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♫ Pnima – Oper ohne Worte von Chaya Czernowin

Zurück ans Licht – was ist hängen geblieben von dieser Geräuschmusik? Diese Musik in Bilder umzusetzen ist ein Kunststück der Regisseurin Yona Kim.

Kammeroper ohne Text, ohne Libretto, in der Stuttgarter Staatsoper.

Kind mit Seifenblasen, ins Spiel vertieftWer die Musik von Chaya Czernowin schon im Kammer♫ Pnima – Oper ohne Worte von Chaya Czernowin | Kulturmagazin 8ung.infokonzert gehört hat, wird sie sofort wieder erkennen. Viele Töne, Klänge, Geräusche, die mit den Musikinstrumenten erzeugt werden. Arien oder Musik im üblichen Sinne sind nur mit sehr viel Phantasie herauszuhören. In dieser Oper wird nur auf Vokale gesungen. Diese Vokalisen stellen Lieder dar, die Emotionen ausdrücken, wenn auch ohne Worte.
Die Regisseurin Yona Kim ist das Kunststück gelungen, die Bewegungen der Sänger und Darsteller exakt mit der Musik zu verbinden. Sie ist somit eher einer Choreographin vergleichbar. Yona Kim – und natürlich den Sängern/Darstellern, allen voran Yuko Kakuta – ist diese stimmige und unbedingt sehenswerte Inszenierung zu verdanken. Sie verlegt die Handlung in eine geschlossene Abteilung einer Psychiatrischen Anstalt. „Aus einem Irrenhaus“  wäre wohl der treffendere Titel.
Ein kleiner Junge lebt in einem Raum zusammen mit acht Erwachsenen, die alle einen psychischen Knacks haben. Der Junge reißt sich los und spielt für sich allein. Yuko Kakuta, die großartige Sängerin/Darstellerin, trifft genau den Charakter des Kindes.

Sie sitzen um den Tisch herum, essen; Tischmanieren sind out. Das Orchester spielt die Ess- und Schmatzgeräusche, ebenso das Zureichen der Speisen. Ein Mann in gestreifter Sträflingskleidung (Daniel Gloger, überzeugend von Stimme und Darstellung) sitzt vollkommen apathisch daneben, ohne zu essen. Irgendwann steht er auf und schaut durch ein kleines vergittertes Fenster, das aussieht wie die Luke in einer Gefängnistür oder in einem Irrenhaus. Letzteres trifft wohl eher auf die Personen zu. Sie stehen auf, reißen im Rhythmus Klebebänder ab, verkleben das Mobiliar mit dem senkrecht aufgestellten Fußboden. Nach einer Weile treffen sie wieder am Tisch zusammen, um Karten zu spielen. Die immer heftiger werdenden Geräusche liefert das Orchester.

Der Junge versucht, ein Eigenleben zu führen. Aber dann nimmt er sich aber immer wieder der Personen an, die nach seiner Aktivität in Starre verfallen. Gesungen werden Urlaute, die das Kind und die Erwachsenen verbinden.
Ein Sturm, ausgelöst von Kindern in Nazi-Uniformen, fegt über die Gesellschaft hinweg. Mit der einkehrenden Ruhe stehen über hundert winkende Kinder auf der Empore und zeigen eine neue Zeit an. Hundert Kinder symbolisieren einen Neuanfang und einen Blick in die Zukunft.
Als alles vorbei ist, kommen die Bewohner zusammen, versuchen, ihre zerstörten Musikinstrumente mit Klebeband zu reparieren. Auch der kleine Junge zeigt jetzt Ticks. Alle leiden unter Schüttelkrämpfen und Zittern, von der Musik kommentiert.

Fazit: einfach irre – das muss man gesehen haben

 

Kammeroper ohne Worte, ohne Text, ohne Libretto: Dem Stuttgarter Publikum sind derartige Töne, die Geräuschhaftes in die Musik transportieren, nicht unbekannt, siehe „Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen“ von Helmut Lachemann und „Randolfs Erben“ von Ruedi Häusermann…

Pnima von Chaya Czernowin

Staatsoper Stuttgart
Musikalische Leitung Johannes Kalitzke
Regie Yona Kim
Bühne Herbert Murauer
Kostüme Katharina Weissenborn
Licht Reinhard Traub
Klangregie Dieter Fenchel
Dramaturgie Angela Beuerle, Albrecht Puhlmann

Besetzung
Frauenstimme, hoch Yuko Kakuta
Frauenstimme, tief Noa Frenkel
Männerstimme, hoch Daniel Gloger
Männerstimme, tief Andreas Fischer

Klarinette Volker Hemken
Saxophon Rico Gubler
Posaune Uwe Dierksen
Singende Säge David Shively
Viola Mary Oliver
Violoncello Séverine Ballon

Staatsorchester Stuttgart
Statisterie der Staatsoper Stuttgart
Kinder aus Schulen in Stuttgart und Umgebung

Geräusche:


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