeplatzt wäre. Beflügelt durch siegreiche Schlachten will er nicht nur als König, sondern auch als Gott verehrt werden. Sein übersteigertes Selbstbewusstsein bekommt schlagartig einen Dämpfer von oben. Er wird von Blitz getroffen und leidet fortan an geistiger Umnachtung. In all dem Durcheinander behält einzig Abigaille einen klaren Kopf. Sie hebt die Krone auf und inthronisiert sich selbst – was sie vorhatte und immer durch Zwischenfälle gehindert wurde.
Dritter Teil – … endlich erklingt der Nabucco-Gefangenenchor
Flankiert vom Hohepriester des Baal sitzt Abigaille auf dem Thron, als Nabucco erscheint. Nach dem Blitzschlag ist sein Kopf noch sinnentleert. Diesen Zustand nutzt Abigaille eiskalt aus. Sie reicht ihm ein Dokument zum Besiegeln. Zu spät erkennt er, dass er damit das Todesurteil für die Hebräer, einschließlich der konvertierten Fenena, unterzeichnet hat. Als ihm dieser Patzer – bedingt durch seine gedankliche Zeitverzögerung – bewusst wird, droht er Abigaille, ihre wahre Herkunft publik zu machen. Die fixe Abigaille zerreißt ihre Geburtsurkunde und lässt Nabucco einsperren. Seine Bitte um Gnade für Fenena überhört sie.
Inzwischen beklagen die gefangenen Hebräer ihr Leid im berühmtesten aller Gefangenenchöre: „Va, pensiero“ – „schönes und verlorenes Heimatland“. Nicht einmal Zaccaria kann sie mit der Prophezeiung aufmuntern, dass Babylon in Schutt und Asche versinken wird.
Vierter Teil – Nabucco und das zerbrochene Götzenbild
Nabuccos Gedankennebel lichtet sich allmählich. Als vor seinen Fenster Fenena zum Richtplatz geführt wird, reagiert er blitzschnell. Nach seinem missglückten Höhenflug probiert er das Gegenteil. Er beschwört den Gott der Hebräer als Alleinherrscher und sich als seinen Untertan. Und siehe da – die Tür geht auf und herein kommen seine Getreuen, um ihn zu befreien. Zusammen verhindern sie in letzter Minute die Hinrichtung.
Die Götzenbilder der Babylonier stürzen ein, Abigaille stirbt mit einer Bitte um Verzeihung, die Hebräer sind frei, Ismaele und Fenena werden ein Paar, Nabucco bleibt König. Die alte Ordnung wurde nicht nur wieder hergestellt, sondern sogar verbessert. (Dorle Knapp-Klatsch)
Nabucco, Oper in italienischer Sprache mit Musik von Giuseppe Verdi.
Das Libretto schrieb Temistocle Solera. Die Oper wurde am 9. März 1842 in Mailand, Teatro alla Scala, uraufgeführt. Die Spieldauer beträgt ca. 135 Minuten. Die Handlung spielt in Jerusalem und Babylon um 586 vor der Zeitrechnung.
Verdi hat in dieser Zeit seine junge Frau und seine beiden Kinder verloren. Er hatte keinen Mut mehr, eine weitere Oper zu schreiben. Aber der Impresario hat ihn immer wieder mit neuen Libretti bombardiert. Das Buch zum Nabucco hat er ihm nahezu aufgedrängt. Verdi berichtet selbst, dass er verzweifelt dasaß, als ein Blick auf das aufgeschlagene Textbuch fiel, und er unbewusst zu lesen begann. Plötzlich war er ganz fasziniert von diesem Stoff.
Personen:
Nabucco (Bariton), Abigaille (Sopran), Fenena (Mezzosopran), Ismaele (Tenor), Zaccaria (Bass), Anna (Sopran), Abdallo (Tenor), Hohepriester des Baal (Bass), Soldaten, Volk (Chor)
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SND Bratislava: Nabucco – Oper und Ballett im Team
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Video: Grand Théâtre de Genève Nabucco
Streamed am 30.06.2023 um 19:00 MEZ
Streamed bis 30.12.2023 um 12:00 MEZ
Grand Théâtre de Genève
Aufnahme vom 17.06.2023
Gesungen auf Italienisch
Untertitel auf Englisch, Italienisch, Französisch
Nabucco von Giuseppe Verdi in der Arena di Verona
Nabucco – Opernvorstellungen als gratis Angebote der Opernhäuser in Internetportalen und TV. Hier können Sie Opern zu Hause genießen, einfach von arte.tv/opera live oder 3sat streamen.
Für Freunde von Kostümopern, in historischem Gewand mit passenden Kulissen, dem königlichen Palast. Eine Oper für die Augen, nicht nur für die Ohren. Spannend und kurzweilig ist die Opernaufführung, bis zur Schlussszene mit den riesigen geschwungenen Italien-Flaggen.
Ein Riesenchor, verstärkt mit einer gefühlten Hundertschaft von Statisten. Bis ins Detail stilvoll gekleidet in historischen Kostümen. Von Mönchen über Krankenschwestern bis zu Gendarmen, vom einfachen Volk bis hin zu den Adligen – die ganz besonders elegant.
Die Aufführung ist ein Spektakel sondergleichen, sogar mit Pferden auf der Bühne. Und das Schöne an der Aufzeichnung: Sie können Ihre Lieblingsstellen oft hören (Gefangenenchor) und sehen – bis zum 1. März 2021.
Information von Arte TV
Die Arena di Verona ist ein Touristenmagnet – und einer der spektakulärsten Opern-Schauplätze weltweit. ARTE überträgt live aus dem römischen Amphitheater eine der populärsten Opern überhaupt: Giuseppe Verdis „Nabucco“. Die aufsehenerregende Inszenierung von Arnaud Bernard (2017) verspricht absoluten Genuss für alle Opernfans und Italien-Liebhaber.
Nabucco aus der Arena die Verona – online verfügbar bis 01/03/2021
Nabucco, in der Arte-Mediathek online bis 1. März 2021
Giuseppe Verdis „Nabucco“
Die Aufzeichnung aus der Arena di Verona
steht bis zum 1. März 2021 in der Arte-Mediathek
Giuseppe Verdi:
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