Schlagwort: Gerhard Möhringer-Gross

  • ♫ offenburger ensemble: Gedenkkonzert für Selma Merbaum

    ♫ offenburger ensemble: Gedenkkonzert für Selma Merbaum

    Das am 24.Februar 2024 zum 100.sten Geburtstag von Selma Merbaum angekündigte Konzert im historischen „Salmen“ in Offenburg entwickelt bei näherer Betrachtung eine Vielzahl von bedeutungsvollen Beziehungen, sowohl in die Vergangenheit als auch zur Gegenwart. So ist zum Beispiel der Konzerttermin der zweite Jahrestag der russischen Invasion in die Ukraine, der Veranstaltungsort die Wiege der Demokratiebewegung in Baden (1847), auch war er in seiner weiteren Geschichte lange Jahre eine Synagoge.

    offenburger ensemble

    offenburger ensemble im Salmen nach dem Konzert für Selma Merbaum

    Gerhard Möhringer, Spiritus Rector des offenburger ensembles, moderiert angenehm sachlich, unaufgeregt durch das Programm und beschränkt sich dabei auf wichtige historische Fakten. Weitere Ausschmückungen wären auch nicht angebracht, die knappen biografischen Anmerkungen sind so dermaßen dramatisch, daß einem beim Zuhören mehrmals der Atem stockt.

    Ursula Mamlok

    Den Anfang macht eine kurze, vierteilige Komposition für Klarinette und Klavier der jüdischstämmigen Komponistin Ursula Mamlock (1923-2016) mit dem Titel „Rückblick“. Mamlock ist in Berlin geboren, emigriert nach der Reichspogromnacht 1938 nach Südamerika, später lebt sie in den USA. Nach dem Tod ihres Mannes 1996 kehrt sie nach Berlin zurück in ihre „Geburtsstadt, nicht in meine Heimat. Meine Heimat ist die Musik“.

    Ursula Mamlok: „Rückblick“

    Das Stück, komponiert 2002, trägt die Satzüberschriften „Hurried“, „Elegy calm“, „With Energy“ sowie „Lament Mournful“. Ihre in der erweiterten Tonalität angesiedelte Musik beschreibt programmatisch die Erinnerung an die Reichspogromnacht wie Angst, lähmendes Entsetzen, Wut sowie Resignation. Es scheint, dass sie die Klarinette bewusst einsetzt, um Klezmer-Assoziationen zu erzeugen. Markus Raus (Klarinette) und Uschi Gross schaffen gleich zu Beginn eine dichte Atmosphäre, wobei der Klarinettist keine Extreme scheut, um diese hochexpressive Musik plastisch darzustellen.

    Xaver Paul Thoma: „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ (1984/1986)

    Im Zentrum stehen natürlich die vertonten Merbaum-Texte des aus Haslach im Kinzigtal stammenden Xaver Paul Thoma. Hier ereignet sich etwas ganz Besonderes: Ursula Bengel, die vor jedem der 7 Lieder „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ den Text rezitiert, spricht ihn nicht nur, sie nutzt ihre schauspielerische Kompetenz für eine Performance, die uns die Persönlichkeit dieser blutjungen Dichterin (sie wurde nur 18 Jahre alt) verlebendigt.
    Mit einfühlsamer Stimme und sparsamen Gesten agiert sie einmal verträumt, ein anderes Mal verzückt, aber auch traurig. Hilde Domin schreibt über die Gedichte: “Es ist eine Lyrik, die man weinend vor Aufregung liest, so rein, so hell und so bedroht“. Und dann die musikalische Umsetzung! Den gerade erlebten Text im Kopf (und im Herzen) lauscht man der Musik, die heftig, erschütternd, aber auch lautmalerisch und zart ist und kann sich nach dieser Vorbereitung ganz darauf einlassen. Und sie geht unter die Haut! Svea Schildknecht (Sopran) singt mit traumhafter Sicherheit und großem Ausdruck, Elmar Schrammel am Flügel lässt die Architektur der Musik plastisch erfahrbar werden, indem er den großen Dynamikumfang restlos auslotet.

