Orpheus und Eurydike: Die Oper erzählt, welche Gefahren Orpheus auf sich nimmt, um seine tote Eurydike ins Leben zurückzuholen. Die will nicht zurück, sondern genießt die friedliche Unterwelt.
Erster Akt – Orpheus trauert um seine tote Gattin Eurydike
Orpheus, der beste Sänger der Welt, beweint den Tod seiner Eurydike. Zusammen mit dem Chor der Hirten und Hirtinnen fleht er die Götter an, ihm seine eben angetraute Frau zurück zu geben. Amor, der Liebesgott, kann das nicht länger mit anhören, interveniert bei Jupiter und überbringt Orpheus die Nachricht, dass er seine geliebte Eurydike aus dem Totenreich zurückholen darf. Die Sache hat bloß einen Haken. Er darf sich auf dem Rückweg nicht nach ihr umschauen.
Außerdem muss er auf dem Weg in den Hades vorbei an Cerberus und den Furien, den kampflustigen Wächterinnen und Wächtern der Unterwelt.
Zweiter Akt – Orpheus in der Unterwelt
Orpheus betrachtet diese Auflagen nicht als Problem, denn er vertraut auf seine Gesangskünste in Verbindung mit seiner Leier und beschert damit der Operngeschichte einige Glanznummern für Tenöre. (Tausend Qualen, drohende Schatten...)
Aber so richtig berühmt ist der zweite Akt wegen seines Furientanzes. Diese Ballettnummer wurde von Gluck für den Choreographen Angiolini komponiert, und zwar für die Pariser Fassung.
Verwandlung: Endlich im Elysion gelandet, stellt sich für Orpheus ein anderes Bild dar, als er und wohl alle Lebenden es sich vorstellen. Hier herrscht Ruhe, Frieden, Freude, Harmonie, in die Orpheus durch seine Nervosität Unruhe und Hektik hineinbringt. Als er jedoch zu seiner Leier greift und singt, wird seine Gattin Eurydike angelockt. Mit geschlossenen Augen greift er ihre Hand und eilt hinaus, ohne sich umzusehen. Bis dahin läuft alles nach Plan.
Dritter Akt – Eurydikes Tod
Leider hat Orpheus keine Zeit, seiner Frau die Modalitäten ihrer Befreiung zu erläutern. Fast sind Orpheus und Eurydike oben und sehen schon das Ende des Tunnels, da kommt Eurydike in Verkennung der Situation ins Grübeln. Soll sie wirklich mit einem Mann mitlaufen, der sie lediglich schnappt und nicht einmal ansieht? Eigentlich hat ihr das Elysion weitaus mehr zu bieten als diese eheliche Nichtbeachtung. Als sie ihn vor das Ultimatum stellt – entweder er schaut sie an oder sie geht zurück ins Totenreich – dreht er sich irritiert um. Vielleicht wollte er ihr ja nur den Ernst der Lage erklären. Wie dem auch sei, im selben Augenblick bricht Eurydike tot zusammen, was wiederum Orpheus zu seinem berühmten Klagelied veranlasst: Ach, ich habe sie verloren. Glücklicherweise wird Amor bei seinem Gesang schwach und erweckt Eurydike wieder zum Leben.
Somit schließt diese Opernfassung mit einem offenen Ende, den die Regisseure gern unterschiedlich ausgestalten.
Orpheus und Eurydike, Oper in drei Akten mit Musik von Christoph Willibald Gluck.
Orpheus und Eurydike (deutsch), Orfeo ed Euridice (italienisch), Orphée et Euridice (französich). Das Libretto schrieb von Ranieri de’ Calzabigi. Die Oper spielt im antiken Thrakien. Spieldauer der Wiener Fassung beträgt zwei Stunden, der Pariser Fassung zweieinhalb Stunden. Für die Pariser komponierte Christoph Willibald Gluck extra eine Ballettmusik, ohne die eine Aufführung keinen Erfolg gehabt hätte. Es hätte sich auch kein Theater gefunden, das diese Oper aufgeführt hätte.
Personen
Orpheus (Altus/Tenor)
Eurydike (Sopran)
Amor (Mezzosopran)
Chor: Hirten und Hirtinnen, Furien, Selige Geist
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Opera North: Orpheo – indische + klassische Barockmusik als Paar
Können Sie sich „Orpheo“ mit indischen Instrumenten vorstellen? Nein?
Können Sie sich „Orpheo“ mit Barockinstrumenten vorstellen? Ja?
Beides zusammen klingt überraschend phänomenal. Ich bin begeistert.
