Stuttgart: Was bringt Museumsdirektoren, Fachwissenschaftler, Hochschulprofessoren im Lindenmuseum zusammen? Hier konferieren sie über die Zukunft der kulturhistorischen Museen 2030.
Tagungsbeiträge:
Wie der Zukunftsforscher Prof. Dr. Reinhold Popp berichtet, gibt es den professionellen Blick in die Zukunft schon seit ewigen Zeiten. Erst das Orakel von Delphi, danach die Astrologie als anerkannte Wissenschaft, die von der Computerberechnung abgelöst wurde. Sciencefiction ist in der Jetztzeit eine beliebte Literaturgattung. Er stellt klar, dass Zukunftsforschung Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen kann. Allerdings kann sie keine verbindliche Vorhersage für die Zukunft abgeben.
Prof. Ulli Mayer-Johanssen plädiert dafür, die Kräfte zu bündeln. Jedes Museum darf/soll/muss sein Profil stärken. Die Mitgliedschaft in einem Museumsverband sorgt mit einem gemeinsamen Auftritt für mehr Sichtbarkeit der einzelnen Museen. In der Digitalisierung sieht Prof. Dr. Thomas Tiemeyer die Zukunft der kulturhistorischen Museen 2030, denn dieses Medium bringt die verschiedenen Bevölkerungsschichten zusammen. Traditionell besteht das Museumspublikum aus dem Bildungsbürgertum. Die neuen Medien könnten es mit einer Besuchergruppe bereichern, die bisher Unterhaltung bevorzugte. Überhaupt geht es darum, neue Zielgruppen zu finden, zum Beispiel ganz aktuell bei Menschen mit Migrationshintergrund.
Auf der Suche nach jungen Museumsbesuchern
Auf der „Roten Liste“ bedrohter Kultureinrichtungen sieht Professor Dr. Wolfgang Schneider 5 Museen. Für 2030 wünscht er sich mehr Kooperation der einzelnen Häuser untereinander. Er fordert mehr Kulturvermittlung an den Schulen, von der Politik mehr Geld für Modernisierung, Förderung der Breitenkultur und freien Eintritt für alle.
Künftige Museumsfachleute bildet Prof. Dr. Barbara Welzel aus. Mit den Studierenden erarbeitet sie neue Formen der Präsentation. Zum Beispiel kann ein Comic über einen mittelalterlichen Ritter junge Menschen eher anlocken als ein Foto der geschnitzten Holzfigur in einem Prospekt.
„Geld“ im Museum
Wie ein Museum ohne eigene Bestände funktioniert, zeigt Sibylle Lichtensteiger vom Stapferhaus in Lenzburg (Schweiz). Sie bereitet mit ihren Mitarbeitern Themen auf – eines davon heißt „Geld“. Dafür wurden goldfarbene Schweizer Münzen, die zwar schön aussehen, aber kaum einen materiellen Wert haben, auf dem Boden verstreut. Die Besucher baden darin in Gold wie Dagobert Duck. Sie werden danach über ihre Einstellung zum Geld befragt – tja, das Thema ist wohl für jeden nachdenkenswert.
Dr. Andreas Rudigier betont, wie wichtig sein anspruchsvolles Gebäude – das vorarlberg museum – für die Präsentation ist. Schon aus architektonischem Interesse kommen die Leute.
Mit offenen und beantworteten Fragen, Statements, Hinweisen endet diese Tagung.
Bis 2030 könnte sich die Museumslandschaft durch Schließen alter Sammlungen und Eröffnen neuer Sammlungen verändern. Wenn sich keine Nachfolger finden, verschwinden kleine Spezialmuseen, die bisher ehrenamtliche Experten leiteten – einfach altershalber. Andererseits kommen immer neue Privatsammlungen hinzu.
Spannend wird sein, was von dieser Tagung bis 2030 in die Tat umgesetzt werden kann – die Praxis unterscheidet sich gern von der Theorie.
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