    Elmar Schrammel, Xaver Paul Thoma, Svea Schildknecht, Ursula Bengel nach „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ von Selma Merbaum

    Eines der Lieder mit dem Titel „Spürst Du es nicht“ hat Xaver Paul Thoma in den 1980er Jahren (er ist Jahrgang 1953) ein zweites Mal vertont, unabsichtlich im Abstand von etwa zwei Jahren. Man erhascht dadurch einen seltenen Blick in seine „Komponistenwerkstatt“ und resümiert, er kann auch mit anderen Worten (Tönen) inhaltlich dasselbe sagen…

    Das renommierte Offenburger Streichtrio mit Frank Schilli, Violine, Rolf Schilli, Viola und Martin Merker, Violoncello umrahmt Merbaum/Thoma mit Werken von Hans Krasa (1899-1944) sowie Gideon Klein (1919-1945). Wie an den Lebensdaten unschwer zu erkennen, starben beide (jüdische) Komponisten im KZ.

    Hans Krasa

    Krasa, in Prag geboren, sprach deutsch und studierte bei Alexander von Zemlinsky an der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst in Prag. Nach Studienaufenthalten in Berlin und in Frankreich bei Albert Roussel arbeitete er als Korrepetitor am Deutschen Theater in Prag. Hauptsächlich bekannt wurde er mit seiner Oper „Verlobung im Traum“, die 1933 in Prag unter der Leitung von George Szell uraufgeführt wurde. 1938 schrieb er, zusammen mit dem Librettisten Adolf Hoffmeister die Kinderoper „Brundibar“, die, nachdem er 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert worden war, etwa 55 Mal dort gespielt wurde.

    Hans Krasa: „Tanz“ für Streichtrio

    Der „Tanz“ für Streichtrio, der in Offenburg erklingt, eines seiner letzten Werke, 1943 in Theresienstadt komponiert ist Musik eines „Wissenden“. Er wusste, dass er dieses Ghetto nicht überleben würde.
    Das kollagenhafte, impressionistische Stück, das auch tschechische Folklore aufscheinen lässt, ist weder bitter noch wehleidig. Es ist virtuos komponiert und erfüllt die Absicht seines Schöpfers, in seiner Musik zu „überleben“. An die Interpreten stellt solch eine Musik mehrfache Anforderungen. Sie muss natürlich von der Faktur her professionell realisiert sein. Darüber hinaus fordert sie aber eine „informierte“ Interpretation, die beim Zuhörer ankommt. Und diese scheint man zu spüren, wenn sich die Musiker des Offenburger Streichtrios dieser Musik annehmen.

    Gideon Klein

    Ebenso gelingt den drei Herren die Darstellung des dreisätzigen Streichtrios von Gideon Klein (1919 – 1945).
    20 Jahre jünger als Hans Krasa, hatte er wesentlich weniger Zeit und Möglichkeiten, sich als begabter Pianist, der er war, sowie als Komponist zu entfalten. Sowohl sein Studium der Musikwissenschaft als auch der Komposition bei Alois Haba musste er 1940 abbrechen. Ebenso wurde ihm die Annahme eines Studienplatzes an der Royal Academy of Music in London verwehrt. Eine Zeitlang trat er unter dem Pseudonym Karel Vranek auf. 1941 wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er u.a. auf die Komponisten Hans Krasa, Victor Ullmann und Pavel Haas traf.
    Das Streichtrio von 1944 ist seine letzte Komposition. 9 Tage nach dessen Uraufführung wurde er nach Auschwitz deportiert.

    Gideon Klein: „Streichtrio“

    Ähnlich wie bei Krasa wird die Musik nicht von resignativer Stimmung dominiert. Im Gegenteil: Der erste Satz springt einen geradezu an mit seiner überschäumenden Quirligkeit und Kraft. Der zweite Satz, ein mährisches Wiegenlied mit sieben Variationen ist das Herzstück der Komposition.
    Die Vielfalt an Gestalt und Stimmung der Variationen ist ganz große Musik und berührt stark. Spätestens hier beginnt man zu ahnen, was der Musikwelt durch den frühen Tod dieses begnadeten Komponisten für immer vorenthalten bleibt. Der dritte Satz ist groteske rhythmisch vertrackte hochvirtuose Musik, die mehrmals das Klangbild eines Streichtrios zu sprengen scheint. Einerseits kongenial für diese Besetzung geschrieben, könnte man es sich auch für ein größeres, gemischtes Ensemble vorstellen.