Orpheus, Oper von Monteverdi, Degun
Aufnahme vom 20. Oktober 2022 Opera North
Gesungen auf Italienisch, Urdu, Malayalam, Bengali, Panjabi, Hindi, Tamil
Musikalische Leitung und Cembalo – Laurence Cummings
Musikalische Leitung und Sitar – Jasdeep Singh Degun
Untertitel auf Englisch
Online auf OperaVision bis 30. April.2023 um 12:00 MEZ
Staatstheater Augsburg: Virtual Reality + Realität – mit Orpheus in die Unterwelt
Mit Orpheus in die Unterwelt gehen, eintauchen in das Paradies, auf der Suche nach Eurydike, das ist für Opernbesucher im Augsburger und Ingolstädter Theater möglich.
Virtual Reality – mit der VR-Brille in der Oper.
Auf ihrem Weg ins Elysium schauen sie nach rechts und links, oben und unten – überall wandeln sie durch rosa Blumen und Sonnenschein.
Sie hören Orpheus und den Chor singen, und zwar in echt! Ebenso die Musik direkt aus dem Orchestergraben. Paradiesische Zustände für einen echten Opernfan.
Durch die Höllenhunde hindurch führt ein etwas gruseliger Weg, denn die Furien greifen von oben an, siehe Inhalt / Handlung: Orpheus und Eurydike – Oper von Christoph Willibald Gluck
Das Elysium offenbart sich als Wellness-Oase mit kuscheligen Kissen zum Ausruhen. Nur der Weg zurück in die Oberwelt erweist sich als Kulturschock, einschließlich des obligatorischen Migrantenlagers. Wer – außer Eurydike – möchte da nicht lieber ins Elysium zurück?
Virtual-Reality-Design für C.W. Glucks Oper „Orfeo ed Euridice“ am Staatstheater Augsburg
Mit Virtual-Reality-Brillen bestückt erlebt das gesamte Publikum eine Oper direkt mittendrin.
Intendant André Bücker inszenierte die Oper Orpheus und Eurydike von C.W. Gluck am Staatstheater Augsburg. VR-World-Designer Christian Schlaeffer gestaltete die Animation der VR-Sequenzen, von den Skizzen bis zum Rendering. Diese Arbeit stellt er im Raumwelten-Kongress dem virtuellen Publikum vor. Ein Applaus war ihm sicher, wenn auch nicht hörbar.
Stuttgarter Ballett und Staatsoper Stuttgart – Gemeinschaftsprojekt
Orphée et Euridice mit Musik von Christoph Willibald Gluck
Zu Herzen gehend ist der Schmerz über die tote Eurydike, den Orpheus Kenneth Tarver in seinem Klagelied besingt. Mitfühlend ist der Trost, der ihm von Ballett und Chor gespendet wird.
Ballett und Chor bilden konzentrische Kreise um Orpheus herum, jeweils eine Hand greift den Ellenbogen des Vorderen. Weiße Arme vor dunklen Kostümen (Emma Ryott) bilden eine Schlangenlinie, wiegen Orpheus in Wellenbewegungen hin und her. Eine Szene, die im Gedächtnis bleibt.
Kenneth Tarver als Orpheus besticht durch seine klar strömende Stimme und stellt überzeugend den verzweifelten Ehemann dar, der seine geliebte Eurydike Alla Kravchuk und Catriona Smith verloren hat. Neben seinem hellen Tenor glänzt er mit geschmeidigen Bewegungen als Tänzer, flankiert vom Ballett.
Ballett und Chor treiben die Handlung voran, bilden häufig eine Einheit, die sich dann organisch auflöst. Während sich der Chor am Rande platziert, entwickeln sich im Ballsaal die großen Solotänze mit den vier Soliste-Paaren: Alicia Amatriain, Rachele Buriassi, Magdalena Dziegielewska/Laura O Malley, Oihane Herrero und Roland Havlica, Alexander Jones, Dimitri Magitov, William Moore. Im Furientanz überwiegen abgehackte, aggressive Bewegungen. In der Unterwelt hingegen herrscht Freude und Harmonie. Weiße Glitzerkleider, fließende Bewegungen, Ruhe und Geborgenheit.
Christian Spuck, Choreograph und Regisseur, führt Ballett und Oper zusammen, und zwar gleichwertig. Sowohl Sänger als auch Tänzer profitieren von dieser Zusammenarbeit, am meisten allerdings der Chor. Der Stuttgarter Staatsopernchor – musikalische Einstudierung Michael Alber – knüpft damit an Erfolge an wie zum Beispiel „Pique Dame“ oder „Mahagonny“. Gesanglich seit Jahren auf gleich hohem Niveau, war der Chor leider vom Szenischen und Tänzerischen in den letzten Produktionen stark unterfordert. Der Choreograph Christian Spuck stellt Gestik und Bewegung in den Vordergrund. Genauer gesagt, der Chor wird zu einem singenden Hände-Arme-Swing-Ballett.
