Am 25. Januar 2013 läuft in der voll besetzten Stuttgarter Oper bereits die 75. Vorstellung seit der Premiere 2004: Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart in der Inszenierung von Peter Konwitschny.
Sturzbetrunken hält sich die Königin der Nacht an der Flasche fest, entweder aus Kummer, weil ihre Tochter gekidnappt wurde, oder aus Gewohnheit. Nach den schaukelnden Bewegungen zu urteilen eher Letzteres. Glücklicherweise hat das der Stimme von Ana Durlovski keinen Abbruch getan – im Gegenteil. Ana Durlovski brilliert mit klaren Koloraturen als Königin der Nacht.
Beim Singen zeigen Sänger ihre Stärke, nicht beim Sprechen. Das trifft besonders auf diejenigen zu, die mit einer anderen Muttersprache aufgewachsen sind. In dieser Inszenierung reden die Priester international wie in einem Parlament. Liang Li als Sarastro verfügt über genau die richtige Stimmlage für den alten, ehrwürdigen Meistermagier und Priester. Sein voller Bass ertönt nicht nur beim Singen. In der Ansprache an die Priester redet er flüssig und wohlklingend – wahrscheinlich chinesisch. Eine Chinesin im Publikum schnellt bei den ersten Worten nach vorn, schaut gebannt und lächelt verklärt. (Ich bin ja nicht neugierig, aber ich hätte zu gern gewusst, womit Liang Li die Dame erfreute 😉 )
Heinz Göhrig als Monostatos macht keinen Unterschied zwischen gesprochenem Wort und Gesang. Beides geht flüssig und ganz selbstverständlich ineinander über.
Ebenso bringt Ronan Collett als Papageno nicht nur Stimme mit, sondern auch komödiantisches Talent. Leicht und wie nebenbei führt er durch die Oper.
In seiner letzten Prüfung muss sich der Naivling in einer Casting-Show beweisen und macht das so gut, dass der Chor im Hintergrund immer dann applaudiert, sobald es auf der Laufschrift angesagt ist. Genau so verfahren sie mit „Lachen“ und Missfallenskundgebungen. Damit imponiert er seiner Papagena (alt Elke Twiesselmann, jung Maria Koryagova). Tamino (Gergely Németi) singt das zu Herzen gehende „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ vor einer heruntergelassenen Leinwand. Es läuft der Film von der legendären britischen Traumhochzeit, mit Tamino als Prinz Charles und Pamina (Pumeza Matshikitza) als Lady Di.
Immer wieder verursacht Situationskomik kleine Lacher. Als Schlange dient ein zusammengerollter orientalischer Teppich, der in der Folge sowohl als Versteck genutzt wird als auch als Pelerine. Drei Damen (Cathriona Smith, Sylvia Rena Ziegler, Lindsay Amman), gekleidet als adrette Hostessen, bändigen das Monstrum.
Die Zauberflöte spielt in einer undefinierbaren Jetztzeit. Insgesamt besteht das Gefühl, in einer Probe zu sitzen. Requisiten, Kostüme und Bühnenbild (Bert Neumann) scheinen nur provisorisch zu sein. An Flügelhemdchen im Krankenhaus erinnern die faltenreichen Überwürfe der Priester, getragen über Anzügen und Kleidern.
Das halb hochgefahrene Orchester unter dem Dirigat von Uwe Sandner bietet ein ungewöhnliches Bild. Die Köpfe der Kontrabassisten ragen gerade über den Bühnenboden hinaus. Die Musiker mischen sich mit kollektiven Kommentaren und Unmutsäußerungen ins Geschehen. In diese Inszenierung von Peter Konwitschny sind alle, aber auch alle Mitwirkenden eingebunden.
Geschichte der Oper Zauberflöte zum Nachlesen
Oper Stuttgart: Zauberflöte mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und dem Libretto von Emanuel Schikaneder
Musikalische Leitung: Uwe Sandner
Regie: Peter Konwitschny
Bühne und Kostüme: Bert Neumann
Licht: Lothar Baumgarte
Video: Philip Bußmann
Chor: Christoph Heil
Dramaturgie: Juliane Votteler
Besetzung am Freitag, 25.01.2013
Papageno: Ronan Collett
Königin der Nacht: Ana Durlovski
Sarastro: Liang Li
Tamino: Gergely Németi
Pamina: Pumeza Matshikiza
Monostatos: Heinz Göhrig
Sprecher: Kai Preußker
2. Priester: Ewandro Cruz-Stenzowski
1. Dame: Catriona Smith
2. Dame: Sylvia Rena Ziegler
3. Dame: Lindsay Ammann
Junge Papagena: Maria Koryagova
Alte Papagena: Elke Twiesselmann
1. Geharnischter: Stanley Jackson
2. Geharnischter: Mark Munkittrick
Mit: Aurelius Sängerknaben Calw, Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart
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