Berühmt ist der belgische Künstler Pol Bury (1922 – 2005) für seine motorisierten Skulpturen. Ihm widmet das Museum BOZAR in Brüssel eine umfassende Ausstellung vom 23. Februar bis 4. Juni 2017.
Vom Gemälde zum Relief aus farbigen Holzscheiben
Pol Bury beginnt seine künstlerische Laufbahn mit Malerei, die angelehnt ist an Vorbilder. Ein bisschen Magritte gehört für einen Belgier unbedingt dazu.
Ab 1952 wird sein Schaffen abstrakt – erst zweidimensional als Bild. Diese Bilder könnten auch als Vorlage für die Teppiche dienen, die in den Fünfzigern unter den Nierentischen liegen.
Bald jedoch arbeitet er plastisch. Unterschiedlich geformte Holzscheiben, die er einfarbig anmalt, setzt er übereinander. Dabei nutzt er nur wenige Farben. Blau-Rot, Gelb-Schwarz, Weiß oder helles Blau. Erst hängen sie als Relief an der Wand, bald stehen sie als Skulptur aufrecht im Raum.
Pol Bury – Künstler, Bastler, Tüftler
Ab jetzt kommt das hinzu, was ihn sein Leben lang begleiten wird und berühmt macht – er bringt seine Objekte zum Schwingen. Dazu dient ihm ein kleiner Elektormotor, an dem alle Teile eines Objektes angeschlossen sind. Zu einer bestimmten Zeit, die nur Pol Bury kennt, setzt sich jedes Teilchen – Kugel, Kegel, Würfel, Rohr – in Bewegung. Die Unterlagen stehen senkrecht oder zumindest schräg. Es nickt, rückt zur Seite, kullert ein Stück oder entfacht irgendetwas Ungewöhnliches, was es von den Gesetzen der Schwerkraft gar nicht machen könnte.
Da der Motorkasten fest verschlossen ist, weiß niemand außer dem Künstler, wann etwas passieren wird. Dem Museumspersonal bleibt lediglich die Aufgabe, eine Steckdose für das herausschauende Kabel zu finden. Ein Durchgang kann mehrere Stunden dauern. Die genaue Zeit ist nicht festgelegt. Wer es genau wissen will, setzt sich mit einem Stuhl davor und wartet. Und wartet. Und wartet. Und jetzzzzt hat eine Metallkugel gewackelt – oder war es der Luftstrom, den ein vorübergehender Besucher aufgewirbelt hat?.
Vom Holz zum Metall
Pol Bury bevorzugt Holz als Arbeitsmaterial. Aus Holz bestehen die „Möbel“, die zwar eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen, aber kaum zum Wohnen genutzt werden können.
Später wechselt er zu Metall. Mit Aluminiumspänen fängt er an – Abfall aus einem Nebenjob in einem Metallwerk. Dann entdeckt Pol Bury das Wasser als Material für sich, zusammen mit den Eigenschaften des Metalls. Von nun an gehen seine Brunnen um die ganze Welt.
Er gestaltet sie als Einheit von Material mit den natürlichen Begebenheiten. Die Metallteile sind so ausgetüftelt, dass die Widerspiegelungen mit in das Kunstwerk einbezogen sind. Das gilt sowohl für die umgebende Tier- und Pflanzenwelt zu unterschiedlichen Jahreszeiten als auch für die Menschen, die das Wasserspiel bewundern. Seit 1976 hat er zahlreiche Brunnen gebaut, immer mit den Grundformen Kugel, Kegel, Zylinder, Würfel und Quader. Im Museum steht ein Brunnen, der ständig in Bewegung ist. Der Motor ist das Wasser, das hineingepumpt wird.
Statt Namen vergibt Pol Bury exakte Zahlen für seine Objekte
So kreativ er mit seinen Materialien umgeht und die Motoren ausknobelt, so einfach zeigt er sich mit den Bezeichnungen seiner Objekte: „81 Kugeln und 9 Platten“ oder 10, 170, 1000, 12000 Kugeln und 3, 9, 12 Platten mit oder ohne „zigzag“.
DA, gerade hat sich eine Kugel bewegt!
10003, 10004, 10005 Kugeln? Sobald eine Kugel ihre Lage verändert, beginnt die Zählerei von vorn!
Diese Ausstellung besteht vom 23. Februar bis 4. Juni 2017 im BOZAR – Palais des Beaux-Arts in Brüssel, KMSKB
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