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♫ Bayreuther Festspiele 2015: Siegfried – gleich 2 Frauen

Nach Rheingold (dem Vorabend) und Walküre ist Siegfried♫ Bayreuther Festspiele 2015: Siegfried - gleich 2 Frauen | Kulturmagazin 8ung.info die zweite Oper im Ring des Nibelungen. Unangefochten ist sie – wie der ganze Ring – eine musikalische Spitzenleistung. Wie 2013 und 2014 dirigiert auch in diesem Jahr Kirill Petrenko diese Oper, und zwar das letzte Mal.

Neu sind in diesem Jahr die beiden Gegenspieler Siegfried (Stefan Vinke) und Mime (Andreas Conrad).

w.balkon.festspielhaus.bayreuth (67)aStefan Vinke singt seine Partie melodisch mit jugendlich frischer Stimme, vor Kraft strotzend. Er kann genau so sehr sensibel sein mit vielen leisen Tönen.  Andreas Conrad besticht durch Textverständlichkeit, selbst wenn er zu den Köpfen der Diktatoren hochkraxelt. So richtige Gegensätze sind die beiden nicht, weder stimmlich noch als verkrachtes Stiefsohn/Stiefvater-Gespann. Beide führen ihr eigenes Leben, jeder nach seinem eigenen Vorteil suchend.


 

Siegfried, Brünnhilde und das Waldvögelchen

Eine Opern-Inszenierung muss sich nicht unbedingt an die vorgegebene Geschichte halten, wie die neckische letzte Szene im dritten Akt zeigt. Vielleicht hängt es auch mit dem neuen Siegfried zusammen.
Normalerweise kommen sich Siegfried und Brünnhilde hier näher, siehe ♫ Inhalt / Handlung: Siegfried – Oper von Richard Wagner

Siegfried ist schüchtern, weil er vorher noch nie eine Frau gesehen hat. Er hat zwar Herzbumpern, weiß es aber nicht zu deuten. Hier hilft Brünnhilde ihm auf die Sprünge. Nicht so bei Castorf, der die Beiden in ein ungemütliches Straßenlokal auf dem Alexanderplatz in Berlin verfrachtet – wahrscheinlich zu DDR-Zeiten. Biertische und Bierbänke müssen sie erst von der Plastikplane befreien. Dann setzen sie sich weit auseinander. Siegfried zeigt sich desinteressiert, während Brünnhilde näher rückt. Aus dem Hintergrund kommen lebensgroße Krokodile gekrochen, die das Maul aufsperren und mit dem Schwanz wedeln. Siegfried füttert sie, alldieweil Brünnhilde auf ihn einsingt. Die Kriegerin Brünnhilde (Catherine Foster), durch den jahrelangen Schlaf gestärkt, greift zum letzten Mittel. Kurz verschwindet sie und kommt in einem Hochzeitskleid zurück. Siegfried hat kaum einen Blick für seine Braut übrig, und jetzt wird auch klar, warum. Das Waldvögelchen (Mirella Hagen) kommt herein getanzt. Nach ein paar Drehungen verschwindet es im aufgesperrten Maul eines Krokodils. Im Schlussakkord zieht es Siegfried, dem die Liebesschwüre seiner Tante sichtlich auf die Nerven gehen, aus dem Krokodil heraus und nimmt es in den Arm. Ihm ist das flotte junge Waldvögelchen lieber als seine kraftstrotzende alte Tante. Brünnhilde jedoch, ausgeruht durch ein Jahrhundert-Schlaf und Kämpferin von Natur, schafft zum Schluss noch klare Verhältnisse. Bei fallendem Vorhang schubst sie das zarte Waldvögelchen weg und reißt Siegfried an sich – mit triumphierendem Blick zum Publikum. Na bitte, so hat Wagner ist doch gewollt 😉 .

Vieles bleibt nach wie vor im Dunkeln

Als Beispiel sei die Umwandlung des Schwertes Nothung in eine Kalaschnikow genannt. Auch im dritten Jahr entbehrt es jeglicher Logik.

 

 

Bayreuther Festspiele 2015: Siegfried – Oper von Richard Wagner

Besetzung
Musikalische Leitung: Kirill Petrenko; Regie: Frank Castorf; Bühne: Aleksandar Denic; Kostüm: Adriana Braga Peretzki; Licht: Rainer Casper; Video; Andreas Deinert, Jens Crull

Siegfried: Stefan Vinke; Mime: Andreas Conrad; Der Wanderer: Wolfgang Koch; Alberich: Albert Dohmen; Fafner: Andreas Hörl; Erda: Nadine Weissmann; Brünnhilde: Catherine Foster; Waldvogel: Mirella Hagen

 

Siegfried:

     

     

     

    Ring des Nibelungen: