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Mein Freund Harvey – Elwood tanzt sein Leben

Mein Freund HarveyMein Freund Harvey – Elwood tanzt sein Leben | Kulturmagazin 8ung.info von Mary Chase

Die Badische Landesbühne

Elwood ist der Größte

Was ist er nur für ein reizender Mann, Stefan Holm als Elwood P. Dowd. Er geht nicht, er tanzt durch sein Leben. Nach jedem zweiten Schritt folgt ein Hüpfer; der Arm lädt so weit aus, dass er gerade noch die Welt umarmen könnte. Zu jedem, der ihm begegnet, ist er freundlich und hört sich seine Sorgen an. Der Krankenschwester Kelley (reizend schmachtende Carolin Elsner) in der Psychiatrischen Klinik macht er Komplimente, erkennt sofort, dass sie in den Stationsarzt (fachidiotischer Philipp Dürrschmied) verliebt ist und lässt die beiden zusammen tanzen.

Den meisten seiner Mitmenschen gibt er seine Visitenkarte – erklärt jedem geduldig, die untere Nummer anzurufen, weil die obere Nummer nicht mehr existiert – und lädt sie zum Abendessen ein.

Stefan Holm gibt Elwood ein Gesicht. Er nimmt diese Figur ernst und macht sich nie, NIE, über sie lustig, trotz Hochwasserhose. Elwood ist der Sympathieträger in dieser Inszenierung von Carsten Ramm in der Badischen Landesbühne Bruchsal.

René Laier vollzieht glaubhaft die Wandlung des Chefarztes Dr. Chumley von seiner übergroßen Autorität zum Harvey-Versteher. Schade nur, dass die ebenbürtigen Gegenspieler fehlen. Evelyn Nagel als Veta agiert derart überzeichnet, dass es schon weh tut – eine Hysterikerin, die eine Hysterikerin spielt. Ebenso Anke Siefken, die in gleich zwei Rollen zu sehen ist. Sie tendiert in Richtung Klamauk oder Volkstheater. Dabei könnte sie sich zurückhalten (wie Stefan Holm als Elwood), denn Ines Unser hat mit den Kostümen schon für Aufmerksamkeit gesorgt. Die reiche Tante trägt über fliederfarbenen Strümpfen noch andere Kleider und Klunker in auffälligen Farben; unverkennbar eine Frau, die alles besitzt – außer Geschmack. Die Frau des Chefarztes dagegen beeindruckt total gestylt mit einer auffallenden Frisur, auf der einen Seite blond, auf der anderen schwarz. Die hohe, galoppierende Fistelstimme wäre nicht nötig gewesen.

Myrtle Mae, das von Miriam Gronau stimmig gespielte, Popcorn kauende Trampel, bekommt ein riesiges Hinterteil verpasst. Zu damaliger Zeit war es vielleicht nicht ganz einfach, sie an den Mann zu bringen – auch ohne Onkel Elwood und seinen Freund Harvey. Doch ohne die beiden hätte es nicht so gewaltig gefunkt zwischen ihr und dem einfachen, aber männlichem Pfleger Wilson (Tobias Gondolf ), der sich durch das Playboy-Häschen-Symbol auf seiner Jacke als Frauenkenner ausweist.

Mein Freund Harvey