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☛ Museumstipp: Emil Nolde. Die Grotesken

Selten gezeigte Bilder von Erich☛ Museumstipp: Emil Nolde. Die Grotesken | Kulturmagazin 8ung.info Nolde ohne Blumen, dafür fantastische Gesichter, skurrile Gestalten in grellen, kontrastreichen Farben zeigt das Museum Wiesbaden – ein Augenschmaus zum Weiterspinnen für Fantasiebegabte.

Emil Nolde vervollkommnet das, was bei den meisten Kindern schon angelegt ist.

Sie erblicken Gestalten in Wolken oder Bäumen. Je nach emotionalen Zustand werden daraus freundliche oder furchterregende Lebewesen. Auch der kleine Emil erkennt in frühester Kindheit Gesichter im abblätternden Putz des elterlichen Kuhstalls.

Emil Nolde, Tier und Weib, Aquarell 1931-35, Nolde Stiftung Seebüll
Emil Nolde, Tier und Weib, Aquarell 1931-35, Nolde Stiftung Seebüll

Diese Fantasien führt Emil Nolde fort, auch als gestandener Maler. Er lässt Aquarell-Farben auf einem feuchten Papier verlaufen. Diese Kleckse sucht er nach Gesichtern und Figuren ab, die er schwarz umrandet. Und damit weniger Fantasiebegabte es sehen, malt er Farben obendrauf. Diese Bilder nutzt er teilweise als Skizzen für seine Ölbilder.

Emil Nolde lässt nicht nur seine Fantasie spielen, er regt auch die Fantasie seiner Betrachter an.

Je nach Typ kann es zu unterschiedlichen Reaktionen kommen.

Emil Nolde, Begegnung am Strand, Gemälde 1920, Nolde Stiftung Seebüll
Emil Nolde, Begegnung am Strand, Gemälde 1920, Nolde Stiftung Seebüll

Eine Frau mit aufgeplustertem Rock wird vom kräftigen Seewind von rechts ins Bild geweht. Ihr gegenüber bremst eine Frau, die ebenfalls von hinten angepustet wird, wie der rote Rock bestätigt. Der aufmerksame Bildbetrachter hat sofort erkannt, dass hier gerade ein Wetterphänomen vonstatten geht. Sturm aus zwei entgegen gesetzten Richtungen. Das dürfte selbst an der Nordseeküste selten vorkommen.
Wer aus Prinzip keinem Streit aus dem Weg geht und/oder das Dramatische liebt, kann hier seine Fantasie austoben – einfach die beiden Trutschen aufeinander prallen lassen. Oh haua haua ha.
Nach Harmonie Suchende finden wertneutrale Erklärungen. Wahrscheinlich wurde die Barbusige just bei der Morgentoilette durch eine steife Brise an den Strand katapultiert. Das schamhafte Kreuzen der Hände vor der Brust erklärt alles. Sie trifft auf die ebenso herausgescheuchte dunkelblaue Dame, der das aufgeplusterte Kleid ebenfalls peinlich ist. Beide entschuldigen sich und gehen mit rotem Kopf ihrer Wege.
Total Nicht-Konflikt-Bereite lassen beide Frauen aneinander vorbeisausen und freuen sich über die Seelandschaft und den aufgewühlten Himmel, der irgendwie an William Turner erinnert.

Einäugige – Trolle aus dem Schauspiel „Peer Gynt“?

Die Ehe mit der Schauspielerin Ada hinterlässt bei Emil Nolde Spuren. Ein häufig gespieltes Stück war zu damaliger Zeit Peer Gynt, der Lügner aus der nordischen Märchenwelt. Henrik Ibsen hat diese Sage vom ewigen Hochstapler für die Bühne bearbeitet, Edvard Grieg schrieb die Schauspielmusik dazu.

Emil Nolde, Seltsame, Gemälde 1923, Nolde Stiftung Seebüll
Emil Nolde, Seltsame, Gemälde 1923, Nolde Stiftung Seebüll

Eine Trollprinzessin verliebt sich in Peer Gynt, der ihr sofort die Ehe verspricht. Das hat er schon bei allen anderen Frauen vor ihr getan, obwohl er nur eine liebt – seine Solvejg. Die Sache hat einen Haken. Ausgerechnet dieser Stamm der Trolle besteht nur aus Einäugigen. Bevor er die Prinzessin heiraten darf, muss er sich auf Anordnung des Ältestenrates ein Auge ausstechen. Erst dann ist er der Königstochter würdig. Hier setzt die Fantasie der Bildbetrachter ein. Wird Peer Gynt auch diesmal davonkommen, und wenn ja – WIE? Wer findet die „alternative Wahrheit“, die diesem Stück eine neuartige Wendung geben kann?

 

Für fantasiebegabte, kreative, plietsche als auch für normale Kunstliebhaber

Diese Emil-Nolde-Ausstellung ist vom 30.04. – 09.07.2017 im Museum Wiesbaden zu erleben. Danach wandert sie vom 23. Juli bis zum 15. Oktober 2017 ins Buchheim Museum der Phantasie in Bernried am Starnberger See.

 

Fantasie:

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