    Samstag, 24. Februar 2024, 17 Uhr      
    Salmen Offenburg     
    Konzert zum 100. Geburtstag von Selma Merbaum (1924-1942)
    mit Musik von Ursula Mamlok, Hans Krasa, Gideon Klein und Xaver Paul Thoma

    Die zahlreichen ZuhörerInnen applaudieren stark und verlassen den Saal nur ganz zögerlich, sich austauschend und dabei spürend, eine wertvolle kollektive Erfahrung gemacht zu haben. Dieses außergewöhnlich intensive und reiche Konzertprogramm könnte man sich auch in Kammermusikzyklen europäischer Metropolen vorstellen. Umso wertvoller, diese Schätze in der beschaulichen badischen Provinz erleben zu dürfen.
    Offenburg kann stolz darauf sein, solche Künstler in seinen Reihen zu haben, die den Namen Ihrer Stadt in die Musikwelt hinaustragen.

    Über den Autor

    Wolfgang Wahl, Jahrgang 1948, ist ein im Ruhestand lebender Geiger, Bratscher und Geigenbauer.
    Er war 40 Jahre Mitglied der 1. Geigengruppe des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg. Als Bratscher spielte er in Ensembles wie dem Ensemble 13, wo er viel zeitgenössische Musik (ur-)aufgeführt hat. Im Barockensemble „Parnassi musici“ brachte er seine beiden Instrumente auch in historischer Version zum Erklingen.
    Kammermusikspiel war und ist ihm wichtig. Er beschäftigt sich weiterhin aktiv mit Musik, coacht gerne junge MusikerInnen oder schreibt auf, wie sich seine Arbeitsweise im Alter verändert.
    Als gelernter Geigenbauer hat er eine weitere Perspektive auf Streichinstrumente und steht in regem Austausch mit jüngeren neubautreibenden Geigenbauern.
    In den letzten Jahren erprobt er sich zudem als Moderator von Konzerten und schreibt gelegentlich für Fachmagazine.

    Mehr vom offenburger ensemble

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  • ♫ Konzert: Xaver Paul Thoma zum 70. mit offenburger ensemble

    ♫ Konzert: Xaver Paul Thoma zum 70. mit offenburger ensemble

    Das „Offenburger Ensemble“ gibt am 23.07.2023 ein Konzert aus Anlass des 70. Geburtstags von Xaver Paul Thoma in der Klosterkirche zu Haslach im Kinzigtal.

    Die Erwartungen des „handverlesenen“ Publikums, das sich am Sonntag, den 23. Juli 2023 um 19 Uhr in der Haslacher Klosterkirche einfindet, werden reichlich belohnt. Durch das Programm, das natürlich aus Werken Thomas, aber auch einem Reger-Stück besteht, führt kenntnisreich, einfühlsam und humorvoll der Leiter des offenburger ensembles, Gerhard Möhringer-Gross. Er schafft von Anfang an eine persönliche Atmosphäre, die den Anlass spüren lässt und auf den aus Haslach stammenden Jubilar zugeschnitten ist.

    Konzert: Offenburger ensemble spielt Kompositionen von Xaver Paul Thoma: Gerhard Möhringer-Gross, Moderation

    Fantasie 25 „Brief an Rolf für Bratsche solo“ op.193 von Xaver Paul Thoma

    Konzert: Offenburger ensemble spielt Kompositionen von Xaver Paul Thoma: Rolf Schilli, Bratsche

    Von der guten Akustik der Kirche können sich die Zuhörer gleich beim ersten Stück überzeugen. Es ist die Uraufführung der Fantasie „Brief an Rolf“ aus „25 Fantasien für Bratsche solo“ op.193 von X.P.Thoma. Der Empfänger des Briefs, Rolf Schilli, verhilft diesem „historischen Akt“ mit seinem differenzierten und packenden Spiel gleich zu einem ersten Höhepunkt des Abends.
    Besonderheiten dieser „Briefe an…“ sind einerseits die vertonbaren Buchstaben von Vor-und Nachname sowie besonderer Vorlieben beziehungsweise Eigenschaften, des Widmungsträgers. Man könnte sagen, es entsteht in jedem dieser „Briefe“ ein musikalisches Portrait.

    “Die Blumen II“ für Sopran solo op.146A von Xaver Paul Thoma

    Konzert: Offenburger ensemble spielt Kompositionen von Xaver Paul Thoma: Svea Schildknecht Sopran

    Der zweite Programmpunkt ist ein Sologesang für Sopran, “Die Blumen II“ op.146A nach einem Gedicht von Pedro Calderon de la Barca in einer Übersetzung durch August Wilhelm Schlegel. Das heißt: spanische Renaissance-Lyrik eines der bedeutendsten Dichter, Dramatiker und Philosophen in einer Übersetzung des Mitbegründers der neuen romantischen Schule. Svea Schildknecht (Sopran) wagt sich an die größte Ansprüche stellende Komposition und erschafft mit ihrer reichen, klaren Stimme ein Kleinod, eine überzeugende Umsetzung des Textes und der Musik.