Yuko Kakuta als Gesangs-Amor schwebt mit Hilfe von vier geflügelten Tanz-Amori (Wie mag bloß der Plural von Amor heißen?) von einem Stuhl-Podest zum anderen. Mit runder, voller Stimme übertönt sie Chor und Orchester. Keck dirigiert sie die Amor-Tänzer – Suite De L‘ Amour: Tomas Danhel, Laurent Guilbaud, Mikhail Soloviev, Arman Zazyan – die Ihren Gesang in Bewegung übersetzen, während Bernt Parolin als Solo-Amor parallel ein Eigenleben führt.
Haben Sie sich auch schon gefragt…
… warum sich Orpheus umdreht, obwohl er doch weiß, dass er damit seine geliebte – dem Totenreich entrissene – Eurydike verliert?
Christian Spuck liefert in seiner Inszenierung „Orphée et Euridice“ eine passende Erklärung.
Orpheus erscheint nicht nur eine Eurydike, nein, gleich acht geklonte junge Frauen mit gleicher rotbrauner Lockenpracht und gleichem weiß glitzerndem Abendkleid schweben im Elysion um ihn herum und begleiten ihn auf dem Weg zu den Lebenden.
Zwei von ihnen singen – Alla Kravchuk und Catriona Smith teilen sich die Partie – und zwar aus unterschiedlichen Richtungen. Orpheus irrt zwischen all den Eurydiken herum, immer bemüht, ja keine anzuschauen, trotz Eurydikes Vorwürfen von rechts und links. Sie empfindet sein Nichtbeachten als Lieblosigkeit ihr gegenüber. Da muss ein Mann sich doch umsehen dürfen, ob ihm eine – und wenn ja, die richtige – folgt! Und peng patsch, ist es passiert, ohne dass ihn irgendwelche Schuld trifft.
Ist doch logisch, oder 😉
Christian Spuck hält noch andere Regie-Einfälle bereit bis zum Schluss. Er lässt Orpheus nicht einfach seine Eurydike verlieren, auch endet das Stück nicht mit der glücklichen Wiedervereinigung von Orpheus und Eurydike. Er setzt noch eins drauf…
Orphée et Euridice – Bühnenbild:
In diesem Punkt profitiert eindeutig das Ballett von der Oper. Christian Schmidt stellt die Bühne als einen in die Jahre gekommenen Tanzsaal im klassizistischen Stil dar, mit einer Bühne für das Orchester und genügend freien Platz zum Tanzen. Stühle, die aus einer Büro-Kantine entliehen sein könnten, werden hin und her getragen; manchmal auf einen Haufen gelegt; dienen als Sitzgelegenheit oder Podest. An der Decke Kronleuchter, die die Stimmung vorgeben. Licht: Reinhard Traub
Orphée et Euridice – Kostüme:
Oberwelt und Unterwelt wird äußerlich bestimmt durch die Kostüme von Emma Ryott. Im Hades, der Schattenwelt vor dem Totenreich, tragen alle schwarze Kostüme. Schwarz sind Chor, Tänzer und Sänger gekleidet, in einem Territorium, das die Lebenden noch sehen können und das ihnen Angst macht.
In der Totenwelt, jener „Insel der Seligen“, herrscht Freude und Harmonie. Sichtbar durch weiße Glitzerkleider, fließende Bewegungen.
Sowohl schwarz als auch weiß, die Kleider glitzern – lang bei den Chordamen, kurz bei den Tänzerinnen. Im Stil sind sie gleich; Typ schlichte Abendkleider. Die Herren kleiden sich in schwarze und weiße Anzüge – die Tänzer mit nacktem Oberkörper unter dem Jackett.
Lediglich Amor(in) Yuko Kakuta trägt als einzige kein schwarzes oder weißes Kostüm, sondern ein rosarotes Glitzerkleid wie ein Revuegirl. Passend klein von Statur verbreitet sie als feuriger Amor eine Pfiffigkeit, die einfach mitreißt.
Orphée et Euridice
Tragédie Opéra in drei Akten von Christoph Willibald Gluck
Eine gemeinsame Produktion von Staatsoper Stuttgart und Stuttgarter Ballett
Musikalische Leitung Nicholas Kok
Regie und Choreographie Christian Spuck
Bühne Christian Schmidt
Kostüme Emma Ryott
Licht Reinhard Traub
Chor Michael Alber
Dramaturgie Sergio Morabito
Besetzung:
Orphée Kenneth Tarver
Euridice Catriona Smith/Alla Kravchuk
L’Amour Yuko Kakuta
4 Solo-Paare:
Alicia Amatriain, Rachele Buriassi, Magdalena Dziegielewska/Laura O Malley, Oihane Herrero, Roland Havlica, Alexander Jones, Dimitri Magitov, William Moore
Suite De L‘ Amour:
Brent Parolin
Tomas Danhel, Laurent Guilbaud, Mikhail Soloviev, Arman Zazyan
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