Eine lange Tradition hat dieses Gebäude hinter sich. Gebaut wurde es zwar auch als Herberge, aber zu anderen Zwecken.
Friedrich, der Soldatenkönig, baute Potsdam zur Garnisonsstadt aus.
Demzufolge schwamm die Stadt über von jungen Männern, die ihre Energie nicht immer in Schlachten austoben konnten. Wer von den kräftigen jungen Männern es geschafft hat, sich eine Partnerin zu angeln, besorgt sich einen Liebchen-Schein und bekommt somit das Anrecht, ein Zimmer oder Wohnung in dem langgestreckten Bau zu beziehen, dem „Haus für beweibte Grenadiere“.
Später kam auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Waisenhaus hinzu, ein „Abfallprodukt“ der Garnisonsstadt. Das Risiko der Soldaten, schneller ihr Leben zu verlieren als andere Berufstätige, ist enorm hoch. Nach jeder Schlacht, egal, ob verloren oder gewonnen, verringert sich das Heer um Familienväter. Folglich erhöht sich die Zahl der Waisen, was in einer Garnisonsstadt deutlich sichtbar wird.
Deshalb läßt der König ein Waisenhaus bauen, das erste bekannte seiner Art. Vielleicht war das für die vaterlosen Kinder die Chance auf eine bessere Zukunft, denn sie erhalten neben dem Drill eine Ausbildung. Sie lernen lesen, schreiben, rechnen. Ein guter Start in eine eigenständige Zukunft.
Nach dieser Zeit wandelt sich die Herberge vom Lazarett bis hin zu Amtsstuben. Behutsam renoviert, entwickelt es sich zu einem außergewöhnlichen Hotel in jeder Beziehung. Die Einteilung der Räumlichkeit ist gleich geblieben, seitlich ein langer Gang, von dem die Zimmer abgehen. Freundliches Personal betreut die Gäste, in dem es unter anderem Zimmer gibt, in denen sich Rollstuhlfahrer wohlfühlen.
Etwas ganz Besonderes ist das feudale Frühstücksbuffet.
Es beginnt mit einem frisch gepressten Smoothie, serviert vom freundlichen Service.
Dann kommt die Qual der Wahl. Brot oder Vollkornbrötchen, oder doch lieber helle Schrippen, Nusskuchen, Croissants, Laugenzöpfe oder duftende, frische Waffeln?
Herzhaften angemachten Quark oder Rührei mit Speck. Oh, diese Entscheidungen für diejenigen, die nur einen Magen haben und in absehbarer Zeit satt werden.
Ich probiere gerne etwas Neues und entscheide mich für ein Müsli mit mindestens 15 verschiedenen Backobstsorten. Ingwer, Rhabarber, Passionsfrucht, Waldbeeren, Bananen, Mango, Pflaumen, Aprikosen dazu Haferflocken und Dinkelflocken. Mehr geht nicht in meinen Magen und das Schälchen. Ein Genuss, wer lange vorhält.
Beim Trinken beschränke ich mich auf grünen Tee, obwohl loser Fenchelsamen und Minzblätter im Glas eben so lecker aussehen.
Dieses Frühstück ist ein Erlebnis für Feinschmecker, die das Ursprüngliche lieben.
Was macht das Hotel am Großen Waisenhaus so liebenswert?
Aufmerksamer Service, ein feudales Frühstück, das Gespür bei der Ausstattung der Zimmer. Die Freundlichkeit der Mitarbeiter entsteht nicht zufällig, sondern ist gewollt. Wie drückt es der Hoteldirektor Dieter H. Dudeck so schön aus: „Dieses Haus hat schon so viel Leid gesehen. Wir möchten dem mit unserer Arbeit etwas entgegensetzen.“
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