    „7 Splitter“ für Violine und Klavier op.149 von Xaver Paul Thoma

    Konzert: Offenburger ensemble spielt Kompositionen von Xaver Paul Thoma: Uschi Gross, Klavier und Frank Schilli, Geige

    Bei der nächsten Thoma-Komposition, den 7 Splittern für Violine und Klavier op.149 (2006) hatte Gerhard Möhringer-Gross die geniale Idee, drei Ortenauer Künstler miteinander zu kombinieren. Er lässt zwischen den Stücken Gedichte des in Hausach ansässigen Lyrikers Jose´ A. Oliver lesen (Ursula Bengel, Rezitation). Diese Gedichte aus dem Sammelband „Holzgefährten“ sind von Armin Göhringer – dem lebenden und arbeitenden regionalen Holzbildhauer – angeregt und ihm gewidmet.
    Die Musik hat einen besonderen Anlass beziehungsweise Hintergrund. Durch seine Tätigkeit als Pädagoge inspiriert, komponierte Thoma diese 7 Stücke für den Wettbewerb „Jugend musiziert“. Er schreibt dazu: “komponieren für Musikschüler bedeutet nicht, schülerhaft zu komponieren. Das Gegenteil ist notwendig“ und: “trotzdem werden in dieser Kürze möglichst viele Facetten des musikalischen Ausdrucks erwartet“. Und weiter: “auch wenn manchmal ernste Töne nicht ausgespart werden, soll freilich der Spielwitz nicht zu kurz kommen“. All das erfährt durch die Interpretation von Frank Schilli, Violine und Uschi Gross, Klavier eine ebenso souveräne wie eindrucksvolle Darstellung. Man fühlt sich das eine oder andere Mal an den aphoristischen Komponierstil Anton v. Weberns erinnert. Die Gedichte beschreiben sehr schön das Holz als ästhetisch-lebendigen Werkstoff, was eine Verbindung zu den edlen Ahorn- und Fichtenhölzern herstellt, aus denen Streichinstrumente gebaut sind.

    „Serenade Nr. 2 G-Dur“ für Flöte, Geige und Bratsche op.141a von Max Reger

    Konzert: Offenburger ensemble spielt Kompositionen von Max Reger: Peter Stöhr, Flöte; Frank Schilli, Violine; Rolf Schilli, Bratsche

    Dass in diesem Thoma-dominierten Konzertprogramm auch ein Reger-Werk erklingt, nämlich die Serenade op.141a für Flöte, Geige und Bratsche, ist mit Bedacht gewählt. X. P. Thoma beschreibt in seinen biographischen Texten oft seine Affinität zur Regerschen Musik und auch, wie diese ihn in seiner Jugendzeit geprägt hat. Zum Anderen erklingt am Ende des Abends seine „Musik für Flöte, Violine und Bratsche“op.131.
    Max Reger schuf sein op.141a am Ende seines kurzen Lebens, als er sich 1915 eine Villa in Jena gekauft hatte und plante, dort ein neues Kapitel seiner Komponistenlaufbahn einzuschlagen, von ihm selbst „freier jenaischer Stil“ genannt. Die 3-sätzige Komposition vereint in überlegener Manier alle Regerschen Tugenden: Einfallsreichtum, virtuose Satztechnik, Tiefgründigkeit ebenso wie Volkstümlichkeit. Und das alles mit leichter Hand geschrieben.
    Die Umsetzung durch das Offenburger Ensemble mit Peter Stöhr Flöte, Frank Schilli Violine, sowie Rolf Schilli Bratsche gerät absolut kongenial und stellt mit seiner mitreißenden Musizierlust einen weiteren Höhepunkt des Abends dar.

    „Musik für Flöte, Violine und Bratsche“ op.131 von Xaver Paul Thoma

    Konzert: Offenburger ensemble spielt Kompositionen von Xaver Paul Thoma: Peter Stöhr, Flöte; Frank Schilli, Violine; Rolf Schilli, Bratsche

    Die schon erwähnte Musik für Flöte,Violine und Bratsche op.131 schrieb X.P.Thoma 2003 für das Offenburger Ensemble. Uraufführung und Anlass waren der 50. Geburtstag des Komponisten und Aufführungsort derselbe wie heute. Und auch die 3 Musiker waren damals wie heute dieselben: Peter Stöhr, Frank Schilli und Rolf Schilli.
    In diesem Stück, dessen Besetzung durchaus mit Bezug gewählt wurde, zeigt Thoma seine ganze Schreibkunst für diese Gattung. Neben vielen tiefgründigen und innigen Momenten scheint ihm auch mal der Griffel auszurutschen und er skizziert kurz und treffend Tänze sowie Tänzer, die auch mal am Rhythmus scheitern…

    7 Lieder „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ für Sopran und Klavier op.37A von Xaver Paul Thoma

    Konzert: Offenburger ensemble spielt Kompositionen von Xaver Paul Thoma: Elmar Schrammel, Klavier und Svea Schildknecht, Sopran

    Möglicherweise der Gipfelpunkt in dieser eindrucksvollen Werkschau sind die 1984/86 entstandenen 7 Lieder „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ der nur 18 Jahre alt gewordenen Selma Meerbaum-Eisinger für Sopran und Klavier op.37/A.
    X.P.Thoma bekennt, dass er die Gedichte zu einem Zeitpunkt gelesen und vertont hat, an dem er noch nichts über ihr persönliches Schicksal wußte. Es war also für ihn allein die Qualität sowie die Botschaft Inspiration, sich an die Kompositionsarbeit zu machen. Die Texte sind bei aller Kürze so eindringlich und emotional, dass man sich schon durch das gesprochene Wort völlig hineingezogen fühlt in ihre Welt.

    Konzert: Offenburger ensemble spielt Kompositionen von Xaver Paul Thoma: Ursula Bengel, Sprecherin

    Allerdings muß hier der alle Texte des Abends rezitierenden Ursula Bengel ein großes Lob gezollt werden. Schöner und zu Herzen gehender kann man diese zarte Lyrik nicht zum Leben erwecken!
    Eine Besonderheit des Komponier-Procederes soll hier noch erwähnt werden: X.P.Thoma komponierte die ersten 3 Gedichte 1984. Im Jahr 1986 wagte er sich, nachdem andere Arbeiten die Erinnerung daran etwas verdrängt hatten, erneut an diese Gedichte. Er vertonte IV bis VII, wobei ihm zunächst nicht auffiel, dass er „Spürst Du es nicht“ schon früher vertont hatte. Einmal erkannt, entschied er sich, die zwei recht unterschiedlichen Kompositionen beide im Zyklus zu belassen. Eine kluge Entscheidung, bekommt doch die Reihung dadurch etwas Rundes und zeigt andererseits die kreative Schreibkunst Thomas auf eindrucksvolle Weise.
    Svea Schildknecht, Sopran und Elmar Schrammel, Klavier sowie Ursula Bengel, Rezitation schufen gemeinsam ein an Eindrücklichkeit, musikalisch zwingendem Ausdruck und sensibler Annäherung an eine frühbegabte, leidenschaftliche Lyrikerin nicht zu überbietendes Gesamtkunstwerk, dessen Wirkung lange nachhallen wird…

    Konzert: Offenburger ensemble spielt Kompositionen von Xaver Paul Thoma: offenburger ensemble mit Xaver Paul Thoma beim Schlussapplaus in der Klosterkirche

    Am Ende großer Beifall für ein Ausnahme-Konzert, für einen Ausnahme-Komponisten im idyllischen Haslach, dargeboten von den Mitgliedern des Offenburger Ensembles. Eine Sternstunde…

    Konzert in der Haslacher Klosterkirche

    Sonntag, den 23. Juli 2023, 19 Uhr
    Klosterkirche Haslach
    Konzert
    Xaver Paul Thoma zum 70. Geburtstag
    Es spielt das offenburger ensemble

    Über den Autor

    Wolfgang Wahl, Jahrgang 1948, ist ein im Ruhestand lebender Geiger, Bratscher und Geigenbauer.
    Er war 40 Jahre Mitglied der 1. Geigengruppe des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg. Als Bratscher spielte er in Ensembles wie dem Ensemble 13, wo er viel zeitgenössische Musik (ur-)aufgeführt hat. Im Barockensemble „Parnassi musici“ brachte er seine beiden Instrumente auch in historischer Version zum Erklingen.
    Kammermusikspiel war und ist ihm wichtig. Er beschäftigt sich weiterhin aktiv mit Musik, coacht gerne junge MusikerInnen oder schreibt auf, wie sich seine Arbeitsweise im Alter verändert.
    Als gelernter Geigenbauer hat er eine weitere Perspektive auf Streichinstrumente und steht in regem Austausch mit jüngeren neubautreibenden Geigenbauern.
    In den letzten Jahren erprobt er sich zudem als Moderator von Konzerten und schreibt gelegentlich für Fachmagazine.

    Mehr von Xaver Paul Thoma

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  • ♫ Jubiläums-Festival-Konzert: 25 Jahre offenburger ensemble und Gäste

    ♫ Jubiläums-Festival-Konzert: 25 Jahre offenburger ensemble und Gäste

    c478e1e59b3f4184bb0eeae28aa45a82Dieses professionelle „offenburger ensemble“ unter der Leitung von Gerhard Möhringer-Gross spielt seit einem Vierteljahrhundert vorwiegend Werke des 20. und 21. Jahrhunderts. Zahlreiche Kompositionen haben sie uraufgeführt. Immer wieder laden sie junge Instrumentalisten ein, um ihnen eine Auftrittsplattform zu bieten.

    Festkonzert im Schillersaal in Offenburg zum 25jährigen Jubiläum des offenburger ensembles.

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     Anton Wagner-Shibata, mehrmaliger Preisträger von Jugend-Musiziert.

    Er spielt im Jubiläumskonzert zwei Stücke von Giacinto Scelsi für Posaune solo aus dem Jahre 1956. Giacinto Scelsi arbeitet auf engstem harmonischen Raum, vielfach bewegt sich die Klangfarben-Melodie auf einem Ton, umspielt von Vierteltönen und kleinen Glissandi, wobei die Dynamik äußerst differenziert fast bei jedem Ton wechselt.

    „Ex Papiario“ von Herbert Söllner

    Musik für Kammerensemble (1996) enthält eine Fuge in h-moll aus dem Wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach, die der Komponist übermalt und verfremdet hat. Herbert Söllner komponierte es für das 10-jährige Bestehen des offenburger ensembles.

    Die Vorgabe war die Beschäftigung mit Johann Sebastian Bach

    Es ist also kein Zufall ist, dass die Tonfolge b-a-c-h als gemeinsames Element auch im „Nachtstück VIII“ von Xaver Paul Thoma – Bach-Reflexion für 13 Spieler (1997) erscheint. Der Begriff „Nachtstück“ geht auf die Romantik zurück, speziell auf E.T.A. Hoffmann. Xaver Paul Thoma setzt zarte Gebilde heftigen Attacken gegenüber. Wichtig ist ihm eine sehr variable Instrumentierung.

    Anette Winkler spielt „Satya II“ der rumänischen Komponistin Violetta Dinescu für Fagott solo.

    Es klingt wie improvisiert, ist aber, wie Gerhard Möhringer-Gross versichert, auskomponiert und ganz genau notiert.

    „Blaues Licht“ von Roland Breitenfeld

    Für 16 Instrumente mit Mezzo-Sopran & Live-Elektronik nach dem gleichnamigen Gemälde von Martin Dittrich (2004) – Vorgabe/Thema für dieses Konzert waren Bilder. Die Musiker des offenburger ensembles verteilen sich an allen Seiten des Schillersaals. Roland Breitenfeld greift am Schaltpunkt transformierend Motive und Klänge der Musiker auf. Damit bekommt die Komposition durch die Live-Elektronik bei jeder Aufführung die endgültige Klanggestaltung.

    „Méta-Harmonie“ von Otfried Büsing

    für 16 Instrumente und drei Vokalstimmen (2011) heißt die Uraufführung des heutigen Konzertes. Der Titel bezeichnet ein Werk des Schweizer Künstlers Jean Tinguely, der verschiedene Zahnräder, Achsen, Ketten und sonstige Metallteile in seiner kinetischen Kunst verbindet. Einmal angetippt, rattert dieses Perpetuum mobile los. Genau so klingt es. Schnelle, maschinenhafte Rhythmen wechseln sich mit zarten, beruhigenden Episoden ab. Jedes im offenburger ensemble vorkommende Instrument und auch die Vokalisten haben die Möglichkeit, aus dem ganzen Gewirr mit einer eigenen, kleinen Kadenz auf sich aufmerksam zu machen.

    25. Februar 2012 | Herzlichen Glückwunsch dem offenburger ensemble zum 25-jährigen Jubiläum.

    Das offenburger ensemble vereint 27 studierte professionelle Musikerinnen und Musiker. Sie präsentieren seit 1987 in bisher über 100 verschiedenen Konzertprogrammen Musik des 20. und 21. Jahrhunderts

    Zeitgenössisch:

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